Читать книгу Heißes Pflaster für Killer: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 30
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Mein Freund und Kollege Milo Tucker folgte der Limousine von Oleg Shkoliov zur Adresse 987 Trenton Road, Queens. Dort befand sich ein zehnstöckiges, quaderförmiges Gebäude. "Wonderland Center" stand in großen Neonbuchstaben an der Fassade. Es handelte sich um ein gewaltiges Einkaufszentrum. Unter seinem Dach gab es alles, vom Spielzeugladen bis zum Lebensmittel-Discounter.
Shkoliovs Limousine fuhr in die Tiefgarage ein. Milo folgte ihr mit dem Chevy aus dem Bestand unserer Fahrbereitschaft. Mehrere Stockwerke tief reichte die Tiefgarage in den Untergrund. Shkoliov und seine Männer fuhren bis in das unterste Parkdeck. Die Limousine bog in eine freie Parklücke ein.
Milo hatte Glück, in einer Entfernung von etwa zwanzig Metern selbst eine Lücke zu finden. Schon zuvor hatte er per Handy Verbindung mit dem Field Office aufgenommen, um Verstärkung anzufordern. Wenn etwas bei der Sache herauskommen sollte, musste Oleg Shkoliov rund um die Uhr überwacht werden. Es wurde dringend Zeit, dass Milo abgelöst wurde. Schon deshalb, weil er Oleg im "Hot Spot" persönlich begegnet war. So bestand immer die Gefahr, dass er wiedererkannt wurde.
Oleg Shkoliov stieg aus. Seine beiden Bodyguards flankierten ihn. Der Fahrer blieb im Wagen.
Milo verließ den Chevy, schloss fast geräuschlos die Tür und verbarg sich hinter einem der gewaltigen Betonpfeiler. Aus sicherer Deckung beobachtete er das weitere Geschehen.
Oleg blickte sich suchend um. Türen klappten. Aus einem Mercedes stiegen vier Männer in schwarzen Anzügen aus. Sie gingen auf Oleg und seine Leute zu. Einer der schwarz Gekleideten hob lässig die Hand an die Stirn, so als wollte er einen militärischen Gruß nachahmen.
Es wurde leise gesprochen. Keine Chance für Milo, mehr als nur zusammenhanglose Wortbrocken mitzubekommen. Zu dumm, dass hier jetzt kein richtiges Beschattungsteam mit entsprechender Ausrüstung im Einsatz ist!, ging es meinem Kollegen bitter durch den Kopf. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Unterhaltung per Richtmikro aufzunehmen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse hätten von unschätzbarem Wert sein können.
Oleg übergab dem Chef der Schwarzgekleideten einen Umschlag. Dieser steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts. Im nächsten Moment wurden Hände geschüttelt.
Irgendein Deal ging da über die Bühne. Ein Deal, bei dem Milo keine Ahnung hatte, worum es ging.
Es blieb ihm auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
Milo sah einen Laserpunkt über die Fahrzeugkarossen tanzen.
Instinktiv riss er die SIG hervor.
Er ahnte, dass es zu spät war, um noch das Schlimmste verhindern zu können.
Der erste Schuss krachte.
Oleg Shkoliov sank getroffen zu Boden.
Seine Leibwächter wirbelten herum, rissen ihre Waffen hervor und ballerten wild in der Gegend herum. Den ersten von ihnen traf es eine Sekunde später. Ein Laserpunkt tanzte auf seinem Kopf. Ein Projektil traf ihn mitten auf der Stirn. Er taumelte zurück, prallte gegen einen parkenden Toyota und rutschte an dessen Außenhaut zu Boden.
Weitere Laserpunkte tanzten. Die schwarz Gekleideten rissen ebenfalls Waffen hervor. Großkalibrige Automatik-Pistolen. Aber noch ehe der Erste von ihnen zum Schuss kam, gab es bereits zwei Tote unter ihnen. Die Überlebenden hechteten in Deckung.
Milo rannte dorthin, wo er die Mündungsfeuer aufblitzen sah. Von mehreren Seiten wurde jetzt geschossen. Milo war gezwungen, in Deckung zu gehen.
Ein wahrer Geschosshagel prasselte in Richtung der Leute, mit denen sich Shkoliov hatte treffen wollen. Schreie hallten wider, übertönten sogar die Schussgeräusche.
