Читать книгу Die Vogelfreiheit unter einer zweiten Sonne, weil die erste scheint zu schön - Andrea Drumbl - Страница 4
ОглавлениеDas »Oktoberfriedhofskind« in Andrea Drumbls oft genug unheimlicher, manchmal auch schön-morbider, unterirdischer Prosawelt mit dem Buchtitel »Vogelfreiheit« geistert und paraphrasiert in meinen Träumen als kleiner toter Bub, dem das Blut, wie es heißt, aus den Kniekehlen gewichen war und dessen Augen, um die Worte von Andrea Drumbl zu gebrauchen, dunkel waren, wie Tee ohne Milch, einem guten, wie sie sagt, kräftigen Tee aus Assam oder auch aus Darjeeling, wie ich meine, seit ich in Indien, in Pune, vor einer Konditorei sitzend, dieses Manuskript gelesen habe, in dem dieser kleine tote Junge auch als Verblichener sein »Kindheitslebensband« fortsetzt und fortspinnt, überirdisch oder unterirdisch, keiner »weiß« es, jedenfalls steckt er einen goldenen Ring, ein ehemaliges Liebesgeschenk, wie es heißt, an eine, wie ich es mir vorstelle, Friedhofsblume, an eine weinrote Chrysantheme, denn wenn die Blumen im Oktober fortgehen, dann kommen die Chrysanthemen und vermählen sich mit der bitterzarten Raureife in Andrea Drumbls »Vogelfreiheit« auf Ewigkeit in Aller Seelen.
Josef Winkler (Georg-Büchner-Preisträger)