Читать книгу Das Mondmännchen - Angelika Nickel - Страница 4

1 – Neugierig

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»Pelle, nicht. Du weißt doch, dass das gefährlich ist«, rief Möhre ihrem Bruder zu.

Pelle warf einen ärgerlichen Blick über seine Schulter. »Sei doch nicht immer solch ein Angsthase«, blaffte er sie an.

»Das hat nichts mit Angst zu tun.« Beleidigt zog sie die Lippe nach oben. »Mama hat gesagt, dass es für Mondmännchen gefährlich ist, sich über den Mond hinauszubeugen«, fuhr sie fort, ihn zu warnen.

»Pah, was Mama sagt«, maulte Pelle. Er hatte keine Angst vorm Ende des Monds, auch als Mondmännchen nicht. »Mütter haben doch immer Angst um ihre Kinder. Sag nicht, Möhre, dass du das nicht weißt«, brummte er.

»Doch, das weiß ich. Trotzdem ist es gefährlich.«

»Woher willst du das wissen? Hast du schon einmal über den Mond hinausgeschaut?«, wollte er von ihr wissen.

Möhre zog den Kopf ein. »Nein, habe ich nicht. Keiner von uns hat je über den Mondrand geschaut. Nur der alte Samuel. Doch den gibt es ja nicht mehr. Weil er über den Mondrand gefallen ist.«

Pelle winkte ab. »Das wird doch nur erzählt, um uns Mondmännchen Angst zu machen. Bist du denn tatsächlich dermaßen dumm, um das zu glauben!«

»Ich geh und hol die Mama«, weinte Möhre drauflos. Sie merkte, dass sie ihren Bruder nicht davon abhalten konnte, über den Rand des Mondes hinauszusehen. Er war viel zu neugierig, um dass er sich noch länger davon abhalten ließ.

Pelle fuhr herum. »Das tust du nicht!« Er packte sie an ihren Mondfühlern und zog sie mit sich. Hin zum Rand des Mondes. »Ich will jetzt endlich einmal sehen, was da unten ist.«

»Dort sind nur Trolle. Böse Trolle leben dort unten«, kam es weinerlich von Möhre.

»Klar doch«, blaffte er. »Weil Mama das sagt. Und auch das sagt sie nur, weil sie uns Angst machen will.«

»Die Trolle fressen Mondmännchen«, weinte das Mädchen weiter.

»Ja, und deswegen gibt es auch noch so viele von uns.«

»Du willst einfach nicht wahrhaben, dass du uns beide in Gefahr bringst.«

Das Mondmännchen Pelle hatte den Rand des Mondes erreicht. Er schubste seine Schwester zu Boden. »Du brauchst ja nicht hinunterzusehen, wenn du nicht magst. Aber du bleibst bei mir«, befahl er ihr.

»Ich will nicht«, wehrte sie sich; doch Pelle hielt sie mit der einen Hand fest, während er sich mit der anderen um den Rand des Mondes krallte.

Vorsichtig schaute er hinunter. »Wow!«, machte er, als er die funkelnden Sterne unter sich entdeckte. Durch die Sterne hindurch, glaubte er, eine Straße zu erblicken. Trübe war sie, und milchig sah sie aus. »Du, ich glaube, dort unten ist die Milchstraße«, rief er erstaunt aus.

»Interessiert mich nicht. Ich will nach Hause«, klagte Möhre, und weinte immer weiter.

»Heulsuse!«, beschimpfte er sie. »Sei doch nicht dermaßen feige. Wirf doch selbst einen Blick hinunter«, forderte er sie auf. »Du siehst doch selbst, dass wir beide am Mondrand liegen können, ohne hinunterzufallen.«

Dem konnte Möhre nicht widersprechen. Sie lagen ja tatsächlich am Rande des Mondes. Und Pelle hatte sogar bereits einen Blick hinunter gemacht, ohne dabei heruntergefallen zu sein.

Vorsichtig schob sie ihre Hände ebenfalls an den Rand hin. Dennoch brauchte sie, bis sie sich endlich traute, einen Blick hinunterzuwerfen.

Als sie die tanzenden Sterne sah, verflog auch bei ihr die Angst. »Das ist aber toll!«, rief sie begeistert aus.

»Hab ich dir doch gleich gesagt«, freute Pelle sich, dass seine Schwester sich endlich getraut hatte, ebenfalls über den Rand zu schauen.

»Warum wollen die Großen dann nur nicht, dass wir Kleinen das sehen, wenn es doch derartig schön ist?«, fragte sie.

»Ach, was weiß ich. Vielleicht haben sie ja wirklich Angst, dass man über den Rand fallen kann.«

Sie lächelte ihm zu. »Aber nicht, wenn man nur am Rand liegt und sich festhält.«

»Endlich hast du es begriffen!« Pelle klopfte seiner Schwester voller Stolz auf den Rücken, während sie immer noch auf ihren Bäuchen lagen und über den Mond hinaussahen.

Das Mondmännchen

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