Читать книгу Vermächtnis der Sünder Trilogie - Angelika Merkel - Страница 5

Kapitel 3

Оглавление

Von der alten Festung aus waren sie viele Tage quer durch Hadaiman geritten. Stets den Blick gegen Osten gerichtet.

Wieder einmal wurden sie von der einbrechenden Nacht genötigt anzuhalten, um ein Lager aufzuschlagen. Es war gut so. Einen Tagesmarsch vor ihnen lag ihr Ziel, die Stadt Thelerm. Sie wollten nicht übermüdet und erschöpft dort ankommen.

Während Terzios sich gleich nach ihrem Mahl schlafen legte, studierte Celena den schwarzen Folianten Thiamets. Es war weit mehr als ein Zauberbuch dieser mystischen, selbst in Liedern besungener Hexe. Sie war die Frau, die Morena heranzog, und behauptete die Mutter zu sein. Morena löste sich von ihr, als sie herausfand, dass dem nicht so war.

Ein Abschnitt des Folianten glich einer historischen Aufarbeitung. Passagen davon waren äußerst interessant, denn sie beinhalteten die Geschichte der San-Hüter. Andere wiederum beschäftigten sich mit dem göttlichen Schöpfer. Thiamet würzte ihre Worte darüber mit einem Schuss Sarkasmus. Und doch, sie hatte alles, was sie über ihn wusste, mit gleicher Ernsthaftigkeit aufgeschrieben.

Ein weiterer Abschnitt ließ Celena in ihrem Studium stocken.

Sie blickte auf, während sie das Buch zuschlug. Ihr gegenüber rollte sich Terzios mit schmatzendem Geräusch von einer Seite auf die andere.

Die versiegelten Dokumente des Meisterassassinen fielen ihr wieder ein. Sie kramte sie aus der Satteltasche, die sie neben sich liegen hatte. Schnell waren die Siegel aufgebrochen und sie begann zu lesen.

Am Ende der Zeilen angekommen, hob Celena langsam ihren Kopf und starrte in die tanzenden Flammen. Die Schriftstücke hingen in ihrer erschlafften Hand, drohten gänzlich zu Boden zu fallen.

Leise fluchte sie vor sich hin.

Sie hätte Lutek niemals alleine ziehen lassen dürfen. Belothar. Sie musste schnellstens Belothar aufsuchen, sobald sie Thelerm erreichten.

»Ihr solltet es euch nicht zu sehr zu Herzen nehmen«, flüsterte Sebyll, die sich in diesem Augenblick neben Celena niederließ.

»Er muss seine eigenen Antworten finden, auch wenn ihr sie in diesem Moment in Händen haltet. Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht.«

»Ich bin ein Rindvieh!«, murmelte Celena.

»Sicher doch!« Sebyll lächelte, während sie ihre langen, blonden Haare im Nacken zusammenband.

»Es ist offensichtlich, dass ihr Hilfe benötigt. Von wem auch immer ihr sie bekommt. Terzios wird vermutlich nicht mehr solange durchhalten, um euch bis zum Ende begleiten zu können.«

»Dann muss ich wohl von Glück reden, das ich bei dem König einen Wunsch offen habe, den ich einfordern kann.«

»Er ist hoffentlich kein allzu großer Idiot«, nuschelte Sebyll mit halb vollem Mund. Sie hatte sich zwischenzeitlich an einem Stück Brot gütlich getan.

»Belothar? Er ist ein Freund. Mein bester Freund!«

»Das ist gut!«

Die beiden jungen Frauen verstummten. Jede von ihnen war mit eigenen Gedanken behaftet. Celena blickte in sich gekehrt nach oben.

Der Nachthimmel war klar und wolkenlos und präsentierte seine volle Pracht von unzähligen Sternen. Einer von ihnen war ein ganz bestimmter, den sie mit ihren Augen zu finden suchte.

* * *

Verwinkelt und dreckig, weitläufig und strahlend schön präsentierte sich die Hauptstadt des Landes. Thelerm, der Sitz aller bisherigen Könige Hadaimans machte keinen Hehl aus seiner Herrschaftlichkeit. Gleich einem strahlenden Juwel gab es jedoch auch hier die dunklen Seiten der Verkommenheit.

Mehr als drei Jahre war es her, als die Horsocks über diese Stadt herfiel. Der Entscheidungskampf gegen ihren mächtigsten Anführer, dem gottverachteten Erzalten, brachte letztendlich den Sieg über die Angreifer. Seither wurde in mühsamer Kleinarbeit der Regierungssitz wieder aufgebaut. Doch noch immer ragten an vielen Stellen zerstörte Gemäuer heraus. Die Zeit würde auch diese Wunden heilen.

Das Marktviertel strotzte regelrecht vor Leben. Von allen Ecken strömten die Händler nach Thelerm, ganz anders als zu Zeiten des Kriegsmarschs der "Anderen".

Celena samt ihrem Anhang hatten ihre Einkäufe endlich erledigt. Mühsam wühlten sie sich mit vollen Taschen durch den dichten Pulk von Menschen, Elfen und Zwergen.

Die junge Hüterin erwischte dabei unmittelbar einen Taschendieb, der gerade bei ihr versuchte, seinem Handwerk nachzugehen. Nach einer Schimpftirade ließ sie ihn wieder laufen. Kleinlaut, mit verrenkten Fingern und dem Blick eines geprügelten Hundes zu Terzios hin, stahl er sich von dannen.

»Ein Kampf mit dem Schwert ist mir lieber, als diese Meute auf dem Markt«, schnaufte Celena und atmete tief durch.

Sie standen mittlerweile an einer freien Stelle, direkt neben der Taverne.

»In der Tat! Bedenkt, wie dankbar sie sind, dass euer Geldbeutel ein wenig leichter geworden ist. Oder sagen wir … den Besitzer wechselte?«

Die Worte Terzios machten sie stutzig. Sie tastete nach ihrem Beutel, der tatsächlich fehlte. »Diese kleine Ratte«, fluchte sie.

»Ach was?« grinste er.

»Keine Sorge!« Er warf ihr den Geldbeutel zu.

»Ich konnte es retten und dem Dieb Einhalt gebieten. Mit ausgerenkten Fingern wird er so schnell nicht mehr seinem Handwerk nachgehen können.«

Mit einem Lächeln bedankte sich Celena für die Rückführung ihrer Ersparnisse. »Gehen wir?« Sie deutete auf das Tavernenschild.

Bevor sie einen Schritt setzen konnte, trat ihr jemand in den Weg.

Sie blickte direkt in ein ausgemergeltes, faltiges Gesicht mit tief eingesunkenen Augen. Trotz seiner Pergamenthaut und der Zeichen des Alters und Zerfalls zählte dieser Mann nicht einmal vierzig Sommer. Er packte ihr Handgelenk mit solch einer Kraft, das sie befürchtete, er könnte ihr die Hand brechen.

»Der Tag wird kommen«, raunte der Unbekannte ihr zu.

»Der Tag? Ich verstehe nicht!«

»Ja, der Tag, an dem jemand Einhalt gebieten wird. An dem Jemand sagt: Es ist genug.«

Terzios schob sich unvermittelt dazwischen und stieß den Fremden zur Seite. »He, verzieh dich, verrückter alter Mann. Mit solchen wie dir haben wir nichts zu schaffen.«

Irritiert blickte Celena dem Unbekannten nach. Am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen. Sie blinzelte zu Terzios, der ihr Vorhaben erahnte. Er schüttelte den Kopf und deutete zum Eingang der Taverne.

»Warum gehen wir nicht direkt zum königlichen Palast?«, fragte Sebyll, die schweigend die stummen Zeichen der beiden beobachtet hatte.

Ihr Blick zur Taverne hin sprach Bände.

»Weil wir seine Majestät hier finden werden. Darauf verwette ich meine Jungfräulichkeit«, bellte Celena, einen letzten Blick auf den um die Ecke verschwindenden Unbekannten werfend.

Kraftvoll stieß sie die Tür auf und verschwand im Innern der Taverne.

»Jungfräulichkeit?«, fragte Sebyll den Alten.

»Sie wettet vermutlich nicht, um zu verlieren«, mutmaßte Terzios.

Ein schelmenartiges Grinsen kroch über sein bärtiges Gesicht.

* * *

»Aye, ihr solltet wissen: Immer, wenn man meint, es wird nicht schlimmer, dann … «, hob Belothar an und genehmigte sich einen kräftigen Schluck aus seinem Bierhumpen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Gestalt, welche zur Tür hereingestolpert kam. Ungehalten fluchte sie auf den Teppich ein, der es wagte, sie aufzuhalten. Überrascht aufprustend über den Anblick der jungen Frau mit den schwarzen Haaren, beschenkte der König Hadaimans seinem Gegenüber mit dem Schluck des Bieres.

»Ja! Genau so! Genau dann reihert jemand sein Bier dem anderen über den Bart«, dröhnte die Stimme des rothaarigen, zwergenhaften Geschöpfes, der am anderen Ende des Tischs saß.

Die schwarzhaarige Teppichbändigerin näherte sich dem Tisch.

»Ihr scheint dem hiesigen Bier sehr angetan, Thorgrim!«

Der kleine Rotschopf sprang bei der weiblichen Erscheinung wirbelwindartig von seinem Stuhl.

In der vollen Größe eines mannigfaltigen Zwerges erkannte man den mächtigen, in Zöpfen geflochtenen Bartwuchs. Stolz und prachtvoll überwucherten die Haare seine Kleidung. Ein ungewohnter Anblick, den Hüfthohen ohne Rüstung und Waffen zu sehen.

