Читать книгу Delicious 2 - Catch me | Erotischer Roman - Alice White - Страница 7

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Marlon hatte sich wie geraten einige Tage freigenommen und Hendrik mich auf dem Laufenden gehalten. So wie es aussah, war das Gröbste wohl überstanden. Der Rest von uns hatte die Stellung gehalten. Aber ich war heilfroh, als Marlon Dienstagfrüh wieder da war. Er grüßte höflich, blieb aber ansonsten auf Abstand, was ich ihm nicht verübeln konnte. Dennoch wollte ich mich erkundigen, wie es ihm ging.

Während meiner Mittagspause stattete ich ihm einen Besuch in seinem Büro ab. Als ich die Tür öffnete, saß er gestresst wirkend an seinem Schreibtisch.

»Viel zu tun, wie ich sehe.« Durch seine Abwesenheit war der Papierstapel nicht weniger geworden. Die Briefablage quoll wie immer über. Das dunkle Grün der Tischplatte war unter den unzähligen Haftnotizen und aufgeklappten Aktenordnern kaum noch zu sehen. Mein Blick fiel auf das Telefon neben dem Stifteköcher. Ein Riss im Plastikgehäuse war notdürftig mit Klebeband abgedeckt worden. Ich schmunzelte innerlich. Ja, dieser Riss geht auf unser Konto. In Gedanken sah ich das Telefon scheppernd zu Boden fallen. Papiere flogen durch die Luft, verteilten sich großflächig auf dem Fußboden des kleinen Raums, während unsere halb nackten Körper wild nacheinander greifend auf dem Schreibtisch Unzucht trieben.

Ein zartes Vibrieren schlich sich mir unter die Fingerkuppen, erinnerte mich an Marlons kräftige Brust, an die Wärme, die ich bei jeder Berührung seiner samtweichen Haut gespürt hatte. Automatisch strich ich mit meinem Daumen über meine Fingerspitzen, spürte fast seinen pochenden Puls daran. Das leise Prickeln auf jedem Zentimeter seines Körpers, den ich mit zittrigen Fingern erkundet hatte.

»Das passiert nun mal, wenn man nicht da ist.« Marlon riss mich aus meinen Gedanken. Fiebrig schüttelte ich den Schauer der Erregung ab, kniff kurz die Augen fest zusammen und sah beim Öffnen den Schreibtisch wieder zugemüllt und vollgestellt vor mir. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf den Moment. Marlon sah deutlich entspannter aus als noch vor einigen Tagen. Der normale Stresspegel der Arbeit spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Aber der bedrückte, gequälte Ausdruck in seinen Augen war verschwunden.

»Wie geht’s dir?«

»Alles gut.«

»Und dein Vater? Hendrik hat mich ins Bild gesetzt. Ich hoffe, das ist okay.«

»Der baggert schon wieder die Krankenschwestern an. Dem geht’s gut.« Ein zartes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Diese wunderbar vollen Lippen, die beinah jeden Teil meines Körpers mit Küssen benetzt hatten. Seine Küsse, so eindringlich und intensiv, dass ich sie noch immer auf mir zu spüren glaubte. Die Erinnerung kroch mir förmlich unter die Bluse, krabbelte meine Brust hinauf, über mein Schlüsselbein und verweilte an meiner Halsschlagader, die stark pulsierte.

»Freut mich, dass alles wieder im grünen Bereich ist«, sagte ich so locker, wie ich nur konnte, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich meinen grünen Bereich längst verlassen hatte. Obwohl wir über zwei Meter auseinanderstanden, der Schreibtisch uns abschirmte, spürte ich seine Nähe so intensiv, als würden unsere Körper augenblicklich miteinander verschmelzen. Ein Zustand, den ich nur allzu gern beenden wollte. Es ärgerte mich, dass sich meine Libido so einfach reizen und mich zu Tagträumen verleiten ließ. Ich überlegte kurz, ob ich nicht besser gehen und meinen Fantasien gedanklich einen Arschtritt verpassen sollte, aber die Frage, warum er ausgerechnet bei mir aufgetaucht war, schwappte unaufhörlich in meinem Hirn hin und her. Also holte ich tief Luft und schüttelte mein Kopfkino ab. Wie Sandkörnchen nach einem Tag am Strand streifte ich mir innerlich seine Berührungen von der Haut und setzte mich ihm gegenüber.

