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Kapitel 3

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Dean starrte hinunter auf die Straße und beobachtete, wie Kane das Gebäude verließ, gefolgt von Skye und Aurora. Wenn Aurora nicht schon mit Michael verpaart gewesen wäre, hätte er geschworen, dass die beiden Gefallenen Engel zusammengehörten. Wie sie einander so vorbehaltlos liebten, erinnerte ihn an Dinge, die er längst vergessen hatte, und es hinterließ ein leises Gefühl der Melancholie in ihm.

War er jemals so gewesen, wie sie, oder war er schon so kalt und gefühllos geboren worden, wie er sich jetzt fühlte? Dean seufzte, wollte seine Seele nicht durchsuchen, weil er Angst vor der Antwort hatte. Er hatte sich schon vor langer Zeit dafür entschieden, das zu werden, was er jetzt war, um diejenigen zu schützen, die weichere Herzen hatten, und er weigerte sich, dieses Opfer nun zu bereuen.

Er regte sich nicht, als Skye sich umdrehte und zu ihm hochsah, als spürte er, dass er beobachtet wurde. Es war gut, dass der Junge so scharfe Instinkte hatte… er würde sie brauchen, um sich selbst und die, die er liebte, in den nächsten Tagen zu beschützen. Er wünschte sich, dass er genug Zeit hätte, um sicherzustellen, dass Kriss und Skye einander näherkamen, aber seine Zeit war begrenzt.

Er fühlte sich ein wenig schuldig und eifersüchtig, als er sich vorstellte, wie Skye Kriss ebenso anblickte, wie Aurora. Er schloss seine Augen, versuchte das Bild davon, wie die beiden sich liebten, wenn er längst weg war, zu verdrängen.

Als er Schritte hörte, öffnete Dean seine Augen und sah Kriss‘ Spiegelbild im Fenster, als er sich aus der Küche näherte. Schnell verbarg er seine innere Aufregung. Kriss hatte kein Wort gesagt, als die beiden jüngeren Gefallenen Engel erklärt hatten, dass sie mit Kane gehen würden, um Michael zu besuchen, aber er konnte die Sorge in den Augen seines Liebhabers sehen. Er hatte Kriss immer schon so einfach durchschauen können, und er war froh, dass Kriss dasselbe nicht bei ihm konnte.

„Es ist nur gut, dass Kane sie heute Nacht begleitet“, meinte Kriss nachdenklich, während er hinter Dean trat. „Meinst du, er kann Michael im Zaum halten, wenn er seine Kontrolle wieder verliert?“

Dean hob eine Augenbraue, war nicht sicher, was die Antwort auf diese Frage war. „Sag, erinnerst du dich, als wir Kane gegenüberstanden, ehe Syn eingegriffen hat und uns wie Puppen von dem Gebäude geworfen hat?“ Er beobachtete, wie Kriss‘ Lippen bei der Erinnerung schmal wurden.

„Ja.“ Kriss legte seine Arme um Dean und legte sein Kinn auf Deans Schulter. „Ich weiß, dass Syn uns in jener Nacht wahrscheinlich vor einer ernsthaften Verletzung gerettet hat.“

Deans Stimme wurde ernst, damit Kriss auch sicher zuhörte. „Dann wirst du mir zustimmen, wenn ich sage, dass wir uns im Moment von Michael fernhalten müssen. Ich vertraue darauf, dass Kane weiß, was zu tun ist, und wenn er Hilfe braucht, dann kann er jederzeit seinen Vater rufen.“ Dean lehnte sich zurück in Kriss‘ Umarmung, genoss den Moment des Friedens, den er ihm schenkte.

„He Kriss“, rief Tabatha aus der Küche, wo sie den Geschirrspüler ausräumte. „Deine Küche ist wie ein unverständliches Labyrinth. Wo gehört das Salatbesteck hin?“

Kriss drückte seine Lippen an die sensibelste Stelle von Deans Hals, direkt unter seinem Ohr und drückte ihn einen Moment fester an sich, um sich zu bedanken, dass Tabatha eine Weile auf Besuch kommen hatte dürfen. Er hob seinen Blick wieder auf ihr Spiegelbild im Fenster, erkannte das Zittern, dass seine Lippen hervorgerufen hatten, und machte einen Schritt zurück.

„Ich komme“, rief er über seine Schulter, und zwang sich selbst dazu, sich umzudrehen und in die Küche zu gehen.

Dean sah ihm mit einem sanften Lächeln nach, aber sein Gesichtsausdruck wurde sofort wieder ernst, als Kriss außer Sichtweite war. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte er hinunter auf seinen pochenden Arm. Es wurde immer schwieriger dem Schmerz zu widerstehen, aber in Wirklichkeit war er überrascht, dass er so lange durchgehalten hatte, ohne sich zu verraten.

