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Kapitel 4

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Nachdem sie eine Beschäftigung brauchten, hatten sich die Jungs in die Küche begeben und Michael hatte ihnen beiden ein Glas Rotwein eingeschenkt.

Michael atmete tief ein, fühlte sich immer noch leicht berauscht von der Macht von seiner Dämonenjagd vorhin. Er grinste zufrieden, wusste, dass er diesen Rausch wiederbeleben konnte, sobald er sich wieder unter die Dämonen begab. Er schielte hoch und erkannte, dass Kane ihn genau beobachtete, dann runzelte er die Stirn, als der Blondschopf seinen Blick schnell auf sein Glas senkte und es hochhob.

„Also.“ Michael hob argwöhnisch sein eigenes Glas. „Wie kommt es, dass du gleichzeitig mit Aurora und Skye auf Besuch kommst?“

Kane zuckte die Schultern. „Kriss und Dean haben mich und Tabatha zum Essen eingeladen, und sie kamen zufällig vorbei. Sie erwähnten, dass sie hierherkommen wollten, also dachte ich, nachdem ich nicht wirklich dazu gekommen bin, mit dir zu reden, dass ich… mal sehen wollte, wie es dir geht.“

Michael runzelte die Stirn. „Du warst diesmal nicht Zigaretten kaufen?“

„Diesmal nicht“, antwortete Kane grinsend, aber der Spaß verflog sofort wieder. Nachdem Michael sich ohnehin schon verfolgt fühlte, konnte er ihn ebenso gut ausquetschen. Kein Mann vieler Worte, beschloss er, gleich zum Thema zu kommen. „Dean sagte mir, dass er dich vorhin gesehen hat.“

„Ja, hat er“, antwortete Michael ausweichend, denn ihm gefiel jetzt schon nicht, wie sich diese Unterhaltung wendete.

„Er sagte auch, dass du von einem Dämon getrunken hast“, sagte Kane geradeheraus und stellte sein Glas weg. „Seit wann machst du das?“

Michael zögerte keine Sekunde mit einer Lüge. „Seit das Ding beschlossen hat, mich zuerst zu beißen.“

Kane öffnete seinen Mund, um etwas zu entgegnen, aber was sollte er darauf sagen? Er hob sein Glas wieder hoch und trank noch einen Schluck, während er darüber nachdachte.

Nachdem er Kanes gerunzelte Stirn sah, beschloss Michael, noch ein wenig dicker aufzutragen und ein wenig Wahrheit hinzuzufügen. „Ich habe gesehen, wie das Biest Aurora beobachtete, als ich vorhin auf Besuch kam, und ich bin ihm bis in eine Seitengasse gefolgt. Ich dachte, dass es leichte Beute sein würde, also war ich nicht sehr aufmerksam. Plötzlich hatte es seine Zähne in meiner Schulter. Ich war so wütend, dass ich einfach zurückgebissen habe… ich glaube, damit hat er nicht gerechnet.“

„Wohl nicht“, murmelte Kane, während er versuchte, Michaels Gedanken zu hören, aber alles, was die Funkverbindung durchließ, war ein Schuldgefühl und Sehnsucht, was irgendwie verwirrend war, also gab er es einfach auf.

Michael grinste, als wäre das alles lustig. „Zufällig hat sein Blut meine Wunde praktisch sofort geheilt, also trank ich, bis er tot war. Problem gelöst.“

Kane hob eine Augenbraue und prostete Michael mit seinem Glas zu, ehe er den Rest der roten Flüssigkeit auf einen Zug leerte. Das klang nach einer einleuchtenden Erklärung, aber es erklärte immer noch nicht, wieso er so barsch mit Dean gewesen war. Er wollte schon fragen, wie das Dämonenblut geschmeckt hatte, aber beschloss, dass er es im Augenblick lieber nicht wissen wollte. Außerdem… wenn er es unbedingt wissen wollte, konnte er einfach selbst einen beißen und es herausfinden.

