Читать книгу Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12) - Amy Blankenship, Amy Blankenship - Страница 4

Kapitel 3

Оглавление

Lacey seufzte, als das heiße Wasser über ihren Körper floss und genoss das Gefühl, endlich die Bandagen los zu sein, die sie um ihre Brüste gewickelt hatte, um auszusehen wie ein Junge. Sie hatte große Lust, die gestohlenen Kleider zu verbrennen, die sie getragen hatte.

Sie nahm einen Schwamm und drehte das Wasser noch ein bisschen heißer. Entspannung war für sie ein Luxus, den sie sich nicht mehr leisten hatte können, seit sie vor Vincent und der Dämonenhorde, die hinter ihr her war, weggelaufen war.

Vincent… schon der Name rief Schuldgefühle hervor und ihr Gesichtsausdruck wurde traurig. Sie hatte ihn ein paar Tage nachdem sie den Plan von einem riesigen Museum bekommen hatte, zu dem Opa sie geschickt hatte, getroffen. Es stellte sich heraus, dass sie beide von zwei verschiedenen Leuten geschickt worden waren, um dasselbe Stück zu stehlen.

Ihre Lippen zuckten bei der lustigen Erinnerung… der Ausdruck auf Vincents hübschem Gesicht, als er sie dabei erwischt hatte, wie sie in dasselbe Geheimversteck eingebrochen war, in das er einbrechen wollte. Wenn sie sich darum gestritten hätten, wer von ihnen beiden zuerst dagewesen war, und wer sich geschlagen geben musste, hätten sie die schwer bewaffneten Wachleute alarmiert, die am anderen Ende des Ganges warteten, und wären aufgeflogen, oder im schlimmsten Fall… erschossen worden.

Nachdem sie sich ein langes Blickduell geliefert hatten, kamen sie zu dem Entschluss, dass sie zusammenarbeiten wollten, um das Stück zu bekommen. Obwohl, wenn sie jetzt darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass Vincent so oder so gewonnen hätte… er hatte nur mit ihr zusammengearbeitet, weil er es wollte.

Nachdem sie das Museum unentdeckt wieder verlassen hatten, waren sie plötzlich von fünf schwarzäugigen Schattendämonen umrundet gewesen, die einige der lokalen Polizisten besessen hatten.

Als sie dort gestanden hatte, die Blaulichter der Polizeiautos blinkend, ihre Hände erhoben und fünf Maschinengewehre auf sie gerichtet, war sie sicher gewesen, dass sie nicht lebend dort herauskommen würde. Zumindest bis Vincent einem von ihnen das gestohlene Artefakt gab und dafür eine große Aktentasche voller Geld bekam.

Daraufhin hatte Vincent ihr angeboten, das Geld mit ihr zu teilen und Geschäftspartner zu werden. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, hatte sie zugestimmt, weil sie dachte, dass sie noch mehr Stücke für ihren Großvater erbeuten können würde, wenn sie Vincents Verbindungen mit diesen gewalttätigen Sammlern nutzen konnte.

Es war für sie sehr aufregend gewesen, endlich einen Partner zu haben und sie hatte gesehen, dass er ein ebenso guter Einbrecher war wie sie. Dazu kam noch, dass er höllisch sexy war und einen britischen Akzent hatte, der es erscheinen ließ, als würde er ständig flirten.

Lacey schüttelte ihren Kopf über ihre naiven Gedanken, während sie Shampoo in ihre Haare knetete. Sie hatte dem Geschäft aus Gier zugestimmt, und weil er so verdammt sexy war… ihre einzigen zwei Schwächen.

Nach einer Nacht und dem Großteil des nächsten Tages mit höllisch heißem Sex ohne Treueschwur oder sonst etwas, hatte Vincent ihr ein wenig mehr von dem Diebesring erzählt, zu dem er gehörte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie verstanden hatte, dass sie über ihn nun auch Geschäftspartnerin von einem ganzen Netzwerk von mächtigen Dämonen war.

