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1. Ambrosia
ОглавлениеDas wattebauschähnliche Netz platzte auf und es hudelte und wuselte in alle Richtungen.
Ambrosia fiel auf den Kopf und wäre von ihren vielen Geschwistern überrannt worden, hätte sie sich nicht schnell zur Seite gekullert.
Eins ihrer acht Beinchen fuhr nach vorne und rieb über ihren Kopf.
»Hey, passt doch auf!«, rief sie empört.
Über ihr verdunkelte sich ihre kleine, neugeborene Welt. Erschrocken zitterte ihr Blick ängstlich nach oben, als die Worte, wie dahingeworfene Zuckerwürfel, auf sie hernieder prasselten.
»Ambrosia, wenn du nicht aufpasst, dann bist du schneller Matsch, als du nur grumpf machen kannst!«
Ambrosias Blick kroch geduckt den dunklen schwarzen Kopf entlang.
Tiefschwarz glänzende Augen sahen sie an.
Was für ein Blick!
War es ein drohender Blick?
Ihr Herz hämmerte bis hin in all ihren Beinchen, so dass die kleine Spinne wackelte, als würde sie auf einem Blatt, vom Wind davongetragen, stehen. Verkrampft presste sie zwei Beinchen fest an ihren winzigen Körper.
»Wer bist du? Und woher weißt du, dass ich ein Ambrosia bin? Wer sagt denn das?«, fragte sie, und plumpste auf ihren Bauch, aus lauter Angst vor dem großen Gesicht, das wie ein aufgespannter Regenschirm über ihr hing und hin- und herschaukelte.
Dumpfes Lachen schwoll über den Kopf der kleinen Spinne hinweg; und obwohl Ambrosia gerade dabei war, ihre acht Beinchen wieder zu sammeln und sich aufzurappeln, ließ das Lachen sie erneut erzittern, so dass sie nochmals auf ihrem Bäuchlein landete.
»Du bist kein Ambrosia.«, lachte die Stimme, und es klang freundlich, so dass die kleine Spinne glaubte, von einem Sonnenstrahl gestreichelt und geschaukelt zu werden; auch wenn Ambrosia bisher noch gar keinem Sonnenstrahl begegnet war noch das sie bisher einen gesehen hatte.
Der Atem der Stimme wehte über sie hinweg, als sie weitersprach: »Du bist eine kleine Spinne und dein Name ist Ambrosia.«
Die Augen der winzigen Spinne wurden größer und größer, kullerten rauf und runter; beinahe wäre Ambrosia schwindlig geworden, so sehr bewegten sich ihre Augen, mehr und mehr, immer unruhiger.
»Eine Spinne bin ich also? Hm, woher weißt du das? Und wer hat dir denn verraten, wie ich heiße? Das hab´ noch nicht einmal ich gewusst.« hauchte Ambrosia und beugte den Nacken, um das große dunkle Gesicht besser sehen zu können. Immerhin, ein Gesicht, das so eine warme Stimme hatte, konnte unmöglich böse sein.
Das Lachen fiel auf Ambrosia herab, strich ihr über jedes ihrer Beinchen, bis es sich in ihrem pochenden Herzen niederließ.
»Kleine Spinne, du weißt doch gar nichts, so neu bist du auf dieser Welt.«
»Welt? Was ist eine Welt?«, Ambrosia schleuderten Worte um die Ohren, mit denen sie nichts anzufangen wusste. Sie lächelte das große dunkle Gesicht an. Vorsichtig, fast schüchtern, und wieder mit hämmerndem Herzen.
»Was eine Welt ist, willst du wissen?« Dieses Mal glich das Lachen dem Brummen eines Bären, der sich gemütlich seine Pfote schleckte, nachdem er sich vom Honigtopf bedient hatte.
Ambrosia nickte nur.
»Die Welt, Ambrosia, ist all das um dich herum. Die natur, die Tiere, Insekten, Bäume, Menschen und noch so vieles mehr. All das, in das du hineingeboren bist.«
»Ah, hm, so ist das.« antwortete die kleine Spinne kleinlaut, und verstand dabei kein Wort.
Woher hätte sie auch wissen sollen, was eine Welt, Menschen und all das andere waren; immerhin, sie war ja mal gerade einige Minuten alt.
Die Stimme lachte wieder warm und herzlich. Sie wusste, dass Ambrosia nichts verstand. Mit einem Bein strich sie über die zitternde kleine Spinne. »Ich bin deine Mutter, Ambrosia.«
»Mama?«, hauchte das zitternde Etwas; dann wieder: »Mama!« Ihr Herz hüpfte rauf und runter, am liebsten hätte Ambrosia es festgehalten, aus Angst, es womöglich noch zu verlieren.
Die große Spinne nickte, und dieses Mal konnte Ambrosia die beiden Scheren ihrer Mutter, die an beiden Seiten neben ihrem Mund klapperten, sehen. Wie Eckpfeiler stachen sie hervor.
Ein Griff, ein Biss, … und mein Kopf ist ab, durchfuhr es die kleine Spinne.
»Wir beide werden uns zwar gleich wieder trennen, denn du musst lernen, in der großen weiten Welt alleine zurechtzukommen, dennoch will ich es nicht versäumen, und dir ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg geben.« Der Kiefer der Spinnenmutter mahlte.
»Gut gemeinte Ratschläge, kleine Spinne, ist das, was Eltern immer für einen haben; am meisten aber die Mütter.« zwitscherte eine Meise, die über die beiden Spinnen hinwegflog, Ambrosia zu.
Ambrosias Kopf ruckte hoch. Mit zusammengezogenen Schultern stand sie da. »Wer bist du?«, rief sie dem Vögelchen nach.
»Eine Meise, und ich bin gerade dabei, mir mein Frühstück zu suchen.« kam es von dem Vogel zurück, dessen letzten Worte der Wind, den die Meise mit ihren Flügeln verursachte, sanft davon und hin zu Ambrosia trug.