Aus irgendeinem unerfindlichen Grund blitzte Miserys verwesendes Gesicht vor Kanes innerem Auge auf und er musste Michael seinen Rücken zuwenden, um zu verhindern, dass sein Bruder den angeekelten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Er ging zum Kühlschrank, um etwas zu suchen, was den eingebildeten Geschmack vertreiben konnte.

Michael setzte sich auf einen der Barhocker, als er eine Gänsehaut bekam und er fluchte innerlich, als sich ein dünner Film aus kaltem Schweiß auf seiner Stirn bildete.

Über Dämonenblut zu sprechen hatte in ihm den Drang hervorgerufen, wieder auf Jagd zu gehen, und er brauchte dringend eine Ablenkung. Er fuhr mit der Hand durch sein langes Haar, hoffte, dass er Kane nicht gerade auf die Idee gebracht hatte, Dämonenblut zu trinken. Er konnte mit den Energieschüben, die davon kamen, gut umgehen, aber niemand wusste, wie Kane darauf reagieren würde, und das Allerletzte, was sie jetzt brauchen konnten, war ein neuerlicher Bruch zwischen LA und der Welt der Dämonen.

Michael schüttelte seine Gedanken ab und drehte sich um, um Kanes Hintern aus dem Kühlschrank ragen zu sehen.

„Was, zur Hölle, machst du da?“, fragte Michael scharf.

Kane tauchte wieder auf, eine Packung Wurst, Mayonnaise, Senf, Oliven, Salat und Tomaten in seinen Armen. „Du hast Essen… ich habe Hunger.“

„Ich dachte, ihr habt gerade bei Kriss gegessen“, knurrte Michael, der sich immer noch nach etwas Besserem als einem Sandwich sehnte. Er fuhr sich mit dem Ärmel über seine Stirn und konzentrierte sich darauf, sich zu beruhigen.

„Ja, aber jetzt habe ich wieder Hunger… und es sieht so aus, als hättest du auch ein paar Kilo abgenommen“, gab Kane zurück, dem Michaels Dr. Jekyll und Mr. Hyde-Persönlichkeitswechsel nicht verborgen geblieben war.

In der Hoffnung, dass der sehr alte und starke Wein zumindest ein wenig helfen konnte, füllte Michael beide Gläser wieder auf, während Kane damit beschäftigt war, das Essen zuzubereiten.

„Also, gibt es sonst noch etwas?“, fragte er, denn die drückende Stille gefiel ihm nicht.

Kane runzelte die Stirn, während er seine Zutaten zurechtrückte. „Wenn du schon so fragst, ja. Dean wurde verletzt und ich glaube, dass es nicht wirklich verheilt. Es hat nicht so schlimm ausgesehen, als er es mir das erste Mal gezeigt hat, aber je später es wurde, umso mehr fühlte ich die Krankheit in ihm.“

„Samuel hat ihn mit dem Dämonenschwert verletzt“, meinte Michael, obwohl er wusste, dass sie beide erfahren hatten, wie schwer die Klinge Ren verletzt hatte. „Ist das die Wunde, von der wir reden?“

Kane nickte. „Ich habe nachgedacht. Wenn das Schwert eines Gefallenen Engels Samuel töten kann… oder überhaupt Dämonen, dann können wir daraus schließen, dass ein Dämonenschwert wohl Gefallene Engel töten kann… nicht wahr?“

„Richtig.“ Michael nickte, jetzt, wo er seine Ablenkung gefunden hatte.

