Читать книгу Der "Regenbogenhof" - Alina Frey - Страница 3
Die Wahrheit tut oft weh
ОглавлениеEntsetzt sah Cindy ihren Freund Robin an:
„Es ist also aus? Du hast eine Andere? Wer ist es…?“
„Du kennst sie…es ist Marita!“ Süffisant sah er auf Cindys blasses Gesicht…ohne eine Spur Mitleid.
„Sieh dich doch einmal an…du wirst immer fetter! Bald kannst du dich in der Fernsehshow anmelden…wie heißt sie noch gleich? Ach ja…the biggest loser oder so…!“ Marita also, dachte Cindy. Groß - schwarze Haare und superschlank. Mit versteinerter Miene drehte sie sich um, ging zur Wohnungstür und öffnete sie weit - zeigte mit dem Kopf wo der Ausgang war:
„Raus…aber ganz schnell! Lass dich nie wieder hier blicken…!“ Mit einem Knall warf sie die Türe hinter ihm und zwei Jahren Beziehung zu. Das war es also! OK, Robin hatte nicht übertrieben. In den letzten Wochen spürte sie bei ihm eine Veränderung – keine Zeit und keine Zärtlichkeiten mehr. Aber anstatt mit ihm zu reden, hat sie sich mit Schokolade vollgestopft – bis zum Erbrechen. Jetzt bekam sie also die Quittung…zwei Jahre einfach ausgelöscht. Aber jetzt wusste sie was die ganze Zeit mit ihm los war. Er hatte schlicht und ergreifend eine andere – schlankere Frau.
Sie warf einen Blick in den Spiegel und war entsetzt. Dicke Pausbacken, einen dicken Bauch – dicke Beine und Füße! Naja kein Wunder, dass Robin die Fliege gemacht hatte. Ihre wunderschönen, blonden langen Locken und himmelblauen Augen konnten sie nicht milder stimmen. Sie schnappte sich die Wohnungsschlüssel und verließ fluchtartig ihr Zuhause. In einem leichten Dauerlauf lief sie zu dem nahegelegenen Wald, überquerte eine Lichtung und lief hinunter zu dem kleinen See. Nach Luft schnappend ließ sie sich am Ufer nieder, zog ihre Schuhe aus und steckte ihre Füße in das kühle Nass. Schon seit Jahren war dies ein Ort an dem sie ausspannen und abschalten konnte. Hier konnte sie schonungslos mit sich ins Reine gehen und die Wahrheit annehmen und akzeptieren. Für sie war Robin ihre erste Liebe. Seine Liebe zu ihr hielt sich wohl in Grenzen denn ein paar Pfunde zu viel dürften einer wahren Liebe nichts anhaben. Weit beugte Cindy sich vor um ihr Spiegelbild besser sehen zu können.
„Sie haben doch wohl nicht vor eine Dummheit zu machen?“ klang dicht hinter ihr eine sanfte, männliche Stimme. Entsetzt drehte Cindy sich um und sah einen hochgewachsenen, gutaussehenden jungen Mann der sie freundlich anlächelte. Seine blau-grauen Augen sahen sie fragend an.
„Wie kommen Sie denn darauf?“ wollte sie schnippisch wissen.
„Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl und dachte, Sie wollten sich ins Wasser fallen lassen!“
„So ein Quatsch…ich doch nicht! Wie kommen Sie überhaupt hier her? Sonst ist nie irgendeiner hier am See!“ Burschikos sprang sie auf und musste mal wieder nach Luft schnappen. Verstohlen sah sie zu ihm hinüber -aber er sah völlig unbeteiligt in eine andere Richtung. Peinlich, wirklich peinlich…ich muss etwas ändern, dachte sie genervt. Nervös zupfte sie an ihrer Schlabberhose und schämte sich für ihr Outfit.
„Ich bin übrigens Bob, wohne gleich hier in der Nähe!“ Er sah sie freundlich an und gab ihr die Hand.
„Cindy, ich bin Cindy. Wieso habe ich Sie hier noch nie gesehen?“ Er hatte ein umwerfendes Lächeln welches ihr das verlorene Selbstvertrauen wiedergab. Sein Lächeln zeigte ihr, dass er sie so akzeptierte wie sie war…dick. So langsam taute sie auf und bot Bob einen Platz neben sich an.
„Ich war sehr oft hier am See, habe Sie aber nie angetroffen!“ Fragend sah er sie an und Cindy musste sich eingestehen, einen überaus netten Typen an ihrer Seite zu haben.
„Oh, ich bin sogar sehr oft hier! Die Ruhe und die Einsamkeit an diesem Ort sind überwältigend. Wo kommen Sie her…?“ wollte sie wissen. Nein – neugierig war sie überhaupt nicht…wenn sie alles wusste!
„Ganz hier in der Nähe ist ein großer Hof – der „Regenbogenhof“. Dort lebe ich bereits seit vier Jahren in einer Großfamilie. Es ist wunderschön dort und alle halten zusammen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen den Hof einmal zeigen!“
„Später vielleicht. Hört sich jedenfalls gut an…Großfamilie und so!“ Cindy stand auf:
„Meine Eltern warten…ich muss gehen. Vielleicht sehen wir uns hier noch einmal?“
„Sicher, ich werde hier auf Sie warten“, versprach er lachend.