Nachdem er den Ärmel hochgeschoben hatte, runzelte Dean die Stirn über die Schwärze, die sich dort geformt hatte, und zischte, als die Wunde sich einen Zentimeter weiter öffnete, das Fleisch zerriss, als wollte sie, dass er sehen konnte, was in seinem Inneren wuchs, ehe sich der Schnitt wieder weitgehend schloss.

Wenn es eine normale Wunde gewesen wäre, hätte es mit einem groben, roten Schnitt begonnen, der mittlerweile schon wieder fast verheilt wäre. Aber dies war keine normale Wunde, und es gab einen langen, schwarzen Riss, wo das Dämonenschwert seine Haut zerschnitten hatte… von einer Seite seines Unterarms zur anderen.

Als er auf die hässliche Wunde starrte, bemerkte er, dass die Schwärze darin sich zu bewegen begann und stärker wurde. Er verlor den Kampf und er wusste es. Die schwarze Seele, die in ihm war, wollte leben… aber andererseits wollte Dean das auch.

Er erinnerte sich daran, wie Kriss ihn angeschrien hatte, ihm vorgeworfen hatte, dass er das Dämonenschwert mit seinem Körper abgewehrt hatte, und dabei fast gestorben wäre. Kriss glaubte immer noch, dass, wenn man von einem Dämonenschwert getroffen wurde, man unter unbeschreiblichen Schmerzen sofort sterben würde, und er hatte recht… aber nur, wenn das Opfer ein Mensch war, oder zumindest ein wenig menschliches Blut hatte.

Er hatte Kriss angelogen… ihm versichert, dass er immun war, gegen das Dämonenschwert, und nachdem er immer noch auf den Beinen war, hatte Kriss ihm geglaubt, weil er wollte, dass es stimmte. Es beruhigte Deans Seele, dass Kriss seine Liebe für ihn nicht länger verbergen konnte. Seine Wut und seine Sorge hatten ihn eindeutig verraten. Nun würde alles still zu Ende gehen. Es würde Kriss auf lange Sicht stärker machen.

Dean war froh, dass Kriss nie den wahren Gefahren eines Dämonenschwerts ausgesetzt gewesen war, weil er erst angekommen war, als der Dämonenkrieg schon fast vorbei gewesen war. Daher wusste Kriss nicht, was mit einem Gefallenen Engel geschah, der von einem solchen Schwert verletzt wurde… er wusste nur, was mit den menschlichen Opfern geschah.

Viele Gefallene Engel waren durch einen solchen Angriff gestorben und Samuel hatte die Waffe geschwungen, um Aurora einen langsamen, schmerzhaften Tod zu schenken… sein letztes Geschenk an die Frau, die ihn betrogen hatte. Der unschuldige Skye hatte nicht gewusst, welche Konsequenzen er zu erwarten hatte, als er versucht hatte, Aurora zu schützen, indem er sie herumgewirbelt hatte, um seinen eigenen Rücken der tödlichen Klinge auszusetzen.

Der Junge hätte den höchsten Preis bezahlt und es hätte kein Zurück mehr gegeben. Er würde es nicht bereuen, dass er Skye gerettet hatte… er würde nichts bereuen.

Dean schloss seine Augen und schob schnell seinen Ärmel wieder hinunter, um die Beweise für den Dämon, der in ihm wuchs, zu verbergen. Er war einer der wenigen ihrer Art gewesen, der die Wunde durch ein Dämonenschwert überlebt hatte… aber nur aufgrund seiner Kraft, sowohl seiner physischen, wie auch seiner mentalen Stärke. Er war der Stabsführer der königlichen Garde und hatte in seiner Ausbildung die Kraft erworben, allem zu widerstehen… selbst dem Schmerz und dem Effekt davon, seinen Körper mit der Seele eines Dämons zu teilen.

Das Problem, das Dean am meisten zusetzte, war, dass die Dämonen, die von einem Dämonenschwert ‚geboren‘ wurden, keine Neugeborenen waren… die Waffe erzeugte in Wirklichkeit kleine Risse in den Dimensionen, in denen das Schwert verwendet wurde. Kurz, das Dämonenschwert ermöglichte es den Seelen von uralten Dämonen, zurückzukommen und in der menschlichen Welt durch den Körper des Opfers wiedergeboren zu werden.

Das Überleben einer Wunde durch ein Dämonenschwert hing davon ab, wessen Seele stärker war… die des Opfers oder die des wiederauferstandenen Dämons. Seine Seele hatte das letzte Mal gewonnen und der Dämon war in ihm gestorben, hatte sein Blut mit dessen Säure beschmutzt, aber dadurch war er nur noch stärker geworden.

