Читать книгу Der geheimnisvolle Wald Debohra's Rückkehr - André Dorenkamp - Страница 10
ОглавлениеDer Blutmond
ot leuchtete die Nacht, als sich das Rot vor das helle Gelb des Mondes schob. Wie in Blut getränkt erschien der Vollmond am klaren Himmel, nun war er ein Blutmond und die Sterne verloren ihren goldenen Glanz.
Es kam ein leichter Windstoß, der dafür sorgte, dass die Äste der Bäume im Wald um ein kleines älteres Fachwerkhaus, das aus waagerecht und senkrechten Holzbalken bestand, verputzt mit Lehm, hin und her schwangen.
Myhra lehnte sich gerade an dem braunen Rahmen des morschen Holzfensters im Wohnzimmer an und starrte hoch zum Blutmond.
Das Wohnzimmer war ein kleiner Raum, durchzogen mit horizontalen und vertikalen dunkelbraunen Balken. Die Wände strahlten in einem kalten Weiß, wie jeder Raum in diesem Haus.
Myhra spielte nebenbei mit den Fingern an ihrem schwarzen Mieder, das gut zur weißen Bluse, die sie trug, passte. Ihre Füße waren leicht überkreuzt, was man aber nicht erkennen konnte, da sie einen bis zum Boden reichenden schwarzen Faltenrock trug.
Ein brauner Gürtel aus Rindsleder, an dem mehrere befüllte Glasphiolen hingen, zierte ihre Taille. Jeder dieser Phiolen war mit einem Korken versehen.
Vertieft sah Myhra hinaus, als eine Stimme sie aus ihren Gedanken riss.
»Myhra … Myhra …«, sagte besorgt ihre jüngere Schwester zu ihr und merkte, dass Myhra abwesend war.
»… Ja … Aleria«, antwortete Myhra zögerlich, dennoch sanft.
»Du wirkst abwesend. Über was denkst du nach?«, hakte Aleria voller Neugierde nach.
Myhra sah weiter hinaus aus dem morschen Holzfenster, hoch zum Blutmond.
Dann endlich nahm sie ihre Schwester Aleria wahr und schaute sie mit einem leichten Schmunzeln an.
»Ach … ich denke über nichts nach«, antwortete sie ihrer Schwester, die ihr allerdings einen skeptischen Blick zuwarf.
Myhra drückte sich vom Fensterrahmen ab, um eine normale Haltung einzunehmen. Man sah, dass sie kleiner war als Aleria, aber genauso schlank.
Der schöne lange, dunkelrote Faltenrock den Aleria trug, folgte ihr bei jeder Bewegung. Ein brauner Gürtel, an dem mehrere verkorkte, bis zum Hals befüllte Glasphiolen hingen, presste sich um ihre Hüften und sorgte dafür, dass der Rock nicht rutschte. Die dazu getragene schwarze Bluse passte ihr perfekt. Myhra wickelte ein schwarzes, schmales, kurzes Stück Stoff von ihrem Handgelenk ab und nahm ihr langes schwarzes Haar aus ihrem ovalen Gesicht, weil sie soeben störten, und band sie damit zusammen.
Nebenbei bemerkte sie, dass Aleria ihren Sohn Elios aus der dunkelbraunen Kinderwiege aus Nussbaum, die man hin und her wippen konnte, heraus holte und auf den Arm nahm.
Elios starrte seine Tante Myhra mit großen funkelnden babyblauen Augen an. Mit den weißen Söckchen, der braunen Hose und dem kurzen, braunen Oberteil, das sie selbst für ihn gestrickt hatte, sah er zuckersüß aus.
Kurz hielt Myhra inne, fing aber daraufhin fort: »Ich finde es nur immer so beeindruckend, wenn Blutmond ist … «
Aleria wusste jetzt nicht, ob sie es glauben sollte, ließ es aber dann darauf beruhen, denn sie hatte Wichtigeres mit ihr zu besprechen.
Es fiel Aleria eine schwarze, kurze Strähne von ihrem Haar in ihr schmales Gesicht, die sie mit einer schnellen Handbewegung hinters Ohr beförderte.
Sie fing an, ihre Gedanken loszuwerden: »Myhra, ich mach mir ernsthafte Sorgen um Debohra«, der Ton von ihr klang ernst.
»Warum?«, meinte Myhra und wirkte etwas verwundert.
»Weil sie nur noch von Baldur spricht!«, entgegnete ihr Aleria aufgebracht.
»Lass sie doch trauern.«, erwiderte unbesorgt Myhra darauf.
»Das ist nicht mehr trauern, was sie da macht.«, rief mürrisch eine Stimme aus dem Nebenraum. Es war Alerias Ehemann Dastan.
Dastan schürte soeben das Feuer im Kamin, der aus waagerechten und senkrechten roten Ziegeln bestand. Er war mit Mörtel in den Zwischenräumen der zusammen- gesetzten Ziegel befestigt. In der Öffnung des Kamins war ein 20cm hohes Gitter aus Stahl eingebaut. Es hinderte das Holz daran, hinaus zu rollen.
Neben dem Kamin lagen trockene Holzscheitel waagerecht gestapelt. Eine ein Meter große Schaufel stand ebenso bereit, um die Asche aus dem Kamin zu befördern.
Auf dem Feuer brodelte ein Kessel aus Guss, in dem er gerade herum rührte. Dabei bekam er die Unterhaltung zwischen Aleria und Myhra mit.
Er schlenderte in das Wohnzimmer hinein, lehnte sich mit seinen breiten Schultern an der Mauer an, so dass das braune Hemd das er trug, spannte und streichelte die mit Bartstoppeln übersäten, gut ausgeprägten Wangen. Gleich darauf glitt die Hand durchs kurze, braune Haar, bevor er sich beide Hände in seine Hosentaschen seiner grauen Hose steckte. Auch er trug einen braunen Gürtel, an dem mehrere verkorkte und befüllte Glasphiolen hingen.
Und wieder kam von Myhra ein unbesorgtes: »Warum?«
»Debohra trauert unheimlich. Sie hat sogar mal erwähnt, dass sie darüber nachgedacht hat, Baldur wieder zum Leben zu erwecken!«, warf Aleria ihr weiter aufgebracht entgegen.
Eine unangenehme Stille machte sich in dem Raum breit und man merkte spürbar die Anspannung, die in der Luft lag.
Erst jetzt kam Myhra in den Sinn, dass sie nicht darauf geachtet hatte, wie es Debohra ging, sie hatte immerhin ihre eigenen Probleme.
»Glaubst du, sie hat das vor?«, kam darüber grübelnd von Myhra.
»Wenn ein Mensch stark trauert, ist er unberechenbar und blind«, warf Dastan ein, forsch und überzeugt von dem, was er da sagte.
Es klopfte an der alten Holztür und sie öffnete sich mit einem Quietschen. Eine Hakennase kam zum Vorschein, gefolgt von einem spitzen Kinn, es war Debohra in einem langen schwarzen Kleid.
Ruckartig unterbachen die drei ihre Unterhaltung und schauten zu Debohra.
