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Abtreibung – und was die Kirche tun sollte!

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Wie gut tut es zu hören, dass die Kroaten die »Homo-Ehe« in einem Volksreferendum entschieden abgelehnt haben und jetzt die Definition der Ehe als Verbindung von Mann und Frau in die Verfassung schreiben. Und auch in anderen Ländern beginnen die Menschen, sich gegen Homo-Ehe und die Gender-Ideologie zu wehren. Auch im Kampf gegen die Abtreibung tut sich etwas und es ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber doch schön zu hören: Heute hat man mich zu einer Kundgebung in den Niederlanden eingeladen, aber ich musste absagen, weil an demselben Tag eine solche Kundgebung auch in Salzburg stattfindet! Vielleicht bahnt sich eine Art »Frühling« an, in dem das Leben erwacht ohne Gewalt und hoffentlich viel erfolgreicher als der bislang missglückte »Arabische Frühling«!

Mit Blick auf diese Entwicklung: Natürlich ist die katholische Kirche ein, letztlich das einzig unbezwingbare Bollwerk zum Schutz des Lebens. Aber dennoch muss man zugeben: Das lebensfeindliche Gift der Abtreibungslobby hat auch Katholiken erreicht und dies in einem unvorhersehbaren Ausmaß. Etwa so, dass in Religionsbüchern nicht mehr klar ist, ob die Frau nicht doch das Recht haben soll, sich für eine Abtreibung »zu entscheiden«. Oder dass ein Bereichslehrer für Religion einer jüngeren Kollegin vorschreiben will, über Abtreibung nur »ergebnisoffen« zu sprechen und nicht die offizielle Lehre der Kirche zu unterrichten. Und ein letztes, selbst erlebtes Beispiel: Bei einer Tagung über Missbrauch meinte der »katholische« Redner, die Kirche müsse endlich ihre Haltung zu Sexualität und auch zu Abtreibung ändern. Meinen Einspruch quittierte die Mehrzahl der Anwesenden mit Buhrufen! Wir hätten nicht Papst Franziskus gebraucht, um zu wissen, was er jetzt der Welt wieder einmal mehr gesagt hat. Aber wie gut, dass er es getan hat und wie:

»Unter den Schwachen, deren sich die Kirche mit Vorliebe annehmen will, sind auch die ungeborenen Kinder. Sie sind die Schutzlosesten und Unschuldigsten von allen, denen man heute die Menschenwürde absprechen will, um mit ihnen machen zu können, was man will, indem man ihnen das Leben nimmt und Gesetzgebungen fördert, die erreichen, dass niemand das verbieten kann. […] Gerade weil es eine Frage ist, die mit der inneren Kohärenz unserer Botschaft vom Wert der menschlichen Person zu tun hat, darf man nicht erwarten, dass die Kirche ihre Position zu dieser Frage ändert. Ich möchte diesbezüglich ganz ehrlich sein. Dies ist kein Argument, das mutmaßlichen Reformen oder ›Modernisierungen‹ unterworfen ist. Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet« (Evangelii gaudium, 213, 214).

Hätten wir es schon gewusst, unnötig, darauf hinzuweisen? Nein, wie gut, dass Papst Franziskus es noch einmal gesagt hat, auch wenn seine Vorgänger es schon gesagt hatten und seine Nachfolger es wieder sagen werden!

Positiv bleibt, dass es kaum einen Priester zu geben scheint, der einigermaßen offen »pro choice« eintritt, erst recht keinen Bischof. Und doch, ganz »heil« ist die Lage trotz allem nicht. Denn man kann das »Nein!« zu Abtreibung nur flüstern, man kann es an ein Gremium delegieren, man kann es in einem Hirtenbrief verstecken! Oder man kann es laut von den Dächern rufen, unermüdlich rufen und prophetische Zeichen setzen, sodass es in der Öffentlichkeit nicht mehr überhört werden kann. Darum geht es und dazu wären drei Schritte nötig, bei denen die Bischöfe als Hirten vorausgehen sollten:

Erstens sollten die Bischöfe den Dialog und die Zusammenarbeit mit Pro-Life-Gruppen suchen und pflegen. Die Bischöfe sollten sich für dieses Thema Zeit nehmen, viel Zeit! Wenn man sich Zeit nimmt für Gremien, in denen nicht selten unkundige Leute über eher unbedeutende Dinge reden, wie viel mehr Zeit sollte man einsetzen, um über den Schutz und die Rettung der Ungeborenen mit denen zu reden, die das Thema Abtreibung nicht nur intellektuell wirklich kennen, sondern auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung, erworben im Ringen um jedes Menschenleben, zum Beispiel durch den Straßendienst, »Wissende«. Die Bitten um einen solchen Dialog wurden im Fall des großen, verdienstvollen Pro-Lifers Bernward Büchner, wie ich bestürzt lese, fast immer nur abgelehnt! Aber müsste nicht jeder Christ sozusagen »alles liegen und stehen lassen«, um mitzuhelfen, Menschen zu retten?