»Ich werd verrückt. Wenn das nicht unsere Anführerin ist«, grölte das lebendig gewordene Haarknäuel, welches im nächsten Augenblick Celenas Taille umarmte.

»Meine Güte! Mit derartiger Wiedersehensfreude hatte ich nicht gerechnet.« Verzweifelt versuchte sie, sich mit einem Grinsen der Umklammerung zu entziehen.

»Oh, er sprach viel von euch«, bemerkte Belothar mit erheitertem Lächeln. Er streckte der jungen Frau die Hand zum Gruß entgegen.

Beherzt drückte Celena die angebotene Hand.

Es überraschte sie, das Thorgrim von ihr gesprochen hatte. Sie sah zu dem Zwerg hinab, der sie noch immer an sich drückte wie ein Schmusebär seine Liebste.

»Thorgrim? Ihr seid nicht etwa verliebt?«

»Was? Nein!« antwortete er mit einem lang gezogenen Ton. »Das muss an dem Gesöff hier liegen.«

»Nun dann könnt ihr getrost loslassen. Außerdem läuft euch das Bier aus eurem Bart in meine Rüstung.«

Celena zwinkerte belustigt.

»Nein, das lag nicht in meiner Absicht!«, brummte Thorgrim.

Mit diesen Worten befreite der Zwerg die junge Hüterin aus seiner Umarmung.

Terzios war währenddessen an den Tresen herangetreten und parkte in lässiger Haltung seinen rechten Fuß auf der Trittstange. Vergnüglich hatte er das Begrüßungsritual beobachtet.

Der junge Herrscher Hadaimans lud Celena mit einer Handbewegung dazu ein, sich zu ihm zu setzen.

»Was führt euch her, gute Freundin? Ist es die frische Stadtluft oder habt ihr nach all den Abenteuern doch noch eure Zuneigung zu mir entdeckt?«

Celena lächelte. »Es geht … um meinen Wunsch, der mir zusteht.«

»Oh!« Belothar verzog leicht sein Gesicht.

»Ich ahnte, dass ich meine Worte noch bereuen werde.« Die Miene hellte sich hoffnungsvoll auf. »Oder geht es eher um ein romantisches Stelldichein?«

»Bitte nicht! Ihr wisst es doch. Hier endet euer Glück.«

»Dann sollten wir an einem Ort reden, der ungestörter ist.«

Er nickte bedeutungsvoll auf die blonde Frau, die hinter Celena herangetreten war.

»Das ist nicht nötig. Sie gehört zu mir!«

»Was? Muss ich das verstehen? Habt ihr Lutek abgeschworen?«

Celena ignorierte das gekünstelte Hüsteln hinter sich. Doch der Umstand, dass die schlanke Sebyll sich zu ihr hinabbeugte, war unmöglich zu übersehen.

»Offensichtlich ist er doch ein Idiot. Wenn auch ein süßer«, flüsterte sie gut vernehmbar in ihr Ohr.

»Das habe ich gehört! Nicht zu fassen«, knurrte Belothar.

Sein Vertrauen in Celenas Menschenkenntnisse schmolz dahin.

»Bitte tut mir das nicht an. Nicht schon wieder so eine verbiesterte Furie in Form eines Menschen. Ernsthaft. Wo gabelt ihr nur immer solche Leute auf?«

»Wie üblich, in der Wildnis«, grinste Celena.

Terzios hatte am Tresen das Treiben belustigt mitverfolgt. Er setzte den Krug an die Lippen und leerte in einem Zug das Gefäß. Alsdann rieb er sich die müden Augen, um die Trägheit zu bannen, die ihn heimzusuchen drohte. Mit einem Seufzen stieß er sich vom Tresen ab und trat an den Tisch.

»Unsere Unterhaltung eilt, eure Majestät«, sagte der alte Hüter in knappen Worten.

Belothar blickte verwundert zu dem fremden Mann auf.

»Und wer …?« Er verstummt im Ansatz seiner Frage.

In den Augen des Alten sah er ein ihm Bekanntes aufflackern. Gleichzeitig fühlte er die Respekt einflößende Aura, die den Mann umgab.

»Ihr gehört den San-Hütern an?«

»Hüter?« Terzios nickte bedächtig. »Sehen wir mal, wie lange noch!« entgegnete er dem König.

Der Alte sah sich in der Taverne um. Unzählige neugierige aber auch angsterfüllte Augen richteten sich auf die Heldin, die ihr Land vor dem Dunklen bewahrte und sie alle rettete. Gleichwohl richteten sich auch ihre Blicke auf ihre Begleiter.

»Wir sollten gehen!«, knurrte er. »Diese Wände haben Ohren«, fügte er hinzu, als er an Celena vorbei schritt.

* * *

Der Thronsaal des königlichen Palastes erstrahlte in seiner vollen Pracht. Bis auf die Starrstehenden Wachen am Eingang und die kleine Gruppe, die den Saal durchquerte, hielt sich niemand hier auf.

Belothar führte sie durch den protzigen Saal zu einer Nebentür.

Celena warf einen Blick auf den Sitz des Herrschers, der mutmaßlich häufiger als es sinnvoll war, leer stand. Irgendetwas in ihr wurde geweckt, als sie den Thron betrachtete. Sie konnte sich nur nicht erklären, was. Die junge Hüterin schüttelte ihr schwarzes Haupt und eilte den anderen nach, die gerade die breite Treppe nach oben schritten. Nach der ersten Treppenflucht, die sich in zwei Richtungen aufteilte, holte sie die Gefährten ein.

»Der alte Mann vor der Taverne, wer war das?«, flüsterte Celena, nachdem sie neben Terzios daher schritt.

»Ihr ahnt es bereits!«

»Wollt ihr damit sagen, er ist einer von uns?«

»So ist es! Einer, der dem Ruf nicht folgte, als er ihn erhielt. Eine elende Kreatur, zu der wir alle …«

Terzios stockte, als Belothar sich ebenfalls an Celena wandte. Kurz hielt der Alte Hüter inne, um schließlich wortlos weiterzugehen.

»Ihr habt euch bisher nicht erkundigt, wie es eurem vierbeinigen Freund ergeht«, begann der Herrscher, neben Celena herschreitend.

Die junge Frau schluckte. Sie fühlte sich gerade schuldig. Hatte sie doch tatsächlich ihren treuen Kampfgefährten vergessen, den sie Belothar in Obhut gegeben hatte.

»Hat er euch in die Wade gebissen, weil ihr zu viel Blödsinn erzählt habt? Oder wieso kommt ihr in diesem Moment auf ihn?«

Sie kicherte, als Belothar sie verdutzt anschaute.

»Wunderbar! Ich dachte es interessiert euch, wie es dem Hund geht und jetzt muss ich feststellen, dass dem nicht so ist. Ihr seid herzlos.«

»Ihr nehmt immer noch alles für bare Münze. Natürlich interessiert es mich. Also wie geht es ihm? Hat er sich benommen?«

»Fragt in der Küche nach!«

»Ohje!«, seufzte die dunkelhaarige Schönheit entgeistert. »Der Junge hat nur Fressen im Kopf.«

»Nichtsdestotrotz ist er ein überdurchschnittlich guter Kriegshund. Bedenkt, wie oft er uns allen das Leben rettete.«

Celena zerrte am Riemen ihrer Rüstung. »Belothar?«, fragte sie zaghaft und zupfte weiter an dem Leder herum.

»Was?«

»Habt ihr in eurer Rüstkammer Bequemeres als dieses hier. Es sieht recht nett aus, aber es drückt und scheuert barbarisch an meinen Brüsten.«

Kaum waren die Worte ausgesprochen, fiel Belothar die Kinnlade herab. Es dauerte mehrere Lidschläge, bis er sich fing.

»Hattet ihr an etwas Bestimmtes gedacht?«

»Mir schwebt durchaus etwas Spezielles vor«, entgegnete Celena.

Inzwischen erreichten sie das Arbeitszimmer des Königs.

Der Raum, den sie gemeinsam betraten, war groß und rund geschnitten. An den Wänden hingen relativ wenig Gemälde. Dafür waren um so mehr Regale rundherum platziert, die bis zum Zerbersten voll mit Folianten und Büchern beladen waren. Eine Stelle war nicht mit solch einem Regal geschmückt. Dort hatte man eine Aussparung hineingemauert, in der in passender Größe eine Feuerschale zu einem Kamin umgewandelt worden war. Mittig im Raum stand ein kreisrunder, großer Tisch. Es wirkte mit all dem Mobiliar, wie das Zentrum etwaiger Aufmerksamkeit dieser Welt.

Terzios setzte sich nicht an die Tafelrunde. Er zog sich einen eher schmucklosen Stuhl in die Nähe der großen Feuerstelle. Sich bequem hinsetzend, zückte er eine Pfeife hervor und stopfte diese.

Einen kurzen Blick auf die in den Regalen stehende, in teuerstes Leder gebundene Literatur werfend, begab sich Celena schließlich an die Tafel. Belothar nahm den klobig hervorgehobenen Stuhl direkt vor dem Kamin. Somit saß Terzios unmittelbar hinter dem jungen König, den er neugierig beäugte, während er paffend Rauchschwaden ausstieß.

Celena schulterte ihren Rucksack ab, öffnete ihn und holte das schwarze Buch Thiamets hervor. Vorsichtig legte sie es auf den Tisch.

Zwei andere Dokumente platzierte sie daneben. Eines zeigte das nunmehr zerbrochene Siegel Osgosais, das andere war jenes mit den verschlüsselten Texten der San-Hüter.

