Читать книгу River & Matt - Andy D. Thomas - Страница 8

Weihnachten in der Wüste

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Am nächsten Tag fühlte sich River um einiges besser. Sein Körper hatte sich weitgehend beruhigt, sodass er sich wieder, ohne das Gesicht zu verziehen, bewegen konnte.

Er streckte sich und merkte, dass er hart war. Prompt landete seine Hand an seinem Schwanz und während er die Augen schloss, sah er wieder Matt unter der Dusche. Dann seinen Hintern. Er stöhnte und nahm sich vor, seinen Kopf gegen den nächsten Balken zu knallen, den er finden konnte, sobald er aufgestanden war. Er musste dieses Bild unbedingt wieder aus dem Schädel bekommen! Und er würde sich auf keinen Fall befriedigen und dabei an Matt denken.

Er startete seinen Laptop und klickte den letzten Link in seiner Chronik an. Das musste der Clip mit dem gefesselten Hetero Typ sein, den er gar nicht ganz bis zum Ende gesehen hatte, weil er schon beim intimen Kuss gekommen war.

Als ein ganz anderer Film auf seinem Fernseher erschien, stutzte er. Wieder sah er in der Chronik nach und stellte fest, dass der besagte Film viel weiter unten zu finden war. War Matt an seinem Computer gewesen? Okay, er war nicht passwortgeschützt, da er ja eh eigentlich alleine wohnte. Also wieso passwortschützen? Der Laptop verließ nie sein Schlafzimmer. Aber wieso sollte Matt sich Gay-Pornos anschauen?

Und wieso sollte er in einen Gay-Club gehen?, äffte das Engelchen auf seiner Schulter und rollte mit den Augen. Jetzt überleg mal scharf.

„Was weiß denn ich?“, knurrte River es an. Irgendwie hatte er jetzt keine Lust mehr auf einen Film, stand auf und ging unter die Dusche. Während er im warmen Regen stand und sich wusch, dachte er erneut an Matt. Er schenkte es sich, den Gedanken erneut zu verdrängen, waren sie doch frei. Kurz darauf kam er auch schon.

Ich dreh noch durch!, dachte er. Gott sei Dank darf ich morgen wieder arbeiten.

Am Abend, als er mit Matt Football schaute, klingelte das Telefon.

„Oh, oh, mein Chef“, brummte River, nahm die Füße vom Tisch und ging aus dem Zimmer.

„Officer McKenzie? Schön, dass ich Sie erwische.“

„Was is’ passiert Chef?“

„Ich habe gute Nachrichten. Das SWAT Team hat heute Nachmittag die Wohnung von unserem Verdächtigen Wood gestürmt. Die beiden Jungs konnten unversehrt befreit werden. Er hatte sie in den Keller gesperrt. Aber ohne Ihre Beharrlichkeit wäre sicher wer weiß was passiert.“

„Oh Mann, das sind wirklich gute Nachrichten, Sir.“

„Daher wollte ich Ihnen auch sagen, dass Sie nun Ihre Überstunden nehmen können.“

„Aber …“

„Nehmen sollen. Das ist ein Befehl, McKenzie. Sie haben sich den Arsch aufgerissen! Ich weiß das zu schätzen. Sie haben zwei Wochen Zwangsurlaub. Danach haben Sie leider immer noch genug Überstunden! Also diskutieren Sie bloß nicht mit mir! Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten.“

„Äh.“ Fuck! Er schluckte. „Danke Chef.“

„Lassen Sie sich ja nicht hier blicken.“ Sein Boss lachte. „Wir sehen uns im neuen Jahr.“

„Ja, Sir. Ihnen auch frohe Weihnachten.“

Er ließ das Telefon sinken und sah sich nach dem Balken um, gegen den er sein Hirn knallen konnte.

„Was machst du denn für ein Gesicht? Schlechte Nachrichten?“, fragte Matt mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen.

„Mein Chef hat mich in den Zwangsurlaub geschickt“, sagte River und seufzte.

