Читать книгу Fire&Ice 9 - Luce Suarez - Allie Kinsley - Страница 8
5 Immer Mehr
ОглавлениеTIA
Kräftige Arme, die sich fester um sie schlossen, weckten Tia auf.
Erst konnte sie die Situation überhaupt nicht einschätzen. Nach und nach fielen ihr die Geschehnisse des Vorabends wieder ein.
Das Treffen im Club, der Sex, das Versprechen auf eine Wiederholung … die sie wohl irgendwie verschlafen hatte.
Wirklich seltsam, da sie seit beinahe zwei Jahren nicht mehr durchgeschlafen hatte.
Aber wie dem auch sein sollte, in Luces Armen zu schlafen kam definitiv nicht in Frage. Das kam einfach zu sehr an … eine Beziehung ran. Selbst in ihren Gedanken hörte sich das Wort seltsam an.
Sie versuchte sich von ihm zu lösen, doch er presste sie nur noch fester an sich. Also holte sie mit dem Ellenbogen aus und schlug ihn in den Bauch.
"Uff … verdammt."
Gut, also immerhin wach, aber los ließ er sie dennoch nicht.
Sie wollte gerade noch einmal ausholen, da hielt er ihren Ellenbogen fest.
"Lass das verdammt", knurrte er.
"Dann lass mich los!"
"Warum?" Er klemmte ihren Arm so an ihren Oberkörper, dass sie sich nicht mehr wehren konnte und kuschelte sich eng an sie.
Sie spürte seine Nase in ihrem Nacken, seinen Atem, seine Wärme und irgendwie fühlte sich all das verdammt gut an.
"Weil das nicht zum Deal gehört. Du solltest noch nicht einmal hier sein."
Er drückte seine Lippen auf ihre Haut. "Tja, zu spät, Baby. Du hast mich nicht geweckt und jetzt bin ich da. Jetzt abzuhauen wäre ungefähr so sinnvoll, wie einen Salat für die Diät nach dem Kuchen zu essen."
"Du redest wirres Zeug!", schimpfte sie, entspannte sich aber dennoch.
"Ja, das ist besser, Babe." Sein Daumen streichelte sanft über ihren Bauch.
"Das funktioniert so nicht, Luce. Wir haben keine Beziehung, das hier gehört einfach nicht dazu", sagte sie ernst.
"Ja, und das wissen wir beide und deshalb ist es auch kein Problem, wenn es mal passiert, oder?", fragte er ganz entspannt.
Theoretisch hatte er recht, aber sie hatte einfach zu viel Angst, in etwas hineinzurutschen, aus dem sie nicht mehr herauskam. Und seien es nur ihre eigenen Gefühle, die eine Richtung einschlagen konnten, die nicht zu ihrem Leben passte.
Allein die Tatsache, dass das hier überhaupt passierte, war besorgniserregend genug!
In diesem Moment klingelte sein Telefon. "Verdammt. Wenn das Mat ist, bring ich ihn um!", knurrte er, ließ sie los und drehte sich von ihr weg.
Tia nutzte die Gelegenheit und stand auf.
"Suarez?", hörte sie ihn sagen, während sie bereits unter die Dusche stieg.
"Natürlich komme ich … nein … was, warum? Wie spät ist es? … Verdammt!"
Von der Dusche aus schaute sie auf die Uhr der Mikrowelle. Bereits drei Uhr nachmittags. Wie hatte sie so lange schlafen können?
Er sprach noch einige Minuten lang mit dem Anrufer und sagte dann: "Ja, ja, ich bin sofort da."
Während sie aus der Dusche stieg und sich abtrocknete, zog er sich an. Eigentlich glich es einer Sünde diesen perfekt gebauten Körper mit Jeans und Shirt zu bekleiden. Nackt gefiel er ihr um einiges besser. Sie schüttelte den Gedanken ab, als er in seine Sneakers schlüpfte.
Dann kam er zu ihr und zog sie an sich.
"Ich würde gern noch bleiben und diesen herrlichen Körper genießen, Querida, aber ich muss los." Er küsste sie auf den Übergang zwischen Hals und Schulter.
Der Kosename schnürte ihr sofort die Kehle zu, alle lockeren Erwiderungen, die ihr auf der Zunge gelegen hatten, blieben ihr im Hals stecken.
Als sie nichts sagte, grinste er breit. "Ich komme nach der Besprechung und hol mir meine versprochene zweite Runde ab."