Besonders schlimm und ungerecht ist es, sich die Lebensschützer samt und sonders vom Leib zu halten mit Behauptungen, sie seien zu »emotional« und »unsachlich« oder zu »radikal«! Falsch: Über den Massenmord an Kindern kann man nicht »cool« reden. Die Emotion, die das Reden und Handeln begleitet, ist in solchen Fragen einzig die »sachliche, rationale, angemessene Reaktion«. Dasselbe gilt für das abwertend gemeinte Beiwort: »radikale« Abtreibungsgegner! Es gibt viele Bereiche, in denen man nur »radikal« dafür oder auch dagegen sein kann, nicht aber »nur ja nicht radikal«! Man kann nur radikal gegen Völkermord sein und auch radikal für den Glauben an Christus, wobei in diesem Zusammenhang »radikal« niemals Gewalttätigkeit mit einschließt. »Radikal« war Mutter Teresa in ihrem Dienst für die Armen, Franz Jägerstätter war radikal gegen Hitler eingestellt. Ungerecht ist es auch, Leute, die für das Leben und gegen Abtreibung kämpfen, pauschal als Fanatiker oder Psychopathen zu verunglimpfen, mit denen man nichts zu tun haben will und sich besser nicht sehen lässt! Sogar wenn der eine oder andere von ihnen wirklich psychisch nicht im Gleichgewicht sein sollte: Wäre es nicht höchste Zeit, sich selbst zu fragen, ob er oder sie nicht doch zumindest »auch recht« hat? Oder würde man nicht nachschauen, wenn ein solch angeblicher Fanatiker »Feuer!« riefe, weil es vielleicht wirklich brennt und es ohnehin schon nach Rauch stinkt? Werden nicht irgendwann viele von uns versucht sein zu sagen: »Das haben wir nicht gewusst!«, und dabei denken: Wir hätten vielleicht doch auf die »Fanatiker« und »Psychopathen« hören sollen, deren Art uns unangenehm war, dann hätten wir es wissen können! Der erste Imperativ wäre: Die Kirche »muss« sich mit Lebensschützern wie Bernward Büchner solidarisieren und damit zeigen, dass die Kirche das erste und größte Lebensschutzzentrum der Welt sein will und auch ist.

Zweitens sollten sich die Katholiken, auch alle anderen Christen, alle, die sehen, was »vor ihren geschlossenen Augen« geschieht, daran erinnern: Die Propheten haben nicht nur geredet, sondern auch Zeichen mit ihrem eigenen Leib gesetzt, die unübersehbar waren und ihre Umwelt zum Nachdenken oder Fragen zwangen. Die prophetischen Zeichen von damals sind für die heutige Welt meist unbrauchbar, aber irgendwie doch ähnlich. Wie damals ist es heute üblich, mit wichtigen Anliegen auf die Straße zu gehen und damit auch in die Medien. Das tun Bischöfe schon jetzt, um an die weltweite Verfolgung von Christen aufmerksam zu machen, oder auch dadurch, dass sie im Fernsehen die Kirche und ihre Lehre verteidigen. In den USA gehen die Bischöfe mit den Pro-Life-Demonstranten auf die Straßen und vor Abtreibungskliniken. Man fragt sich betroffen: Warum führen die Bischöfe nicht auch in Europa jene Großveranstaltungen an, die »pro life« abgehalten werden? Und wo sind all jene, die nicht müde werden, an Verbrechen in der Vergangenheit zu erinnern, und jene, die sich für Erhaltung des Regenwaldes und der Tiere stark machen, oder auch die Mitglieder der vielen und zu vielen »Gremien« in der Kirche und der vielen anderen Organisationen und NGOs, die von sich sagen, sie seien für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: Wo sind sie, warum helfen sie nicht mit all ihren Kräften, warum gehen sie nicht auf die Straße und fordern den Schutz der Kinder und ihrer Mütter?

Wenn bei einer nationalen Großveranstaltung die gesamte Bischofskonferenz vorausginge, was wäre das für ein gewaltiges und wirkungsvolles Zeichen! Ich habe im Ausland mehrfach erlebt, wie dankbar die Menschen sind, wenn ein Bischof, wenigstens aus einem anderen Land, mit ihnen geht, erst recht, wenn der Bischof einer der Ihren ist, wie ich es in Budapest und in Olmütz schon erlebt habe! Und wenn dann auch noch eine größere Zahl der Domkapitulare, der Ordensschwestern, Priester, politischen Prominenz und natürlich der Mitglieder der »neuen Bewegungen« mitginge und auch derjenigen, die oft und gerne auf Wallfahrten gehen – was für ein prophetisches Zeichen wäre dies!