Dank Opa hatte sie einiges über Dämonen gewusst, aber das bedeutete nicht, dass sie schon einmal mit einem Geschäfte gemacht hatte. Obwohl das Wissen über ihre neuen Bekanntschaften sie nervös machte, hatte sie ihren sechsten Sinn ignoriert und hatte sich über die Aufregung gefreut, die Vincent ihr bot.

An jenem Abend hatte er sie mitgenommen, um den Meisterdämon des Diebesrings kennenzulernen… einen alten Mann, der aussah, als wäre er hundertzehn Jahre alt und Master hieß, was sie damals lustig gefunden hatte.

Als der alte Dämon ihre Einladung in den Diebesring einfach kalt abgelehnt und versucht hatte, sie direkt dort umzubringen, war der Spaß vorbei gewesen. Wenn Vincent nicht vor sie getreten wäre, um die Kugel abzufangen, die für ihren Kopf bestimmt gewesen war, dann wäre sie jetzt tot. Sie hatte gedacht, dass Vincent tot war, als er zuckte und stöhnte, als die Kugel ihn traf, und dicke Blutspritzer ihr Gesicht befleckten.

Das war der erste Hinweis für sie gewesen, dass Vincent nicht umgebracht werden konnte… egal, was ihm angetan wurde. Er hatte die Kugel aus seiner Schulter gefischt, während er mit dem schwarzäugigen Dämon diskutiert hatte, um ihn umzustimmen, wobei er betonte, dass er schon seit Jahren einen Partner haben wollte und nun sie gewählt hatte.

Nachdem Vincent sein Lieblingsdieb war, hatte Master schließlich zugestimmt, aber nur, wenn er sie als eine seiner Untertanen markieren durfte, womit er das Recht erwarb, sie zu töten, sollte sie je etwas Falsches tun oder versuchen, die Gruppe zu verlassen.

Vincent hatte ruhig über seine blutende Schulter geschaut und gesagt: „Du kannst entweder hierzu zustimmen, oder du wirst diesen Raum nie lebendig verlassen. Stimmst du dem Pakt zu?“

Sie hatte von ihrem Großvater gelernt, dass man nie einen Pakt mit einem Dämon eingehen durfte, aber sie war nicht dumm genug, dem, der vor ihr stand, zu widersprechen. Als sie in seine kalten, schwarzen Augen sah, wusste sie, dass er sie tatsächlich einfach umbringen und im selben Atemzug vergessen würde.

Als sie Masters riesiges Anwesen verlassen hatten, hatte sie sich zu Vincent umgedreht und ihn mit wütenden Blick aufgespießt, weil sie dachte, dass er ein Dämon war… oder zumindest ein Halbdämon oder ähnliches und sie nicht gewarnt hatte. Schnell erklärte sie dem gutaussehenden Trottel, dass sie dankbar dafür war, dass er ihr Leben gerettet hatte, aber dass sie ihre eigenen Regeln hatte, wovon eine war, dass sie nicht mit Dämonen ins Bett ging.

Vincent hatte nur ruhig ihre Schulter gepackt und ihr aufgetragen, das Blut auf seinem Hemd anzusehen… es war rot. Wenn er ein Dämon gewesen wäre, wäre es schwarz gewesen. Als sie sich dann beruhigt hatte, hatte er ihr seine… unüblichen Umstände erklärt. Er hatte ihr erzählt, dass er in jedem Sinne des Wortes völlig menschlich war, aber irgendwann in seinem Leben war er von den Engeln verflucht worden.

Sie war nicht sicher, was er mit Engeln gemeint hatte, weil er es nicht weiter ausführte, aber jedenfalls konnte Vincent nicht sterben. Korrektur… er konnte sterben, aber er blieb nie lange tot. Er hatte sogar sein Hemd aufgeknöpft, um ihr zu zeigen, dass die Schusswunde schon verheilte.

Lacey hatte Mitleid mit ihm entwickelt, als sie ihn besser kennengelernt hatte, verstand, dass er so lange gelebt hatte, dass er nun gelangweilt, furchtlos, einsam… und sehr wütend war, dass er immer noch am Leben war, während alle, die ihm je etwas bedeutet hatten, tot waren.