Kane begann in einer obszönen Geschwindigkeit die Tomate in Scheiben zu schneiden. „Wir beide wissen, wie schlimm genau dieses Dämonenschwert Ren zugerichtet hat, aber Ren ist kein Gefallener Engel und Dean lebt noch. Wir haben Ren mit dem Schwert eines Gefallenen Engels wieder geheilt, und ich gehe davon aus, dass Dean und Kriss eines haben, denn sie sind Gefallene Engel. Aber wenn das alles wäre, was es braucht, um Dean zu heilen, dann hätten sie es schon getan, und offensichtlich haben sie das nicht… also fällt diese Option bei Gefallenen Engeln offenbar weg.“

Michaels Emotionen überspannten den ganzen Bogen von Wut, über das, was Samuel Aurora angetan hatte, bis hin zu Sorge um Deans Leben. „Samuel hatte Aurora mit dem Dämonenschwert umbringen wollen, also ja… wir können davon ausgehen, dass ein Dämonenschwert einen Gefallenen Engel töten kann.“

„Du und Dean, ihr scheint dieser Tage viel gemeinsam zu haben“, bemerkte Kane, während er auf das Meisterwerk eines Sandwiches starrte, das er zubereitete.

„Und zwar?“, fragte Michael.

„Ihr beide tut so, als ginge es euch gut, obwohl das nicht stimmt“, sagte Kane geradeheraus.

„Gut, Onkel Dok, aber ich bin nicht derjenige, der stirbt, also solltest du dich vielleicht auf Dean konzentrieren, und meine Probleme mir überlassen“, erklärte Michael und umklammerte sein Glas ein wenig fester.

„Das stimmt“, sagte Kane seufzend. Er wusste, dass er Michael für den Augenblick schon weit genug in die Enge getrieben hatte, und dass dieser wohl recht hatte, was Dean betraf.

„Wie geht es Kriss und Tabatha?“, fragte Michael, um das Thema zu wechseln.

„Kriss wird langsam besser“, grinste Kane, während er das Messer hob. „Er flirtet nicht mehr mit Tabatha, was gut für seine Gesundheit ist. Und Tabatha…“ Kane seufzte dramatisch und zwinkerte.

„Ich will es gar nicht wissen.“ Michael hob abwehrend seine Hände.

„Wenn du mehr Sex hättest, würdest du es wissen wollen“, sagte Kane, der schnell zu dem Schluss gekommen war, dass, was auch immer diese Sache mit den Dämonen bei ihm war, wohl bald Geschichte sein würde, wenn Michael nur all seine Aufmerksamkeit auf Aurora lenken würde.

Michael grinste und prostete Kane mit seinem Glas zu. „Im Lift… vorhin.“

Kane knallte das Messer auf den Tisch und starrte seinen jüngeren Bruder an. „Okay, zuerst in der U-Bahn, dann am Dach des Love Bites und jetzt hattest du Sex in einem Lift? Wer bist du, und was hast du mit meinem Michael gemacht?“

„Michael wurde zu einem Sex-Fan bekehrt“, antwortete Michael mit ernstem Gesicht, dann stahl er das Sandwich, das Kane gerade fertiggemacht hatte.

„Nein“, brummte Kane. „Du bist ein Exhibitionist und ein Brötchen-Dieb.“

„Dann mach ein neues Brötchen“, meinte Michael und schaute dann auf das Sandwich in seiner Hand hinunter. „Das ist echt lecker.“

Innerlich freute sich Kane darüber, dass Michael etwas Anderes zu sich nahm, als Dämonenblut. Er überlegte kurz, ob er und Tabatha wieder hier einziehen sollten, aber verwarf die Idee schnell wieder. Wenn sie das machten, dann würde das Michaels und Auroras merkwürdige Sex-Gewohnheiten stören.

Scrappy saß zwischen ihnen am Boden und schaute hin und her. Als er meinte, dass sie ihn lange genug ignoriert hatten, bellte er. Sie hatten Futter und er wollte auch etwas davon.

Kane blickte hinunter auf Scrappy. „Du willst auch etwas von dem Fleisch, nicht wahr?“

Scrappy drehte sich auf seinen Hinterfüßchen im Kreis, während er Kane einen jämmerlichen Blick zuwarf.

