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5. Tag – England, London, Samstag Sometimes in »The George«
ОглавлениеVier Tagen waren bereits vergangen, seit ich Deutschland verlassen hatte. Besondere Erfolge waren natürlich noch nicht zu verzeichnen, die ersten Tage nach meiner Ankunft im Vereinigten Königreich verbrachte ich ja mit Sightseeing in Canterbury und London sowie der Erkundung der näheren Umgebung um meine Wohnstätte herum. Neben einigen Supermärkten und kleineren, recht interessanten Geschäften, die es zu entdecken gab, machte ich mich ebenfalls mit den Bus- und U-Bahn-Fahrplänen so weit vertraut, dass es mir ein Leichtes war, binnen kurzer Zeit überall in London aufzutauchen.
Zu Anfang hatte ich mir eingebildet, mit dem Auto einfach von A nach B kommen zu können, doch in einer völlig überfüllten Weltmetropole wie London, so kam es mir zumindest vor, war es nahezu unmöglich, sinnvoll von einem Ort zum anderen mit dem eigenen Auto zu fahren.
In den ersten paar Tagen kam ich damit überhaupt nicht zurecht. Riesige Menschenmassen drängelten sich in den U-Bahnhöfen und an Bushaltestellen, um noch einen Platz in den völlig überladenen Transportmitteln zu ergattern. Wie gigantische metallene Schlangen bahnten sich die vollgepackten Wagen ihren Weg durch die dunklen Höhlen unterhalb von London und über die asphaltierten Wege der Stadt an der Oberfläche – und ich mittendrin; ich, vom Grundsatz her der absolute Anti-Großstädter. Einmal, Ihr würdet es kaum glauben, quetschte ich mich zusammen mit gefühlt tausend anderen Menschen in eine U-Bahn in der Nähe des Trafalgar Square, als ich einen Mann neben mir entdecken musste, bei dessen Gelassenheit es mir beinahe die Sprache verschlug. Stellt Euch vor, jemand würde sein Gesicht ganz fest an eine Fensterscheibe pressen, was ebenso ulkig aussieht wie es unangenehm ist. Habt Ihr das Bild vor Augen? Nun … jetzt stellt Euch vor, dieser Mann würde sich ein Buch nur knapp 20 Zentimeter entfernt vor sein Gesicht halten, um darin zu lesen, in aller Seelenruhe, während er durch die Masse an Personen immer mehr gegen die Fensterscheibe gedrückt wird. – Er regte sich nicht und wurde nicht wütend – und in diesem Moment erkannte ich, dass man sich in einer Stadt wie London einfach mit der Masse treiben lassen musste, hinnehmen musste, dass die gesamte Bevölkerung in einem geordneten Chaos vor sich hinlebte, in Akzeptanz mit all den Unannehmlichkeiten, die die Ansammlung von Leben in diesem Ausmaß mit sich brachte. Fürwahr könnte man hier schon den Schlussstrich ziehen und guten Gewissens behaupten, an Weisheit gewonnen zu haben. Doch wen interessiert es schon weise zu sein, nicht wahr?
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ich in meiner kleinen, beschaulichen Ferienwohnung in der Nähe des Trafalgar Square aufwachte. Obwohl das Wetter in England als eher regnerisch, dauerhaft bewölkt und trüb verschrien war, konnte ich diesen Umstand, in der kurzen Zeit, die ich nun hier war, nicht bestätigen. Für Mitte April erschien mir das Wetter im Gegensatz zum heimischen Deutschland als eher sonnig und warm.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich mich aufraffen konnte aufzustehen. Nachdem ich mich nach allen Seiten gereckt und gestreckt hatte, um meine noch müden Glieder langsam an ihre Funktion zu erinnern, warf ich mit Schwung erst meine Decke und dann mich selbst aus dem Bett. So schnell ich mich aus der Waagerechten heraus befördert hatte, so schnell sackte ich auch wieder unter Schmerzen in mich zusammen: auch nach fünf Nächten hatte ich mich noch immer nicht an die steinharte Matratze meines Bettes gewöhnen können und war geplagt von fürchterlichen Rückenschmerzen. Vielleicht trug auch die klimatische Veränderung dazu bei, wobei ich rein äußerlich keinen Unterschied zu Deutschland erkennen konnte.
Weitere Minuten vergingen, bis ich gewillt war, mich unter nachlassenden Schmerzen ins Bad zu schleppen. Eine heiße Dusche würde mir gut tun, dachte ich, und war einmal mehr froh darüber, die 150 Euro mehr im Monat für ein eigenes Bad und eine kleine Küchenzeile investiert zu haben. Es war befreiend zu wissen, jederzeit Anspruch auf die sanitären Anlagen geltend machen zu können, ganz im Gegensatz zu den Gemeinschaftswaschräumen in günstigeren Unterkünften.
Heute nahm ich mir besonders viel Zeit. Mehr als 15 Minuten ließ ich mir das heiße Wasser auf den geschundenen Rücken prasseln, um mich zu entspannen. Zum Glück waren Wasser und Strom, wenn nicht übermäßig verbraucht, im Preis inbegriffen.
Nach Beendigung meiner morgendlichen Rituale zog ich mich an – ich lebte noch aus dem Koffer – und machte mir dann ein echtes deutsches Frühstück: Toastbrot mit Nutella. Gesund und reichhaltig, meine Mutter hätte sich eher nicht gefreut. Einziger Vorteil einer derartigen Mahlzeit war das Abräumen: Messer unters Wasser, Serviette in den Müll, Krümel ins Waschbecken – fertig!
Für den heutigen Tag hatte ich mir einiges vorgenommen. Zunächst musste ich den Kühlschrank in meiner kleinen Küche mit weiteren Lebensmitteln füllen, die nicht aus Toast und Nutella bestanden. Von meinem Apartmenthaus in beinahe Sichtweite zum Kingʼs College – dazwischen standen leider etwas zu große Häuserkomplexe – war es sozusagen ein Katzensprung zu Sainsburyʼs in der High Holborn, einer englischen Supermarktkette, ähnlich wie Globus oder Real in Deutschland.
Für die Strecke, kaum mehr als Kilometer, traute ich mich sogar, mein Auto zu verwenden. Obwohl es durchaus übertrieben war, einen Fußmarsch von kaum mehr als zehn Minuten motorisiert zu überrücken, überwogen die Vorteile eines Kofferraumes doch deutlich. Getränkekisten zu schleppen war einfach nicht mein Ding und die paar Meter würde ich auch im Mittagstrubel linksseitig überstehen.
Auch eine Sache, an die ich mich nur sehr schwer gewöhnen konnte. Auf der linken Seite der Fahrbahn zu fahren war eine der vielen Umstellungen, die mir wirklich schwerfielen. Obwohl ich mich als guten Autofahrer bezeichnen würde, passierte mir es immer wieder, dass ich an einer Kreuzung für mehrere Sekunden anhalten musste, um mich zu orientieren.