»Na, was willst du noch loswerden? Ich kann es in deinem Gehirn rattern hören.« Ist das so offensichtlich?

»Wieso bist du zu mir gekommen?«, begann ich zögerlich. »Ich meine, gut, du warst ziemlich betrunken und das sicher nicht grundlos. Aber du hättest doch überall hingehen können. Wieso gerade zu mir?« Marlon schwieg. Auch er schien gedanklich ganz woanders zu sein. Ich bezweifelte jedoch, dass er wie ich in Erinnerungen an unsere heiße Nummer auf dem Schreibtisch schwelgte.

»Belassen wir es dabei, dass ich zu betrunken war, um klar denken zu können«, sagte er und wandte seinen Blick wieder schwer beschäftigt von mir ab. Ich hatte mit einer klaren Antwort gerechnet, besser gesagt, darauf gehofft. Marlon hatte nie zum Ausdruck gebracht, welchen Stellenwert ich in seinem Leben einnahm. Ob es doch mehr war als Sex und Freundschaft? Allerdings hatte ich auch nie danach gefragt. Jedenfalls nicht direkt. Vermutlich war es auch besser, dass ich es nicht wusste. Schließlich hatte ich ihn ja darum gebeten, sich zurückzuziehen. Mir potentielle Gefühle zu offenbaren, wäre ja das komplette Gegenteil davon.

»In Ordnung. Belassen wir es bei einem alkoholbedingten Totalausfall.«

»Ein Totalausfall? War es wirklich so schlimm?« Er hob den Kopf und schaute mich skeptisch an. Jetzt war er doch etwas verunsichert. Mir schien, dass er nicht mehr wirklich viel von dem wusste, was passiert war.

»Nun ja, an was kannst du dich denn erinnern?«, fragte ich schmunzelnd.

»Ehrlich gesagt, an nicht viel. Das meiste hat mir Hendrik am nächsten Morgen berichtet. An dieser Stelle noch mal Entschuldigung für diesen Überfall.«

»Hey, du hast mich betrunken von der Tanzfläche geschleppt. Das Mindeste, was ich als dein Freund tun konnte, war, mich dafür zu revanchieren. Ich denke, wir sind quitt«, stellte ich fest und stand auf.

»Klingt logisch, Freund«, bemerkte er, nickte dankend und griff dann wieder demonstrativ nach einem der Aktenordner. Damit schien die Unterhaltung für ihn beendet zu sein. Also erwiderte ich lediglich das Nicken und ging ohne ein weiteres Wort, obwohl mir noch so einige auf der Zunge gelegen hätten. Meine nach wie vor auf Hochkonjunktur laufende Fantasie mal beiseitegestellt, war ich zwar erleichtert, dass es seinem Vater besser ging, und auch irgendwie darüber, dass er nichts mehr von seinem Auftritt bei mir zu Hause wusste. Aber ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, er würde sich erinnern. Ein winzig kleiner Teil, der sich innerlich bestätigt wissen wollte, dass er nicht der Einzige war, dem es schwerfiel, loszulassen und auf Normalbetrieb umzustellen.

***

Dienstagabend. Ich hatte Hendrik vorgeschlagen, mich ins Theater zu begleiten. Er wusste zwar nicht, was er von klassischer Musik halten sollte, doch da es mir anfangs nicht anders gegangen war, hatte er schließlich zugesagt. Zumal ich ihm in Aussicht gestellt hatte, es vielleicht still und heimlich mit ihm hinter der Garderobe zu treiben. Freddy war so freundlich gewesen, mit mir die Schicht zu tauschen, und somit stand unserem Abend nichts im Wege. Als ich fein herausgeputzt, im schwarzen Cocktailkleid und mit hohen Schuhen, die Treppe hinunterstieg, fühlte ich mich unwiderstehlich. Hendriks lüsterner Blick bestätigte mir dies. Dieser scannte akribisch meinen Körper ab, um dann an meinem tiefen Ausschnitt hängen zu bleiben. Der Schnitt schmeichelte meinen kleinen Brüsten ungemein und ließ sie runder wirken, als sie eigentlich waren. Ein sehr intelligent geschneidertes Kleid. Obenrum eng, an den Beinen luftig-locker.

Hendrik lehnte an seinem Wagen, die Arme lässig verschränkt. Er sah umwerfend aus. Dunkles Hemd, Krawatte, Weste und eine dazu passende Jeans. Seine metallene Gürtelschnalle reflektierte das Licht der untergehenden Sonne. Als ich die letzte Stufe genommen hatte, macht er sich los und kam auf mich zu.

