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1. Kapitel

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Es war ein kalter Septembertag im Jahr des Konsulats von P. Cornelius und Q. Caecilius 697 Jahre nach Gründung Roms, als ich meinen Fuß nach sieben Monaten wieder auf Heimaterde setzte. Endlich konnte ich den roten Militärumhang ausziehen den ein römischer Beamter tragen muss, wenn er italisches Territorium verlässt. Der starke Nordwind peitschte mir Regenschauer ins Gesicht, als der kleine römische Handelssegler die Ruder einzog und an der Kaizunge von Brundisum festlegte.

Es war eine dumme Idee in der Woche, wenn der Aufgang des Hundssterns die Stürme ankündigt, den Seeweg zu wählen. Ich würde Tage brauchen, um feste Nahrung zu mir nehmen zu können. Bei jedem zweiten Wort stieß ich auf, was mir peinlich und Gesprächspartnern unangenehm war. Nach menschlicher Voraussicht und nach dem Willen der Götter, wird die Neptuns Fluch genannte Qual, uns Römer daran hindern jemals zu einer Seemacht zu werden, deren Kriegsgaleeren nicht von Ausländern bedient und befehligt werden. Ich fand es erstaunlich denn unsere Werften können im kürzesten Zeitraum, unglaublich viele Kriegsschiffe fertigen, wir können sie nur nicht benutzen.

Mein Reisegefährte, ein Beamter der ägyptischen Botschaft in Rom machte jedenfalls genau denselben widerwärtig zufriedenen Eindruck auf mich, wie auf der gesamten stürmischen Überfahrt, als er mir kurz zum Abschied zunickte und an mir vorbeiging. Bei seinem Anblick vermutete ich: Wer immer es sein wird der furchtlos die Meere überquert, um Entdeckungen zu machen, ein Italer wird niemals auf seinem Schiff zu finden sein. Es gibt eben Dinge für die ist ein Römer nicht gemacht. Jetzt wusste ich zumindest, wie es sich anfühlen würde von Charon dem Fährmann der Unterwelt über den Fluss Styx, der das Reich der Lebenden von dem der Toten trennt, gerudert zu werden. So ähnlich wie die Überfahrt.

Mit knurrendem Magen tapste ich den Landungssteg hinab und betrat mit einem Lächeln das Land. Römische Beamte lächeln im Grunde genommen nicht in der Öffentlichkeit, außer es war Wahltag auf dem Forum und man ging auf Stimmenfang. Ich war Quästor, zumindest noch solange, bis ich das Forum Romanum betrat und der Censor meinen Namen aus dem Amtsverzeichnis löschte. Ich gab mir ein würdigeres Aussehen, wie ich es in der Rhetorikschule erlernt hatte und straffte meinen Körper, verschluckte das Grinsen und versuchte so auszusehen, wie Gaius Caeasar, wenn er kurz vor der Schlacht, von den Männern seiner Legion sehr genau beobachtet, die gesammelten Streitkräfte der Germanen überblickt.

Die bedauernswerten Passagiere, die auf ihre Fähren warteten, sahen von mir an den schwarzen Himmel und von dort auf die am Hafen vertäuten Nussschalen. Die in den Wellen auf und ab schaukelten und deren Masten knirschten, als zerdrücke Neptun mit seinem Daumen ganze Wälder.