Seit Baldurs Tod hatte sie ausschließlich lange schwarze Kleider an. Das bunteste Teil was sie trug, war der braune Gürtel um ihre Hüfte, an dem mehrere, verkorkte, befüllte Glasphiolen hingen. Das fiel den dreien schon lange auf, aber keiner erwähnte darüber auch nur ein Wort.
»Ich laufe kurz in den Wald zum Kräutersammeln. Ich lasse aber meine zwei Süßen da!«, warf sie in die Runde.
»Und wo stecken die beiden?«, kam fragend von Myhra.
»Draußen vor dem Haus«, erwiderte Debohra. Während ihre Augen die drei musterten, erblickte sie Elios auf den Arm von Aleria. Sie mochte ihn aus irgendeinem Grund nicht.
Debohra konnte sich noch gut daran erinnern, als Aleria mit Dastan unerwartet vor ihrer Haustür stand, mit dem Kind auf dem Arm und Myhra im Schlepptau. Alle haben sich einst von Baldur und mir abgewandt, dann kamen sie alle wieder angekrochen. Wenn sie nur wüssten, dass sie aus Liebe zu ihrem Vater - und nur wegen ihm- sie alle aufnahm, aber sie versprach ihm, zu schweigen und ihnen nichts davon zu erzählen, schlich Debohra durch den Kopf.
Elios hörte Debohras Stimme und fing an zu schreien. Wie es aussah, mochte er auch sie nicht.
Grimmig drehte sich Debohra mit einem Schwung um, so dass ihre langen schwarzen Haare von links nach rechts wirbelten, und zog mit einem Ruck die Tür hinter sich zu.
Das Quietschen konnte man dieses Mal nicht hören, weil Elios es mit seinen Schreien übertönte.
Debohra war heilfroh, dass die geschlossene Tür das Gebrüll von ihm etwas dämpfte.
Mit einem leichten Dröhnen im Ohr setzte sie sich in Bewegung.
Sie schlenderte an dem ersten Zimmer vorbei. Es war das Schlafzimmer von Aleria und Dastan, das direkt gegenüberlag.
Die Tür war allerdings zu, was ihr ehrlich gesagt auch recht war. Für sie war das Schlafzimmer Privatsphäre und hatte aus diesem Grund geschlossen zu sein.
Sie ging den engen Flur entlang, der ebenso mit dunkelbraunen Balken durchzogen war. Auch hier leuchtet die Wand in einem kalten Weiß.
Der Boden bestand aus alten abgenutzten, braunen Holzdielen. Es knarzte, wenn man darauf lief.
Debohra kam am nächsten Raum vorbei und warf einen Blick hinein.
Es war das Zimmer ihrer beiden Töchter. Es standen zwei schlichte Holzbetten aus heller Eiche darin. Sie sind aufs Genaueste gemacht. Die Kissen waren ausgeschüttelt und die Bettdecken lagen geradlinig über den Matratzen.
Durch zwei Fenster schien das rote Licht des Mondes. Ihre Spielsachen hatten sie im gesamten Raum verteilt. Zwei Puppen in roten Kleidern, mit schwarzen langen Haaren und blauen Augen in den Porzellanköpfen, lagen auf einem der Betten. Mitten auf dem Boden waren ihre zwei Steckenpferde aus Holz mit der blonden Mähne. In der Ecke stand das ramponierte Holzschaukelpferd, das seit Generationen in der Familie war.
Debohra wanderte weiter den engen Flur entlang und ging an zwei Türen vorbei, die direkt gegenüberlagen.
Es waren die Zimmer von ihrer Schwester Myhra und von ihr. Beide Türen waren, wie sie es wollte, geschlossen.
Sie lief weiter bis zum Eingang und sah, dass die Tür offen stand. In der Ferne hörte sie schon ihre zwei Töchter, der Klang ihrer Stimmen ließ ihr Herz höher schlagen.
Kaum war Debohra zwischen Tür und Angel angekommen, erblickte sie auch schon die Beiden in ihren schwarzrot karierten Kleidern. Das zauberte ihr ein Grinsen ins Gesicht.
Sehr daran interessiert, was die beiden trieben, fragte sie: »Na, meine zwei Süßen … was treibt ihr denn?«
Die Kinder unterbrachen kurz das Spielen und schauten sie mit einem Strahlen an.
»Wir spielen Fangen Mutter, möchtest du mitspielen?«, kam von eins der Kinder.
Debohra täuschte vor, als ob sie kurz überlegte, griff das Ende ihres langen schwarzen Kleides, zog es leicht hoch und rannt plötzlich los.
»Kommt her ihr zwei«, und sprang ihren Töchtern nach.
»Du fängst uns nicht, haha!«
»Ich bekomm euch schon noch, warte es nur ab, Helena!«, brüllte sie ihr nach.
Debohra schaffte es, Helena zu packen und sie sanft zu Boden zu werfen, um sie dann zu knuddeln.
Ihre Schwester rannte in die andere Richtung. Doch als sie erkannte, dass ihre Mutter Helena geschnappt hatte, machte sie kehrt und sprang mit dem Bauch auf Debohras Rücken.
Vorsichtig griff Debohra Helenas Schwester und warf die Kleine sanft zu Boden, um sie durchzukitzeln.
Debohra beendete das Spiel, indem sie lachend aufstand. Sie befreite sich anschließend vom Schmutz mit leichtem Streicheln ihres schwarzen Kleides und zupfte es zurecht.
Ihre zwei Töchter taten es ihr nach und befreiten ebenfalls ihre schwarzrot karierten Kleider vom Schmutz.
»Das war aber lustig, Mama!« kam lachend von Helena.
»Ja, noch einmal!«, schoss aus ihrer Schwester Almalia.
Debohra lachte und erwiderte: »Nein jetzt nicht, später spielen wir nochmal.«, kam von ihr sanft mit ruhiger Stimme.
»Ach bitte, Mama«, bettelte die kleine Helena. Debohra wollte gerade darauf antworten, da kam ihr ein: »Ja bitte, bitte Mama«, von Almalia entgegen.
Sie fuhr mit ihren Händen durch die dunkelblonden langen Haare ihrer Töchter und sagte: »Meine Kleinen … ich muss jetzt in den Wald, Kräuter sammeln, ihr bleibt hier, bei eurem Onkel und euren Tanten.«
Das gefiel eines der Mädchen gar nicht.
»Aber Mutter, ich möchte mit!«, bettelte sie.
»Nein Helena! Du kannst nicht mit! Der Wald ist viel zu gefährlich und das weißt du auch!«, sagte Debohra mit einem strengen und scharfen Ton.
Trübselig schaute Helena drein. Man merkte, dass sie nicht zufrieden war mit der Antwort, aber sie folgte ihrer Mutter aufs Wort.
»Ok … wir spielen einfach weiter«, kam von ihr mit dem Klang der Enttäuschung in ihrer Stimme.
Debohra verabschiedete sich von ihren Töchtern mit einem Kuss auf die Wange und einer langen festen Umarmung. Dann begab sie sich zum Waldesrand.
Es war ihr überhaupt nicht recht, sich von ihren Kindern zu trennen. Sie bekam immer ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn sie ihre Töchter verließ. Sie waren das Einzige, was noch von ihrem geliebten Baldur übrig war.