Obwohl ich mir darüber im Klaren war, dass es an Parkmöglichkeiten sicherlich mangeln würde, wagte ich die Fahrt und entschloss mich kurzerhand, in einer Seitenstraße zu halten. Mit meinem Realschulenglisch konnte ich mich auch im Supermarkt ausreichend orientieren und meine Einkäufe zügig abschließen, sodass ich nicht einmal einen Strafzettel bekommen hatte, als ich nur 20 Minuten später zum Wagen zurückkam.
Die eingekauften Lebensmittel unterschieden sich kaum von den in Deutschland zu findenden Produkten: Wurst und Käse sowie Brot, ein wenig Obst, Wasser, Saft und Bier waren mir in beiden Sprachen geläufig. Umgerechnet 50 Euro ärmer, war ich für die kommenden Tage versorgt.
Das Wichtigste jedoch war, eine Bar für den heutigen Abend auszumachen, in der ich einen gemütlichen englischen Abend verleben konnte, mit Ale und typisch englischer Gesellschaft. Ich kannte noch niemand in London und es wurde Zeit, sich auf den einen oder anderen Menschen einzulassen, um nicht zu vereinsamen. Mit dem Auto jedoch durch die Straßen und Gassen von London zu kurven, wäre absoluter Blödsinn gewesen, zumal ich verderbliche Lebensmittel im Auto transportierte und diesbezüglich wirklich sehr empfindlich war. Außerdem hatte ich in meinem Apartment einen High-Speed-Zugang zum Internet.
Zu meinem Glück war es mir möglich gewesen, mich im Vorfeld um den Internetzugang zu kümmern. Mein Vermieter konnte über seinen Provider einen separaten Anschluss bestellen, der monatlich kündbar war und über eine ausreichend Bandbreite verfügte.
Nachdem ich mein Auto auf dem kleinen Parkplatz hinter dem Apartmenthaus abgestellt und ausgeladen hatte – ich musste zweimal laufen –, wollte ich es mir auf meinem Bett mit dem Laptop gemütlich machen. Zuvor jedoch zog ich mich wie üblich bis auf die Unterhose aus, legte mir die Bettdecke um die Schultern und setzte mich im Schneidersitz ans untere Ende des Bettgestells. Ich weiß, Ihr werdet jetzt denken: Warum in aller Welt hat sich der Kerl jetzt halb nackig gemacht? Nun, das ist eigentlich recht simpel: Im Haus kann ich es, sofern kein Besuch da ist, absolut nicht leiden, Kleidung anzuhaben. Man fühlt sich ohne einfach freier und beweglicher und die herannahende Kälte konnte man einfach mit einer Decke von einem fernhalten. Ihr glaubt, das wäre schon seltsam genug? Na dann werdet Ihr davon sicherlich mehr als überrascht sein: Wenn es wirklich kalt im Raum ist und die Heizung nicht ausreichend Wärme spenden kann, schnappe ich mir einen Haartrockner und blase heiße Luft unter meine Decke, die mir wie ein Wigwam um den Körper liegt, mit einer Öffnung nach vorn heraus für die Hände und natürlich den Föhn. – Jeder hat so seine Marotten, doch sind es nicht gerade diese kleinen Seltsamkeiten, die einen sympathisch machen?
Mein Gamer-Laptop, seines Zeichen mit 16 GB RAM, i7 Quadcoreprozessor, 2 GB GTX-R-Nvidia-Grafikkarte und einer superschnellen SSD-Festplatte ausgestattet, startete Windows binnen weniger Sekunden. Mein Gebläse hatte es bis dahin noch nicht geschafft ausreichend Wärme zu produzieren, was es mir schwer machte, die Tastatur und die Maus gleichzeitig zu bedienen, da eine Hand den Föhn halten musste.
Bevor ich mit der Suche begann, informierte ich mich erst einmal ausgiebig über die Geschehnisse in Deutschland, checkte meine E-Mails, las Artikel auf Fokus und Spiegel und zuletzt auch auf BILD. Ich weiß, die Zeitung ist als schmieriges, sensationsgeiles Schundblatt berüchtigt, doch zu meiner Verteidigung interessierte mich hier nur der Sportteil.
Kaum mit dem WLAN verbunden, meldete sich auch mein Handy: Die Whatsapp-Nachrichten ließen meinen Bildschirm blitzen und leuchten, wie ein übertrieben geschmückter Weihnachtsbaum auf LSD. Meine Eltern fragten jeden Tag nach meinem Befinden und wir hatten uns vorgenommen, alle drei Tage miteinander zu telefonieren. Über das Internet war das alles entspannt und kostenlos, außerdem pflegte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Familie und es war mir absolut wichtig mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Von meinem Bruder hörte ich auch fast jeden Tag etwas und meine Freunde waren in zwei Gruppen in Whatsapp versammelt, sodass ich kaum ein Ereignis in Deutschland verpassen konnte.
Doch plötzlich fiel mir etwas auf. Einer der Chats, die blickend aufpoppten, war mir allerdings neu, die hinterlegte Nummer dazu völlig unbekannt. Ich öffnete ihn mit einem Klick auf den Bildschirm und las den mehrzeiligen Text, der mit einem grinsenden Smiley und LG Nina endete: Hallo Luca. Wie geht es dir? Hab gehört du bist in England. Werde kommende Woche meine Schwester in London besuchen. Vielleicht einen Kaffee? Nina, liebe Freunde, war meine Exexexfreundin. Genau genommen war es bereits fast sechs Jahre her, seit wir uns das letzte Mal zu Gesicht bekamen. Wir hatten uns damals im beiderseitigen Einvernehmen getrennt, ohne jeglichen Streit und ohne hinterhältigen Anlass wie Fremdgehen oder Ähnliches. Wir hatten uns einfach in verschieden Richtungen entwickelt und rechtzeitig die Reißleine gezogen. In den letzten Jahren hatten wir zwar immer mal wieder, aber meist nur sehr sporadisch Kontakt, kaum mehr als eine SMS oder eine Nachricht über Facebook. Sie war damals nach München gezogen, um dort zu arbeiten, lernte dort jemanden kennen und blieb.
Für einen Moment hielt ich inne. Sie nach so vielen Jahren wiederzusehen, zu erfahren, was aus ihr geworden war und vor allem, hier im fremden London für einige Tage mit jemandem zusammen sein zu können, den ich schon kannte, ließ mein Herz höher schlagen. Doch zuerst beantwortete ich die Anfrage meiner Eltern und meines Bruders. Es war nie viel, doch ein Wie gehtʼs euch, Hab euch lieb und Alles okay, Einzelheiten am Telefon waren mir doch wichtiger als der bevorstehende Besuch. Endlich konnte ich meinen Föhn zur Seite legen und abstellen. Unter der Decke und im ganzen Raum war es nun angenehm warm, sodass ich endlich beide Hände zur freien Verfügung hatte. Nun widmete ich mich Nina. Es stellte sich heraus, dass ihre Schwester nur einige Hundert Meter entfernt in der Macklin Street in einem kleinen Apartment wohnte. Diese hatte eine Hotelfachschule in Deutschland absolviert und arbeitete im Kingsway Hall Hotel unweit von der Houghton Street entfernt, in der ich lebte. Zufälle gibt es manchmal, die sind unfassbar. Wir verabredeten uns schon für den kommenden Dienstag – heute war Samstag – in einer Bar mit dem Namen Waterfront Bar welche auf dem Campus des Kingʼs College lag, ihre Schwester würde sie dorthin bringen und ich würde sie dann auf dem Nachhauseweg begleiten. Ich verbuchte diese Entwicklung meiner Reise nach London als durchaus positiv, konnte jedoch noch immer nicht mein Problem für den Abend lösen.
