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2 Flughafer und Wolle

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Mein erster Vollzeitjob war Kühemelken auf einer Familienfarm in Wakefield. Sehr bald realisierte ich, dass ich einen schwierigen Kurs zwischen zwei Chefs steuern musste, denn die beiden hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, was meine Aufgaben waren. Genau genommen waren es auch zwei Höfe. Auf dem einen regierte der alte Herr, der Vater, und auf dem anderen sein Sohn, der gerade frisch von der Landwirtschaftsschule kam. Theoretisch hatte eigentlich jeder sein Reich. Die Realität aber sah so aus, dass der Vater mich aufsuchte und mir erklärte, was und wie ich etwas zu tun hatte, was das komplette Gegenteil von dem war, was mir der Sohn ein paar Minuten zuvor aufgetragen hatte. Der alte Knabe wollte alles so haben, wie es schon immer war, ganz traditionell, und der junge Bursche hatte einen Haufen neuer Ideen im Kopf, die sein Vater schlichtweg für Unsinn hielt. Sie stritten über die einfachsten Dinge.

Über Eimer zum Beispiel: Jeden Tag gab es 130 Kühe zu melken und 25 Kälber zu füttern. Der Sohn wollte, dass ich die Eimer auswusch, sie sterilisierte und dann in einer Reihe aufstellte, denn er sah die Gefahr, dass Dreck von einem Eimer zum anderen übertragen würde, wenn man sie aufstapelte. Dann kam der alte Herr und fragte mich, was um Gottes willen ich denn da täte. All die aufgereihten Eimer würden doch dreckig werden und stünden im Weg herum und sollten gefälligst aufgestapelt werden. So wurde ich ohne Pause von dem einen gerügt, weil ich tat, was der andere mir aufgetragen hatte. Man konnte es keinem recht machen, immer hatte einer etwas rumzunörgeln. Außer mir arbeiteten noch zwei Burschen vom YTS (Youth Training Scheme, staatliches Ausbildungsprogramm für Jugendliche) auf dem Hof und wir drei hatte ständig Stress mit einem der Chefs. Dann gab es noch einen alten Farmarbeiter, der schon immer dort war. Es war sozusagen eine richtige Männerwirtschaft, die noch nie durch ein Mädchen gestört worden war.

Gleich am Anfang hieß es: » Und vergiss deine Köderdose nicht.«

Köder?, dachte ich. Was hat Angeln damit zu tun?

Aber schnell merkte ich, dass sie die ›Brotdose‹ meinten. Bei schönem Wetter saßen wir draußen und aßen, aber wenn es regnete – was meistens der Fall war – saßen wir im Schuppen auf Milchkästen und Teekisten. Die Teekisten waren voll mit Männermagazinen. Es war eigentlich abstoßend für mich, mein Brot zu essen, während die drei andern Typen den Playboy lasen, doch irgendwann störte ich mich nicht mehr daran. Wenn man in einer Welt arbeiten möchte, die seit Jahrhunderten männlich ist, dann sollte man sich auch nicht aufregen oder feministisch tun, nur weil man ein bisschen angemacht wird oder die Kerle ungehobelt daherreden.

Es war echt schwere Arbeit. Ich stieg jeden Morgen um sechs aufs Rad und war um sieben Uhr dort, eine Stunde bergauf, bergab. Wenn ich nicht Fahrrad fuhr, musste ich zwei Busse nehmen, was sehr viel länger dauerte. Wenn ich nach einem Tag auf der Farm wirklich mal den Bus nahm, konnte ich mir einer Sache sicher sein:

Ich schaffte es, den ganzen Bus zu räumen, und zwar nur wegen meines üblen Geruchs, normalerweise Silage-Geruch – meine Mitreisenden hatten schnell die Nase voll.

Ich hatte eine 7-Tage-Woche, aber jedes dritte Wochenende bekam ich mein – wie die Farmer es nannten – freies Wochenende. Dies waren aber die schlimmsten aller Wochenenden: Das Melken morgens und abends blieb meine Aufgabe, nur die Stunden dazwischen waren frei. Das bedeutete für mich aber, die Tour mit dem Fahrrad zweimal am Tag zu machen. Ich hatte das Gefühl, den ganzen Tag im Sattel zu sitzen, den ganzen Tag bergauf, bergab zu strampeln. Kein Wunder, dass ich keine Zeit für Freunde oder Verabredungen hatte. Zu jener Zeit gingen meine Schul- und Collegefreunde schon längst ihre eigenen Wege. Einer war eifriger Student in Oxford, ein anderer Auszubildender bei der Lloyds Bank – alle hatten ganz normale, sinnvolle Berufe. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich nicht so leistungsfähig war wie sie, aber ich war immer noch nicht im Reinen mit dem, was ich tat. Ich liebte die Arbeit auf der Farm, doch die Arbeitszeit war brutal und ich hatte das Gefühl, mein Leben noch nicht richtig in der Hand zu haben.

Meine Farm war zum großen Teil ein Ackerbaubetrieb, für mich eine ganz neue Erfahrung. Stundenlang schaufelte ich Getreide in Silos und Getreidespeicher oder füllte Säcke mit Gerste. Ich musste auch einen Mähdrescher abschmieren, 130 Schmiernippel jeden Morgen während der Erntezeit. Die Maschine, ein museumsreifer, riemengetriebener Mähdrescher, war der ganze Stolz des Alten, und er machte tatsächlich Stichproben, um zu kontrollieren, ob ich alles richtig geschmiert hatte.

Ich wurde auch mit einem Kartoffelsack auf dem Rücken losgeschickt, um vorsichtig den wilden Hafer auszurupfen, der zwischen der Gerste wuchs. Der Farmer betonte, ich solle auf keinen Fall meine Verpflegung vergessen … Beim Blick über die reifen, goldenen Gerstenfelder konnte man den Flughafer gut erkennen, die grünen Rispen überragten alles. Auf den ersten Blick schien es nur eine Handvoll wilder Gräser zu geben, aber als ich in das Feld hineinkroch, entdeckte ich ihre ungeheure Ausbreitung. Jetzt wurde mir klar, warum ich meine Tagesverpflegung mitnehmen sollte. Der Vorteil dieser langen Tage in den Gerstenfeldern war, dass ich eine goldene Bräune bekam, die man in keinem Sonnenstudio hätte kaufen können, leider reichte sie aber wegen der langen Gummistiefel nur bis zu den Oberschenkeln.

Die Erntezeit war unglaublich arbeitsintensiv: Wenn der Wassergehaltsmesser den erforderlichen Trockenheitsgrad des Getreides anzeigte, hieß es ›alle Mann an Deck‹. Flutlicht wurde rund um die Felder installiert und niemand hörte auf zu arbeiten, bevor nicht das gesamte Getreide sicher eingebracht war. Obwohl die Arbeit sehr hart war, merkte ich, dass ich dabei eine ganze Menge praktischer Erfahrung sammeln konnte. Ich lernte, wie man Gülle auf die Felder verteilt – mit einem langen Schleppschlauch und Traktor oder mit einer Scheibenegge – ich lernte, wie man mit einer Zapfwellenegge Erdklumpen aufbricht, um den Boden für die Aussaat bereit zu machen, ich lernte ein Kalb zu enthornen, und ich lernte Traktorfahren. Autofahren konnte ich schon, damit hatte mein Vater mich mit großer Geduld bereits vertraut gemacht. Eine einzige Fahrstunde mit einem professionellen Fahrlehrer genügte, um die Details für die Fahrprüfung zu lernen. Ich bestand beim ersten Versuch.