Debohra vermochte sich nicht vorzustellen, was wäre, wenn sie nicht mehr da wären.
Noch ein letztes Mal blickte sie kurz zu ihren zwei spielenden Kindern in den schwarzrot karierten Kleidern, die im Moment friedlich weiter fangen spielten und lauschte dem Klang ihrer Stimmen, bevor sie völlig im Wald verschwand.
Sie dachte wieder an Baldur, der schon seit einem halben Jahr tot war und dass er seine Kinder nie aufwachsen sehen wird. Ihr Herz füllte sich mit Trauer und Kummer.
Du wärst stolz auf sie, mein Schatz, schlich ihr durch den Kopf.
Eine tiefe Sehnsucht nach ihm machte sich in Debohra breit.
Traurig und mit dem Gedanken an Baldur lief sie schweren Schrittes in den Wald und folgte einen Trampelpfad, der dort hinein führte.
»Du wärst stolz auf sie mein Schatz, das wärst du … da bin ich mir sicher …«, wisperte sie leise vor sich her.
Aleria versuchte, Elios zu beruhigen. Er ließ sich aber nicht davon abbringen, weiter zu schreien.
»Na na … was ist denn los … hm?«, fragte Myhra Elios sanft.
»Gib ihn mal her«, setzte sie fort mit einem Lächeln. Vorsichtig bekam Myhra Elios von Aleria überreicht. Sie schaukelte ein wenig mit den Armen, aber auch das half nichts. Der kleine Elios ließ sich einfach nicht beruhigen.
»Na gut, ich mach mit dir einen Spaziergang, dann red ich gleich mal mit Debohra«, kam von Myhra sanft, während sie Elios weiter anstrahlte.
»Das ist eine gute Idee, da wird er einschlafen und versuch bitte Debohra auf andere Gedanken zu bringen«, erwiderte Aleria energisch.
Dastan sagte kein Wort mehr zu diesem Thema, er hatte seiner Meinung nach genug dazu gesagt.
Myhra zog Elios braune Mütze, die sie ebenfalls selbst für ihn gestrickt hatte, auf und verabschiedete sich von Aleria und Dastan.
Sie öffnete die alte Holztür. Das Quietschen ging immer noch bei Elios Geschrei unter.
Mit einem starken Ruck schloss sie die Tür hinter sich und schlenderte den langen knarzenden Flur mit ihm auf den Arm entlang, bis sie zur offen stehenden Eingangstür kam. Schon im Gang konnte man die zwei Kinder streiten hören.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie die beiden in einem scharfen Ton.
»Almalia ist gemein zu mir« entgegnete Helena zornig.
»Nein! Du bist es!«, kam als schnelle Antwort von Almalia zurück.
»Schluss jetzt damit, hört auf zu streiten und spielt anständig miteinander, sonst schicke ich euch in euer Zimmer!«
Widerwillig, mit den Köpfen zu Boden gerichtet, willigten sie mit einem: »Ok«, fast synchron und mit leiser Stimme ein.
»Gut, ich möchte nichts mehr hören!«, sagte sie nachdruckvoll und fing fort: »Ich mache ein Spaziergang mit Elios!« Wieder kam ein leises »Ok«, von beiden.
»Also bis später!«
Myhra lief zur offenen Tür zurück. Gleich daneben stand der Kinderwagen. Das Obergestell sah aus wie eine Wiege und war aus dunkelbraunem Nussbaum. Daran sind zwei kurze dünne gebogenen Eisenstangen, die etwas heraus ragten, montiert. Sie hielten eine Stange vertikal aus demselben Holz fest. Dies diente als Griff und zum Anschieben. Das Obergestell ist an das aus Eisen geschmiedete Untergestell, an den vier Rädern befestigt waren, geschraubt.
Myhra legte Elios sanft hinein, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und nur noch leise quengelte.
Sie machte sich auf den Weg und fuhr mit dem kleinen Elios im Kinderwagen den Trampelpfad entlang, der in den Wald führte.
Wieder schaute sie hoch zum Blutmond, der mit seiner vollen Pracht in der sternenklaren Nacht den Wald rot erstrahlen ließ. Myhra wusste, dass heute die Nacht war, in der sich alles veränderte.
Sie wusste es und sie konnte nichts anderes tun als sich den kleinen Elios zu schnappen und ihn fortzubringen. Myhra liebte ihn über alles und wäre bereit gewesen, für ihn alles zu opfern, genauso wie es eine Mutter tun würde. Sie richtete ihre Augen auf Elios und strahlte ihn an.
»Wenn du erwachsen bist, werde ich dir alles erzählen, was ich tat. Ich hoffe, du wirst mir verzeihen und meine Entscheidungen verstehen.«, flüsterte sie ihm leise zu und das Strahlen von ihr verschwand und verwandelte sich in Traurigkeit.
In der Nähe liefen die zwei Jägersmänner, Jacob und Josef, gut getarnt mit einer braunen Joppe bekleidet, im Wald.
Jacob blieb kurz stehen, er legte den Bogen, den er in der Hand hatte und aus hellem Birkenholz war, ins Moos und zupfte an seinen braunen Wickelgamaschen. Er war gut zehn Jahre jünger als Josef.
Kurz bevor er aufrecht stand, nahm er wieder den Bogen in die Hand.
»Was sagst du zu meinen neuen Bogen?«, fragte prahlend Jacob.
»Sag bloß du hast dir einen Neuen gebaut?«, kam überrascht von Josef.
Er schaute dabei seinen Bogen an. Seiner war aus Eichenholz gemacht, sah aber allerdings im Gegenzug schon abgegriffen aus. Man konnte gut erkennen, dass der Bogen ein paar Jahre auf dem Buckel hatte.
»Ja, der alte ist mir leider kaputt gegangen«, Jacob wirkte etwas enttäuscht, als er das sagte.
»Meiner ist noch gut!«, erwiderte Josef mit einen Grinsen im Gesicht und einem dummen Spruch auf den Lippen: »Ich kann mit dem Bogen umgehen und mache ihn nicht gleich kaputt!«
Es kam nur ein: »Ha … Ha … schon klar«, sarkastisch von Jacob zurück.
Beide wanderten den unebenen Waldboden weiter entlang, der übersäht war mit Ästen und kleinen Holräumen. Sie sorgten dafür, dass man stolperte, wenn man nicht aufpasste. Zusätzlich machte das Rot des Blutmondes den Boden noch unerkennbarer und erschwerte das Wandern durch den Wald.
Durch das Auf und Ab schüttelte es die Köcher, die aus Hirschleder waren, gefüllt mit Pfeilen, hin und her.
»Was meinst du, schießen wir heute noch was? Bei dem Wolf von vorhin hatten wir ja nicht so viel Erfolg!«, kam fragend von Jacob.
»Das Vieh hatte nur Glück. Hätte nicht gedacht, dass es trotz des getroffenen Pfeils noch entkommen kann!«, brummte Josef zurück.
»Wir hätten den Wolf zumindest verfolgen sollen!«, erwiderte Jacob.
Josef schaute hoch zum Blutmond, er trug ein silbernes Kreuz an einer Kette um den Hals.