Ich stellte mich hin und breitete meine Arme aus und rezitierte dankbar dem nassen Tod entronnen zu sein. »Mutter Rom du Tageslicht für Menschen und Götter. Rom meine Venus schön wie die Sterne du Land voller ...«. Ich sah mich um und schämte mich meines Verhaltens. Hafenarbeiter unterdrückten ihr Lachen und verschluckten den Spott. Meiner Amtstoga wegen nahm ich an. Von diesem Hafen fuhren in jedem Jahr hoffnungsvolle Söhne zum Studium nach Griechenland. Die Athener Rhetorikschulen waren mit anspruchsvollen Römern und ihren Dienern überrannt. Selbst reiche Kaufleute fanden Gefallen an den Reisen nach Griechenland, um sich dort die alten Kultur- und Kunststätten anzusehen. Fremde Städte und Heiligtümer oder die olympischen Spiele zu besuchen. Und wenn sie nach einem Jahr zurückkamen, standen sie wie ich auf dem Landungssteg und deklamierten denselben Vers. Ich war, wie ein Schauspieler der demselben Publikum die tausendste Vorstellung gibt, es konnte nur noch abgeschmackt und lächerlich wirken.

»Oh bei Iuppiter Land!«, rief Tiro mit tiefer Dankbarkeit, als währe er die ganze Zeit neben dem Schiff her geschwommen. Meine Sachen hatte er nachlässig in eine Ledertasche gestopft und über seine schmale Schulter geworfen. Neptun hatte sich auf der Überfahrt von Dyrrachium der Hauptstadt unserer Provinz Macedonia nach Italia einen Todfeind gemacht. Mein Sklave hasste das Meer und alles, was damit zu tun hatte. Selbst Delphine die bei der Ausfahrt eine Weile neben unserem Boot tollten betrachtete er als Ohmen eines nahenden Schiffbruchs. Er hatte mir die Tiere gezeigt und die Vasen von Delos erwähnt. Die Vasen standen im Neptuntempel im Hafen von Dyrrachium, in dem ich kurz vor der Abreise eine Ziege opfern ließ, um mir aus den Eingeweiden die Zukunft lesen zu lassen. Auf den Kunstwerken aus Delos ist zu sehen, wie Delphine einen Schiffbrüchigen retten. Tiro sah Tiere die sich das Vergnügen machten einen Ertrinkenden in die Seiten zu rammen, um ihn schneller zu versenken.

Ich hatte Tiro vom Konsul unserer Provinz Sallus Tiberianus während einer verschwenderischen Lustbarkeit als Gastgeschenk erhalten. Alle Anderen Beamten bekamen Goldringe mit ihren Initialen in den Schmuckstein geschnitten. Ich war zuerst enttäuscht. Ich schätzte das Bürschchen nach seinem Gebiss, das noch keine Zahnfäule zeigte und seinem Muskelbau auf 15 oder 16 Jahre. Er persönlich behauptete mit einer Unverfrorenheit, die den Makedoniern eigen ist, er sei weit über zwanzig Jahre. Unser Gesetz sagt, das man Sklaven erst nach ihrem 20. Lebensjahr die Freiheit schenken kann.

Meine Aufgabe bei der Verwaltung der Stadt Dyrrachium war eine langweilige Angelegenheit gewesen. Ich hatte zugesehen, wie Schreiber Zahlen auf meterlangen Pergamentrollen eintrugen und die Steuerliste führten. Ich hatte so getan, als kontrollierte ich die Richtigkeit der Ergebnisse auf Sesterze und Ass genau. Jetzt war ich zum Glück ungebunden und mein eigener Herr. Erst mit 37 Jahren wurde von mir erwartet, dass ich mich, um das Amt eines Aedilen bewarb. Bis dahin würde ich mir die Zeit vertreiben und in Gallia oder auf einem anderen militärischen Schauplatz Erfahrungen sammeln, ohne die in Roms Politik gar nichts lief.

»Übertreibe mit deinen Freudenausbrüchen nicht«, riet ich ihm. »Bist du schon einmal mit einem römischen Reisewagen gefahren? Das hin- und herschwanken hört erst auf, wenn wir in Rom sind.«

Tiro starrte mich vorwurfsvoll an: »Du meinst wir sind immer noch nicht da?«

»Hast du etwa geglaubt das hier, ist Rom?«

»Ich denke das ist eine gewaltige Stadt, gewaltiger als Dyrrachium.«

»Mache dir keine Gedanken in einigen Tagen, werden wir in Rom sein. Wir nehmen uns hier einen Reisewagen und folgen der Königin der Straßen der Via Appia.«

»Um diese Jahreszeit? Sieh nach oben es regnet die Wege werden unpassierbar sein.« In seiner Stimme schwang Hoffnung. Allein der Anblick der vielen Menschen am Hafen ließ auf eine sehr lebhafte Stadt, mit einem breit gefächerten Angebot an Vergnügungen schließen.