Den IT-Nerds sei Dank, gibt es Google. Binnen weniger Minuten hatte ich Infos zu allen möglichen Bars, Cafés, und Restaurants in der gesamten näheren Umgebung. Bevorzugt würde ich meinen Abend gerne in einer Bar verbringen, am besten eine, die ihren englischen Charme ausspielen konnte: dunkles Holz, dämmriges Licht, kleine Fenster. Meine Wahl fiel auf das The George nur einige Straßen weiter. Ich dachte mir, bei diesem Namen würden meine Erwartungen sicherlich zu genüge erfüllt werden. Nachdem ich mir einige Bilder angeschaut hatte war ich davon sogar überzeugt. Mir war nur noch nicht klar, wie teuer mich dieser Abend kommen würde. Anscheinend wurde im The George moderne Küche mit filigranen Gerichten und einem hellen Büffet mit dem düsteren Charme Londons vergangener Jahrhunderte vermischt. Obwohl mir das Ambiente durchaus zusagte, wurde mir mit Lesen der Speisekarte von Zeile zu Zeile deutlicher, dass der Abend teuer werden konnte. Doch ich hatte mich entschieden. Außerdem war es sozusagen meine erste Runde im Londoner Nachtleben und dies wollte ich gebühren beginnen. Deshalb war es an der Zeit mich auszuruhen. Für die kommenden zwei Stunden würde ich mich um absolut nichts mehr scheren. Ich zog die Vorhänge zusammen, schaltete meinen Laptop aus und kuschelte mich in Decke und Kissen auf der steinernen Matratze.
Doch an Schlaf war natürlich nicht zu denken. Nicht dass ich aufgeregt gewesen wäre, ganz im Gegenteil, ich freute mich richtig auf die kommenden Stunden. Doch mir war es noch fast nie vergönnt gewesen, mittags schlafen zu können. Soweit ich mich zurückerinnere, ist es mir nur zwei Mal in den vergangenen 15 Jahren gelungen. Das eine Mal hatten ich und einige Freunde eine LAN-Session angesetzt, die fast 36 Stunden andauerte. Nach fast 48 Stunden ohne Schlaf, dauerhaftem Computerspielen und tonnenweise Fast Food und Alkohol, schlief ich gegen Mittag für fast 30 Stunden ohne aufzuwachen ein. Beim zweiten Mal war der Grund weit weniger ungewöhnlich: Durch technische Probleme bei der Arbeit war es mir vergönnt, nach einer 60-Stunden-Woche auch noch den Samstag und Sonntag jeweils mit 17 Stunden durchzuackern. Sonntagnacht, es muss schon nach Mitternacht gewesen sein, fiel ich völlig entkräftet und am Rande der Erschöpfung ins Bett und schlief, mit kurzen hygienisch bedingten Unterbrechungen, beinahe zwei Tage. Erst am Mittwoch konnte ich wieder zu Arbeit erscheinen. Böse war mit deshalb aber niemand, 100 Stunden in einer Woche reißt schließlich kaum jemand runter. Kurz und gut: Nur wenn ich meinen Körper bis zum Exzess malträtierte, war es mir möglich nachmittags zu schlafen. Auch Krankheiten machten da keine Ausnahme. Dösen jedoch war mir vergönnt, also schloss ich meine Augen und versuchte an nichts zu denken.
Zwei Stunden später klingelte der eingestellte Alarm an meinem Handy und zerrte mich zurück in die Realität. Tatsächlich konnte ich mich beinahe über die gesamte Zeit gedankenlos entspannen und ausruhen. Die vergangenen Nächte waren ohnehin nicht wirklich erholsam gewesen und so war es eine willkommene Kleinigkeit, welche mir einfach gut tat.
Es war bereits 16:00 Uhr und ich musste noch einige Dinge erledigen, bevor es heute Abend auf die Pirsch gehen konnte. Aus Deutschland hatte ich mir abgepackte Spaghetti und einige Fertigsoßen nebst Parmesan und getrocknetem Basilikum mitgebracht. Meine italienischen Wurzeln – meine Mutter ist in Rom geboren – und meine Liebe zur Pasta würde ich auch in England nicht vergessen. Dass ich für mein kleines Apartment 150 Euro mehr im Monat investierte, machte sich auch in der Küchenausstattung bemerkbar: Auf dem Induktionsherd konnte ich mein gesalzenes Nudelwasser binnen weniger Minuten zum Kochen bringen. Vorsicht war immer bei Dickflüssigerem wie meiner Tomatensoße geboten. Schon auf einer mittleren Stufe erhitzte die magnetfeldbetriebene Kochplatte den roten Brei derart, dass die aufsteigenden Blasen platzten und kleine Spritzer auf der Küchenwand und mir verteilten.
Mit einer Hand die Soße rührend, versuchte ich mit der anderen Hand eine der Spaghetti zu angeln, um sie auf ihre Konsistenz zu prüfen. Zehn Minuten Garzeit wurden auf der Verpackung veranschlagt, doch ich bin der Al-dente-Typ. Nach etwas weniger als neun Minuten schob ich den Topf vom Herd und goss die Nudeln über einem Sieb ab. Auf keinen Fall darf man die Nudeln mit kaltem Wasser abschrecken. Das verdirbt nicht nur den Geschmack, sondern lässt alles wesentlich schneller miteinander verkleben.
Das Essen schmeckte fantastisch. Spaghetti mit Tomatensoße, Basilikum und Parmesan, dazu ein Glas italienischen Rotwein – kaum zu übertreffen. Ich will den Koch ja nicht loben, doch auf ein Schulterklopfen wollte ich nicht verzichten auch wenn es nun wirklich keine Meisterleistung gewesen war.
Nun noch schnell waschen und fertigmachen, anziehen und los gingʼs. Aufräumen würde ich morgen. Ich hatte nicht vor, etwaigen Besuch mit in mein Apartment zu nehmen, und ehrlich gesagt traute ich mir so etwas ohnehin nicht wirklich zu. Nicht nur die Sprachbarriere würde mich zurückhalten, sondern auch die gängigen Gepflogenheiten der Londoner Nachtschwärmer waren mir gänzlich unbekannt. Dennoch, um London meine beste Seite zu zeigen, war das Outfit bereits ausgewählt: eine beigebraune G-Star-Hose samt dunkelbraunem Gürtel und hellgrauen Bugatti-Schuhen, kombiniert mit einem blau-weiß-karierten Hemd von Ralph Lauren. Ich war frisch rasiert und hatte versucht, meine Haare mit etwas Gel zu bändigen. »Heute gehen wir steil«, sagte ich mir laut, wobei ich noch nicht genau wusste, was das für mich bedeuten würde.
