Читать книгу Farley und die Rancherin (Neal Chadwick Western Edition) - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 7
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ОглавлениеEs war noch früh am Tag.
Dennoch brannte die Sonne bereits heiß und unbarmherzig auf das karge, zerklüftete Land herab.
Der Boden war trocken und aufgesprungen.
Irgendwo etwas weiter südlich mußte die mexikanische Grenze sein, aber niemand hätte sagen können, wo genau das eigentlich war.
Rick Farley schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
Bei einem Felsen sah er etwas Rauch aufsteigen.
Er machte die Augen schmal und blinzelte.
Farley lenkte sein Pferd langsam auf eine Gruppe von Männern zu, die rund um ein abgebrannte Lagerfeuer herumstanden.
Es waren vier. Zwei von ihnen hielten Blechtassen mit heißem Kaffee in der Hand.
Ein paar Gesprächsfetzen drangen zu Farley hinüber, aber als sie ihn dann herankommen sahen, verstummten sie ziemlich abrupt und blickten auf.
Farley kam rasch näher. Er sah das Mißtrauen in den Augen seiner Gegenüber.
Sie musterten ihn eingehend und wirkten fast etwas feindselig. Einer von ihnen war offenbar Mexikaner. Er trug einen riesigen Sombrero und Patronengurte um die Schultern.
Die drei anderen waren Gringos, wie Farley selbst.
"Buenos dias, Senor!" rief der Mexikaner herüber.
In einer Entfernung von etwas mehr als einem Dutzend Schritt zügelte Farley sein Pferd und nickte den Männern zu.
"Tag, Gentlemen!"
Die Kerle grunzten etwas Unverständliches.
"Ein heißer Tag heute, was?" meinte ein hochgewachsener Blondschopf mit einem fast flachsfarbenen Bart.
Farley nickte.
"Kann man wohl sagen!"
Er blickte von einem zum anderen und studierte eingehend die Gesichter. Aber keiner von denen hatte auch nur entfernte Ähbnlichkeit mit dem Mann, den Farley suchte.
"Ein Kaffee?" fragte der Blondschopf.
Farley nickte.
"Danke!" sagte er. "Da sage ich nicht nein!"
Er war fast die ganze Nacht geritten. Eine Tasse Kaffee war jetzt durchaus nach seinem Geschmack.
Farley ließ sich aus dem Sattel gleiten und machte sein Pferd an einem halbverdorten Strauch fest. Dann trat er zu den Männern ans Lagerfeuer.
Der Blondschopf schenkte ihm Kaffee in einen Blechnapf ein und reichte Farley das dampfende Gebräu.
"Besten Dank!"
"Wie haben Sie uns gefunden, Mister...?"
Farley sagte ihnen seinen Namen nicht. Sie brauchten ihn nicht zu wissen.Bevor er trank, knöpfte er sich seine Jacke zu, was einige der Kerle die Stirn in Falten legen ließ.
"Ich habe Ihr Lagerfeuer gesehen, Gents!"
"Ah, ja... verstehe."
"Der Kaffee ist wirklich gut. Nach so einer Nacht im Sattel braucht man etwas, daß einen wieder zum Leben erwachen läßt..."
Die Männer zeigten ein müdes Lächeln. Farley spürte deutlich, daß sie ihm nicht trauten. Er ihnen allerdings ebensowenig.
"Was machen Sie hier draußen, Mister?" erkundigte sich der Blondschopf mit einem gewissen Unterton in der Stimme, der Farley sofort aufhorchen ließ.
"Si, Senor!" mischte sich der Mexikaner ein. "Das würde mich auch interessieren!" Er zuckte mit den Schultern.
"Schließlich ist dies nicht gerade eine freundliche Gegend, nicht wahr, Amigo?"
"Ich bin auf der Durchreise", erklärte Farley. "Und Sie?"
Die Männer lachten rauh.
"Wir auch!" meinte der Blondschopf.
"Was Sie nicht sagen..."
"Fragt sich nur, wohin Sie auf der Durchreise sind, Amigo!"
meldete sich nun wieder der Mexikaner.
Farley zögerte einen Moment.
Dann meinte er: "Das weiß ich noch nicht so recht..."
