Читать книгу Ich rocke den Lake Viktoria! - Andrea Shija'Estrana Wobmann - Страница 11
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ОглавлениеDas Teacher-College in Butimba steht als erstes auf dem Programm. Eingang Schulcampus schreitet Nsajigwa grossspurig vor und trägt wichtigtuerisch mich mit ins Gästebuch ein. Der Portier zieht die Augenbrauen hoch. Ich smile schulterzuckend über das No-Go und frage: Ja, Fotobewilligung erstattet! Nsajigwa ist eingeschnappt. Das Geknipse ist teils schlechthin unerwünscht. Die Lehrer-Universität für die 1200 Studenten liegt satt grün eingebettet in einer Seenische. Grossartige Baumformen ragen zwischen Felsen hervor, ein einladendes (Picknick-)Plätz-chen begrüsst uns am Ufer. Still, gluckernd, präsentiert es sich - wenn da gewisse unkalkulierbare Lake-Flies-Schwärme nicht stressig werden können. Mary veranstaltete mal einen wichtigen Anlass am See mit ausladendstem Buffet, bei prächtigstem Wetter. Just, als die geladenen partyfreudigen Gäste eintrafen, grossformierten sich diese Minimückchen für Stunden. Ich erhasche heute ein Hauch davon. Diese Schwärme können so dicht auftreten, dass sie in alle unsere Luftlöcher eindringen – mancher Fischer sei daran erstickt. Ich denke, ein Fliegenwolkenereignis muss man selbst erleben, um es nachvollziehen zu können – ich werde annährend in den Genuss kommen. Lieblicher, grösser studiere ich die gelben Webervögel. Das sind die kleinen Flinken, welche die kunstvollen, hängenden Nester basteln. Es fällt ein solch goldenes Kleines vor meine Füsse - asante sana, vielen Dank! Die Schulleitung zeigt uns ihr Künstleratelier. Das gibt mir die Idee, zusammen für die Touristen einen Workshop zu kreieren oder Diskussionsrunden zwischen Studenten und Reisenden zu organisieren. Das College stimmt dafür.
Zurück an der Hauptbusstation Mwanza City grübelt Nsajigwa unschlüssig, welche der beiden weiteren Ziele er anpeilen soll. Dann verrat doch endlich, wo die liegen! Ach, Kageye vierzig Kilometer links oder Nyegezi/Malimbe fünfzehn Minuten rechts. Von rechts kommen wir soeben, oder? Pardon, Mitte Retourweg hätten wir statt hierher nach dorthin umsteigen sollen. Für nach links scheint es Mitte Nachmittag zu spät, dafür weiss ich die afrikanischen Fortbewegungszeiten genug abzuschätzen. Meine logischen Folgerungen missfallen, doch als praktisch veranlagte Person, schliesse ich rasch Entscheidungen. Wir fahren Richtung rechts zurück, Richtung Malimbe, woher wir herkamen (unnötiger Busticket- wie Zeitverschleiss).
Die Anlage Lavenabeach: Nett, für mich langweilig perfekt herausgeputzt. Einzig speziell gefallen mir die Schaukeln: die Gummihosen an Seilen sind Pneus längs aufgeschlitzt. Am Beach markiert Nsajigwa den grossen Herrn, er spendiert Pikipiki-Drivern und Aufseher Limonade. Ich habe keine Lust, nicht auf das Getue, nicht auf Limo. Ich schlendere allein auf Entdeckungstour ausserhalb des eingezäunten Geländes. Hey, unerwartet mystisch lieblich: Ich werde eskortiert, eingehüllt in einer schwingenden himmelfiligranen Wolke aus lilanen Libellen!
Morgens darauf, kaum hell, nehmen wir uns das Zweite der gestrigen drei Ziele vor: Kageye. Ein historischer Platz, von welchem aus Sir Henry Stanley 1875 (neunzehn Jahre nach der ‘Entdeckung’ des Lake Victoria) diesen als Erster vollständig umrundete. Victa, ein Pikipikidriver offeriert uns einen guten Preis. Da staunt der Nsajigwa, dass ich im Gegensatz zu ihm (schon) persönliche Kontakte habe.
Wir tuckern Freiluft vierzig Kilometer am Lake entlang. Filmisch ziehen die bunten, sandstaubigen Kulissen der Dörfer und Reisfelder und Mango Plantagen und Felsen und Strände an uns vorbei. Prächtige Natur pur. Victa (richtig Victor, geklungen wie Victa und ich bleib dabei) hält mittig bei der Fischerstadt Kayenze. Bis zu fünfzehn Tonnen Frischgefischtes werden täglich den Fabriken für den Export geliefert. Wir erklären uns Eingangs Fischertor beim Pförtner und haben das Gästebuch vorliegen - ich bin diesmal flinker mit Stiftkrallen für meinen Namen. Leider heisst es trotzdem draussen bleiben, wir sind zu spät für heute. Es gibt auch keine Fotobewilligung. Kleine silbernen Minifischchen liegen am öffentlichen Strand ausgebreitet auf dem Sand zum Trocknen. Dahinter warten die Marabuts geduldig auf unbrauchbare Resten. Igitt, Marabut. In meiner Vorstellung waren dies stolze Vögel. Die hier, das sind die fliegenden Strassenreiniger; ich sehe sie fast ausschliesslich auf Abfallbergen rumstochern.