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4. Kapitel

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Durch unsanftes Rütteln wurde ich geweckt. Ein Page in seiner schicken Uniform, höchstens 17 Jahre alt, versuchte wohl schon seit einigen Minuten, mich wach zu bekommen. „Miss Marinda, bitte wachen Sie auf!“ rief er mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme.

Ich richtete mich auf, wir schauten uns mit großen Augen an und ich fragte: „Wie kommst du denn hier herein?“ „Sie hatten vergessen, die Tür abzuschließen, Miss“, erklärte er mir. „Sie müssen rasch aufstehen, es ist Viertel vor fünf. Majestät erwartet Sie zum Dinner!

Wie von einer Biene gestochen sprang ich auf, entledigte mich des Nachthemds, welches ich einfach auf den Boden warf und rannte aufgeregt durch das Zimmer. Der Hotelpage senkte betreten den Blick. Angesichts eines nackten, nervös umherlaufenden Frauenkörpers war er überfordert und beeilte sich, das Zimmer zu verlassen. „Ich komme in zehn Minuten und hole Sie ab“, sagte er noch und schloss rasch die Tür.

Ich eilte ins Bad, prüfte mein Aussehen im Wandspiegel und versuchte hastig, sowohl meine zerzausten Haare als auch meine Gedanken zu ordnen. Ich wusch mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser, zog mir rasch die Unterwäsche an und wühlte in meinem Koffer nach dem apricotfarbenen Kaftan, den Ohrhängern mit den gleichfarbigen Korallen sowie meiner flauschigen Häkelstola mit dem filigranen Muster.

Fertig angekleidet ging ich nochmals ins Badezimmer, trug pfirsichrosa Lippenstift auf und betonte meine Augen mit dunkelgrauem Lidschatten, was mir einen dramatischen Ausdruck verlieh – es sollte ja auch ein Abend-Makeup sein.

Auf der Ablage unter dem Spiegel fand ich ein kleines Parfümfläschchen, vermutlich ein Geschenk des Königs (wie aufmerksam!). Ich probierte den Duft an der Innenseite meines Unterarms aus: er war unbeschreiblich! Dann trug ich ihn großzügig am Hals auf.

Ich nahm mein hellbraunes Abendtäschchen, füllte es mit den wichtigsten Utensilien, als auch schon der Page hereinstürmte. „Sind Sie fertig, Miss?“, fragte er. „Ja, ich bin soweit“, antwortete ich ihm. Sichtlich beruhigt führte er mich zu Zimmer Nr. 107.

Der König stand frisch rasiert, nach Zitrone und Sandelholz duftend in der Tür und versprühte reichlich gute Laune. Ich strahlte ihn an und versuchte, etwas von seiner Lebensfreude in mich aufzunehmen.

Gehen wir“, sagte er. „Ja, gehen wir“, antwortete ich. Diesmal legte er seinen rechten Arm um meine Hüften und wir schritten gemeinsam die Treppe hinunter, bogen nach links ab, gingen an der Rezeption vorbei und dann durch eine große, mit Glasfenstern versehene Schwingtür, hinüber in den Speisesaal.

Bei jedem Schritt spürte ich seine warme Hand an meiner Taille. Er fasste mich mit einer Selbstverständlichkeit an, als ob ich bereits sein Besitz wäre. Seine Berührung erregte mich. Ich versuchte, dieses aufkeimende Gefühl zu unterdrücken. – Dem König war es jedoch nicht entgangen. Mein geröteter Hals und meine glänzenden Augen verrieten mich.

Sofort eilte ein Kellner herbei, der uns anscheinend schon erwartet hatte. „Majestät, darf ich Sie zu Ihrem Tisch führen?“ Er ging einige Schritte voraus, um uns den Weg zu bahnen. Der Saal war bereits gut besucht und nur noch wenige Tische frei. Wir ließen uns an einem Platz, der für uns reserviert war, nieder.

Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte der Kellner. Der König bestellte nach kurzem Überlegen eine Flasche trockenen Weißwein sowie Mineralwasser. – Ich faltete die Serviette auf meinem Schoß sorgfältig auseinander, während der König in der Speisekarte blätterte. „Was möchtest du?“, fragte er mich. Etwas hilflos schaute ich ihn an: „Was empfiehlst du mir?“ – Ich errötete über meinen Mut, ihn einfach so zu duzen.

Er tat so, als ob er es nicht bemerkt hätte und antwortete lächelnd: „Ich nehme den Lachs. Der ist hier sehr gut, ich habe ihn schon mehrmals gegessen.“ „Dann nehme ich auch einen“, antwortete ich erleichtert und atmete tief durch.

Der Ober kam mit den Getränken, öffnete fachmännisch die Weinflasche, schenkte dem König einen Schluck ein und wartete auf dessen Urteil. „Sehr gut, hervorragend!“, sagte der König lobend, worauf ihm der Kellner das Glas füllte. – „Mir bitte nur wenig“, sagte ich.

Nachdem sich der Angestellte entfernt hatte, saßen wir einen Moment schweigend gegenüber. Der König sagte: „Trinken wir auf uns!“ - „Ja, auf uns, und auf die Liebe“, erwiderte ich und errötete erneut, weil ich mich in meinen innersten Gefühlen ertappt fühlte. – Er strahlte mich an und geräuschvoll klingend stieß er sein Glas an meines.

Der Hauptgang schmeckte vorzüglich, ich hatte jedoch kaum Hunger. Mein Bauch war gefüllt mit Schmetterlingen. Wir aßen schweigend und ich hing verliebt meinen Gedanken nach.

Schließlich durchbrach der König das Schweigen und sagte zu mir: „Du sprichst ja kaum etwas, Gisèle.“ - „Ja, Majestät, ich glaube, ich bin etwas schüchtern“, erklärte ich. Und so schwieg ich weiter und bemerkte, dass er schmunzelte.

Das Gedeck wurde abserviert und der König winkte den Servicemitarbeiter erneut zu sich, nun aber geheimnisvoll mit ihm tuschelnd. Ich wunderte mich ein wenig, ahnte aber schon, dass er sich wohl fürs Dessert eine Überraschung ausgedacht haben musste.

Und tatsächlich, nach wenigen Minuten wurde in hübschen Silberschalen der Nachtisch aufgetragen. Es handelte sich um ein Dessert aus Biskuit, Mascarpone-Creme und exotischen Früchten, garniert mit essbaren Blütenblättern.

Der fruchtige Duft war unbeschreiblich verführerisch! Ich strahlte wie ein Kind. Der König beobachtete meine Reaktion sichtlich erfreut und sagte: „Na, da ist mir die Überraschung wohl gelungen!“ Ich nickte nur selig und bemühte mich, meinen nun erwachten Appetit angemessen zu zügeln.

Die Haremskönigin

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