Drittens sollten die Bischöfe und ihre Theologen nachdenken, ob man das Fest »Mariä Heimsuchung«, die Begegnung von Maria und Elisabeth mit den ungeborenen Kindern unter ihrem Herzen, Jesus und Johannes dem Täufer, nicht neu, sozusagen »erweitert« verstehen und liturgisch feiern könnte als die große Heilszusage Gottes an den Menschen von Anfang an, noch im Schoß seiner Mutter? Dann hätten wir zwei Feste, um der Kleinsten zu gedenken und für sie zu beten: das Fest der Unschuldigen Kinder und Mariä Heimsuchung.

Abtreibung hat es immer gegeben wie den Brudermord seit Kain und Abel, aber vom Gesetz freigegeben, propagiert und mit Steuergeldern finanziert? Wie kann es sein, dass Katholiken, die das Konzil ständig im Munde führen, die Lehre des Konzils, dass Abtreibung Mord ist, ignorieren und, wie schon erlebt, sogar verhöhnen? Ich habe schon von Jugendlichen gehört, die den Mut hatten, das Thema »Abtreibung« für eine schulische Redeübung zu wählen und von Mord zu sprechen, und muslimische Taxifahrer haben in meiner Gegenwart ohne Zögern gesagt: »Abtreibung ist Mord«. Über andere Massenmorde in der Vergangenheit ist die Welt immer noch mehr oder weniger entsetzt. Aber über den Mord an den Ungeborenen heute sollen wir schweigen? Und wir reagieren kaum, wenn eine berühmte französische Schauspielerin öffentlich bekennt: »Ich bin gegen die Todesstrafe, aber für Abtreibung!« Absurd? Ja, aber diese Meinung ist weitverbreitet gerade unter den Promis und ranghohen Politikern! Über mangelnden Mut unserer Vorfahren angesichts bestimmter Verbrechen zu ihrer Zeit sind wir »betroffen« und »schämen uns«, aber obwohl wir heute keine Gestapo und keine sibirischen Arbeitslager zu fürchten haben, bleiben wir mehr oder weniger stumm angesichts dessen, was geschieht, ja es beeinflusst nicht einmal unser Verhalten bei der Wahl. Diese Tragödie schreit nicht nur zum Himmel, sie schreit auch nach einem besonderen Einsatz der Kirche. Zurzeit sind es schon viele Christen, die vorangehen, aber es dürfte keinen Katholiken, keinen Christen geben, der von sich selbst nicht sagen könnte: Ich bin »Lebensschützer« und tue nach meinen Möglichkeiten alles, was ich nur kann, »pro life«!

Und ein letztes Wort: Zur Hirtenaufgabe der Bischöfe gehört es auch, die »Bruchstellen« bei den Katholiken in der Abtreibungsfrage immer wieder anzusprechen. Abgesehen von der moraltheologischen Häresie der Güterabwägung, die Papst Johannes Paul II. in Veritatis splendor gebrandmarkt hat, mit der sich eine Abtreibung immer »bestens« legitimieren kann, kennt man das Grunddogma des fünften Gebotes Gottes zu wenig, wie Johannes Paul II. es in Evangelium vitae, Nr. 57, verkündet hat: Es ist niemals erlaubt, einen Unschuldigen zu töten.

Es sind drei Argumente, denen sich heute viele Katholiken beugen, auch solche, die sonst gegen Abtreibung sind:

1.Abtreibung bei Vergewaltigung

2.Abtreibung bei Behinderung

3.keine Strafe für Abtreibung

Es würde hier zu weit führen, wenn ich diese Punkte nochmals durchargumentierte. Ich beschränke mich daher auf folgende Verweise:

•auf Rebecca Kiessling (und ihre Website) und auch das Zeugnis einer kroatischen Schwester (in meinem Buch »Liebe und Partnerschaft«), die von serbischen Soldaten geschwängert wurde;

•auf mein eigenes Zeugnis (man kann mit einer Hasenscharte, die trotz heutiger OP-Technik laut statistischen Angaben immer noch häufig als legitimer Grund zur Abtreibung genannt wird, Bischof werden);

•auf einen österreichischen Bischof, der öffentlich sagte: »Niemand will die Strafe«, was aber logisch durchdacht so viel wie Fristenlösung heißt.

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