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Kapitel 2

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Mitten in dem Chaos auf dem Hollywood Friedhof sah Michael hinunter auf die toten Spinnan zu seinen Füßen, während er sich seine Hände an seinem Mantel abwischte.

„Das war lustig“, murmelte er. Er schielte gerade rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie Kane den Kopf eines anderen Dämons abriss und ihn über seine Schulter warf. Michael machte schnell einen Schritt zur Seite, um dem fliegenden Kopf auszuweichen und starrte wütend auf Kanes Rücken.

„Entschuldigung!“, rief Michael. „Ich habe den Kampf überstanden, ohne schmutzig zu werden… und ich würde das gerne so beibehalten.“

Kane grinste ihn über seine Schulter an. „Du bist schnell genug, um auszuweichen, wenn etwas auf dich geworfen wird.“

Tabatha seufzte, denn die Anzahl ekelhafter Dinge, die sie heute gesehen hatte, genügte für ihr ganzes Leben. Und jetzt erschien es, als würden die Jungs einfach damit spielen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, Kane, würde ich schwören, dass es dir viel zu viel Spaß macht, diese Dinger umzubringen.“

„Nun, ich habe noch nie gehört…“ Er hielt plötzlich inne und dachte einen Moment lang nach, dann sah er sich zwischen den toten Dämonen um und richtete seinen Blick schließlich wieder auf Tabatha. „Du hast Recht, ich habe Spaß.“ Er zuckte mitleidslos seine Schultern.

„Erinnerst du dich daran, was du mit uns und einer Kamera wolltest?“, fragte Tabatha mit verführerischer Stimme.

Kane ließ den kopflosen Dämon zu Boden fallen und ließ seinen Blick vielsagend über den Körper seiner Partnerin wandern. „Ja… ich erinnere mich.“

„Keine Kamera“, knurrte Tabatha und drehte sich um, um wegzugehen.

Michael lachte über den überrumpelten Blick auf Kanes Gesicht, bevor der blonde Vampir seiner Partnerin nachlief.

„Warte“, rief Kane. „Ich nehme es zurück… es macht mir überhaupt keinen Spaß.“ Er schwieg lange genug, um seine Hand durch einen Krabbler zu boxen, der neben ihm rannte. „Sie nerven… verstehst du?“

Angelica hob eine Augenbraue, aber insgeheim wollte sie lachen. Sie unterdrückte den Drang und musterte Syn mit einem neugierigen Blick. „Deine Söhne sind… interessant.“

„Sie müssen erst erwachsen werden“, erklärte Syn mit ernstem Gesicht. „Das… und sie brauchen ihre Mutter.“

Michael warf Syn einen pikierten Blick zu, denn er hatte die Bemerkung gehört. „Ich bin schon erwachsen, danke schön.“ Nach dieser Feststellung stampfte er davon wie ein Kind, das einen Wutanfall hatte, und murmelte vor sich hin. Im Vorbeigehen trat Michael nach dem Kopf, den Kane auf ihn geworfen hatte, sodass dieser wieder durch die Luft flog. Er landete in einer kleinen Baumgruppe, gefolgt von einem lauten Schrei.

„Wer, zur Hölle, wirft hier mit Dämonenköpfen?“ ertönte Jasons wütende Stimme.

Michael erstarrte einen Moment lang, zog den Kopf ein und beschloss, Leine zu ziehen. „Ich werde nachsehen, was Kane treibt“, erklärte Michael, während er an Syn und Angelica vorbei weg von den Bäumen rannte.

„Kein Kommentar“, sagte Syn verschwörerisch, sodass Angelica den Kopf abwandte, um ihr Grinsen zu verbergen.

*****

„Habt ihr das gesehen?“, kam Nicks Stimme von hinter der Gruft. „Ich habe gerade einen Kopf vorbeifliegen gesehen.“

Ungefähr zu dieser Zeit stolperte ein Krabbler hinter einer Ecke hervor, der versuchte, dem Tod zu entrinnen. Es war irgendwie lustig, ein Monster mit einem verängstigten Gesichtsausdruck zu sehen.

„Ja Nick, ich habe ihn gesehen“, antwortete Kriss, als er um dieselbe Ecke bog.

Nick schoss auf die Beine des Krabblers, sein Gesichtsausdruck leicht sadistisch. „Komm schon, zeig uns, ob du tanzen kannst.“

„Nick, hör auf, mit dem verdammten Ding zu spielen“; knurrte Steven und verdrehte dann die Augen, als ihm klar wurde, dass er ein Monster verteidigte.

Jewel trat näher an den Krabbler und schoss mit ihrem Gewehr den Kopf von seinen Schultern, ehe sie Nick ein süßes Lächeln schenkte: „Ich glaube, dein Tanzpartner ist gerade gestorben.“

„He-ee!“, jammerte Nick. „Der gehörte mir.“

„Genau genommen gehörte er mir“, sagte Kriss, seine Arme vor der Brust verschränkt. „Vor wem, meinst du, rannte er weg?“

„Zu viele Jäger und nicht mehr genug Beute“, sagte Dean, als er aus dem Schatten eines nahen Baumes trat.