"Nein", sagte sie sofort.
Sie brauchte mehr Abstand von ihm. Luce schlich sich Stück für Stück in ihr Leben. Sie dachte viel zu oft an ihn und seltsamerweise nicht nur an den wirklich erstklassigen Sex, sondern an die Art, wie er lachte oder ihr ein Gefühl von Sicherheit geben konnte.
Das durfte sie nicht zulassen. Ihr Herz musste kalt bleiben.
Zusätzlich die Befürchtung, dass Salvatore sich bei ihr melden könnte. Zwei Tage Ruhe waren immer ein schlechtes Zeichen.
LUCE
"Nein?", fragte er. Er hätte so ziemlich jede Erwiderung erwartet, aber ein Nein stand definitiv nicht auf der Liste!
"Nein … ich … ich hab heute schon was vor", stotterte sie.
Er glaubte ihr nicht. Irgendwas an ihren Worten und ihrer Körpersprache passte einfach nicht zusammen. Zu defensiv. Zu wenig tough, zu wenig Tia.
Er ging die wenigen Schritte zu ihr zurück und packte ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Was ist los, Babe?" Er musterte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
"Nichts. Nichts ist los. Das hier gehört einfach nicht dazu. Wir werden uns nicht andauernd auf der Pelle sitzen, verstehst du? Wir haben keine Beziehung. Ich muss nichts erklären. Ich will nicht, Punkt!"
Mit jedem Wort wurde sie ärgerlicher. Ihr Gesichtsausdruck wurde immer härter und schlussendlich riss sie sogar ihr Kinn aus seinem Griff und wich einige Schritte zurück in Richtung Küche.
Dennoch erschien ihm das Ganze mehr wie eine Flucht als wirklicher Ärger.
Langsam ging er auf sie zu. Er schob seine Hand in ihren Nacken und strich dann sanft mit seinen Lippen über ihre.
"Wir schauen einfach später nochmal, okay? Kein Stress, alles entspannt. Wenn du dann wirklich keine Zeit hast, geh ich einfach in den Club."
Endlich wurde sie weicher in seinem Griff und küsste ihn leicht zurück.
"Okay. Wenn ich nicht kann, suchst du dir einfach eines der Mädels aus."
Er nickte, auch wenn er absolut nicht vorhatte, einen der Geier zu ficken, wenn er Tia haben konnte. Sie war besser als jede andere Frau.
Dass sie auf sein Nicken hin noch entspannter wurde, beunruhigte ihn ein wenig. Und dass es ihn beunruhigte, beunruhigte ihn noch mehr … falls das überhaupt Sinn machte …
Er zwang sich dazu, sie freizugeben und ohne einen weiteren Blick, oder ein weiteres Wort, die Wohnung zu verlassen. Leise zog er die Tür hinter sich ins Schloss und stieg die Stufen hinab.
Irgendetwas stimmte nicht mit ihm … er hatte eine Befürchtung was und deshalb brauchte er dringend jemand Unparteiischen zum Reden. Tia ging ihm einfach viel zu sehr unter die Haut.
Anstatt wie geplant in seine Werkstatt zu fahren, fuhr er zu Joey Parker, seinem Tätowierer, seit er in die Stadt gezogen war.
Vom Club aus war es nicht weit. Wenige Minuten später parkte er den BMW vor dem Backsteingebäude. Vom Schaufenster aus konnte er Destiny, die hinter der Theke aushalf, bereits sehen. Plötzlich überkamen ihn Zweifel.
Natürlich verstand er sich ausgesprochen gut mit Joey, aber er war kein richtiger Freund, wie Dave, Ty oder Tia … und zumindest die letzten beiden kamen absolut nicht infrage, um seine inneren Konflikte zu klären.
Und Dave … er schien nicht allzu gut auf sein Techtelmechtel mit Tia zu reagieren, zumindest wenn er sein Verhalten im Club richtig deutete.
Eigentlich schieden alle Fire&Ice Jungs aus, weil jeder von ihnen Tia und auch ihn zu gut kannte, um eine objektive Meinung abzugeben.
Aber wie zum Teufel sollte er das Gespräch mit Joey anfangen?
Ehe er sich versah, hatten ihn seine Füße vollautomatisch in das Studio getragen. Schritt um Schritt machte er, bis er vor der Theke stehen blieb.