»In Rom gibt es keine unpassierbaren Straßen für so etwas haben wir Beamte. Wenn es einen Erdrutsch gab, müssen wir vielleicht eine Stunde warten, bis wir weiter können!«, erklärte ich stolz ein Römer zu sein.

»Aber wir sind schon in Italia?«, fragte Tiro misstrauisch. Er drehte den Kopf und spuckte gegen das dickbauchige Schiff. Dass Wein geliefert und mit 200 Amphoren Garum dem wichtigsten Gewürz der italischen Küche gekommen war. Eine der verplombten Tonamphoren war gleich zu Anfang der Reise zerbrochen. Das Schiff stank nach vergorenen Fischinnereien, aus denen das römische Lieblingsgewürz besteht.

»Roms Imperium ist größer, als das du es dir vorstellen kannst. Jetzt mach dich nützlich und schnapp dir einen Seemann und lass mein Gepäck aus der Kabine bringen.«

Der Junge war ungebildet seine Kenntnisse über die Macht und Größe Roms kaum vorhanden. Wenn er Brundisum mit dem Hexenkessel Rom mit seinen eine Million Bewohnern verwechselte und das Adriatische Meer mit dem Fluss Tiber.

Etwas in der Sprache des Makedoniers Alexanders des Großen fluchend kehrte der Junge auf das schaukelnde Boot zurück. Vielleicht dachte er an den Trick der Karthager unschuldige Mädchen und Jünglinge auf ihre Boote zu locken und dann einfach davon zu segeln, um ihren Menschenraub zu verschachern. Ein Großteil der Menschen die eine Seereise unternehmen sind Sklaven, die in fernen Ländern gekauft werden. Es existieren zwar viele Geschichten, in denen Passagieren eine sichere Reise an das Ziel versprochen wurde und wenn sie auf See waren, wurden sie versklavt. Ich bezweifle allerdings das es besonders häufige Ereignisse sind. Außerdem geschah es ihm recht, sein panisches Gesicht bei der Seereise hatte mir den Mut aus den Knochen gefressen. Bis zur Sichtung der Küstenlinie rechnete ich jederzeit, damit das unser Schiff an einer, plötzlich aus dem Meer nach oben schießenden Klippe zerschellt.

Ich betrachtete den Hafen von Brundisum die wichtigste Hafenstadt hinter Ostia. Hier befindet sich der größte Umschlagplatz für Sklaven Elfenbein und Marmor. Meine Aufmerksamkeit erregte das Getümmel, wie Sklaven aus allen, uns bekannten Ländern die Schiffe und Galeeren entluden. Ein dicker Mann, vor dem alle auswichen, kam an den Pier. Er sichtete mich auf dem Landungssteg und eilte mit seinem Schreiber im Schlepptau auf mich zu und blieb stehen.

»Ich bin Quintus Metellus der Hafenkommandant«, stellte er sich vor. »Mercurius hat dich sicher übers Meer geführt. Du hattest Glück eine spiegelglatte See in einigen Tagen sieht es anders aus.«

Ich bemerkte an seiner nachlässig angelegten Toga das mich ein Ritter begrüßte. Sie ist das Symbol eines freien Römers das, was uns als Bürger Roms kenntlich macht. Die der Senatoren haben einen breiten, und die Togen der Ritter einen schmalen Purpursaum.

