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LEBEN IST ZEICHNEN OHNE RADIERGUMMI

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Diesen Satz las ich unlängst irgendwo. Er hat mich zum Nachdenken gebracht.

Wenn ich mit meinen Nachmittagsschülern ein Bild malte, versuchte ich sie langsam dazu zu bringen, wenig oder gar nichts vorzuzeichnen. Die wenigsten hielten sich daran. Nun, dazu sind es ja noch Kinder, schließlich wollen sie sich ausprobieren. Und das Wort der Lehrerin ist für sie nicht das Amen in der Kirche, zum Glück!. Ich gab ihnen praktischen Unterricht und zeigte ihnen, was passieren kann.

Beim Radieren bekommt das Zeichenpapier Risse oder Knicke, im besten Fall bleibt das Papier heil, aber der Bleistiftstrich lässt sich nicht vollends löschen. Und dann probierten sie es selbst. Ich ließ sie gewähren. Sie mussten schließlich ihre eigenen Erfahrungen sammeln.

Das von uns selbst gezeichnete Leben, jeder einzelne Strich, jede Linie, ob nun gerade oder geschlängelt, Erlebnisse, die man gern ungeschehen machen möchte, egal was es ist, es lässt sich einfach nichts löschen.

So ist es ja auch mit den Lebenslinien, die sich in die Handfläche eingegraben haben. Angeblich kann man da auch einiges erkennen, zumindest behaupten das die Wahrsager.

Ich denke aber, kein Mensch „zeichnet“ nur Schönes, das er immer wieder gerne ansieht. Dazu ist er zu sehr Mensch. Irren ist menschlich, Fehler machen ist menschlich. Und aus Fehlern, sprich der jeweiligen Lektion, wird man klug oder zumindest klüger.

Oder man muss sie immer und immer aufs Neue absolvieren, bis man daraus gelernt hat.

Ich kann fürwahr davon ein Lied singen

Also schauen wir ruhig unser „Lebens-Zeichenblatt“ ab und zu kritisch an und sagen uns: Diese Linie sollte ich zukünftig möglichst vermeiden und an dieser Skizze könnte ich weiterarbeiten. Aber bitte vorher die sprichwörtliche ‚rosarote Brille‘ abnehmen.

Wenn dann doch der eine oder andere ‚Strich‘ daneben geht – was soll’s! Das Leben geht weiter, aber eben ohne Radiergummi.

Und mal ehrlich, wenn es ginge, ich meine, das „Begebenheiten-Wegradieren“, dann gäbe es sicher keine Radiergummis in den Geschäften zu kaufen, oder sie wären zu teuer – oder ein Konzern hätte sich längst des Radiergummivertriebs bemächtigt.

ROSAROT war ihre Brille …

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