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3. Kapitel

Möglichkeiten des Wandels: Plan A

Wenn wir etwas ändern wollen, hilft es nicht, zu jammern und zu klagen. Lao Tse sagte, dass jede Reise mit dem ersten Schritt beginnt, und dieser Wandel, dessen Notwendigkeit uns mit aller Deutlichkeit vor Augen steht, dessen Natur aber sehr undeutlich vor unseren Augen verschwimmt, ist eine Reise zu einem Ziel, das wie ein ferner Lichtblick im Nebel erscheint. Dieses Ziel kann unendlich weit weg sein, oder auch nur ein paar Schritte entfernt. Wie weit es tatsächlich entfernt ist, hängt nur von uns ab. Wenn wir unentschlossen dahintrödeln, uns in Ablenkungen verlieren, um Nebensächlichkeiten kämpfen oder uns in die Irre führen lassen, wird es ein langer, langer Weg werden. Wenn wir aber sehr konzentriert und zügig gehen, ist das Ziel schnell greifbar nahe. Alles ist möglich.

Und wenn man sich die gegenwärtige Weltlage betrachtet, dann ist es allerhöchste Zeit, etwas zu unternehmen. Die Ressourcen werden knapp, die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer schneller und weiter auseinander, die Verteilungskriege haben bereits begonnen, Ablenkungskriege in der Dritten und Vierten Welt werden fleißig geschürt, der Sozialdarwinismus wird in den wohlhabenderen Staaten forciert und auch allen anderen aufgedrängt, ganze Staatssysteme sind nur noch Marionetten der Wirtschaft, und Verschwörungstheoretikern zufolge wird auch schon mit Möglichkeiten experimentiert, große Teile der Menschheit auszulöschen, etwa durch verschiedene Formen des Chemie- und Medizindarwinismus.

Das ist eine höchst explosive Lage, die in einer globalen Revolution münden kann und auch wird, wenn wir nicht schleunigst gegensteuern. Man könnte sich zwar auf den Standpunkt stellen, dass die Situation bereits so verfahren ist, dass nur eine Revolution noch Bewegung in diese Lage bringen könnte. Und das stimmt auch, aber was wir brauchen, ist eine Revolution des Bewusstseins, ein Umdenken, das es uns ermöglicht, das gegenwärtige, verhärtete Gegeneinander durch ein progressives, liebevolles Miteinander zu ersetzen. Eine Gewaltrevolution wird nicht wirklich etwas bewirken oder zumindest nicht das, was sie soll – das müssten wir eigentlich aus der Geschichte gelernt haben. Die Mutter aller Revolutionen, die französische Revolution, hat zwar die Willkürherrschaft des Adels und der Kirche beseitigt, aber eine Willkürherrschaft des Mobs und später des Finanzadels hervorgebracht, jedoch keine wirkliche Freiheit und Gleichheit, und schon gar keine Brüderlichkeit, denn dann hätten wir die heutigen Probleme nicht. Und nach dem zweiten Weltkrieg haben dessen Verursacher nur teilweise an Macht und Einfluss verloren; sie sind, wie es immer wieder ans Tageslicht kommt, unter neuem Deckmantel schnell und unbemerkt erneut an einflussreiche Positionen gelangt. Auch die Umwälzungen durch die Finanzkrise, bei der die Banken durch Hilfszahlungen vor dem Bankrott gerettet wurden, haben nur dazu geführt, dass sie heute noch viel reicher sind als vor der Krise. Und die Revolutionen des Arabischen Frühlings haben vielleicht da und dort ein wenig Erleichterung gebracht, aber keinen grundlegenden Wandel bewirkt.

Das liegt daran, dass sich die Menschen nicht geändert haben und mit der Revolution nicht gewachsen sind, sondern nur neuen Verführern auf den Leim gingen. Und es liegt auch daran, dass es keine wirklich fortschrittliche Planung und keinen Konsens für die Zeit danach gab. Es ging vor allem darum, etwas zu beseitigen, nicht darum, etwas Neues zu schaffen. Selbst die französische Revolution, die eigentlich eine neue Gesellschaft erstrebte, wurde nur auf dieses Beseitigungselement reduziert; ein wirkliches Bewusstseinswachstum hin zu neuen Horizonten fand nicht statt.

