Читать книгу Hauptsache, wir sind Freunde - Angelika Kutsch - Страница 3

Packtag

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Micki weint laut. Mama sagt: „Umziehen macht aber wirklich Spaß! Du wirst schon sehen!“

Micki weint noch lauter. Sie denkt an Olaf, der hier bleibt. Und sie denkt an ihren Versteckbaum, den nur sie beide kennen.

„Du darfst auch im Möbelwagen mitfahren“, sagt Papa.

Micki hört auf zu weinen. „Ehrlich? Ehrenwort?“ Sie will, daß Papa ihr die Hand darauf gibt. Versprochen ist versprochen. Aber die Hand kann Papa ihr nicht geben. Er hat alle Hände voll zu tun. Er packt seine Schrauben. Papa sammelt nämlich Schrauben.

Das kann Micki überhaupt nicht verstehen. Sie sammelt auch Sachen.

Aber sie sammelt nur schöne Sachen. Sachen, die man gut gebrauchen kann, Schneckenhäuser zum Beispiel und hübsche Steine und Vogelfedern.

Mama findet Mickis Sachen aber nicht schön. Gerade wollte sie alles miteinander in die große Mülltüte stecken. Die steht mitten im Flur. Bis eben fand Micki die Tüte ganz ungefährlich. Leere Plastikflaschen, ausgeleierte Gummibänder und Papas alte Socken kann man ja wirklich zu gar nichts mehr gebrauchen. Bloß weg damit! Aber als Mama auch Mickis Sachen wegwerfen wollte, war die Tüte plötzlich ein gefährlicher Drache. Ein Drache, der sein schreckliches Maul aufsperrt.

Micki hat Mama den Schuhkarton mit den schönen Sachen weggerissen, und jetzt hält sie ihn ganz fest.

„Was willst du mit all dem Zeugs?“ fragt Mama. „Heute gefällt es dir noch, und nächste Woche ist es dir vielleicht schon langweilig. Dann haben wir alles umsonst eingepackt.“

„Nicht umsonst! Ich hab mich gefreut, als Olaf mir die Vogelfeder geschenkt hat.“ Micki wühlt in dem Karton und hält eine Feder hoch. Die ist blau und grau und hat schwarze Streifen. „Und wenn man sich erst mal gefreut hat, ist nichts umsonst“, sagt Micki. Sie zeigt auf Papas Schrauben. „Schmeiß die doch weg! Über die freut sich kein Mensch!“

Micki weiß, daß Mama Papas Schrauben auch nicht leiden kann. Die haben immer überall herumgelegen. Einmal hat Mama sogar eine Schraube in ihrem Hausschuh gefunden. Nein, Mama hat sie nicht gefunden. Draufgetreten ist sie, und das hat weh getan. Da hat Mama geschrien und schlimme Wörter gesagt.

„Doch, ich freu mich“, sagt Papa. „Die werden nicht weggeschmissen. Ich brauch sie nämlich noch!“

Mama seufzt. „Nun beeilt euch mal!“ sagt sie. „Morgen früh um sieben ...“

„... steht der Möbelwagen vor der Tür“, sagen Micki und Papa gleichzeitig. Das hat Mama heute nämlich schon viele Male gesagt.

Sie müssen alle lachen. Vielleicht macht Umziehen ja doch ein bißchen Spaß.

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