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Statt Zuwendung - Knete…

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Ihre Mutter war bereits im Haus als Cindy ankam. Sie war eine attraktive Frau im besten Alter und ständig im Stress. Ihre Eltern hatten ein großes Bekleidungswerk und litten permanent an akuter Zeitnot.

„Mom, ich muss dir etwas sagen“, begann Cindy. Schließlich mussten ihre Eltern erfahren, dass es aus war zwischen ihr und Robin.

„Kind, Kleines…später! Habe gleich eine wichtige Geschäftsbesprechung…!“ Hastig drückte sie ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und verschwand eilig ins Schlafzimmer. Kurz darauf kam sie zurück und gab Cindy ein paar Geldscheine:

„Kauf dir was Schönes, Baby…!“ Na Servus…keine Zeit aber Geld. So ging das ständig…man ließ sie am langen Arm verhungern. Statt Zuwendung gab es Knete…ob das wirklich ausreicht? Alleingelassen mit ihren Problemen ging sie hinauf auf ihr Zimmer. Was wollte sie eigentlich? Cindy interessiert sich für Mode und war eine gelernte Designerin. Wie soll es jetzt weitergehen? Sollte sie in der Firma der Eltern arbeiten oder sich lieber auf eigene Füße stellen? Wie gerne würde sie darüber mit ihren Eltern reden, doch sie hatten keine Zeit. „Du hast doch alles Kind…!“ war ihre ständige Antwort. Doch so wie sie momentan aussah…dick und hässlich, konnte sie ihrem Beruf keine Ehre machen. Wenn sie doch nur jemandem zum Reden hätte…! Eine Freundin hatte sie nicht, da ihre ganze Aufmerksamkeit in den letzten zwei Jahren Robin galt. Dumm gelaufen…Cinderella! Allein schon ihr Name…wie konnten ihre Eltern ihr das antun…Cinderella! Dicke Cinderella…! Sie war doch keine Märchenfigur! Mit sich und dem Rest der Welt im Unreinen, verkroch sie sich in ihr Bett und zog die Decke weit über das Gesicht. Nichts mehr hören und sehen…! Als ihr Dad an ihre Türe klopfte war sie bereits im Reich der Träume. Egal…auch er stand unter ständigem Stress…viel hatte sie sicher nicht versäumt.

Am nächsten Morgen gingen Cindys Gedanken zu Bob. Ob er heute auf sie warten würde? Gerne würde sie ihn wiedersehen, er hatte so eine beruhigende Wirkung auf sie. Nach einem mageren Frühstück machte Cindy sich auf den Weg zu ihrem kleinen See. Enttäuscht stellte sie fest, dass Bob noch nicht da war. So verlassen wie heute hatte sie sich noch nie gefühlt und einige Tränen kullerten über ihre Pausbacken.

„Aber, aber…wer wird denn weinen, Cindy!“ Bobs Hand hielt ein Taschentuch und wischte ihr sanft die Tränen weg. Mit großen Augen sah sie zu ihm hoch und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht:

„Schön, dass Sie da sind Bob!“ Er setzte sich an ihre Seite und sprach beruhigend auf sie ein. Nach und nach verfehlten seine tröstenden Worte seine Wirkung nicht und sie bat ihn, mehr über seine Großfamilie zu erzählen.

„Was möchten Sie denn hören? Vor vier Jahren habe ich mein Elternhaus verlassen. Meine Mutter lebt nicht mehr und mein Vater ist Alkoholiker. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Nach einigen Wochen auf der Straße habe ich Jan kennengelernt. Er lebt schon viele Jahre auf dem „Regenbogenhof“ und war dort sehr glücklich. So bin ich dann zu der Großfamilie gekommen!“

„Aber was macht ihr dort…geht ihr alle zur Arbeit oder arbeitet ihr auf dem Hof?“

„Teils teils. Ich gehe zum Beispiel keiner Tätigkeit nach sondern arbeite auf dem Hof. Wir haben dort alles angebaut…vom Obst bis hin zu sämtlichen, gängigen Gemüsesorten. Da ist also Arbeit angesagt. Wie Sie sehen, verhungern können wir nicht!“

„Aber es muss doch irgendwie Geld reinkommen, wie macht ihr das?“ Gespannt wartete sie auf eine Erklärung.

„Ganz einfach, wir verkaufen unser Gemüse und Obst auf dem Wochenmarkt. Andere die einer Arbeit nachgehen, bezahlen einen Teil für die Unterkunft. So ist immer alles im grünen Bereich!“ Cindy hörte ihm gespannt zu:

„Wie geht ihr so miteinander um?“

„Wenn einer Probleme hat, setzen wir uns alle zusammen und beraten. Nie ist jemand mit seinen Sorgen alleine, jeder ist für den anderen da!“

„Hört sich verdammt gut an. Meine Eltern lassen mich seelisch verhungern…zu viel Stress!“

„Arme Cindy, das könnte Ihnen bei uns in der Familie nicht passieren!“

„Erzählen Sie mir mehr, Bob. Wie viele seid ihr und wer ist dort das Oberhaupt der Familie?“

„Wir sind momentan zu vierzehn Leuten, zusätzlich unser Oberhaupt William Wendt. Er ist so gütig und weiß immer Rat!“ Bob kam richtig ins Schwärmen.

„Wie ist es, haben Sie eine Freundin, Bob?“ Gespannt sah sie ihn an. Er schüttelte den Kopf:

„Nein, ich habe keine Freundin. Wir leben dort sehr spartanisch, keinen Alkohol…keine Zigaretten oder andere Drogen…keinen Sex. So gibt es keinen Kummer…Liebeskummer und so. Wir sind mit dieser Lebensweise sehr glücklich!“ Irritiert sah Cindy ihn an:

„Also ich weiß nicht, ob ich damit leben könnte. Sex gehört zum Leben und ist nicht verwerflich!“ Bob merkte sehr schnell, einen Fehler gemacht zu haben und machte Schadensbegrenzung:

„Natürlich dürfen Sie Sex haben, Cindy. Nur nicht innerhalb der Großfamilie. Nach draußen können Sie doch machen was Sie wollen!“ Cindy war beruhigt und nickte:

„OK, damit könnte ich leben!“ Langsam wurde sie neugierig auf diese Familie, aber es war noch zu früh - erst wollte sie Bob besser kennenlernen. Als Bob seinen Arm um ihre Schultern legte, fühlte sie sich zum ersten Mal geborgen und sie bekam einen Weinkrampf. Bob sagte nichts, hielt sie nur fest in seinen Armen. Wie sehr musste sie jegliche Zuwendung vermissen! So etwas wie Mitgefühl überkam ihn. Aber schnell schüttelte er es wieder ab – soweit darf es nicht kommen. Er hatte einen Auftrag und nur der war wichtig. Cindy beruhigte sich wieder und sah Bob entschuldigend an:

„Tut mir leid, bin sonst keine Heulsuse…!“ Bob lächelte sanft:

„Das war gut, Cindy…immer alles herauslassen. Darf ich du zu dir sagen?“

„Klar, Bob…habe das Gefühl, dich schon ewig zu kennen!“ Erleichtert lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Dieses Gefühl…es war wunderbar. Eine große Sehnsucht nach mehr erfüllte ihr Herz. Sehnsucht nach Geborgenheit…einer intakten Familie…Freunde die immer zuhören! Der Drang, seine Großfamilie näher kennenzulernen wurde immer größer. Und Bob? Hatte sie sich in ihn verliebt? Nein…er war wie ein guter Freund. Für eine neue Liebe war es noch zu früh…!

Der

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