Der Blondschopf zeigte ein dünnes Lächeln.
"Das sollte man aber wissen, Mister! Finden Sie nicht auch?"
Farley zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht können Sie mir helfen, Gentlemen..."
Die Männer grinsten frech.
"Machen wir gerne, Amigo!" rief der Mexikaner.
Der Blondschopf nickte.
"Also, raus damit!"
"Ich suche einen Mann!" erklärte Farley. "Er heißt Arnie Rogers, aber es ist gut möglich, daß er längst einen anderen Namen angenommen hat..."
"Arnie Rogers?" Der Blondschopf verzog das Gesicht. "Kennt Ihr einen Mann, der Arnie Rogers heißt?"
"Nein!"
"Ich auch nicht!"
"Nie gehört!"
Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.
"Sie sehen ja, von uns kennt niemand einen Kerl mit diesem Namen!"
"Das wundert mich nicht", erwiderte Farley. "Wie gesagt, er wechselt gerne den Namen."
Der Blondschopf runzelte die Stirn.
"Hat er Grund dazu?"
"Natürlich. Er hat Schwierigkeiten mit dem Gesetz."
Ein Ruck ging durch die Männer.
Es war Farley nicht entgangen. Er fühlte, daß er vorsichtig sein mußte. Andererseits konnte er von diesen Männern vielleicht etwas erfahren, daß ihm auf seiner Suche nach Arnie Rogers weiterhalf...
Der Mexikaner nahm seine Tasse in die Linke, während die Rechte fast unmerklich hinab zur Hüfte griff, wo er seinen Revolver am Gürtel hängen hatte...
Der Blondschopf trat jetzt an Farley heran und baute sich breitbeinig vor ihm auf.
"Was wollen Sie eigentlich von diesem Mann... Arnie...wie hieß er noch?"
"Rogers." Farley nahm einen kräftigen Schluck Kaffee, bevor er weitersprach. "Ich bin ein alter Freund von ihm."
"Ach, ja?
"Ja. Er hat übrigens ein besonderes Kennzeichen."
"Welches?"
"Bei einem Messerkampf hat er die Hälfte seines linken Ohres verloren... Naja, vielleicht trägt er lange Haare und..."
Farley sah die Anspannung bei seinen Gegenübern. Sie kannten Rogers, er sah es in ihren Gesichtern. Vermutlich hatte er sich ihnen gegenüber anders genannt, aber es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, daß sie wußten, um wen es sich handelte...
Farley blieb ruhig.
"Sie sind ihm begegnet, nicht wahr?" meinte Farley. "Sagen Sie mir wo!"
Die Augen des Blondschopfs wurden eng. Er sah kurz zu den drei anderen Männern, dann brummte er: "Ich kenne den Mann, von dem Sie sprechen." Seine Hand ging jetzt ebenfalls zur Hüfte. "Er nennt sich Mortimer."
"Spielt keine Rolle..."
"Mag schon sein. Ich glaube aber nicht, daß Sie ein Freund von ihm sind!"
"Was spricht dagegen?"
Der Blondschopf wirkte angespannt.
"Soetwas habe ich im Gefühl. Ich denke, daß Sie lügen..."
Plötzlich packte er Farley beim Jackenkragen.
Farley wich blitzschnell zurück, aber sein Gegenüber hatte kräftig zugepackt. Die Knöpfe sprangen auf, die Jacke ging etwas zur Seite.
Etwas metallisch Glänzendes kam zum Vorschein.
"Dios! Ein Marshal!" rief der Mexikaner.
"Habe ich es mir doch gedacht!" zischte der Blondschopf.
"Daher also die verdammte Fragerei!" Sein Mund wurde zu einem schmalen Strich. "Ein Freund von Billy Mortimer wollen Sie sein? Das ich nicht lache!"
Farleys Blick ging von einem zum anderen. Der Blondschopf wich ein paar Schritte zurück und dann hing alles für Sekundenbruchteile in der Schwebe.
Farley ahnte im Voraus, was geschehen würde.
Der Mexikaner war der Erste, der sein Eisen herausriß und feuerte.
Aber Farley war schneller.