Punkt 19:00 Uhr war ich bereit, London zu erobern. Mein zuverlässiger Begleiter Samsung Galaxy S5, ich liebe Samsung, würde mir den Weg zum ehemaligen König von England weisen. Die Sonne hatte sich mittlerweile aus dem Staub gemacht und hinterließ eine frische aber trockene Kälte zwischen den Straßen und Gassen der Millionenstadt.
Es waren bemerkenswert viele Menschen auf der Straße– in Deutschland füllten sich die Straßen, Bars und Klubs frühestens gegen 21:00 Uhr. Mein Weg führte mich am Kingʼs College vorbei. Genauer: am Strand Campus, welcher unmittelbar an der Themse lag und unter anderem die Fakultäten der Naturwissenschaften, Mathematik und Rechtswissenschaften beherbergte. Weiter auf der Strand in Richtung Osten, vorbei an St. Clement Danes, einer kleinen Kirche, erreichte ich die Devereux Ct. wo gleich auf der rechten Seite der ehemalige König George sozusagen thronte.
Die Fassade hatte etwas Einzigartiges, das man in meinem Heimatland nur selten zu sehen bekam; ein Fachwerkhaus, erbaut aus dicken Streben und Balken aus fast schwarzem Holz, die Hohlräume und Wände gefüllt und gezogen mit in Weiß gestrichenem Sandstein. Offensichtlich renoviert verlor es jedoch nicht ein Bisschen seines Charmes. In goldenen Lettern, von Strahlern beleuchtet, prangte der Name The George über den karierten Buntglasfenstern des zweiten Stockwerkes, genau in der Mitte des Gebäudes. Überall an der Fassade, an den Türen und Fenstern hatte man Verzierungen in Gold angebracht. Mit ein wenig Fantasie erinnerte einen die äußere Erscheinung des Pubs an die Rückseite einer Galeone des 16. und 17. Jahrhundert. Eines dieser prunkvollen Dreimaster im Dienste der englischen Marine, welche in der Vergangenheit die Weltmeere entdeckten, erkämpften und eroberten. Ich füllte meine Lungen noch einmal mit der kühlen und einigermaßen sauberen Luft der Abenddämmerung, den Smog mal außer Acht gelassen, bekräftigte mich noch einmal selbst, betätigte den goldfarbenen angelaufenen Türknauf der hölzernen Schwingtür und betrat das The George.
Im Inneren sah es genauso aus, wie es einem auf den Bildern versprochen wurde. Kurioserweise wurde auf den Fotografien nicht versucht, den Pub angenehmer, besser oder komfortabler darzustellen, als er in Wirklichkeit war. Respekt dafür. Dunkle Eichenpanele, scheinbar endlos lang, formten den Boden, der wie frisch abgeschliffen und poliert glänzte. Obwohl es den Schein von einem frisch verlegten Boden zu vermitteln versuchte, wurden die Gebrauchsspuren, welche sich über die Jahre auf dem edlen Holz abzeichneten, bestehen gelassen. Stühle und Bänke waren überzogen mit rissigem schwarzem, braunem und dunkelrotem Leder. Auf der Bar drängten sich mehrere goldene Zapfhähne, auf denen jeweils das Emblem einer Biermarke angebracht war. Keine der genannten Sorten war mir bekannt, doch ich hatte mir fest vorgenommen, jede einzelne zu probieren. Dass in England grundsätzlich aus Pints getrunken wurde, wir würden » n Halwe« sagen, ließ die Aufgabe allerdings deutlich schwerer werden, als ich gedacht hatte.
Der Pub war schon gut gefüllt. Überall saßen und standen Männer und Frauen zusammen, miteinander und nebeneinander, unterhielten sich und tranken munter und in rauen Mengen. Zu meinem Glück war in der hinteren Ecke ein kleiner Tisch frei, an den zwei thronartige Sessel gestellt waren. Sie sahen nicht nur bequem aus, sondern gaben mir das Gefühl, ein echter Engländer zu sein. Es war mir durchaus bewusst, dass die englische Kultur nicht daraus bestand, sich auf einem alten Sessel in einem Pub niederzulassen und ein Bier zu bestellen, doch für mich war es zumindest ein Anfang. Außerdem hing über dem kleinen Tisch in Augenhöhe ein Ölgemälde eines Königs, welcher auf einem Thron saß, der dem Stuhl, auf dem ich mich nun gleich niederlassen würde, nicht unähnlich war.
Kaum jemand beachtete mich, während meines Weges in die hintere Ecke des Pubs. Vorbei an der Bar – der Barkeeper nickte mir skeptisch zu, als würde er wissen, dass er mich hier noch nie gesehen hatte –, schritt ich auf meinen zukünftigen Sitzplatz zu. Auf der rechten Seite war ein wunderschöner, mit Holz und goldenem Metall verzierter Kamin in die Wand eingelassen. Natürlich nur zur Deko, er konnte ganz offensichtlich nicht auf herkömmliche Weise verwendet werden. Endlich angekommen wandte ich mich um, schaute noch einmal in die Menge und setzte mich hin. Kaum hatte der Stoff meiner Hose den thronartigen Sessel berührt, schwenkten an die 30 Köpfe zu mir herum, die Musik verstummte augenblicklich – mir war sie zuvor im Lärm und Trubel der Unterhaltungen überhaupt nicht aufgefallen – und der Barkeeper, der mich zuvor auf seltsame Art und Weise gemustert hatte, sprang hinter der Bar hervor, eilte zu mir, nahm mich in den Arm und rief erfreut: »Long live the King!« Worauf der gesamte Pub mit einem lauten »King George!« antwortete.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie peinlich mir das war. Mein Kopf lief knallrot an, mir wurde heiß. Am liebsten wäre ich im dunklen Eichenboden versunken. Doch nichts da: Mit der Dreistigkeit, sich auf des Königs Thron zu setzten, hatte man sich offenbar bereit erklärt, dem gemeinen Volk eine Runde zu spendieren. Zumindest war es in etwa das, was ich aus den zügigen Sätzen des Barkeepers herauskristallisieren konnte. Ich war so perplex, dass ich nur verlegen nicken konnte. Sofort wurde an der Bar freigeräumt, zahlreiche Schnapsgläser wurden hintereinander aufgereiht und die Massen strömten an den Tresen. 25 Leute waren bereit meine Unachtsamkeit mit mir zu begießen. In den Gläsern schimmerte eine durchsichtige Flüssigkeit. Ich wollte mir schon selbst eines dieser Shots schnappen, da winkte der Barkeeper energisch ab. Verärgert funkelte ich ihn für einen Moment an. Die Runde bezahlen durfte ich, aber nicht mittrinken, das ließ mich innerlich brodeln. Doch nur Augenblicke später reichte mir Frank, so hieß der Barkeeper, einen goldenen Pokal, reich verziert mit glitzernden roten und blauen Steinen, führte mich zurück zu meinem Sessel und flüsterte mir etwas ins Ohr. Für einen Moment entglitten mir die Gesichtszüge. Frank schmunzelte frech und wandte sich an die Menge. »Silence, the King is speaking to you.«
»My … name … is … Luca«, stotterte ich und erhob meinen Pokal. Die gesamte Besucherschaft des Pubs war zu mir gerichtet und lächelte mich an. »This is for London.« Ich prostete der Menge zu und trank einen Schluck. Mich schüttelte es für einen Moment, als die transparente Flüssigkeit meine Kehle hinab lief: Es war Gin. Pur. »This is for England«, rief ich weiter und prostete erneut in die Menge, nahm einen weiteren Schluck und schloss mit den Worten: »And this is for the Queen.« Erneut prostete ich der Menge zu, doch diesmal donnerte mir ein einheitliches »And this is for our King Luca« entgegen.
