Читать книгу Lost in Seoul - anna ljubow - Страница 8
Prolog
ОглавлениеIch sitze auf der breiten Fensterbank, habe das Kinn auf die Knie gelegt und atme tief durch. Höhenangst wäre hier fatal. Habe ich das vor einiger Zeit nicht schon genau so gedacht? Als wäre es gestern. Als wäre es in einem anderen Leben. Ich versuche, etwas zu spüren. Bei dem Gedanken an die letzten Monate. Ich fühle nichts. Ich bin innerlich so leer wie das Weinglas in meiner Hand. Was für ein billiger Vergleich. Nichts leichter, als das Weinglas aufzufüllen. Vielleicht werde ich ein letztes Mal an die Bar hinunterfahren. Nicht, weil er dort ist. Ich bin stark. Ich fliege morgen. Fliehe aus diesem Land. Fliehe vor ihm. Aber vielleicht gibt es irgendeinen Geschäftsmann, der mich spüren lässt, dass ich noch am Leben bin. Trotz allem. Morgen werde ich dann in ein Flugzeug steigen. Business Class. Es endet, wie es angefangen hat. Ich werde diesen Abschnitt meines Lebens zurücklassen. Werde versuchen, ihn auszulöschen aus meinen Gedanken. Abstreifen. Wie meine Kleider. Später. In den Armen irgendeines Mannes. Ich weiß, ich werde es nie ganz schaffen. Diese Leere hat sich tief eingegraben in meinen Verstand, in mein Herz. Jeder bekommt, was er verdient. Hat ein Freund immer zu mir gesagt. Was habe ich verdient? Nie mehr schlafen zu können? Albträume, sobald ich die Augen schließe? Nicht zu wissen, ob ich am Leben bin? Ein Leben lang auf der Suche nach dem nächsten Kick, nach immer mehr und mehr? Die Sehnsucht nach diesem Mann ein Leben lang ertragen? Ich muss damit aufhören. Ich muss auf jeden Fall damit aufhören. Es wird mich zerstören. Morgen. Morgen ist alles anders. Morgen, wenn der Flieger startet, werde ich es lassen. Morgen. Welche Verheißung.
Ich stehe auf und fahre mit dem Fahrstuhl in meinem dünnen Sommerkleid, barfuß und in der Hand nur meine Hotelkarte nach unten. Nur ein Drink. Ein Blick von einem Mann. Vielleicht ein Blick von ihm. Dann werde ich damit aufhören. Dann ist morgen.