Thorgrim kletterte mit einem Fluch in den langen Bart murmelnd, auf ein für die Menschen gearbeiteten Stühle. Während er sich noch abmühte, um bequem sitzen zu können, öffnete sich eine der anderen Türen. Eine ergraute, müde wirkende Frau trat ein.

»Wilna!«, stieß Celena überrascht hervor.

»Hüterin!«, begrüßte die einstige Wegbegleiterin die junge Tousard. Sie ließ es sich nicht nehmen, die Kriegerin zu umarmen.

»Wie geht es euch?«, fragte die Magierin. »Und wo ist Lutek? Ah! Ich hatte recht mit meiner Voraussicht. Es war ein Fehler, richtig?«, fragte sie mit mahnender Miene.

»Der eigentliche Fehler liegt darin, dass wir uns trennten«, bemerkte Celena traurig.

»So, so! Interessant!« Mit Skepsis, die ihr eigen war, beäugte die Magierin ihren Lehrling in Sachen Pflicht.

»Wer hat euch informiert, dass wir hier sind?«

»Oh, ich hörte von eurer Ankunft. Man sagte mir das ihr im Arbeitszimmer des Königs verweilt. Ich wollte euch lediglich begrüßen.«

»Das trifft sich gut. Ihr solltet bleiben und zuhören, was besprochen wird.«

Belothar, der die Dokumente der Hüter fest im Blick behielt, ahnte, worum sich das Thema gleich drehen würde.

»Augenblick, dass …«

»Doch! Sie müssen es wissen«, blockte Celena, den hohen Rang des Mannes missachtend.

In des Königs Gesicht spiegelten sich Nervosität und Ärger wider, als er sich erhob. »Das geht nur uns etwas an«, knurrte er.

»Falsch!« ertönte es vom Kamin.

Augenfunkelnd drehte sich Belothar zu dem am Kamin sitzenden alten Hüter um.

»Es geht uns alle an. Zumindest alle, die in diesem Raum sitzen oder stehen. Sie, die hier versammelt sind, haben sich das Recht verdient, zu erfahren, weswegen sie sterben werden«, sprach ungerührt Terzios weiter, ohne den König anzusehen.

Der Blick, den Wilna auf Terzios richtete, konnte man irritiert mit einem Schuss von Faszination deuten. Zumindest sah man Argwohn heraus. »Ihr seid ein Hüter?«, fragte sie vorsichtig.

»Ja«, murmelte der Gefragte. »Ich bin einer derjenigen, der langsam aber sicher von der Zeit eingeholt wird.«

Wilna konnte ihr mütterliches Lächeln nicht unterdrücken.

»Ihr seid viel jünger als ich.«

»Das ist durchaus richtig. Habt ihr euch eigentlich einmal Gedanken darum gemacht, warum es keine San-Hüter in eurem Alter gibt?«

»Halt!«, bellte Belothar durch den Raum, als ihm klar wurde, was Terzios mit dieser Frage bezweckte.

»Mein Wunsch, Majestät«, erinnerte Celena an sein Versprechen.

Mit einer Mischung aus freundschaftlichen Wohlwollen und drohendem Blitzen in den Augen wirbelte Belothar herum und funkelte sie an.

»Bitte helft einer Freundin. Das ist alles, was ich mir wünsche. Lasst mich sprechen und erklären, was wir sind und wie wir enden.« Sie entsann sich der Worte des alten Hüters auf der Gasse vor der Taverne. »Es ist an der Zeit, das jemand sagt: Es ist Schluss. Und ich sage: Genug ist genug!«

Wilna schaute von dem alten Hüter zu Sebyll. Die blonde Frau schien unbeeindruckt von dem bisher Gesagten. Eher studierte sie die Räumlichkeiten. Ihr kam es so vor, als ob Sebyll sich in geschlossenen Räumen nicht wohlfühlte. Thorgrim setzte seine Unschuldsmiene auf, die besagte: Seht mich nicht an. Ich habe nichts getan. Zum Schluss sah die alte Magierin zu Celena. Ihre Neugier war geweckt.

»Worum geht es hier?«

Celena ignorierte Belothars Hand, die sich zögernd nach ihr ausstreckte. Ein letzter Versuch des Königs, die junge Hüterin vom Sprechen abzuhalten. Es gelang ihm nicht.

»Wilna, die San-Hüter sind nicht so weiß und rein, wie man es der Bevölkerung weissagt. Sie sind alles andere als das. Wir sind ebenso verdorbene Kreaturen, wie die "Anderen". Es ist nicht nur die Tatsache, das man während des Rituals sterben könnte. Nein – tatsächlich wird man dazu gezwungen, das Blut derer zu trinken, die wir bekämpfen. Wir nehmen ihre Macht in uns auf. Und glaubt nicht, dass es eine Wahl gibt. Höchstens drei Jahrzehnte bleiben uns zum Leben, vorausgesetzt man stirbt nicht im Kampf. Ist die Zeit vorüber, zerbricht der Hüter körperlich wie seelisch. Ansonsten ziehen wir in einen sinnlosen Kampf in die dunklen Ecken der Welt. Wir nehmen soviel wie möglich von den Kreaturen mit in den Tod, bis wir überwältigt von ihnen, aufgefressen werden. Bis dahin siechen wir vor uns hin.«

Jetzt war es raus. Mit einem kapitulierenden Seufzer setzte sich Belothar in seinen Stuhl zurück.

Wilnas Gesicht spiegelte ungläubiges Entsetzen, gepaart mit maßlosem Ärger. »Dass der Beitritt tödlich verlaufen kann, wusste ich. Aber das andere …«

»Ihr wisst nichts. Ihr dichtet euch eine schöne Welt über die Hüter zusammen. Wahr und rein! Wie es der Name vorgibt«, giftete Celena.

Der Stich Celenas brachte in Wilnas Miene einen leicht verletzten Ausdruck hervor. Sie ging darauf nicht weiter ein, sondern wandte sich an den König. »Ist das die Wahrheit, was Celena erzählt, eure Majestät?«

Die verärgerte, wegwerfende Handbewegung deutete die Zustimmung zu dem Gesagtem an.

»Sie schöpfen alle Mittel aus«, fuhr Celena fort, »Um ihre Reihen aufzufüllen, wenn die Zeit drängt.«

»Ihr spielt auf das Recht der Zwangsrekrutierung an«, sagte Wilna. »Manchmal muss man Opfer bringen.«

Celenas Blick verdüsterte sich rapide.

»Ihr nennt es so. Ich nenne es Sklaverei.«

Den Tisch umrundend, um Wilna von der anderen Seite der Tafel ins Auge zu fassen, sprach Celena weiter. Den leicht in sich grienenden Ausdruck von Terzios bemerkte sie sehr wohl.

»Die Pflicht, sich für das Wohl vieler zu opfern - wahrlich eine edle Tat. Aber verlangt sie, dass man mit genau jener Macht flirtet? Jene Macht, die der göttliche Schöpfer als Strafe für unseren sündigen Hochmut sandte. Sagt mir, Wilna. Ist das gefällig in den Augen des Schöpfergottes?«

Wilna senkte ihre Augen. »Ich weiß es nicht.«

Celena ließ nicht locker. Sie brauchte Wilna auf ihrer Seite. So sehr die ergraute Magierin an den Pflichten und Ansichten über Opferbereitschaft auch festhalten mochte. Und auch wenn es ihr schmerzte, diese hartnäckige Schale, hinter der sich ein Freigeist verbarg, musste zerbrochen werden.

»Gehört es zur Pflicht, andere einzuberufen und sie aus ihrem Leben zu entreißen? Gehört es sich, dem sterbenden Vater seine Tochter abzuschwatzen? Ist es die Pflicht, sie abhängig zu machen, indem man eine Lebensschuld einfordert? Nur um dazu gezwungen zu werden, sich dem Bösen eigenhändig auszuliefern. Wer nicht mitzieht, wird umgebracht – weil diese Gemeinschaft derart außergewöhnlich ist, dass niemand erfahren darf, was sie derart besonders macht. Das ist richtig und selbstverständlich? Das sind die Opfer, die man bringen muss?«, bläffte Celena ironisch die letzten Sätze heraus. Sie schnaubte auf. »Nichts von alldem ist in irgendeiner Weise verständlich.«

Ihr Ton wurde eine Spur tiefer.

»Niemand ist entbehrlich und niemand hat das Recht Opfer zu verlangen. Ein jedes einzelne Individuum ist wertvoll. Ihr Recht? Ich spucke darauf.« Die Hüterin spie die Worte durch den Raum.

»Angenommen, die Horde der "Anderen" stirbt nicht aus, sondern vermehrt sich? Wie viele hätte Kommandant Nacud zwangsverpflichten müssen? Wie viele sind nötig, damit aus Recht Unrecht wird, Wilna? Einer? Zehn? Einhundert? Tausend? Oder sogar Unzählige mehr? Wie viele sind nötig?«

Celena schnappte nach Luft. Ihr Herz pochte nahe ihrer Kehle, so sehr hatte sie sich in Rage geredet.

»Es ist verständlich, dass wir uns schützend vor die Wehrlosen stellen«, räumte Celena ein. »Und ich stelle deshalb die Frage erneut: Ist es gerechtfertig jedes - wirklich jedes Mittel zu ergreifen, um einen Sieg gegen einen Feind zu erringen, den man nicht besiegen kann.«

Mit einem tiefen Seufzer aus ihrer Kehle heraus sah Celena Belothar an.