Als die Schüsse verebbten, tauchte Milo aus der Deckung hervor.
Ein Wagen wurde gestartet, brauste mit quietschenden Reifen davon.
Es handelte sich um einen Van mit getönten Scheiben. Er raste förmlich die Rampe empor, über die man auf die höheren Decks gelangen konnte. Die Seitenscheibe wurde heruntergelassen.
Ein eiförmiger Gegenstand wurde herausgeschleudert, landete auf dem Asphalt.
Eine Detonation folgte.
Ein grauer Nebel breitete sich aus. Es musste sich um ein sehr aggressives, ätzendes Gas handeln. Selbst auf die Entfernung hin konnte Milo sehen, wie Lack und Scheiben parkender Fahrzeuge angegriffen wurde. Von einem eher harmlosen Reizgas, wie es "Los Santos" in der Bronx verwendet hatten, konnte keine Rede sein!
Die Killer wollten offenbar verhindern wollen, dass irgendjemand ihnen folgen konnte.
Das Gas machte die Frontscheibe jedes Fahrzeugs innerhalb von Augenblicken vollkommen blind.
Milo spürte den stechenden Geruch.
Die Wolke breitete sich immer weiter aus.
Er hielt sein Taschentuch vor Mund und Nase, um die Luft notdürftig filtern zu können.
Eiskalte Killer, die keine Rücksicht auf Unbeteiligte nahmen, hatten hier zugeschlagen.
Milo rannte dorthin, wo Oleg Shkoliov und seine Leute niedergeschossen worden waren.
Die Bodyguards waren tot. In eigenartig verrenkter Haltung lagen sie auf dem Asphalt. Auch die Männer, mit denen er sich hatte treffen wollen, waren allesamt gnadenlos niedergestreckt worden.
Olegs Fahrer hatte in der vermutlich gepanzerten Limousine ausgeharrt. Jetzt stürzte er aus dem Wagen, riss eine Waffe hoch.
"Weg damit! FBI!" rief Milo, richtete die SIG auf ihn.
Der Chauffeur war unschlüssig.
"Noch liegt nichts gegen Sie vor. Aber der Angriff auf einen FBI-Agenten wäre ein schweres Verbrechen."
Er senkte die Waffe, hustete. Das ätzende Gas war bereits in geringer Konzentration bis hier her gelangt.
Milo feuerte einen Warnschuss ab.
"Auf den Boden mit dem Eisen!", rief er.
Der Chauffeur gehorchte indem er die Waffe fallen ließ.
Milo beugte sich zu Oleg Shkoliovs Leiche hinunter. Der Ukrainer lag zusammengekrümmt wie ein Embryo da. Er hatte Körpertreffer am Rücken und in der Nierengegend erhalten, überall war Blut. Aber unter der zerfetzten Kleidung wurde Kevlar sichtbar.
Milo drehte ihn an der Schulter herum.
Oleg hatte auch eine Kopfverletzung erlitten. Sie blutete stark. Milo fühlte an der Halsschlagader nach dem Puls. Es gab keinen Zweifel. Oleg Shkoliov lebte noch. Er stöhnte leicht. Ein röchelnder Laut kam über seine Lippen. Angst leuchtete in seinen Augen. Er wollte etwas sagen, öffnete den Mund. Aber kein Laut kam über seine Lippen. Milo sah zu dem Chauffeur.
"Kommen Sie, ich brauche Ihre Hilfe!"
Der Chauffeur kniff die Augen zusammen.
Die ersten Gasschwaden hatten sie erreicht.
"Wenn Sie noch lange zögern, stirbt nicht nur Ihr Boss!", rief Milo.
Die Erstarrung, die den Chauffeur befallen hatte, löste sich. Die beiden Männer nahmen Oleg Shkoliov in die Mitte, legten sich jeweils die Arme des Schwerletzten über die Schultern. Gemeinsam trugen sie ihn zu den Aufzügen.
Mit dem Lauf der SIG, die Milo noch immer in der Rechten trug, drückte mein Kollege auf den Knopf. Das Beißen in Augen und Rachen wurde unerträglich. Die Schiebetür öffnete sich. Sie stolperten hinein. Die Tür schloss sich selbsttätig. Mit einem Ruck bewegte sich die Liftkabine aufwärts.