Читать книгу Heißes Pflaster für Killer: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 33

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Zusammen mit meinen Kollegen Leslie Morell und Jay Kronburg fuhr ich in die Bronx. Wir benutzten einen unauffälligen Ford aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft.

Rico Jarmaine wohnte offiziell bei seiner Mutter in einem heruntergekommenen Brownstone-Haus in der 140. Straße.

Ich parkte den Ford am Straßenrand. Wir stiegen aus.

Das Haustürschloss war defekt. Die Klingelanlage ebenfalls. Wir betraten den Flur.

Ein Cracksüchtiger kauerte in einer Ecke. Seine Pupillen waren extrem geweitet.

Den Aufzug war außer Betrieb. Wir mussten die Treppe nehmen und gelangten Schließlich zur Wohnungstür von Eliza Jarmaine. Wir klopften. Keine Antwort.

"Hier spricht Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Bitte machen Sie die Tür auf!"

Die Antwort erfolgte in Form eines Schusses.

Eine Shotgun riss ein handgroßes Loch in die dünne Holztür.

Zum Glück hatten wir uns sicherheitshalber rechts und links mit genügendem Abstand postiert. Ein zweiter Schuss folgte, riss etwas oberhalb des ersten Einschusslochs die Tür auf.

"Seien Sie vernünftig!", rief Leslie Morell.

"Verschwindet!", rief eine weibliche Stimme.

Jay Kronburg und ich wechselten einen kurzen Blick, nickten fast gleichzeitig. Wir waren uns einig. Es war notwendig, dass wir losschlugen, bevor die Shotgun-Schützin nachladen konnte.

Jay öffnete die Tür mit einem gewaltigen Tritt, wich zur Seite. Ich stürzte als Erster in die Wohnung. Die SIG hielt ich in der Faust. Eine Mittvierzigerin mit gelockten Haaren stand vor mir, schob gerade eine weitere Patrone in den Lauf ihrer Shotgun.

Ich richtete die SIG auf sie.

"Fallen lassen!", brüllte ich.

Sie erstarrte, gehorchte dann.

Die Shotgun fiel zu Boden. Ich war froh, dass sich kein Schuss löste.

Jay folgte mir dicht auf. Ich senkte die Waffe. Von der Frau ging keine Gefahr mehr aus. Ich hielt ihr meine ID-Card unter die Nase.

Sie schluckte. "Shit, Sie sind ja wirklich ein G-man!"

"Allerdings!"

"Sorry, aber letzte Woche ist ein Stockwerk höher jemand mit dieser Masche ausgeraubt worden. Ich wollte Sie nicht angreifen. Ehrlich..."

"Schon gut, beruhigen Sie sich!", sagte Jay Kronburg.

Sie sah uns überrascht an. "Was wollen Sie von mir? Mein Sohn ist doch von euch Cops verhaftet worden! Was immer ihr ihm anhängen wollt..."

Ich unterbrach ihren wirren Redefluss. Auf dem Tisch standen mehrere leere Whisky-Flaschen. Vermutlich hatten wir es mit einer Alkoholikerin zu tun.

"Sie sind Eliza Jarmaine?", fragte ich.

"Ja."

"Wir haben Ihren Sohn Rico verhaftet, weil er im Verdacht stand, an dem berüchtigten Roller-Blades-Anschlag auf der Brooklyn-Bridge teilgenommen zu haben. Wir denken jetzt, dass er unschuldig ist."

"Na großartig, warum lassen Sie ihn dann nicht einfach frei und verschwinden?", fauchte sie.

Ich versuchte beruhigend auf sie einzureden. "Ihr Sohn Rico benutzte einen Westernmantel, wenn er mit seinen Roller-Skates in einer stillgelegten Tiefgarage ein paar Blocks weiter halsbrecherische Manöver durchführte. Wir wissen, dass diesen Mantel einer der Killer von der Brooklyn Bridge getragen hat."