„Wie lange?“

„Zwei verdammte Wochen lang! Ich könnte kotzen!“

„Wie das?“

River erzählte es ihm.

„Na, dann können wir ja in null Komma nix den Dachboden ausbauen. In zwei Wochen sind wir locker fertig.“

River horchte auf. Na, das würde ihn wenigstens ablenken. Hoffte er.

„Oh, Mann, hast du was Größeres vor?“, fragte Matt, als er am Nachmittag vor Weihnachten einen Blick in den Kühlschrank warf und stapelweise Bierdosen sah.

River saß am Küchentisch und starrte missmutig vor sich hin. „Ja, mich ertränken. Ich versuch’s mal mit Bier, unter der Dusche hat es ja letzthin nicht funktioniert“, sagte er sarkastisch und nahm einen großen Schluck. „Ich hasse Weihnachten!“

Matt hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz allem zumindest den Vorgarten weihnachtlich zu dekorieren. Aber in Weihnachtsstimmung war auch er garantiert nicht.

Matt setzte sich zu ihm und sah ihn lange an. „Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten.“

„Ach ja?“ River nahm wieder einen Schluck.

„Entweder, ich mach mit und ertränk mich auch. Seit diesem Jahr kann ich dich nämlich endlich verstehen. Ohne Joey macht Weihnachten absolut keinen Sinn.“

„Oder?“, knurrte River.

„Oder wir beide machen was Vernünftiges.“

River schnaubte und leerte die Dose. Als er zur nächsten greifen wollte, die schon neben ihm auf dem Tisch stand, hielt ihn Matt zurück.

„Weißt du, was wir früher immer gemacht haben, wenn es einem von uns scheiße ging?“

„Gesoffen?“, schlug River vor.

„Mann, streng mal dein Hirn an. Nein, du lässt das jetzt.“ Matt nahm ihm die Dose weg.

„Lass mich!“

„Yucca Valley.“

„Hä?“ River sah ihn verständnislos an, dann riss er die Augen auf. „Wir sind in die Wüste gefahren!“

„Oder die Berge. Lake Arrowhead. Big Bear.“

„Da oben schneits vermutlich.“

„Aber nicht in Yucca Valley.“

„Fuck! Das ist die Idee!“ River sprang auf.

Matt lächelte. „Im Ernst?“

„Lass uns den Wagen packen und dann nichts wie weg hier.“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt. Sonst dreh ich hier durch!“

„Denkst du, wir finden unseren Lagerplatz?“

„Wenn wir uns beeilen und in der nächste halben Stunde losfahren, dann finden wir ihn, bevor es dunkel wird.“

Sie schafften es in zwanzig Minuten, da sie ihre Wanderausrüstung immer parat hatten – und sie das Einzige war, was Matt immer bei ihm ließ. Die paar Extras waren schnell auf Rivers Pickup gezurrt. Genug Wasser, warme Schlafsäcke, zur Not zwei Zelte – wenn sie auch lieber unter freiem Himmel schliefen – Brennholz, genug zu essen und nicht zu vergessen, die Bierdosen. Zu guter Letzt verstauten sie noch ihren Koffer mit den Jagdgewehren hinter den Sitzen, dann brausten sie los.

Die Wintermonate waren die einzigen, in denen es im Yucca Valley einigermaßen erträglich war, auch wenn die Nachttemperaturen auf unter null fallen konnten. Tagsüber erreichten sie allerdings selten über dreißig Grad, im Gegensatz zum Sommer, wo vierzig oder mehr normal waren.

Sie fuhren vom Highway ab, als die Sonne schon sehr tief stand, und mussten dann noch fast eine Stunde offroad fahren, um an ihren angestammten Lagerplatz zu kommen, eine natürliche Formation aus Felsen, die im Halbkreis angeordnet waren. Hier kamen sie schon seit Jahren immer wieder her, allerdings noch nie an Weihnachten.