„Hier hast du“, sagte Kane und warf vier dicke Scheiben auf den Boden, über die Scrappy sofort hungrig herfiel.

Michael hatte gerade sein Sandwich aufgegessen, als er Auroras unbeschwertes Lachen aus der Bibliothek hörte. Er schloss genießerisch seine Augen. Der Klang ihres Lachens war genau das, was dieses kalte, leere Haus brauchte.

„Willst du gehen, um nach ihnen zu sehen?“, fragte Kane, der keine Gedanken lesen musste, um zu wissen, woran Michael dachte. Er grinste, als Michael wortlos aufstand und zur Tür ging.

Die beiden Männer gingen zurück in die Bibliothek und blieben in der Tür stehen, als sie ein Licht sahen, das die beiden Gefallenen Engel umgab, die einander gegenüber am Boden saßen. Ein Buch schwebte zwischen ihnen in der Luft, und sie beide berührten es, aber ihre Augen waren geschlossen. Sie konnten Skyes Gesicht aus diesem Winkel nicht sehen, aber Aurora lächelte und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich immer wieder leicht, so als würde sie einen Film ansehen.

Kane lehnte sich an die Wand, während Michael einfach nur dastand, verzaubert von dem, was er beobachtete. Das Licht fiel langsam wieder in sich zusammen, als würde es von ihren Fingerspitzen aufgesogen werden, und das Buch legte sich auf den Boden.

Auroras Lippen öffneten sich erstaunt, als sie ihre Augen öffnete, um Skye anzusehen. „Aber er hat sie dort an dem Fenster zurückgelassen“, sagte sie, fühlte sich gleichzeitig glücklich und verwirrt. „Werden sie einander nicht vermissen?“ Sie packte das Buch und schloss es in ihre Arme, als täten ihr die Leute darin leid.

„Du kannst wirklich lesen?“, fragte Michael, der seinen Augen nicht traute.

„Wir haben ein wenig geschummelt“, antwortete Skye grinsend. „Aber um sicher zu gehen, dass sie es auch wirklich genießt, haben wir mit ein paar Märchen begonnen. Wie alle kleinen Mädchen… scheint sie Disney zu lieben.“

Michael näherte sich Aurora und ging hinter ihr in die Hocke, sodass er über ihre Schulter auf das Buch sehen konnte. Er lächelte sanft, als er erkannte, was für ein Buch sie gelesen hatte.

„Peter Pan. Das war schon immer eines meiner Lieblingsbücher“, sagte er leise, verstand, dass ihr wahrscheinlich der kleine Junge leidtat.

Aurora lächelte ihn an und setzte einen Kuss auf seine Wange. „Danke, dass du uns eingeladen hast, deine Bücher zu lesen.“

Michael wollte gerade antworten, als Kanes Gesicht plötzlich über ihre andere Schulter schaute. Er warf dem blonden Mann einen wütenden Blick zu, fragte sich, was er sich da einbildete.

„Ist das das Buch, das ich dir in London gekauft habe?“, fragte Kane und hielt seinen Kopf schief.

„Ja, ist es“, antwortete Michael. „Und jetzt geh bitte weg von ihr.“

„Oh, es ist schon in Ordnung… es macht mir nichts aus“, sagte Aurora. „Ich schulde ihm noch etwas dafür, dass ich ihn die Treppe hinuntergestoßen habe.“

Skye runzelte die Stirn, denn er hatte von dieser Geschichte noch nichts gehört, und stütze sich nach hinten auf seinen Händen ab, während er sich bildlich vorstellte, wie Aurora gegen den blonden Sonnengott kämpfte, der mächtig genug war, Tore in die Dämonenwelt zu öffnen.