Sie und Vincent hatten mehrere Übereinkommen getroffen, was ihre Partnerschaft und ihre Freundschaft betraf. Das erste war, dass sie nicht versuchen würde, wegzulaufen, denn obwohl er nicht sterben konnte, war Vincent ziemlich sicher, dass sie es konnte und würde, wenn Master sie erwischte. Die andere Übereinkunft war gewesen, dass sie ihre völlig offene Beziehung ohne jegliche Verpflichtungen weiterführen wollten, und das hatte sie sehr gefreut.

Es war nicht so, dass sie ihn nicht liebte… das tat sie. Aber er war für sie viel mehr wie ein bester Freund, was nur gut war, denn er behauptete, dass er schon vor Jahrhunderten seine Fähigkeit verloren hatte, jemandem sein Herz zu schenken. Wenn er sich in jemanden verliebte, dann würde das unweigerlich zu großem Liebeskummer führen, wenn er zusehen musste, wie die Frau alt wurde und starb… und ihn zurückließ. Sie verstand das völlig.

Während sie mit Vincent zusammenarbeitete, lernte sie einige Wahrheiten über den besten Dieb ihrer Zeit… ihren Großvater. Er war bekannt unter dem Namen Chamäleon und hatte nie einen anderen Namen genannt. Er war außerdem so gut mit Täuschungen gewesen, dass er bei keinem einzigen Auftrag, für den er angeheuert worden war, versagt hatte… und bestimmt auch nicht in solchen, die er für sich selbst gemacht hatte.

Man hatte ihn als Meister der Tarnung beschrieben, und aufgrund der Tatsache, dass man ihn Chamäleon nannte, hatte sie sofort gewusst, dass es ihr Opa war, obwohl sie das nie jemandem verraten hatte, nicht einmal Vincent. Die Theorie, die die meisten Anhänger hatte, war, dass er ein Formwandler war, was ihrer Meinung nach der Wahrheit am nächsten kam, denn sie wussten natürlich nicht, dass Opa einen Tarnschild hatte.

Die Dämonenwelt versuchte immer noch, ihn zu finden, aber viele glaubten, dass er tot war. Nach seinem letzten Auftrag, bei dem er eine Seelenkugel von einem uralten Dämon stehlen hatte sollen, war er plötzlich verschwunden, und hatte die Kristallkugel mitgenommen. Niemand hatte ihn seither finden können… sie hatten gesucht, daran zweifelte Lacey nicht. Sie hatten keine Ahnung, dass die Seelenkugel in einem Tresor mitten in LA war, umgeben von einem Dämonenabwehrschild.

Deswegen hatte Lacey gewusst, dass es gefährlich gewesen wäre, mit irgendeinem ihrer Familienmitglieder Kontakt zu haben, weil sie Angst hatte, dass die Dämonen ihren Großvater finden könnten. Sie hatte ihn natürlich nicht angerufen. Er hätte nicht verstanden und wäre wahrscheinlich gekommen, um sie herauszuholen, wobei er zweifellos umgekommen wäre.

Über ein Jahr lang hatte sie geschwiegen, ihrer Familie keine Hinweise auf ihren Aufenthaltsort gegeben und war in der Zeit immer tiefer in den Diebesring gesogen worden. Sobald sie erkannte, dass sie nicht mehr ständig beobachtet wurde, hatte sie ihre Flucht geplant. Sie hatte Vincent sogar vorgewarnt, dass sie es tun würde, sobald sie eine Möglichkeit sah.

Er hatte sie an die Markierung erinnert, die Master auf ihrer Schulter angebracht hatte, aber sie hatte sich schon überlegt, was sie diesbezüglich unternehmen wollte. Sie hatte ihm versichert, dass sie gleich als erstes in einen bestimmten Tresor einbrechen würde, in dem ein Zauberspruchbuch lag, das ihr gegen die Dämonenmarkierung helfen würde… sie hatte ihm nur nicht erzählt, dass es der Tresor ihres Großvaters war. Vincent wusste nicht einmal, dass sie einen Großvater hatte.