Blitzartig hatte er seinen Colt aus dem Holster gezogen und noch annähernd im selben Moment die Waffe abgefeuert. Es war ein guter Schuß.
Der Mexikaner bekam eine Kugel mitten in die Brust. Sein Oberkörper wurde nach hinten gerissen, der Schuß, der sich aus seinem Revolver löste, ging in den blauen, wolkenlosen Himmel.
Farley warf sich sofort zu Boden.
Noch im Fallen feuerte er ein zweites und drittes Mal, während dort, wo er sich noch vor wenigen Sekundenbruchteilen befunden hatte, das Blei aus den Waffen der anderen nieder-regnete.
Einer der Kerle sank getroffen zu Boden. Er schrie und hielt sich die Schulter, aber er lebte noch.
Farley rollte sich ab, kam dann schnell wieder hoch und rettete sich mit einem Hechtsprung hinter einen etwa Hüfthohen, glatten Felsen. Die Kugeln prasselten gleich darauf in seine Richtung.
Manche der Geschosse prallten vom massiven Gestein ab und wurden zu tückischen Querschlägern.
Diese Männer hatten irgendetwas mit Rogers - oder Mortimer, wie er sich jetzt wohl nannte - zu tun. Welches Motiv konnten sie sonst haben, ihn - Farley - umbringen zu wollen?
Rogers war ein käuflicher Killer, dem ein Menschenleben kaum soviel wert war, wie er in einer Pokerpartie zu ver-spielen pflegte.
In Tucson hatte Rogers zwei Männer umgebracht. Keiner wußte weshalb, aber es gab genug Zeugen.
Irgendjemand hatte dafür bezahlt Möglicherweiserweise arbeiteten Rogers und diese Wölfe im Augenblick für den selben Auftraggeber...
Als der Geschoßhagel etwas nachließ, wagte Farley sich kurz aus seiner Deckung heraus.
Aber das war ein Fehler.
Noch bevor er einen Schuß abgeben konnte, spürte er im linken Arm plötzliuch einen Schmerz. Der Blondschopf hatte ihn erwischt!
Farley feuerte noch einen schlecht gezielten Schuß ab, bevor er schleunigst wieder den Kopf einzog und sich hinter dem Felsen verbarg.
Der Ärmel seiner Jacke hatte sich an einer Stelle rot verfärbt. Ein kleines Loch war zu sehen. Schwer zu sagen, ob es nur ein Streifschuß war, oder ob die Kugel noch im Fleisch steckte!
Farley hörte das Wiehern der Pferde.
Und dann Schritte.
Da kam jemand heran!
Farley tauchte hinter seiner Deckung hervor und sah den Blondschopf bei den Pferden. Dieser schoß augenblicklich auf den Marshal, aber er traf nicht. Die Kugeln gingen dicht über Farleys Kopf.
Eine riß ihm den Hut herunter.
Farley feuerte zurück, aber der Blondschopf war bereits wieder hinter seiner Deckung verschwunden.
Die Kugel, die Farley ihm hinterher sandte ging ins Nichts.
*
Farley harrte in seiner Deckung aus und nutzte die Gelegenheit, seinen Revolver nachzuladen. Zu seinem Pferd konnte er nicht. Wenn er dorthin lief, kam er direkt durch die Schußbahn des Blondschopfs.
Und das konnte nur tödlich für ihn enden.
Er mußte also ersteinmal abwarten.
Eine Patrone nach der anderen schob er in die Revolvertrommel und klappte sie dann zu.
Dann vernahm er Schritte von hin hinten.
Einer der Wölfe mußte einen Bogen geschlagen haben und arbeitete sich jetzt von der anderen Seite heran.
Die unzähligen Felsbrocken, die hier wie ausgestreut lagen boten ihm dabei ideale Deckung.
Ein schuß donnerte und traf dicht neben Farley auf den Stein. Farley feuerte zurück, aber sein Gegner war sofort wieder verschwunden.
Er mußte schleunigst aus dieser Lage verschwinden, das war jetzt für Farley keine Frage mehr. Hier war er im Augenblick wie auf dem Präsentierteller.
