Читать книгу Mein Leben fährt Achterbahn - Andre Dominik Krämer - Страница 3
ОглавлениеDer letzte Schultag
Wie jeden Freitag haben wir in den ersten beiden Stunden Schwimmunterricht. Ich hasse Schwimmen. Nicht das Schwimmen an sich, aber die Tatsache, dass wir uns alle in einer Sammelkabine umziehen müssen. Ich ziehe meine Klamotten aus, denn ich habe die Badehose schon an. Anschließend verstaue ich meine Sachen im Rucksack und packe ihn in einen der Spinde. Nun gehe ich wie die anderen Klassenkammeraden auch zum Schwimmbecken hin.
Ich bin der einzige, der noch nicht richtig schwimmen kann. Als wir vor einem Jahr mit dem Schwimmunterricht begonnen haben, konnte ich noch gar nicht schwimmen. Mittlerweile kann ich es ein bisschen. Tauchen kann ich hingegen schon sehr lange. Nicht die Art von Tauchen, bei der man wild mit den Händen und Füßen um sein Leben paddelt und fast ertrinkt. Nein, ich konnte schon mit sechs Jahren die Luft anhalten und tauchen und unter Wasser komischerweise auch die typischen Schwimmbewegungen machen.
Ich stehe also im Schwimmerbereich alleine und übe, während die anderen schon super schwimmen können. Ich bin jetzt 13 Jahre alt und gehe in die siebte Klasse der Hauptschule. Eigentlich bin ich ein normaler Typ. 1,65 groß, etwas pummelig, habe braune Haare und blaue Augen. Alles ganz unauffällig.
Ich versuche mich gerade über Wasser zu halten, als unsere Schwimmlehrerin auf mich zukommt und mich fragt: „Dennis? Kommst du zurecht? Ich möchte mit den anderen ein paar Bahnen schwimmen. Könntest du auf der anderen Seite bleiben?“ „Ja, mache ich. So lange ich nicht in den Schwimmerbereich muss.“
Ich drehe mich um und tauche zur anderen Seite des Nichtschwimmerbereichs.
Wieso muss man eigentlich schwimmen? Reicht es nicht, dass ich tauchen kann? Ist ja nicht so, als würde ich jeden Moment absaufen…
Denke ich mir, während ich auf die andere Seite tauche.
Am Ende der Stunde gehen wir alle erst unter die Dusche, um uns das Chlorwasser abzuwaschen und für mich danach der Spießroutenlauf wieder los: Wie jede Woche müssen wir nach dem Duschen in die Sammelkabine, um uns umzuziehen.
Ich schnappe meinen Rucksack aus dem Spind und hole mein Handtuch heraus. Ich habe immer ein großes Badehandtuch, mit dem ich mich abtrockne. Andere sind schon dabei, ihre nasse Badehose auszuziehen. Einige trocknen sich noch ab. Marcel ist immer schnell damit. Wie üblich ärgern sich einige gegenseitig mit dem, was sie haben – oder eben noch nicht. Ich versuche, das einfach zu ignorieren und wickele mir mein Badehandtuch locker um die Hüfte.
Mist. Hoffentlich sieht das keiner.
Ich versuche, mit dem Handtuch das zu kaschieren, was jedes Mal passiert, wenn wir uns nach dem Schwimmunterricht umziehen. Immer der gleiche Mist! Bis jetzt hat das noch nie jemand gesehen. Ich ziehe mir schnell die Badehose aus, das Badetuch immer noch um die Hüften gewickelt, und hole schnell meine Unterhose und meine Jeans heraus, um möglichst schnell reinschlüpfen zu können. Marcel führt währenddessen schon wieder vor, was er zu bieten hat.
Klar. Er ist ja jetzt schon ein Meter achtzig groß. Eigentlich sieht er auch ganz süß aus. Hat blonde Haare, blaue Augen und ist groß, schlank und muskulös gebaut. Er kann sich mit allem glücklich schätzen. Ich hingegen bin nicht groß, nicht schlank und muskulös – und ich verstehe mich selbst nicht mehr. Seit einem Jahr versuche ich nun herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Statt dass es besser wird, wird alles immer schlimmer und komplizierter. Vor zwei Jahren habe ich nicht mal ansatzweise an so etwas gedacht. Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich überhaupt denken soll.