»Ich weiß nicht«, antwortete er skeptisch und fing fort: »Ich habe ein ungutes Gefühl, heute ist der Mond rot, das beutetet, dass Hexen unterwegs sind! Wir sollten lieber auf unserem Weg bleiben!«
Jacob schaute ebenfalls hoch zum Blutmond. Er kannte die Geschichten, die sich um denn roten Mond drehten. Ok, er war jetzt nicht so gläubig wie Josef, aber vor Hexen hatte er Angst.
Jacob gab ihm keine Antwort. Josefs Worte beunruhigten ihn und er wollte nicht weiter auf das Thema eingehen.
Die Köpfe wieder nach unten auf den Waldboden gerichtet, machten sie sich weiter auf den Weg. Kaum waren sie ein paar Schritte gelaufen, vernahm Jacob ein Geräusch.
»Halt! Bleib mal kurz stehen!«, sagte er und bremste Josef mit einem ausgestreckten Arm.
»Hörst du das?«, fragte er Josef aufgeregt.
Sofort fingen sie an zu lauschen. Es ist kurz still zwischen den Männern.
»Hört sich … nach … nach Kinderstimmen an?«, erwiderte Josef aufgebracht.
»Hier … im Wald?«, bekam er flüsternd von Jacob rasch als Antwort.
Beide wirkten verwundert. Jacob beendete die Stille mit dem Satz: »Komm, lass uns mal nachsehen!«
Josef stimmte dem mit einem Nicken zu. Die Neugier trieb die Männer an.
Sie folgten den Kinderstimmen und fanden das alte Fachwerkhaus mit den spielenden Kindern in ihren schwarzrot karierten Kleidern.
Beide versteckten sich in einem Gestrüpp, das nahe genug war, um alles zu hören, aber immer noch weit genug weg, dass sie nicht gesehen werden konnten.
Kaum war Myhra außer Sicht, fing das Gestreite wieder an. Gerade spielten sie noch fröhlich, als die kleine Helena beschlossen hatte, dass ihre Schwester Almalia geschummelt hatte und nicht richtig die Augen schloss. Almalia ließ sich diesen Vorwurf nicht gefallen.
»Du bist gemein!«, brüllte sie ihre Schwester an.
»Nein, du bist es«, erwiderte Helena.
»Hör auf, mir alles nachzusagen!«
»Hör du auf, mir alles nachzusagen!«, antwortete hartnäckig Helena.
»Ich hasse dich!«
»Und ich verfluche dich!«, konterte Helena.
»Ich verfluche dich auch!«, kam von Almalia erbost zurück.
Darauf hin, rannte Helena zornig ins Haus und Almalia gleich streitsüchtig hinter her.
»Das werde ich Mutter erzählen!«, schrie sie ihrer Schwester hinterher.
Als Helena in das Kinderzimmer kam, schmiss sie vor Zorn die alte Holztüre des Zimmers zu und setzte sich auf das Bett und spielte mit einer der Puppen.
Almalia riss die Tür auf und stürmte in das Zimmer. Kaum hatte Helena ihre Schwester gesehen, schrie sie: »Lass mich in Ruhe!«
Doch als Almalia antworten wollte, hörte sie im Flur den Boden knarzen. Sie unterbrach den Streit und ging unwissend und unvorsichtig aus dem Zimmer, um nachzuschauen was für das Geräusch verantwortlich war.
»Hast du das gehört?«, flüsterte Josef, der daraufhin wieder mit der Hand das silberne Kreuz an seiner Kette, die er um den Hals trug, festhielt.
»Sie verfluchen sich! Glaubst du … das könnten Hexen sein? … Die hier wohnen? … Weil … ein guter Christ sagt das nicht! Und heute ist der Mond rot! Sie sind heute Nacht unterwegs, wie ich es dir gesagt habe!«, flüsterte er aufgeregt weiter mit einem Entsetzen Gesicht.
»Na ja … Priester Sterling erzählt ja immer in seinen Predigten, dass Hexen unter uns sind und sie uns nur Böses antun wollen«, bekam er mit Überzeugung als Antwort von Jacob.
Es ist wieder still zwischen den beiden. Sie waren kurz in ihre Gedanken versunken, dann kam von Josef ein: »Ok … lass uns die Sache beenden!«
Jacob nickte wortlos.
Sie schlichen aus ihren Versteck heraus, zogen jeweils einen Pfeil aus dem Köcher aus Hirschleder, spannten die Sehnen ihrer Bögen und folgten den zwei Kinder in das Haus.
Josef war der Erste, der behutsam durch die offene Tür in den Flur hineinschlich. Jacob tat es ihm gleich.
Vorsichtig gingen sie den Kinderstimmen nach. Die Mädchen schienen gerade zu streiten. Als sie an zwei geschlossenen gegenüberliegenden Türen vorbeischlichen, tat es einen Schlag, der die Jäger aufhorchen ließ. Beide Männer blieben ruckartig stehen.
Eins der Kinder hörte das Geräusch und sah aus dem Zimmer, in das sie kurz zuvor liefen. Sie erblickte den Bogen und erstarrte sofort vor Angst. Josef ließ die gespannte Bogensehne los und landete einen tödlichen Treffer.
Das Mädchen kippte zur Seite. Es gab einen dumpfen Schlag, als sie zu Boden fiel.
Jetzt sah auch das andere Kind heraus. Es stand wie versteinert da und schaute ihre Schwester, die bewegungslos auf dem Boden lag, entsetzt an. Ihr Blick wanderte zu dem Pfeil, der in ihrer Brust steckte.
Es fing an, sich eine feuchte und dunkle Stelle auf dem schwarzrot karierten Kleid zu bilden, wo der Pfeil das Mädchen traf.
»Almalia …«, wisperte ihre Schwester leise.
Nun ließ Jacob seinen gespannten Bogen los und auch er traf tödlich. Das Kind sackte mit dem Pfeil in der Brust in sich zusammen und prallte auf den Boden.
Die Jäger zogen erneut einen Pfeil aus ihren Köcher und spannten die Sehnen ihrer Bögen. Langsam spähten sie in das Zimmer der Kinder. Das Zimmer war menschenleer.
Vorsichtig schlichen sie zurück zu den zwei gegenüberliegenden Türen und öffneten sie, doch es war kein Mensch darin zu sehen.
Behutsam gingen sie in eins der Zimmer, um es zu durchsuchen, bis sie eine Tür aufgehen hörten und jemand rufen.
Aleria starrte soeben aus dem alten morschen Holzfenster im Wohnzimmer tief in ihre Gedanken versunken. Hoffentlich kannst du Debohra davon überzeugen, sich von ihrer Trauer zu lösen, Myhra, ansonsten stecken wir in großen Schwierigkeiten und ob es diesmal so gut aus geht wie damals, bezweifle ich …
Ein schmerzhaft Aufschrei von Dastan riss sie aus ihren Gedanken. Es tat einen dumpfen Schlag, der aus dem Nebenraum kam.
Aleria horchte kurz auf und eilte sofort zu Dastan. Sie sah den Kessel aus Guss am Boden liegen. Um ihn herum bildete sich eine feuchte Stelle. Es war eine Mischung aus Wasser, Kräuter und Pilzen.