Während meiner Zeit auf der Farm haben sich meine Eltern oft gewundert, Was in aller Welt tut sie da eigentlich?, besonders dann, wenn ich verdreckt und stinkend nach Hause kam. Die Antwort war ganz einfach, ich war ganz am Ende der Rangordnung, ich war der Handlanger, der Wasserträger, von dem man erwartete, dass er alles ohne Murren tat. Aber ich war glücklich damit, denn ich konnte arbeiten und lernen. Ich musste ja irgendwie anfangen und außerdem gab es zu jener Zeit bei mir zu Hause Ereignisse, die wichtiger waren als meine Karriere.

Ich war damals 18 Jahre alt, als mein Vater starb. Jahrelang hatte er geglaubt, ein Magengeschwür zu haben, und bekam Gaviscon verschrieben, ein Antazidum gegen Verdauungsstörungen. Als die Schmerzen schließlich unerträglich wurden, veranlasste der Arzt weitere Untersuchungen und es wurde Magenkrebs festgestellt. Zu dem Zeitpunkt war er schon sehr krank und konnte nicht mehr arbeiten. Schließlich kam die Zeit, als er noch nicht einmal mehr an seinen geliebten Motorrädern herumbasteln konnte. Das war das Schlimmste für ihn. Es war herzzerreißend zu sehen, wie er die Räder wegräumte und die Ersatzteile katalogisierte, die Garage, Keller und Dachboden füllten. Ich konnte zwar Kurbelwellen von Pleuelstangen unterscheiden, aber er hatte über viele Jahrzehnte Unmengen an Einzelteilen angehäuft und um zu verhindern, dass wir nach seinem Tod von irgendwelchen skrupellosen Händlern übers Ohr gehauen wurden, machte er eine detaillierte Liste davon. Wir mussten ihm versprechen, niemals seinen Kompressor zu verkaufen, alles andere versuchte er bei Motorradfans loszuwerden. Meine Mutter arbeitete zu der Zeit in der Schulkantine und sie musste ihren Job aufgeben, um für ihn zu sorgen. Katie war damals zwölf Jahre alt und es war für uns alle eine sehr schwere Zeit. Ich war bei ihm, als er starb. Er war zu Hause und stand seit Tagen unter Morphium. Mich verfolgt dieser Moment immer noch, es war solch ein irreales Erlebnis, es war, als ob ich es nicht wirklich selbst erlebte: all die Formalitäten und praktischen Dinge, die geregelt werden mussten, den Arzt und den Bestatter anrufen, und dann das Schlimmste, die Großmutter aufsuchen, um ihr zu sagen, dass ihr Sohn gestorben sei. Ich wollte eigentlich nicht zur Beerdigung gehen, aber meine Mutter bestand darauf. Der zweite Konflikt folgte auf dem Fuß:

»Du gehst nicht in deinen Gothic-Sachen dorthin.«

»Vater kennt mich nur so, und alle gehen in Schwarz. Wo ist das Problem?«

Seitdem habe ich Beerdigungen gehasst, und ich gehe auch nur sehr selten hin.

Was meinen Job angeht, so versuchte ich erst mal, keine Pferde scheu zu machen und alle Zukunftssorgen für mich zu behalten. Meine Mutter hatte schon genug am Hals.

Mir wurde klar, dass mein Wunsch, auf einer Farm zu arbeiten, bedeuten würde, Huddersfield verlassen zu müssen. Ich wollte nicht für die kommerziellen, industriellen Farmen arbeiten, kurz, ich wollte mehr Weiden und weniger Ställe. Natürlich könnte man sagen, ich hätte eine sehr romantische Vorstellung von meinem Arbeitsplatz, aber ich war mir sicher, dass es Stellen gab, wo Hund und Stab die Hauptrolle spielten und nicht elektronische Messgeräte und Trockensubstanzen. Es war allerdings noch nicht die passende Zeit, von zu Hause wegzugehen, so kurz nach Vaters Tod.

An einem typischen, grauen, regenverhangenen Tag im Spätherbst kam ich mit dem Bus von der Arbeit und lief, wie gewöhnlich vor mich hin summend, durch das Zentrum von Huddersfield. In der Haupteinkaufsstraße, wo die Leute wie immer einen großen Bogen um mich machten, kam ich am Strawberry Fair vorbei, einem dreistöckigen Porzellan- und Geschenkeladen an der Ecke Byram Arcade. Ich war schon oft dort vorbeigegangen, um eine Etage höher in einem Vintage-Laden vorbeizuschauen, wo zwei Punkerinnen grunge-style Mode verkauften: alte Kleidungsstücke, die sie secondhand gekauft und dann selbst umgearbeitet hatten. Dies war während meiner Gothic-Zeit mein Lieblingsgeschäft, genauso wie nebenan der Plattenladen Dead Wax Records, wo ich viele Regennachmittage damit vertrödelte, die Plastikkisten voller abgegriffener Alben zu durchwühlen. Strawberry Fair war ein Nobelladen und bis dahin nicht auf meinem Schirm. Im Schaufenster standen polierte Silber- und Glaswaren mit zartem Dekor, in der Verkaufshalle hing ein glitzernder Kristallkronleuchter und smarte Verkäufer schwebten zwischen Waren und Kunden hin und her. An der Tür hing ein Schild: VERKÄUFER/IN GESUCHT. IM GESCHÄFT NACHFRAGEN.

Ein Gedankenblitz schoss durch meinen Kopf: Sollte ich mal etwas ganz anderes ausprobieren, eine konventionellere Arbeit? Dieser Gedanke bekam durch die Kombination verschiedener Faktoren Nahrung: den beginnenden Winter, die unbarmherzige Schufterei auf der Farm, sowie das Gefühl, jetzt nach Vaters Tod mehr Verantwortung übernehmen zu müssen.

Bevor ich auch nur die Chance hatte, meine Gedanken richtig zu ordnen, steckte eine Frau ihren Kopf aus der Tür und sagte: »Sind Sie an der Stelle interessiert? Wenn ja, können Sie sich sofort beim Chef vorstellen. Philip ist gerade im Lager.« Überrascht über mich selbst ließ ich mich hereinbitten, zeigte aber auf meine schlammigen Gummistiefel. Betreten nahm ich den beigefarbenen, dicken Plüschteppich wahr, doch mein Vorschlag, die Stiefel vor der Tür stehen zu lassen, stieß auf taube Ohren. Irene, die Verkäuferin, nahm mich mit nach hinten und eine Treppe hinunter. Ich fühlte mich wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, als ich mir – nach Kuhstall riechend – vorsichtig meinen Weg durch die Glasvitrinen mit Lladró-Schmuckstücken und feinem Keramikservice bahnte. Im Gespräch mit Philip antwortete ich ganz ehrlich, dass ich den Job nur vorübergehend brauchte und Verkäuferin keineswegs mein Berufsziel wäre. Ich glaube, er fand mich etwas merkwürdig, ahnte aber, dass ich zuverlässig und hart arbeiten konnte und, wie es aussah, schien er dringend jemanden zu suchen, denn er sagte: »Wenn Sie den Job möchten, haben Sie ihn.«

Am nächsten Tag informierte ich den Farmer, dass ich nicht mehr käme. Er war nicht besonders besorgt, denn es gab eine Menge junger Leute, die Arbeit suchten. Ich war sicher leicht zu ersetzen. Feierlich verbrannte ich die stinkenden Hosen und wurde urplötzlich zum Inbegriff von Frische und Eleganz: in engem Rock, frischer weißer Bluse und den verhassten Barratts-Pumps – jetzt hatten sie mich doch erwischt.

