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Fremde Hilfe

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Wenn Sie genug Erfahrung haben und über einige Grundkenntnisse verfügen, können Sie mit kleineren Verletzungen auch allein fertig werden. Unter Umständen, die Erste Hilfe erfordern, benötigen Sie meistens eine zweite Person.

Dringend tierärztliche Hilfe benötigen Sie auf jeden Fall, wenn

+ starke Blutungen vorliegen,

+ ein Bein gar nicht abgesetzt werden kann,

+ heftige Koliksymptomatik auftritt,

+ hochgradige Schwellungen am Kopf auftreten,

+ die Anzeichen einer Schlundverstopfung zu erkennen sind,

+ das Pferd festliegt,

+ erhebliche Verletzungen am Rumpf vorliegen,

+ klaffende Wunden vorhanden sind,

+ Schnitt- oder Stichverletzungen in besonders gefährdeten Zonen liegen,

+ Geburtskomplikationen auftreten,

+ das Pferd erhebliche Kreislaufprobleme zeigt,

+ Atemnot besteht oder

+ das Pferd taumelt oder Wahrnehmungsstörungen hat.

Tierärztliche Hilfe benötigen Sie außerdem, wenn

+ Fieber über 39 °C gemessen wird,

+ Koliksymptome vorhanden sind,

+ Wunden vorhanden sind, deren Blutung bereits steht oder gering ist,

+ Verletzungen vorliegen, deren Ausmaß Sie nicht abschätzen können,

+ Verletzungen an einem Auge vorliegen,

+ Verletzungen der Hufe vorliegen,

+ Durchfall auftritt,

+ Husten auftritt,

+ Nasenbluten auftritt oder

+ Ihnen etwas eigenartig vorkommt.

Grundsätzlich ist es besser, einmal zu viel anzurufen als einmal zu wenig. Die Folgekosten nach versäumter Erstbehandlung liegen in der Regel erheblich über denen eines unnötigen Tierarztbesuchs, vom Tierschutz und unserer Fürsorgepflicht einmal ganz abgesehen.

Benötigen Sie dringend tierärztliche Hilfe, rufen Sie mehrere Tierärzte an. Wenn der erste eingetroffen ist, können Sie den anderen absagen. Den Aufwand müssen Sie jedem entschädigen, der für Sie losgefahren ist. Versuchen Sie bitte, derartige Tierärzterennen nur im absoluten Notfall auszuschreiben. Haben Sie vom ersten angerufenen Tierarzt eine definitive Aussage, er ist in 20 Minuten vor Ort, verzichten Sie auf weitere Anrufe. Wichtig ist im Notfall nur, dass das Pferd schnell fachkundig versorgt wird.

Die Hilfe der Feuerwehr benötigen Sie, wenn

+ das Pferd im Hänger einen Unfall hatte,

+ das Pferd eingebrochen oder in einen Graben gefallen ist und sich nicht selbst befreien kann oder

+ das Pferd so festliegt, dass es mit maschinellem Einsatz geborgen werden muss.

Einige begabte Landwirte und Stallbesitzer können das auch, die Feuerwehr ist aber für alle und immer erreichbar, geschickt, freundlich, hilfsbereit und kompetent. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Feuerwehr zur Bergung von Pferden sind durchweg sehr positiv.

Die Polizei sollten Sie benachrichtigen, wenn

+ Pferde auf Autobahn oder Bundesstraße laufen,

+ zur Bergung des Pferdes Fahrbahnen oder Kreuzungen gesperrt werden müssen,

+ Pferde vermisst werden oder

+ der Verdacht einer Straftat (beigebrachte Verletzungen) besteht.

Richten Sie sich darauf ein, zunächst alle Personalien anzugeben, oder stellen Sie jemanden ab, der die Polizisten mit den notwendigen Informationen versorgt. Ungeduldiges Anschnauzen der bemühten Beamten, die ihre Pflicht in der richtigen Reihenfolge tun, führt zu nichts. Sorgen Sie dafür, dass die Fahrzeuge von Helfern, Tierarzt, Neugierigen und sonstigen Anwesenden nicht im Weg geparkt werden. Auch in Notsituationen ist die Straßenverkehrsordnung gültig. Verunfallt ein Pferd im Hänger, versuchen Sie, soweit das ohne erhebliche Gefahren für das Pferd möglich ist, das Gespann rechts ran oder von der Fahrbahn herunterzufahren. Öffnen Sie niemals die vordere Tür am Hänger. Andere Reiter, Pfleger und das Stallpersonal werden, so vorhanden, ohnehin ihre Hilfe anbieten. Jemand muss aber die Übersicht behalten, das Sagen haben und dabei auch auf die Sicherheit der freiwilligen Helfer achten. Fremde, eventuell im Umgang mit Pferden nicht geübte Personen können Sie direkt am Patienten nicht einsetzen. Bei Unfällen mit dem Hänger hat man hilfswillige andere Autofahrer an seiner Seite. Erklären Sie diesen, wenn Sie ihre Hilfe nutzen, genau, was sie wann tun sollen. Vergessen Sie nicht, was für eine Gefahr ein verletztes Pferd in seiner Panik nicht nur für Sie selbst, sondern auch für seine Umgebung darstellt.

Wenn Sie sehr viel Glück haben, ist ein Pferdesanitäter, ein versierter Züchter oder ein langjähriger Profi anwesend. Hören Sie auf deren Ratschläge und sprechen Sie das jeweilige Vorgehen ab. Sind Sie der kompetenteste Anwesende, entscheiden Sie und übernehmen eindeutig das Kommando, damit nicht jeder irgendetwas macht. Delegieren Sie, indem Sie Personen direkt ansprechen, Aufgaben zuweisen und deutlich beschreiben. Zum Beispiel: „Sie da in dem gelben Pulli, kommen Sie mal bitte hier rüber und halten Sie diesen Strick stramm!“, statt: „Könnte jemand dies mal anfassen?“

Schäden an Dritten sollten Sie wenn möglich sofort protokollieren (Fotos), das spart später Ärger mit Versicherungen. Zum Beispiel: Ein Helfer wird getreten, die neue Lederjacke der Hilfsperson reißt, ein Kotflügel bekommt eine neue Form, ein geliehener Hänger muss leider zerstört werden, Lederzeug muss zerschnitten werden und so weiter. Am selben Tag kann man sich sicher besser erinnern als bei der Versicherungsanfrage nach Wochen.

Erste Hilfe am Pferd

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