„Zumindest ist Nick den Arm losgeworden“, murmelte Steven und ließ seinen Körper sichtbar erschaudern, als er hinzufügte: „Igitt.“

Kriss verzog das Gesicht. „Erwähne den Arm… NIE wieder.“

„Wieso?“, fragte Jewel, die den Scherz nicht verstand.

Nick grinste. „Nun, ich…“

Kriss wandte sich zu ihm um und knurrte: „Sag noch ein Wort und ich schenke dir höchstpersönlich einen Ausflug zum Heiligen Josef, ohne Rückfahrt.“

Dean grinste. „Fordere ihn nicht heraus, Kätzchen… er sieht wütend genug aus, um ernst zu machen.“

Kriss sah hinüber zu Dean und seine Augenbrauen hoben sich bis zu seinem Haaransatz, als er das Verlangen in Deans Augen leuchten sah. Er konnte nicht anders… sein Blick glitt tiefer über Deans Körper und seine Wangen erröteten leicht, als er schnell wieder wegsah.

Jewel lächelte, denn sie hatte erkannt, woran die beiden Männer dachten. Steven und Nick andererseits, hatten keine Ahnung.

Deans Augen wurden einen Ton dunkler, als er Kriss‘ Reaktion auf ihn sah. Er trat hinter den anderen Gefallenen Engel, schlang einen Arm um Kriss‘ Hüfte und legte seine Lippen an dessen sensibles Ohr. „Ich glaube, ihr kommt jetzt alleine klar.“ Er lächelte, als Kriss leicht zitterte, wo sein warmer Atem über ihn strich.

Die drei anderen blinzelten, als die beiden Gefallenen Engel sich einfach in Luft auflösten.

„Wie machen sie das?“, fragte Steven leise.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Nick, während er versuchte, das Bild davon, wie Dean Kriss so festgehalten hatte, zu verdrängen.

Schritte auf der anderen Seite ließen sie hochsehen, als Quinn und Kat hinter der Gruft zum Vorschein kamen.

„Nun, dann sind wir schon fast alle“, sagte Nick. „Von mir aus können wir den Rest dieser Sauerei dem TEP überlassen.“

„Dann fehlen nur noch Envy und Devon“, sagte Steven.

Jewel schaute sich um. „Ich frage mich, wo sie stecken.“

„Das letzte Mal, wo ich sie gesehen habe, waren sie zusammen mit Envys Bruder und unserem bewaffneten Lieblingskuschelbären. Ich bin sicher, einer von ihnen kann sie nach Hause fahren“, erklärte Nick. „Also wer bei mir mitfährt, der Zug fährt nun ab.“

„Wollen wir?“, fragte Quinn Kat, während er einen Arm um ihre Hüfte legte. „Wird aber auch Zeit“, antwortete Kat lächelnd. Sie hatten heute Nacht fantastisch zusammengearbeitet, aber nach all dem Kämpfen war sie nun in der Laune für andere Dinge.

Steven legte seinen Arm um Jewels Schultern und steuerte sie auf den Haupteingang des Friedhofs zu.

Nick verdrehte die Augen. Er fühlte sich langsam wie ein fünftes Rad am Wagen.

In einer anderen Gegend des Friedhofs wanderten die vier Leute, von denen die Rede gewesen war, zwischen den Gräbern umher und zerstörten einen Dämon nach dem anderen. Trevor hatte sein Handy mit der Schulter an sein Ohr geklemmt und gab den Leuten, die er in der Umgebung verteilt hatte, Anweisungen.

„Ja, wir werden ein paar Straßensperren brauchen, um die Menschen vom Hollywood-Friedhof fernzuhalten. Stellen Sie sicher, dass auch alle Seitenstraßen abgedeckt sind.“ Trevor schwieg eine Minute, während der Polizist am anderen Ende der Leitung sprach.

„So schnell wie möglich“, antwortete Trevor. „Es ist schon bald neun… die Sperren müssen in zehn, fünfzehn Minuten stehen. Schaulustige sind schon aufgetaucht, aber zum Glück haben wir Leute vor Ort, die sie aufgehalten haben. Das Problem ist, dass sie keine Polizisten sind, also gibt es riesige Tumulte. Wir können einfach nicht zulassen, dass jemand den Tatort verändert… wenn Sie wissen, was ich meine… Vandalen und Brandstifter… ungefähr drei Tage… Nein, wenn irgendetwas versuchen sollte, hier abzuhauen, denke ich nicht, dass es über die Straßen fliehen wird.“

Trevor rieb sich mit der Hand die Stirn. „Hören Sie, wenn Sie etwas sehen, was Sie noch nie zuvor gesehen haben… erschießen Sie es einfach.“ Er steckte das Telefon weg und seufzte schwer. „Ich hasse es, wenn ich alles ausbuchstabieren muss.“

„Du kannst buchstabieren?“, fragte Chad mit großen Augen.

Devon grunzte vor Lachen und Envy grinste.

„Nein“, antwortete Envy schnell, denn sie fühlte sich ein wenig überdreht. „Aber er kann so tun als ob, indem er langsam spricht.“

„Lass mich raten“, unterbrach Chad. „Er buchstabiert ‚Straße‘ so wie es klingt?“

Envy nickte. „Ja, Sch… t… r… a… s… e.“

Chad stolperte fast vor Lachen, während Trevor neben ihm schmollte.

„Wollt ihr vielleicht mal Punkt machen?“, knurrte Trevor.