Kaum hatten die Reifen die asphaltierte Straße verlassen, hatte sich River besser gefühlt. Hier draußen war alles okay und er hätte Matts Füße küssen können für diesen genialen Vorschlag. Wieso war er da nicht selber draufgekommen? Sie hatten oft ihre Sachen gepackt und waren spontan wandern gegangen, wenn sich einer von ihnen schlecht gefühlt hatte. Jedenfalls früher, als sie noch mehr Zeit miteinander verbracht hatten.

Ihr Camp war schnell aufgebaut und kaum war es dunkel, brannte auch schon ein Lagerfeuer. Die Schlafsäcke breiteten sie direkt an den Felsen aus, während der Truck wie ein Schutzwall etwa zehn Meter entfernt auf der anderen Seite des Feuers parkte. Sie brieten Steaks am Stock und schmorten Kartoffeln und Zwiebeln in Alufolie in der Glut.

„Wenn wir ein paar Dosen schaffen, haben wir morgen tolle Ziele für unser Weihnachtsduell“, sagte River und grinste. Denn das gehörte auch immer dazu. Ein Schießwettbewerb zwischen ihnen. „Wir hatten noch nie ein Weihnachtsduell.“

„Dann wird es aber höchste Zeit. Sieh mal, was ich hier habe.“ Matt zog eine Tüte aus seinem Rucksack.

„Oh, Nachos … und Dips. Du bist der Beste!“

Sie machten es sich bequem, lehnten am Felsen und philosophierten. Es war ein perfekter Abend. Gegen Mitternacht ließen sie das Feuer langsam herunterbrennen und wurden mit einem phänomenalen Sternenhimmel belohnt, den man nur hier in der Wüste zu sehen bekam.

River konnte sich nicht helfen, er wurde melancholisch. Für den absolut perfekten Abend fehlte eigentlich nur eins. Aber er war hier mit seinem allerbesten Freund, was wollte er also mehr? Das Leben ist gut! Hör auf, dich zu beschweren.

„Kommst du an die Kühlbox?“, fragte Matt, der neben ihm saß.

„Glaub schon“, brummte er und lehnte sich nach links. Er musste sich arg strecken, schaffte es aber, ohne aufstehen zu müssen, und angelte eine neue gekühlte Dose Bier aus der Box. „Hier …“ Er kam wieder hoch und erschrak erst einmal fürchterlich, denn plötzlich war Matt verdammt nah.

War er das vorher auch schon?

Er wollte zurückweichen, um Matt mehr Raum zu geben, nicht weil es ihm selbst unangenehm war, doch er konnte nicht. Da war der Fels!

Als er Matt in die Augen sah, schluckte er. So nah hatte er ihn noch nie vor sich gehabt. Er konnte das Lagerfeuer in seinem Hemd und seinen Haaren riechen.

River öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Matt lehnte sich vor und überwand die letzten Zentimeter. Ihre Lippen trafen sich und River hatte das Gefühl, als würde der Blitz einschlagen. Er bekam keine Luft und hatte Angst, er würde augenblicklich ohnmächtig werden.

Fuck! Was war das? Eine Bierlaune? Scheißidee!

Der Kuss war sanft, züchtig mit der Option auf mehr. River wollte sich entziehen und konnte nicht.

Schließlich beendete Matt den vorsichtigen Kuss, doch er zog sich nur um Millimeter zurück.

„Wieso tust du das?“, hauchte River.

Matt schien nach Worten zu suchen. Sein Blick war hungrig. Hungrig? Ich träum wohl.

Wieder berührten Matts Lippen seine. River merkte, wie er unweigerlich hart wurde, als Matt zärtlich an seiner Unterlippe saugte und wieder den Drei-Millimeter-Abstand herstellte.

River überlegte, ob er aufspringen sollte. Ihm eine knallen sollte. Ihn anschreien sollte.