Sie kniff die Augen zusammen, musste plötzlich aufstoßen.

"Ich dachte, mein Junge wäre unschuldig!"

"Der Punkt ist, dass Rico es einfach nur cool fand, in diesen Klamotten herumzulaufen. In den Klamotten eines Typen, der es mit seinem Mordanschlag geschafft hatte, in die Reihen einer Gang namens Los Santos aufgenommen zu werden!"

Eliza Jarmaines Gesicht wurde zu einer starren Maske.

"Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden", behauptete sie.

"Sie haben noch einen zweiten Sohn", stellte ich fest. "Er heißt Kelly und ist ein paar Jahre älter als Rico. Kelly war an dem Anschlag auf der Brooklyn Bridge beteiligt, nicht Rico."

Jay Kronburg mischte sich ein. "Wissen Sie, wo sich Kelly befindet?"

"Nein, keine Ahnung! Und ich würde Ihnen meinen Sohn auch niemals ans Messer liefern, G-man!"

"Besser wir finden ihn, als die Killer der Scarlatti-Familie", gab ich zu bedenken. "Ich bin mir sicher, dass die längst auf Ihren Sohn Kelly und alle anderen, die bei der Sache mitgemacht haben, lauern!"

"Das ist doch Unsinn!"

Ich ging an ihr vorbei, wollte mich in den anderen Räumen umsehen.

"Hey, was soll das?", kreischte Eliza Jarmaine. "Dazu haben Sie kein Recht!"

"Laut der Unterlagen seines Bewährungshelfers ist hier Kellys offizielle Adresse!", gab ich zu bedenken. Wir hatten ein ganzes Dossier über Kelly Jarmaine in unseren Datenbanken. Bislang nur verhältnismäßig kleine Straftaten wie Körperverletzung. Aber nun kam wahrscheinlich die maßgebliche Beteiligung an einem Mord auf sein juristisches Kerbholz.

Ich öffnete eine Tür. "Wo ist sein Zimmer?", fragte ich.

"Was wollen Sie denn?"

"Mich ein bisschen umsehen. Aber wenn Sie Ihren beiden Söhnen helfen wollen, dann sagen Sie uns, wo der Ältere der beiden jetzt sein könnte!"

"Keine Ahnung! Er kommt doch nur noch selten mal vorbei! Kelly wohnt sicher bei irgendeinem Mädchen!"

Jay Kronburg wandte sich an Eliza Jarmaine. "Vielleicht haben Sie es noch nicht richtig erfasst, Mrs. Jarmaine: Ihr Sohn Kelly hat eine Mafia-Größe auf dem Gewissen. Und dessen Erben werden Kelly so lange jagen, bis sie ihn haben. Gleichgültig, ob er sich hier in der Bronx verkriecht oder nach Südamerika auswandert. Er hat keine Chance. Also reden Sie schon!"

"Sie glauben wirklich, ich könnte einen meiner Söhne verraten?"

"Sie retten ihm damit das Leben!"

"Ja, damit die Justiz ihm hinterher die Giftspritze setzen kann!"

"Das ist noch gar nicht gesagt!"

"No, Sir!"

In Kelly Jarmaines Zimmer stellten wir ein ganzes Waffenarsenal sicher. Von der MPi bis zur automatischen Pistole war alles Dabei. Dazu noch ein Sortiment an Hand- und Gasgranaten sowie verschiedene Kampfmesser und Wurfsterne.

Das Gewehr, mit dem Eliza Jarmaine auf uns geschossen hatte, musste ebenfalls aus dieser Sammlung stammen. Außerdem existierten umfangreiche Munitionsbestände.

Im Labor würde sich herausstellen, bei welchen Straftaten sie eventuell benutzt worden waren.

Jay fand eine Gasmaske, hielt sie mir unter die Nase.

"Die ist vom selben Fabrikat wie diejenigen, die wir den Killern aus dem ehemaligen Supermarkt abgenommen haben..."