Ihr Blick richtete sich zu Dastan und sie sah, wie er sich die Finger anpustete. Sie zählte eins und eins zusammen und schlussfolgerte, dass er sich die Finger verbrannt haben musste bei dem Versuch, den heißen Kessel vom Feuer zu nehmen. Dabei ließ er ihn dann vor Schmerzen fallen. Obwohl sie beim Anblick schon wussten, was er angestellt hatte, fragte sie dennoch: »Was ist denn hier passiert?«
»Frag lieber nicht«, schoss aus ihm heraus.
Aleria musste bei dem Anblick wie sich Dastan die Finger anpustete, leicht lachen.
Er bekam das mit und versuchte daraufhin, das Thema zu wechseln.
»Hast du meinen Köcher und den Bogen gesehen?« Dastan suchte ihn schon länger. Es war ein edler Bogen aus einer seltenen, hellen Eiche. Der Baum wächst nur im Süden. Damals hatte sein Schwager, der mittlerweile verstorben war, den Bogen für ihn mitgebracht.
»Ich muss bald wieder jagen gehen. Ist gar nicht so einfach, sechs Mäuler zu stopfen!«
Er klang dabei etwas genervt, das lag mit Sicherheit an dem schmerzenden Finger, dachte sich Aleria.
»Das sollte alles im Keller sein.«, antwortet sie ihm. Doch kurz darauf hörte sie ein lautes Poltern.
»Hast du das gehört?«, schoss es erschrocken aus Aleria.
»Das hörte sich an wie ein lautes Poltern! Ich frag mich, was die zwei wieder anstellen!«, kam von Dastan genervt.
»Schaust du mal nach?«, erwiderte Aleria besorgt.
»Ok … ich sehe nach!«, brummte er mürrisch.
Dastan öffnete die Tür und sah die zwei Mädchen am Boden liegen. Er rannte gleich zu ihnen hin und schrie: »ALERIA, SCHNELL!«
Sie hörte ihren Namen und eilte sofort raus. Zuerst erblickte sie Dastan, dann die beiden Kinder, die am Boden lagen. Panisch stürmte sie zu ihnen hin.
Als Aleria ihre zwei leblosen Nichten sah, stockte ihr der Atem. Schockiert und zugleich überfordert stand sie da. Sie musste sofort an Debohra denken.
Ihre Augen wanderten zu den Pfeilen, die in den Körper der Mädchen steckten.
»Oh nein …«, wisperte sie und hob sich zitternd ihre Hand vor den Mund.
Ein unangenehmer Geistesblitz kam ihr. Sie wird ihre zwei Nichten nie wieder sehen, wie sie spielen und lachen. Bei diesen Gedanken fing sie an, loszuweinen.
Es lief ihr dabei eiskalt über den Rücken und ihr Herz pochte vor Aufregung in ihrer Brust. Am liebsten hätte sie Dastan angeschrien, er soll irgendetwas unternehmen und ihnen helfen, dass sie nicht sterben müssen, doch das war nur ein Wunschdenken von ihr. Sie wusste, dass man den Mädchen nicht mehr helfen konnte.
In diesen Moment bewunderte Aleria Dastan. Sie wusste nicht, was sie tun sollte und stand stocksteif da, während er sich mit einem kühlen Kopf über die zwei toten Nichten lehnte.
Dastan begutachtete entsetzt die beiden leblosen Körper.
»Welcher Mensch tut das und bringt kleine Mädchen um …?«
Da erklang eine Stimme: »Wir!«
Dastan riss erschrocken seinen Oberkörper hoch und sah einen Pfeil auf sich zu fliegen. Doch es war zu spät. Das Geschoss durchbohrte und er fiel sofort zu Boden.
Aleria schrie vor Scheck auf. Ein zweiter Pfeil flog mit einem Zischen an Dastan vorbei und traf Aleria, die gleich in sich zusammensackte und mit einem dumpfen Schlag neben Dastan landete. Die Schüsse konnten nicht präziser und tödlicher sein.
Vorsichtig schlich Josef an den Leichen vorbei und durchsuchte den Rest des Hauses. Jacob bewachte den Flur und blieb bei den vier leblosen Körpern.
Langsam bildete sich unter den Leichen eine dunkle Rinne, die zum Vorschein kam. Sie floss den Flur entlang und endete in einer roten Pfütze, die vom Holz des Fußbodens aufgesogen wurde.
Kaum war Josef wieder zurück, fragte Jacob nervös: »Was machen wir jetzt mit den … mit den Leichen?« Wieder spielte Josef mit seinem silbernen Kreuz an der Kette, die er um den Hals trug und richtete seinen Blick auf die leblosen Körper.
»Verbrennen! Genau wie es Priester Sterling erklärt hat. Sie müssen verbrannt werden, damit ihre Seelen frei sein können!«, kam von ihm mit fester Überzeugung.
Daraufhin ließ Josef sein Kreuz los und fing an, die Leichen nacheinander zu holen und draußen vor dem Haus zu einem Haufen zu stapeln.
Er fing mit Aleria an und zog sie an den Füßen nach draußen, dasselbe tat er mit Dastan, den er über Alerias leblosen Körber zog. Zum Schluss trug er die Mädchen eine nacheinander hinaus und stapelte sie auf Dastans und Alerias toten Körpern.
Jacob suchte in der Zwischenzeit trockene Äste zum Anzünden. Er legte sich so viel Brennmaterial in die Armbeuge, bis es nicht mehr ging.
Vollgepackt machte er kehrt und wanderte zurück. Vor den gestapelten toten Körpern ließ er dann die gesammelten Äste fallen und legte los, das unterschiedlich dicke Holz um und auf den Leichen zu stapeln. Das Brennmaterial reichte aber nicht aus, deshalb musste er mehrmals zurückgehen und erneut sammeln. Dies machte er solange, bis die Körper komplett mit Ästen bedeckt waren. Zwischendrin platzierte er immer wieder trockenes Laub, das als Brandbeschleuniger dienen sollte.
Josef kam hinzu und brummte: »Bist du endlich fertig?«
»Wir können gleich anfangen, es fehlt nur noch der Erdwall«, erwiderte Jacob.
Wortlos wanderte Josef zurück in das Haus und suchte etwas zum Graben. Er kam mit der Schaufel die beim Kamin stand, in den Händen zurück. Ohne großartig Zeit zu verlieren fing er an, um den Stapel einen niedrigen Erdwall zu errichten. Das sollte das Feuer daran hindern auszubrechen und einen Waldbrand zu verursachen.
Nach getaner Arbeit warf Josef die Schaufel zur Seite und fing an, in seinen Hosentaschen etwas zu suchen. Nachdem er seine Hände wieder aus den Taschen zog, hatte eine davon zwei Feuersteine fest umschlungen. Er fing an, die Steine solange gegeneinander zu schlagen, bis die Funken flogen. Immer wieder hämmerte er den einen Feuerstein gegen den anderen, bis der Funkenflug das Laub entzündete. Sofort entstand eine kleine Rauchschwade, die nach oben emporstieg. Winzige Flammen wuchsen heran und wurden größer. Sichtbar stachen sie aus dem Rauch hervor. Mit einem ungebändigten Hunger kämpften sie sich nach oben, bis sie den kompletten Stapel aus Holz und Leichen verschlungen hatten.