Erstaunlicherweise fand ich Gefallen an dem Job. Meine neuen Kollegen, eine freundliche, respekteinflößende Truppe, duldeten keine Flausen. Schnell lernte ich die wichtigsten Verkaufsfloskeln und Sprüche und wurde schon bald Expertin in der Kunst, Leute zum Kaufen zu bewegen. Noch immer war ich perplex über die Dinge, die ich verkaufen musste. Ich arbeitete in der Haushaltsabteilung, wo gutbetuchte Damen und Herren sich ihre Hochzeitslisten zusammenstellten. Sie zerbrachen sich den Kopf über das Design des Bestecks, die Farbe der Eierbecher und die Frage, ob sie einen Fischkessel brauchten oder doch besser ein Fondue-Set. Ich nickte zustimmend, wenn wir die Vorzüge eines Tellers mit 24 cm Durchmesser gegenüber einem mit 27 cm Durchmesser diskutierten, und ich dachte für mich: Wie verdammt unnütz ist das alles?

Schon die Preise: Hunderte Pfund für gusseisernes Küchengeschirr, Tausende Pfund für die exklusiven Geschenkkisten aus Holz, gefüllt mit glänzend poliertem Besteck. Es gab viele verschiedene Ausführungen von Gabeln, Löffeln und Messern und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wofür einige von ihnen gut waren: Apostellöffel, Salzlöffel, Teemaßlöffel! Ein Besteckhersteller gab mir einmal eine Lehrstunde im Eindecken der Tische bei offiziellen Empfängen, damit ich einen fachkundigen Eindruck machte. Lächerliche Summen wurden für Vasen oder Porzellanfiguren bezahlt. Das alles war ein großes Mysterium für mich. Ein wichtiges Teil aus dem Laden habe ich aber dann doch für mein späteres Leben gebrauchen können.

Es gab in dem Geschäft einen großen, schwarzen, gusseisernen Topf mit Deckel, ganz versteckt in der Ecke; er wog bestimmt eine Tonne und wurde nur ›Gänsetopf‹ genannt. Ich musste ihn regelmäßig abstauben, benutzte ihn zum Draufsteigen, um an die Pfannen oben im Regal zu kommen, und hatte mich damit abgefunden, ihn niemals verkaufen zu können. Ausnahmsweise schien ich einmal recht zu behalten, niemand wollte ihn haben. Doch dann, eines Tages, am zweiten Weihnachtstag, hatten wir einen großen Ausverkauf, und eine Dame aus Jamaica betrat den Laden. Sie kaufte den Topf zu einem deutlich reduzierten Preis und erzählte mir, sie habe eine große Familie und könnte jetzt erfreulicherweise mindestens zwei ganze Hühner darin kochen. Ich habe mir selbst mittlerweile auch solch einen Topf gekauft, für den großen schwarzen Herd mit offener Feuerstelle auf unserer Farm. Ich liebe diesen Ofen im Winter, er ist ökonomisch, wärmt das Haus, trocknet die Wäsche, heizt das Wasser und kocht das Essen. Er lässt uns auch bei Stromausfall nicht im Stich. Das einzige Problem ist, dass der Essensgeruch das ganze Haus erfüllt, den Appetit anregt und die Kinder so hungrig macht, dass sie viel mehr essen als sonst.

Im Geschäft, bei Strawberry Fair, hatte ich ja von Anfang an ehrlich gesagt, irgendwann wieder zurück auf eine Farm zu wollen. Ich genoss meinen kurzen Abstecher in die ›geregelte, zivilisierte Welt‹, ich war da, wenn meine Mutter und Katie mich brauchten, doch das Farmleben war und blieb meine wahre Liebe. Ich kaufte mir die Farmzeitungen Farmers Guardian und Farmers Weekly und brütete über den Stellenanzeigen. Da gerade der Frühling begann, wurden eine Menge Leute fürs Ablammen gesucht, einige im Stall, einige auf der Weide. Die meisten Ablamm-Jobs draußen brauchten einen Schäfer oder eine Schäferin mit Hütehund. Den hatte ich nicht, sodass viel weniger Angebote für mich in Frage kamen. Doch dann, schließlich, fand ich eine Anzeige, die genau zu mir passte:

GESUCHT ab sofort.

Einsatzfreudige junge Person

zum Schafehüten und Ablammen in Salisbury Plain.

Kein Hund erforderlich. Nur die Bereitschaft zu arbeiten und

Eigeninitiative zu entwickeln. Unterkunft vorhanden.

Bitte anrufen.

Zu jener Zeit besaß ich ein Auto, einen Mini Metro für 900 Pfund, die ich mir mühsam zusammengespart hatte. Also fuhr ich an einem Sonntag runter nach Wiltshire zum Vorstellungsgespräch. Noch nie war ich allein so weit gefahren. Ganz früh am Morgen machte ich mich auf den Weg, direkt auf die Autobahn, vorbei an Birmingham und Bristol und kam schließlich mittags in Warminster an. Ich war total angespannt. Es war tatsächlich das erste Mal, dass ich mich von zu Hause losgerissen hatte, der heimischen Sicherheit den Rücken kehrte, aber ich wusste, jetzt war die Zeit gekommen, auf eigenen Füßen zu stehen.

Ich fuhr eine lange Kieseinfahrt hoch und erreichte ein großes modernes Haus, nicht gerade das, was ich mir unter einer Farm vorgestellt hatte. Ein Mann kam heraus, den ich für den Farmer hielt, war mir aber nicht sicher. Normalerweise kann man einen Farmer meilenweit erkennen, doch dieser war irgendwie anders, irgendwie glatter als die Farmer, die ich kannte. Ich stellte mich vor, atmete einmal tief durch und versuchte Selbstbewusstsein auszustrahlen. Ich ließ so viele landwirtschaftliche Fachbegriffe wie möglich aus mir heraussprudeln, um mit meinem enormen Wissen über Schafe und Lämmer Eindruck zu schinden (das Wissen beruhte zwar mehr auf Fachbüchern als auf tatsächlicher Erfahrung, aber das konnte mein Gegenüber ja nicht wissen). Er zeigte keine Reaktion, brachte mich stattdessen zu meinem kleinen Zimmer auf der anderen Seite des Hauses und meinte, ich könne den Job haben. Ich hätte schwören können, er hatte mir gar nicht richtig zugehört, aber egal, ich hatte den Job und das zählte. Ich war wie im Rausch. Zwar war es auch diesmal nicht wirklich die Art von Farm, die ich mir erträumt hatte, aber es gab wohl jede Menge Schafe und das war schon mal ein guter Anfang.