„Dir ist schon klar, dass das scheißweh tut, was du da grad machst?“, keuchte er heiser, um nicht zu sagen, fast komplett tonlos. „Warum?“

„Weil ich zum ersten Mal in fünfzehn Jahren die Eier habe, es endlich zu tun“, murmelte Matt.

River riss die Augen auf, dem folgte seine Kinnlade, die ihm gerade bis auf den Boden fiel. Jedenfalls fühlte es sich so an. Was zum Teufel?

Wieder küsste ihn Matt hauchzart. „Ich war 32 Jahre der Junge, den meine Mutter haben wollte. Als ich sie mal gefragt habe, ob sie mich auch noch lieben würde, wenn ich wie du keine Frauen mag, hat sie gesagt, dann wäre ich nicht mehr ihr Sohn.“

Matts Fingerspitzen zitterten über seine unrasierte Wange.

„Ich hab sogar einen Sohn gezeugt und ihr einen Enkel geschenkt. Aber als diese Schlampe von Amy mir an den Kopf geknallt hat, ich soll doch wie üblich zu meiner Schwuchtel gehen, hab ich endlich kapiert, dass ich so nicht mehr leben will. Ich hab mir seit meiner frühen Jugend etwas vorgemacht und mir eingeredet, ich kann mit Frauen. Dabei wollte ich immer nur dich. Nur dich. Hörst du?“

Als Matt ihn erneut küsste, gingen bei River die Lichter aus. Er keuchte, als Matts zärtliche Zunge nach seiner tastete.

„Ich hab die Schnauze gestrichen voll, andere glücklich zu machen und selbst todunglücklich zu sein“, flüsterte Matt. „Und ich hab mein ganzes lausiges Leben auf den richtigen Moment gewartet, dir genau das zu sagen.“

River war so fassungslos, dass er kein Wort herausbrachte. Stattdessen war er es dieses Mal selbst, der die drei Millimeter überwand und Matt küsste.

Der Kuss dauerte ewig, schmeckte nach Sex und mehr.

Schließlich sahen sie sich atemlos in die Augen. „Und ich habe ein Leben lang auf jemanden gewartet, der genau so küsst“, murmelte River.

„Ich weiß.“

„Du weißt?“

„Nicht umsonst drehen sich all deine sogenannten Pornos ums Küssen. Es sind geile Küsse. Aber es sind halt einfach nur Pornos.“

„Dann warst du doch an meinem Rechner?“

„War ich. Ja. Aber das hier, Babe, ist das richtige Leben.“

Beim nächsten Kuss stießen ihre Zähne zusammen und vermutlich hätten sie sich augenblicklich gegenseitig die Klamotten vom Leib gerissen, wenn es nicht inzwischen nur noch um die Null Grad gehabt hätte.

„Lass uns das Feuer wieder anmachen. Ich will dich die ganze Nacht ansehen“, flüsterte River.

„Wieso das denn? Du weißt doch, wie ich aussehe.“

„Ich will nicht schlafen, aus Angst, es war alles ein Traum, wenn ich aufwache.“

„Kein Traum.“ Matt küsste ihn wieder. „Aber ich bin auch für ein neues Feuer, obwohl mir wirklich gerade mächtig warm ist.“

„Ich will dich nicht aufstehen lassen.“ River hielt ihn fest und sah ihn an, als sähe er ihn heute zum ersten Mal.

„Wenn du ein Feuer willst, muss ich aufstehen.“

Widerwillig ließ River ihn los und beobachtete, wie er Scheite nachlegte und sicherstellte, dass das Feuer neu aufloderte. Dann kam er zu ihm zurück und River packte ihn an den Jackenaufschlägen, doch ihm fehlten wieder die Worte.

„Gehe ich recht in der Annahme, dass ich keinen Fehler gemacht habe?“

River schüttelte stumm den Kopf und ihre Lippen trafen sich erneut.