„Mach dir deswegen keine Sorgen, Liebling“, meinte Kane großzügig. „Michael wird früher oder später kapieren, dass ich absichtlich die Nervensäge spiele, und drohen, mich umzubringen, während er mich mit einem seiner Schwerter durch das Haus jagt.“

Die Worte hatten kaum Kanes Mund verlassen, als die Spitze eines solchen Schwerts unter Kanes Kinn erschien. Er hob eine Augenbraue und stand langsam auf, während er Michael nicht aus den Augen ließ. Die beiden Brüder starrten einander einen Moment lang an, ehe Kane das Schwert aus dem Weg boxte und schnell zur Tür hinausrannte.

„Komm zurück!“, schrie Michael.

„NEIN!“, rief Kane zurück. „Du wirst mir wehtun, und das gibt hässliche Narben.“

Aurora und Skye blieben in der Bibliothek zurück und lauschten den Geräuschen von Schritten, bis diese sich nach oben entfernten und noch mehr Lärm folgte. Die Gefallenen Engel warfen einander einen Blick zu, ehe sie in Lachen ausbrachen.

„Die beiden sind lustiger, als ich erwartet hatte“, musste Skye zugeben. Er hatte anfangs nicht wirklich gewusst, was er von ihnen halten sollte. „Such du das nächste Buch aus“, wies er sie an und nickte mit dem Kopf in Richtung des Stapels.

Aurora durchsuchte den Bücherstapel und nahm schließlich eines, auf dessen Einband ein Schloss abgebildet war. Aus Neugier begann sie darin zu blättern, um nach Bildern zu suchen. Sie runzelte die Stirn, weil sie keine fand, und schloss das Buch schnell wieder, dann zischte sie leise, als sie sich bei der schnellen Bewegung mit dem Papier in den Finger schnitt.

„Autsch.“ Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie sie sich als Kind solche Schnitte beim Spielen mit Grashalmen zugezogen hatte. Es hatte sie immer schon erstaunt, wie so ein kleiner Schnitt so sehr schmerzen konnte.

Skye grinste, während er zusah, wie sie wütend ihren verletzten Finger anstarrte. „Weißt du, die Bilder, die du in deinem Kopf siehst, sind sowieso viel besser, als alles, was hier gezeichnet sein könnte.“

Oben wurde Kane von Michael in dem Spiel, das sie beide spielten, an die Wand gedrückt. Er nahm mittlerweile an, dass er sich getäuscht hatte, als er gedacht hatte, dass Michael Probleme hatte, denn er schien noch immer genauso lustig zu sein, wie früher.

„Hässliche Narben, ja?“, hänselte Michael.

„Ich kann dir noch immer einen Arschtritt verpassen, dass du in die nächste Woche fliegst“, sagte Kane hochnäsig.

Michael lächelte und ließ Kane los, sodass dieser zu Boden fiel. Sie schauten einander an. Kane vom Boden hinauf, während Michael langsam auf seinen Füßen landete. Sie begannen zu lachen, weil sie beide überhaupt nicht bemerkt hatten, dass Michael Kane einen Meter über dem Boden festgehalten hatte.

Kane wollte gerade aufstehen, als er einen betörenden Geruch wahrnahm. Er runzelte die Stirn, als er das schwarze Glänzen sah, das plötzlich Michaels violette Augen verdunkelte. Mit morbider Faszination sah er zu, als Michael tief einatmete und über seine Schulter Richtung Treppe schaute.

Michael schluckte, als er Auroras Blut roch. Es war nicht viel, aber es genügte, um seine kurzzeitig vergessene Sehnsucht nach Blut mit voller Wucht zurückkommen zu lassen. Einen Herzschlag später verschwand Michael durch den Gang aus Kanes Blickfeld.

Jeglicher Humor verflog sofort und Kanes Gesicht wurde todernst. Das einzige Mal, wo er je so dunkle Augen gesehen hatte, war, wenn er in das Gesicht eines Dämons gesehen hatte.

„Also… das ist kein gutes Zeichen“, erklärte er dem leeren Flur.