Als ich bei Strawberry Fair kündigte, bot Philip mir an, ich könne den Job jederzeit zurückhaben, egal wann. Das war sehr beruhigend, doch ich wusste, ich würde das Angebot niemals annehmen. Ich bekam auch ein hübsches Abschiedsgeschenk. Eins der teuren Essensservice, die wir verkauften, war mit Schafen und Schäfern verziert, und der Hersteller hatte ein paar kleine Porzellanschafe zur Dekoration des Services mitgeliefert. Ich liebte diese kleinen Schafe und die Kunden liebten sie auch. Immer wieder fragten sie, ob die Schäfchen nicht doch zu verkaufen seien. Nein, waren sie nicht. Zwei davon bekam ich geschenkt, sie stehen immer noch in einem Eckregal in Ravenseat, hoch oben, weit weg von Kinderhänden.

Ich belud mein Auto mit allem, was mir wichtig war, und weg war ich, zuversichtlich und hoffnungsvoll wie niemals zuvor. Als ich ankam, war der Farmer nicht da. Man sagte mir, er sei Wasserskifahren in Amerika. Wie eigenartig, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte mich darauf verlassen, dass er mir alles genau zeigte und mir erklärte, was er von mit erwartete. Später im Pub hörte ich, dass die Einheimischen der Farm den Spitznamen Waco gegeben hatten, in Erinnerung an einen Ort in Texas, wo ein Jahr zuvor über 80 Sektenmitglieder bei einer Razzia getötet worden waren. Die Leute im Dorf hatten beobachtet, dass ein Haufen junger Arbeiter auf der Farm ein- und ausging und der Hof trotzdem vernachlässigt war. So machte das Gerücht die Runde, dass auf der Farm Anhänger einer Sekte lebten. Davon hatte ich bei meiner Ankunft natürlich nicht die leiseste Ahnung.

Mit mir lebten noch zwei andere junge Arbeiter auf dem Hof, ein Mann und eine Frau, die zum Kühehüten angeheuert worden waren, sowie ein älterer Mann, der alles beaufsichtigen sollte. Natürlich tat er das nicht: Er saß vor dem Fernseher oder war einfach gar nicht zu sehen. Niemand war verantwortlich, alles hing an uns.

Am nächsten Morgen gingen meine beiden Kollegen raus zu den Kühen und ich schloss mich ihnen an, um nach den Schafen zu schauen und die Elektrozäune zu reparieren. Das gesamte Land ringsum gehörte zum Verteidigungsministerium, es gab weder Mauern noch Zäune, nur riesige Weideflächen von schlechter Qualität und flaches Gelände mit ein paar kleinen Wäldchen. Ich sah verlassene Dörfer, die von der Armee für Übungen genutzt wurden. Dort herumzulaufen war sehr gefährlich, denn überall lauerten Brandbomben und Gräben, in denen Panzer unter Tarnnetzen verborgen waren. Während meiner Zeit auf der Farm erlebte ich zum Beispiel, dass eine unselige Person dort einen Ausritt machte und ihr Pferd auf eine Test-Mine trat, die mit lautem Knall in einer Rauchwolke explodierte. Der Reiter wurde abgeworfen und das Pferd galoppierte in den Sonnenuntergang. Es wurde eine Woche lang nicht gesehen, dann tauchte seine Silhouette ab und zu am Horizont auf, mit schleifenden Zügeln und dem Sattel unter dem Bauch baumelnd. Das einzig Gute an diesem Gelände war, dass die herumliegenden Sprengköpfe perfekt zu Hundenäpfen umfunktioniert werden konnten – sozusagen eine kleine Entschädigung für das ›In-die-Luft-Fliegen‹.

Ein anderes meiner bemerkenswerten Fundstücke war ein Armeepullover mit dem Abzeichen des Bombenräumkommandos. Er war nicht mehr in perfektem Zustand, aber angenehm zu tragen (ich habe ihn immer noch). Ich fragte mich, ob der vorherige Besitzer tatsächlich auch in die Luft geflogen war und ob dieser Pullover das einzige Überbleibsel von ihm war … Ein gruseliger Ort, um Landwirtschaft zu betreiben.

Mein abwesender Chef verdiente sein Geld damit, Zuchtschafe bei sich überwintern zu lassen. In rauen Klimazonen, hoch oben in der abgelegenen Wildnis (wie es die Yorkshire Dales und der Lake District sind), schicken die Farmer ihre jungen weiblichen Zuchtschafe (gimmer hoggs) im Winter runter in mildere Klimazonen, auf sogenannte Winterweiden. Normalerweise werden sie Anfang November weggebracht und Anfang April wieder zurückgeholt. Auf Ravenseat machen wir das genauso, wie alle Bergschäfer. Die Farm, die den Schafen ein Winterquartier gibt, wird dafür pro Schaf bezahlt, und zwar anständig. Mein damaliger Chef nahm Schafe von verschiedenen Farmen aus dem Lake District auf. Was mir zu denken gab, war, dass er trotz der großen Zahl von Tieren zwischen Weihnachten und Mitte Februar nicht einen einzigen Schäfer eingestellt hatte. Kein Wunder also, dass ich dort draußen ein Horrorszenario vorfand. Die Schafe waren zwar noch alle da, doch sie standen auf kahlem Boden, abgesperrt mit Elektrozäunen. Seit längerer Zeit hatten sie keine frische Weide gesehen, sie mussten geradewegs verhungern. Einige Schafe hatten versucht auszubrechen und waren in den Elektrozäunen hängengeblieben. Sie waren sicher von tieffliegenden Militärhubschraubern oder von freilaufendem Wild erschreckt worden und bei ihrem Fluchtversuch mit den Hörnern im Draht hängengeblieben. Einige waren tot, andere konnte ich retten, doch auch diese waren durch fehlendes Futter und Wasser ausgemergelt und schwach. Die, die sich nicht in den Zäunen verfangen hatten, waren nur noch Haut und Knochen. Niemand hatte sie gefüttert. Meine beiden Farmkollegen waren entsetzt über das, was geschehen war. Sie selbst hatten sich nicht um die Schafe gekümmert, weil sie ja für die Kühe verantwortlich waren, die weit entfernt auf anderen Weiden grasten. Die Kühe sahen sehr gut aus.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Theoretisch schon, aber meine praktischen Erfahrungen mit Schafen waren eher begrenzt. Mit Hilfe der anderen beiden Farmarbeiter und einem jungen Kerl aus dem YTS (Youth Training Scheme), der jeden Tag vorbeikam, wickelte ich die Elektrozäune auf und trieb die Schafe, die noch laufen konnten, auf frische Weiden. Die schwächeren und kranken Tiere brachten wir mit dem Anhänger zur Farm und versorgten sie in einem Stall. Der Farmer hatte keine Notfallnummer hinterlassen, wir fanden aber eine Telefonnummer seiner Ex-Frau. Ich rief sie an und schilderte ihr die Situation. Sie gab den Besitzern der Pflegeschafe Bescheid und informierte wohl auch die zuständigen Behörden. Zwischen den Zeilen konnte ich heraushören, dass der Farmer und seine Ex-Frau nicht im Guten auseinandergegangen waren, und so überraschte es mich auch nicht, als Beamte von der RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals, Britische Tierschutzorganisation) und der Trading Standards (Gewerbeaufsicht) an die Tür klopften. (Wie alle anderen Betriebe auch, werden unsere Farmen mittlerweile regelmäßig kontrolliert, um sicherzustellen, dass wir Farmer auch tun, was wir angeben.)