„Ach ja, und Beistriche kennt er auch nicht, nur Punkte“, erklärte Envy wichtigtuerisch, sodass die beiden Geschwister wie verrückt zu kichern begannen.

Envy lächelte ihren Bruder an, während sie sich an all die Male erinnerte, als sie als Kinder Probleme bekommen hatten, weil sie Lachanfälle gehabt hatten, und einfach nicht mehr aufhören konnten. Wenn sie es sich recht überlegte, war das meistens passiert, als sie schlafen gehen hätten sollen. Sie betrachtete Chad genauer. Ja, seine Augen waren sehr glasig.

Devon achtete kaum auf ihre Spötteleien. Er hatte Warren in der Ferne erblickt, als dieser einen Dämon zerlegte, und kämpfte gegen den Drang, sich zu verwandeln, damit er zu ihm rennen konnte.

Envy fiel Devons Blick auf und sie erkannte seine Gedanken an der Art, wie seine Augen ihre Farbe verändert hatten. Als sie den anderen Jaguar betrachtete, dämmerte es ihr, dass es wohl ein natürlicher Instinkt für ihn war, sich zu verwandeln. Er hatte wohl nur wegen ihr seine menschliche Gestalt behalten, und das war irgendwie unfair ihm gegenüber.

„Wieso gehst du nicht, um ihm zu helfen?“, fragte sie, während sie ihre Hand auf seinen Oberarm legte. „Ich komme schon klar.“

Devon richtete seinen Blick wieder auf sie. „Wie wirst du nach Hause kommen?“

„Ich nehme sie mit zu mir“, schlug Chad vor, dem die Idee gut gefiel. Die Wohnung war so leer, seit sie ausgezogen war. „Ich habe sowieso genug für heute. Du kannst später vorbeikommen und sie abholen, wenn du hier fertig bist.“ Dann fügte er schnell hinzu: „Aber lass dir Zeit, denn wir haben ein Menge Schlaf nachzuholen.“

Devon wollte gerade widersprechen, aber dann betrachtete er die beiden Geschwister genauer und erkannte zum ersten Mal, dass sie so müde waren, dass sie fast schon wie auf Drogen erschienen. Er fühlte sich schuldig dafür, dass er es nicht schon früher bemerkt hatte. Menschen brauchten doppelt so viel Schlaf wie Formwandler… wenn nicht mehr.

„Okay“, gab Devon nach und gab Envy einen langen Kuss. „Ich werde dich später abholen… schlaf dich aus.“

Envy nickte und sah zu, wie Devon seine Kleider auszog und sich in einen Jaguar verwandelte. Er lief über den Friedhof hinter Warren her und sie bewunderte, wie elegant er in all seinen Gestalten aussah.

„Können wir jetzt los?“, fragte Trevor mit finsterer Stimme, denn es gefiel ihm gar nicht, wie Envy Devon nachsah.

Envy und Chad nickten.

„Gute Idee“, sagte Chad. „Ich würde nur ungern ein leichtes Ziel für einen doofen Krabbler sein, nur weil ich mich im Friedhof hingelegt habe, um ein Nickerchen zu machen. Ich habe die letzten beiden Tage überhaupt nicht geschlafen.“

Die drei machten sich auf den Weg zum Eingang des Friedhofs, wobei sie unterwegs noch ein paar Krabbler zur Strecke brachten. Als sie endlich bei Trevors Auto ankamen, blieb Chad einen Augenblick lang mit offenem Mund stehen, dann erschien ein sadistisches Grinsen auf seinem Gesicht.

„Wo ist dein altes Auto?“, fragte Envy, als Trevor sich der neuen, schwarzen Schönheit näherte. „Nicht, dass dieses nicht fantastisch aussieht.“

Trevor erstarrte plötzlich, als er sich an die Zusatzausstattung, die er Ren zu verdanken hatte, erinnerte. Oh Scheiße! Er fühlte plötzlich den Drang, so schnell er konnte wegzulaufen.

„Trevor“, sagte Evy aufgeregt in Envys gestohlener Stimme. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich habe alle aufgeschrieben, die durch den Eingang gekommen und gegangen sind, und habe den Großteil deines Berichts für das TEP-System schon geschrieben.“

Jegliche Farbe wich aus Trevors Gesicht, als er zu Envy hinüber schielte und den ungläubigen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah.

„Trevor.“ Envy ahmte die Sorge nach, die sie in der Stimme des Autos gehört hatte… ihrer Stimme. „Gibt es da etwas, was du den anderen Kindern erzählen willst?“

„Oh, wer ist das?“, fragte Evy. „Ich habe sie noch nie gesehen und sie ist nicht in der TEP-Datenbank. Soll ich sie hinzufügen?“

Wenn Trevor es nicht besser gewusst hätte, hätte er schwören können, dass Evys Stimme gerade ein wenig zu süß war, um ehrlich zu sein.

„Evy, das ist meine Schwester, Envy“, stellte Chad sie vor. „Sie ist ein Mensch und kein Teil des TEP. Kannst du uns nach Hause fahren?“

Die Autotüren öffneten sich und sie stiegen ein, wobei Trevor und Chad vorne Platz nahmen und Envy auf der Hinterbank.

