Читать книгу Das Erbe der Macht - Band 22: Königsblut - Andreas Suchanek - Страница 10

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Contego!«, rief Jen und riss Wesley in einer schnellen Bewegung zur Seite.

Damit rettete sie ihn, denn Chloe kannte kein Erbarmen. Wie auch immer sie den Schlafzauber hatte neutralisieren können, der wuchtige Schlag hätte Wesley die Nase zertrümmert.

Chloe formte mit ihren Händen die Luft zu verfestigten Bällen und schleuderte sie ihnen entgegen. Doch nicht, wie Jen vermutet hätte, gegen die Contego-Sphäre. Stattdessen jagte sie die verdichtete Kraft in den Boden. Splitter spritzten in die Höhe und donnerten gegen den Schutz.

»Wenn ihr glaubt, …«

Der Schlag von Max traf sie gegen die Schläfe. Mit verdrehten Augen kippte Chloe hintenüber.

»Kann bitte jemand den Schlafzauber neu manifestieren?«, bat Max.

Da sein eigener Essenzstab von Chloe vernichtet worden war, konnte er keine Zauber mehr im Inneren von Gegenständen oder Körpern wirken. Jen kam der Aufforderung nach, als Alex gerade mit Kyra neben ihnen eintraf.

»Was ist passiert, geht es dir gut?«, fragte er.

»Alles bestens«, beschwichtigte Jen. »Chloe hat es nur irgendwie geschafft, den Schlafzauber zu neutralisieren.«

»Wie?«, hakte Wesley sofort nach.

Sicherheitshalber blickte er auf den winzigen, tränenförmigen Anhänger, der an einem Lederband um seinen Hals hing. Das Wasser darin war von Alana Franke magifiziert worden. Es zeigte an, ob sie aktuell den guten oder bösen Wesley vor sich hatten.

»Also, ich habe den Zauber nicht destabilisiert«, erklärte er.

»Niemand hat das«, beschwichtigte Jen. »Schaut her. Agnosco!«

Um Chloe herum entstand eine Lohe aus glitzernder Essenz, in der ein Symbol schwebte.

»Geschickt«, beschied Max. »Ein Zauber in den Knochen eingeritzt, der durch bestimmte Trigger-Magie ausgelöst wird. Als wir sie in den Schlaf versetzten, hat ihre Essenz automatisch das auf dem Knochen aufgebrachte Symbol ausgelöst. Das wiederum war dazu geschaffen, den Zauber zu neutralisieren.«

»Lass mich raten, solche hast du auch?«, hakte Alex sofort nach.

»Ein paar davon, stimmt.«

»Cool. Kann ich auch welche haben?«

Jen versuchte gar nicht erst, den Reflex zu unterdrücken und verdrehte die Augen. »Echt jetzt? Du willst dir magische Symbole in die Knochen ritzen lassen?«

»Warum nicht? Du siehst doch, dass es im Notfall helfen kann.«

»Vielleicht schieben wir diese Diskussion auf einen anderen Tag«, warf Wesley ein, »auch wenn ich der Meinung bin, dass dein dominantes Auftreten gegenüber Alex in einer passiv-aggressiven zwischenmenschlichen Dauerinteraktion münden könnte.«

Verdutzt betrachtete Alex den Psychologen. »Hä?«

»Er will sagen, dass du die ganze Zeit trotzen wirst, wenn ich dich weiter so hart anfasse.« Jen grinste frech.

»Oh nein, das macht gar nichts. Sie soll mich hart anfassen. Ich mag …«

»Stopp«, unterbrach ihn Jen. »Das ist wieder so ein Moment, in dem du dein eigenes Loch buddelst.«

Als Max den grinsenden Alex betrachtete, schlich sich Traurigkeit in seinen Blick. Vermutlich hatte Kevin schon lange nicht mehr befreit gelacht.

»Wie lange haben wir?«, fragte Wesley.

»Richtig.« Jen richtete ihre Aufmerksamkeit auf Chloe und den magischen Kreis. »Die Zuflucht wird in etwa sieben Stunden den nächsten Sprung durchführen. Bis dahin sollten wir fertig sein. Andernfalls müssen wir uns etwas einfallen lassen.«

»Nikki und Maddison erfahren bei ihrer Rückkehr, wo wir sind, sie werden uns notfalls helfen«, merkte Kyra an. »Falls sie rechtzeitig zurück ist.«

»Dann sollten wir beginnen«, sagte Wesley. »Denn ich habe eine Menge Kraft in den Zauber fließen lassen. Für die nächsten Tage kann ich das nicht wiederholen.«

Sie nahmen an den gegenüberliegenden Markierungen der vier Himmelsrichtungen Aufstellung. Alex gegenüber von Jen, Max gegenüber von Kyra. Einzig Wesley musste sich innerhalb des Kreises befinden und seine Fingerspitzen an Chloes Schläfe legen. Sie schwebte exakt im Zentrum.

»Revelio Veritas«, sprach Wesley die auslösenden Worte.

Eine Essenzlohe entstand über ihm und Chloe, tanzte über die magischen Symbole des Kreises und brachte die Flüssigkeit in einer Phiole zum Leuchten.

»Revelio Anima«, ergänzte Jen.

Magenta erhellte den Nachthimmel, als Flammenschwingen in die Höhe schossen und ein weiteres der Gefäße zum Leuchten brachten.

»Revelio Anima Noctis«, rief Alex.

Bernstein floss über die Linien und schoss in ein weiteres Gefäß.

»Revelio Memorum«, sprach Max.

Rötliche Essenz zerfaserte und fuhr so wuchtig in eines der Gefäße, dass dieses beinahe in einem Splitterregen aufgegangen wäre.

»Revelio Aeternum«, vollendete Kyra.

Eine undefinierbare Essenz sprang aus dem Wechselbalg und fuhr in das letzte Gefäß ein. Ein Geschöpf wie Kyra vermochte aus eigener Kraft keine Magie zu wirken, es sei denn, sie kopierte einen Magier bis auf die tiefste Ebene. In diesem Fall war die Lösung jedoch einfacher. Kyra trug ein Bernsteinarmband, das Tilda befüllt hatte, und löste die Magie mit den Worten aus.

Die unterschiedlichen Essenzen loderten in allen vier Himmelsrichtungen und umgaben Wesley und Chloe, die wie zwei Sandkörner in einem Wüstensturm wirkten. Ihre Haare lohten, die Haut schien sich aufzulösen, Schreie erklangen. Jen konnte nicht sagen, wer von beiden sie ausstieß, sie klangen fremd und urtümlich.

»Sie wehrt sich«, brachte Wesley schließlich hervor.

Jen fragte sich, welche Vorkehrungen Merlin noch getroffen hatte, um seine Jünger im Fall der Fälle zu schützen. Waren es weitere eingeritzte Symbole auf dem Knochen?

Das Erbe der Macht - Band 22: Königsblut

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