Es herrschte eine unbehagliche Stille im Wald. Bis auf das Knacken und Knistern des Feuers konnte man nichts hören. Eine langsam steigende Hitze drückte auf ihre Gesichter und ein Geruch nach verbranntem Fleisch machte sich breit.
Als Josef zusah wie der Stapel brannte, umklammerte er wieder das silberne Kreuz, das er um den Hals trug, mit seiner Hand.
Ihm gefiel es, wie die Flammen um die toten Körper kämpften und sie verschlangen. Es machte ihn zufrieden und glücklich. Es störte ihn nicht einmal, dass er soeben zwei Kinder umgebracht hatte, schließlich waren es in seinen Augen Hexen und mussten dafür getötet werden. Genauso wie die zwei Erwachsenen, sie hatten es verdient zu sterben.
»… Jetzt können ihre Seelen frei sein …«, kam von ihm, fast schon mit Stolz.
»Machen wir uns jetzt wieder auf den Weg zum Jägerstand?«, fragte Jacob, den es genauso wenig interessierte, was er gerade getan hatte.
»Ja komm, lass uns weiterziehen«, bekam er als Antwort von Josef zu hören.
Zufrieden und sorglos machten sich die Jäger auf den Weg und verschwanden in der Dunkelheit.
Die rote Farbe des Mondes verschluckte die braun und grün Töne des Waldes, er war komplett getränkt in einem hellen Rot.
Dennoch fand Myhra, als sie den unebenen Trampelpfad entlang lief, die Nacht durch das Licht des Blutmondes angenehm beleuchtet. Der kleine Elios schlief mittlerweile tief und fest.
Der Wind war abgeflacht und hatte sich zu einer zarten Brise entwickelt. Man hatte das Gefühl, der Wald konnte flüstern. Dabei fiel Myhra auf, dass es viel zu still in der Dunkelheit des Dickichts war. Kein Zirpen der Grillen oder der Ruf eines Kauzes, nur der Wind flüsterte.
Auf dem Weg traf Myhra Debohra, die sich schon wieder auf den Heimweg machte. Beim Anblick von Debohra fiel ihr die Unterhaltung mit Aleria ein und sie verwickelte sie in ein Gespräch.
»Na, hast du was gefunden?«
»Nur Pilze und ein paar Beeren. Ich wollte nicht zu tief in den Wald, sonst bräuchte ich zu lange und ich möchte noch mit meinen zwei Süßen spielen.«, Debohra strahlte vor Glück, als sie das sagte. Myhra war froh, sie ab und zu lächeln zu sehen. Seit dem Tod von Baldur kam das nur noch selten vor.
Debohra wollte gerade weiter laufen, da hielt Myhra sie auf und fragte neugierig nach: »Wie fühlst du dich im Moment?«
Debohra blickte genervt in die Richtung des Trampelpfades, der sie nach Hause führte. Myhra merkte an ihren Gesichtsausdruck, dass Debohra sich nicht unterhalten wollte, sondern nur noch weiter laufen.
»Na ja, ich vermisse Baldur, er war mein Ein und Alles, wir teilten dieselben Ansichten und jetzt ist er tot! Getötet von einem Hexen hassenden Dorf, das geleitet wird von einem bösartigen Priester!«
Plötzlich ist es still geworden zwischen den beiden Schwestern und man merkte wieder spürbar, dass es ernst wurde. Debohra sagte das mit einem so starken Zorn in ihrer Stimme, dass Myhra erkannte, dass sie noch immer voller Wut und Hass war.
»Ich verstehe dich, aber bitte bedenke, es gab auf beiden Seiten Verluste … Und du weißt, es war die Gier nach Macht, die es soweit kommen ließ! Lass es jetzt gut sein! …, Du hast zwei wunderschöne Töchter, genieße die Zeit mit ihnen und denke nicht über den Tod von Baldur nach!«, erwiderte sie sanft, dennoch eindringlich.
Debohra wirkte nachdenklich und es schien, als hätte sie sich wieder beruhigt.
»Na ja … wenn ich darüber nachdenke, hast du recht. Ich versuche, nicht mehr an seinen Tod zu denken und werde die Zeit mit meinen zwei Süßen genießen, weil sie kostbar ist«, kam von ihr mit einem leichten Lächeln.
Daraufhin verabschiedete sich Debohra von Myhra und wanderte weiter den Trampelpfad entlang, der sie nach Hause führte.
Myhra blieb noch stehen und sah ihr nach, bis ihre Schwester nicht mehr zu sehen war. Sie atmete tief durch mit einem besorgten Blick im Gesicht und flüsterte ihr leise hinterher: »Ich wünschte, ich könnte dir glauben, große Schwester …«
Dann widmete sie ihre Augen Elios, der immer noch seelenruhig schlief. Langsam setzte sich Myhra wieder in Bewegung und machte mit ihrem Spaziergang weiter. Ihre Gedanken fingen an, sich nur um ihn zu kreisen.
Debohra machte sich auf den Weg nach Hause.
Du hast doch gar keine Ahnung, Myhra… Baldurs Tod vergessen, das könnte dir so gefallen … murmelte sie vor sich her.
Sie hörte auf, sich darüber aufzuregen und fing an, die zarte Brise zu genießen, die ihr über das schmale Gesicht streichelte und versuchte, das Gespräch mit Myhra zu vergessen, das sie sowieso nur aufregen würde.
Mit der Zeit vernahm sie einen immer stärkeren Gestank nach verbranntem Fleisch. Sofort kamen Debohra ihre beiden Töchter in den Sinn. Es wird doch hoffentlich nichts passiert sein?
Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Aleria und Dastan da waren und auf die beiden aufpassten.
Doch als sie immer näher kam, sah sie ein helles Leuchten und langsam machte sich die Befürchtung breit, dass etwas nicht stimmte. Sie hob ihren schwarzen Rock leicht hoch, um besser zu laufen und sah in der Ferne Rauch aufsteigen.
Mittlerweile lief sie nicht mehr, sie rannte. Sie öffnete dabei ihren Mund und sog mit einem Zischen die Luft ein und pustete sie schnell wieder aus. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Almalia … Helena! Diese zwei Wörter hämmerten in ihrem Kopf und trieben sie an.
Hastig schnaufend kam Debohra bei dem Haus an und erblickte ein Meer aus Flammen und Rauch.
Ihr stockte der Atem als sie den brennenden Stapel sah. Ihre Gedanken überschlugen sich. Debohras Augen fixierten das Feuer und schauten zu, wie das Gelb mit dem Rot kämpfte, während ihr Hirn versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Für einen Moment vergaß sie selbst zu atmen.
Bei genauem Hinschauen bemerkte sie, dass eine kleine verbrannte Hand aus den lodernden Flammen hing.
Almalia! Helena!, schoss ihr in den Sinn. Hastig fing sie wieder an zu atmen. Sie rannte auf die kleine Hand zu. Die Hitze vertrieb die zarte Brise. Debohra spürte nur noch eine drückende Wärme auf ihrem Gesicht und sah, dass es mehr war als nur eine Hand, es schien, als sei es ein Kind.