»Erinnert ihr euch, eure Majestät? Damals, dieser kleine Junge war besessen und die einfachste Möglichkeit bestand darin, ihn zu töten. Wir taten es nicht. Die Option seine Mutter zu opfern, damit Morena an den Dämon herankam, um diesen zu töten. Wir taten es nicht. Warum nicht? Es wäre so einfach gewesen. Die Antwort kennt ihr. Weil ich mir sicher war, dass es noch einen anderen Weg geben musste. Eine andere Lösung! Und es gab sie.«

Terzios schaltete sich ein. Seine kratzende Stimme erfüllte den gesamten Raum.

»Es ist das personifizierte Böse, dass wir immer und immer wieder zurückdrängen. Besiegen können wir es nicht. Stattdessen verhalten sich die "Anderen" Jahrhunderte ruhig. Sie haben viel Zeit sich durch Hass und Furcht, welche wir mit Krieg und Gewalt produzieren, zu ernähren.«

Mit großen Augen sah Celena den alten Hüter an, der noch immer an seiner Pfeife zog. Ebenso wandten sich alle anderen Augenpaare, auch die von Belothar, zu ihm. Die Ausnahme machte Sebyll, die völlig desinteressiert zu sein schien.

»Meine Güte! Hatte ich es vergessen, das zu erwähnen?« kommentierte er die entsetzten Gesichter.

»Hass und Gewalt, Furcht und Krieg. Genau das - und nur das ist es, was sie antreibt, und stärker macht. Ich sagte kürzlich, es gibt Geheimnisse, die wir Alten nicht weitergeben. Weil wir dummerweise die Welt und ihre Individuen nicht ändern können. Deswegen ergibt man sich in die Schicksalsergebenheit der Situation. Und so verfährt der Orden der San-Hüter seit Jahrhunderten entgegen allem, woran sie selbst angeblich glauben. Dem Schöpfergott.«

Der Alte erhob sich und schritt um die Tafelrunde.

»Warum sollte der Schöpfergott mit uns, mit den Hütern sein, wenn wir das mit genau den Mitteln bekämpfen, mit denen er uns strafen wollte?«

Belothar erwachte aus seiner Lethargie. »Moment! Der Wächter an Karmastes Grab hatte nichts gegen uns.«

»Sicherlich! Ihn interessierte nur, dass wir ihm sagten, woran wir glaubten. Es war eine Prüfung des Zweifels und des Glaubens. Ihm ging es nicht um richtig oder falsch in den Augen des göttlichen Schöpfers. Ihm ging es nur um das, woran wir glaubten.«

Woran sie glaubten? Celena runzelte die Stirn. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich Thiamets Buch zu. Wenn das was dort im Buch stand, wahr war, dann erschütterte das die Wahrheit und war zugleich ein Ausweg.

Terzios nahm die Pfeife aus dem Mund und blies einen dicken Schwaden Rauch in den Raum.

»Wir können die Wesen dieser Welt nicht ändern. Demzufolge ist es nicht möglich, der unseligen Horde die Grundlagen ihrer Existenz zu berauben. Daher ist der Orden im Denken fett und träge geworden. Sie ergeben sich der Schwarzseherei. Nur wenige dachten an andere Wege. Und genauso wie unser Freund Adelus, hielten sie unerbittlich an der erworbenen Macht fest. Eher wollten sie diese weiter verstärken und ihre Lebenszeit verlängern. Macht fördert die Bestechlichkeit – besonders das Böse in uns selbst, welches wir mit deren Blut entflammen. Es ist, als würde man Öl ins Feuer gießen.«

»Was gedenkt ihr zu tun?«, entfuhr es dem König. »Habt ihr vor, diese bösartige Brut zu Tode zu knuddeln?«

Thorgrim, der bis dahin kein einziges Wort hervorbrachte und still zuhört, murrte auf. »He! Das ist meine Aufgabe, so etwas zu sagen.«

Terzios musste unwillkürlich lächeln. Dieser Zwerg gefiel ihm.

Schnell entschwand sein Lächeln wieder, als er sich zu Belothar wandte.

»Es gibt immer einen Weg, solange es welche gibt, die nicht an ausweglose Situationen festhalten.«

Er sah zu Celena hinüber, die sich nicht von dem Folianten lösen konnte.

»In dieser Welt herrscht weit Mächtigeres als die Macht der Altvorderen, die wir die „Anderen“ nennen. Sie ist nur ein Bruchteil dessen. Und weil wir nicht fähig sind, sie zu sehen, glauben wir, dass er nicht mehr unter uns weilt. Jene, die das Mächtige erkennen, fürchten es oder wollen dieses für sich nutzen. Eure Majestät! Wilna! Wie können die San-Hüter derart edel und aufopfernd sein, wenn sie mit dem Blut eines Erzalten in den Adern, verdorbener sind, als ein Tross von der Brut der "Anderen"? Jenem Blut eines vergifteten alten Gottes, von denen der Schöpfergott angeblich möchte, dass wir ihnen abschwören. Doch dies zu nutzen, heißt die Macht dieses alten Gottes hochzuhalten. Er wird letztlich mit der Ausrede der Notwendigkeit im Angesicht einer unerbittlichen Streitmacht verherrlicht. Letztendlich haben wir keinen Funken des Vertrauens oder Glaubens in den göttlichen Schöpfer. Trotzdem hoffen wir, dass er uns beisteht. Klingt das nicht ein wenig heuchlerisch und ironisch? Wir sind weitaus hochmütiger als jene, die einst versuchten, den Himmel zu erobern. Jene, die er zurückwarf, auf dass sie die ersten der dunklen Horde wurden. Wieso soll er sich für seine Schöpfung interessieren, wenn diese keinen Glauben an ihn hat?«

»Es interessiert ihn!«, murmelte Celena. Allmählich begriff sie, war jedoch noch nicht bereit es laut auszusprechen. »Stimmt es, Terzios?«

Ihr Blick blieb flehend auf den alten Hüter haften.

»Sie sind ihm nicht völlig egal. Zumindest gibt er ihnen eine Gelegenheit alles zu ändern.«

Wilna meldete sich nach zwischenzeitlicher Resignation zu Wort.

»Von welcher Gelegenheit sprecht ihr, Hüter?«

»Wilna, das ist nicht euer Ernst«, bläffte Belothar dazwischen.

»Eure Majestät, ich hegte schon lange den Verdacht, dass wir belogen wurden und uns selbst dadurch angelogen hatten. Es ist und war bequemer. Seit Langem denke ich über das Schicksal der Magier nach, die in euren Orden sind und ich fragte mich, ob es unabänderlich sei. Wir haben uns gerne im Glauben gewogen, dass dem so wäre. Aber was wenn wir uns irrten? Und wenn wir uns in diesem Punkt irrten, worin irren wir vielleicht noch? So schwer es auch mir fällt dies zu sagen, aber dieser Mann hat recht. Eure Pflichten als Hüter in allen Ehren, aber das, was ich gerade hören musste, geht zu weit.«

»Alle Mittel für den Sieg zu nutzen. So lautet unser Spruch!«

Wilna presste die Lippen aufeinander. »Ein schaler Sieg.« Sie schüttelte den Kopf. »Mir wird zumindest jetzt einiges klar. All die kleinen Mosaiksteinchen passen zusammen. Und ich verstehe eure Worte nun besser, Celena. Nein, dies kann nicht im Sinne des göttlichen Schöpfers sein. Ich verstehe die Motive, aber die Methoden sind falsch, Belothar.«

»Es gibt Situationen, in denen man Opfer bringen muss«, entgegnete der König matt.

»Durchaus. Nur sollte man den Unterschied zwischen freiwillig und Zwang beachten. Wie stehen wir in den Augen jener, die ihr geschworen habt zu schützen? Was würden sie sagen? Dies ist ein schmaler Grad, auf dem wir wandeln.«

»Ziemlich blöde steht man da. Das würde ich meinen«, brummte Thorgrim. »Ein Glück, das ich nicht daran glaube.«

Terzios maß Thorgrim mit einem verständnisvollen Blinzeln.

»Glaube bedeutet, dass wir unsere Hoffnungen, unser Vertrauen in etwas setzen. Sei es nun da oder nicht – ihr Zwerge setzt euer Vertrauen in die Kraft eurer Ahnen. Wir Menschen in die des göttlichen Schöpfers. Die Elfen haben ihre eigenen Götter. Doch die Existenz des Schöpfergottes ist vorhanden.«

Belothars Gesicht nahm den Ausdruck finaler Blödheit an.

»Ihr meint wirklich, es gibt ihn? So richtig lebendig?«

»Ich glaube an den Schöpfergott und ich weiß das er existiert. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.«

Die letzten Worte Terzios verhallten flüsternd im Raum.

* * *

Celena hatte ihre Rüstung gegen ein Kleid eingetauscht, nachdem man ihnen ihre Räumlichkeiten zugewiesen hatte.

Mit in sich fließende fliederfarbene Muster und dem tiefen Ausschnitt betonte der Stoff ihre Figur. Ihre Beine nach innen herabbaumelnd, saß sie auf der Brüstung, die Augen zu den Sternen gerichtet. Hin und wieder verbarg eine Wolke das Bild am Himmelszelt.

»Ich habe mich des Öfteren gefragt, wie ihr in einem Kleid aussehen würdet. So wollte ich euch lange schon sehen«, sagte Belothar, der auf den Balkon trat.

Schatten der Traurigkeit überzog Celenas Gesicht. Sie wandte sich dem herannahenden König zu.