„Wann hast du sprechen gelernt?“, fragte Envy, während sie Trevor über den Rückspiegel einen bitterbösen Blick zuwarf. Wenn Blicke töten könnten, würde ein toter Mann nun fahren.

„Erst vor Kurzem“, sagte Evy kurz angebunden… dann plötzlich fügte sie hinzu: „Wage es bloß nicht, mir Trevor wegzunehmen.“

Chads Augenbrauen hoben sich bis zu seinem Haaransatz und er begann so wild zu lachen, dass sein Bauch zu schmerzen begann.

„Oh, mach dir deswegen keine Sorgen“, sagte Envy mit dem gemeinsten Grinsen auf Trevors Spiegelbild gerichtet. „Ich habe nicht vor, ihn dir wegzunehmen. Ich denke, ihr beide seid das perfekte Paar.“

Evy jubelte aufgeregt und die Autotüren schlossen sich selbstständig. „Wo wohnen du und Chad?“ Dieses Mal war die Stimme fröhlich.

„Ich fahre“, sagte Trevor, der sich nur wünschte, dass die Erde sich öffnete, damit er es einfach schnell hinter sich bringen konnte. „Du kannst dich inzwischen mit Envy bekannt machen.“

„Ja“, sagte Envy, während Trevor den Motor startete. „Bitte erzähl mir alles von dir und den tollen Dingen, die du mit Trevor gemacht hast.“

Chad lag vor Lachen schon fast am Boden und hörte nicht mehr auf, bis sie vor dem Wohnhaus standen. Sobald Evys Motor abgeschaltet war, kletterte Chad aus dem Auto und lief in die Wohnung, wissend, dass Envy noch ein paar Minuten brauchen würde. Verdammt, seine Wangen schmerzten. Was es nur noch lustiger machte, war die kleine Tatsache, dass es diesmal gar nicht Trevors Schuld war.

„Evy“, fragte Envy mit süßer Stimme. „Würde es dich stören, wenn Trevor mich zur Tür bringt? Ich habe heute Nacht viel zu viele Monster gesehen, als dass ich noch einmal alleine nach draußen will… und wie es scheint, hat mein großer Bruder mich sitzen lassen.“

Trevor zog den Kopf ein, denn er wusste, was ihm bevorstand und Evy half auch nicht wirklich. Dies war eindeutig nicht seine Nacht.

„Das ist eine gute Idee, Trevor, pass gut auf, dass meiner neuen Freundin nichts zustößt. Ich werde inzwischen den TEP-Bericht für dich fertig machen.“ Das Armaturenbrett begann zu leuchten und verwandelte sich in einen Computer-Bildschirm, als Evy sich an die Arbeit machte, während sie leise vor sich hin summte. Sie hatte beschlossen, dass, nachdem Envy Chads Schwester war, und offensichtlich Dämonen zerstörte, sie ihre eigene Akte in der Datenbank des TEP verdiente. Im Geheimen machte sie mit ihrer versteckten Kamera schnell ein Foto von der Frau.

Trevor seufzte und gönnte sich einen Augenblick des Selbstmitleids, ehe er langsam aus dem Auto stieg. Nun, er hatte ein paar Minuten alleine mit Envy gewollt und nun sah es sehr danach aus, dass er sie bekommen würde. Er war immer dafür, die positive Seite an allem zu sehen, nur die positive Seite sah langsam nicht mehr so einladend aus.

Schließlich kamen sie an der Tür an und Trevor schielte zurück zu Evy, wobei er erkannte, dass ein riesiger Baum nun zwischen ihnen stand. Envy wählte diesen Moment, um sich ihm zuzuwenden, und ihn wütend anzufunkeln. Sie hatte sich die ganze Fahrt über überlegt, was sie sagen wollte. So fest bohrte sie ihren Finger in Trevors Brust, dass dieser sicher war, dass dort ein Loch sein würde, wenn sie hier fertig waren.

„Hätte das ein Scherz sein sollen? Es war nämlich nicht sehr witzig“, zischte Envy leise, da sie nicht wusste, wie gut das Mikrofon des verdammten Autos war.

„Oh ja, es ist ein Scherz“, knurrte Trevor zurück. „Aber er sollte mich quälen… nicht dich. Ich hatte es ernsthaft vergessen, bis wir wieder zurück beim Auto waren“, erklärte Trevor, während er mit der Hand durch sein Haar fuhr. „Es tut mir leid, dass du das sehen musstest.“

Die Ehrlichkeit, die sie in seinen Augen sehen konnte, nahm den Wind direkt aus den Segeln von Envys Standpauke. Er sagte die Wahrheit… hoffte sie. „Wieso sollte jemand dir so etwas antun?“

Trevors blau-silberne Augen verdunkelten sich ein klein wenig, als er auf seine Seelenfreundin hinunter starrte. „Weil jeder auf der Welt weiß, dass ich dich liebe und du mich hasst. Sie meinen es ist lustig. Was meinst du, wieso Chad sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte?“

„Trevor.“ Envy fühlte, wie ihre Brust sich bei seinen Worten schmerzhaft verkrampfte. „Das ist nicht wahr“, berichtigte sie ihn leise. „Ich könnte dich nie hassen.“

„Ich weiß.“ Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln, aber es verschwand gleich wieder und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Es ist mir sehr bewusst, dass du uns beide liebst. Devon weiß es auch.“

Envys Augen wurden groß und sie machte schnell einen Schritt rückwärts. Ihr Kopfschütteln war kaum sichtbar, als sie flüsterte: „Wieso glaubst du das?“

„Wir sind Formwandler, Envy… wir können es riechen“, sagte Trevor nachdrücklich, während er einen Schritt vorwärts machte, um den Abstand zwischen ihnen wieder zu verringern. „Sag mir nicht, dass du mich nicht willst, wenn ich weiß, dass du es tust. Du liebst mich ebenso sehr wie ihn, weil du zwei Seelenfreunde hast.“ Er schluckte schwer, nachdem er es endlich laut ausgesprochen hatte.