Nicht nur ich, sondern auch alle anderen durften nun trinken. Beifall folgte und einige kamen sogar zu mir und bedankten sich. Ich war immer noch nicht wirklich angekommen. Mein Kopf war mit der derzeitigen Situation völlig überfordert. Außer ein gelegentliches »Your welcome« interagierte ich nur noch mit sanftem Nicken. Einerseits weil ich nicht wusste, wie ich angemessen auf die Danksagungen reagieren sollte, andererseits hielt ich meinen Mund deshalb, weil der Gin sich bereits am oberen Ende meiner Kehle versammelt hatte und dringend wieder raus wollte. Das musste ich natürlich verhindern.
Der letzte Mann, der zu mir kam und mir dankte – er reichte mir die Hand zum Gruß, welchen ich erwiderte –, kam mir irgendwie bekannt vor, doch ich war derart beschäftigt damit, nicht brechen zu müssen, dass ich den Gedanken ignorierte. »Gib Frank 50, dann ist er zufrieden. Glaub mir, sonst wirdʼs teurer« flüsterte er mir auf Englisch zu.
Bis meine alkoholisierten Synapsen die Bedeutung der Worte begreifen und erfassen konnten, war der Kerl schon davongeschlichen. Zu allen Seiten ließ ich meinen Blick schweifen, doch er war wie vom Erdboden verschluckt.
Sofort zückte ich mein Portemonnaie, griff nach 100 Pfund, begab mich schwungvoll zurück an die Theke und beglich bei Frank meine Schulden. Als er mir tatsächlich 50 Pfund zurückgeben wollte, winkte ich lächelnd ab: »Save it fort he Queen.« Er verstand sofort, klopfte mir anerkennend auf die Schulter und antwortete nur: »Ur a good guy. Nice things will happen to ya.« Er wandte sich um, griff nach einem Pint Bier, stellte ihn mir vor die Nase machte eine Handbewegung. als würde er es trinken, was mir wohl andeuten sollte, dass ich es trinken durfte, und eilte davon. Von diesem Augenblick an hatte ich bei ihm einen Stein im Brett und er bei mir.
Die Gesellschaft im Pub widmete sich nun wieder sich selbst und ich konnte mich endlich auf meinem Thron niederlassen, welchen ich mir an diesem Abend redlich verdient hatte. Ich versuchte dem Treiben und den Unterhaltungen der Menschen zu folgen, schnappte immer mal wieder einige Unterredungen auf und versuchte deren Sinn zu entschlüsseln. Mein Englisch war, was das Verständnis anbelangt, recht ausgereift und wenn mein Gegenüber nicht irgendeinen dialektischen Kauderwelsch von sich gab und nicht zu schnell sprach, gelang es mir in der Regel immer, zumindest den Sinn der Aussagen zu entschlüsseln. Sprechen jedoch fiel mir deutlich schwerer. Da ich kaum Übung hatte – wo in Deutschland war es auch notwendig Englisch zu sprechen –, rang ich normalerweise immer mit Aussprache, Grammatik und Vokabeln. Diesen Umstand galt es zu ändern wenn ich noch länger hier in London bleiben und mit den Gegebenheiten besser zurechtkommen wollte. Leider waren mir außer Frank alle Anwesenden völlig fremd und niemand stand alleine da. Um nicht völlig sinnlos herumzusitzen, begab ich mich erneut an den Tresen und bestellte nun ein anderes Bier. Damit wären dann schon zwei Sorten abgedeckt und es war noch nicht einmal 20:00 Uhr durch.
Als ich mich wieder meinen königlichen Pflichten widmen wollte, fiel mir plötzlich der Kerl ins Auge, der mir zuvor den Tipp mit den 50 Pfund gegeben hatte. Erst beim zweiten Blick wollte ich es glauben, doch nun wurde mir nur allzu deutlich bewusst, woher der Mann mir bekannt vorkam. Ich muss hierzu gestehen, dass ich ein absoluter Fan der Harry-Potter-Reihe war. Neben allen Filmen besaß ich auch alle Bücher. Keinen der Filme hatte ich weniger als 30 Mal gesehen. Und da stand, mit der bekannteste Protagonist der von Rowling erschaffenen Welt. Mister Harry Potter himself: Daniel Radcliffe. Wie ein normaler Mensch stand er da, kurioserweise alleine, auch ohne Personenschutz, und nippte ungeachtet der Umgebung an seinem Bier. Natürlich war ich kein Fan im Sinne eines stalkerhaften Teenies, der sich beim Anblick eines Hollywoodstars vor Freunde in die Hose macht, doch wie oft kommt es vor, dass man eine solche Berühmtheit direkt vor Augen hat? Da ich schon einen Pokal Gin und fast einen Liter Bier intus hatte, war meine Hemmschwelle, fremde Menschen anzusprechen, erheblich gesunken. Für einen kurzen Moment spielte ich in meinem Kopf die eventuell aufkommen Situation durch und kam letztlich zu dem Schluss, dass es nicht verwerflich sei einen berühmten Fremden anzusprechen, da mir alle anderen Anwesenden ja ebenfalls fremd waren.
Noch bevor ich den Gedanken weiter ausführen konnte, bewegten sich meine Beine fast wie von alleine und transportierten mich direkt in seine Richtung. Gott sei Dank hatte ich mich noch soweit im Griff, mich selbst davon abzuhalten mit leeren Händen bei ihm aufzutauchen und schwenkte auf dem Weg zu Daniel noch einmal an der Bar vorbei, um zwei frisch gezapfte Bier zu bestellen. Frank schrieb es mir auf meinen Deckel – unfassbar, es gab tatsächlich Deckel – und nur wenige Augenblicke später machte ich mich auf den Weg zu einem der bekanntesten Schauspieler unserer Zeit. In den Händen keinen Crystal Champagner, sondern gewöhnliches, massentaugliches Bier.
Ich war noch nicht ganz angekommen, als mich Daniel entdeckte, mir einen Schritt entgegen kam, mir eines der Biere aus der Hand nahm und sich mit den Worten: »Your Highness« vor mir verbeugte. Jetzt mal ehrlich. Was hättet ihr in einer solchen Situation getan?
»Hi, ähm, Mr. Radcliffe.«
»Hi Luca«, erwiderte er auf Englisch, »ich darf doch Luca sagen? Zumal ich deinen Nachnamen ja nicht kenne. Oder wäre Eure Hoheit angebrachter?« Er schmunzelte und stieß mit mir an.