Nachdem ich mich angezogen habe, setze ich mir meinen Rucksack auf die Schultern und gehe mit einem knallroten Gesicht aus der Sammelkabine.
Ich sehe schon wieder alles verschwommen. Ich glaube, ich habe zu viel Chlorwasser in die Augen bekommen. Schlecht ich mir auch.
Mit diesen Gedanken gehe ich auf den Schulhof, wo ich Andreas treffe. Andreas ist ein halbes Jahr älter als ich und geht in eine der Parallelklassen. Er ist einer meiner besten Freunde und wir unternehmen in unserer Freizeit sehr viel zusammen. Zudem wohnt er in der gleichen Straße.
„Hallo Andy. Alles klar?“ „ Hallo Dennis. Ja, geht so. Was machst du denn heute Nachmittag?“ „Weiß noch nicht“, antworte ich. „ Hausaufgaben und dann raus, denke ich.“ Immerhin ist es Sommer und jetzt schon fast 28 °C. Bei so einem super Wetter muss man ja wohl raus gehen.“ Hey, Dennis. Was würdest du sagen, wenn wir uns im Wald treffen? Heute Nachmittag um vier Uhr?“ „Super. Wir könnten uns einen Platz für eine neue Bude suchen.“ „Gut. Treffen wir uns im Wald oder auf dem Wendeplatz?“
Ich zucke kurz mit den Schultern und mache ein verdutztes Gesicht: „Auf dem Wendeplatz natürlich. Im Wald ist zu kompliziert. Da laufen wir wie die Irren aneinander vorbei und merken es nicht mal.“
Wir lachen beide und stellen uns wahrscheinlich beide das gleiche vor: Wir irren stundenlang durch den Wald und suchen nacheinander.
Plötzlich macht Andreas ein nachdenkliches Gesicht und schaut mich fragend an: „Du, sag mal, was willst du eigentlich mit Hausaufgaben? Heut ist doch der letzte Schultag vor den Ferien. Gleich gibt es Zeugnisse und das war´s dann. Also können wir uns doch auch schon um zwei Uhr treffen.“ „Stimmt! Das hab ich ja ganz vergessen. Wir bekommen ja heute keine Hausaufgaben auf. Wie cool! Dann treffen wir uns schon um zwei am Wendeplatz. Mit den Fahrrädern.“ „Okay. Also bis nachher.“ Ich grinse ihn an und erwidere: „Bis nachher dann. Ciao.“
Die Schulglocke läutet und wir gehen in unsere Klassen. Ich setze mich an meinen Tisch und packe meinen Ringblock und das Mäppchen aus. Unsere Klassenlehrerin kommt in die Klasse und begrüßt uns: „Guten Morgen.“ Wir antworten im Chor: „Guten Morgen Frau Steffens.“ „Nun beginnen wir mit etwas Unterricht. Ich weiß, ihr habt keinen Bock mehr auf Unterricht und Lernen. Also habe ich mir etwas anderes ausgedacht. Wir schauen uns jetzt einen Film an und anschließend sprechen wir darüber. Der Film geht handelt von unserer Umwelt und wie wir Menschen diese beeinflussen.“ Jetzt erst fällt mir auf, dass am anderen Ende des Raumes an der Fensterfront neben der Tafel der Fernsehschrank steht. Ich habe ihn nicht bemerkt, so sehr war ich in Gedanken vertieft. Frau Steffens holt aus ihrer Ledertasche eine Videokassette heraus und geht zum Fernsehschrank. Sie zieht ihn vor die Tafel und legt die Kassette ein. Nach dem Film und der hitzigen Diskussion werden die Zeugnisse verteilt. Anschließend wünschen wir uns noch gegenseitig schöne Ferien und nachdem die Schulglocke läutet, rennen wir alle aus dem Schulgebäude, als würde es in Flammen stehen. Ich kann gar nicht anders als mit zu rennen.
Unterhalb des Schulgebäudes stehen bereits die Busse, die uns nach Hause fahren. Andreas und ich springen in unseren Bus und setzen uns nebeneinander. Der Bus füllt sich weiter und nach einiger Zeit schließen sich die Türen und die Fahrt in die Ferien beginnt.
