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Familie Hansen aus Lübeck

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Greta Hanssen schaute auf den kleinen Innenhof ihres alten Hauses in der Dr. Julius-Leber-Straße. Sie selbst hatte diese wunderbare grüne Oase geschaffen, sie ganz alleine, mitten im Herzen Lübecks. Wann immer sie wollte, konnte sie zu Fuß zur Breiten Straße gehen. Shoppen, gucken, relaxen, oder wie jetzt mit einem Cappuccino in der Hand unter dem neuen Sonnenschirm die wunderbare Ruhe genießen. Mitten in der Innenstadt eines Weltkulturerbes.

Ihre Gedanken schweiften weiter zu ihren Kindern. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie liebevoll an ihre Zwillinge dachte. Ben war der Erstgeborene. Energisch, durchsetzungsfähig, ja, und manchmal auch bockig. Sophia dagegen war zart, vorsichtig, anmutig. Beide hatten gerade ihren 17. Geburtstag gefeiert und freuten sich nun auf ihre Sommerferien. Die letzten vor ihrem Abitur.

Oma und Opa Hanssen waren damals mehr als zufrieden, als ihr Sohn Mathis ihnen Greta Wendt vorstellte. Greta, damals 16 und in der Oberstufe des Ursulinen-Gymnasiums in St. Gertrud. Mathis ging auf das Hermanneum in St. Jürgen und hatte Greta bei einem Schwimmwettbewerb gesehen. Ab da hatte er nur noch Augen für sie gehabt. Greta im Krähenteich, im blau-gepunkteten Badeanzug und mit langen, dunklen Zöpfen.

Als Greta nach ihrem Abitur mit 18 an der Uni Kiel Biologie studierte, um sich dann auf Meeresbiologie zu spezialisieren, befand sich Mathis gerade in Kanada. Er machte dort ein Auslands-Semester in Pharmazie. Sein Onkel wohnte in Kanada und hatte mal wieder seine Verbindungen spielen lassen und vermittelte Mathis im Anschluss auch noch ein Forschungspraktikum in einer universitären Arbeitsgruppe in Chemie.

Eigentlich wäre für Gretas Karriere auch so eine meeresbiologisch arbeitende Arbeitsgruppe an einer Uni mehr als ratsam gewesen, nach dem Studium. Oder eine Promotion. Aber deshalb drei Jahre lang auf ein richtiges Familienleben mit Kindern, gemeinsamen Urlauben und Garten VERZICHTEN? NEIN, entschieden Greta und Mathis. NEIN Karriere, JA Familienglück und Kinder.

Seit der Zeit war Greta Hausfrau und Mutter. Die Karriere fehlte ihr nicht, denn sie arbeitete auch als beliebte Krimi-Autorin. Ihre Bücher schrieb sie zu Hause am Laptop und war deshalb gerade in den ersten Jahren immer greifbar für ihre Zwillinge. Greta war das, was sie ihr spezielles Glück nannte: Erfüllte Mutter, erfolgreiche Autorin und liebende Ehefrau. Mitten in Lübeck, in einer der für sie schönsten Städte Deutschlands. Im „echten“ Norden, lachte sie in sich hinein. Schleswig-Holsteins neuer Slogan hatte bereits viel Aufsehen erregt. Klang aber auch gut.

Mathis arbeitete nach seinem Pharmazie-Studium bei „PharmHealth-Lübeck“ als Geschäftsführer der Forschungsgruppe „Zivilisationskrankheiten“. Die Kernkompetenz dieses Unternehmens war „Gesundheit im Bereich Volkskrankheiten“. Das Lübecker Unternehmen versorgte weltweit Verbraucher mit Mitteln gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs, Infektionen und Störungen des Fettstoffwechsels. Mathis verdiente mehr als gut und sie hätten sich eine Villa in Travemünde leisten können, aber hier bei Oma und Opa, mitten in Lübeck, war es für sie alle ideal.

Opa Gustav, Gretas Vater, war hier schon aufgewachsen, als Gustavs Vater Erdmann in der Dr. Julius-Leber-Straße nach dem Krieg eine Kohlenhandlung eröffnet hatte. Und Oma Margarete, Gretas Mutter, half ihrer Tochter im Garten mit Rat und Tat. Und mit den Rosen.

Na, Flocke, was willst du denn? Kekse? Nein, du bist ein Hund. Keine Kekse für Flocke.

Flocke, ein brauner Königspudel, wackelte mit dem Schwanz, aber Greta ließ sich nicht erweichen.

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