Envy schwieg und starrte ihn reglos an, wie ein Reh, das von Autoscheinwerfern erfasst worden war. Sie wusste nicht, wie sie ihm antworten sollte, denn die Wahrheit war… Trevor hatte immer noch diese Wirkung auf sie. Sie hatte sich dazu gezwungen, die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, zu ignorieren, weil sie Devon gewählt hatte.

„Sag mir, dass du mich nicht liebst“, flüsterte Trevor, während er sich so weit nach vorne beugte, dass ihre Lippen einander beinahe berührten.

Envy musste diesmal schlucken. Sie wollte es verleugnen, aber sie hasste es, angelogen zu werden… daher konnte sie selbst kaum lügen. Sie liebte ihn immer noch… aber es war falsch zwei Menschen gleichzeitig zu lieben.

„Ich liebe Devon“, hauchte sie an seinen Lippen, während sie sich selbst dafür verdammte, dass sie ihn wieder verletzte.

„Sehr klug… auszuweichen“, sagte Trevor nach einem Moment und richtete sich ein klein wenig auf, sodass er tief in ihre Augen sehen konnte. „Denn wenn du mich anlügst… kann ich es riechen.“

Envy machte einen Schritt zurück, während Trevors Gesicht über ihr hing und sie nichts Anderes sehen ließ, obwohl er sich entfernt hatte. Sie griff hinter sich und versuchte, mit ihrer Hand den Türknauf zu finden. Sie wollte nicht über dies alles nachdenken… es brach nur ihr Herz.

Schließlich ertasteten ihre Finger den metallenen Knauf und sie öffnete die Tür. Schnell trat sie durch den Spalt und wollte die Tür gerade wieder schließen, als Trevors Hand sie aufhielt.

„Du weißt, dass ich recht habe“, flüsterte Trevor. „Du kannst es auch fühlen.“

Envy fühlte Schmetterlinge, die wie wahnsinnig in ihrem Bauch umher flatterten, und warf die Tür schnell vor Trevors Gesicht zu. Nachdem sie den Riegel vorgeschoben hatte, drehte sie sich um und lehnte ihren Rücken gegen das Holz, während sie wartete, um zu hören, wie Trevor das Auto startete und wegfuhr. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich so an, als würde er direkt hinter ihr stehen und darauf warten, durch die Tür zu greifen und sie in seine Arme zu schließen.

Trevor legte seine Handflächen auf den Türrahmen, denn er fühlte sie noch immer in der Nähe… lehnte sich von der anderen Seite an das Holz, das sie trennte. Er konnte durch die dicke Tür hören, wie ihr Herz raste, und atmete tief ein, um seine Nerven zu beruhigen. Seine Instinkte drängten ihn dazu, durch die Tür zu brechen und sich zurückzunehmen, was ihm gehörte… aber er würde lieber in der Hölle schmoren, als ihr einen Grund zu geben, ihn nicht mehr zu lieben.

Er runzelte schließlich die Stirn, nachdem er nicht hörte, wie sie sich von der Tür entfernte. Indem er den Kopf nach vorne beugte, lehnte er seine Stirn an das kalte Holz und seufzte.

„Envy“, flüsterte er. „Ich liebe dich.“

Dann hörte er sie doch flüchten.

*****

Jason setzte sich auf eine Steinbank, die vor einer der größeren Gruften stand, um wieder zu Atem zu kommen. Er hatte in den letzten drei Minuten keine Begegnung mit einem Monster gehabt, und das war für heute Nacht bisher ein Rekord.

In der Hoffnung, dass dieser sich irgendwie wieder anschalten würde, berührte er den Ring. Sein Magen war voller Knoten, weil er nicht wusste, wo Tiara war, und ob es ihr gut ging. Er senkte seinen Kopf und schalt sich innerlich wieder einmal dafür, dass er es nicht geschafft hatte, sie aus dem Mausoleum zu bringen. Was für ein Beschützer war er? Sie hatte sogar einen Dämon um Hilfe bitten müssen.

„Du solltest dich vielleicht umdrehen“, sagte eine Stimme plötzlich aus der Stille um ihn.

Jasons Blick hob sich blitzschnell und er erkannte einen Mann mit langem, dunklen Haar, der nur wenige Meter vor ihm stand. Er blinzelte, als ihm endlich klar wurde, was der Mann gesagt hatte.

Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf und Jason schoss ein paar Schritte vorwärts, ehe er sich um hundertachtzig Grad drehte, um zu sehen, was hinter ihm war. Vier Krabbler starrten ihn aus einer Entfernung von nur zwei Metern an, ihre lippenlosen Münder geöffnet, sodass ihre scharfen Zähne sichtbar wurden.