"Vielleicht war Kelly Jarmaine der flüchtige Mann, den wir nicht gekriegt haben!", vermutete ich.

Jay Kronburg zuckte die Achseln. "Vielleicht werden wir darüber Klarheit haben, wenn wir die Laborergebnisse bekommen", meinte er.

Ich ging zurück ins Wohnzimmer, wo sich Eliza Jarmaine aufhielt. Sie saß zusammengesunken auf der Couch. Leslie Morell war bei ihr.

"Was werden Sie mit meinen Jungen tun, wenn Sie ihn haben?", fragte sie.

"Er wird verhaftet und angeklagt", erklärte Leslie.

Eliza Jarmaine begann plötzlich zu schluchzen. "Kelly ist im Grunde ein guter Junge", sagte sie. "Das ist alles nur die Schuld von Kid Dalbán, dem Bastard, der Los Santos anführt." Sie wischte sich die Augen und fuhr fort: "Alle Kids wollen so werden wie Kid Dalbán! Und sie würden sonst etwas tun, um in seine Gang aufgenommen zu werden."

"Ihr Sohn Kelly machte da wohl keine Ausnahme", stellte ich fest. Ich deutete auf ein Foto, das an der Wand hing. Nach den Archivfotos, die ich von ihm gesehen hatte, musste es Kelly sein. Auf dem Bild trug er weißblond gefärbte Haare. Ich nahm es von der Wand, holte es aus dem Passepartout heraus und sah nach dem Datumsstempel des Fotolabors auf der Rückseite. Das Bild war keine drei Wochen alt.

"So sieht er zur Zeit aus?", fragte ich.

Sie nickte.

"Ich werde das Bild mitnehmen."

"Ich schätze, ich kann Sie nicht daran hindern."

"So ist es."

Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. "Keiner der Jungs, die an der Sache auf der Brooklyn Bridge beteiligt waren, wollte jemanden umbringen, glauben Sie mir!"

"Ich glaube Ihnen, Mrs. Jarmaine!", sagte ich ruhig.

Es sprudelte jetzt nur so aus ihr heraus. Eliza Jarmaine war vollkommen verzweifelt.

Sie atmete tief durch.

"Kelly und die anderen wollten eine Aktion durchziehen, die cool genug sein sollte, um in die Reihen von Los Santos aufgenommen zu werden. Aber sie wollten niemanden töten! Schon gar keinen Angehörigen der Scarlatti-Familie!" Erneut begann sie zu schluchzen. Schließlich fuhr fort. "Kelly hat mir alles erzählt. So hatte ich ihn noch nie erlebt... Er zitterte vor Angst, als er aus den Nachrichten erfuhr, dass der Mann, den er getötet hatte, niemand anders als Jack Scarlatti war."

"Die Italiener werden Kelly auf jeden Fall zur Strecke bringen, wenn wir ihn nicht vor ihren Killern finden", erklärte ich ihr zum wiederholten Mal. Sie schien mir nahe daran, uns vielleicht doch noch zu verraten, wo er sich aufhielt.

Jay betrat jetzt den Raum.

Er hielt ein paar Streichholzbriefchen in der Hand. Sie trugen die Aufschrift "Todos Santos".

"Woher hat er diese Dinger?", fragte Jay an Eliza Jarmaine gewandt.

"Sieht für mich nach diesen Streichholzbriefchen aus, die man in manchen Lokalen bekommt", meinte Leslie. "Müsste herauszubekommen sein, wo das herstammt!"

"Das Todos Santos ist ein Billard-Lokal, wo Kelly oft herumhing", brachte Eliza Jarmaine schließlich heraus.

In diesem Moment war von draußen eine Detonation zu hören.

Höchstens zwei Straßen weiter musste etwas Schreckliches geschehen sein. Eine weitere Explosion war zuhören.


Heißes Pflaster für Killer: 7 Strand Krimis

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