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Polonius

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Polonius ist Erfahrener Staatsmann ein Staatsmann; über sein genaues Amt informiert das Figurenverzeichnis, wenngleich seine Aufgaben nicht genannt werden: Er ist »chief councillor and Lord Chamberlain«, also der leitende Beamte am dänischen Hof. Er selbst nennt sich »assistant for a state« (II,2, V. 166). Im Laufe der Zeit hat er dem dänischen Staat gute Dienste geleistet und ist der engste Berater des Herrschers geworden. Claudius findet ihn »faithful and honourable« (II,2, V. 130). Polonius’ Glaube an sein eigenes Urteilsvermögen ist unerschütterlich, ja, er hält sich für unfehlbar: »Hath there been such a time […] / That I have positively said ›’Tis so‹, / When it proved otherwise?« (II,2, V. 153–155). Er täuscht sich jedoch darin, dass die Ursache für die Melancholie Hamlets in der unglücklichen Liebe zu seiner Tochter Ophelia liegt. Verhängnisvoller Irrtum Diese Täuschung und die Strategien, die er verfolgt, um das Königspaar von seiner Ansicht zu überzeugen, werden ihm zum Verhängnis.

Polonius ist ein kommunikativer Mensch – Hamlet nennt ihn einen »foolish prating knave« (III,4, V. 215) –, und er Manipulation und Spionage manipuliert Menschen durch seine wortreiche und gelegentlich verschachtelte Redeweise. Er beauftragt Reynaldo, seinem Sohn nachzuspionieren, und erteilt ihm Ratschläge, wie der schwierige Auftrag zu erfüllen sei. Dabei versucht er, dem jungen Höfling die Kunst des Manipulierens beizubringen. Da er um die Unschuld Ophelias und somit auch um seinen eigenen sozialen Status besorgt ist, überzeugt er sie von der Unaufrichtigkeit Hamlets: Ophelia glaubt fortan nicht mehr an eine zukunftsträchtige Liebe und will ihrem Vater ohne weiteres gehorchen. Weil er seine Tochter derart ausnutzt, nennt Hamlet ihn einen »fishmonger« (II,2, V. 174, wörtlich ließe sich das mit ›Fischhändler‹ übersetzen, in übertragener Bedeutung meint Hamlet jedoch einen Bordellbesitzer).

Auf der Bühne und im Film wird Polonius häufig als eine Art geschwätziger Clown dargestellt – seine Zeilen zählen ja auch zu den unterhaltsamsten des Stücks –, aber so verkennt man seine Funktion als berechnender und fähiger Staatsmann und Machtmensch. Polonius mag gelegentlich zerstreut wirken, aber er ist zumeist umsichtig und wägt die genaue Wirkung seiner Worte ab – vermutlich eine bewährte Taktik, die ihm zu seiner hohen Stellung verholfen hat. Typisch ist die Qualifizierung seiner Aussagen durch but. Im folgenden Zitat erteilt er Ratschläge an seinen Sohn, der gerade nach Paris aufbricht:

Be thou familiar, but by no means vulgar;

Those friends thou hast, and their adoption tried,

Grapple them unto thy soul with hoops of steel,

But do not dull thy palm with entertainment

Of each new-hatched, unfledged courage. Beware

Of entrance to a quarrel, but, being in,

Bear’t that th’ opposèd may beware of thee.

Give every man thy ear, but few thy voice,

Take each man’s censure, but reserve thy judgment.

(I,3, V. 61–69)

Dieser Abschnitt gipfelt in der wohllautenden Empfehlung »to thine own self be true« (I,3, V. 78), die sprichwörtlich geworden ist. Polonius zeigt sich hier als einer, der im Umgang mit seinen Zeitgenossen sehr vorsichtig ist und mit einer großen Intelligenz vorgeht.

Polonius stirbt beim Versuch, ein Gespräch zwischen Gertrude und Hamlet zu belauschen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind zwar entsetzt über die Tat und über die Plötzlichkeit des Todes, empfinden aber wenig Mitleid mit einem alten Mann, der zum Intrigieren und Manipulieren neigt. Hamlets Worte »Thou find’st to be too busy is some danger.« (III,4, V. 32) bringen es auf den Punkt: Polonius’ ständiges Sich-Einmischen bringt Gefahr mit sich.

Hamlet von William Shakespeare: Reclam Lektüreschlüssel XL

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