Mit derselben Geschwindigkeit wie Michael stand Kane auf und folgte seinem Bruder. Es brauchte kein Genie, um sich auszumalen, woher dieser süße Geruch wohl kam. Er blieb gerade rechtzeitig vor der Bibliothek stehen, um zu sehen, wie Michael sich schnell neben Aurora kniete und ihre Hand in seine nahm.

Aurora zuckte zusammen, als Michael plötzlich neben ihr auftauchte und ihre Hand nahm. Durch die Bewegung wurde ihre und Skyes Konzentration unterbrochen und sie fragte sich, was er machte, bis er ihre Hand so hochhielt, dass er den kleinen Schnitt betrachten konnte, den sie sich mit der dünnen Seite des Buches zugefügt hatte. Ein einzelner roter Bluttropfen war daraus hervorgetreten und sie runzelte die Stirn, dachte, dass er vielleicht nicht wollte, dass sie sein Buch beschmutzte.

Als sie in seine Augen hochsah, stellte sie erschrocken fest, dass sie nur kleine violette Funken in einem Meer aus Dunkelheit erkennen konnte. „Michael?“, flüsterte sie, denn sie wusste, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte.

Alles erstarrte, als Michael langsam den verletzten Finger zu seinen Lippen hob und den Schnitt küsste. Unfähig der Versuchung zu widerstehen, nahm er ihre Fingerspitze in den Mund und saugte daran. Er wollte mehr von ihrem Geschmack und bohrte seinen langen Eckzahn sanft in die Wunde.

Aurora atmete scharf ein, als Hitze durch sie zu wirbeln begann und sich dann zwischen ihren Beinen sammelte. Das Gefühl, wie seine Zunge sich erotisch an ihrem Finger rieb, ließ sie leise winseln und sie biss sich auf ihre Lippe, als seine scharfen Zähne die Verletzung berührten, ihr gleichzeitig wehtaten und den Schmerz beruhigten.

Skye lehnte sich wieder zurück und betrachtete den Sonnengott aufmerksam. Die Verbindung zwischen ihm und Aurora war noch nicht ganz unterbrochen, und so bekam er ungefragt einen Teil ihrer Gefühle ab… und sie waren überwältigend. Er versuchte die Tatsache, dass sein Atem schneller ging, zu verbergen, indem er sehr leise atmete.

Michael schloss seine Augen und genoss den kleinen Energieschub, bis sich dieser in eine brennende Sehnsucht verwandelte und er einen Dämon nach dem anderen aussaugen wollte. Als er die Totenstille bemerkte, sah er hoch zu Kane, der ihn von der Tür her aufmerksam beobachtete. Er fluchte innerlich, denn er wusste, dass er seinem aufmerksamen Bruder gerade seine Schwäche verraten hatte.

Kane wusste mit Sicherheit, dass Michael nicht mehr er selbst war, aber das war eine andere Sache. In dem Moment, als ihre Blicke sich trafen, konnte Kane Michaels Hunger sehen, als wäre er greifbar… ansteckend und süchtig machend. Sein Bruder hatte in der letzten Zeit mehr als nur einen Dämon getrunken und er hatte ihn diesbezüglich belogen.

Seine Gedanken suchten nach Antworten und plötzlich ergab es durchaus Sinn, wieso Michael Dämonenblut trank. Wenn schon ein paar Tropfen Blut eines Gefallenen Engels diese Reaktion auslösen konnten… dann wäre die Chance, jede Zurückhaltung zu verlieren und den Nachkommen eines Engels völlig auszutrinken das Pendant zu dunkler Schokolade.

Kanes Blick senkte sich auf Aurora und er sah, wie ihre Wangen sich gerötet hatten, und ihr Atem zitterte. Sie wurde erreget durch Michaels Lippen auf ihr und sie verstand nicht, dass, wenn er seine Zurückhaltung verlor, die Sache für sie sehr gefährlich werden konnte. Sie war an all dem unschuldig, obwohl sie unbeabsichtigt Michaels merkwürdige Sucht ausgelöst hatte.