»Quintus?«

Er nickte und ich stellte wieder fest, dass wir erstaunlich einfaltslos bei der Auswahl unserer Vornamen sind. Es gibt anscheinend nur eine Handvoll akzeptable für Söhne und Töchter aus gutem Haus.

»Ich begrüße dich Quintus. Ich bin Quintus Tiberius Flavianus.«

»Ich weiß man hat mich vor Tagen darüber informiert, dass du kommst. Willkommen in der Heimat, Quästor. Dein Bruder hat mich gebeten dafür zu sorgen, dass du schnell nach Rom kommst. Es regnet lass uns hinein gehen«, schlug er vor.

Ich folgte ihm zu einem Gebäude mit Säulengang, das sich nah des Marktes befand. Wo Händler mit einem Handschlag und vor Zeugen ihre Transaktionen abwickelten. Schiffsladungen an Gewürzen, ohne die unsere Speisen abwechslungslos schmecken, wechselten die Besitzer. Die Raffinesse der römischen Kochkunst besteht darin eine Dattel gefüllte Taube, nach Schweinebraten und ein Schwein nach in Wein gekochter Muräne schmecken zu lassen und so Auge und Zunge zu überraschen. Ich betrat das Zollamt und setzte mich auf ein Steinsofa auf dem Balkon, von dem man einen schönen Blick über den Hafen hatte.

»Du bist blass im Gesicht ein Schluck Wein ist das Beste nach einer kleinen Seereise«, sagte Flavianus und sah verlangend zum Krug Wein auf dem Tisch.

Sein Sklave goss unsere Weinbecher voll. Es war ein trinkbarer roter Leverano, den man in der Gegend anbaute. Angeblich stampften nur die schönsten Mädchen eines Dorfes die Trauben. – Viele Jahre später hatte ich, als Untersuchungsrichter dort zu tun, sei versichert es sind nicht die schönsten, sondern die schwersten Mädchen eines Dorfes, die diese Arbeit verrichten.

Er trank seinen unverdünnten Wein in einem Zug. Seine Aufgaben schien er auch betrunken erledigen zu können. Er wischte sich mit der Hand über den Mund.

»Dein Wagen wartet am östlichen Tor auf dich«, sagte er.

»Mein Bruder hat dir geschrieben?«

»Einer seiner Schreiber zumindest. Ich sollte alles vorbereiten, das du sofort weiterreisen kannst.«

»Es wäre auch eine Überraschung gewesen, wenn er dir selber geschrieben hätte«, sagte ich.

Ich hatte, als Beamter schnell gelernt Gleichrangigen zuzulächeln auch, wen man Fluchen wollte. Ich hatte nicht das beste Verhältnis zu meinem Bruder. Africanus war ein fauler Narr nur bemerkte es niemand, oder traute sich das zu sagen. Er war nachtragend bis zur Rachsucht und krankhaft geizig. Ich fand diese Hast, mit der meine Fahrt geplant war sehr unangenehm. Ärzte raten nicht ohne Grund nach Seereisen zwei Tage zu ruhen, damit sich der Körper akklimatisieren kann. Der Brief hatte mich vor acht Tagen erreicht. Es kam mir seltsam vor, mich wegen einer Testamentsverlesung in solcher Eile nach Rom zu rufen. Der Mann war tot zu Asche verbrannt er konnte sein Testament nicht mehr ändern. Ich hörte schon den Klatsch, der in Roms Badehäusern kursieren würde. Quintus Flavianus ist derartig verschuldet das er alle Verantwortung stehen und liegen lässt, um zu seinem Erbe zu rennen.

Tirimius Quintus Scipicus mein Onkel mütterlicherseits war angeblich einer der reichsten Männer Roms gewesen. Ich hatte nie etwas davon bemerkt. Der Mann war geizig und sagte immer – wenn man ihn, um einen Kredit bat: Der Mensch weiß nicht, welch großer Reichtum im Sparen liegt. Ich hoffte T. Quintus habe mir mehr als nur etwas Symbolisches hinterlassen. Ich hatte ihm sehr oft gesagt, wie gut mir die Luft in seinem Weingut in Pompeji tat. Ich betete kurz zu Minerva der Göttin der Weisheit T. Quintus möge meinen Wink verstanden haben, als er sein Testament verfasste.