Besser gesagt: er stieß und ich hielt nur mein Glas fest. Ich war von seiner Reaktion mir gegenüber derart überrascht, dass mir keine der gängigen Gepflogenheiten einer Barunterhaltung mehr einfielen.
»Alles okay?«, fragte er, nachdem ich auch nach weiteren Sekunden keinerlei Reaktionen aufwies.
Und endlich erwachte ich aus meiner Ohnmacht, fand wieder zu mir und wurde sogar übermütig: »Sorry, Daniel. War nur überrascht. Macht es dir was aus?«, fragte ich und deutete auf den Platz neben ihm.
»Keineswegs. Niemand trinkt gerne alleine.« Dem konnte ich nur zustimmen. »Schauspieler zu sein bringt nicht nur Vorteile mit sich, verstehst du. Seit Monaten besuche ich immer mal wieder, wenn ich an einem Wochenende Zeit habe, diese Bar und außer einiger hysterisch kreischender Mädels, die nur ein Autogramm und ein Foto machen wollten, hat es noch keiner gewagt, mich anzusprechen.«
»Kann ich verstehen. Ist ja auch nicht üblich, jemanden Berühmtes in einem Pub anzutreffen. Da schwappt es bei dem meisten wohl über.«
»Kann sein. Warum bei dir nicht? Kein Fan?«, stichelte er neugierig, schmunzelte aber dabei.
Ich ließ mich nicht in Verlegenheit bringen. »Doch, schon irgendwie. Alle Bücher und Filme gekauft, gesehen und gelesen. Aber ich bin eher Fan der Sache als von einzelnen Personen, wobei …«
»Jaja, Emma, natürlich«, fiel er mir ins Wort, grinste frech und nahm einen großen Schluck. »Für einen Deutschen verträgst du ganz schön viel, wobei ich mir sicher bin, nach dem Pokal hättest du am liebsten gekotzt, stimmtʼs?«
»Ist schon eine sehr hübsche Frau, musst du zugeben oder?«
Er nickte und schmunzelte weiter vor sich hin.
»Und dass wir Deutschen nichts vertragen, ist ja wohl ein Vorurteil. Wir kommen nur nicht wirklich mit eurem Hang zu Gin zurecht.« Allein bei dem Gedanken kam es mir schon wieder beinahe hoch.
»Okay«, sagte er plötzlich, leerte sein Glas und donnerte es auf den Tisch vor sich. »Heimspiel. Deine Regeln, was meinst du?«
Ich verstand sofort. »Deal«, stimmte ich der Herausforderung zu, leerte meinerseits ebenfalls mein Glas und bestellte sofort zwei neue Biere, die dritte Sorte an diesem Abend.
Frank kam persönlich, um uns die prall gefüllten Gläser zu bringen. »Übernimm dich nicht«, raunte er mir zu, »ihr Deutschen könnt doch nicht wirklich trinken. Der Gin war dir doch auch schon …«
»War es denn so offensichtlich?«, unterbrach ich ihn.
Wieder erntete ich nur ein freches Grinsen während er die beiden Gläser auf dem Tisch abstellte.
Nun fühlte ich mich zusätzlich angespornt. Wenn hier und heute jemand auf allen vieren herauskriechen musste, dann wollte das auf keinen Fall ich sein. Mit Gin und Schnaps kam ich nicht so gut zurecht. Nicht wegen des Alkohols, sondern ausschließlich wegen des Geschmacks. Sobald etwas in dieser Art in meinen Magen wollte, erging es mir wie bei schlechten Türstehern in gammeligen Discos: Du kommst hier nicht rein.
Ich überlegte angestrengt, wie ich einen gestandenen Engländer im Trinken besiegen konnte, ohne selbst allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen zu werden. »Frank«, rief ich viel zu laut durch die gesamte Bar. Er winkte mich zu sich. Natürlich konnte er nicht den ganzen Abend nur für uns beide da sein, also schnappte ich mir Daniel und zog in an den Tresen.
»Was ist, gibtʼs du auf?«, fragte Frank und wirbelte schon wieder in eine andere Ecke, um jemand zu bedienen. Der Pub war mittlerweile prall gefüllt. Die Geschäfte schienen gut zu laufen. Eine Minute später schwenkte er wieder bei uns vorbei. »Entschieden?«
»Ja«, sagte ich nur, stellte ihm die beiden leeren Gläser auf das klebrige, nasse Holz, holte mein Handy hervor und deutete auf das Display. Abgebildet war eine Flasche gutes bayrisches Hefeweizen. Ein Bier, mit dem die Engländer so gar nichts anfangen konnten. »Mach mal zwei Pitcher«, bestellte ich frech grinsend.
Daniel war zerknirscht. »Serious«, brachte er nur hervor.
Doch Wette war Wette. Ich wusste, dass es eine Beleidigung für jeden Bayern war, ein Hefeweizen aus einem Pitcher, also einem Glaskrug zu trinken, doch immerhin gab Frank uns Weizengläser, um es umzuschütten.
»Willst du lieber etwas Cola rein?«, fragte ich rotzfrech und wollte schon aufstehen, um meinem Kontrahenten wenigstens den Hauch einer Chance einzuräumen, doch er blieb eisern.
»So leicht gebe ich mich nicht geschlagen.«
»Erste Runde.« Ich erhob mein Glas und prostete ihm zu. Nur widerwillig aber mit freundlichem Gesicht erwiderte er.
Mit steigendem Pegel wurden die Gespräche immer lockerer. Daniel war wirklich ein supernetter Kerl. Von einem Hollywoodstar seines Kalibers hätte man deutlich arrogantere Züge erwartet. Doch er war bodenständig, nicht überheblich und absolut kein Snob, obwohl er sich das bei seinem Kontostand sicherlich hätte leisten können.
Natürlich sprachen wir auch über seine Erlebnisse am Set von Harry Potter. Für mich war es unheimlich interessant zu erfahren wie es war, tatsächlich keine echte Kindheit zu haben. Seit seinem zehnten Lebensjahr war er sozusagen berufstätig und konnte nicht wie ich oder andere Kinder dieses Alters machen was er wollte. Doch offenbar empfand er es überhaupt nicht so. Er erlebt seine Zeit mit Harry Potter mehr als ein permanentes Zusammensein mit seiner Familie, denn nichts anderes wurden die Menschen am Set, mit denen er tagtäglich zu tun hatte. Natürlich war die Arbeit auch anstrengend und manchmal konnte das Aufeinanderhocken wirklich nervenaufreibend sein, doch im Großen und Ganzen wollte er die Zeit nicht missen.
Irgendwann kamen wir dann auch auf mich zu sprechen. Ohne Ausschmückungen erzählte ich ihm von den Hintergründen meines Besuches in London. Er war ebenso fasziniert wie überrascht: »Einfach so in ein fremdes Land zu reisen, um so vieles hinter sich zu lassen: Respekt. Ich weiß nicht, ob ich dazu die Eier gehabt hätte.« Ja, er hatte tatsächlich Eier, also auf Englisch Balls gesagt.
Der steigende Pegel machte die Unterhaltung immer entspannter und man musste nicht mehr so sehr auf Etikette achten, was ich sowieso nicht gemacht hätte. Der erste Pitcher war beinahe geleert, da verabschiedete sich Daniel zum ersten Mal in Richtung Toilette. »Nur Pinkeln«, beteuerte er.