‚Wieder ein Beweis dafür, dass Liebe blind macht‘, dachte Kane innerlich.

Der Boden unter Kanes Füßen begann zu vibrieren, aber er achtete nicht darauf, bis er sah, wie eines der Bücher aus dem Regal fiel. Als er sich im Raum umsah, bemerkte er, dass mehrere Bücher gefährlich wackelten. Kane hob seine Hand, um das Buch, das ihm am nächsten war, wieder zurückzuschieben, als er sah, dass die Lampe auf dem Tisch neben Michael über die glatte Oberfläche Richtung Rand taumelte.

„Michael.“ Kanes leises Flüstern klang laut in der Stille des Raums.

Michael konnte die Warnung in Kanes Stimme hören und zuckte zusammen, als er bemerkte, was er machte. Er löste sich von Auroras Verletzung und setzte einen sanften Kuss auf ihren Finger, ehe er sie losließ und sich selbst dazu zwang, sich von ihr zu entfernen.

„Du solltest vorsichtig sein, manchmal sind die Seiten dieser alten Bücher sehr scharf“, meinte er lächelnd, um sie davon abzulenken, was er gerade getan hatte.

Aurora zog langsam ihre Hand zurück und schloss sie, fühlte noch immer die Hitze von Michaels Lippen auf ihrer Haut. Sie hob die Hand zu ihrer Brust und hielt schützend die andere Hand davor, um das wunderbare Gefühl zu behalten, während sie Michael mit leuchtenden Augen zunickte.

„Ich verspreche, besser aufzupassen“, sagte Aurora schüchtern und Skye nickte zustimmend. Keiner von beiden hatte das Vibrieren des Raums bemerkt, weil sie sich auf Michaels verführerischen Kuss konzentriert hatten.

Zu Kanes Erleichterung endete das leichte Beben sofort und die Lampe blieb zwei Zentimeter vor der Tischkante wieder stehen.

„Aurora, Skye, wir lassen euch hier zum Üben, während wir uns in der Gegend umsehen, um alles auszulöschen, was für die Menschen gefährlich werden könnte“, schlug Kane vor und hoffte, dass Michael den Hinweis verstehen und mit ihm kommen würde. „Außerdem, wenn wir hierbleiben, dann werden wir euch nur ablenken.“

„Das kann man wohl sagen.“ Skyes Augen wurden groß, als ihm klar wurde, dass er das eben laut ausgesprochen hatte. Er grinste, als Aurora zu kichern begann.

Michael verfluchte sich innerlich und beschloss, dass Kane recht hatte… den Raum zu verlassen war im Moment das Beste. Aber worauf er überhaupt keine Lust hatte, war die Tatsache, dass Kane ihm überallhin folgen würde, das konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen.

Nachdem er sich umgedreht hatte, lächelte Michael Kane an und meinte: „Du kannst im Osten suchen, während ich nach Westen gehe.“

Er schritt an seinem Bruder vorbei, wollte genau das tun, was er gerade vorgeschlagen hatte, und hoffte, dass die Dämonen dumm genug waren, in der Nähe zu sein. Er schaffte es bis zur Haustür, ehe sein Bruder ihn einholte, ihn am Arm packte und herumriss.

„Was war das?“, fragte Kane zischend. „Es war nur eine kleine Verletzung, nicht einmal der Rede wert.“

„Sie blutete“, knurrte Michael, als wäre das Antwort genug… das war es nicht und sie beide wussten es.

Kane starrte ihn wütend an. „Bluten…“, er schüttelte den Kopf. „Das geht so nicht, Michael. Du benimmst dich wie ein Süchtiger, der immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss ist, und es ist ihr Blut nach dem du süchtig bist.“ Kanes Blick wurde ruhig, als er endlich die Puzzleteile zusammengesetzt hatte. „Deshalb trinkst du Dämonen. Ihr Blut gibt dir etwas“, warf er Michael vor.