„Frohe Weihnachten, Babe“, murmelte Matt. „Es ist Viertel nach zwölf. Ich hoffe, das Geschenk ist okay, obwohl unverpackt?“

River krächzte nur etwas Unverständliches und umarmte ihn dann haltsuchend. Oh Gott, riecht Matt gut! River merkte, dass er kurz vorm Durchdrehen war. Ausnahmsweise mal im positiven Sinne.

„Lass uns unsere Schlafsäcke herrichten. Aus zwei mach einen“, bat er schließlich.

„Du zitterst ja.“

River nickte.

Sie standen auf und verbanden dann die Reißverschlüsse ihrer beiden identischen Schlafsäcke, um daraus zum allerersten Mal einen einzigen zu machen. Dann zogen sie die Stiefel aus und schlüpften hinein, Gesichter einander zugewandt.

Schon küssten sie sich wieder und nun berührten sich auch ihre Körper zum ersten Mal von Kopf bis Fuß.

River konnte spüren, dass Matt genauso hart war wie er, und er konnte es dennoch immer noch nicht fassen.

Matts Küsse waren schlicht und ergreifend das Beste, was er in seinem ganzen Leben gekostet hatte, und somit kam es ihm auch nach wenigen Minuten.

Er keuchte und presste sich an Matt, den ebenfalls in diesem Moment ein unmerkliches Zittern durchlief, während er sich genauso hart gegen ihn presste.

Schließlich öffneten sie beide die Augen wieder und sahen sich im Schein des Feuers an.

„Du auch?“, flüsterte Matt.

River schnaubte leise. „Machst du Witze?“

Matt lächelte. „Ich hatte keine Ahnung, dass man vom Küssen kommen kann.“

„Ich schon. Zumindest beim Zusehen.“

„Stimmt, deine Pornos.“

River grinste schief.

„Was is’ besser? Nur zusehen oder … hmpf.“

River küsste ihn statt einer Antwort. „Ich will das die ganze Nacht machen“, murmelte er.

„Und fünfzehn plus Jahre aufholen?“

„So ungefähr.“

„Klingt traumhaft.“

Nach dem nächsten Dauerbrenner mussten sie beide Luft holen und sahen sich verliebt an.

„Hast du schon mal?“, fragte River vorsichtig.

Matt schüttelte den Kopf. „Ich hab noch gar nix gemacht. Du wirst mir alles zeigen müssen. Und wenn ich alles sage, meine ich alles. Na ja, außer küssen vielleicht.“

River runzelte die Stirn. „Wieso schaust du so besorgt?“

„Ich hoffe nur, das schreckt dich nicht ab.“

Er lachte so laut auf, dass es von den Felsen widerhallte.

„Was?“, knurrte Matt.

„Keine Sorge, ich werde dir alles beibringen. Nach und nach. Im Moment bin ich der glücklichste Mensch auf Erden. Ich wusste nicht, dass ich sowas fühlen kann. Ich glaub, ich hab einen ganzen Schwarm Schmetterlinge verschluckt.“

„Puh, dann bin ich ja beruhigt.“

„Wenn man bedenkt, dass ich dich letzten Freitag noch am liebsten vor die Tür gesetzt hätte.“

Matt sah ihn mit einem erstaunten Blick an.

„Hör mal, in den letzten zwei Jahren bist du zig Mal bei mir aufgeschlagen und jedes Mal ist es für mich schwieriger geworden. Anfangs hab ich es immer noch unterdrücken können, aber … aber …“ River suchte nach Worten. „Ich bin völlig verrückt nach dir gewesen und wusste doch, dass das nie eine Chance hat. Nie. Ich wollte nicht laufend mit einem Rohr rumlaufen, wenn ich dich sehe. Es war schrecklich!“

Jetzt lachte Matt.

„Deshalb hast du dir auch immer einen Stecher gesucht, der es dir ordentlich besorgt, was?“

River schluckte, aber Matt war, genau wie er selbst, immer schon ein Typ der klaren Ansagen.

„Vermutlich, ja.“

„War furchtbar für mich“, gestand Matt.