Destiny, Joeys beste Freundin und gleichzeitig seine Teilzeitangestellte, strahlte ihm entgegen.
Sie war verdammt hübsch und Luce konnte gut nachvollziehen, warum Julien, Mats kleinerer Bruder, sie so unbedingt zur Freundin haben wollte. Und das, obwohl er im Allgemeinen nicht verstehen konnte, warum Männer sich überhaupt Freundinnen ins Haus holten!
Theoretisch könnten es doch alle Menschen so einfach haben, wie Tia und er!
Genau, theoretisch, du Trottel! Deswegen stehst du jetzt auch hier, um dich bei Joey auszuheulen!
Er schüttelte den Kopf und verstand erst bei Destinys zweitem Anlauf, was sie zu ihm sagte.
"Kann ich Ihnen helfen?"
"Hey De, wir kennen uns über Julien und den Chase Club."
Sie lächelte und nickte dann. "Ja, stimmt. Luce, oder?"
"Genau. Ich möchte zu Joey."
"Hast du einen Termin?"
"Nein … vielleicht kann er mich einschieben?"
Daran, dass er einen Termin bräuchte, wenn er mitten am Tag bei Joey vorbeischneite, hatte er überhaupt nicht gedacht.
"Hmm … warte einen Moment. Er müsste gleich fertig sein, dann kann er es selbst entscheiden. Eigentlich hat er erst in einer halben Stunde wieder etwas vor."
"Danke." Er nickte und setzte sich dann auf eines der Sofas im Wartebereich.
Wenige Minuten später ging die Tür zu Mikes Zimmer auf. Er verabschiedete sich von der Kundin und setzte sich dann zu ihm.
"Na, kann ich dich diesmal zu einem Piercing überreden?"
Luce lachte auf. "Nein, sorry. Chris' Gejammer reicht für das ganze Team mit! Niemand braucht einen Piercing … okay, Frauen vielleicht, aber kein Mann!"
"Du weißt gar nicht, wie scharf die Weiber darauf sind!", sagte Mike lachend und zwinkerte Destiny zu.
"Keine Chance, Mike! Julien wird niemals einen Prince Albert bekommen!", gab sie zurück und grinste dabei schelmisch.
Dann wandte Mike sich wieder an ihn. "Es muss ja nicht gleich ein Intimpiercing sein. Vielleicht die Brust, oder die Zunge."
"Nein. An der Brust würde es bei den Kämpfen nur Schaden nehmen und meine Zunge funktioniert einwandfrei."
"Gut zu wissen", rief Joey lachend, der gerade sein Zimmer verließ.
Luce wurde ernst, als er sah, wen Joey im Schlepptau hatte. "Chloe, was tust du hier?", fragte er Mats kleine Schwester.
Sie sah ihn mit großen Augen an. "Ähm … nichts! Äh … ich hatte nur ein Beratungsgespräch. Nichts von Bedeutung. Ich habe mich dagegen entschieden. Keine große Sache, Mat muss nichts davon wissen", sagte sie schnell. Viel zu schnell!
Er musste Mat Bescheid geben. Zumindest, dass er Chloe hier getroffen hatte oder was auch immer. Er hatte ja keine Ahnung, was sie hier wirklich getan hatte.
Ehe er eine Entscheidung hätte treffen können, was er tun sollte, war sie aus dem Raum verschwunden und Joey stand vor ihm.
"Hey, was kann ich für den Mann mit der Wunderzunge tun?", fragte Joey.
Ja … was eigentlich???
"Ich … äh … hast du kurz Zeit zum Reden?", stammelte er, während er krampfhaft versuchte, den richtigen Einstieg in ein Gespräch zu finden, von dem er nicht einmal wusste, um was es sich drehen sollte.
"Klar, komm mit."
Verdammt! Sonst hat er doch auch nie spontan Zeit!
Da er keine Ahnung hatte, was er erwidern sollte, folgte er ihm, in der Hoffnung, dass die letzten Meter ihm eine Eingebung bringen würden.
Nachdem Luce das Zimmer betreten hatte, schloss Joey die Tür hinter ihm.
"Gut, um was geht es?"
"Ähm … tja … also … Ty …"
"Um Ty? Was ist los mit dir? Ich habe dich noch nie Stottern hören? Ist was passiert?", fragte Joey mittlerweile sichtlich verwirrt.
"Äh, nein. Ich meine, nicht Ty direkt …" Um Gottes willen, er stotterte wirklich.