In Bad- Münstereifel angekommen, steigen wir gemeinsam mit anderen Schülern aus dem Bus. Wir überqueren die Straße und gehen auf dem Gehweg die Hauptstraße hinunter. Wir kommen zuerst an Andreas Haus an: „Wir sehen uns ja später“, sagt er und ich nicke nur und gehe weiter die Straße hinunter.
Vor unserer Haustüre krame ich im Rucksack nach dem Schlüssel, denn meine Mutter und mein Bruder sind noch nicht zu Hause. Das ist immer so, wenn ich nur vier Stunden habe und schon kurz vor Mittag zu Hause bin. Mama kommt erst gegen halb eins und hat vorher meinen Bruder bei meiner Tante abgeholt. Mein Bruder ist vier Jahre jünger als ich, also neun Jahre alt.
Wir sehen uns sehr ähnlich. Mein Bruder ist nur etwas kleiner als ich. Er heißt Timo.
Eigentlich kann ich meinen Bruder gut leiden. Ich verstecke das nur sehr gut und lasse ihn sehr oft spüren, dass er ein nerviger, kleiner, blöder Bruder ist.
Ich schließe die Tür auf und gehe geradeaus die Treppe hoch. Direkt am Treppenende ist rechts mein Zimmer. Ich schmeiße meinen Rucksack unter den Schreibtisch und schalte meine Stereoanlage ein. Ich habe eine Elementanlage aus gesammelten Werken, auf die ich fürchterlich stolz bin. Der Verstärker mit Radio ist 20 Jahre alt und zusammen mit den Lautsprechern gehörte er meiner Mutter. Der CD- Spieler ist erst ein paar Jahre alt und ist ebenfalls eine Leihgabe meiner Mutter. Der Plattenspieler ist aus einer alten Stereoanlage ausgebaut und das Kassettendeck ist von meiner Tante. Verbaut ist alles in einem alten Fernsehschränkchen – von mir selbst, wohlgemerkt.
So etwas kann ich gut. Aus alten Sachen noch was machen.
Ich schalte den CD- Spieler an und drehe die Lautstärke höher, lege mich auf mein Bett und grübele über mich nach.
Was ist nur los mit mir? Ich verstehe das nicht! Ich finde andere Jungs süß? Ich? Ich bin selbst ein Junge und sollte Mädchen süß finden. Die meisten Mädchen, die ich kenne sind aber nicht süß sondern cool. Mit denen könnte man Pferde stehlen aber nicht Händchen halten. Wieso ist das so bei mir? Wieso falle ich immer und bei allem aus der Art? Ich passe in kein Raster und ich weiß nicht wieso. Liegt es daran, dass ich nur eine Mutter habe? Kann nicht sein. Es gibt noch andere Jungs in meiner Klasse, die nur ein Elternteil haben und die sind normal. Wieso kann ich nicht mal in einer Sache normal sein? Oder bin ich normal? Und die Anderen sind alle verrückt? Kann auch nicht sein. Mein Bruder ist verrückt. Aber alle anderen nicht. Ich wünschte, ich könnte mal mit irgendjemandem darüber reden. Aber ich kenne keinen. Mit Andy kann ich darüber jedenfalls nicht sprechen. Der würde das nicht verstehen und er würde mir wahrscheinlich die Freundschaft kündigen. Mit meiner Mama kann ich darüber auch nicht reden. Die würde mich für verrückt halten und sagen, dass ich mir das nur einbilde. Genau so, wie sie es damals mit meiner Beobachtung gemacht hat. Also wer bleibt noch? Aus meiner Familie kann ich es keinem erzählen. Dennis? Mein bester Freund? Niemals! Der würde mir eine runter hauen und mir ebenfalls die Freundschaft kündigen.
Ach, in einer Woche sehe ich Dennis wieder. Dann bin ich für vier Wochen bei meiner Oma zu Besuch. Also behalte ich es für mich und quäle mich alleine damit herum.
Alles scheiße. Erwachsenwerden ist das blödeste, was einem passieren kann. Echt. Früher hatte ich die Probleme nicht. Früher hatte ich gar keine Probleme. Früher war alles besser.
Was würde bloß meine Mutter dazu sagen, wenn ich ihr erzählen würde was los ist? Sie würde mich wahrscheinlich rausschmeißen und brüllen: „So habe ich dich nicht erzogen! So nicht! Du bist nicht mehr mein Sohn!“ Oder so etwas in der Art. Oder würde sie vielleicht ganz anders reagieren? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr…
Ich schließe die Augen und träume.