»NEIN … NEIN … DAS KANN NICHT SEIN!«, brüllte sie panisch und stürmte in das Haus hinein, in der Hoffnung dass sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheiteten.
»ALMALIA! … HELENA! … ALERIA! … DASTAN!«, schrie sie aufgebracht, aber es kam keine Antwort zurück.
Sie eilte in jedes Zimmer, doch niemand schien mehr da zu sein und langsam begriff sie, dass die Hand zu einer ihrer Töchter gehörte und dass Aleria und Dastan vermutlich mit in dem Feuer sein mussten. Tränen fingen an, sich in ihren Augen zu sammeln, die sich dann den Weg über ihre Wangen nach unten suchten. Hastig rannte Debohra hinaus zu den Flammen, nahe genug, dass die Tränen, die sie mittlerweile vergoss, gleich wieder trockneten.
Sie versuchte, mit ihrer rechten Hand die kleine Hand zu greifen, um sie heraus zuziehen. Doch das Feuer kämpfte um seine Beute und eine der Flammen schlug nach ihr und traf sie mit ihrer Hitze. Reflexartig zog sie ihre Hand zurück. Verzweifelt fiel Debohra vor den Flammen auf die Knie und gab einen weinerlichen, lauten Schrei von sich. Sie bemerkte nicht einmal die schwere Brandwunde, die das Feuer hinterließ. Mit leerem Blick starrte sie in das helle Licht des Feuers.
»Warum … warum ich? …«, schluchzte sie mit zittriger Stimme.
Die Wut stieg in ihr auf. Der Zorn, der sich gelegt hatte, kam wieder und diesmal bändigte ihn niemand. Ein Gedanke schoss ihr in den Kopf. Die Mörder könnten noch in der Nähe sein!
Fest entschlossen gelenkt von Wut stand sie auf.
»DEMUTARA!«, rief sie und Debohra fing an, sich zu verändern.
Man sah, wie sie dabei etwas schrumpfte, und aus ihren Beinen wurden Hinterläufe. Ein langer buschiger Schwanz wuchs aus ihrem Steißbein. Ihr Oberkörper kippte währenddessen nach vorne. Dabei verwandelten sich ihre Hände in Vorderbeine mit scharfen Krallen. Auch ihr Gesicht hatte sich verändert. Ihrer Nase wuchs zusammen mit ihrem Mund und bildete eine Schnauze. Ihre Ohren waren plötzlich spitz und lang. Aus Debohras Maul bleckten scharfe, spitze Zähne. Ihre Augen leuchteten gelb mit schwarzen Pupillen, die durch das Gelb gut zur Geltung kamen. Auf ihrer Haut machte sich dichtes Fell breit. Jetzt war Debohras Veränderung beendet. Nun war sie ein Wolf mit schwarzem Fell.
Debohra richtete ihre Schnauze zu Boden und fing an, wie wild zu schnüffeln, bis sie eine Spur fand, – hab sie!
Fest entschlossen der Spur zu folgen, rannte Debohra los. Ihr Herz fing an, in ihrer Brust immer schneller und kräftiger zu schlagen. Sie merkte, wie die Jagdinstinkte in ihr wach wurden.
In der Ferne sah sie ein Licht und rannte darauf zu. Kurz bevor sie ankam, verringerte sie ihre Geschwindigkeit und schlich vorsichtig hinter einen Busch und fing an zu beobachten. Ihr Herz begann sich wieder zu beruhigen und schlug nun etwas langsamer.
Debohra erblickte ein Lagerfeuer, an dem zwei Jägersmänner saßen. Das müssen die Mörder sein!, schoss ihr in den Sinn. Sie hob ihre Schnauze in die Luft und schnüffelte. Eindeutig, ich erkenne sie am Geruch!
Dann fing sie an, sich zu konzentrieren. Demutara!, und nahm wieder die Gestalt eines Menschen an. Fest entschlossen, mit Wut im Bauch, trat Debohra aus dem Gebüsch. Die zwei Jäger bemerkten sie dabei.
»Halt! … Wer seid ihr?«, brüllte einer der beiden.
Sofort griff einer der Jäger zum ledernen Köscher nach einem Pfeil. Doch Debohra war schneller.
»STATICUS!«, rief sie den Männern voller Zorn entgegen.
Die Bewegungen der Jäger gefrierten ein. Mit aller Kraft versuchten sie, sich zu rühren, aber sie konnten es nicht. Sie blieben starr wie ein Stein. Nicht einmal der kleinste Finger ließ sich krümmen.
»Ihr habt meine Kinder auf dem Gewissen! Genau wie meine kleine Schwester und meinen Schwager! Das werdet ihr mir BÜßEN!«, brüllte sie voller Hass.
Ihr Herz schlug wieder schneller und ihr Brustkorb hob und senkte sich vom tiefen Ein- und ausatmen. Debohra wusste von Anfang an, was sie mit den Jägern anstellen würde.
Suchend nach trockenen Ästen begutachte sie ihre Umgebung, bis sie dann welche in verschiedenen Größen und Längen fand. Diese legte sie mit etwas Laub um die Jäger herum und baute eine Art Scheiterhaufen. Als das letzte Stück Holz platziert war, griff Debohra an ihren Gürtel und zog eine der Glasphiolen mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit hervor. Sie packte den Korken und entfernte ihn mit einem starken Ruck. Ein unangenehmer Geruch nach Verwesung stieg aus der Phiole empor.
Debohra fing an, einmal um den Haufen aus gestapelten Holz zu laufen, und träufelte dabei etwas von der dunkelgrünen Flüssigkeit auf die Erde. Es zischte und kleine Rauchschwaden stiegen auf. Alles, was die Flüssigkeit berührte, verweste. Dunkle Kahle stellen kamen zum Vorschein.
So, hier dürfte nichts mehr brennen. Nicht ,dass ich noch den ganzen Wald abfackele, dachte sie sich.
Ihre Augen suchten und fanden einen dürren Ast. Sie hielt ihn ins Lagerfeuer und wartete bis er anfing, Feuer zu fangen, diesen legte sie dann zum Scheiterhaufen.
Es dauerte nicht lange bis sich Rauch entwickelte und zu den Jägern emporstieg. Ein Feuer wuchs heran, das langsam den Haufen aus trockenem Geäst verschlang. Die zarte Brise trieb die Flammen an und ließ sie hoch wandern, bis die Männer sich in lebende Fackeln verwandelten. Dabei entwickelte sich eine enorme Hitze, die auf Debohras Gesicht drückte.
Mit einem Lächeln sah sie zu, wie die Jäger von dem Feuer verschlungen wurden. Es störte sie nicht einmal der Gestank nach verbranntem Fleisch. All ihr Kummer war in diesen Moment verflogen.
Mit einer gewissen Zufriedenheit machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus. Sie entschloss sich aber dazu, zu Fuß zu gehen. Debohra wusste genau, was dort auf sie wartete und wollte dadurch noch etwas mehr Zeit gewinnen.
Als sie bei ihrem Zuhause ankam, stach ihr der brennende Haufen sofort ins Auge und ihre Laune verschlechterte sich wieder. Langsam fing sie an, sich Vorwürfe zu machen.