Vielleicht war er einfach noch nicht lange genug wach und sein Kopf funktionierte noch nicht. Ein Morgenmensch war er noch nie gewesen.
Um 4 Uhr nachmittags?
"Fire&Ice? Einen der Jungs?" Joey klang besorgt und ungeduldig zugleich.
Moment! Fire&Ice? Das ist es!
"Ja genau. Fire&Ice. Also es ist so, wir sind echt in Schwierigkeiten dieses Jahr."
Joey entspannte sich ein wenig. "Was ist passiert?"
"Wir wissen nicht genau, wer von den plötzlichen Familienmenschen nach Talin mitkommt. Ich kann auch nicht wegen der Bewährungsstrafe und Mat ist nicht davon überzeugt, dass meine Jungs die Richtigen dafür sind … nun und da dachte ich, dass du vielleicht dabei sein solltest!"
Die Idee war genial! Seine Jungs würden auf Joey auf jeden Fall hören. Er war für sie so etwas wie ein Vorbild. Joey war cool, durchtrainiert, immer umgeben von coolen Typen und heißen Frauen und dazu noch den für die Jungs ultimativen Job als Tätowierer.
"Ich und Feuerspucken?"
"Klar! Du hast das doch schon gemacht!", sagte er leichthin.
"Mal probiert, Luce, das ist alles", wiegelte Joey augenblicklich ab.
"Quatsch, du warst Klasse! Komm heute Abend zur Besprechung in Cats Hotel."
"Nein, Luce. Das geht nicht. Ich hab das Studio, ich muss arbeiten! Ich kann nicht einfach so für zwei Wochen abhauen!"
Verdammt! Der Plan war genial! Joey musste einfach mitziehen, er wäre bestimmt auch dafür, dass die Jungs mal von der Straße weg kämen. Er würde sich für sie einsetzen. Er kannte und mochte sie, hatte ihnen allen umsonst das Aussteiger Logo über das Gangtattoo gecovert!
Fieberhaft kramte Luce in seinem Kopf nach dem richtigen Argument.
Es dauerte einen Moment, aber dann fiel ihm der Todbringer ein!
"Weißt du, Julien hat mir erzählt, dass er mit Destiny zusammen fährt und Justin mit Candy", sagte Luce mit extra besorgter Stimme.
Joey hatte schon viele wilde Geschichten aus Talin gehört.
Joey runzelte die Stirn. "Die beiden wollen mit nach Talin?"
"Ja, Trish und Nicky haben wohl so lange geschwärmt, bis De, Candy und Amy auch unbedingt hin wollten", gab er zurück und zupfte dabei an seiner Hose, bis diese wieder richtig auf seinen Sneakers zum Fallen kam.
Joey grübelte eine Weile. "Aber was ist mit dem Studio … ich kann es nicht einfach schließen …", sagte er dann nachdenklich.
"Du hast doch Mike. Die Tattoo Termine verschiebst du einfach."
Luce sah den Moment, in dem er fast gewonnen hatte. Es fehlte nur noch das letzte Quäntchen.
"Weißt du … warum ich dich eigentlich bitte …", fing er an und wartete, bis er Joeys volle Aufmerksamkeit hatte. Der Typ hatte einfach ein Gespür für Probleme.
"Was ist es, Luce?"
"Ich will, dass Mat die Jungs mitnimmt, aber wie gesagt, er will einfach nicht."
"Und du denkst das ist das Richtige für deine Jungs?", fragte Joey mit gerunzelter Stirn.
"Klar. Es wäre genau das Richtige. Raus kommen, eine Perspektive sehen …"
"Da könntest du recht haben … wo ist das Problem?", hakte er zielsicher nach.
"Mat vertraut ihnen nicht. Er will nicht die Verantwortung übernehmen. Aber es sind gute Jungs, Joey! Du weißt es am besten! Sie haben eine Chance verdient!"
Joey nickte langsam. "Du hast recht. Das haben sie. Wenn nicht sie, wer dann?"
Luce witterte seine Chance. "Komm heute Abend mit. Schau es dir an und überlege es dir. Die Jungs brauchen dich und du könntest ein Auge auf deine Mädels werfen."
Er konnte es in Joeys Kopf fast rattern hören. Schließlich nickte dieser zögerlich.
"Okay. Ich höre es mir an, aber ich verspreche nichts!", sagte er schließlich
"Super! Danke Mann!"