River stöhnte. „Gott, wieso hast du mir denn nie ein Zeichen gegeben! Ja, ich hab mir oft ’nen Kerl für ’nen One-Night-Stand gesucht, vorzugsweise, wenn du im Haus warst. Sonst eher nicht. Und jedes Mal hab ich mich danach wie Dreck gefühlt.“

„War der letzte wenigstens gut? Ich meine, du konntest kaum gehen, geschweige denn dich setzen.“

Rivers Gesicht brannte und er war heilfroh, dass es mitten in der Nacht war und Matt es nicht bemerkte.

„Jedenfalls hoffe ich, auch mal so gut zu werden. Denn von nur einem Fick wird man ja eher selten so daher gekrochen kommen.“

„Es war Darron, der Barkeeper von unten.“

„Aha. Mit dem hattest du öfter mal was, oder?“

River schluckte. Das weiß Matt noch? Vermutlich hab ich ihn mal erwähnt. „Mhmm. Immer wenn der Druck hoch war. Er ist bi. Verheiratet. Hat ’ne offene Ehe. Seine Frau steht auf junge Kerle, dann darf er sich auch einen suchen.“

„Na, so jung bist du auch nicht mehr.“

„Da is’ was Wahres dran.“

„Aber sehr sexy.“ Matt küsste ihn und River bemerkte, wie die Verlegenheit wieder einem anderen Gefühl wich. „Ich weiß, dass du das immer mal wieder gebraucht hast. Und: Ich hab dich immer schon so akzeptiert, wie du bist, Babe.“

„Ich weiß. Ich dich auch. Und wenn ich dich haben kann, werde ich nie wieder einen One-Night-Stand brauchen. Hörst du? Nie wieder.“

Matt lächelte. „Klingt gut. Und bevor du anfängst zu grübeln: Ich weiß, dass du ein Cop bist und ich komm damit klar. Okay? Bin ich die letzten zwölf Jahre auch, seit du einer geworden bist. Du akzeptierst auch, dass ich manchmal 14 Stunden arbeite, wenn wir gerade an einem Projekt arbeiten. Und Samstag oder Sonntag.“

River nickte.

Dann küssten sie sich wieder. Die Küsse wurden dabei langsam tiefer, zärtlicher, wilder und nach einiger Zeit kamen sie beide erneut.

Bis zum Morgengrauen passierte das ganze drei Mal und das, obwohl sie dabei vollkommen bekleidet waren.

Als River am Morgen die Augen aufschlug, lag Matt nicht nur immer noch neben ihm, sondern auch im selben Schlafsack. Und er war schon wach.

„Du hast nicht geträumt. Guten Morgen, Babe“, murmelte Matt und strich ihm über die Wange.

„Ich hab auch nicht geschlafen“, behauptete er.

„Oh doch, du hast geschlafen wie ein Baby. Und ich hab dir dabei zugesehen.“ Matt grinste. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen.“

Ihre Lippen trafen sich und River merkte, dass seine wie Feuer brannten, aber es war ihm sowas von scheißegal. Dann ächzte er leise, da er sofort wieder einen hochbekam.

„Langsam wird’s echt unangenehm“, murmelte er.

„Und eklig.“

Sie grinsten sich an.

„Wir könnten uns einen Fluss suchen. Am Anfang des Valleys ist einer. Kurz reinhüpfen, was meinst du? Wäre wie ’ne Dusche“, schlug Matt vor. „Dann kommen wir zurück und frühstücken.“

„Super Idee.“

Sie befreiten sich aus dem Schlafsack, checkten ihre Stiefel auf Skorpione oder anderes Getier und zogen sie dann an.

Dann stiegen sie in den Pickup.

River ließ den Motor an. „Wenn wir zurückkommen, könnten wir ja nach dem Frühstück ein paar Schießübungen machen, was meinst du? Wie früher.“

Matt sah ihn mit einem betretenen Blick an.

