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Britt

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Tränen in ihren Augen verschleierten den Blick und es fiel ihr schwer das Fahrzeug zu lenken und nicht vom Weg abzukommen.

Kein klarer Gedanke war mehr möglich, denn das, was sie heute erlebt hatte, überschritt eine Schmerzgrenze, welche sie mit Wucht ins Abseits katapultiert hatte.

Nach einem fast hoffnungslosen Kampf, der am Ende für nur eine einzige Minute ein erfüllendes Gefühl bereitgehalten hatte, war alles innerhalb Sekunden wieder zerstört worden.

Sie musste fort – weg - weit weg von allem und so war sie ins Haus gerannt, hatte ihre sieben Sachen gepackt und war ohne ein Wort des Abschieds davongelaufen.

Den Wagen lenkte sie durch die staubige Allee und im Rückspiegel sah sie mich noch schemenhaft, mich, ihre beste Freundin Hanna und Sven, ihre große Jugendliebe.

Empathisch wie sie war, spürte sie den Schock, den auch wir erlitten hatten und sie sah, dass wir bewegungslos ihrem Fahrzeug hinterherstarrten.

Planlos schlug sie den Weg zunächst nach Gustavsberg ein und fuhr anschließend viel zu schnell wie ferngelenkt in Richtung Stockholm.

Einfach nur noch nach Hause, nach Deutschland, nach Wesel, zurück in ihr Haus.

In ihrem Kopf hämmerte es als würde sie sich mitten in einem Paukenkonzert befinden.

Ihre maßlose Enttäuschung darüber, dass Flo trotz der tiefen Liebe zu ihr, zeitgleich auch mit seiner Frau seinen ehelichen Pflichten nachgegangen war, hatte sie so schockiert, dass sie selbst jetzt noch kaum atmen konnte.

Ja, natürlich hatte er sich damals von ihr zurückgezogen.

Vermutlich war er genau in der Zeit erst wieder aufbauend in seiner Ehe gewesen und außerdem stellte sich hier eine weitere andere Situation, als nur primär die ihrer Enttäuschung, dar.

Jöran - denn auch sie war eine feste neue Beziehung eingegangen mit einem anderen Mann. Heiraten wollte sie, ihren Weg mit ihm gemeinsam gehen. Es gab in ihrem Leben keinen Flo mehr. Hatte sie dieses wohlweißlich vergessen jetzt in ihrem Schmerz?

Also standen sich beide in Nichts nach, sondern es hatte einen gleichberechtigten Neuanfang auf beiden Seiten gegeben.

Langsam sortierten sich ihre Gedanken und als sie an diesem Punkt angekommen war, bekam ihr Schmerz eine ganz andere Facette.

Hatte der Mut, nun miteinander leben zu wollen, endlich die Oberhand bekommen, da schlug ihnen genau in diesem Moment das Schicksal mit Wucht die Türe vor der Nase zu. Und das endgültig.

Das war nun ihre Aufgabe, die sie zu bewältigen hatte. Diese Akzeptanz, dieses zu erkennen, dass es keinen Weg zu ihm zurückgeben würde.

Von weitem sah sie bereits den Flughafen und sie lenkte das Fahrzeug zur Autovermietung. Kurze Zeit später gab sie am Schalter die Fahrzeugpapiere und den Schlüssel ab. Sie sprach die Bitte aus, Frau Hanna Lindqvist-Sörensson anzurufen, sie zu bitten, das Fahrzeug wieder abzuholen. Dazu gab sie meine Anschrift unseres Ferienhauses an, damit der Datenabgleich auch stimmig war.

Als dieses alles erledigt war, drehte sie sich herum damit sie eilig zum Terminal kam, um sich den nächsten Flug nach Düsseldorf zu sichern.

»Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so einfach anspreche,«, meinte ein Herr, der schon eine Weile hinter ihr am Schalter gestanden hatte.

Erstaunt sah Britt den Unbekannten an, nichts ahnend, welches denn sein Anliegen war.

»Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen.« Ganz old school kam er ihr vor, so vornehm und elegant aussehend, ebenso aber auch seine Aus-drucksweise.

Vom Alter her schätzte sie ihn auf Anfang vierzig und darum verwunderte sie sein Auftritt noch mehr.

»Christian van Steenfelde ist mein werter Name.«

Ach du liebe Güte, zuckte sie irgendwie zusammen, was mag er nur von mir wollen? Ob dieses eine Masche war, eine Frau kennenlernen zu wollen?