Die Besitzer der fremden Schafe waren natürlich entsetzt über die Vorkommnisse. Sie hatten zu Weihnachten nach ihren Schafen gesehen und sie mit Entwurmungsmittel behandelt. Zu dem Zeitpunkt war alles noch in bester Ordnung, der weite Weg hatte sie aber abgehalten, häufiger vorbeizukommen, und sie hatten somit nicht die leiseste Ahnung, was mit ihren Schafen passiert war.

Sie durften ihre Tiere dann aber nicht auf die lange Reise zurück in den Lake District schicken, denn gemäß einer Tierschutztransportverordnung musste erst eine tierärztliche Untersuchung bescheinigen, dass sie sich in einem transportfähigen Zustand befanden. Ich kümmerte mich ausgiebig um die Schafe, trieb sie auf verschiedene Weiden und machte täglich einen Kontrollbesuch. Die kranken Tiere bekamen Heu und Trockenschnitzel und wurden nach einiger Zeit auf die Weiden rund ums Haus gelassen.

Diese Vorfälle haben mir die Augen dafür geöffnet, wie es hinter einer makellosen, neuen Fassade in Wirklichkeit aussehen kann. Für das perfekte Image dieses Hofes hatte man keine Kosten und Mühen gescheut. Im Stall war alles brandneu: Unterstände, Treibgänge, Fallgitter und aller Komfort, der das Leben angenehm gestaltet. Klappkisten, Waagen, sogar eine große, runde Desinfektionswanne, gefüllt mit – wie ich vermutete – alter Desinfektionslösung und leider auch noch zwei toten Schafen.

Dem Farmer fehlte allerdings etwas Entscheidendes: das nötige Fachwissen oder die Lust an der Arbeit. Die Erinnerung an diesen furchtbaren Vorfall, an den Vertrauensbruch mit den Farmern, lässt uns heute unsere Tiere auf den Winterweiden regelmäßig besuchen. Von wegen ›aus den Augen, aus dem Sinn‹. Im Laufe der Jahre haben wir zum Glück gute Winterquartiere gefunden und die nutzen wir auch weiterhin für unsere Jährlinge.

Die kranken Schafe brauchten einige Wochen, um wieder auf die Beine zu kommen, und erst dann hob die Gewerbeaufsicht ihr Transportverbot auf. Und trotz aller Zeit und Mühe unsererseits waren die Tiere immer noch nicht die Alten. Auch der Abbau des Elektrozauns war ein zeitaufwendiges Unterfangen. Wir brachten am Rad eines Quad-Anhängers eine Vorrichtung an, mit der der Draht eigentlich leicht aufzuwickeln sein sollte, doch jedes Mal gab es Knoten. Und in der Zeit, in der man vom Quad gesprungen war, um einen neuen Pfahl in den Boden zu stecken, konnte man dies auch genauso gut zu Fuß erledigen. Zu meinem großen Erstaunen gehörte dem Farmer noch eine zweite Schafherde, die auf einer anderen Farm versorgt wurde. Unglaublich! Rückblickend denke ich oft: Wie konnte so etwas nur passieren? Den unsäglichen Farmer habe ich nie wiedergesehen und auch der Aufseher war ganz und gar von der Bildfläche verschwunden. Nur zu der Ex-Frau hatten wir noch Kontakt. Sie gab mir mein Geld und war glücklich, dass diese unangenehme Geschichte ein Ende gefunden hatte. Für sie war dies wohl die ›Stunde der Vergeltung‹.

Für mich persönlich sollte das Leben eine neue Richtung nehmen: Als die Farmer aus dem Lake District ihre Schafe abholten, sagte einer von ihnen: »Du bist hier nicht richtig. Wenn du sehen willst, wie man richtig mit Schafen schafft, musst du zu uns hochkommen.«

Sie waren erleichtert, dass sie zumindest einen Teil ihrer Herde wieder mit nach Hause nehmen konnten. Es war für alle Beteiligten ein Albtraum gewesen und, wie es aussah, war ich wieder arbeitslos. Ich hatte gar keine Wahl: Als die Schafe gingen, folgte ich ihnen.

Ich packte mein Auto und los ging’s Richtung Norden, doch ich kam nicht sehr weit. Ich hatte mich gegen die Autobahn und für eine landschaftlich schönere Route entschieden, eine Entscheidung, die rückblickend wahrscheinlich mein Leben rettete. Ich fuhr gerade raus aus Bath, als es passierte. Ich fuhr nicht sehr schnell, sah eine scharfe Kurve, bremste etwas – nichts. Sofort trat ich heftiger auf die Bremse, die Räder blockierten. Ich konnte die Reifen quietschen hören, das Auto schoss geradewegs auf eine niedrige Mauer zu. Dann schien die Zeit still zu stehen, das Auto flog über die Mauer, überschlug sich und landete etwa acht Meter weiter auf dem Dach. Ich saß noch immer auf dem Fahrersitz, hing jedoch – vom Gurt festgehalten – kopfüber. Ich war etwas benommen, aber unverletzt. Zu dem Zeitpunkt trug ich eine gesteppte Puffa-Jacke und war so gut gepolstert, dass der Stoß abgefangen wurde. Der zweite glückliche Zufall war, dass ich ein Taschenmesser bei mir hatte. Ich konnte damit den Gurt durchschneiden und mich irgendwie aus dem Autofenster winden. Mein geliebter kleiner Metro war total kaputt und alles, was ich besaß, lag auf dem Feld. BHs, Unterhosen, Bücher, CDs, alles weit verstreut. Ich schämte mich sehr.

Ich krabbelte den Abhang hoch zurück auf die Straße. Damals besaß ich noch kein Handy, doch entweder hatte irgendjemand gesehen, wie ich durch die Luft flog, oder aber die Bremsspuren und die kaputte Mauer bemerkt, denn die Polizei war schon informiert. Ein Polizist mit Motorrad erschien und bestand darauf (so peinlich es mir auch war), mir beim Zusammensuchen der Sachen zu helfen. Während ich ihm noch erzählte, was passiert war, merkte ich erst, dass mein Auto auf dem Dach gelandet war und dass Drähte aus den Rädern herausstanden, sicherlich ein Hinweis darauf, warum ich nicht abbremsen konnte. Der Polizist hielt mir eine Standpauke und brachte mich dann zurück nach Bath, um den AA (Automobile Association, Automobilclub) anzurufen. Schließlich kam ein Abschleppwagen, lud mich mitsamt meinem kaputten Wagen auf und brachte mich zurück nach Huddersfield. Auf dem Weg entsorgten wir das Auto am nächsten Schrottplatz.