Samuel war einer der ersten gewesen, einer der ersten Dämonen, die die Luft der Erde geatmet hatten. Sie waren mächtige Dämonen gewesen, weil sie von den mächtigsten Gefallenen Engeln gezeugt worden waren… vor allem von Adeligen, denn es waren die adeligen Wissenschaftler gewesen, die den Spalt zwischen den Dimensionen erzeugt hatten. Daher bestand eine sehr große Chance, dass die Seele, die in ihm wuchs, auch sehr mächtig war.

Ein weiterer Schmerz schoss durch seinen Arm und Dean verzog das Gesicht, als er fühlte, wie die Haut um die Wunde sich auf Übelkeit erregende Weise bewegte. Es würde nicht mehr lange dauern und er wusste, er würde gehen müssen, um Kriss den Schrecken davon zu ersparen, was geschehen würde. So wie es im Moment stand, verringerten sich seine Überlebenschancen jede Minute.

Mit einem schweren Seufzen ging Dean in die Küche und lehnte sich in den Türrahmen, sah einfach zu, wie Kriss und Tabatha mit langen Holzkochlöffeln einen gespielten Schwertkampf fochten. Das Gefühl zeigte sich nicht auf seinem Gesicht, aber im Moment war er wirklich froh, dass Kriss nun stärker war, als je zuvor und das war alles, was zählte.

Kriss schielte hoch und sah Dean, der sie von der Türe her beobachtete. Er zwinkerte Dean zu und schenkte ihm ein breites Lächeln, ehe er theatralisch jammerte: „Kannst du Tabatha bitte sagen, dass sie aufhören soll, mich herauszufordern?“

„Keine Chance“, sagte Dean und näherte sich dem anderen Gefallenen Engel. „Ich muss etwas erledigen… also vergnüg dich mit Tabatha.“

Während er Kriss‘ Blick festhielt, beugte sich Dean langsam vorwärts und nahm seine Lippen in einem heißen, aber doch sanften Kuss für mehrere Sekunden in Besitz. Nachdem er sich zurückgezogen hatte, nahm er Kriss‘ berauschten Gesichtsausdruck in sich auf, wollte sich an jedes Detail erinnern. Dann nickte er Tabatha zu und verließ die Wohnung.

Die beiden standen da und starrten auf die Stelle, wo Dean eben noch gestanden hatte. Sein Verhalten hatte Kriss so verwirrt, dass er sprachlos war, und Tabathas Stirn legte sich in Falten.

„Was, um alles in der Welt, war das?“, fragte Tabatha leise, denn sie hatte nie gesehen, wie Dean seine Liebe so offen zeigte. Sie hatte nicht gewusst, dass er es konnte.

Kriss schüttelte den Kopf, immer noch schockiert. „Ich habe keine Ahnung.“ Er rieb sich seine Arme, als eine Gänsehaut dort wie ein böses Omen auftauchte und seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Er wollte Dean gerade folgen, aber Tabathas Stimme ließ ihn innehalten.

„Das war das Netteste, was ich je von ihm gesehen habe.“ Tabatha kicherte und seufzte. „Wenn ich es nicht besser wüsste… würde ich sagen, du hast Dean sehr glücklich gemacht.“ Sie stieß ihm sanft einen Ellbogen in die Seite.

Kriss errötete, fühlte sich ein wenig besser, als das merkwürdige Gefühl in ihm verschwand. Er hoffte, dass sie recht hatte. Als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, lächelte er und zuckte die Schultern. „Entweder das, oder Dean hatte einfach keine Lust, zu warten, bis der Vampirfilm, der schon im DVD-Player liegt, beginnt.“

*****

„Es ist riesig“, sagte Aurora ehrfürchtig, als Kane vor einem großen, schönen Haus direkt gegenüber einer riesigen gotischen Kirche stehenblieb. „Michael lebt hier alleine? Es ist so groß… zu groß für nur eine Person. Ist er nicht einsam?“

Sie schielte hinüber auf Skye, fragte sich, ob er sich an die kleinen Hütten und Zelte erinnern konnte, in denen sie gelebt hatten, ehe ihre Welt in Scherben gegangen war. In der Dämonenwelt hatte sie keine Vorstellung von einem Zuhause gehabt und sie wusste aus Skyes Erinnerungen, dass er nur die kalte Dunkelheit einer Höhle gekannt hatte. Michaels Haus war vielleicht durch seine Größe einschüchternd, aber sie konnte schon hier die Wärme fühlen, die es ausstrahlte.