Britt war mittlerweile äußerst voreingenommen Fremden gegenüber, was mich natürlich nicht wunderte, bei dem, was sie so alles erlebt hatte in den letzten Monaten.

Zudem passte es gar nicht in diesem Moment, nicht nur zeitlich gesehen, dringend einen Flug zu buchen, sondern sie war einfach nicht in der Verfassung eine Kommunikation zu führen. Erst recht nicht mit solch einem komischen van… soundso.

Trotzdem gebot es ihre Erziehung, kurz zuzuhören, welches Anliegen er denn hatte.

Je mehr sie seinen Worten, die nun folgten, lauschte, desto mehr schüttelte sie den Kopf.

»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, doch zufällig stand ich hinter Ihnen hier am Schalter der Autovermietung. Diese Adresse, die Sie da gerade genannt haben, kommen Sie zufällig auch von dort?«

«Ich wüsste jetzt nicht, was Sie das angeht,« , etwas zu patzig hatte sie darauf reagiert, bemerkte es aber sehr schnell und entschuldigte sich.

»Herr van Steen….,«, stotterte sie.

»Steenfelde,«, vervollständigte dieser das Wort.

»Wie auch immer, also Herr van Steenfelde, warum interessiert es Sie woher ich komme?«

»Es geht nicht wirklich darum woher Sie kommen, sondern eher darum, ob Sie diese Adresse persönlich kennen. Ich suche jemanden, der in Gustavsberg in einem Ferienhaus verweilt und als ich gerade den Namen Lindqvist-Sörensson hörte und dazu noch diese Adresse, da habe ich zwei Dinge direkt miteinander verbunden.«

»Verstehe, nein verstehe ich nicht ganz. Also Sie suchen jemanden, der ungefähr auf dieser Adresse wohnt und der den Namen Lindqvist- Sörensson trägt?«

»Nein eigentlich nur eine Person namens Lindqvist.«

Jetzt war Britts Neugier erst richtig geweckt.

Sie betrachtete den Mann etwas genauer. Trotz old school wirkte er auf sie sehr modern. Er trug eine sportlich saloppe Bekleidung und gutaussehend war er zudem.

Warum er jetzt so hochgestochen und etwas verwirrt sprach, hatte sie noch nicht herausgefunden.

»Dann suchen Sie Flo oder Björn?«

Fragend schaute er sie an und verneinte.

»Wen genau suchen Sie denn? Eine Dame oder einen Herrn?« Es schien ihr, als wäre seine Verwirrtheit auf eine Art Nervosität zurück zu führen.

Was führte er im Schilde?

Und warum kannte er nicht die genaue Adresse der Person, die er besuchen wollte?

Verlegen räusperte er sich. Er schien, als wenn er nichts Falsches sagen oder niemanden kompromittieren wollte.

»Es ist eine Dame, die ich suche,«, vorsichtig tastete er sich heran.

»Auf dieser Adresse gibt es nur zwei Damen, die diesen Namen tragen. Das ist zum einen Hanna Lindqvist-Sörensson, diesen Namen haben Sie ja eben mitbekommen, aber so wie mir scheint, ist das nicht die richtige Person, die Sie suchen. Habe ich recht?«

Bestätigend nickte er und fast ängstlich schien er darauf zu warten, welchen Namen ihn Britt noch nennen würde.

»Ich möchte Sie nicht länger auf die Folter spannen. Marion Lindqvist ist auch noch einer der Gäste am See.«

»Marion!« Flüsternd hatte er diesen Namen nachgesprochen.

»Sie kennen sie scheinbar sehr gut, wirken aber auch betroffen irgendwie. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder gefangen.

»Darf ich Sie noch etwas fragen? Vielleicht können Sie mein Anliegen nicht verstehen und eigentlich springe ich gerade hier über meinen Schatten, obwohl ich seit Monaten nichts mehr anderes tue, als ständig über meinen Schatten zu springen. Es ist diese Frau, sie hat mich vollends in einen Bann gezogen. Sie hat es sogar so weit gebracht, dass ich nun vor einer fremden Dame stehe, die ich ausfrage, wo sie steckt!«

Da war aber ein Ventil geöffnet worden.

Christian van Steenfelde redete offen drauflos, trotz des Risikos, dass er hier gerade in einen riesigen Fettnapf treten könnte. Er wusste nichts über Britt und in welchem Verhältnis sie zu Marion stand. Doch er hatte sich vorgenommen um diese Frau zu kämpfen. Er akzeptierte einfach nicht, dass sie ihn mit wenigen Worten zurückgelassen hatte, obwohl er spürte, dass sie viel für ihn empfand.

