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Die Verlockung der Normalität
ОглавлениеSusanne saß an diesem Montag an ihrem Schreibtisch und war zum ersten Mal seit sie die Position der Abteilungsleiterin innehatte, richtig froh über ihr Einzelbüro.
Sie wollte alleine sein, denn die Erlebnisse des Wochenendes verfolgten sie mit einer Intensität, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
Zum einen war da der Samstag, an dem sie es geschafft hatte, ein Geschäft mit siebenstelligem Umsatz für die Firma an Land zu ziehen. Ihrer Überzeugungskraft war es zu verdanken, dass der Direktor, Doktor Tobias Bauer, den Vertragsbedingungen schließlich zugestimmt hatte.
Wie sehr schmeichelte es ihr, dass ihr gutaussehender Boss ausschließlich zu Susannes Wohl komplett auf das Geschäft verzichtet hätte. Er wollte sie ganz für sich alleine haben! Und sie sei für ihn etwas ganz Besonderes! Was gab es Schöneres für eine Frau?
Dass es allerdings bei den Verhandlungen darum gegangen war, dass ein alter Mann sie zuerst auspeitschen und danach wie eine Stute besteigen hatte wollen, machte das Ganze surreal.
Auf Susannes Drängen hin hatten sie den Vertrag schliesslich so verändert, dass sie Auftrag doch noch bekommen hatten.
Die Nachwirkungen spürte sie noch allzu deutlich. Die Brutalität der Schläge, die der Kunde ihr versetzt hatte, war extrem gewesen. Daher konnte sie auch heute noch, zwei Tage später, kaum auf ihrem Hintern sitzen. An ihren Rücken, der mit einer Peitsche bearbeitet worden war, mitten während sie Sex mit ihrem Chef hatte, mochte sie gar nicht erst denken, aber den brauchte sie wenigstens nicht zu belasten.
Vor allem diese letzte Erinnerung brachte sie fast um den Verstand. Das Gefühl, gleichzeitig die enormen Maße ihres Herrn in sich zu spüren, auf ihm zu reiten, während sie es war, die den Rhythmus vorgab, vermischt mit dem scharfen Schmerz der Peitsche – Wahnsinn!
Eine leise Stimme der Vernunft in ihrem Hinterkopf fragte sie immer wieder, ob sie eigentlich noch ganz bei Sinnen war? Sich für derartige Praktiken gebrauchen zu lassen! Doch sie wusste, dass sie genau hier und jetzt das gleiche wieder tun würde. Diese Intensität, den eigenen Körper zu fühlen, brachte sie fast um den Verstand. Das war es, wovon sie immer geträumt hatte!
Und das Beste: ihr Herr war erfolgreich, wohlhabend und auch sonst in jeglicher Hinsicht ihr Traummann. Erfahren im Umgang mit den Frauen, wusste er, wie man ihre weiblichen Sinne zu höchster Lust anregen konnte.
Wann er sie wohl wieder zu sich rufen würde? Und wie würde ihr Zusammentreffen dann sein?
Denn der Rest des Wochenendes, Samstag Abend und Sonntag früh, war der zweite intensive Punkt, den sie kaum aus ihren Kopf bekommen würde. Tobias hatte sie mit zu sich nach Hause genommen.
Er hatte ihr gestattet, sich ein wenig auf seinem Bett auszuruhen, während er für sie beide gekocht hatte! Dann hatten sie noch eine ganze Weile auf der Terrasse seines Penthouse gesessen und geredet. Dazu hatten sie Champagner getrunken. Irgendwann hatten sie Sex gehabt. Ohne jegliche Bedingungen. Ein wenig erstaunt hatte Susanne festgestellt, dass diese Erfahrung zwar sehr schön gewesen war – kein Vergleich zum Sex mit all ihren Ex-Freunden zusammen- aber nicht an ihre Erlebnisse der letzten Tage hinkam. Würde sie nun nie mehr zu einer „normalen, langweiligen“ Beziehung fähig sein? Susanne hatte den starken Verdacht, dass sie von nun an jeden Mann mit IHM vergleichen würde. Es ängstigte sie ein wenig, wie sehr sie ihrem HERRN Tobias verfallen war. Was, wenn er sich eines Tages eine andere Sklavin suchen würde?
Und wie stand es um ihre Beziehung zu dem MANN Tobias? Am Samstagabend hatte sie ihn zu ersten Mal kennengelernt.
Sonntagmorgen war er zeitig aufgestanden, um Laufen zu gehen, während sie einfach noch liegen geblieben war.
Als sie hörte, dass er etwa eine Stunde später zurückkam und Duschen ging, war sie auch endlich aus den Federn gekrochen. Die Küche, die er am Vorabend in ein wahres Schlachtfeld verwandelt hatte, war blitzblank, der Esstisch im geräumigen unteren Geschoss des Apartments zum Frühstück gedeckt.
Wie war das möglich? Dunkel erinnerte sie sich an Hintergrundgeräusche am frühen Morgen, bis ihr einfiel, dass er etwas von einer Haushälterin gesagt hatte. Was für ein Leben! So einen hilfreichen Geist wünschte sie sich auch des Öfteren. Tja, Millionär müsste man sein…
Nach dem Frühstück hatte Tobias sie mit in die Firma genommen, wo ihr Auto noch immer in der Tiefgarage geparkt stand. Für ihn war es selbstverständlich, dass er auch am Wochenende oder trotz Urlaub Arbeiten ging bzw von zuhause aus arbeitete. Wenn sie es also genau bedachte, machte sie lieber ihren Haushalt selbst und hatte dafür echte freie Tage.
Zum Abschied hatte er sie noch einmal in den Arm genommen und geküsst. Es war ein Moment gewesen, den sie ebenfalls in ihre Liste der besten Erlebnisse ihres Lebens aufnehmen würde. Diese beiden Minuten hatte sie sich gefühlt, als wäre sie Aschenputtel, das endlich ihren Prinzen gefunden hatte. Doch sie wusste, dass sie sich derlei Träumereien besser nicht hingeben sollte.