»Oh! Das war dumm von mir«, entschuldigte sich der König.

»So wollte ich mich stets Luk zeigen. Als Frau. Nicht als Kriegerin oder San-Hüterin«, sprach Celena leise.

Belothar hob die Brauen an. »Luk?«

Sie hob wie zur Entschuldigung leicht ihre Schultern. Mit einem wehmütigen Lächeln strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.

»Ihr liebt ihn wirklich?«, fragte Belothar.

Verlegen strich er sich mit der Hand durch sein aschblondes Haar.

»Ist das nicht offensichtlich?«

»Ich war … Ich war der Meinung, er wäre eine Art Abenteuer für euch. Verträumt oder verliebt kamt ihr mir nie vor.«

Celenas Gesichtsausdruck wandelte sich augenblicklich von einer traurigen zu einer verletzten Miene.

»Habt ihr wirklich geglaubt, ich wäre nur wegen des Nervenkitzels bei ihm, um danach zu euch zu kriechen?«

»Ich hatte es gehofft«, klang Belothars Stimme verstimmt. »Ihr gabt mir leider keine Gelegenheit dazu.«

»Ihr seid mein Freund. Mein bester Freund! Der Einzige, den ich je hatte. Ihr bedeutet mir unendlich viel. Es tut mir leid, wenn ihr euch Hoffnung gemacht hattet. Bei Lutek ist es, … es ist, als ob ich endlich den Weg nach Hause gefunden hätte. Es klingt wahrscheinlich überromantisch und kindisch.«

Belothar nickte.

»Stimmt! Es hört sich so an. Nur ab und zu haben wir das Recht auf ein wenig romantischen Unsinn.«

Zögerlich legte er seine Hand auf Celena Schulter. Sie zuckte leicht bei der Berührung, doch fühlte sie sich dadurch ein wenig beruhigt.

Die junge Hüterin wagte ein scheues Lächeln zu ihm hin. »Die Blume … die ihr mir einst schenktet. Ich habe sie immer noch bei mir«, flüsterte sie. Mit einem Schluchzen brach sie plötzlich zusammen.

»Wie konnte ich nur so dumm sein. Wieso habe ich ihn gehen lassen? Wieso bin ich von ihm gegangen? Alle Antworten, die wir suchten, habe ich bei mir.«

Belothar fühlte mit ihr, obwohl er nicht recht verstand, was sie sagte. Doch ihr Gefühlsausbruch überwältigte ihn. Wie betäubt stand er neben ihr. Unfähig sich zu rühren, wusste er nicht, was er in diesem Moment machen sollte. So hatte er Celena bisher nie gesehen.

Tränen rannen ihr über die Wangen, ihr Kinn zitterte.

Er fühlte sich so machtlos. Stets war die junge Tousard stark gewesen und zeigte wenig Gefühle. Ähnlich einem Berg, der sich nicht bewegte, obwohl vom Ungemach der Wetter umpeitscht. Und gerade jetzt, in diesem Augenblick brachen bei ihr alle Dämme. Die angestauten Emotionen angefangen bei dem Verlust ihrer Familie, die von einem machtgierigen Adligen dahingeschlachtet wurden. Der ungewollte Beitritt zu den San-Hütern, weil ihr sterbender Vater darauf bestand. Die Liebe zu Lutek, die sie ihm bis heute vorenthalten hatte. All das entlud sich.

Belothar konnte nur eines, seine Freundin in den Arm nehmen.

Ihr Leib bebte regelrecht durch die Weinattacke, die sie durchflutete.

Der junge König strich ihr beruhigend durch das Haar. »Wir werden einen Weg finden. Das verspreche ich euch«, flüsterte er ihr ins Ohr.

Er schloss die Augen, in der Hoffnung, einen Teil Celenas Schmerzes in sich aufzunehmen.

* * *

Gedankenverloren stand die Gestalt, über der Brüstung gelehnt und starrte von dem Turm hinunter.

»Was seht ihr euch an, alter Hüter«, hörte er hinter sich Wilna fragen. Sie trat neben Terzios, dessen Pfeife schlaff in der Hand hing.

»Die Zukunft!«

»Die beiden?« Sie deutete auf die Zwei, die sich unterhalb des Turmes auf dem Balkon befanden und sich umarmten.

Er nickte.

»Es ist nicht das, was ihr denkt. Die Liebe zwischen den beiden ist eine andere. Celenas Heimat liegt woanders.«

Wilna schürzte die Lippen. Liebe konnte nur allzu leicht brechen, vor allem wenn es Pflichten gab – Pflichten! Seit dem Gespräch, das sie vor Kurzem führten, war alles, an was sie bis dahin glaubte, ein einziger Widerspruch in sich. Ja, sie hatte früher schon gezweifelt und sich geirrt. Sogar mehrfach geirrt. Vielleicht war ihr gesamtes Leben bis dahin, nichts als Illusion gewesen. War es nicht Celena, die den Orden der Magier als goldenen Käfig bezeichnete? Und sie, sie hatte die Augen verschlossen. Verschlossen vor der Wahrheit, weil sie selbst Angst vor Veränderung hatte. Obwohl? Etwas in ihr hatte sie stets angetrieben, etwas ändern zu wollen. Trotz ihrer vordergründigen und vorgeschobenen Überzeugungen.

»Steht ein Wendepunkt unmittelbar bevor?«, fragte sie sich leise.

Terzios schaute die ergraute Magierin von der Seite an. Er hatte die extrem leise Frage, die sie sich selbst gestellt hatte, verstanden.

»Jede Geschichte in den Äonen sollte Wendepunkte enthalten.«

Er schüttelte sein Haupt.

»Nicht jedoch die Geschichte Paneras. Bis zu dem Punkt, als der Hüter nicht im Kampf gegen den Erzalten starb. Und warum? Weil dieser Hüter nicht an ausweglosen Situationen glaubte. Es gab einen Ausweg aus ihrer Misere. Sie nutzten ihn und starben nicht.«

»Welchen Ausweg?»

Terzios verzog sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln.

»Das, liebe Wilna, wollt ihr nicht wirklich wissen. Es würde euch nicht gefallen. Glaubt mir. Es ist, wie es sein soll.«

Skeptisch fixierten Wilnas Augen den alten Mann an ihrer Seite.

»Wenn es so sein soll, wer führt den Faden?«

»Jener, an dem ihr glaubt!«

»Die heiligen Schriften sagen uns, dass er sich nicht in unsere Angelegenheiten mischt, denn er hat uns verlassen.«

Terzios hatte es zwischenzeitlich geschafft, seine Pfeife neu zu entzünden. Kleine Rauchwölkchen ausstoßend, drehte er sich mit ernstem Gesicht zu der Magierin um.

»Und dennoch glaubt ihr, dass er für jeden ein Schicksal vorgesehen hat. Ihr solltet euch entscheiden. Was glaubt ihr wirklich?«

»Was soll ich eurer Meinung nach sagen?«

»Ich werde für euch antworten. Zurzeit kümmert ihn seine Schöpfung nur bedingt, weil sie nicht begreifen will, um was es geht. Er richtet seine ganze Kraft auf einige wenige, in die er all seine Hoffnung setzt. Weil er eingesehen hat, dass nicht die Masse an sich Veränderungen vorbringt, sondern einzelne, die die Masse bewegen, sich zu verändern. Und das braucht seine Zeit.«

In Wilnas Antlitz schlich sich Traurigkeit. Sie blickte unter sich zu Belothar und Celena.

»Zeit, die beide vielleicht nicht haben werden«, seufzte sie auf.

»Vertraut ihm! Ihr könnt mir glauben - seine besten Werke lässt der Schöpfergott nicht im Stich. Aber sie müssen sich entscheiden.«

Wissend schmunzelte der alte Terzios in sich hinein. Er blickte hinab zu den beiden jungen Menschen, die sich hastig aus ihrer Umarmung lösten. Der Grund dafür war Sebyll, die auf dem Balkon unterhalb des Turmes erschien.

* * *

Irgendwo zwischen den Gedanken in Celenas Verstand dröhnte ein lautstarkes Pochen zu ihr hinüber. Das eindringlich wirkende Klopfen kam von ihrer Tür her. Ruckartig setzte sie sich auf. Gleichwohl knallte die Tür gegen die Wand, als sie aufgestoßen wurde.

Aus dem Reflex heraus ergriff Celena eines ihrer Schwerter, welche sich neben ihr befanden. Blitzschnell rollte sie sich aus dem Laken, sprang aus dem Bett und spannte jeden ihrer Muskeln an.

Das Schwert mit abgewinkeltem Arm zurückgezogen, zum tödlichen Stich bereit, stand sie vor dem vermeintlichen Angreifer.

»Halt! Halt, ich bin es!« rief Belothar, als die drohende Klinge kurz vor seinem Gesicht innehielt. Er wich einen Schritt zurück.

Den König erkennend, kniff Celena ihre blauen Augen zusammen. Die Klinge sank tiefer, sodass die Spitze nunmehr auf die königlichen Kronjuwelen gerichtet war.

»Eine seltsame Art, eine Nacht mit einer Frau verbringen zu wollen.« Grinsend ließ sie ihr Schwert endgültig sinken.

»Also … es ist nicht …«, stotterte Belothar.

»Nun sagt schon. Was gibt es?«

Sein Blick glitt über Celenas Brüste zu dem flachen, durchtrainierten Bauch. Die Augen weiteten sich, als sie das dunkle Dreieck zwischen den kräftigen Schenkeln entdeckten.