Kane konnte ein Lächeln nicht verbergen, als er das Staunen in Auroras Augen sah. Er legte seinen Kopf zur Seite, betrachtete das viktorianische Haus, als hätte er es nie zuvor gesehen, und beschloss, dass sie recht hatte… es war ziemlich umwerfend.

„Ja, Michael lebt alleine, aber ich habe bis vor ein paar Wochen hier bei ihm gewohnt. Ebenso wie unser Bruder Damon und ein weiblicher Werpuma namens Alicia. Glaub mir, das Haus war alles andere als ruhig oder einsam“, bemerkte er, aber erinnerte sich innerlich daran, dass Michael hier die letzten vierzig Jahre alleine gelebt hatte, also hatte Aurora vielleicht einen wunden Punkt getroffen.

Aurora verzog leicht das Gesicht, als sie Damons Namen hörte. Sie vertraute demjenigen, der Damon hieß, noch immer nicht, nachdem er etwas darüber gesagt hatte, dass er Michael töten hatte müssen. Es machte keinen Unterschied, ob er von dem Toten auferstehen konnte, oder nicht… man sollte einfach in ihrer Gegenwart nicht darüber sprechen, Michael zu töten. Insgeheim wünschte sie sich, dass sie Damon damals die Treppe hinuntergestoßen hätte und nicht Kane.

Kane grinste, als er Auroras Gedanken laut und deutlich hörte, als hätte sie sie ausgesprochen. Wenn sie Damon wirklich kennen würde, würde sie die Idee, ihn anzugreifen, wohl noch einmal überdenken. Damon war es egal, welches Geschlecht sein Gegner hatte, und wenn er gedacht hätte, dass Alicia in Gefahr war, dann wäre die Hölle losgewesen. Nein… Damon wäre nicht so nett gewesen wie er.

„Wer ist Alicia und wieso sind alle ausgezogen?“, fragte Skye, der versuchte, seine Neugier hinter der Frage zu verbergen.

Kanes Grinsen wurde breiter, denn er wusste, dass er Aurora mit der kleinen Geschichte, die er erzählen würde, sehr aufheitern würde… zumindest mit Damons Rolle darin.

„Alicia hat sich kürzlich mit Damon gepaart und sie ist eine der wenigen Leute, die ich kenne, die Damon unter Kontrolle bringen können. Genau genommen ist er im Moment viel zu sehr damit beschäftigt, auf sie aufzupassen, als dass er selbst noch Streits vom Zaun brechen könnte. Es ist wirklich lustig. Sie haben einander erst vor ein paar Wochen kennengelernt und das Erste, was Alicia gemacht hatte, war, Damon einen Holzpfahl ins Herz zu rammen und ihn sterbend zurückzulassen.“ Kane zuckte die Schultern und bemühte sich dann, nicht zu lachen, als Aurora ihn mit großen Augen ansah.

„Und jetzt sind sie ein Paar“, wiederholte Aurora fragend, dann biss sie sich auf die Unterlippe, denn sie wusste, als sie Michael zum ersten Mal getroffen hatte, hatte sie ihn geliebt und dann von sich gestoßen und war weggerannt. Aber… zumindest hatte sie nicht versucht, ihn umzubringen.

„Ja, Liebe auf den ersten Blick.“ Kane nickte mit einem gemeinen Lächeln. „Sie sind in das Haus gezogen, das du so liebenswürdig Zufluchtsort nennst.“ Er übersprang den Teil, wo er und Tabatha sich kennengelernt hatten, denn die Geschichte war nicht viel besser, als die von Damon und Alicia. „Nachdem Tabatha und ich frisch vermählt sind und Damon ziemlich unberechenbar ist, haben wir beschlossen, dass es besser ist, wenn wir bei ihnen wohnen, damit wir Alicia helfen können, ihn im Auge zu behalten.“

Auroras Gesichtsausdruck wurde weicher. „Du kümmerst dich um deine Brüder… nicht wahr?“

Kane fühlte sich ein wenig peinlich berührt, denn er wusste, dass die Rollen manchmal auch umgedreht gewesen waren… in letzter Zeit. „Damon und Michael hatten nicht immer die beste Beziehung miteinander und ich kämpfte selbst gerade noch mit der Dunkelheit. Aber ich bin der älteste, also ja… ich versuche, auf sie aufzupassen, wenn sie nicht gerade auf mich aufpassen.“

Er überlegte einen Moment, ihr zu erzählen, dass auch Syn sie alle im Auge behielt, aber unterließ es. Wenn Aurora es Damon noch verübelte, wie er Michael beruhigt hatte, dann würde sie wohl kein Verständnis dafür haben, dass sein liebender Vater ihn kürzlich umgebracht hatte, um zu verhindern, dass er die U-Bahn in Schutt und Asche legte.