»Verdammt, siehst du lecker aus«, sagte er begeistert und küsste mich zur Begrüßung.

»Gleichfalls«, entgegnete ich und streichelte ihm spielerisch über die Weste.

»Ich könnte dich auf der Stelle bespringen«, schob er hinterher, umschmeichelte meinen Hintern und bugsierte mich ans Auto. Ich spürte das aufgeheizte Metall an meinen nackten Beinen. Mit seinem Daumen strich er mir sanft über die dunkelroten Lippen. Ich öffnete sie einen Spalt und schob meine Zunge langsam an seinen Daumen heran. Nur ganz kurz leckte ich an seiner Fingerkuppe, schmeckte einen Hauch Lippenstift daran und schaute ihm dabei verführerisch in die Augen. Er grinste, befühlte mit dem Finger meine Zunge und beugte sich zu meinem Gesicht vor. Doch statt mich zu küssen, drehte er seinen Kopf zur Seite und hauchte mir auf meinen nackten Hals, auf das frei liegende Schlüsselbein, während seine Hände langsam den Weg zurück zu meinem Hintern fanden.

»Ich denke, ich werde dich heute in meiner Einfahrt ficken. Oder was meinst du?« Er schaute mich erwartungsvoll an. Herausfordernd, scharf. Da war es wieder. Dieses herrische Funkeln in seinen Augen. Dieser Blick, der sagte: Ich mache mit dir, was ich will. »Kein Kommentar? Alex, du lässt nach.«

»Oh, das würde ich nicht sagen«, hauchte ich und ließ meine Hand seinen Oberschenkel hinaufwandern. »Ich habe dem bloß nichts hinzuzufügen.« Ich strich noch ein Stückchen höher, machte an seinem Schritt Halt und nahm dann die Finger ruckartig weg.

»Ist das jetzt dein oder mein Spiel?«, fragte er grinsend und drückte seinen Körper eng an meinen.

»Wir könnten ja zur Abwechslung mal zusammen spielen«, sagte ich und legte die Arme um seinen Hals.

»Unser Spiel also?«

»Wenn du es so ausdrücken willst.«

»Na dann, Alex, lass uns spielen.«

***

Wir stiegen Hand in Hand die Treppe zum Theatersaal hinauf. Das Foyer war noch genauso karg und bescheiden ausstaffiert, wie ich es in Erinnerung hatte. Hendrik bezahlte die Karten, die Bea für uns reserviert hatte, und machte noch mal einen Abstecher in den Waschraum, während ich schon ins Bistro vorging. Die heutige Vorstellung war deutlich weniger besucht als meine erste. Im Bistro standen etwa zwanzig Gäste, die sich so leise unterhielten, als wären sie in einer Bibliothek, und nippten teilnahmslos an ihren Gläsern. Ich legte mir meine Strickjacke über den Unterarm und schlenderte zur Bar. Die Espressomaschine pfiff dampfend vor sich hin, während ein hübscher Mann mittleren Alters mit dunkel gelockten Haaren eine kleine Tasse drunterstellte. Während die Espressotasse für die ältere Dame vor mir volllief, trafen sich flüchtig unsere Blicke. Süß, dachte ich noch.

»Ihr erstes Mal?«, fragte mich der Herr hinter der Bar, nachdem das Getränk seinen Weg in die zittrigen Finger meiner Vorgängerin gefunden hatte.

»Jungfräulich bin ich nicht mehr«, warf ich zurück und bestellte.

»Dann kommen sie öfter?« Ich musste mir ein Lachen regelrecht verkneifen. Ich stehe auf diese herrlich eindeutig zweideutigen Fragen.

»Im Theater noch nicht«, konterte ich kokett und tippte dabei spielerisch auf der Theke herum. Sein Blick war eindeutig. Eindeutig interessiert. Er stellte mir meine Bierflasche vor die Nase und zwinkerte mir frech zu.

»Finn«, sagte er. Doch bevor ich antworten konnte, spürte ich eine Hand an meiner Hüfte.

»Hendrik, hi. Ich nehme das Gleiche wie sie.« Hendrik stellte sich demonstrativ neben mich. Finn schaute etwas skeptisch zu mir herüber. Ich nickte dezent. Dieses Nicken, welches ihm sagen sollte: Los, renn schnell weg, mein Freund ist keiner, der gern teilt.

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