»Lassen Sie mich raten!« Britts logischer Verstand kam ihr mal wieder zu Gute.

»Sie kommen aus Stuttgart. Habe ich wieder recht?«

»Ja das haben Sie. Ich bin sehr erstaunt, dass Sie darüber in Kenntnis gesetzt worden sind. Hat Sie Ihnen von uns erzählt?«

Die Tatsache, dass Britt über ihn in irgendeiner Form unterrichtet war, stimmte ihn hoffnungsvoll, doch schwand diese Hoffnung wieder so schnell, wie sie gekommen war. Sein Selbstbewusstsein war eh nicht seine stärkste Seite, denn sofort kombinierte er, dass Marion auch über ihn in der Vergangenheitsform gesprochen haben könnte.

»Ja sie hat Sie erwähnt. Nicht namentlich, sondern nur, dass sie mit einem Mann aus Stuttgart eine sehr innige Beziehung gelebt hatte, diese aber aus Verantwortung ihres Kindes gegenüber beendet habe.“ Britt vergaß ihren eigenen Kummer, denn nun stand ein Mann vor ihr, dem es genauso erging und das berührte und bedrückte sie gleichzeitig.

Traurig schaute sie ihn an. Er sah ihren Blick und feinfühlig wie er war erkannte er auch, dass da noch etwas in der Luft lag, worüber er noch nicht informiert war.

»Was haben Sie vor Herr van Steenfelde? Werden Sie Marion wirklich dort besuchen wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn Ferien macht? Das finde ich sehr mutig, wenn ich ehrlich bin.«

»Eigentlich bin ich mir selbst nicht darüber im Klaren, was ich dort soll. Vielleicht hatte ich auf eine Gelegenheit gehofft, sie einmal alleine bei einem Spaziergang am See zu treffen. Ich kann sie nicht einfach aus meinem Leben streichen, wie ein Tag auf dem Kalender. Dazu waren wir zu weit.«

Britt wusste ganz genau wovon er sprach. Irgendwie war das Wahnwitz, dass sie diesem Christian begegnet war. Es schien fast so, als wäre er ihre Ablösung hier. Sie verließ das sinkende Schiff, während er noch das Ruder an sich reißen wollte.

Eines stand fest, sie würde ihm die Hiobsbotschaft nicht übermitteln, dass Marion nun mit ihrem Ehemann einen neuen gemeinsamen Weg plante. Auch wenn ihr dieser Mann sehr Leid tat, so war es nicht ihre Aufgabe. Ihn ereilte das gleiche Schicksal, welches auch sie ertragen musste.

»Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Wenn Sie einmal Hilfe benötigen, ich bin bereits Fachfrau auf diesem Spezialgebiet. Sie dürfen sich gerne immer bei mir melden.«

Christian van Steenfelde beobachtete ihr Tun, nahm ihre Visitenkarte in Empfang und überreichte ihr seine, obwohl er momentan nicht wirklich wusste, zu welchem Thema sie ihm behilflich sein sollte.

»Interessant, Grafik-Design. Da habe ich bestimmt einmal Interesse auf Sie zuzukommen, geschäftlich gesehen, meine ich.

Unser Gut wird neu gestaltet. Wir bauen unsere Stallungen aus, Pferde, Sie wissen schon. Da fehlt es an einem guten Grafik Design für das neue Gestüt.«

Britt grinste. Das war wieder etwas, was frühere Momente hochkommen ließ.

»Der eine hat Obstplantagen, der andere ein Pferdegestüt. Allesamt Großgrundbesitzer.«

»Wie meinen?« Van Steenfelde konnte mit dieser Aussage nicht viel anfangen.

»Ist nicht so wichtig. Ehrlich gesagt sitze ich gerade zwischen zwei Stühlen. Ich weiß nicht ob es richtig ist, sie ins offene Messer laufen zu lassen oder Sie wenigstens vorzuwarnen, wie die allgemeine Entwicklung ist. Ich wähle den Mittelweg. Versuchen Sie bitte Kontakt mit Marion aufzunehmen. Führen Sie mit ihr ein Gespräch, bitte. Sich selbst zuliebe.«

Eigentlich hatte sie schon viel zu viel gesagt, doch sie mochte auch nicht, dass er hoffnungsvoll zum See fuhr und dann das erlebte, was sie heute bereits hinter sich hatte.