»Gibt es Gerüchte, ist etwas in Rom passiert?«, wollte ich wissen.

»Nein es ist alles ruhig«, sagte er.

»In Rom, der Stadt der ewigen Zwietracht?«

»Ich habe nichts gehört, was auf Unruhe hindeutet.«

»Erstaunlich es geschehen noch Wunder.«

Als ich in die Provinz Macedonia aufgebrochen war, hatte der Wahlkampf in der Hauptstadt begonnen. Die Kandidaten der öffentlichen Ämter standen in den schneeweißen Wahltogen auf dem Forum und ließen ihre Klienten sich rühmen. Wer vom Senat eine Legion anvertraut bekommen wollte, hatte den Cursus Honorum die Beamtenlaufbahn zu absolvieren. Quaestor Aedil Praetor und Consul. Mit jedem Amt wuchsen Einfluss und die Möglichkeiten zur Bereicherung, auch wenn ein Beamter nur für ein Jahr gewählt wurde. In aller Regel begann in der Wahlkampfzeit das Stechen und Hauen und man focht kompromisslos mit angeheuerten Schlägerbanden. Ein Amt darf nicht mehr als einmal ausgeführt werden. Ein Beamter kann danach, was während der Amtszeit nicht möglich ist angeklagt werden. Er hat mindestens einen Kollegen mit denselben Rechten. Ein Amt darf nicht unmittelbar an ein anderes angeschlossen werden. So gehen die Bürger Roms sicher, dass ein Beamter nach seiner Amtszeit Privatmann ist und vor Gericht verklagt werden kann. Ein Beamter darf nicht mehrere Ämter in sich vereinen. Ein Beamter mit höherer Amtsgewalt kann einem mit niedriger Amtsgewalt etwas verbieten. Das alles sind noch immer sehr gut überlegte Sicherungsmechanismen. Das römische Problem besteht aber darin, dass man aus diesem einem unerhört teuren Amtsjahr alles pressen muss, was möglich ist. Die Bürger Roms wählen an jedem Dezember ihre Verwaltung und die Römer sind bestechlich. Wer in ein Amt gestimmt werden will muss unter akzeptablen Vorwand, der nichts mit den Wahlen zu tun hat, teuere Spiele geben. Die Massen Roms lassen sich nicht mit Vernunft und Argumenten überzeugen, man muss sie kaufen. Der Preis für das Amt sind Wagenrennen, Tierhatzen und Gladiatorenkämpfe.

»Als ich aufbrach, hinterließ ich eine Stadt, die gespalten war.«

»Es ist ziemlich ruhig in Rom.« Flavianus presste Daumen und Zeigefinger zusammen, als zerdrücke er einen Floh. Er gähnte und rieb sich sie Augen. Ich sah, dass er mit seinem Wein allein sein wollte, und verabschiedete mich von ihm.

Ich lief im strömenden Regen gefolgt von dem Seemann, der meine Reisekiste trug und Tiro durch die Hauptstraße der Hafenstadt zum östlichen Stadttor. Die Häuser waren nicht hochgebaut im höchsten Fall vier Stockwerke. Die Straßen waren dennoch so belebt, dass es das Auge erfreute, aber man nicht von Schultern angestoßen und einem auf die Füße getreten wurde. Es war eine sehr schöne Stadt mit Tempeln, Marmorforen, Theatern und Bädern. In den Tavernen wimmelte es von Männern, die zu ihrem Studium oder Militärdienst nach Griechenland aufbrachen. Mit Amphoren und Fässern beladene Fuhrwerke ratterten pausenlos an uns vorbei. Der internationale Seehandel, vor allem mit Luxusgütern machte die Einwohner vermögend.