Ich laufe mit Andreas durch den Wald zu unserem Lieblingsplatz. Das ist ein Platz mitten im Wald. Eine kleine dünn mit Bäumen bewachsene Lichtung. Auf dem Boden Wiese und viel Moos. Ich lege mich auf das weiche Moos und Andreas legt sich neben mich. Wir unterhalten uns. Ich drehe mich auf die Seite und schaue ihn an. Ich schaue in seine braunen Augen. Er dreht sich ebenfalls auf die Seite und schaut mich an. Er fragt mich, ob es mich stören würde, wenn er sagen würde, dass er schwul sei. Ich fange an zu lachen und sage zu ihm: „Nö. Bin doch selber schwul.“ Wir schließen beide die Augen und küssen uns. Um uns herum wird es still und wir nehmen nur noch einander wahr. Die ganze Umgebung verschmilzt zu einer Blase und wir schweben davon…
Bang! Ich schrecke aus meinem Traum auf. Unten knallt die Haustür zu und ich höre meine Mutter rufen: „Timo! Du hast doch zwei gesunde Hände. Kannst du die Tür nicht am Griff zumachen? Musst du die einfach zuknallen? Soll das Glas kaputt gehen?“ Timo antwortet kleinlaut: „Ist mir aus der Hand gerutscht.“ „Na gut. Dann geh jetzt nach oben und bring den Schulranzen in dein Zimmer. Danach kannst du von mir aus raus gehen. Aber bleib auf dem Grundstück. Allenfalls kannst du zu Christian rüber gehen zum Spielen.“ Timo ruft fröhlich: „Ja Mama. Mach ich“, poltert die Treppe rauf und geht in sein Zimmer. Kurz darauf poltert er die Treppe wieder runter und ist eine Sekunde später aus der Haustür raus. Diesmal macht er sie leise zu.
Ich stehe auf und schaue auf meine Armbanduhr. Schon halb zwei? Scheiße. Ich will mich gleich mit Andy treffen. Zum Glück bleiben meine Gedanken und Träume einzig und alleine bei mir. Gedankenlesen kann keiner. Ich gehe die Treppe mit meinem Zeugnis bewaffnet nach unten in die Küche.
„Hallo Mama. Wie war die Arbeit?“ „Hallo Dennis. Wie immer, wenn man den Leuten alles hinterher tragen muss. Und? Wie war die Schule?“ „ Wie immer, wenn man schwimmen soll und es nicht kann“, antworte ich und halte dabei meiner Mutter das Zeugnis hin.“ Und? Wie sieht`s aus?“ fragt meine Mutter und nimmt mir das Zeugnis aus der Hand. Sie wirft einen Blick darauf und schaut mich mit großen Augen an: „Geht ja noch. Hätte schlimmer sein können. Wieso passt du nur im Unterricht nicht besser auf? Du könntest, wenn du wolltest, locker ne zwei in Mathe haben. Aber nein. Eine vier reicht dir ja auch. Streng dich doch nächstes Mal einfach mal was mehr an.“ „ Nächstes Schuljahr. Versprochen. Kann ich dann jetzt raus? Ich will mit Andreas in den Wald und ne Bude bauen.“ „ Okay. Aber zum Abendessen um sieben bist du wieder da. Verstanden?“, ermahnt Mama. „Ja, Mama. Ich bin doch nicht blöd.“ Mama macht sich immer sorgen, dass uns etwas passieren könnte. Ich glaube, deswegen ist sie auch so streng. Sie will wissen, dass es uns gut geht und nichts passiert ist.
Mit diesen Worten und Gedanken nehme ich mein Zeugnis zurück und gehe in mein Zimmer. Dort lege ich das Zeugnis auf den Schreibtisch und ziehe mir meine alten Straßenschuhe an. Dann gehe ich die Treppen hinunter in den Keller, schließe die Hintertür auf und schiebe mein Fahrrad hinaus. Ich stelle es auf dem Ständer ab und schließe die Tür wieder zu.