»Sagen Sie, ich habe das Gefühl, dass es Ihnen auch nicht so gut geht. Habe ich da auch recht? Und gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eventuell die Dame aus Wesel sind? Britt Hansen?«

Britt schaute ihn völlig perplex an.

»Sie kennen mich?« Kaum hatte sie ausgesprochen dämmerte es ihr. Marion hatte ja von ihr gewusst und sie muss auch die Namen aller Beteiligten schnell herausgefunden haben. Kein Wunder, dass ihr Geliebter Herr van Steenfelde ihren Namen schon einmal gehört hatte.

»Eigentlich müssen Sie mir nichts erzählen Frau Hansen. Sie hier am Flughafen anzutreffen, daraus kann ich nur schließen, dass Sie sozusagen Hals über Kopf das Feld geräumt haben. Am besten ich fliege mit Ihnen zurück. Denn wir beide haben die gleiche Position und sitzen vermutlich im selben Boot. Wir scheinen beide sozusagen das Pendant der Eheleute Lindqvist zu sein. Krass, irgendwie krass«

Britt lachte hämisch auf.

»Krass? Und dieses Wort aus ihrem Mund? Ja, sie haben recht und es freut mich, dass Sie doch nicht ganz so verstaubt sind, wie ich anfänglich dachte.«

Irritiert aber grinsend stimmte Christian ihr zu. Wenn er eines in den letzten Monaten gelernt hatte, dann war es Selbstironie.

Mit fester Stimme und einer unglaublichen Bestimmtheit fuhr er fort.

»Egal was mich erwartet. Ich habe es geschafft, bis hierher vorzudringen, habe all meinen Mut zusammengenommen, somit werde ich diesen Weg

auch bis zum vermutlich bitteren Ende fortführen.

Ich werde versuchen Marion zu erreichen. Sollte sie nicht ans Telefon gehen, dann fahre ich höchst persönlich bei ihr vor.«

Ihm war klar, dass Marion mittlerweile mit Sicherheit auch über ihre Liebe, ihre vergangene Liebe, mit ihrem Mann gesprochen hatte. Ihn beunruhigte jetzt nur noch eins. Warum befand sich Britt Hansen auf dem Rückflug nach Deutschland?

Er versuchte noch einmal etwas aus Britt herauszulocken, doch sie blieb standfest und schwieg sich darüber aus.

Sie gaben sich zum Abschied die Hand und wünschten sich gegenseitig Glück. Beide wussten, dass sie irgendwann noch einmal etwas miteinander zu tun haben würden und wenn es nur der Grund sein würde, sich gegenseitig mit Worten und Erfahrungen zu trösten.

»Auf gute Freundschaft Britt.« Christian van Steenfelde war erstaunt über seine lockere Art, die er einer Fremden entgegenbrachte.

Vermutlich schweißten gleiche Schicksale die Menschen zusammen.

»Ja auf gute Freundschaft Christian.« Britt presste die Lippen zusammen und nickte. Hastig drehte sie sich herum und eilte hinüber ins Terminal, um sich endlich den nächsten Flug zu sichern.

Sie hatte Glück, denn zeitnah würde eine Maschine, in der es auch noch freie Plätze gab, fliegen.

Geschäftig regelte sie per SMS alles Nötige, um wenigstens nicht ganz so sang- und klanglos zu ver

schwinden. So informierte sie ihren Nochehemann Steffen, der mit ihren beiden Töchtern noch in Schweden verweilte, denn auch ihre Familie war zu Gast auf meiner Hochzeit gewesen, und diese verbrachten nun noch einige Urlaubstage in den Schären.

Ich bekam eine SMS, dass ich mir keine Sorgen machen solle, das Auto am Flughafen bitte wieder abholen möge und dass sie vor allem erst einmal keine Nachrichten oder Anrufe bekommen möchte, um sich zu sortieren und zudem Abstand von allen Ereignissen dringend benötigte.

Was sie allerdings in Deutschland anfangen würde, war ihr noch schleierhaft, vermutlich viele Tage damit verbringen, ihre Wunden zu lecken und zu leiden.

Natürlich spürte sie auch, wie Flo sich zurzeit fühlte, vermutlich genauso wie sie.

Als sie an ihn dachte während sie auf ihr Boarding wartete, nahm sie ihr Handy in die Hand, zögerte zunächst, legte es wieder beiseite und schaute es lange Zeit nachdenklich an. Doch dann ergriff sie es wieder und schrieb ihm.


