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Venezuela, Caracas 1977

Caracas

Caracas ist eine Millionenmetropole. Wunderbar gelegen, in einem hoch gelegenen Gebirgstal, umsäumt von steil ansteigenden dschungelbewachsenen Bergen. Was machen wir hier, zwischen den Hochhäusern in diesem von Billigst-Erdöl angetriebenen Straßenverkehr? Manche Straßen sehen an den Rändern aus wie verbrannter Baumkuchen. Teerdecke verschlissen? Na und! Einfach noch eine 5cm dicke Schicht auftragen. Kost’ ja nix.


Es gibt eine "Teleférico" Seilbahn über den "Pico Avila" bis zur Karibik. Immerhin 2137m hoch. Das wäre ein lohnendes Ziel.

Wir suchen uns ein Taxi.

"Where do you want to go?"

"Teleferico, por favor."

"Teleférico!?"

Den kleinen Polyglott rausgekramt.

"Look here."

"Si, El Avila."

An der Seilbahnstation herrschte gepflegte Totenstille. Abgesehen vom Verkehrslärm der nahe gelegenen sechsspurigen Autobahn.

Wir waren uns einig, hier stimmte etwas nicht. Ein großes Schild am Kassenhäuschen verhieß nichts Gutes. Der frisch erworbene "Guia de Conversación" Español-Alemán wurde aus der Tasche gekramt. Einen Deutsch-Spanisch-Übersetzer konnten wir in Caracas leider nicht auftreiben. Unser Übersetzungsversuch bleibt natürlich erfolglos. Erst ein freundlicher Gärtner erklärt uns in bestem "Pidginenglisch" (das entspricht in etwa genau unseren Englischkenntnissen):

"No Teleférico, tzree mäibi quadro wieks- -inspektiona. Ju anderstänt?"

Schei...e!

Jetzt bloß nicht den Tag verderben lassen. Es ist ca. 11 Uhr und die Temperatur steigt. An einer kleinen Bodega verkauft man uns zwei Dosen Sprite.

"Soll´n wir zu Fuß ein Stück den Berg rauf?"

"Nee - - oder doch."

"Na gut. Mal seh´n wie weit wir kommen."

Wie immer sind wir natürlich hervorragend für solche spontanen Aktionen ausgerüstet. Nämlich, gar nicht! T-Shirt, Jeans, Halstuch, Stiefel!!, überdimensionierte Messer (Marke: Bud Spencer), Umhängetaschen (natogrün mit diversen Verzierungen, waren damals absolut IN) und ein halbvoller, lederner Trinkbeutel (Marke: Ziege) und die alte 4x4 Agfa-Kamera. That´s all. Zwischen uns und dem rufenden Berg, die „Avenida Cota Mil”. Wie gesagt: sechs Spuren. Das Problem stellte sich nach wenigen Minuten als recht klein heraus. Ein Fußgängertunnel unter der Autobahn löste es. Schon nach 200-300m hatten wir die letzten Häuser hinter uns gelassen und den Urwald erreicht. Buschwerk, Dornen, Moskitos, Bäume, sandiger, haltloser Boden. Zunehmende Hitze.

"Ob es hier Schlangen und so was gibt?"

"Mit Sicherheit!"

"Raubtiere?"

"Hmm?"

Kein Weg. Noch mehr Kakteen, Agaven und Moskitos. Viel staubige Hitze.

Und...Durst!

"Haben wir was Trinkbares?"

"Klar, im Lederbeutel!"

(Ziegenlederbeutel haben den Ruf, Wasser frisch zu halten. Daher gehörte neuerdings einer zu unseren Reiseutensilien.)

"Gib her!"

"Jetzt nich´, da oben, auf dem Weg."

Noch 30 Meter, was ungefähr 20 Minuten weiterleiden bedeutete.

"...". Eine Handbewegung musste reichen.

Mund und Rachen sind trocken wie Stroh. Die Zunge ein verdorrter Fremdkörper. Den Beutel mit fliegenden Fingern aufschrauben. Ansetzen...schlucken. Eine lauwarme, lakritzige, schweißige, leicht brennende, mit kräftigen Ziegenkäsearoma versetzte, süße Flüssigkeit rann mir durch die Kehle.

"SCHE..se, WAS IST DAS!"

"Baccardi aus dem Dutyfree.....mit Cola. Warum?"

Gourmet-Tipp (für alle, die dem Alkohol auf ewig abschwören wollen): Ca. 400ml weißer Baccardi und 1 Dose Cola. Diese Zutaten in einen Ziegenlederbeutel geben. So lange schütteln, bis sich die Kohlensäure restlos verflüchtigt hat. Drei Tage körpernah durch die Gegend tragen. Acht Stunden in die pralle Sonne legen.

Fertig.

Hmmm.

Die Aussicht tröstete.


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