Michaels Gesicht verzog sich vor Ärger und er drehte sich ganz zu Kane um, wobei ihm nicht bewusst war, dass seine Augen nun pechschwarz waren. „Du bringst Dämonen auf deine Art um, dann lass mich sie auf meine Art umbringen. Jeder bringt Dämonen um, oder hast du noch nichts von dem verdammten Krieg gehört, den du ausgelöst hast? Hör auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Nur falls du es vergessen hast, ich kann auf mich selbst aufpassen… mir ging es ganz gut, während du in deinem Grab lagst, und es hat sich nichts verändert.“

Kanes Augen wurden schmal, aber er sagte nichts, als Michael sich von ihm losriss und die Stufen hinunterlief. Er konnte die Beleidigungen ignorieren, aber was er nicht ignorieren konnte, war die Schwärze in den Augen seines Bruders. Dies war der Michael, vor dem Dean ihn gewarnt hatte.

Scrappy saß neben Kanes Füßen und winselte leise, ehe er zu dem blonden Mann hochsah.

Kane blickte hinunter auf den Welpen und seufzte genervt. „Ich weiß, ich weiß… folge deinem Bruder und spioniere ihm nach. Du und Syn, ihr müsst eine geistige Verbindung haben, von der ich nichts weiß.“

Er wollte Aurora und Skye nicht einfach alleine lassen, aber er nahm an, dass nichts passieren konnte, weil das Haus so gut geschützt war, und zum Glück schien es, als hätte Michael sie komplett vergessen… zumindest im Moment. Nachdem er beschlossen hatte, dass er Michael genug Vorsprung gewährt hatte, machte er sich auf die Suche nach seinem Bruder, wobei er das Blut, das er Michael erst vor wenigen Tagen gegeben hatte, nutzte, um ihn aufzuspüren.

Es dauerte nicht lange, bis Kane ihn eingeholt hatte, aber dann hielt er sich zurück und beobachtete unbemerkt aus der Entfernung. Es war falsch, was Michael machte… nun… nicht die Tatsache, dass er Dämonen tötete, sondern die Art, wie er es machte. Er nutzte ihr Blut wie eine Droge und so wie bei jeder Droge musste man die Nebenwirkungen bedenken, ehe man sich entschloss, ob es das wert war. Bisher sahen die Nebenwirkungen nicht so gut aus.

Kane ging am höchsten Punkt eines Dachs in die Hocke und sah zu, wie Michaels Schritt langsamer wurde, während er über den leeren Gehsteig spazierte. Er fühlte eine mächtige Aura hinter sich und stand seufzend auf.

„Werde ich helfen müssen?“

Kane schüttelte den Kopf. „Nein, Papa, ich kümmere mich darum.“

Leises Lachen erklang um ihn. „Du willst einfach nicht mehr erleben, dass Michael umgebracht wird, nicht wahr?“

„Nicht wirklich.“ Kane seufzte und schaute über seine Schulter. „Ich schulde Michael noch etwas.“

„Manchmal verändert das Aufwachen vom Tod die Perspektive auf die Dinge“, meinte Syn nachdenklich, aber er würde Kane das Gefühl, dass er Michael seine Hilfe schuldete, nicht wegnehmen, wenn es nicht sein musste.

„Das haben wir schon zweimal probiert“, bemerkte Kane. „Sag Mama schöne Grüße.“

Syn nickte und verschwand, sodass Kane alleine auf dem Dach zurückblieb. Als er sich wieder umdrehte, sah Kane seinen Bruder zum Eingang eines heruntergekommenen Hauses neben den Eisenbahnschienen gehen. Kane legte den Kopf zur Seite und fragte sich, was Michael wohl vorhatte.

Süchtig Nach Blut

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