»Ihr habt doch nicht etwa so trainiert?«, fragte er stockend, das schwarzhaarige Dreieck anstarrend.

»He? Wolltet ihr mich nur nackt sehen?«

Ungewollt, mit neugierigem Blick schaute sie auf das Zentrum, dessen Erregung nicht zu übersehen war. Die Bemühung des Besitzers, diese zu unterdrücken, gelang nicht gänzlich.

»Ihr braucht dringend eine Frau«, brachte sie trocken hervor.

Verdattert riss der König den Mund auf, konnte jedoch kein Wort über die Lippen hervorbringen. Lediglich Speichel sammelte sich und suchte den Weg der Flucht über den Mundwinkel.

»Majestät! Ihr sabbert«, machte sie grinsend Belothar darauf aufmerksam.

Er klappte augenblicklich den Mund zu.

»Eine überaus dumme Angewohnheit«, murmelte er. »Das muss ich mir von den Hunden abgeschaut haben, die mich groß zogen. Gelegentlich befällt es mich.«

»Bei Frauen?« Celena sah ihn argwöhnisch an.

Sie kannte die Geschichte, die Belothar gerne zum Besten gab, wenn er vom Thema abweichen wollte. Angeblich wurde er von einem Rudel Hunde großgezogen und hatte mit ihnen im Stall geschlafen, erzählte er stets.

»Was ist wirklich los. Warum seid ihr hier?«

»Wie dumm! Ihr habt mich irritiert! Einbrecher!«

»Was?«

»Ihr habt richtig gehört. Einbrecher … in meinem Gemach.« Wild gestikulierend deutete Belothar hinaus auf den Gang. »Er ist entkommen, ehe ich etwas unternehmen konnte.«

Wie sie geboren wurde, schritt Celena tatenfreudig an dem König vorbei, in den Gang.

»Eine sehr gute Idee.« Belothar rollte mit den Augen.

»So könnt ihr ihn gewiss ablenken, während ich ihn überrumpel. Dummerweise sind die Wachen dann ebenfalls abgelenkt. Und ich erst recht!« bläffte er hinter ihr her, während sein Blick nicht von ihrem Hintern abließ.

Celena blieb abrupt stehen und schaute an sich hinab. Entnervt schüttelte sie den Kopf über ihre Gedankenlosigkeit. Hastig trat sie zurück in ihr Zimmer.

»Die letzte Gelegenheit für euch, mich in dieser Form zu sehen.«

Sie deutete dabei auf ihren Körper, bevor sie den dümmlich grinsenden vor die Tür schob.

Rötliche Streifen schimmerten zwischen den schwarzen Schuppenlamellen durch und bildeten ein durchgehendes, einzigartiges Muster auf der gesamten Rüstung. Der Brustpanzer war an Celenas Weiblichkeit angepasst worden und betonten ihre Rundungen. Es war jene leichte Rüstung, die Belothar auf ihr Bitten hin organisiert hatte. Zufrieden schaute sie an sich herab. Sie sah nicht mehr aus wie eine plumpe Kriegerin, eher wirkte sie exotisch, amazonenhaft.

Thiamets Folianten an sich gedrückt, stand sie wenig später wieder im Gang vor ihren Räumlichkeiten.

Inzwischen hatte Belothar ebenfalls die Zeit genutzt sich zu bedecken und trug Schwert und Schild gleichermaßen. Thorgrim, dessen Alkoholgeruch die Anwesenden regelrecht betäubte, war dazu gestoßen. Und wie gerufen fand sich der leicht zerknittert wirkende Terzios ein, gefolgt von Wilna.

Celena drückte dem bierseligen Zwerg das Buch in die Hände.

»Ich vertrau es euch an. Beschützt und verteidigt es mit eurem Leben«, befahl sie knapp.

»Das müsst ihr mir nicht zweimal sagen. Ihr könnt euch darauf verlassen«, brummte der rotschöpfige Winzling.

»Wohin?«, fragte Celena den jungen König.

»Wenn mich nicht alles täuscht, befindet er sich auf dem Dach. Zumindest ist er in dieser Richtung davongelaufen.«

»Dach? Dafür bin ich zu alt«, keuchte Terzios auf.

Celena sah stirnrunzelnd den alten Hüter an.

»Gut! Dann sollten wir es anders angehen. Wilna und ihr bleiben bei Thorgrim. Belothar und ich suchen einen Weg nach oben und schauen nach.«

»So kommandiert man also einen König herum«, murrte Belothar, während sie zu dem Fenster am Ende des Ganges hetzten.

Ein Blick hinaus genügte, um zu offenbaren, dass diese Kletterpartie kein Zuckerschlecken werden würde.

Die Außenwand war aus grobem Stein gemauert und verfügte über geeignete Risse und Fugen. Allerdings war die nächste Trittgelegenheit um eine Armlänge zu weit entfernt, als das man sie erreichen konnte.

Schon wollte Celena enttäuscht ihren Kopf zurückziehen, da erschien ein Schopf aus wallenden, blonden Haaren von außen im offenen Fenster. Die Frage, wie es Sebyll gelang, sich an der Außenmauer festzuhalten, blieb vorläufig unbeantwortet.

»Eure Hand«, zischte diese knapp.

Celena begriff und nahm die angebotene Hilfe an. Der Blondschopf zog sie mit Schwung und enormer Kraft in die Höhe, bis die junge Kriegerin festen Boden unter den Füßen hatte.

»Wie habt ihr …?«, wollte sie wissen.

»Still! Nicht jetzt!« mahnte Sebyll im flüsternden Ton. »Er ist noch hier. Entweder möchte er geschnappt werden oder er ist zu dumm, einen Weg nach unten zu finden.«

Während Sebyll sich daran machte Belothar nach oben zu hieven, schritt Celena vorsichtig auf die Dachplattform zu. So leise wie möglich zog sie ihr grünlich schimmerndes Schwert. Wie eine Raubkatze glitt sie weiter vorwärts. Angestrengt in das Dunkel der Nacht schauend, suchte sie nach verräterischen Anzeichen eines sich bewegenden Schattens. Und da entdeckte sie es. Ein dunkler Schatten spurtete über das Dach.

Die zweite Klinge zückend, begann Celena hinterher zu laufen. Zwei andere Schatten lösten sich von ihr ungesehen aus dem Dunkel einer anderen Ecke. Die Warnung Belothars bekam sie nicht mit, bis sie die beiden Männer auf sich zuspringen sah. Vermutlich wollten sie ihren Gefährten den Rückzug ermöglichen.

In ihrem rasanten Lauf ließ sie sich auf die Knie fallen, nutzte den Schwung und rutschte über die glatte Fläche der Plattform. Beide Schwerter seitlich von sich gestreckt erreichte sie die Angreifer. Die scharfen Klingen fraßen sich mit enormer Wucht in die Körper. Dem rechten quollen die Gedärme aus dem aufgeschlitzten Bauch, während der linke wie angewurzelt, stehen blieb. Erstaunt blickte er an sich herab, bevor er sich in zwei Teile am Boden wiedersah.

Celena war sofort wieder auf den Beinen. Das leise Geräusch einer heransausenden Klinge aber ließ sie reaktionsschnell zurück auf den Boden werfen. Ein dritter Angreifer, der sich schattenhaft vor der Liegenden aufbaute, erhob gerade seine Waffe um den finalen Schlag auf die junge Kriegerin landen zu lassen. Da ertönte Belothars Kampfschrei.

Mit aller Kraft rammte er sein Schild in den Oberkörper des Meuchelmörders. Die Wucht des Schlags brachte den Gedungenen ins Straucheln. Er wankte einige Schritte, blieb jedoch auf den Beinen.

Mit Wutgebrüll stürzte der Thronerbe hinterher. Seine Schläge prasselnden auf den Angreifer nieder. Der aber konnte sie effektiv und standhaft parieren. Celena hatte sich zwischenzeitlich aufgerappelt und kam hinterrücks an den Feind heran. Ihr gezielter Tritt in die Kniekehle ließ ihn augenblicklich zusammensacken. Ein fürchterlicher Schrei aus der Kehle des Meuchelmörders ertönte und nachfolgend plumpste sein Arm auf den Boden. Das Schwert Belothars leuchtete blutfarben auf.

Der nunmehr armlose verstummte urplötzlich, als Celenas Klinge im Nachhinein seinen Kopf vom Rumpf trennte.

Belothar atmete geräuschvoll ein. »Das nenne ich Zusammenarbeit«, zischte er.

»Schön euch im Rücken zu wissen«, nickte Celena bestätigend.

»Moment! Wo ist der andere?«

Sie drehten sich beide auf dem Absatz um und rannten in der Richtung weiter, in welche sie den Flüchtigen hatten laufen sehen.

Ihre Schritte übertönten das gefährliche Geschoss, das sich surrend in der Luft auf den Weg zu ihnen befand. Haarscharf schoss der Pfeil an Belothars Kopf vorbei. Ein zweiter Pfeil wurde unmittelbar hinterher geschickt. Bevor er sein Ziel erreichen konnte, stürzte sich Sebyll zwischen die Gefährten und den unsichtbaren Feind. Woher sie plötzlich gekommen war, wusste der göttliche Schöpfer allein. Das Geschoss durchbohrte ihre Schulter und ließ die blonde Frau zurücktaumeln, direkt in Belothars Arme.