Auf mich wartete ein bequemer überdachter Reisewagen vor dem Stadttor. Ich betrachtete ihn sehr genau, um auf der langen Reise keine böse Überraschung zu erleben. Römische Reisewagen gab es in den verschiedensten Bau- und Macharten. Der Wagenkasten war getrennt vom Unterbau und an neuen haltbaren Lederbändern aufgehängt. Stöße wurden bei schneller Fahrt über eventuelle schlechte Teilabschnitte der Straße wirksam abgedämpft. Mein großer Wagen war für längere Reisen gedacht. Der Wagenkasten hing in seinen massiven Halterungen aus Bronze. Ich bückte mich und betrachtete die großen, eisenbeschlagenen Räder. Die Radteile Felgen und Speichen bestanden aus zähem und elastischen Eschenholz, aus dem wir auch unsere Bögen machen. Das Skelett des Oberbaus, in dem vier Leute bequem sitzen oder schlafen konnten war aus Eiche. Einer der Arbeiter fettete gerade die Radnabe und Achsen ein.

Zwei kleine sehr kräftige Pferde wie sie die Bergstämme in Hispania züchteten grasten auf einer Wiese neben der Straße. Geschäfte und Buden säumten zu beiden Seiten die Via Appia. Ich gab Tiro Geld damit er Wein und Honig und das einkaufte, was mir die langweiligen Momente einer langen Reise vertrieben.

Der Wagenlenker und seine beiden Arbeiter luden meine Gepäckkiste ein und umwickelten die Räder des Wagens mit Leder- und Stoffstreifen, um mir die Fahrt möglichst angenehm zu machen.

Ich gab dem Seemann, der mir still mit der schweren Reisekiste gefolgt war, ein sehr gutes Trinkgeld. Dass er grinsend einsteckte und sofort in die nächste Taverne marschierte. Möge Mercurius der Gott der Reisenden und des glücklichen Findens mit uns sein, betete ich kurz zu genau demselben Mercurius, zudem auch Räuber und Piraten beten.

Nachdem die Pferde angeschirrt waren, fuhren wir los. Unsere Route würde von der Via Appia nova zur Stadt Barium und von dort auf der Via Appia Vetus nach Rom gehen. Tiro saß hinten und ließ die Beine aus dem Reisewagen baumeln und dachte höchstwahrscheinlich über sein Schicksal nach. Er hätte es schlimmer als mit mir treffen können. Wie schnell kann sich das Glück gegen einen wenden. Wie schnell kann es einem Seereisenden geschehen, das er von Kilikischen Seeräubern gefangen und verkauft wird, weil niemand das Lösegeld für ihn bezahlt. Das beste Vorbild ist Caesar, der als junger Mann von Seeräubern gefangen wurde. Caesar hielt sein Versprechen, das er ihnen gemacht hatte, und ließ jeden Piraten Kreuzigen und Kinder und Frauen in die Sklaverei verkaufen. Das Lösegeld kam vermutlich durch seinen Sklavenhandel mehr als doppelt herein.

In meine Gedanken versunken betrachtete ich die gepflasterte pfeilgerade Straße. Unter den Dingen, die wir der Welt geben, ist das Wissen darum fehlerlose Straßen anzulegen. Entlang des vielbefahrenen Wegs sah ich immer wieder Sklaven oder Kriegsgefangene, die in Ketten aneinander geschmiedet Ausbesserungsarbeiten verrichteten.

Je sechzig Meter links und rechts der Via Appia war das Buschwerk gerodet und mit licht stehenden Oliven- und Pinienbäumen bepflanzt. Die Rodungen erfolgten aus dem Blickpunkt der Sicherheit heraus. Damit wollte man Überfälle und Hinterhalte vermeiden. Die Bäume sollen einzig das Auge und Herz des Reisenden erfreuen. Es ist ein großartiges Land, man denkt an alles. Trotz allem Fortschritts reiste der einfache Mensch hauptsächlich zu Fuß. Nur wenige konnten sich eine Reise mit einem Gespann, wie meinem leisten.