Ich blieb eine ganze Woche bei meiner Mutter, bis ich mich wieder erholt und mir einen gebrauchten VW Polo gekauft hatte. Die Farmer aus dem Lake District hatten mir die Telefonnummer eines Mannes namens Bob gegeben, der eine Personalvermittlung für Farmen leitete und junge engagierte Leute für die Ablammsaison suchte. Schon beim ersten Telefongespräch, merkte ich, dass ich an der richtigen Adresse war. Er sagte, wenn ich Schafe liebte, egal ob mit Hund oder ohne, so könne er mir den richtigen Job besorgen.

Es war ein wunderschöner Nachmittag, als ich die Autobahn in Shap verließ. In der Ferne konnte ich die Hügel des Lake Districts sehen, noch immer von einer Schneehaube bedeckt. Hoffnungsvoll und gut gelaunt schlängelte ich mich die einsamen Straßen entlang, die Frühlingssonne wagte sich langsam hervor und auf den Wiesen taten die Lämmer unter dem wachsamen Auge ihrer Mütter ihre ersten vorsichtigen Hüpfer. Ich folgte meiner Wegbeschreibung und erreichte Crosby Ravensworth, wo ich dem Farmer John Wood beim Ablammen helfen sollte. Dieses Mal konnte ich nicht im Farmhaus wohnen, denn beide Söhne lebten noch dort. Ich hatte mein Zimmer draußen auf dem Hof in einem Caravan. Als ich in den Hof einbog, war ich nervös, weil ich überhaupt nicht wusste, was mich erwartete. Ein freundlich lächelnder Mann mit gesunder, roter Gesichtsfarbe empfing mich.

»Hi, Sie müssen Amanda sein, wir haben Sie schon erwartet. Kommen Sie rein, wir trinken mal’n Tee und dann zeig ich Ihnen alles.«

Wir redeten etwas, und dann bekam ich eine Besichtigungstour rund um die Farm. Am Ende standen wir vor dem Caravan in einer Ecke des Hofes.

Es war ein alter Wohnwagen, wahrscheinlich aus den 1950ern, und mein erster Eindruck war … braun. Schokoladebraun außen und Karamelbraun innen, die Größe des Bettes ganz okay. Es gab auch einen Gaskocher, aber da ich mich bei Gas in Verbindung mit Streichhölzern nicht sehr wohl fühle, benutzte ich fast ausschließlich den Wasserkocher.

Einen Wasseranschluss gab es nicht im Caravan, doch auf dem Hof befand sich eine ausgediente Milchkammer mit Kaltwasserhahn und einem großen Plastikwaschbecken, was meinem Grundbedürfnis nach Sauberkeit genügen musste.

Schlimm war allerdings das Haarewaschen. Ich versuchte es im Waschbecken, doch es war schweinekalt. Ich habe immer lange Haare gehabt und ich wollte sie auch auf keinen Fall abschneiden. Kurz nachdem ich angefangen hatte, in Crosby zu arbeiten, entdeckte ich Kendal, den nächstgelegenen Ort von nennenswerter Größe. Aus irgendeinem verrückten Impuls heraus, ging ich dort in einen Tattooladen, ließ mir Rastalocken machen und, um das Bild zu vervollständigen, zwei Nasenpiercings stechen. Wohlgemerkt, ich war erst zwanzig. Die Nasenpiercings hielten nur bis zur Ablammzeit im Juli: Immer wieder verfing sich die Wolle darin, und wem einmal versehentlich die Nase in der Wolle hängengeblieben ist, die noch an einem Schaf dran ist, der weiß, dass er etwas ändern muss. Deswegen entschloss ich mich, die Dinger rauszunehmen, bevor ein Schaf es für mich tat. Die Rastalocken allerdings waren eine gute Lösung für das Haarwaschproblem, das Haarewaschen fiel nämlich dadurch ganz weg – es reichte ein bisschen Talkumpuder auf die Haarwurzeln, wenn die Haare übel aussahen.

Ich mag zu der Zeit ausgesehen haben wie Swampy, der Öko-Aktivist, doch Johnny, der Farmer, gab zu meinem neuen Look keinen Kommentar ab. Er war ein großartiger Mensch. Er hatte sofort erkannt, dass ich zwar engagiert und enthusiastisch bei der Sache war, mir aber die Erfahrung fehlte. So nahm er sich die Zeit, mir in Ruhe alles zu zeigen und zu erklären. Er hatte Swaledale-Schafe, mit Hörnern, schwarzen Gesichtern, weißen Nasen und weißumrandeten Augen. Außerdem noch Cheviots, Schafe mit Stehohren, weißen Gesichtern, kompakt, klein und rundlich. Das Ablammen fand in der Regel draußen statt, auf weiten, sanft gewellten Weiden, mit Rückzugsmöglichkeiten in kleinen Baumgruppen – einfach perfekt für die Mutterschafe, um Schutz zu suchen und neugierigen Blicken zu entgehen. Hatte ein Schaf gesundheitliche Probleme, wurde es sofort auf die Farm gebracht und dort versorgt. In einer kalten, klaren Nacht lag ich auf einem Strohbett in der Scheune und schaute in den Sternenhimmel, ich beobachtete die Sternschnuppen und war erfüllt von einem Glücksgefühl, wie ich es nie zuvor empfunden hatte.

Alle um mich herum waren freundlich, und es herrschte eine liebevolle Familienatmosphäre. Ich war so froh, hier gelandet zu sein, obwohl meine Erfahrungen auf der Farm davor mich fast dazu gebracht hatten, alles hinzuschmeißen, aufzugeben. Diese Familie trat genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Ich hatte eine Menge Theorien und Ideen über Schafzucht im Kopf, die mich begeisterten und Johnny Wood – allgemein Woody genannt – zeigte mir, wie man in der Praxis mit Schafen arbeitete. Teamarbeit wurde großgeschrieben, alle zogen am selben Strang. Ich liebte es, und zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich: Danke Gott, dass ich jetzt da bin, wo ich sein möchte.

Aus meinem Caravanfenster konnte ich über ein kleines Tal blicken, und eines frühen Morgens sah ich zwei junge Füchse in der Sonne spielen. Sie taten nichts Böses, spielten einfach wie kleine Kinder. Eine Idylle. Manchmal war diese Idylle aber auch trügerisch, nämlich dann, wenn ein Fuchs wieder einmal ein Lamm holte. Noch schlimmer als die Füchse waren die Krähen, die, wenn sich ihnen die Chance bot, einem ruhenden Lamm oder Mutterschaf die Augen auspickten. Die Natur kann grausam sein.

Als die Ablammsaison dem Ende zuging, wurde ich etwas unruhig. Ich hatte ja keine Ahnung, wie oder wo es weiterging mit mir. Als Johnny und ich eines Tages mal wieder zusammen eine Runde um die Farm machten, meinte er beiläufig: »Nicht schön, in so ’nem schäbigen Caravan zu leben, oder?«

Ich glaube, seine Frau und er machten sich Gedanken darüber, dass ich unter solch einfachen Bedingungen leben musste. Kann allerdings auch sein, dass sie den schäbigen Caravan und den schäbigen Rasta-Typen vom Hof haben wollten.

»Hab noch’n freies Häuschen unten in der Stadt«, fuhr er fort, »wie wär das?«

Das kam aus heiterem Himmel, und ich erkannte sofort mein Problem:

»Wie viel würde es denn kosten?«

»Sechzig Pfund«, war die Antwort.

