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Ich bleibe bei Syd

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Ich war nicht die einzige Freundin, an die Syds verheirateter Mann sich herangemacht hat, als er sie am Strand besuchen kam. Ich erkannte, dass er anhänglich sein würde. Also wollte ich nicht mit ihm sprechen. Doch dann hatte Syd, in der Nacht bevor er heimfahren würde, Freunde zu Gast, und er lud mich in den Westen ein und sagte: »Warum sollen nicht das hier«, er meinte mich, »und das da« – Syd –, »miteinander zusammenkommen, das nimmt doch nichts weg?«

»Eine Amplitude«, sagte er.

Nachdem ich dem verheirateten Mann einen Korb gegeben hatte, brachte er Syd herüber, gab ihr einen gekünstelten Kuss, drehte sich zu mir und sagte: »Du bist schon heftig.« Ich dachte, Was für ein Aal – warum sagst Du nicht einfach, dass Du mich hasst? Das Hervorstechende an seiner Kommunikation ist das, was er nicht sagt, wenn etwas zu sagen, einen Unterschied machen würde. Eine Passivität.

Ich ging auf den Steg hinaus und begutachtete eine Ansammlung von Muscheln. Ich sage gern »Musch«, so oft ich kann. »Dumme Musch.« Dann auf nach Hause, um mir das Eigentliche an einer Schlaftablette einzuführen.

Zwischen den beiden war es immer fast aus, insbesondere zu Beginn. Vom Startblock bis zur Ziellinie hätte es, wenn sie alles getan hätten, was sie hätten tun können, wie lange – vielleicht Maximum einen Monat gebraucht? Aber für Syd war es eine Romanze wie in diesem Film von jemandem, der ihr nicht einfiel. Also walzten sie es in die Länge, und jeden Monat zog ich für eine Woche in das Haus am Strand.

Ich habe hier sehr lange gelebt. Hier – und nicht hier.

Es zieht ein Sturm von Süden herauf, und ich mache mir Sorgen, dass ein Baum aufs Haus stürzen könnte. Aber ich mache mir auch dann Sorgen darüber, wenn es nicht regnet. Syd will nicht bezahlen, was der Baumtyp dafür haben will, um die alte Eiche zu stutzen. »Dann stellen Sie wenigstens Ihr Bett um«, sagte der Baumtyp.

Aber es ist nicht mein Bett. Es ist Syds Bett, Syd wieder im Westen, um den verheirateten Mann zu treffen, der von ihr will, dass sie ihm treu ist.

Syd kommt von dem verheirateten Mann zurück und wacht mitten in der Nacht tränenüberströmt auf und weiß nicht, warum.

»Weil Du einsam bist und innerlich leer und nichts hilft?«, fragte ich, und sie sagte. »Ja, das auch.«

In der Nacht ihrer Rückkehr bleibe ich bei Syd.

In der Nacht nach ihrer Rückkehr erreicht der Sturm das Festland, und sie sagt, dass wir einen Film schauen könnten, bis es ausgestanden ist, also fahren wir zum alten Kino in der nächsten Stadt, an der guten Pizzeria die Straße runter, und wir setzen uns viel zu nah an die Leinwand. Die Klimaanlage kommt in Wellen. Am Eingang gab es schon keine Cola mehr, bevor Syd ihre Bestellung aufgeben konnte.

Die Vorankündigung war ein Sci-Fi-Thriller voller Spezialeffekte. Quer über die Leinwand: DIESEN SEPTEMBER! Dann ging das Licht an, und ein Polizist führte alle aus dem Kino, er sagte, es gäbe eine Bombendrohung.

Wir standen mit hundert anderen Leuten auf der Straße vor dem Kino. Uns wurden keine Ersatzkarten für eine andere Vorstellung angeboten, also nahmen wir an, dass wir wieder hereinkämen. Nur ein einzelner Polizeiwagen tauchte auf. Mehrere Leute verschwanden, um sich Bier und Pizza zu besorgen. Wir konnten das Meer riechen, sogar noch im Regen. Meine Haare waren verdickt vom Salzwasser. Syd drückte einen weißen Punkt auf meine sonnenverbrannte Schulter und sagte: »Gibt es einen Sonnenschutzfaktor höher als fünfzig?«

Der Geruch von Pflanzendünger zog von der Gärtnerei am Ende der Straße hinauf, wo man sich zwischen identischen Reihen von einjährigen Pflanzen entscheiden kann.

Dreißig Minuten und der Anführer des nicht überzeugenden Entschärfungskommandos, sein gelangweilter Partner kehrte zum Streifenwagen zurück und sagte uns, wir könnten hineingehen.

Der Großteil des ursprünglichen Publikums ging hinein und nahm Platz. Wir setzten uns diesmal etwas weiter nach hinten. Ohne Grund.

Der Filmvorführer begann von vorn mit den gleichen Vorankündigungen, dem Sci-Fi-Schnarchfest. »Wir drehen uns im Kreis«, sagte Syd. Sie legte ihren Arm um meine Schulter, und wir sanken in unsere Sessel, um zuzuschauen.

DIESEN SEPTEMBER

Beeil dich, Sommer, und geh zu Ende.

Sing

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