»Warum bin ich nur gegangen … warum nur … hätte ich sie nur mit genommen … wieso bin ich nur zu spät gekommen …«, schluchzte sie leise vor sich her.
Dann fiel ihr das Gespräch mit Myhra wieder ein. »Du … und deine blöde … Fragerei, du bist schuld, dass ich zu spät gekommen bin … ich hätte sie retten können, aber du hast mich davon abgehalten! Das wirst du mir büßen Myhra!«, sagte sie mit vollem Hass.
Debohra ballte dabei vor Wut ihre Fäuste. Sie fasste den Entschluss, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
»Baldur mein Schatz, bald sehen wir uns wieder!« Sie kehrte dem lodernden Haufen den Rücken zu und verschwand in der Dunkelheit des Waldes. Sie konnte es nicht mehr ertragen, ihn brennen zu sehen.
Myhra schlenderte gemütlich durch den Wald den Trampelpfad entlang, als sie einen unangenehm Geruch von verbranntem Fleisch wahrnahm. Sie hörte einen lauten Schrei, der sie vor Schreck umdrehen ließ.
Noch ein letztes Mal schaute sie hoch zum Blutmond und flüsterte leise: »Es ist so weit!«
Myhra spürte, dass es nur Debohra sein konnte. Sie wusste von vornherein, dass in dieser Nacht etwas Schreckliches passieren würde.
Ihr gemütlicher Gang ist zu einem schnellen Eilen geworden, bis sie zu den alten Fachwerkhäusern der Gemeinde Holy ground ankam, die das Dorf dicht besiedelten.
Sie stellte das Eilen wieder ein und fand zu ihrem normalen Gang zurück.
Bloß nicht auffallen. Ruhig bleiben … Wo ist es?
Verzweifelt suchte sie etwas mit ihren Augen, bis sie es endlich fand.
Am Ende des Weges, abseits des Dorfes sah sie ihr Ziel, es sollte das Waisenhaus sein. Zielstrebig lief sie auf das Gebäude zu.
Es war ein mehrstöckiges Haus, das von Nonnen geführt wird und war mit einer über zwei Meter hohen Mauer aus Stein umzäunt. In der Ferne konnte man eine Kapelle dort drin stehen sehen.
Bei der Türschwelle angekommen, sah Myhra den kleinen Elios mit trauriger Miene an, der immer noch friedlich in seinem Wagen schlief. Sie nahm das winzige Händchen von ihm und streichelte es.
»Machs gut … mein Kleiner, aber keine Sorge … wir werden uns wieder sehen …«, sagte sie sanft zu ihm. Mit diesem Satz verabschiedete sich Myhra von Elios. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ihr dann allmählich die Wangen hinunter rollten. Sie fing an, laut schluchzen.
Myhras Blick wanderte zur alten, robusten dunkelbraunen Eingangstür des Waisenhauses und langsam fing sie an zu zweifeln und fragte sich, ob das, was sie tat, auch richtig sei. Mit ausgestreckten Arm und geballter Faust stand sie vor der Tür, bereit zum Klopfen und haderte mit sich selbst.
Was ist, wenn all das nicht stimmte, was Mahalia zu mir gesagt hatte und wir uns nie wieder sehen? … oh Elios, ich liebe dich über alles mein Kleiner … und langsam senkte sich ihr ausgestreckter Arm.
Ich kann das nicht! Ich kann das einfach nicht! Sie atmete tief ein und schloss ihre Augen.
Reiß dich zusammen, Myhra! Du musst es tun! Du musst es! Oh Mahalia, ich hoffe, du hast recht …
Ruckartig riss sie ihren Arm hoch und klopfte an der Tür, drehte sich um und raste an dem Wagen aus Holz mit dem kleinen Elios darin vorbei und verschwand in den dunklen Gassen des Dorfes. Nichts fiel Myhra schwerer, als ihn dort stehen zu lassen und an ihm vorbei zu gehen. Es brach ihr das Herz.
Traurig, mit gesenktem Kopf, schlich sie voran, aber sie musste ein letztes Mal zurückblicken. Myhra blieb kurz stehen, drehte sich um und beobachtete die Tür, bis sie aufging.
Die alte robuste Holztür öffnete sich und eine Frau mit einem weißen Schleier kam zum Vorschein.
Es war eine Novizin. Sie streckte ihren Kopf heraus und schaute vorsichtig zur Tür hinaus. Gleich darauf sah sie den Kinderwagen vor der Türschwelle stehen.
Die angehende Nonne wagte sich behutsam zu dem Wagen und warf einen Blick hinein, dort erblickte sie den kleinen Elios.
»Wer hat dich süßen Fratz ausgesetzt? … hm?«, kam von der Novizin sanft und zog den Wagen hinein über die Türschwelle und schloss die alte Holztür hinter sich.
Das Knallen der Tür war das Zeichen für Myhra. Schweren Herzens machte sie sich auf den Weg und wanderte weiter weinend durch die Gassen. Sie schlich sich durch die Dunkelheit, bis sie aus dem Dorf kam und letztendlich im Wald verschwand.
Schluchzend und wimmernd ging Myhra den unebenen Waldboden entlang, tief in ihren Gedanken versunken. Doch auf einmal blieb sie stehen und horchte auf.
Was ist das?, fragte sie sich. Sie vernahm in ihrer Nähe ein schwaches Jaulen.
Hört sich an wie ein … und wieder lauschte sie.
Behutsam und vorsichtig verfolgte sie das schwache Jaulen, bis sie an einem kleinen Erdloch eines Fuchsbaus ankam.
Kurz davor blieb sie stehen und erkannte, dass vor dem Eingang des Erdlochs ein Wolf bewegungslos dalag. Myhra wusste, dass sie aufpassen musste, schließlich war es ein wilder Wolf, der sie jeden Moment noch packen konnte.
Doch als sie den Pfeil im Bauch des Tieres sah, war ihr klar, dass dieser Wolf für sie keine Gefahr mehr darstellte.
»Armes Tier, hast vor Schmerzen gewimmert«, flüsterte sie dem toten Wolf zu.
Sanft streichelte sie ihm über sein graues, weiches Fell. Und wieder hörte sie ein Jaulen. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.
Vorsichtig beobachtete sie nun das tote Tier, bis sie aus dem Tunnel einen kleinen tapsigen und jaulenden Welpen mit schwarzweißem Fell und gräulichen Strähnen nach draußen kommen sah.
»Ach Gott bist du süß!«, schoss aus ihr heraus und sie griff nach dem kleinen Welpen. Ihr Blick wanderte wieder zum toten Wolf.
»Hm … mein Kleiner, wie es aussieht, bist du nun genauso allein wie ich … aber keine Sorge, ich werde dich ihn meine Obhut nehmen …«
Myhras Laune verbesserte sich und sie wurde etwas glücklicher. Ihre Trauer verblasste dabei leicht. Langsam machte sie sich mit dem kleinen Welpen auf den Arm weiter auf den Weg.
»Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen für dich, mal schauen, was mir einfallen wird, du süßer Fratz!«, und verschwand im Dickicht des Waldes.