„Was?“

Er räusperte sich. „Ich hab die Munition wieder ausgeladen und zuhause gelassen.“

„Was? Wieso das denn?“

„Weil ein Teil von mir Angst hatte, du erschießt mich, wenn ich den ersten Schritt mache“, gestand er ihm sichtlich kleinlaut.

River schüttelte grinsend den Kopf. „Hast du denn nie gemerkt, wie sehr ich dich mag?“

Matt schnaubte. „Als Buddy ja. Aber …“ Er brach ab, sah auf seine Knie.

River hob sein Gesicht an und küsste ihn. „Wenn ich jemanden erschieße, dann die Scheißschlampe, die dir so viel Kummer macht. Aber dann käme ich in den Knast und ich weiß nicht, ob wir das wollen.“

„Nein“, flüsterte Matt und sie küssten sich schon wieder.

Schließlich legte River den Gang ein und während er losfuhr, legte er die Hand auf Matts Knie. Dann bremste er wieder scharf.

„Was is’?“, fragte Matt.

River hob die Hand und zeigte sie Matt. Sie zitterte.

„Geht’s dir nicht gut?“

„Tz! Ich bin nur immer noch so durch den Wind wegen letzter Nacht. Ich weiß nicht, ob es ’ne gute Idee ist, wenn ich fahre.“

Matts Mundwinkel zuckten sichtlich amüsiert. Dann öffnete er die Tür und stieg aus. River beobachtete, wie er um den Truck herumlief und dann seine Fahrertür öffnete. Er sah Matt verwirrt an.

„Ich fahr. Steig aus.“

River legte den Leerlauf ein, zog die Handbremse und stieg aus. Jetzt stand er dicht vor Matt. Sie waren gleich groß. Wie praktisch, schoss es ihm durch den Kopf. Doch dann verfing er sich wieder in Matts sanften braunen Augen.

Der strich ihm über seinen mittlerweile fünf Tage alten Bart. Er hatte sich seit seiner Nacht mit Darron nicht mehr rasiert.

„Ich bin der Einzige, der dich so sehen darf, stimmts?“

River nickte.

„Und ich finde es so unfassbar sexy. Jetzt, wo langsam das Grau durchkommt, siehst du einfach zum Anbeißen aus“, murmelte er und küsste ihn schon wieder.

Und genau dieses Grau ist der Grund, warum ich normalerweise nie unrasiert aus dem Haus gehe. Ich bin erst 32 und mein Bart stellenweise grau! Geht gar nicht!

„Versprich mir, dass du mich das ab und zu mal sehen lässt“, bat Matt nun. „In meinen Träumen war dieser Bart schon überall.“

River keuchte, als sie sich schon wieder küssten, und er war sofort wieder so hart wie nach dem Aufwachen.

„Du machst mich wahnsinnig“, flüsterte er zwischen zwei Küssen.

„Ich liebe dich schon fast mein ganzes Leben, und endlich kann ich dir das auch sagen.“

River hatte das Gefühl, als würde sein Herz auf die doppelte Größe anschwellen, als Matt das sagte. „Scheiße, wieso nur hast du so lange gebraucht, bis du mir das sagen konntest?“

„Ein Scheiße ist eine echt geile Antwort auf ein Ich liebe dich“, knurrte Matt halb belustigt, halb verärgert.

River riss ihn an sich. „Verdammt noch mal, ich liebe dich mindestens schon genauso lange!“

„Geht doch“, sagte Matt mit einem Grinsen.

River küsste ihn unvermittelt und sie verloren sich erst einmal, während er mit dem Rücken am Truck lehnte.