Ich rechnete im Kopf aus, dass ich mir 60 Pfund in der Woche nicht leisten konnte, vor allem jetzt nicht, wo ich wieder arbeitslos war und nicht wusste, wann und wo ich den nächsten Job haben würde.

Ich schüttelte den Kopf.

»Kann ich mir nich’ leisten, 60 Pfund in der Woche.«

»Nich’ die Woche, Mädel, 60 Pfund im Monat.«

Wow, ich konnte mein Glück nicht fassen. Das war irgendwie zu schaffen, wenn ich sparsam war. Ich wusste noch nicht, womit ich in der Zukunft meine Brötchen verdienen würde, aber da ich sechs Wochen ohne Pause auf der Farm geschafft hatte, konnte ich mir etwas Geld auf die Seite legen.

Das Häuschen war grandios. Es war das letzte und kleinste von drei weißgetünchten Reihenhäusern. Es gab nur ein Zimmer im Erdgeschoss mit einer Mini-Küche und ein Zimmer oben mit kleinem Bad. Trotzdem war es um einiges größer als der Caravan. Das Beste war ein hübscher länglicher Garten mit Hundehütte und einem kleinen Nebengebäude, direkt neben einer Methodistenkirche. Der Ort selbst bestand aus einer langen Häuserreihe entlang der Straße, gegenüber floss der Lyvennet, dahinter Wiesen mit Pferden, Kühen und Schafen. Es gab eine Schule, eine Kirche und einen Pub, den Butcher’s Arms, Herzstück des Dorflebens. Es war idyllisch, ein Traum. Und das Beste: Die Leute waren sehr freundlich, und ich wurde herzlich aufgenommen.

Im Hinblick auf meine berufliche Karriere war ich gewillt, meinen Horizont zu erweitern und alles mitzunehmen, was kam. Die Arbeit auf einer Farm hat ihren eigenen Rhythmus, ihren eigenen Kalender, sodass zu bestimmten Zeiten – Ablammen, Scheren, Bäder – die Arbeit gesichert ist, man für den Rest des Jahres aber jede Tätigkeit übernehmen muss: Ich sägte, hackte Holz, belud Pickups, schlug Tannenbäume für Weihnachten und führte Hunde aus. Alles, nur um ein paar Kröten zu verdienen.

Schafe hatte ich noch nie geschoren, aber genau das war mein großer Wunsch. Deswegen rief ich Bob an, um zu sehen, ob er Arbeit für mich hätte. Er hatte eine Crew Neuseeländer zum Scheren organisiert und brauchte noch Leute zum Zusammenpacken der Wolle – das war was für mich. Wir reisten durch den gesamten Lake District, wo immer auch Schafe zu scheren waren. Die Jungs aus Neuseeland waren ein kunterbunt zusammengewürfelter Haufen, alle voll mit Tattoos und trinkfest. Sie fuhren das ganze Jahr von einer Schafschur zur anderen, von Land zu Land. Immer dann, wenn ich auf dem Anhänger stand und saubermachen musste, beobachtete ich genau ihre Schertechnik. Es sah so einfach aus. Sobald Mittagspause war, nutzte ich meine Chance, selbst Hand anzulegen. Die Jungs saßen mitten in den Wollbergen, aßen ihre Sandwiches, tranken Bier und begleiteten meine ersten Scherversuche mit teils aufmunternden, teils harschen Worten, denn in ihren Augen ging natürlich alles viel zu langsam.

Sie zeigten mir, wie wichtig es war, das Schaf zwischen den Beinen kontrolliert in Bewegung zu halten. Normalerweise würde man denken, dass das Schaf absolut ruhiggehalten werden müsste, doch genau das versetzt das Tier in Stress und Panik. Diese kontrollierte Bewegungsfreiheit ist genauso wichtig wie das Scheren selbst. Und man braucht viel Übung dazu. Wenn man nicht vorsichtig ist, kann man das Schaf leicht verletzen, zum Beispiel, wenn man eine Hautfalte übersieht oder wenn die Wolle direkt vom Körper in die Klingen der Schermaschine gezogen wird. Es gibt dort eine sehr feine Schicht (rise) zwischen Haut und alter Wolle und durch diese zarte, frischgewachsene Wollschicht lässt sich die Schere sehr leicht führen. Immer wieder kommt es mal zu ein paar kleinen Schnittwunden, die aber mit Hilfe eines antiseptischen Sprays sehr schnell verheilen.

Ich sorgte bei den neuseeländischen Wanderarbeitern also für gute Unterhaltung in der Mittagspause. Die Kerle ärgerten mich gnadenlos und gaben mir natürlich auch nicht die wertvollen Schafe zum Üben. Das letzte Schaf in der Reihe ist immer das schlechteste, entweder hinkt es oder es sieht einfach schwach aus. So eins gaben sie mir gerne für meine ersten Versuche. Sie sagten, dass in Neuseeland, wo jede Schaffarm ein paar tausend Tiere hat, das Schwächste in der Herde den Hunden gehört. Hört sich ziemlich brutal an, aber wenn man auf diesen riesigen Schaffarmen alle zusammengetrieben und reingebracht hat, dann macht das Letzte, das nicht mithalten kann, es sicher sowieso nicht mehr lange. Mit der Zeit konnten sich meine Fähigkeiten bei der Schafschur sehen lassen und heute ist sie eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.

Schafe waren meine große Leidenschaft, doch ich hatte noch ein zweites Eisen im Feuer: Ich war eine richtig gute Melkerin. Melkjobs bekam ich immer mal wieder zwischendurch, als Krankheitsvertretung oder in der Urlaubszeit. Damals hatten einige Farmen noch kleine Herden mit etwa 30 Kühen, die gemolken werden mussten. Heute hingegen muss das Melkgeschäft in großem Rahmen organisiert sein, um rentabel zu bleiben. Wenn man als Aushilfe beim Melken arbeitete, hatte man das Problem, dass der Melkstand jedes Mal anders aussah. Wenn ich das System einer Farm verstanden hatte, konnte es auf der nächsten Farm wieder ein ganz anderes sein.

Trotzdem freute ich mich immer über diese Aushilfsjobs. Clive sagt, er habe nie große Lust auf Melken gehabt, wahrscheinlich, weil es Zeiten gab, als er täglich zwei Mal melken musste. Ich bekam nicht so häufig Melkjobs, sodass diese Monotonie gar nicht erst aufkam. Clives Meinung nach können Frauen richtig gut mit Kühen umgehen, weil sie einfühlsamer sind und größere Geduld haben als Männer. Ich hätte gerne eine Milchkuh für unsere Familie in Ravenseat, aber Clive meint, das zweimalige Melken jeden Tag wäre zu aufwendig für uns. Unser Freund Bill, der auch so eine Hauskuh hat, versucht dann immer zu vermitteln: »Was ist denn das für ’ne Kuh, die nicht zwei Tage ihre Milch halten kann.« Mal schauen, was die Zukunft so bringt …

Stellengesuche gab ich nie auf. Ich dachte, ich würde dann ein Können vortäuschen, das ich noch gar nicht hatte. Ich lernte ja immer noch. Ich bekam auch genügend Aufträge durch Mundpropaganda. Als ein Schäfer im Ort sich aus Altersgründen zurückzog, konnte ich ab und zu seine Schafe hüten, und es dauerte nicht lange, bis andere Farmer mich kontaktierten. Auf meinem Anrufbeantworter ertönte ein Lammblöken und eine Stimme sagte: »Sagen Sie was, sonst ist das Lamm dran.«

Fünf Farmen gab es im Ort, sodass irgendein Farmer immer mal wieder an meine Tür hämmerte: Kurz danach sah man mich dann hinter den Schafen oder Kühen die Straße rauf und runter jagen.