»An eurer Stelle würde ich sofort die Waffen fallen lassen«, erklang unerwartet eine akzentträchtige Stimme aus dem Dunkeln. Mit Nachdruck setzte sich eine blitzende Klinge an die Kehle des Einbrechers. »Oder ihr erlebt den nächsten Moment nicht!«

Laut und deutlich ertönte aus der nächtlichen Finsternis eine zischende Stimme, die nach den Worten zu urteilen nicht ihnen galt. Mit seinem Gefangenen schälte sich der unverhoffte Helfer aus dem Dunkel heraus.

Sebyll von Belothar gehalten, riss sich ohne eine Miene zu verziehen den Pfeil aus ihrer Schulter. Nicht ein Ton des Schmerzes ließ die Blonde verlauten. Celena, einen besorgten Blick auf sie werfend, begab sich zu den beiden Gestalten. Überrascht blickte sie den Elf an, der seinen Gefangenen in Schach hielt.

»Kelthran?«

»So heiß ich! Immer wieder eine Freude euch wiederzusehen. Obwohl, viel lieber wäre mir ein Zusammentreffen in eurem Gemach.«

* * *

Der wohlgezielte Schlag katapultierte den Mann in die Rückenlehne des Stuhls zurück, auf dem er gefesselt saß. Unberührt darüber spuckte er Blut, welches sich in seinem Mund sammelte.

»Du solltest langsam den Mund aufmachen und reden. Wer bist du?« knurrte Celena und rieb sich ihre schmerzenden Knöchel.

»Das ist doch offensichtlich. Er ist aus der flüsternden Bruderschaft.«

Kelthran trat von der anderen Seite des Raums heran. Er und Celena waren die Einzigen, die sich mit dem Unbekannten hier aufhielten.

»Ich war«, spie der Unbekannte aus. »So wie du, Kelthran!«

»Seht ihr! Er kann reden«, belustigte sich der Elf.

»Da wir festgestellt haben, dass du deine Stimme wiedergefunden hast, kannst du mir sagen, für wen du arbeitest«, setzte Celena ihr Verhör fort.

»Nichts erfährst du von mir, Hure!«

Der nächste Schlag von Celena brach dem Mann die Nase.

»Wie ich das liebe. Ich könnte tagelang zuschauen«, schmunzelte Kelthran und rieb sich genüsslich die Schläfe. »Nur mit der Methode bekommt ihr nichts aus ihm heraus.«

Nachdenklich blickte Celena zu dem Elf hinüber, der sie anzwinkerte und lächelte. Sie verstand und begann, die Riemen ihrer Rüstung zu lösen.

»Interessant! Willst du nach der Prügelfolter, mich mit deinen Reizen dazu bringen, zu reden?« knurrte der Gefangene Celena an.

»Das kommt auf dich an.« Der Brustharnisch polterte zu Boden.

»Vielleicht benötige ich etwas Hautenges und du die Peitsche? Andererseits! Magst du Messer?«

In Kelthrans Gesicht spiegelte sich Überraschung und geradezu freudiges Interesse.

»Ich frage mich gerade, wieso ihr mir solche Spielereien nie angeboten habt?«

»Später vielleicht, Kelthran!«

»Ich nehme euch beim Wort!«

»Ihr seid nicht der erste Mann in meinem Leben, eher der Zweite.«

»Dass lasse ich mir noch gefallen«, feixte Kelthran.

Der Gefesselte starrte auf die nun sichtbar werdenden Rundungen unter der leichten Ringpanzerung der Hüterin.

»Doch eher der Dritte, wenn das so weitergeht«, fügte Celena hinterher, als sie den starren Blick des Gefangenen gewahr wurde.

»Verdammt! Dann würde ich vorschlagen, ihr lasst davon ab und wir liefern ihn der Bruderschaft aus«, protestierte Kelthran.

Augenblicklich kroch der Schrecken in das blutige Gesicht des Mannes.

»Dann bleibt uns beide mehr Zeit für die Peitschengeschichte», beendete Kelthran blinzelnd zu Celena gewandt.

Ungerührt von Kelthrans Worten setzte sich Celena auf den Schoß des Gefesselten. Fest presste sie sich auf ihn. Ihr weiblich anreizender Geruch strömte ihm in die Nase.

Etwas bewegte sich unterhalb ihres Gesäßes. Sie konnte spüren, wie sich die Aufmerksamkeit des Gefangenen zu erheben begann.

»Ich stimme zu … Bruderschaft!«, erwähnte sie wie nebenbei.

Heftig schüttelte der Gefangene seinen Kopf.

»Eine kleine Seitengasse«, zischte er seine beginnende Erregung hervor. »Hier in Thelerm … in der Nähe des Hafens bei den Docks. Die Tür des Gebäudes ist blau markiert.« Nur stoßweise brachte er die Worte heraus. »Das ist alles, was ich weiß. Ich bin nur ein Bote«, jammerte er.

Enttäuscht seufzte Kelthran auf.

»Ein blutiger Anfänger, vermutlich zu spät bei der Bruderschaft aufgenommen worden.«

Seine anfängliche Enttäuschung über das vermeintlich kurze Schauspiel schlug in Faszination um, als er Celena weiter beobachtete.

Die rechte Hand der jungen Hüterin verschwand gerade zwischen den Beinen des Gefangenen und machte eindeutige Bewegungen. Ihr Mund näherte sich unaufhörlich dem seinen. Kurz davor hielt sie inne.

»Du bist sicher, dass du alles gesagt hast?«, hauchte sie ihm ins Gesicht.

Er stöhnte gequält auf.

»Ich … ich sollte nach Dokumenten suchen und sie dort hinbringen. Das ist alles. Wirklich!«

Ihre forschen Augen blickten seine an. Er sagte die Wahrheit. Sie schloss für einen Moment die Lider, dann drückte die rechte Hand fest zu.

Das mitfühlende Zischen von Kelthran und der Schmerzensschrei des Gefangenen mischten sich zu einem Laut.

Die Linke Hand Celenas wurde gleich darauf zur Faust und sauste zielgenau in die Schläfe des Mannes, der sofort verstummte.

»Sehr beeindruckend. Euer Freund hätte eine Ratte wie ihn vermutlich umgebracht«, kommentierte der Elf.

»Ich lerne noch.« Celena zuckte mit den Schultern.

»Kommt Kelthran! Im Hafen treibt sich Unrat herum.«

Ehe sie den Raum verließen, hielt der Elf die Kriegerin zurück.

»Bevor ich es vergesse. Ich mag nicht mehr Mitglied der Bruderschaft sein, aber Meister Tacio übermittelte mir dennoch eine Nachricht, die ich euch geben soll.«

Er hielt ihr ein zusammengefaltetes Pergament vor die Nase.

Beim Lesen der Zeilen verdüsterte sich Celenas Gesicht schlagartig.

* * *

Schweißgebadete Händler und Bürger schoben ihre Karren mit Ware durch die Gassen. Hier und da erwischte einer der Räder eine hinüberhuschende, fette Ratte, die quiekend ihren letzten Atemzug aushauchte. An vielerlei Stellen türmte sich Abfall, der langsam vor sich hinrottete. Ein wahrlich nahrhaftes Paradies für diese flinken, kleinen Tierchen, welche sich hier massenweise tummelten.

Das Gegröle der Seeleute, die Musik aus den Spelunken und die an jeder Ecke stehenden Huren gehörten ebenso dazu, wie das Salz im Meerwasser. Dieser Teil der Stadt war nicht unbedingt ein Ort, an dem sich Adelige oder Reich betuchte aufhielten. Wenn möglich nur dann, wenn sie ein Schiff für ihre Reise in die benachbarten Reiche wie Arvelis oder Osgosai benötigten.

Ein Segel tauchte in der Ferne am Horizont auf. Celena kam es bekannt vor. Es gehörte zu dem Schiff, dessen Kapitänskajüte sie kennenlernen durfte. Die Fingerfertigkeiten des Schiffsbesitzers, eine Frau namens Isande, waren phänomenal. Es war ihre erste Begegnung dieser Art. Nicht dass sie es bevorzugte - vielmehr war es eine interessante Spielerei. Celena grinste in sich hinein.

»Ist euch warm geworden?«, erkundigte sich Kelthran, der ihr Grinsen wahrnahm. »Ich hege den Verdacht, ihr denkt an etwas Bestimmtes.«

Sein wahrlich aufgeklärtes Lächeln deutete daraufhin, das er wusste, wer dort angefahren kam.

»Ihr kennt die Kommandantin dieses Schiffes.«

Celena zeigte mit dem Kinn auf den nun erkennbaren stolzen Zweimaster.

»Sie und ihr Schiff. Bis in den letzten Winkel«, raunte der Elf.

»Schiffe fand ich stets faszinierend«, mischte sich Wilna ein, die hinter ihnen stand. Offensichtlich hatte sie dem Gespräch der beiden inhaltlich nicht folgen können. Celena und Kelthran wechselten bedeutungsvolle Blicke und grinsten leicht.

Thorgrims Augen rollten nervös hin und her. Der Anblick des großen Wassers war ihm nicht geheuer. Er schwankte leicht. Es war jedoch nicht feststellbar, ob es nur dem übermäßigen Bierkonsum zuzuschreiben war. »Wir sollten weiter gehen«, knurrte er. »Bevor mir das gute Essen hochkommt.«

Die Kampfgefährten traten daraufhin in die nächstbeste Seitengasse, die sich in ihrer Nähe befand. Inbrünstig hofften sie, dass es diesmal die richtige Gasse war. Unzählige hatten sie schon abgesucht und misstrauische Blicke von zwielichten Gestalten eingefangen.