Ich glaubte ihm zwar, doch sein Gang war schon sehr unsicher. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ nachfüllen. Fassungslos starrte er auf den Tisch, auf dem schon wieder zwei bis zum Rand gefüllte Pitcher voll goldener Flüssigkeit mit weißer Schaumkrone auf ihre Vernichter warteten, als er zurückkam.
»Zweite Runde?«, fragte ich, während er sich setzte, wozu er zum Stützen beide Hände verwendete.
»Zschweite Rundä«, entgegnete er leicht lallend, sodass ich lachen musste. »Isch will auf jeden Fall ʼne Revanche. Nummer?« Er legte mir sein Handy auf den Tisch.
Ich sag euch jetzt nicht, welches Handy er mir auf den Tisch gelegt hatte, nur soviel: Unsere beiden Smartphones würden auf keinen Fall Freunde werden.
»Kanschdisch ja unner Eure Hoheit speichern. Dann wes ischglei um wens geht.«
Ich lachte, entschied mich aber dann doch für meinen Namen. Als Nachnamen gab ich aber den Namen des Pubs an. Wer weiß, ob er sich am Morgen noch an mich erinnern würde.
»Wehe du kneifscht«, drohte er mir, doch sein Gelalle war mittlerweile so stark fortgeschritten, dass es mehr wie eine lustige Floskel denn eine Drohung klang.
Eine Stunde später jagten wir den letzten Schluck des zweiten Pitchers unsere Kehlen hinunter. Daniel war sichtlich betrunken. Sprechen fiel im schwer, alleine laufen oder stehen war absolut unmöglich. Beschwören konnte ich es nicht, doch ich war mir fast sicher, inmitten von halben Sätzen, in denen er kaum noch zu verstehen war, die Worte »Protego« und »Expelliarmus« herausgehört zu haben.
Frank kam zu mir, nachdem er uns eine Weile beobachtet hatte. »Das war unfair«, sagte er zu mir, doch er wirkte belustigt. »Ich glaube, er hat genug. Vielleicht solltest du dafür sorgen, dass er sicher nach Hause kommt. Weißt du, wo er wohnt?«
Und plötzlich standen wir vor einem nicht unerheblichen Problem. Natürlich war mir sein Wohnort nicht bekannt. Außerdem hielt ich es für unverantwortlich, ihn einfach in ein Taxi zu setzten, selbst wenn ich seine Adresse gewusst hätte. So betrunken wie er war, hätte er es nicht einmal gemerkt, wenn ihn jemand ausgeraubt hätte.
Ich schleppte ihn aus der Bar hinaus in Freie. Die frische, sauerstoffreiche Luft schlug ein wie eine Bombe. »Luca«, stöhnte er vor sich hin und deutete auf seine Jacke. »Luca …«
»Ja, ich bin doch da. Was ist denn los?«
»Moouu…! Mooo-aah …« Erst nach mehreren Anläufen schaffte er mühsam ein »Mobile« zu nuscheln. Nach etwa zwei Minuten intensiver Suche reichte er mir dann sein Handy, welches er in der Innentasche gefunden hatte. Er entsperrte es und ließ sich dann wie ein nasser Sack auf die Treppe vor dem Pub plumpsen.
»Wen soll ich anrufen«, fragte ich, nachdem ich sein Telefonbuch durchforstete hatte. Nirgends stand etwas, das auf ein Familienmitglied hinwies.
Erstaunlicherweise war seine Kontaktliste eher klein. Doch es war vielleicht auch nur ein Handy, welches er mitnahm wenn er ausging. Zur Sicherheit, falls es ihm mal gestohlen werden sollte.
»Ava«, brach es viel zu laut aus ihm heraus. »Ava …«
Ava war die erste Nummer in seiner Liste. Ich zögerte nicht lange und ließ klingeln. Fünfmal. Zehnmal. Fünfzehnmal. Keiner nahm ab. Ich schaute auf die Uhr. Es war erst elf. Um diese Zeit und an einem Samstag würde man doch noch nicht im Bett sein, dachte ich mir und ließ es einfach weiterklingeln.
»Geht sie samstags aus?«, fragte ich Daniel, denn die Vermutung lag nahe, dass Ava ihr Handy einfach nicht hören konnte.
Eine Antwort bekam ich keine mehr – Daniel war eingeschlafen. Innerlich zerriss es mich fast vor Freude und für einen kurzen Moment verfiel ich dem Verlangen, ein Bild von mir und Daniel zu machen, ein Siegesfoto, welches er nie mehr vergessen würde. Doch ich konnte mich zurückhalten.
Als sich wieder Avas Mailbox einschaltete, legte ich auf und versuchte es erneut. Kurz bevor mich die elektronische Bandansage erneut abwürgen konnte, hauchte eine leise Frauenstimme ein »Daniel« in den Hörer.
»Es tut mir leid. Habe ich sie geweckt?«, begann ich höflich, um die offenbar noch verschlafene Frau nicht zu erschrecken.
»Du bist nicht Daniel«, dröhnte es plötzlich hellwach aus dem Lautsprecher. »Wer bist du, woher hast du sein Handy, geht es ihm gut?«
»Ähm … ich …«, stotterte ich, überrascht von der plötzlichen Hektik. »Mein Name ist Luca. Ich hab Daniel im The George getroffen und wir haben zusammen etwas getrunken. Er hat verloren.«
»Was heißt verloren? Hast du ihn etwa verloren? Soll das ein schlechter Scherz sein?« Die Stimme klang aufgebracht, fast böse.
»Nein, er liegt hier auf der Treppe und schläft. Randvoll.« Ich konnte mir einen erfreuten Unterton nicht verkneifen. »Daniel konnte nur noch Ava anrufen sagen, bevor er eingeschlafen ist.«
Für einen Moment war es still am Telefon, dann ein leichtes Grummeln. »Okay, wo seid ihr?«, fragte die Frau etwas freundlicher, »ich hol euch ab.«
»Mich müssen sie nicht abholen. Ich wohne hier ganz in der Nähe in einem kleinen Apartment. Der Heimweg zu Fuß würde mir gut tun. Bis Sie da sind werde ich aber hier warten. Wir stehen vor dem The George, Devereux, gleich zu Beginn der Straße.«
»Okay, wartet da. Es ist zwar kaum Verkehr, aber eine gute Stunde wird es sicher dauern.« Mit diesen Worten legte sie auf.
»Eine Stunde warten«, sagte ich mir laut und schüttelte den Kopf. Ich schaute erst zu beiden Seiten der Straße, dann betrachtete ich das Häufchen Elend auf der Treppe. Kalt war es geworden und draußen zu warten machte nun wirklich keinen Sinn. Ich schnappte mir den nassen, mit Bier gefüllten englischen Patienten und schleifte ihn zurück in den Pub.