„Planänderung?“, fragte Matt. „Wenn ich drüber nachdenke, weiß ich nicht, was passiert, wenn wir an einen Fluss fahren und uns ausziehen.“

River riss die Augen auf. „Geht gar nicht. Ich könnte mich nicht halten! Da hab ich gar nicht drüber nachgedacht.“

Matt nickte. „Eigentlich wollten wir ein paar Tage hierbleiben, aber vielleicht ist es unter diesen Umständen …“ Er machte eine komische Bewegung und zeigte auf seinen Schritt. „… keine schlechte Idee, einfach heimzufahren und zu duschen?“

River schluckte. „Und dann?“

„… sehen wir, was kommt.“

„Lass es uns langsam angehen. Ich will nicht alles am ersten Tag erleben. Ich will mir ganz viel Zeit lassen“, hörte er sich sagen und fragte das Engelchen, das ihm das geraten hatte, im Geiste, ob es einen Vollknall hatte.

„Aber bitte keine fünfzehn Jahre“, witzelte Matt. „Nur so kann ich unmöglich heimfahren. Ich muss aus diesen versifften Klamotten raus.“

River nickte. „Steig ein. Ich fahr zurück.“ Sie waren gerade mal hundert Meter weit gekommen.

Als sie wieder am Lager waren, zeigte Matt auf die Felsen. „Du ziehst dich hinter den Felsen um, ich hier.“

„Wieso nicht beide hier?“, fragte River verwirrt.

Matt rollte mit den Augen.

„Okay, hab verstanden. Gute Idee. Super Idee!“ Er schnappte sich seinen Rucksack und ging los. Dann reinigte er sich notdürftig mit feuchten Tüchern, die er immer dabei hatte, wenn er in die Berge oder in die Wüste fuhr, und zog sich um. „Bist du fertig?“, rief er vorsichtshalber, bevor er zurückging.

„Jep.“

Als er zurück zum Lagerplatz kam, trug er seine versifften Boxershorts angewidert mit Daumen und Zeigefinger vor sich her.

„Wieso packst du die nicht ein?“

„Die verbrenn ich gleich“, knurrte er und wollte sie in die nur noch glimmende Glut werfen, doch Matt fing sie allen Ernstes ab.

River starrte ihn mit offenem Mund an, als er mit einem verklärten Blick die erotischen Spuren darin betrachtete.

„Du willst die jetzt aber nicht als Souvenir aufheben, hoffe ich?“

„Das sind die ersten, die du wegen mir verballert hast.“

„Das sind nicht die ersten“, rutschte es River heraus.

„In meiner Gegenwart schon“, beharrte Matt.

„Nicht!“, stieß River entsetzt hervor, als Matt auch noch daran roch. „Fuck! Mach nur weiter so“, brummte er.

„Es riecht nach unserer ersten gemeinsamen Nacht und nach Sex, Babe. Es ist absolut geil!“

River schluckte und wusste nicht, ob er Matt auf der Stelle niederknutschen oder doch lieber bis daheim warten sollte. Daheim! Was für ein tolles Wort, wenn sich plötzlich das elendige Singledasein geändert hatte.

„Darf ich die behalten?“

„Das is’ jetzt nicht dein Ernst.“

„Doch.“ Und mit diesen Worten stopfte Matt die Boxershorts in seinen Rucksack.

River verzog angewidert das Gesicht, doch Matt erwischte ihn, als er sich wieder aufrichtete.

„Himmel, wir müssen sie nur waschen. Lass mir doch mein kleines Spielchen bis dahin.“

Er atmete auf. „Puh, ich dachte schon …“

„Hey, ich bin geil, aber nicht pervers. Hoffe ich.“

Sie lachten.

Dann frühstückten sie und packten schließlich alles zusammen.

„Was suchst du?“, fragte Matt, als alles auf dem Truck verzurrt war.

„Die Munition.“

„Willst du mich doch erschießen?“

River lachte. „Nein, aber ich kann nicht glauben, dass du das wirklich gemacht hast. Wir ballern immer rum, wenn wir hier sind.“

Matt zuckte mit den Achseln. „Dann müssen wir halt wieder herkommen.“

„Ich nehm dich beim Wort. Steig ein.“ Und damit ging er zur Beifahrertür.

„Äh, heißt, ich soll fahren?“

River nickte. „Bitte.“

River & Matt

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