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Verknobelung

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Theo Seifert hatte Glück an diesem Abend. Es war eine alte Tradition, dass am Vorabend des Nikolaustages in ostfriesischen Gaststätten mit einem kleinen Einsatz um Preise wie Torten, Kuchen, Geflügel, Schinken, Würste und andere Lebensmittel gewürfelt wurde. »Verknobeln« hieß dieser Brauch.

Seifert hatte wie jedes Jahr an der großen Nikolaus-Verknobelung in der Gaststätte Norder Wappen teilgenommen. Mit einem Schinken, zwei großen Mettwürsten und einem Hasenbraten in seiner vollgepackten Aktentasche machte er sich auf den Nachhauseweg.

Die frostkalte Luft schlug ihm wie eine Ohrfeige ins Gesicht, als er aus der überhitzten und verräucherten Gaststätte nach draußen kam. Er war nicht mehr daran gewöhnt, so viel zu trinken. Er blieb einen Moment vor der Tür stehen, hörte das Stimmengewirr, das Volksmusikgedudel und dazwischen die Zurufe und Kommentare der Leute zum Würfelspiel.

Er nickte sich selbst ermunternd zu und ging los. Von hier aus war es höchstens eine Viertelstunde zu Fuß nach Haus. Vom Glockenturm der Ludgerikirche schlug es elfmal.

Das Licht wurde gerade in diesem Moment abgeschaltet. Er ging weiter, stolperte und ließ seine Aktentasche fallen. War seine Glückssträhne zu Ende?

Seifert hob die Tasche auf und dachte daran, wie lang es her war, dass er mit seiner Familie Weihnachten gefeiert hatte. Wie mochte es seiner Frau gehen? Seine beiden Töchter würden zu Weihnachten sicher wieder nur eine Ansichtskarte aus dem Ski-Urlaub schreiben.

Er spürte das Gewicht der Tasche. Immerhin war für einen reich gedeckten Tisch an den Festtagen gesorgt, tröstete er sich und setzte seinen Weg fort. Er hörte schlurfende Schritte. Folgte ihm jemand? Als er sich umdrehte, sah er jemanden in einer Lohne verschwinden.

Nach ein paar Minuten kam Seifert in die Straße, in der er und seine Nachbarn vor etwa vierzig Jahren fast gleichzeitig ihre Häuser gebaut hatten. Eine nette Nachbarschaft, bis ihr hier eingezogen seid, dachte er, als er am Haus der Fischers vorbeiging. Alles war dort dunkel, scheinbar war niemand zu Hause.

Theo Seifert öffnete seine Gartenpforte und suchte dann in allen Taschen nach seinem Hausschlüssel, als er hörte, wie Schritte näher kamen. Er drehte sich um. »Ach, du bist es. Ich habe dich fast nicht erkannt. Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Was machst du denn um diese Zeit hier? Weißt du was, ich mach uns erst einmal einen ordentlichen Grog gegen die Kälte. Halt mal die Tasche, ich schließe uns auf …«

Morgen kommt der Weihnachtsmann

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