Als sie auf den Hauseingang zugingen, fragte sich Kane, wie viele Probleme Michael wohl noch heraufbeschwören würde, durch seine neue Gier nach Dämonenblut. Er holte tief Luft, richtete sich auf und beschloss, jetzt war genau der richtige Moment, es herauszufinden.

An der Tür angekommen, klopfte Kane auf das schwere Holz, dann steckte er schnell seine Hände in seine Hosentaschen und verlagerte sein Gewicht auf seine Fersen. Dies würde lustig werden.

Aurora machte einen Schritt nach vorne, dann fühlte sie Skyes Hand auf ihrer Schulter und schaute zu ihm hoch. Als sie den warnenden Blick in seinen Augen erkannte, öffnete sie ihren Mund leicht, erinnerte sich an seine Warnung, dass sie sich nicht sofort auf ihn werfen sollte, wenn sie Michael erblickte. Sie verzog das Gesicht, machte einen Schritt zurück, woraufhin Skye sie wieder losließ, und grinste.

Michael stand in der Bibliothek, durchsuchte seine Büchersammlung. Er hatte eigentlich nur ein paar seiner Lieblingsbücher für Aurora aussuchen wollen, aber als er das Klopfen an der Eingangstür hörte, wurde er aus dem meditativen Zustand gerissen, in dem er gewesen war, und er blinzelte, als ihm klar wurde, dass er vor einem Regal mit Büchern über Dämonen stand. Er schob das Buch mit schwarzem Ledereinband zurück ins Regal und schaute hinunter.

„Erwartest du jemanden?“, fragte er den kleinen Hund zu seinen Füßen und lächelte, als Scrappy, der auf Besuch vorbeigekommen war, bellte und dann zur Eingangstür rannte.

Michael folgte dem kleinen Hündchen und konnte ein Kichern nicht unterdrücken, als er das Tier vor der Tür aufgeregt Luftsprünge vollführen sah. Sein Gesicht wurde weich, als er die Wärme fühlte, die nur Auroras Nähe hervorrufen konnte, und sein Blut erhitzte sich, als er sich eine Möglichkeit überlegte, wie er sich von seiner momentanen Besessenheit mit Dämonen ablenken konnte.

Er öffnete die Tür, hoffte auf die eilige Verführung, die die beiden meistens vom Weg abbrachte, noch ehe sie einander auch nur begrüßen konnten, aber seine Augen wurden groß, als er Kane vor der Tür stehen sah, neben Aurora und Skye. Kane grinste plötzlich und breitete seine Arme aus, sodass Michael einen Schritt zurück machte.

„LIEBLING, ICH BIN ZUHAUSE!“, schrie Kane, ehe er durch die Tür sprang und sich um Michael schlang wie ein Tintenfisch.

„Kane“, beschwerte sich Michael und versuchte, sich aus Kanes Umklammerung zu lösen. Das war nicht gerade der Kontakt, auf den er sich gefreut hatte, ganz abgesehen davon, dass die falsche Person ihre Beine um ihn geschlungen hatte.

„Ich habe dich doch soooo vermisst“, sagte Kane mit einem gespielten Schluchzen. „Du rufst mich nie an und schreibst nie.“

Michaels Gesicht verlor jeden Ausdruck, während Skye und Aurora grinsend zusahen. „Wir haben uns vor weniger als vierundzwanzig Stunden zuletzt gesehen.“

Kane vergrub sein Gesicht an Michaels Hals. „Ich weiß… viel zu lang… nicht wahr?“

Michael seufzte und bedeutete den Gefallenen Engeln, einzutreten. „Willkommen in meinem Haus, bitte fühlt euch wie Zuhause, während ich mich um das Kleinkind kümmere.“ Er drückte gegen Kane, wollte ihn von sich stoßen, aber hatte wieder keinen Erfolg.