»Es wurde auch Zeit«, zischte Kelthran und deutete auf die dritte Tür der rechten Seite. Das beschriebene Zeichen war nur schwach zu erkennen, aber es war eindeutig da.

»Dann mal los. Schauen wir nach, wer der Auftraggeber des Meuchelmörders ist«, sprach Celena und öffnete flugs die Tür, die erstaunlicherweise ohne Widerspruch aufschwang.

Ihre blauen Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, hielt sie gewarnt inne. »Das bedeutet nichts Gutes.«

Kelthran fühlte sich angesprochen und huschte an ihr vorbei.

»Dafür bin ich zuständig. Eure schönen Waden in einer Falle oder Sonstiges, das wäre schrecklich. Lieber halte ich meine Hand hinein.«

Irritiert über Kelthrans Worte, wandte sich Celena an die restlichen Begleiter. Wilna schüttelte den ergrauten Kopf und Thorgrim gab ein undefiniertes Brummen von sich.

Gemeinsam traten sie in das Innere des Gebäudes.

Das Mobiliar in dem Hauptraum war schlicht und einfach. Tische, Stühle, einige Regale und ein Wandschrank. Die Gruppe blickte sich um.

Es gab weder weitere Türen in andere Räume noch eine Treppe, die hinauf geschweige hinabführte.

»Seltsam«, murmelte Celena und blieb vor dem Wandschrank stehen. Sie blickte zu Boden und machte eine überraschende Entdeckung.

Auch Kelthran blieb es nicht verborgen. Schleifspuren auf den Dielen, von einem schweren Gegenstand herrührend.

»Des Rätsels Lösung. Der Wandschrank!« bläffte Kelthran und tippte das Möbelstück an.

Mit vereinter Kraftanstrengung schoben sie das Ungetüm zur Seite.

Die vermisste Tür wurde sichtbar. Und wieder war eine Markierung angebracht. Sie waren auf der richtigen Fährte. Allerdings gab es ein weiteres Hindernis. Der Zugang war verschlossen.

»Kein Problem«, grummelte Kelthran und machte sich sofort an dem Schloss zu schaffen. Der Eifer, das Schloss zu knacken überfiel auch Thorgrim und schon schwang er seine breite Axt.

»Weg da Elf!«

Zwei Schläge brauchte der Zwerg. Den Ersten um das Holz zu splittern und den Zweiten, um die Tür bersten zu lassen. Zufrieden mit sich, steckte der Zwerg seine Lieblingswaffe zurück.

»Ein Zwerg im Haus erspart den Zimmermann. Ach nein, in diesem Fall den fingerflinken Elf.«

Darüber missgestimmt, sein Handwerk nicht vollenden zu können, hielt Kelthran weiterhin seinen Dietrich dort, wo zuvor das Schloss war.

»Na klar! Ebenso könnte eine Kleider tragende Kampftruppe von Zwergen, geschmückt mit einer Lichterkette, in die Hauptversammlung der Bruderschaft platzen. In der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden«, zischte Kelthran.

»Ich habe hier nur das getan, was ich am besten kann«, knurrte der Zwerg.

»Höhlenschweinchen aufscheuchen?«

»Das reicht, Jungs«, beendetet Celena das Gezeter der Streithähne. Kopfschüttelnd schritt sie an den beiden vorbei in den geöffneten Gang.

Die nachfolgenden Treppen führte die kleine Gruppe in die tieferen Gefilde des Gebäudes. Es gab weder die befürchteten Fallen noch irgendwelche Anzeichen von Leben. Alle Gänge und Räume, die sie durchquerten, schienen ebenso unberührt wie der Erste. Das änderte sich schlagartig nach der nächsten Biegung. Stimmen. Abrupt stoppte Celena. Um die Ecke lugend sah sie zwei Söldner bei einem hitzigen Kartenspiel sitzen. Kelthran nicht untätig, huschte lautlos an seiner Anführerin vorbei. Den Schatten ausnutzend, drückte er sich dicht an die gegenüberliegende Wand. Leise zog er den Dolch und warf.

Der eine Söldner musste die Bewegung registriert haben. Fluchend stand er auf und wollte seine Waffe ergreifen. Just in dem Moment durchstieß der Dolch den Hals. Aufröchelnd, in sich zusammenklappend griff der Getroffene nach der Klinge. Er schaffte es nicht mehr, sie herauszuziehen.

Die junge Hüterin zückte ihre beiden Schwerter und schritt auf den zweiten Söldner zu. Das Zischen einer um sich wirbelnden Axt ertönte, pfiff an ihr vorbei und zerteilte das anvisierte Ziel so gut wie in zwei Hälften. Celena stoppte in ihrem Lauf, als der zweite Söldner mit der Axt im Körper zusammenbrach.

»Das müsst ihr mir bei Gelegenheit beibringen. Die Methode gefällt mit«, kommentierte Kelthran den Wurf.

»Auf kurze Distanz ist es nicht schwer. Zielen, werfen und treffen. Einziger Nachteil. Es gibt tüchtig Muskelkater«, brabbelte der Zwerg und sprintete nach vorne, um seine Axt an sich zu nehmen.

Kaum bei dem Toten angekommen, trat aus einem Nebenraum ein weiterer Söldner. Mit einer Flinkheit, die man dem Zwerg nicht zumutete, riss er die Axt an sich, wirbelte einmal um sich und rammte die breite Klinge in den Brustkorb. Ein anderer, direkt dahinter, traf mit einem seitlichen Schwerthieb die Schulter Thorgrims. Die Wucht des Schlages trieb den Zwerg in die Knie. Zwergisches Blut floss aus der tiefen Wunde. Im Rücken hörte Celena Wilnas Gemurmel, die ihre Konzentration auf einen Zauber richtete. Grünliche Funken durchstoben den Raum und legten sich auf Thorgrim. Augenblicklich verheilte die Wunde, die die feindliche Klinge angerichtet hatte.

Weitere Gerüstete stürmten mit großer Aggressivität heran. Drei an der Zahl, wobei einer Kelthrans flinken Schneiden zum Opfer fiel.

Celena holte tief Luft und stürmte los. Ihre Stiefel fanden auf einem niedrigen Schrank den erforderlichen Tritt für ihren Sprung. Die Beine in den Knien leicht eingezogen, sprang sie, sich halb umdrehend. Ihre Klingen erfassten die beiden Gegner. Einer Kehle entsprudelte sofort Blut, der andere ging nur leicht verletzt in die Hocke. Wütend stürzte sich dieser auf die Kriegerin. Einen Augenblick später schleuderte ihn ein arkanes Leuchten aus Wilnas Stab entgegen und ließ ihn an der Wand bewegungslos zurück.

»Aufhören!«, tönte es aus einer anderen gegenüberliegenden Kammer heraus.

Celena, die Schwerter fest am Heft fassend, betrat den Raum. Ihr gegenüber, nur durch einen Tisch von ihr getrennt, stand ein Mann in schwerer Rüstung. Das Wappen auf dem Harnisch zeigte das Symbol der San-Hüter. Einem aus Legenden entsprungenen Mythos. Dem Grypos.

»Was in Karmastes Namen geht hier vor sich«, begann sie wütend und ohne Umschweife.

»Ihr wisst den Grund!«

»Ich verstehe nicht!« Celena presste ihre Lippen zusammen.

»Euer Geliebter. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste er inzwischen in bester Gesellschaft sein.«

Der ungepflegte, langhaarige Mann umrundete den Tisch, hinter dem er gestanden hatte.

»Er ist allerdings nicht der alleinige Grund unseres Hierseins. Uns interessiert unter anderem, was ihr macht und wohin ihr geht. Und … das Buch in eurem Besitz. Ihr habt es vermutlich gelesen?«, fragte der Fremde lauernd.

»Ist es das, was ihr haben wollt?« fauchte Celena.

»Er ist ein Verräter an Osgosai. Das solltet ihr nicht vergessen.«

Celenas Augen verengten sich.

»Nein, das ist nicht der eigentliche Grund. Die Dokumente, der angebliche Hochverrat, das war eine Falle. Eure Malaine war eine Falle.«

»Ich stelle fest. Ihr seid ein kluges Kind. Nicht einmal eine Malaine konnte ohne Wohlwollen der Obrigkeit, schalten und walten, wie sie wollte. Dummerweise entschied sie sich gegen uns, also brauchten wir ein Druckmittel.«

»Was wollt ihr von mir?«

»Euch … und natürlich den Folianten. Alle Antworten sind möglicherweise darin enthalten. Oder habt ihr es nicht zu Ende gelesen?«

Das, hatte sie in der Tat nicht. Innerlich schalt sie sich dafür

»Was habt ihr nun vor?«

»Unter den jetzigen Umständen zieh ich es vor, zu gehen.«

»Das kann ich nicht zulassen«, zischte die junge Kriegerin.

»Oh, das solltet ihr aber. Sollte ich mich nicht melden oder lebend zurückkehren, wird man es eurem Geliebten anlasten.«

Celena ließ unwillkürlich ihre Klinge sinken. Lutek durfte auf keinem Fall etwas zustoßen. Mit fahlem Gesicht nickte sie verstehend.

»Schlaues Mädchen. Seid gewiss, wir werden uns wiedersehen. Möge der göttliche Schöpfer über euch wachen.«

Der Unrasierte machte Anstalten zu gehen. »Vielleicht wacht er ja tatsächlich. Dann aber würde ich euch raten, sich Morco anzuschließen. Es ist ganz alleine eure Entscheidung«, flüsterte er ihr im Vorbeigehen zu.

Vermächtnis der Sünder Trilogie

Подняться наверх