Die beiden letzten Missionen, auf die sie geschickt worden waren, waren so gefährlich gewesen, dass sie beide Male beinahe gestorben wäre, und sie wäre nicht mehr am Leben, wenn Vincent nicht dagewesen wäre, um die Verletzungen abzufangen, die für sie bestimmt gewesen waren. Er hatte sich selbst geopfert, damit sie fliehen konnte. Beide Male war er brutal ermordet und seine Leiche entsorgt worden, doch als er wieder erwacht und sein Körper geheilt war, war er immer wieder zurückgekommen.

Als er endlich zugegeben hatte, dass es zu gefährlich für sie wurde, wenn sie bleiben sollte, hatte Vincent ihr angeboten, ihr zur Flucht zu verhelfen. Wie der Zufall es wollte, hatte ihr nächster Auftrag sie in genau dasselbe Museum geführt, in dem sie sich kennengelernt hatten. Sie sollten ein Gerät stehlen, das alle Dämonen in einem Umkreis von hundert Metern kampfunfähig machen sollte. Perfekt.

Der Plan war, dass nur einer von ihnen beiden von diesem Auftrag zurückkehren sollte. Sie hofften, dass, wenn Vincent Master das Gerät übergeben würde, der Dämon sich auf das neue Spielzeug konzentrieren würde, was offensichtlich eine Waffe gegen seine Art war, und sie nicht gleich verfolgen würde, sodass sie genug Zeit hatte, um den Zauberspruch zu finden, der die Markierung, die Master ihr verpasst hatte, wirkungslos machte.

Sie hatten problemlos das Gerät gestohlen, das für sie aussah, wie ein zehnseitiger, metallener Zauberwürfel, der statt der Farben goldene Symbole zeigte. Während sie da waren, hatten sie die Wächter ausgeschaltet und ihre Waffen gestohlen. Vincent hatte sich umgedreht, ihr eine süße Abschiedsrede gehalten und ihr einen schnellen Kuss auf die Wange gegeben.

Das Problem wurde deutlich, als sie das Museum verließen, und Master mit einer Horde von Dämonen vor der Tür auf sie wartete. Master hatte gelacht und ihr erzählt, dass die Markierung, die er ihr verpasst hatte, ihn über ihren Plan informiert hatte… bis hin zu der Tatsache, dass sie die Enkelin von Chamäleon war und zu seinem Laden zurück wollte, wo ein ganzer Tresor voller Dinge war, die ihn interessierten… inklusive der Seelenkugel.

Master hatte Vincent zugenickt und ihm dafür gedankt, dass er sie abgelenkt und nicht über die wahre Macht der Markierung informiert hatte.

Sie hatte Vincent wütend angesehen und ihm das Gerät aus der Hand gerissen, während sie betete, dass sie wusste, was sie machte, hatte sie begonnen, die Teile schnell zu drehen. Sie hatte die Bilder des Würfels auswendig gelernt, ehe sie zum Museum gekommen war, um ihn zu stehlen, und nutzte nun diese Erinnerung, um die Symbole schnell zu verbinden.

Einer nach dem anderen sanken die Dämonen unter schrillen Schmerzensschreien zu Boden, aber nicht Master… nein, dieser Hurensohn schritt geradewegs auf sie zu, Wut glitzerte in seinen Augen.

Da bewegte sich Vincent. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ein uraltes Schwert aus demselben Tresorraum entwendet hatte, in dem der Würfel gewesen war, aber plötzlich war es in seiner Hand, und er hielt es an den Hals des Dämons. Mit einer ebenso schnellen Bewegung senkte der Dämon seine Hand in Vincents Brust, sodass sie auf der anderen Seite wieder herauskam.

„Lauf“, knurrte Vincent, gerade bevor seine Augen sich schlossen und der Kopf des Dämons neben ihm zu Boden fiel.