Die Lage der Raststationen und Herbergen sind auf das römische Straßennetz und die Bedürfnisse von uns Reisenden abgestimmt. An jeder Fernstraße gibt es Raststationen und Herbergen, wo Pferde ersetzt Wagen ausgebessert und Reisenden beköstigt werden. So legt man mit dem Wagen bis zu 80 Kilometer am Tag zurück. Die Post der Cursus publicus, bewältigte sogar mehr als 200 Kilometer Strecke pro Tag. Auf jeder größeren Straße gab es stationes. Gasthäuser mit Betten, Essen, Stallungen und Läden. In den stationes waren die auch die Legionäre der Straßenpolizei, die Beneficiarier untergebracht.

Dank der Leder umwickelten Wagenräder und dem guten Zustand der Via Appia erreichten wir gegen Abend unsere erste Zwischenstation. Ich drehte mich zu Tiro und beobachtete ihn einen Moment lang. Dumme Sklaven bleiben in Rom nicht lange am Leben und bringen den Besitzern Schande, außer sie sollen mit ihrer Dummheit die Gäste unterhalten.

»Erinnere mich daran dir einen Lehrer zu geben, wenn wir in Rom sind.«

»Du willst mich doch nicht zu einem Schreiber machen?«, fragte Tiro entsetzt.

»Es macht, den zum Dummkopf der sich von Narren dienen lässt. Ich brauche einen Sklaven, der eine schöne und sehr schnelle Schrift hat, im anderen Falle bist du mir nicht nütze und ich lasse dich auf einem Landgut richtige Arbeit verrichten.«

Tiro schlug unbeeindruckt vor: »Du könntest mich auch freilassen und dir einen Griechen kaufen!«

»Freilassen? Verdiene dir die Freiheit. Diene mir gut und ich werde in meinem Testament an dich denken. Irgendwann, wenn wir beide uralt sind, wie es sich gehört.«

Meine Mutter hatte recht, was die Anspruchshaltung der heutigen Haussklaven betraf. Sie wollten schon nach wenigen Jahren leichter Tätigkeiten freigelassen und in Testamenten beschenkt sein. Tiro verdrehte die Augen.

»Du entstellst dich mit deiner Augenakrobatik«, schimpfte ich.

Ich hatte für die 8-tägige Reise immerhin 580 Denare bezahlen müssen. Es wäre bedeutend billiger geworden, wenn ich Tiro auf dem Dach hätte mitfahren lassen. Natürlich dachte mein Bruder Africanus nicht daran, das aus seiner Truhe zu bezahlen. Meine Sippe hetzte mich nach Rom, wenn nichts beim Testament für mich abfiel, würde ich mich revanchieren und ihnen Schande machen.

»Wann sind wir da?«, fragte Tiro.

Offensichtlich begann er sich schon zu langweiligen. Merkur stehe mir bei, gelangweilte Menschen, sind unerträglich.

Der Kutscher drehte sich zu mir und sagte: »Barium, Canusium Aequum und die Stadt Tuticum. Wir werden auch nachts Reisen das heißt wir machen kurze Rasten in den Städten, damit dein Junge die Besorgungen machen kann. In vier Tagen sind wir in Casinum und am achten Tag in Rom.«

Ich nahm ein Buch der Reden Ciceros und warf es Tiro zu und befahl ihm sie auswendig zu lernen. Er blätterte lustlos darin, doch wenigstens hielt er eine Weile den Mund. Im Notfall würde ich ihm befehlen, eine Amphore Wein zu trinken und ihn so in Morpheus Armen schlummern lassen und wenn es acht Tage dauerte und ich meine Schuhe alleine aus- und anziehen musste.


Mord im Tempel der Venus

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