Aurora runzelte die Stirn, verstand den Scherz nicht. „Ein Kleinkind?“

Skye schüttelte den Kopf und schob Aurora durch die Tür. „Ignoriere sie einfach. Einige Geschwister sind einfach so. Sie necken einander, nur um ihre Zuneigung zu zeigen.“

„Oh.“ Auroras Gesicht hellte sich wieder auf und sie zwinkerte. „So wie ich dich immer darum gebeten habe, mich huckepack zu tragen, wenn du mit einer Frau geflirtet hast?“

„Ja“, sagte Skye grinsend und kniff sie in die Wange. „Wie ich sagte… Geschwister.“

Aurora sah zu Boden, als sie ein Bellen hörte, und ihre Augen begannen zu glänzen, als sie einen kleinen Welpen um ihre Füße tanzen sah. „Oh, wie süß. Ist das dein Hündchen, Michael?“

Kane hob sofort seinen Kopf von Michaels Hals. „Scrappy, also hier hast du dich versteckt.“

Scrappy knurrte halb, als wollte er sagen: ‚Wo hätte ich sonst sein sollen‘, und begann wieder um Auroras Beine zu springen. Aurora bückte sich schließlich und hob den liebenswürdigen Welpen hoch. Scrappy begann sofort, sich zu winden, um zu versuchen, Auroras Gesicht zu lecken, während er immer wieder auf Skye schielte.

Skye streckte seine Hand aus und streichelte den Rücken des Hündchens, bewunderte das weiche Fell. „Ich glaube, er mag dich“, meinte er zwinkernd.

„Er ist so süß“, sagte Aurora lieblich. „Du sagtest, er heißt Scrappy?“

Kane schmollte, als Michael endlich den liebevollen Kampf gewann, den sie gehabt hatten. Er nickte Aurora zu. „Ja, Scrappy hat eine Weile bei mir gelebt, aber aus irgendeinem Grund wollte er in letzter Zeit bei Michael bleiben. Vielleicht weil sein Haus so groß ist, und Michael sich ohne ihn verirren würde.“ Er machte den Witz, weil Aurora vorhin ihre Gedanken über Michaels Einsamkeit geäußert hatte.

„Würde ich nicht“, sagte Michael aufgebracht. In Kanes Nähe zu sein, wenn sein Bruder diese alberne Laune hatte, färbte oft auf ihn ab, und das ärgerte ihn. „Du solltest wissen, dass ich in diesem Haus mehr Verstecke habe, als du je finden könntest. Und ja, anders als du an die Namen deiner Frauen… kann ich mich an alle erinnern.“

„Was war damals, als du dich verirrt hast, und statt aufs Klo in einen Schrank gegangen bist?“, fragte Kane grinsend.

„Ich war betrunken“, antwortete Michael und schenkte ihm einen wütenden Blick.

Kane schaute enttäuscht auf Scrappy. „Du musst wirklich aufhören, mich mit so einem launischen Typen zu betrügen.“ Er hob seine Hände um das Hündchen aus Auroras Armen zu nehmen, aber hielt dann inne, wollte schwören, dass sein normalerweise liebendes Haustier ihn wütend anstarrte.

Scrappy sah Kane an und knurrte, um zu zeigen, dass er nicht der Meinung war, dass er sich von Michael fernhalten sollte, und auch nicht zufrieden damit war, dass sein Herrchen ihn von der wohl geformten Brust der hübschen Frau wegnehmen wollte.

Skye hörte auf, Scrappy zu streicheln und zog schnell seine Hand zurück, als die Augen des Hundes blutrot wurden. Schnell machte er einen überraschten Schritt zurück.

„Ist er ein Dämon?“, fragte Skye verwirrt.

Kane lächelte stolz. „Nein, ich habe ihn zufällig während einer sehr dunklen Zeit meines Lebens gefunden und… ihn unabsichtlich verwandelt. Ich nehme an, dass Scrappy nie altern oder sterben wird… obwohl es scheint, dass er recht glücklich ist mit dieser Situation.“

„Also ist er wie ein Sonnengott?“, fragte Aurora neugierig, die gesehen hatte, wie Dämonen Tiere auf sehr ähnliche Art und Weise verwandelt hatten.

Kane und Michael sahen einander nachdenklich an.

„Das würde Sinn ergeben“, sagte Kane und hob seine Schultern. „Er war einfach immer nur Scrappy… ich habe nie weiter darüber nachgedacht.“

„Möchte irgendjemand was zu trinken?“, fragte Michael, aber schaute dabei nur Aurora an.

Kane hob seine Hand und winkte mit den Fingern. „Ich möchte gerne den besten Alkohol im Haus.“ Er legte seine Hand auf seine Rippen, wo Michael ihn mit dem Ellbogen fest angestoßen hatte, und zischte. „Schon gut… ich kann warten.“

Aurora schüttelte ihren Kopf über die Vorstellung der Brüder. „Im Moment nicht… aber ich möchte wirklich gerne deine Bibliothek sehen.“

Michael lächelte über das Leuchten in ihren Augen und verbeugte sich leicht. „Hier entlang, meine Liebe.“

Als Aurora die Hand ergriff, die Michael ihr anbot, beugte sich Kane von er anderen Seite zu ihm.

„Vielleicht wäre ein bisschen Zurückhaltung angebracht?“, fragte Kane laut flüsternd.