Dann setze ich mich auf das Rad und fahre auf die Straße. Dort biege ich nach links ab und radele in Richtung Wendeplatz. An der Kreuzung, an der ich nach links abbiegen muss, rast Andreas gerade an mir vorbei. Er kommt aus der Gegenrichtung und hätte mich fast über den Haufen gefahren: „Hey. Spinnst du?“ Andreas bremst mit quietschenden Reifen ab und dreht um. Er steht nun vor mir und grinst: „Nö. Wenn du zu langsam bist.“
Er dreht sich wieder um und radelt los. Ich hinter ihm her. Wir fahren in den Wald und den Waldweg entlang. Am Ende des Waldstücks biegen wir nach links ab und fahren wieder in den Wald hinein. Nach einiger Zeit bergauf kommen wir an einer Lichtung an. Dort steigen wir von den Rädern ab und schieben sie durch den Wald zu unserem Platz. Dort angekommen legen wir die Räder in die Wiese und setzen uns ein Stück weiter auf den warmen Waldboden. Da sitzen wir nun und mir schießt kurz mein Traum durch den Kopf. Ich versuche, ihn schnell wieder loszuwerden und wir beratschlagen, was wir nun tun wollen. Ich frage Andy: „Hast du irgendwas geplant?“ Darauf antwortet er: „Nö. Du? Wir könnten ja einfach hier was sitzen und reden.“ „Ich hab auch nix geplant. Sitzen und reden können wir. Und worüber?“ Andy antwortet: „Ich habe `Akte-X´ gesehen. Neulich kam eine Schlüsselfolge. Die war spannend. Hast du die auch gesehen?“ „Ich darf so spät nicht mehr fernsehen. Um neun Uhr muss ich ins Bett, deswegen habe ich das nicht gesehen. Worum ging es denn?“
Wir unterhalten uns noch sehr lange über Außerirdische und Ufos. Auch über Geister und was es sonst noch so Übernatürliches gibt. Irgendwann schaue ich auf die Uhr: „Oh es ist ja schon halb sechs. Ich muss gleich nach Hause zum Abendessen. Nächste Woche fahre ich nach Mechernich zu meiner Oma. Wie jedes Jahr in den Sommerferien.“ „Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr. Schade“, erwidert Andreas und zieht die Mundwinkel nach unten. „Wann kommst du denn wieder?“ „ Ich bleibe vier Wochen. Und ich fahre ja auch erst nächste Woche. So lange können wir uns ja noch sehen. Jetzt muss ich aber los. Sonst komm ich zu spät und krieg wieder Ärger.“ „Okay. Ich fahr noch mit Dir nach Hause. Zumindest bis zur Kreuzung.“ „Okay“, antworte ich und wir stehen fast zeitgleich auf. Auf die Fahrräder geschwungen radeln wir den Weg wieder zurück bis zur Kreuzung. Andy sagt: „Und nun trennen sich unsere Wege. Sehen wir uns morgen?“ „Ich denke schon. Morgen ist Samstag und da habe ich sonst nichts vor.“ „Also dann, Dennis. Bis morgen. Nach Mittag? Ich warte dann hier auf dich.“ „Okay. Nach Mittag. Ich komm dann hier hin. Tschüss. Bis morgen.“ „Tschüss.“
Ich fahre nach rechts die Straße hinunter und Andy biegt nach links ab und radelt die Straße hinauf. Wieder zu Hause angekommen stelle ich mein Fahrrad im Keller ab und gehe nach oben in die Küche. Meine Uhr zeigt 19:00 und ich bin pünktlich auf die Minute.
Das Abendessen ist wie immer. Timo, unsere Mutter und ich sitzen in der Küche am Esstisch und zu Abend gibt es heute Brot. Nichts Besonderes. Ich bin fix und fertig. Der Tag ist lange und anstrengend gewesen.
Froh bin ich, endlich in meinem Zimmer auf dem Bett zu liegen, leise Musik zu hören und zu träumen bis ich einschlafe. Die Musik läuft noch.
Ich bin ein Kind der Elektromusik aus den 70ern und 80ern. Ich höre auch Dance, Trance und Techno. Hauptsache, es hört sich gut an. Die Musik, die ich höre, drückt meine Gefühle aus. Wer mich wirklich gut kennt, kann an der Musik leicht sehen, wie es mir geht.
Leider kenne ich nur einen, dem das gelingt. Meinem besten Freund Dennis, den ich seit zwei Jahren kenne und immer in den Sommerferien sehe. Auch wenn wir uns nur selten sehen so sind wir doch beste Freunde geworden.