„Oh kommt schon!“, rief Jason, als er fühlte, wie die Wut in ihm wieder aufkochte. Er hatte es satt, diese Dinger zu bekämpfen. „Habt ihr Vollidioten es immer noch nicht verstanden? Wenn ihr in einem Friedhof lebt, dann solltet ihr tot sein.“

Angelica grinste, nachdem sie zu Syn aufgeschlossen und Jasons Gejammer gehört hatte. „He, Jason, willst du etwas Cooles sehen?“, fragte sie, nachdem sie neben ihn getreten war, während sie ihre Hände vor sich ausstreckte. Sie öffnete ihren Mund und flüsterte einen Zauber, der die Gegner implodieren lassen sollte. Zu ihrem Entsetzen rannten die Krabbler plötzlich davon und verschwanden in der Dunkelheit.

„Toll“, sagte Jason, der dachte, dass es der Zauber gewesen war.

„Verdammt, wenn du endlich damit aufhören würdest, sie zu Tode zu erschrecken, dann hätte ich heute Nacht vielleicht auch noch ein paar umbringen können“, fauchte Angelica, als sie sich umdrehte, und erkannte, dass Syn direkt hinter ihr stand. „Du bist wie ein Mückenspray gegen Dämonen.“

Jason grinste, als ihm klar wurde, worüber sie sich beschwerte. „Dämonenscheuche“, murmelte er, aber machte dann schnell den Mund zu, als Angelicas böser Blick sich auf ihn richtete. „Ich meine… richtig. Du hast absolut recht.“ Im Zweifelsfall immer den Frauen zustimmen.

Syn lachte leise. „Ich habe nichts Anderes getan, als zu dir zu kommen, meine Liebe. Ich kann nichts dafür, wenn die Spinnan Angst vor mir haben. Vielleicht sind sie einfach Feiglinge. Sollen wir gehen und mutigere Monster suchen?“ Er wurde damit belohnt, dass Angelica ihre Augen verdrehte und lächelte. Sie kamen einander recht schnell näher.

Jasons Schultern sackten ab, als ihm klar wurde, dass dies der Mann war, vor dem er gewarnt worden war, als er begonnen hatte, Fragen über die schöne Angelica zu stellen. Nachdem er beschlossen hatte, dass dieser Weg hoffnungslos war, seufzte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ring.

„Dieses doofe Ding ist nutzlos… das verdammte GPS-System ist kaputt, oder so was“, knurrte er und versuchte, den Ring von seinem Finger zu ziehen. Nach einem Augenblick gab er es wieder auf, als er fühlte, wie sein Fingergelenk fast ausgerenkt wurde. Er starrte das Schmuckstück einen Moment lang an und legte seinen Kopf zur Seite. Vielleicht war es nur gut, dass er es nicht abnehmen konnte, denn wenn er es könnte… würde er es wahrscheinlich einfach nach den verdammten Krabblern werfen.

„Wie soll ich Tiara beschützen, wenn ich nicht weiß, wo, zur Hölle, sie steckt?“, schimpfte er mit dem Ring. „Es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um ein Nickerchen zu machen, verdammt.“

„Kann ich ihn sehen?“, bat Angelica und streckte ihre Hand so aus, dass Jason seine in ihre legen konnte. Sie erkannte den Ring aus den Erinnerungen, die Zachary mit ihr geteilt hatte, und wollte gerne wissen, welche Macht er besaß.

Jason konnte nicht verhindern, dass er Angelica mit großen Dackelaugen ansah. Sie hielt seine Hand sanft fest und betrachtete den Ring mit kritischem Blick. Die Weichheit ihrer Haut fühlte sich angenehm an seiner an… aber er zuckte zusammen, als Syn beschloss, dass dies ein guter Zeitpunkt war, um zu lachen.

Er schielte hoch und sah Syn aus dem Augenwinkel. Dieses Lachen war einfach ein klein wenig zu gespenstisch gewesen. Seine Begegnung mit Kane in der letzten Nacht hatte ihn verängstigt, aber dieser Typ… er war wahrscheinlich derjenige, den Satan selbst unter seinem Bett oder im Schrank suchte, ehe er es wagte, sich schlafen zu legen.

Syn beobachtete geduldig, wie Angelica ihre andere Handfläche ein paar Zentimeter über den Ring hielt. Als er sah, wie sie vor Konzentration auf ihre Unterlippe biss, konnte er sich nicht länger zurückhalten. Er streckte seine Hand aus und legte sie auf ihre, wonach er langsam seine Finger mit ihren verschränkte. Dann senkte er seinen Kopf neben den ihren, sodass seine Wange über ihr weiches Haar strich, während er seinen anderen Arm um sie legte, sodass er sie sanft an sich drücken konnte.

Angelica blinzelte, als sie plötzlich fühlte, wonach sie gesucht hatte. „Das ist geschummelt“, flüsterte sie, aber durchsuchte schnell die Aura des Rings, wo sie nun schon so tief in sie vorgedrungen war. Sie fühlte zwei Pfade, die dorthin führten… einen hellen und einen dunklen. Aus morbider Neugier folgte sie dem dunklen, um zu sehen, wohin er führte.