Alle anderen Dämonen starrten sie von ihren unglücklichen Positionen aus wütend an, also hatte sie den Würfel auf den Boden gelegt und genau das gemacht, was Vincent ihr aufgetragen hatte… rennen, so schnell sie konnte.

Sie konnte nicht wissen, ob Master jemandem erzählt hatte, was er über sie wusste, konnte nur hoffen, dass dieser gierige Hurensohn ihre Geheimnisse nicht verraten hatte, weil er Angst hatte, dass ein anderer Dämon vor ihm zu der legendären Seelenkugel kommen könnte. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Vincent zurück, sie fragte sich, ob es ihm gut ging, oder ob er dafür gefoltert wurde, dass er ihr zur Flucht verholfen hatte.

Sie konnten ihn nicht für immer töten, aber sie wusste mittlerweile, dass es viel schlimmere Dinge gab, als tot zu bleiben… immer und immer wieder brutal ermordet zu werden, war eines davon.

Sie schielte hinunter auf ihre Schulter, wusste, dass sie irgendwie den Zauberspruch bekommen musste, um die Wirkung der Markierung zu zerstören, damit Vincents Opfer nicht umsonst gewesen war. Sie ließ das heiße Wasser der Dusche ihre stillen Tränen wegwaschen, als sie ihre neuen Ziele formulierte.

Oben war Ren plötzlich stehengeblieben und schaute auf den Boden, hörte, wie das Wasser durch das Haus floss. Ein teuflisches Lächeln erhellte seine Züge, als ihm klar wurde, dass er genau über dem Badezimmer stand, in dem Lacey war. Sein Blick folgte dem Geräusch des Wassers hinüber zu der Wand, in der die Wasserleitungen verliefen.

Sie war mittlerweile lange genug in der Dusche, und er war bereit, seine Befragung fortzuführen.

Mit schnellen Schritten ging Ren zur Wand, legte seine Hand über die Leitung, die er brauchte, und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf den Temperaturregler des Warmwasserboilers. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln, als Frost unter seinen Fingern auf der Wand erschien. Der Schrei, der durch den Bombenkeller schallte, ließ alle außer Ren überrascht zusammenzucken.

In der dampfenden Dusche war das vorhin brennheiße Wasser plötzlich eiskalt geworden, sodass Lacey sich ruckartig von dem Wasserstrahl entfernte. Dabei rutschte sie in der Badewanne aus und fiel, wobei sie fast den Duschvorhang mitgenommen hätte.

„Lacey!“, rief Gypsy besorgt.

Lacey befreite sich von dem Duschvorhang und schob ihn zur Seite, froh, dass sie ihn nicht heruntergerissen hatte.

„Mir geht es gut“, rief Lacey und starrte wütend den Duschkopf an. „Du brauchst einen neuen Wasserboiler… das verdammte Ding hat gerade innerhalb einer Sekunde von heiß auf eiskalt umgestellt.“

Gypsy runzelte die Stirn auf der anderen Seite der Tür, fragte sich, was dazu geführt hatte, dass das Wasser so etwas machte. Sie hatte vorhin eine Stunde lang geduscht, ohne jedes Problem.

„Ich werde Ren bitten, es sich anzusehen“, rief Gypsy durch die geschlossene Tür. „Er hat eine besondere Beziehung zu Maschinen und kann sie dazu bringen, wieder zu funktionieren, wenn sie kaputt sind.“

Lacey drehte den Kopf und starrte mit großen Augen die Tür an, denn als sie Gypsys Erklärung hörte, wusste sie sofort, was geschehen war.

„Das bedeutet Krieg“, zischte sie leise, aber nachdem sie keine andere Wahl hatte, trat sie wieder unter die kalte Dusche, um den Rest des Shampoos aus ihrem Haar zu waschen.

Ren war oben, saß mit dem Rücken zur Wand und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht am Boden. Wenig später hörte er Schritte auf der Treppe und machte sich nicht die Mühe, sein Grinsen zu verbergen, als er erkannte, dass es Nick war.