Ich war immer noch bereit, alles zu machen. Ich arbeitete zum Beispiel in einer Sägemühle, wo ich den ganzen Tag Holzstämme zersägte, immer mit der Angst im Nacken, dass ich mir den Arm absägen könnte. Es war nicht gerade vertrauenserweckend, dass einer meiner Kollegen nur eine Hand hatte. Ich habe ihn nie gefragt, wie das passiert ist. Wollte ich auch gar nicht wissen … Wenn ich gerade nicht an der Sägebank arbeitete, musste ich Sägemehl in Säcke füllen. Meine Angst vor Amputation wurde durch die Angst vor Ersticken ersetzt. Ich trug zwar eine Gesichtsmaske, doch es war so heiß, dass ich Mühe hatte, Luft zu holen.

In Cumbria ist man nie arbeitslos, wenn man weiß, wie Trockensteinmauern repariert werden. Trockensteinmauern sehen in jeder Region unterschiedlich aus, je nachdem welche Steine in dem Gebiet zu finden sind. Mauern zu bauen oder zu reparieren konnte im Eden-District (Cumbria) ein einfacher Job sein, denn die schönen großen, roten Sandsteinblöcke passten wunderbar ineinander. Man konnte woanders aber auch auf furchtbar unförmigen, bröckeligen Kalkstein treffen, der einem beim Zusammensetzen unglaubliche Geduld abverlangte. Genau so erging es mir bei den Mauern in Orton Scar, wo es nur kleine, spitze Steine gab und es eine Ewigkeit dauerte, bis man eine Lücke gefüllt hatte. Noch heute, wenn ich Richtung Penrith fahre, sehe ich Mauern am Straßenrand und denke: mein Werk.

Ich habe alle Jobs in einem Tagebuch festgehalten, sogar die Stundenzahl. In manchen Wochen verdiente ich nicht sehr viel, aber ich brauchte auch nicht viel zum Leben. Mein Durchschnittslohn war ca. 100 Pfund die Woche und wenn ich gute Jobs hatte, konnte ich etwas zurücklegen. Ich wusste, dass die schlechten Wochen vielleicht bereits vor der Tür standen. Wie sorgsam ich mit dem Geld auch umging, immer gab es bessere und schlechtere Zeiten. Während der Ablamm-, Schur- oder Bäderperiode arbeitete ich bis zum Umfallen, um am Ende der Woche eine volle Lohntüte zu haben, doch es gab auch mal Wochen mit nur 10 oder 20 Stunden Arbeit. Immer hieß es alles oder nichts, aber ich kam mit dem Nichts ganz gut zurecht.

Ich war vollkommen allein verantwortlich für mein Leben. Wenn ich mit meiner Mutter telefonierte, ließ ich sie niemals wissen, wie sehr ich kämpfen musste oder wie frustriert ich war. Doch Mütter merken so was, denn von Zeit zu Zeit kamen Päckchen mit Nudeln, Reis und Keksen bei mir an.

Einige meiner Jobs erforderten kein großes Wissen, dafür aber Kraft und Einsatzbereitschaft. Einer davon ist, die Tiere durch ein Desinfektionsbad zu führen. Jeder Farmer muss seine Schafe im Herbst baden, um sie vor Schafräude, Läusen und anderen Parasiten zu schützen. Einige Farmer baden ihre Tiere auch im Sommer, um Fliegen fernzuhalten (auf Ravenseat brauchen wir das nicht, denn durch die Höhe der Farm sind Fliegen hier kein Problem). Desinfektionsbäder werden auch kurz vor den Auktionen durchgeführt, damit die Schafe ein schönes, glänzendes Fell bekommen. Zu diesen Zeiten hatte ich immer viel zu tun. Ständig klingelte das Telefon: »Kannst du uns helfen, die Schafe baden?«

Die chemischen Zusätze in diesen Desinfektionsbädern führten jedoch bald zu gesundheitlichen Problemen, und ich landete irgendwann im Krankenhaus. Die meisten Farmer verwenden Organophosphate, von denen einige mittlerweile verboten sind. Die neurologischen Auswirkungen dieser Stoffe sind noch nicht wissenschaftlich bewiesen, doch so viel davon einzuatmen, wie ich es tat, war sicher nicht gesund.

Ich hatte Halluzinationen und redete eine Menge Kauderwelsch. Einige Tage lang sah ich Dinge, die es gar nicht gab, wie zum Beispiel einen Traktor vor mir auf der Straße, wo gar keiner war. Schließlich bekam ich Gleichgewichtsstörungen, hatte Schwierigkeiten aufzustehen und sah nur noch verschwommen. Es wurde so schlimm, dass meine Arbeitskollegen den Krankenwagen riefen und ich eine Woche im Krankenhaus verbringen musste.

Man brachte mich in eine psychiatrische Klinik namens Garlands in der Nähe von Carlisle. Das war eines dieser riesigen Pflegeheime aus viktorianischer Zeit, die mittlerweile abgerissen sind, um neuen Wohnsiedlungen Platz zu machen. Die Psychologen erforschten, welche Auswirkungen Organophosphate auf den Menschen haben und so musste ich eine Kappe tragen, ähnlich wie eine Duschhaube, nur mit Elektroden, die meine Gehirntätigkeit aufzeichneten. Medizinstudenten kamen, um mich zu beobachten. Damals fand in Edinburgh ein Forschungsprojekt zur Suche eines Gegenmittels statt, doch bis heute ist es nicht gefunden. Ich musste also warten, bis die gesundheitlichen Probleme von allein verschwanden. In der Klinik musste ich mit einem Haufen Leute zusammenleben, die unter Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten litten. Es war eine surreale Umgebung. Immer wieder drohten sie zum Beispiel, mir meinen Führerschein wegzunehmen – katastrophal für meinen Job. Auch auf Ravenseat benutzen wir Desinfektionsbäder, aber nur ein Mal pro Jahr und auch nur für unsere eigene Herde. Ich bin mir der verborgenen Gefahren, die in diesen Bädern stecken, sehr wohl bewusst und jage jedes Kind weg, das es wagt, sich zu nähern.

Diese Episode zeigte deutlich die Kehrseite meiner Aushilfsjobs. Im Großen und Ganzen war es aber eine wunderbare Zeit und ich hatte nie das Gefühl, die falsche Entscheidung für mein Leben getroffen zu haben – nicht eine Sekunde.

Selbst als alles um mich herum unter einer dicken Schneedecke verborgen war oder als ich nur sehr wenig Geld zum Leben hatte: Niemals wollte ich zurück nach Huddersfield in ein ›normales‹ Leben.

Die Schäferin von Yorkshire

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