Karsten,

ich musste gehen, weit weg von allem.

Deine Nähe und jeder Blick in Deine Augen würde uns um den Verstand bringen. Bitte, und glaube mir, es ist besser, wenn wir hier und jetzt unseren Kontakt für immer abbrechen.

Wenn wir dieses nicht tun, es würde uns beide zerstören.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie wirklich alles Gute und gebe alles, was Du zu geben vermagst.

Danke für die wunderbare Zeit mit Dir. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Diese Zeit mit Dir war etwas so Außergewöhnliches und ich weiß, dass es dieses kein zweites Mal geben kann, dass ich das nicht noch einmal erleben werde oder es möchte.

Gebe mir Zeit und vielleicht kann ich Dir eines Tages ohne Schmerz wieder gegenübertreten, alleine schon um Finns Willen. Ich habe ihn so lieb gewonnen.

Bitte bestelle ihm ganz liebe Grüße von mir und drücke ihn einfach einmal herzlich.

Gleich steige ich in den Flieger und wünsche auch nun dir sowie aber auch Marion, alles Beste. Danke für unsere Momente des Glücks. Ich lächel sogar ein wenig, denn eigentlich hatten wir immer nur Momente. Es hat nicht sollen sein, dass wir etwas anderes leben durften. Pass gut auf Dich auf.

Britt

Irgendwie war sie stolz, dass sie ihre wahren Emotionen nicht zum Ausdruck gebracht hatte, denn dann hätte er ihren tiefen Schmerz erkannt und das würde ihn noch mehr belasten.

Er hatte ihrer Meinung nach nun genug damit zu tun, sich mit einer völlig neuen Situation abzufinden, eine Frau, die er liebte nun doch ganz loszulassen und sich zeitgleich noch auf eine neue Vaterrolle einzustellen. Es gab sogar noch einen dritten Punkt. Er würde weiterhin mit Marion leben.

Natürlich war sie ein lieber Mensch, doch ihnen beiden war klar geworden, dass die Ehe nur auf einer rein platonischen Beziehung basierte. Sie muss einen ähnlichen Schock erlitten haben wie sie und Karsten.

Britt schüttelte energisch den Kopf, mehr vor sich selbst, denn sie war ja alleine, außer halt die fremden Fluggäste, die auch gleich mit ihr den Flug nach Deutschland antreten würden. Das Kopfschütteln war eine Antwort auf ihre Gedanken, denn sie hatte kein einziges Mal daran gedacht, dass es hier bald ein neues Menschenkind geben würde, welches es verdient hatte, bei glücklichen Eltern aufzuwachsen.

Großes Schamgefühl bedrückte sie, denn sie dachte auch an den kleinen Finn, der nun ein Ge-schwisterchen bekommen würde und das sollte man sich nun primär vor Augen halten als den eigenen Verlust. Etwas besser ging es ihr jetzt, vielleicht würde sie es dadurch schaffen, die neue Situation anzunehmen.

Sie dachte daran, wie schnell das Schicksal von einer Minute auf die andere das Leben verändern konnte.

Was war denn damals in Köln-Bonn, als sie Jöran über den Weg lief und sie sich beide Hals über Kopf ineinander verliebt hatten?

Also ging es doch und mit dem nötigen Abstand

würde es ihr schon gelingen einen neuen Weg zu gehen.

Manipulativ wirkte sie weiter mit solchen Gedanken auf ihr Inneres ein. Es war ein Schutz um nicht den großen Zusammenbruch und Absturz zu erleben und um halbwegs wieder in ein neues Leben zurückzufinden.

Die Fluggäste wurden aufgerufen und kaum eine halbe Stunde später befand sie sich bereits in der Luft und flog ihrem neuen Leben entgegen.

Bevor sie vor Erschöpfung in einen leichten Dämmerschlaf fiel, schaute sie aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs - hinunter auf das immer kleiner werdende Schweden.

Ihre Gedanken galten nun Christian van Steenfelde. Irgendwo da unten steuerte er gerade auf die gleiche Sackgasse zu, in der sie sich auch festgefahren hatte.

Bedauerlich, dass alles so gekommen ist. Wie einfach hätte es sich alles entwickeln können, wenn man miteinander gesprochen hätte, ein offenes Gespräch, welches alles in die richtige Richtung gelenkt hätte.

Armer Christian…, dachte sie.

Völlig erschöpft schlief sie ein.


Flo... Venezianische Nacht

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