„Ich wusste es“, stellte Nick laut flüsternd fest. „Aber ich muss zugeben… der war ziemlich gut.“

Ren tätschelte die Wand hinter ihm. „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“

Nick fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich wäre vorsichtig in ihrer Nähe… Gypsy hat ihr gerade gesagt, dass du eine spezielle Beziehung zu Maschinen hast.“

Rens Grinsen wurde nur noch breiter. „Ach, wie schade.“

„Du vergnügst dich zu sehr“, warf ihm Nick vor.

„Natürlich“, bestätigte Ren. „Jetzt lass uns nach unten gehen und sehen, ob ich herausfinden kann, was da mit Gypsys Wasserboiler nicht stimmt.“

Nick grunzte, als er ein Lachen zurückhielt, und schüttelte den Kopf, während Ren wieder hinunter in den Bombenkeller spazierte. Er war überglücklich über die Tatsache, dass Rens gesamte Aufmerksamkeit sich nun auf Lacey zu konzentrieren schien.

Ren trat ins Wohnzimmer, gerade rechtzeitig, um zu hören, dass die Dusche abgedreht wurde. Er schielte hinüber zu Gypsy und sah, dass sie mit gerunzelter Stirn auf dem Sofa saß.

„Was ist los?“, fragte Ren mit unschuldigem Gesichtsausdruck.

„Mein Wasserboiler scheint plötzlich den Geist aufgegeben zu haben“, erklärte Gypsy und nickte Richtung Badezimmertür. „Lacey sagte, dass es einfach so eiskalt wurde“, erzählte sie und schnippte mit ihren Fingern.

„Das muss unangenehm gewesen sein“, sagte Ren, sodass Nick sich umdrehen musste, um zu verhindern, dass Gypsy sein breites Grinsen sah.

Lacey zitterte, als sie aus der Dusche kam, und trocknete sich schnell ab. Ein Handtuch fest um sich gewickelt, trat sie an den Spiegel über dem Waschbecken und erkannte, dass sie sich nicht nur besser fühlte, sondern auch besser aussah, jetzt wo sie die Schmutzschicht und die Kleidung, die ihr viel zu groß war, abgelegt hatte.

Sie nahm Gypsys Haarbürste und begann, ihr langes, dunkles Haar zu kämmen. Während sie noch mit ihrem Haar beschäftigt war, drehte sie sich um, um die Kartonschachtel zu öffnen… und lächelte, als sie all die Kleidungsstücke sah, die sie zurückgelassen hatte. Sie musste gegen den Drang ankämpfen, den gesamten Inhalt der Schachtel in die Luft zu werfen, damit sie sich am Boden darin wälzen konnte. Ihre Sachen… sie hatte sie vermisst.

Nach kurzem Suchen zog sie ein knallviolettes Kleid und ein Paar schwarzer Sandalen hervor und stellte sie auf die Kommode, während sie Unterwäsche hervorkramte. Nachdem sie sich wieder zum Spiegel umgedreht hatte, machte sie ihr Haar fertig und legte die Bürste zurück. Sie legte ihren Kopf zur Seite, betrachtete nachdenklich die kleine Sammlung von Kosmetika, die Gypsy hatte, und trug schnell ein paar auf, ehe sie ihr Haar föhnte.

Sie schielte wieder zurück zum Spiegel, aber atmete geräuschvoll ein, als sie dieselbe Markierung, die sie auf ihrer Schulter hatte, nun auf dem Glas gezeichnet sah und ein seidig schwarzes Gesicht sie statt ihres Spiegelbildes anstarrte. Ein lauter Schreckensschrei entkam ihr, als die zähe Dunkelheit plötzlich aus dem Spiegel heraus nach ihr griff.

Lacey stolperte rückwärts und wäre beinahe über die Schachtel am Boden gestolpert, weil sie so schnell versuchte, der Schwärze zu entkommen. Ihr Rücken traf die Badezimmerwand, als die überlangen Arme sich weiter nach ihr ausstreckten und die gespenstischen Lippen sich in einer Weise bewegten, sodass sie wusste, dass es ein Zauberspruch war, den sie sagten.