„Das genügt“, sagte Syn leise und zog ihre Hand weg von der Macht des Rings. „Er ist nicht nur verbunden mit dem Mädchen, sondern auch mit dem Geist des Dämons. Wir müssen vorsichtig sein, damit wir ihn nicht unabsichtlich rufen.“

Angelica schluckte und nickte, denn sie wusste, dass er recht hatte. Sie hatte sie gefühlt, die Macht des Dämons in dem Ring. Sie ließ ihr Haar nach vorne fallen, sodass es ihre Augen verbarg, als sie auf ihrer beiden Hände starrte, die noch verschränkt waren. Es war gleichzeitig intim und sexuell, so eine kleine Geste, wodurch sich in ihrem Kopf alles drehte.

„Er lebt noch?“ Jason biss die Zähne aufeinander und streckte seine Hand von sich weg, als er sich vorstellte, wie ein Dämon direkt aus dem Ring schoss. Wenn das, was Nil über Deth gesagt hatte, wahr war, dann war dieser ein Dämon, von dem er wirklich nicht wollte, dass er einfach aus dem Ring hervorstieg wie ein Flaschengeist. „Als ob ich gerade noch einen Grund gebraucht hätte, um diesen Ring loswerden zu wollen.“

„Das Mädchen ist bewusstlos“, erklärte Syn ihm, aber seine Augen wurden schmal, denn die Aura des Rings gefiel ihm nicht. Er hatte gefühlt, wie der Dämon sich umgedreht hatte, um ihn anzusehen, ehe er die Verbindung unterbrochen hatte, bevor das Bild stabil geworden war. Wenn diese Kreatur zur Erde zurückkehrte, dann wollte er sich nicht ausmalen, welche Finsternis er noch mit sich mitbringen würde.

„Bewusstlos? Das ist ja nur noch ein Grund mehr, sie zu suchen“, sagte Jason und vergaß dabei seine Angst vor dem Ring wieder. „Wir haben keine Ahnung, in welchen Problemen sie vielleicht steckt. Jetzt, wo sie weg ist, und Zachary außer Gefecht…“

„Außer Gefecht? Was sagst du da?“, fragte Angelica scharf, als ihr Temperament mit ihr durchging, sodass sie ihre Hand aus der von Syn riss.

„Ich dachte, du weißt es.“ Jason runzelte die Stirn. „Ich dachte, mittlerweile wissen es schon alle im TEP.“

„Was wissen?“, fragte Angelica frustriert.

„Zachary hat durchgedreht, als dieser Dämon mit Tiara abgehauen ist, und hat das Nest, aus dem all diese Dinger kamen, in die Luft fliegen lassen. Der Dämon, der sie alle erschaffen hat, wurde auch zerstört, aber Zachary ist direkt nach der Explosion in dem Feuer zusammengebrochen.“

Als er den Schrecken auf ihrem Gesicht sah, fuhr Jason schnell fort: „Es ist alles in Ordnung, Ren hat ihn dort herausgeholt und weggebracht… wir haben ihn seither nicht mehr gesehen. Storm weiß wahrscheinlich, wo er ist, denn er war auch da, als es geschah.“

„Und Tiara wurde von einem Dämon entführt?“ Angelica fühlte, wie ihr Herz zu rasen begann. Kein Wunder, dass Zachary durchgedreht hatte.

„Naja, nicht ganz“, gab Jason zu. „Es ist ein wenig schwierig zu erklären. Aber der Punkt ist, sie ist bewusstlos, seit sie mit dem anderen Dämon weg ist, und bis dieses Ding wieder funktioniert, weiß ich nicht einmal, ob sie sonst in Ordnung ist, und schon gar nicht, wo ich suchen soll.“ Er schlug mit seiner anderen Hand frustriert auf den Ring, als er versuchte, ihn mit Gewalt wieder zum Funktionieren zu bringen.

Ohne ein weiteres Wort rannte Angelica Richtung Eingang des Friedhofs, während sie sich innerlich einen ordentlichen Tritt in den Hintern für ihre Selbstsüchtigkeit verpasste. Sie war so beschäftigt mit Syn und den Monstern gewesen, dass sie nicht da gewesen war, um Zachary zu helfen… das eine Mal, wo er sie gebraucht hätte.

Tränen verschleierten ihren Blick und sie wischte sie wütend weg, nur um dann geradewegs in eine Ziegelmauer mit dem Namen Syn zu laufen. Seine Arme schlossen sich um sie, um sie festzuhalten, bevor sie fiel, aber sie begann sich gegen ihn zu wehren, ehe sie es sich anders überlegen konnte. Sie hämmerte mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust, wissend, dass es nichts helfen würde, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie alles aus dem Weg räumen musste, was sie davon abhalten könnte, zu ihrem besten Freund zu gelangen.

„Lass mich los“, zischte Angelica, die viel wütender auf sich selbst war, als auf ihn. Dies war genau der Grund, weshalb sie niemanden zu tief in ihr Leben treten lassen wollte. Sie hatte Zacharys Freundschaft gewählt, weil er stark war, und ihr wohl keinen Grund zu weinen geben würde. Wenn er in seinem eigenen Feuer bewusstlos geworden war… dann stimmte etwas ganz und gar nicht mit ihm.

