Читать книгу Das Gemälde von Pfalzel - Anna-Lena Hees - Страница 6
ОглавлениеProlog
Zwei Figuren, neben der einen eine Sense, begleitet von weiteren, kaum erkennbaren Gestalten auf der Wallmauer stehend – all das war auf dem Gemälde zu sehen, welches Dieter Baumann gerade in der neuen Bildergalerie im kurfürstlichen Amtshaus in Pfalzel an die Wand hängte. Am Neujahrstag wollte er die Ausstellung eröffnen. Insbesondere war diese dem berühmten Pfalzeler Maler Alexander Brock gewidmet, dessen Karriere erst bei einem Aufenthalt im belgischen Antwerpen richtig begann und von dem das Bild stammte. Brock war ein Künstler des Expressionismus, der aber auch die nachfolgenden Kunstepochen erlebt hatte. Während seiner Zeit in Antwerpen wurde er von dem renommierten Maler René Caspar in der bildenden Kunst unterrichtet und gefördert. Die Liebe zur Malerei entdeckte er früh. Mit gerade einmal 12 Jahren brachte er erstaunliche Werke zustande. Nur über Umwege kam er an René Caspar, dem er eines der Bilder schickte. So kam es, dass er im zarten Alter von 14 Jahren in die Welt reiste und sich in Antwerpen niederließ. Hier malte er es: jenes Bild, das in einiger Zeit im Amtshaus zu bestaunen sein sollte.
Dieter schaute das Bildnis noch einmal genau an. Welche Botschaft tatsächlich dahinter steckte, konnte er nicht ahnen. Er hatte bloß erfahren, dass darin ein Verbrechen aus vergangener Zeit kodiert war, von dem niemand etwas wusste. Die zwei Figuren standen neben dem Pavillon und starrten in Richtung Mosel. Ihre Gesichter konnte man weniger erkennen. Dennoch war zu sehen, dass es sich bei einer der Gestalten um eine junge Frau im weißen Gewand handelte. Ihr Kleid war mit roten Flecken besprenkelt und ließ annähernd vermuten, um welch grausiges Verbrechen es sich hierbei handelte. Die Tatsache, dass beide Figuren in einer Beziehung zueinanderstanden und die Sense ins Auge des Betrachters stach, unterstrich das pure Entsetzen, dass diesem Kunstwerk zu Grunde lag. Dieter erschauderte, und dennoch gelang es ihm nicht, seinen Blick von dem Gemälde abzuwenden.