Sie erschrak noch einmal, als die Badezimmertür plötzlich aufgestoßen wurde und Ren in der Öffnung stand, Gypsy direkt hinter ihm. Lacey richtete mit großen Augen ihren Blick wieder auf den Spiegel und wollte vor Frust schreien, als sie sah, dass das dreidimensionale Bild des Dämons verschwunden war, und eine dünne Schicht aus Eiskristallen nun den Spiegel überzog.

Rens Atem gefror in seiner Brust, als er ihre Verwandlung sah, von einem schmutzigen Straßenjungen zu weicher, glatter Haut, sauberem, seidigen Haar und einem Körper, der ihn wünschen ließ, dass er die Seife gewesen wäre. Er hatte gewusst, dass sie schön war, aber er hatte sie wieder unterschätzt. Sein Blick richtete sich sofort auf das Handtuch, das halb offen hing und die Seite von Lacey zeigte, die ihm zugewandt war. Es bedeckte ihre Brust, aber der Ansatz des weichen Hügels war gerade noch erkennbar.

Schnell zwang er sich dazu, seinen Blick abzuwenden, und folgte dem ihren zum Spiegel, dann runzelte er die Stirn, als er die dünne Eisschicht dort erkannte. Der Spiegel wählte genau diesen Augenblick, um durch die Kälte zu zerspringen, und das Knacken klang laut und unheilvoll in der plötzlichen Stille.

Laceys Augen weiteten sich, als sie den misstrauischen Blick auf Rens Gesicht sah und schnell suchte sie nach einer Möglichkeit, ihn von dem Spiegel abzulenken.

„Was, zur Hölle, bildest du dir ein, wenn du hier hereinplatzt, während ich hier bin, du Perversling?“, rief sie, und richtete sich auf, während sie versuchte, das Handtuch um ihren Körper zu schließen.

„Wir dachten, dass dir etwas zugestoßen ist“, bemerkte Gypsy von hinter ihm.

Lacey seufzte dramatisch. „Nun, wie du siehst, geht es mir gut. Ich dachte, dass ich etwas im Spiegel gesehen habe, das ist alles. Also, wenn ihr jetzt wieder geht…“ Sie warf die Tür genau vor Rens Nase ins Schloss. „Ich habe dir ja gesagt, dass du dich nicht zurückhalten können wirst“, neckte sie ihn durch die geschlossene Tür.

„Wenn du meinst“, entgegnete Ren scharf, seine Augenbrauen zusammengezogen. „Ich bin nicht derjenige, der beim Anblick meines Spiegelbildes vor Schreck schreit.“

„Ren“, begann Gypsy, aber biss sich dann schnell auf die Zunge, als sie den harten, entschlossenen Blick auf seinem Gesicht sah.

Lacey öffnete ihren Mund, um etwas zu erwidern, aber ihr fiel nichts mehr ein. Sie hatte ihm den Krieg erklärt, aber scheinbar konnte sie nicht mit ihm mithalten.

„Verdammt, er ist wirklich gut“, flüsterte sie, dann schielte sie nervös zurück zum Spiegel. Nachdem sie sich nicht mehr sicher fühlte, zog sie sich schnell an.

Ren grinste, als er ihr Kompliment hörte, aber es dauerte nicht lange, ehe seine Gedanken sich wieder auf den Spiegel und die merkwürdigen Eiskristalle stürzten. Er hatte das warme Wasser abgekühlt, aber das konnte den Spiegel nicht beeinflusst haben. Nein… ihr Schrei war ebenso echt gewesen, wie die Angst, die er auf ihrem Gesicht gesehen hatte, als er die Tür geöffnet hatte.