Syn hielt mit eisernem Griff ihre Handgelenke fest und zog sie fest an sich, während er knurrte: „Ich werde dir noch etwas Anderes zeigen, was wir gemeinsam machen können.“ Er drückte seine Lippen fest auf ihre, in dem Versuch, das eifersüchtige Verlangen zu beruhigen, das in ihm hochkroch.

Angelica hielt inne und ihre Augen wurden groß, als sich seine Lippen auf ihre senkten. Sie fühlte, wie ihre Knie schwach wurden, als Syn langsam ihre Unterlippe zwischen seine saugte. Die Bewegung war so langsam und sexuell, dass sie beinahe ihre Oberschenkel in Brand setzte. Der Drang, den Kuss zu erwidern traf sie schwer.

Noch ehe sie dem Bedürfnis nachgeben konnte, beendete er den Kuss und wieder einmal starrte sie hoch in seine dunklen, violetten Augen. In ihrem halb berauschten Zustand brauchte sie einen Moment, ehe ihr klar wurde, dass da jetzt eine Wand hinter ihm war, und sie keinen Wind mehr auf ihrer Haut fühlen konnte.

Syn wartete darauf, dass seine Partnerin wieder von der Ekstase, in die er sie versetzt hatte, herunterkam, ehe er ihr Handgelenk losließ. Er hätte sie nicht küssen müssen, um sie zu teleportieren, aber wenn sie glaubte, dass er es musste… würde er diesen Irrglauben nicht aufklären.

Angelica wirbelte überrascht herum, als sie sich in Storms Büro wiederfand. Ihr Blick wanderte schnell durch das Zimmer, ehe er sich auf Zachary richtete. Er war von einer durchsichtigen Wand umgeben… lag auf einem Bett aus seinen eigenen Flammen, genauso wie Jason es beschrieben hatte. Ein leises Schluchzen entkam ihr, als sie ihn in so einem Zustand sehen musste.

Ihre Schritte waren langsam, als sie sich der Barriere um ihn näherte. Sie hatte noch nie so dunkle Flammen von ihm kommen gesehen und sie wusste, dass es kein gutes Zeichen sein konnte.

„Was ist los?“, flüsterte sie, während sie sich fragte, ob Zachary sie hören konnte.

Als sie beide Handflächen auf die Wand legte, konnte sie sehen, wie ein Strom aus etwas, das wie glitzerndes Wasser aussah, zwischen ihren Fingern nach unten floss und wieder verschwand, ehe es am Boden auftraf. Der Schild verfärbte sich elektrisch blau um ihre Hände und sie drückte dagegen… um zu sehen, wie stark er war.

„Zachary, öffne deine Augen. Bitte… nur damit ich weiß, dass du in Ordnung bist.“ Angelica fühlte, wie ihre Hoffnung mit jeder Sekunde, in der er nicht antwortete, schnell in den Keller sank.

Sein blondes Haar flatterte um sein Gesicht und die Flammen wiegten sanft seinen Körper, sodass sie wusste, dass sie es waren, die ihn über dem Boden schweben ließen. Was sie am meisten ängstigte, war die völlig Reglosigkeit… sie konnte nicht einmal erkennen, ob er atmete.

„Ist es ein Zauber, Zachary? Hat dir jemand das angetan? Ich komme… halte einfach durch.“ Sie schloss ihre Augen und begann in ihren Gedanken an dem Verschluss des Schutzschildes zu schrauben. Sie konnte dies schaffen… sie würde es schaffen… für Zachary.

Syn war schweigend hinter ihr gestanden, hatte ihr die Zweisamkeit mit ihrem Freund gegönnt, die sie brauchte, aber er konnte ihren Herzschmerz keine Sekunde länger ertragen. Er trat hinter sie und legte seine Handflächen über ihren auf den Schild… verstärkte die Wand, anstatt ihr zu helfen, sie zu zerstören.

„Wieso? Wieso hältst du mich auf?“, fragte Angelica, die es nicht verstand.

„Weil ich meine, dass dein Freund Zachary nicht sehr glücklich sein wird, wenn er aufwacht und herausfindet, dass er dich mit seinem Phönixfeuer verletzt hat. Er stirbt nicht… er ist dabei, sich selbst wiederzubeleben. Und so wie es aussieht, wird er diesmal all seine Macht mitbringen, wenn er wieder aufwacht.“

Angelica drehte dem Schild den Rücken zu, denn sie konnte das gespenstische Bild des brennenden Zachary nicht länger ertragen. Nachdem sie das Bedürfnis nach Sicherheit verspürte, schlang sie ihre Arme um Syns Taille und versteckte ihr Gesicht an seiner warmen Brust.

Syn legte seine Arme um sie, schenkte ihr den Trost, den sie suchte. Er schielte über ihren Kopf zu Zachary und fragte sich insgeheim, was in diesem Leben aus ihr geworden wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte. Wäre ihre Freundschaft mit Zachary zu etwas Intimeren geworden?

Er drückte sie fester an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem dunklen Haar und beschloss, sich keine Gedanken mehr darüber zu machen. Sie mochte den Phönix sehr und dafür war er dankbar… aber es war Zeit, dass seine Partnerin sich daran erinnerte, was wahre Liebe wirklich war.

Beschmutztes Blut

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