Und das ist auch die gegenwärtige Lage. Wir möchten diese ganze Misere beseitigen und die Banken, Lobbyisten und alle anderen Manipulatoren hinwegfegen, aber wir haben dazu keinen Plan, außer roher Gewalt und Ablehnung, wir haben kein Wirtschaftskonzept für die Zeit danach in der Tasche, und wir leben immer noch im selben Bewusstsein des Gegeneinanders, das für diese ganze Misere ja eigentlich verantwortlich ist. Unter diesen Umständen bringt eine Revolution nur neues Leid, aber ganz gewiss nicht diesen erstrebten Wandel.

Wenn wir wollen, dass sich die Lage dauerhaft zum Besseren wandelt, dann müssen wir vor allem einen langfristigen Wandel, eine Ausweitung und Globalisierung des Bewusstseins anstreben, denn nur dadurch können wir einen wirklichen Wandel bewirken. Allerdings geht so etwas nicht von Heute auf Morgen, und es gibt weder einen Konsens über diesen Wandel und seine Natur, noch eine zentrale Stelle, die sich um die Förderung dieses Wandels bemüht.

Wir brauchen also eine Übereinkunft über die Ziele und über den Weg in die Zukunft, ein langfristiges Programm von tausend kleinen Schritten, das auf alle Ebenen unseres Seins einwirkt, von den materiellen über die gesellschaftlichen, sozialen, emotionalen, geistigen, vitalen bis hin zu den seelischen Gegebenheiten, und das es uns erlaubt, unser Ego-Bewusstsein zu relativieren und ein globales Bewusstsein mit einer globalen Ethik und einer globalen Verantwortung zu entwickeln.

Ein solches Programm könnten wir unterteilen in Plan A, B und C.

Plan A beschäftigt sich mit der Kosmetik, also der Veränderung und Anpassung des bestehenden Systems und könnte vergleichsweise zügig umgesetzt werden, um den drohenden Zusammenbruch und eine daraus folgende Revolution zu verhindern und so Zeit zu bekommen, um den wichtigeren Plan B in die Wege zu leiten und schließlich ganz umzusetzen, was uns dann die Möglichkeiten gibt, auf die Verwirklichung von Plan C hinzuarbeiten.

Plan B bedeutet das Aufgeben der kapitalistischen Leitkultur zugunsten von Nachhaltigkeit und einer globalen Allmendewirtschaft und damit zusammenhängend einen Umbau der Gesellschaft, der so ausfällt, dass Ansehen nicht mehr auf Besitz beruht, sondern auf Leistung, Entfaltung, Zusammenarbeit, Gutwillen, Integrativität, Gesellschaftsverträglichkeit und Beiträgen zum Gemeinwohl.

Diese Entwicklung ebnet dann den Weg zum futuristischen Plan C, in dessen Verlauf ein Zukunftsmensch entsteht, der kein Geld mehr benötigt, weil er über dieses Hilfsmittel hinausgewachsen ist und in Einklang mit allen Menschen und mit der Welt handelt. Sein Bewusstsein erlaubt ihm, immer auf der Höhe der Zeit zu sein und flexibel auf alle auftretenden Bedürfnisse zu reagieren und auch Projekte in Angriff zu nehmen, wie Weltraum-Habitate oder die Errichtung von Forschungsstationen auf dem Mond und dem Mars, deren Durchführung heute ganze Volkswirtschaften zugrunde richten könnte.

Zwischen dem Jetzt und einer solchen Zukunft liegt ein langer Zeitraum und viel Arbeit und Wachstum, aber solange wir den ersten Schritt auf dieser Reise nicht machen, werden wir nie dort ankommen. Die Pläne A bis C sind zwar Etappen auf diesem Weg in die Zukunft, aber das bedeutet nicht, dass wir sie zwingend nacheinander abarbeiten müssen. Ganz im Gegenteil ist es wichtig, uns mit diesem ganzen Programm zu beschäftigen und alle seine Phasen in Angriff zu nehmen, denn nur so können wir den Willen zum Wandel aufrechterhalten und die Zukunft wie eine Laterne als eine lebendige, nahe, sichtbare und verwirklichbare Zukunft vor uns hertragen und die Dynamik für diese Entwicklung bereitstellen. Solange man sich kein großes Ziel setzt, wird man auch keine großen Erfolge erzielen, sondern sich bereits auf minimalen Ergebnissen ausruhen. Hat man aber ein großes Gesamtbild vor Augen, werden bereits solche kleinen Erfolge irgendwo auf dem Gesamtweg mithelfen, diesen Weg auszugestalten und ihm Form, Festigkeit, Klarheit und Verwirklichungsenergie zu verleihen.

Wirtschaft – Eine Zukunft für die Zukunft

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