Er schnellte also hoch, feuerte noch einmal und rannte dann in geduckter Haltung vorwärts, um sich hinter den nächsten Felsen zu retten.
Dann spürte er, wie er im Rücken getroffen wurde. Es war an der rechten Seite. Er spürte einen grausamen Schmerz, der seinen ganzen Körper zu durchfluten schien...
Farley taumelte, stolperte noch einge Schritte vorwärts und kam dann hart zu Boden.
Er wollte sich herumdrehen, aber da waren sie bereits über ihm. Einer trat ihm mit dem Stiefel auf das Handgelenk, so daß er die Waffe losließ.
Er sah auf und blickte in die Revolvermündungen seiner Gegner.
Sein Colt wurde mit einem Fußtritt ein paar Meter weit weggekickt. Einer der Wölfe spannte den Hahn seiner Waffe, hob sie etwas und zielte auf Farleys Kopf.
"Laß das, Parry!" zischte der Blondschopf.
"Aber warum? Er hat Delgado auf dem Gewissen!"
"Halt's Maul, Parry. Delgado war doch nur ein dreckiger Mexikaner!"
Der Mann, der Parry hieß, schien die Welt nicht mehr zu verstehen.
"Er war einer von uns!"
"Und wenn schon!"
Parrys unrasiertes Gesicht wurde zu einer finsteren Maske.
Er sah auf den am Boden liegenden Farley herab. Seine Augen funkelten bösartig.
"Dreckskerl!" zischte er und verpaßte Farley einen brutalen Tritt in die verletzte Seite.
Farley stöhnte auf.
"Er wird sterben", erklärte dann der Blondschopf. "Schon deshalb, weil er offensichtlich zuviel weiß."
"Dann sind wir uns ja einig!" versetzte Parry schneidend.
Der Blondschopf nickte.
"Aber vorher will ich von ihm wissen, wie er auf unsere Spur gekommen ist!"
"Vielleicht ist er ja wirklich nur hinter Mortimer her...", meldete sich jetzt der Dritte.
Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.
"Das wird sich erweisen, Männer. Aber wenn die schon einen Marshal hinter Mortimer herschicken, heißt das, daß wir alle in Gefahr sein können..." Er grinste zynisch. "Es gibt Methoden, die Wahrheit herauszufinden, Marshal!" wandte er sich dann an Farley. "Es liegt an Ihnen, wie leicht Ihr Tod wird, Mister!"
Die Behandlung, die Farley jetzt zu Teil wurde, war alles andere als freundlich.
Er bekam noch einen Tritt in die Seite, diesmal von dem Blondschopf.
Sie durchsuchten ihn eingehend, fanden den Steckbrief und den Haftbefehl. Den Inhalt seiner Geldbörse teilten sie kurzerhand untereinander auf.
Der Blondschopf sah nachdenklich auf den Steckbrief. Er schien nicht viel damit anfangen zu können.
Schließlich reichte er ihn an Parry weiter.
"Hier!" meinte. "Du kannst doch lesen, oder?"
"Es geht. Bin vielleicht etwas aus der Übung."
"Sag uns, was da drauf steht!"
Es dauerte eine Weile, dann meinte Parry: "Unser Freund Mortimer - oder Rogers - scheint ein bunter Hund zu sein!
Wird in drei Staaten wegen mehrfachen Mordes gesucht! Wenn ihr mich fragt: Es war nicht besonders klug vom Boß, so einen anzuheuern!"
Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.
"Er wußte es wohl nicht. Außerdem - weshalb sollen wir uns den Kopf vom Boß zerbrechen?"
"Auch wieder wahr..."
Parry zerknüllte den Steckbrief und warf ihn in den Staub.
Der Blondschopf wandte sich wieder an Farley.
"Wir kommen nicht recht weiter, Mister!" stellte er fest.
"Sie scheinen mir etwas zu halsstarrig zu sein!"
Er zog sein langes Bowie-Messer heraus, daß er am Gürtel hängen hatte.
Um seine Lippen spielte ein zynisches Lächeln.
"Sie waren hinter einem Mann her, dem ein Stück vom Ohr fehlt, nicht wahr? Wir wollen doch mal sehen, wie Ihnen soetwas steht, Marshal..."
*