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Biografie

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Wie bei vielen anderen Phantasik–Autoren ähnelte sein Lebenslauf einem Flickenteppich an unterschiedlichsten Erfahrungen. Sein Vater, Sir Arthur Blackwood, arbeitete zunächst als Staatssekretär im Postministerium, bevor er im Krimkrieg – wohl auf Wunsch seiner Frau Harriet – zum Calvinismus konvertierte und von da an als Prediger und Missionar wirkte.

Für den kleinen Algernon bedeutete das eine strenge Erziehung und den Besuch mehrerer religiös geprägter Internate, unter deren militärischer Disziplin er mehr litt als lernte.

Der eher verträumte Junge versuchte diesem Druck zu entfliehen, indem er sich der Natur zuwandte. So kletterte er gelegentlich nachts aus dem Fenster und ließ sich in einem Boot auf dem Gartenteich treiben, wobei er sich vorstellte, von übernatürlichen Wesen beobachtet zu werden. Vielleicht liegen hier die Wurzeln seiner späteren Affinität zum übernatürlichen Zauber der Natur.

Ebenso wie Lovecraft, Howard, Smith und andere bezog er seine eigentliche Bildung aus dem, was er sich selbst aneignete. Er erlitt nicht weniger als fünf Schulen und Internate, bevor er begann, sich der fernöstlichen Weisheit und dem Buddhismus zuzuwenden.

Um dem Wunsch seines Vaters zu nachzukommen, begann er Landwirtschaft zu studieren, brach das Studium aber ab und führte einige Jahre lang ein ruheloses Vagabundenleben – kreuz und quer durch die USA, in die kanadischen Wälder und durch die Straßen von New York, wo er als Gerichtsreporter Erfahrungen mit der dunklen Seite der menschlichen Natur sammelte. Daneben arbeitete er erfolglos als Milchbauer, Kneipenwirt und Redaktionsassistent eines Methodistenblattes.

Die Erlebnisse und Erfahrungen dieses irrlichternden Lebenswandels waren ihm bei seiner späteren Tätigkeit als Schriftsteller außerordentlich nützlich. Die alte Autorenregel „Schreib über das, was du kennst“ bedeutete für ihn keine Einschränkung, denn er kannte fast alles. Zu jeglichen Themenbereichen, in denen er seine Erzählungen ansiedelte, war er in der Lage, glaubwürdige Handlungen und Charaktere zu entwickeln.

Er selbst war sich wohl sehr bewusst, wie ungewöhnlich und aufregend sein Leben bis dahin verlaufen war, denn er beschrieb diese Jahre sehr lebendig in einer Autobiografie mit dem Titel Episodes before Thirty (1923).

1899 kehrte er nach England zurück und wurde Teilhaber einer Trockenmilchfirma. Tatsächlich aber unternahm er zahlreiche Reisen durch Europa, z.B. ins Donaudelta, wo er die Anregungen für seine berühmteste Geschichte Die Weiden sammelte. 1900 wurde er Mitglied des Golden Dawn, einer esoterischen Geheimgesellschaft, der auch andere Autoren wie Machen und Yeats angehörten, die aber schon 1903 wieder zerfiel.

Er sammelte seine bisher entstandenen Erzählungen und sandte sie an den Verleger Eveleigh Nash, der sie 1906 in einer Sammlung herausgab. Diese enthielt bereits so bekannte Werke wie Die Weiden und Der Lauscher. Der Durchbruch kam aber erst mit der dritten Sammlung John Silence Physician Extraordinary, die vom Verlag mit außerordentlichem Aufwand beworben wurde – möglicherweise wegen der Ähnlichkeiten mit Doyles erfolgreichen Sherlock Holmes–Geschichten.

Von da an konnte er von seiner Schreibtätigkeit leben und war im Literaturbetrieb durchaus anerkannt. Selbst Rainer Maria Rilke äußerte sich lobend über Blackwoods Novelle The Centaur, und Edward Elgar benutzte die Erzählung A Prisoner Of Fairyland als Vorlage für die Musik zu dem Schauspiel Starlight Express, das später auch von Andrew Lloyd Webber mit viel Erfolg als Musical aufgeführt wurde.

Er ließ sich in der Schweiz nieder, unternahm aber weiter ausgedehnte Reisen, etwa nach Ägypten oder in den Kaukasus.

Im ersten Weltkrieg diente er beim britischen Geheimdienst, arbeitete als Agent in der Schweiz und erlebte auch hier wieder haarsträubende und lebensgefährliche Abenteuer. Es gibt aber auch Berichte, nach denen er lediglich beim Roten Kreuz mitarbeitete.

Nach dem Krieg kehrte er zurück nach Kent und begann wieder zu schreiben und zu reisen. Er brachte zwar noch zwei Storysammlungen heraus, verlagerte aber seinen Themenschwerpunkt in Richtung Dramen und Kinderbücher. Besondere Beliebtheit erlangte Dudley and Gilderoy (1929), eine humorvolle Geschichte um einen Papagei und eine Katze.

Zu dieser Zeit nahm seine schriftstellerische Tätigkeit mehr und mehr ab, was aber kaum auf nachlassende Energie zurückzuführen war, denn er wandte sich – immerhin schon deutlich über sechzig – den neuen Medien Radio und Fernsehen zu.

Bereits in der ersten britischen Fernsehshow Picture Page trat er 1936 auf und bekam sogar eine eigene Sendung, in der unter dem Spitznamen „Ghost man“ Geistergeschichten vorlas (Saturday Night Spot). Sie war außerordentlich beliebt, was vielleicht ein bisschen damit zu tun hat, dass Blackwoods Physiognomie in seinen späten Jahren der eines knorrigen Naturgeists nicht unähnlich war – er passte einfach zu den Geschichten.

1949 wurde er im Buckinghampalast zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt, was in etwa der Verleihung des kleinen Bundesverdienstkreuzes entspricht.

1951 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide und er starb am 10. Dezember an einem Gehirnschlag. Sein Leichnam wurde verbrannt und sein Neffe verstreute die Asche am Saanenmöser–Pass im Berner Oberland.


Noch eine Anmerkung zu einem gewissen Wilfred Wilson. Er wird in einigen Erzählungen als Mitautor angegeben. Bei ihm handelt es sich um einen Reisegefährten Blackwoods, der auch bei der Entstehung von Die Weiden eine Rolle spielte, nämlich die des 'Schweden'.

Blackwoodkenner sind sich allerdings einig, dass Wilson bei den Geschichten allenfalls als Inspirator und Ideengeber wirkte. Geschrieben wurden sie ausschließlich von Blackwood selbst. Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, dass meines Wissens keine eigenständigen Werke Wilsons bekannt sind. Die Nennungen als Mitautor sind also wohl eher als liebenswerte Geste an einen guten Freund zu sehen, der Teilnahme an Blackwoods Arbeit zeigte.

Aus diesem Grund haben wir davon abgesehen, ihn als Mitautor aufzuführen, erwähnen ihn aber in den bibliographischen Angaben zu den betreffenden Erzählungen.

Aileen

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