Читать книгу Munz! - Alois Munz - Страница 7
ОглавлениеVorwort
Alois Munz, mein Vater, begann seine Lebenserinnerungen aufzuschreiben, als er einige Monate im Ruhestand war, das war vor 39 Jahren.
Bei der Transkription war mir wichtig, dass seine Sprache erhalten bleibt, das heißt, dass dieses Buch nicht der heutigen politischen Korrektheit oder Gesetzlichkeit entspricht. Es wurde von meinem Vater in der ihm eigenen Sprache geschrieben und von mir in keiner Weise abgeändert. Gendern kannte mein Vater noch nicht, ebenfalls verwendete er hin und wieder Begriffe, die heute nicht mehr den gesellschaftlichen Standards entsprechen bzw. eventuell sogar strafrechtlich verfolgt werden würden.
Genau deswegen aber ist dieses sein Buch von der ersten bis zur letzten Seite authentisch.
Mein Vater wurde am 19.6.1922 geboren und durchlebte in den sechzig Jahren, die er beschreibt, bittere Armut, eine beschwerliche Jugend, ähnlich der heutigen Jugend – teilweise ohne Präsenzunterricht, nur, dass damals die Schulen komplett geschlossen waren und quasi Hausarrest herrschte. Er hat den 2. Weltkrieg hautnah miterlebt. Er war auch beim Wiederaufbau nach den Kriegsjahren beteiligt und erlebte viele Höhen und Tiefen in seinem Leben.
Allein die Tatsache, dass er alle Ereignisse, die sein Leben bedrohten, physisch und psychisch unbeschadet überstanden hat, ringt nicht nur mir tiefsten Respekt ab.
Für mich war mein Vater immer mein Held, ich liebte ihn sehr und liebe ihn noch immer.
Erstaunlich ist für mich auch, wie sich die Geschichte immer wiederholt – einzig die Vorzeichen ändern sich.
Dankbar bin ich dafür, dass er sein Leben aufgeschrieben hat, es berührt mich sehr, meinen Vater nach seinem Tod noch einmal neu kennenzulernen.
Ich fühlte mich von ihm immer beschützt und behütet, andererseits war er aber auch sehr streng und autoritär, sodass ich kaum wagte, an seinen Regeln, die er für mich – besonders in der Jugend – aufstellte, laut zu zweifeln.
Für mich als Tochter ergibt sich in der Rückschau auf unsere Familie ein durch und durch harmonisches Bild. Ich hatte meine Eltern kaum einmal beim Streit erlebt und besonders bleibt mir ein Bild meiner Eltern in Erinnerung: Bei Kerzenlicht und einem Glas Wein händchenhaltend auf der Wohnzimmercouch sitzend, im Alter von ca. 70 und 66 Jahren – wie einig, wie romantisch und beinahe kitschig, aber für mich als Tochter einfach wunderschön!
Besonders glücklich bin ich über die vielen Spaziergänge, Wanderungen und Ausflüge, die ich gemeinsam mit meinen Eltern unternommen habe, als ich auch schon eine junge Erwachsene war. Wir führten unzählige Gespräche, von denen ich auch heute noch profitiere und an die ich mich gerne zurückerinnere.
Wiewohl ich nach der Transkription zugeben muss, dass diese Harmonie und das tiefe Vertrauen meiner Eltern zueinander wohl der Güte meiner Mutter geschuldet war – denn mein Papa hat sein Leben immer mit einem Augenzwinkern gelebt und vor allem in jungen Jahren selten eine Gelegenheit versäumt, um die eine oder andere Dummheit zu begehen. Dies änderte sich im Alter allerdings – als meine Mama 1988 einen schweren Lungeninfarkt erlitt und ihr Leben auf der Kippe stand, verzweifelte er. Damals schrieb er nach ihrer Genesung:
Mein liebes Weiberl,
Du warst sehr krank und hast den Glauben an das Leben nie verloren,
die Ärzte reden davon, du seist an diesem Tag so gut wie noch einmal geboren.
Du bist so zuversichtlich, optimistisch und seelisch so riesig stark,
ich schäm mich fast, ich zweifelte und hatte Angst – ich war schwach.
Obwohl du krank warst, holte ich bei Dir die Kraft.
Wir leben weiter, ich an deiner Seite, wenn ich darf.
(1988 – 10 – 02)
Meine Mutter überlebte meinen Vater um 21 Jahre und hat bis zu ihrem Tod um ihn getrauert.