Nachdem er Ren mehr Zeit alleine mit Lacey gönnen wollte, um hoffentlich den Funken, von dem er sicher war, dass er da war, zu zünden, schaute Nick auf die Zeitanzeige seines Handys und dann hinüber zu Gypsy. „Bist du bereit? Es ist fast neun Uhr.“

Gypsys Augen leuchteten und sie lächelte ihn an, freute sich darauf, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Sie war mehr als nur neugierig zu sehen, wie es werden würde, wenn sie ihre nicht-menschlichen Kunden einzeln einladen musste, wenn sie auf die Barriere trafen. Es würde außerdem lustig werden, zu sehen, welche der Kunden, die sie schon seit Jahren kannte, plötzlich nicht mehr hereinkommen konnten… wodurch sie wissen würde, dass sie Paranormale waren. Wenn der heutige Tag schon sonst nichts bringen würde… dann zumindest einige neue Informationen.

„Nun, das wird bestimmt interessant werden. Ich bin froh, dass die normalen Menschen weiterhin ohne Einladung hereinkommen können, sonst würde ich den ganzen Tag an der Tür stehen müssen, wie die Leute im Wal-Mart, die jeden begrüßen. ‚Guten Morgen, kommen Sie doch herein‘.“ Sie kicherte, als sie ihre Hand vor sich einladend ausstreckte, sodass Nick grinste.

Gypsy schielte über ihre Schulter zu Ren: „Seid lieb zueinander.“ Sie lief schnell die Treppen hinauf, ehe Ren etwas sagen konnte, um sie aufzuhalten.

Nicks Lippen zuckten, aber er sagte auch nichts, denn Ren schien in Gedanken versunken zu sein. Seine Hände in den Hosentaschen folgte er Gypsy nach oben, damit er das Halloween-Schild aufhängen konnte, das er gemacht hatte. Die meisten würden denken, dass es nur eine Dekoration für das Fest war, aber auf dem Schild stand: ‚Alle Paranormalen brauchen eine Einladung, um eintreten zu können‘. Er wollte es an der Tür direkt auf Augenhöhe anbringen, damit man es nicht übersehen konnte.

Ren rieb sich sein Kinn, als er nachdenklich die Badezimmertür anstarrte. Er hatte recht gehabt, als er gedacht hatte, dass Lacey ein neutralisierendes Parfum getragen hatte, als sie gestern Nacht eingebrochen hatte. Jetzt, wo sie es alles abgewaschen hatte, konnte er sie riechen. Diese hilfreiche Macht lieh er wohl von der verliebten Miezekatze, die gerade hinter Gypsy her nach oben gerannt war.

Er konnte ihre Angst riechen und ihren rasenden Herzschlag hören, als sie sich schnell anzog. Sie hatte ihn wieder angelogen. Was auch immer sie in dem Spiegel gesehen hatte, machte ihr große Angst, und ihm war sehr wohl klar, dass er mit Fragen nicht mehr weiterkommen würde. Da entschied er, dass genug genug war.

Während er sein Handy aus seiner Hosentasche zog, wählte Ren mit seinen Gedanken Storms Nummer und wartete, dann lächelte er, als der Anruf mitten im ersten Klingeln beantwortet wurde.

„Ich werde sehen, ob ich Zachary für dich von seiner Frau losreißen kann“, sagte Storm und legte auf, bevor Ren auch nur ein Wort sagen konnte. Er war nicht einmal überrascht, als die beiden Männer plötzlich bei ihm in Gypsys Wohnzimmer erschienen.

„Was, zur Hölle, Storm?!“, beschwerte sich Zachary, während er sein nicht zugeknöpftes Hemd wieder in seine nicht zugeknöpfte Hose steckte. Er würde ein Wörtchen mit dem Zeitreisenden sprechen müssen, damit er nicht wieder einfach so in seinem Schlafzimmer erschien. Es war schon schlimm genug, dass Nachtfalke sich diesen kleinen Trick angewöhnt hatte. „Ich war gerade mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt, wie du wohl sehen konntest!“

„Es wird nur eine Minute dauern“, sagte Ren und grinste gemein, denn er wusste genau, womit Zachary beschäftigt gewesen war. Er kannte Storms Humor gut genug, um zu wissen, wie der Zeitreisende die Sache sah… es kam immer aufs richtige Timing an.

Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in seine Hemdtasche, wusste, dass er Lacey direkt in die Augen sehen musste, wenn er die Macht des Phönix‘ benutzte.

Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

Подняться наверх