„Du bist nur eifersüchtig, weil du nicht daran gedacht hast, Tabatha mit Nettigkeiten zu verführen“, gab Michael mit einem bösen Grinsen zurück.

„Das war anders“, jammerte Kane, während er hinter Michael und Aurora hereilte, während Skye am Schluss ging und leise vor sich hin lachte.

„Wieso war das anders?“, fragte Michael gespielt neugierig.

„Tabatha ist meine Chefin“, erklärte Kane überzeugt. „Ich hatte keine andere Wahl als ihrem Charme zu verfallen und sie bis ans Ende der Welt zu verfolgen.“ Er hielt kurz inne und rieb sich gedankenverloren das Kinn. „Andererseits… ist sie meine Seelenfreundin, also ich schätze, für immer und ewig der liebenswürdigsten, hübschesten Frau der Welt unterworfen zu sein, ist es wohl wert.“

„Volltreffer“, murmelte Michael, und beschloss, dass Kanes unsinniges Gerede manchmal richtig Sinn machte.

Auroras Augen weiteten sich wieder, als Michael sie in die riesige Bibliothek führte. Der Raum war rund mit hohen Fenstern an allen Seiten und überall standen Regale, vom Boden bis zur Decke gefüllt mit Büchern in allen Größen und Formaten. Bequeme Lehnstühle und Sofas standen jeweils mit elegant geschnitzten Tischchen herum.

„Oh wow“, flüsterte Skye und ging zu einem der Regale. Er fuhr mit den Fingern über die Buchrücken, während er die Titel überflog. Alle Bücher in dieser Abteilung schienen sich mit den Gesetzen der Physik und mit allem von Plato bis Einstein zu beschäftigen, aber es gab auch einige neuere Werke von Nassim Haramein.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Michael, als er den überwältigten Ausdruck auf Auroras Gesicht sah.

Aurora ließ ihren Blick durch den Raum streifen, und versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Wo… wo soll ich überhaupt anfangen?“, fragte sie und lächelte dann plötzlich, als sie sich daran erinnerte, dass Skye ihr gesagt hatte, dass, wenn sie mehr las, ihre Reaktionen weniger kindisch sein würden. Sie hatte widersprochen und gesagt, dass sie kein Kind war, aber insgeheim wusste sie, dass Skye recht hatte. Sie hob ihr Kinn, wollte nicht, dass Michael dachte, dass sie kindisch war.

„Ich habe ein paar Märchen herausgesucht, damit ihr damit anfangen könnt, weil die meisten Menschen, wenn sie lesen lernen, zuerst das lesen“, sagte Michael und beugte sich zu ihr, als wollte er ihr ein Geheimnis verraten. „Es ist die Magie der Märchen, die Menschen süchtig nach Lesen werden lässt. Ich weiß nicht, wie er dich lehren will, aber wenn er so schnell lesen gelernt hat, dann nehme ich an, dass du es auf dieselbe Art und Weise lernen kannst.“

„Skye“, rief ihn Aurora zu sich, hoffte innerlich, dass Michael recht hatte, und sie wirklich so schnell lernen würde. „Können wir mit diesen hier anfangen?“

Skye entfernte sich von dem Regal, das er gerade betrachtet hatte, und näherte sich dem Stapel Bücher, auf die Aurora zeigte. „Diese sind zum Anfang gut geeignet“, bestätigte Skye, der einige Bücher sah, die ihm sehr gefallen hatten, und andere, die er selbst noch nicht gelesen hatte.

„Oh, wunderbar“, sagte Kane und rieb sich die Hände. „Ich darf mit Michael spielen, während Aurora ihre Lesestunden nimmt.“ Er packte Michaels Arm und zog ihn aus der Bibliothek hinaus, wobei er die Tür offenließ, für den Fall, dass Aurora oder Skye sie brauchten.

Er grinste darüber, wie langsam Michael ging, und wie er noch einen sehnsüchtigen Blick zurückwarf. „Komm schon, Liebling, du wirst sie nur vom Lernen ablenken. Du willst doch, dass sie überall Einser bekommt, oder?“

Michael drehte den Kopf und schenkte Kane einen bösen Blick. „Ich kann mich schon benehmen.“

„Sagt der Mann, der im U-Bahntunnel Sex hat“, gab Kane zurück und grinste über Michaels sehnsüchtige Gedanken von nackter Haut, die er schon gehabt hatte, ehe er überhaupt die Tür geöffnet hatte.