Als Frank mich sah kam er sofort zu Hilfe. »Habt ihr eine Kleinigkeit zu Essen und vielleicht Wasser?«
Frank nickte und eilte davon, nachdem wir Daniel auf meinem Thron abgesetzt hatten. Es dauert nur einige Minuten, bis Frank mit einem Teller und einem Pitcher Wasser in der anderen Hand aus der Küche zurückkam. Durch leichtes Schütteln versuchte ich Daniel zu wecken, doch ich erntete nicht mehr als ein haltloses Grunzen und eine abwinkende Handbewegung. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, ihn davon zu überzeugen etwas zu essen und ein Glas Wasser zu trinken, fasste ich mir ein Herz, schnappte mir den Pitcher mit eiskaltem Wasser und schüttete es ihm über den Kopf. Ich habe noch nie jemand, der so betrunken war, derart lebhaft aufspringen sehen. Es war faszinierend und gleichzeitig ein riesiger Spaß, nicht nur für mich, sondern auch für all jene, die uns zugeschaut haben. Obwohl die Szene ein Schnappschuss für jede Klatschzeitung gewesen wäre, machte niemand Fotos. Anscheinend gab es tatsächlich noch Menschen, die Respekt vor anderen und deren Privatsphäre hatten.
»Was zum … was soll der … bist du verrückt?«, kreischte Daniel erschrocken, triefnass und immer noch etwas benebelt. »Wieso hast du das gemacht?«
» Sei mir nicht böse, aber die letzte Stunde warst du eigentlich nur noch körperlich anwesend. Du musst was essen und Wasser trinken. Du bist voll wie die Londoner U-Bahn. Außerdem hab ich Ava angerufen. Sie kommt dich abholen.«
»Was? Wieso hast du sie angerufen?«, fragte er und schien zornig zu sein. »Oh Mann, da kann ich mir ja wieder was anhören.«
»Hab ich was falsch gemacht?« Ich war etwas verunsichert und hatte das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen. »Du hast es doch selbst gesagt …«
»Schon gut. Halb so wild. Es wird nur eine nervige Heimfahrt.« Er langte nach dem Sandwich auf dem Teller, biss hinein und trank den kleinen, verbliebenen Rest Wasser. Für etwa fünf Minuten war er nicht ansprechbar. Erst als er den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte, kam er wieder zu sich. »Was hat sie eigentlich gesagt? War sie böse?«
»Ich glaube schon. Offenbar hatte ich sie geweckt. Sie meinte, es dauere mehr als eine Stunde, bis sie hier wäre«, antwortete ich.
»Oh je, dann ist sie ja nicht einmal in London. Sie wird ganz schön sauer sein, das steht fest.«
Für einen Moment trat Stille ein, doch ich konnte mir die Frage einfach nicht länger verkneifen: »Wer ist Ava? Deine Schwester, Freundin, Tante, Cousine?«
»Eine Freundin«, gab er nur knapp von sich, betonte es aber überdeutlich, als wollte er etwas klarstellen. »Du lernst sie ja gleich kennen.« Er stand auf, ging zur Bar und bestellte bei Frank erneut Wasser – und ein Handtuch.
Es war beeindruckend, was kaltes Wasser und etwas zu Essen mit einem Betrunkenen anstellen können. Jetzt kam sogar ich mir angeschlagener vor als er.
»Ich glaube, du hast gewonnen«, gab Daniel bescheiden zu, als er zurückkam. »Ich geh schnell zu Frank und zahle.«
»Was willst du denn bezahlen?«, fragte ich verwundert und hielt ihn am Arm, »die Rechnung ist beglichen.«
»Ähm, danke, aber …« Offenbar hatte ich ihn mit meiner Vorgehensweise verwirrt. Doch er fing sich schnell wieder. »Nächstes Mal gehtʼs auf mich. Versprochen.«
Es würde also ein nächstes Mal geben. Ich freute mich wirklich darüber. Nach fünf Tagen in London konnte ich endlich einen echten Erfolg verzeichnen. To-do-Liste, Punkt 4: Such dir Freunde. Check!
Es dauerte tatsächlich mehr als eine Stunde, bis Daniels Bekannte, ich nannte sie vorsichtig mal so um keine Verwirrung zu stiften, am Pub ankam. Vorgefahren war ein schwarzer Jeep Grand Cherokee, ein riesiges Auto und eigentlich nicht meine erste Wahl, wenn ich es mit einer Frau in Verbindung bringen sollte. Die Fahrerin lehnte sich über den Beifahrersitz und öffnete die Tür zu unserer Seite von innen. »Steig ein, Vollsuff«, keifte sie nur, lehnte sich gegen ihre Fensterscheibe und schaute zur anderen Straßenseite. Es schien fast so, als wolle sie ihr Gesicht verbergen. Die tief sitzende Kapuze ihres Pullovers hätte es mir jedoch ohnehin nicht möglich gemacht sie zu erkennen.
Einige Augenblicke später hatte sich Daniel auf den Beifahrersitz bugsiert. Er entschuldigte sich einige Male bei seiner Fahrerin und auch nochmals bei mir, dann schloss er die Tür. Bevor sie wegfuhren, machte er noch eine Handbewegung, die mir wohl zu verstehen geben sollte, dass er sich melden würde, dann waren sie auch schon um die Kurve.
Da stand ich nun. Alleine in der Kälte mitten in London, angetrunken, hungrig und mit dem Gedanken im Kopf, zu meinem Apartment laufen zu müssen. Und mir hätte es nicht besser gehen können. Vor lauter überschwänglicher Freude stieß ich einen hellen Schrei aus, sprang ein, zwei Mal in die Luft und machte mich dann alsbald hüpfend und pfeifend auf den Weg.
Aus irgendeinem Grund kam mir der Song Let it go aus dem Film Frozen in den Sinn, als ich so durch die Gassen der Metropole schlenderte, und bevor mir bewusst wurde, wie mir geschah, begann ich den Refrain lauthals zu singen. Ich erschrak vor mir selbst und schob meine Hemmungslosigkeit ein Lied in der Öffentlichkeit zu singen – und meine Stimme ist weiß Gott nicht die schönste – auf den Alkohol.
Eine halbe Stunde später erreichte ich zu meiner und der Freude aller Menschen die mein Gejaule hatten mit anhören müssen, endlich mein Apartment.
Kaum hatte ich die Tür hinter mit geschlossen, zog ich mich bis auf die Shorts aus, stürmte zum Schreibtisch und griff nach Papier und Stift. Ganz oben schrieb ich To-do-Liste, darunter nummerierte ich von eins bis zehn. Die ersten drei Punkte ließ ich aus. Bei vier kritzelte ich Such dir Freunde hin und hakte es im gleichen Zug ab. Gleich unter fünf schrieb ich Sieg über England. Und auch dahinter machte ich stolz einen Haken inklusive eines lachenden Smileys. Offenbar hatte Frank recht: Ich war ein guter Mensch und solchen passieren gute Dinge. Auch wenn die Hintergründe, die mich auf die Insel trieben, weit weniger schön waren, hatten sie vielleicht letztendlich so geschehen müssen.
Zufrieden warf ich mich auf meine steinerne Matratze, was mich in diesem Moment überhaupt nicht störte, zog Kissen und Bettdecke an mich heran und schlief nur wenige Augenblicke später ein.