In der Bibliothek schüttelte Skye den Kopf, als Aurora in einem Buch blätterte, ihre Augen vor Neugier leuchtend. Er setzte sich auf den Boden neben dem Stapel Bücher, die Michael herausgesucht hatte, und zeigte auf die Stelle vor ihm. „Komm hierher… und bring das Buch mit.“

Aurora war die Aufregung anzusehen, als sie sich vor Skye setzte, sodass ihre Knie die seinen berührten. Sie streckte Skye das Buch hin, wollte endlich wissen, wie er sie lehren wollte. Doch anstatt das Buch zu nehmen, drückte er ihre Hände sanft nach unten, bis das Buch zwischen ihnen am Boden lag.

„Das erste, was du tun musst, ist, das Buch mit deinen Fingerspritzen zu berühren“, wies Skye sie an und lächelte, als sie sofort gehorchte. „Und jetzt, erinnerst du dich daran, was wir gemacht haben, als ich mit den Jungen auf Jagd oder kundschaften gegangen bin und du mit den Mädchen zurückbleiben musstest?“

„Ja“, sagte Aurora und nickte ihm verschwörerisch zu. Sie beugte sich zu ihm nach vor und senkte ihre Stimme, als wäre es immer noch ein Geheimnis. „Du hast mir immer deine Erinnerungen gezeigt, wenn ihr zurückgekommen seid. Diese Erinnerungen waren immer so lebhaft, dass ich das Gefühl hatte, dass ich mit dir da draußen war… manchmal konnte ich sogar den Regen in meinem Gesicht fühlen, oder die Blumen riechen.“

Skye nickte. „Richtig, und genau so werde ich dich das Lesen lehren. Ich werde dir meine Erinnerungen davon geben, wie ich es gelernt habe. Schieb deine eigenen Gedanken weg und komm in meine.“

Er lächelte, als er sah, dass sie schon ihre Augen geschlossen hatte. Skye legte seine Hände auf ihre und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen… genauer gesagt, zu dem Moment, als er zum ersten Mal die Lagerhalle unter der Bibliothek gefunden hatte. Er spürte, wie Auroras Hände zuckten, als sie seine Einsamkeit fühlte, aber er konnte sie nicht vor ihr verbergen.

Er lag auf dem alten, staubigen Sofa, das im Keller gelagert wurde, und vor Langeweile blätterte er in einem der vielen Bücher, die Bilder hatten. Sein Blick schoss hoch, als er hörte, wie die Tür oben zugeschlagen wurde, und Schritte sich näherten. Skye versteckte sich schnell in der Dunkelheit oben auf einem der Bücherregale, als ein älterer Mann mit einem Stapel Bücher am Arm die Treppe herunterkam.

Er lauschte, als der alte Mann vor sich hinmurmelte, sich darüber beschwerte, dass diese wunderbaren, klassischen Bücher weggesteckt wurden, als wären sie Obszönitäten, und sah zu, wie er seine Last auf einen der vielen Kartons stellte und dann hustete, als eine Staubwolke aufstieg. Der Mann stand einen Moment still, ehe er das oberste Buch hochhob und laut zu lesen begann.

Skye war so beeindruckt von den Worten, dass er seine Aura nach dem Geist des Mannes greifen ließ, während dieser las. Als er die Worte hörte, während er mithilfe des Intellekts des Mannes lernte, die Buchstaben zu lesen, erkannte Skye, dass er eine ganz neue Welt voller Informationen für sich geöffnet hatte.

Nachdem der alte Mann den Keller verlassen hatte, näherte sich Skye dem Bücherstapel und blätterte nun bedächtiger zwischen den Seiten. Er schaute nicht mehr nur auf die Bilder. Er verbrachte die nächsten Tage damit, sich selbst beizubringen, den Inhalt der Worte zu verstehen, indem er seine Aura nach den Büchern greifen ließ, wie er nach dem Geist des Mannes gegriffen hatte.

Die Worte flogen durch seinen Kopf wie ein Wind des Wissens. Je mehr er übte, umso schneller wurde er, bis er eine ganze Enzyklopädie in wenigen Minuten lesen konnte, wonach er einen Roman las, um seine Fantasie anzuregen.

„Oh, wow“, hauchte Aurora, als sie Skyes Wissen durch ihre Verbindung mit ihm in sich aufnahm.

Skye ließ die Vergangenheit hinter sich und öffnete seine Augen. „Jetzt möchte ich, dass du es versuchst.“

Er lächelte wieder, als Aurora ihren Kopf zur Seite legte und ihre Aufmerksamkeit auf das Buch unter ihren Fingern richtete. Schnell drang er in ihren Geist ein, und teilte mit ihr seine Erfahrung, als die ersten Worte, die sie je gelesen hatte, von ihrem Kopf in den seinen drifteten.

Süchtig Nach Blut

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