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Interview 3

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Gertrud Sch. (60) ist verwitwet und lebt in Dorsten. Sie hat als Erzieherin und Heilpädagogin gearbeitet, bevor ihre drei Kinder geboren wurde: Mia (36,) Thomas (34), Tina (). Mia hat zwei Kinder: Anna(4) und Jakob (2) und lebt mit ihrer Familie in Augsburg. Thomas ist verheiratet und lebt mit Frau und Sohn Leo (3) in Bonn. Tina hat noch kein Kind.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Enkelkindern?

Problematisch ist nur Anna. Sie ist sehr schwierig. Ich komme mit den anderen besser klar. Leo ist ein feiner, leiser Typ. Er liegt mir mehr, ist unproblematisch. Anna ist wild, sehr lebhaft. Jakob ist ein Schelm, ein fröhliches Kind, es ist sehr leicht mit ihm

Leo ist auch der Sohn deiner Schwiegertochter. Gibt es da keine Probleme?

Nein, die habe ich nicht. Meine Schwiegertochter lässt mich gewähren. Sie hält sich zurück, wenn ich da bin. Ich darf Leo auch in ihrem Beisein ermahnen. Sie sagt, wenn er nicht hört, solle ich schimpfen.

Wie ist das bei deiner Tochter? Darfst du dich in die Erziehung einmischen?

Hundertprozentig darf ich mich da einmischen. Ich werde auch dauernd gefragt. Anna hat kürzlich noch ein paar Mal die Hose nassgemacht und Mia fragte: «Was soll ich machen? Was würdest du machen an meiner Stelle? Hast du eine Idee?»

Wie oft besuchen Sie Ihre Enkelkinder?

Am häufigsten sehe ich Anna und Jakob. Dreimal im Jahr bin ich in Augsburg. Und die Familie ist auch öfters hier in Dorsten. In der Regel ein bis zwei Wochen.

Leo sehe ich häufiger, aber kürzer. Ungefähr alle sechs Wochen. Fast immer mit Eltern. Außer, sie gehen aus und er schläft bei mir. Dann kommen die Eltern aber nachts nach Hause und schlafen hier.

Sind die Enkelkinder Ihr Lebensinhalt?

So stark nicht. Nicht Lebensinhalt. Sie tragen aber schon zur Lebensfreude bei. Die wichtigsten Dinge in meinem Leben sind Zufriedenheit und Gesundheit.

Meine jüngste Tochter Tina ist in meinem Leben am wichtigsten. Sie kommt immer noch häufig nach Hause, hilft mir bei praktischen Problemen, unterstützt mich.

Wie wichtig ist es für Sie, gebraucht zu werden?

Tochter und Enkelkinder freuen sich riesig, wenn ich komme. Da bin ich auch ganz für sie da. Da helfe ich Mia beim Putzen und versuche, mit den Enkeln zu spielen. Ja, da werde ich schon gebraucht. Mia weiß, dass sie im Notfall mit meiner Hilfe rechnen kann. Ich wünschte mir auch, dass Mia näher wohnte, dann würde ich ihr auch mehr helfen.

Wenn ich nicht da wäre, kämen sie aber auch ohne mich zurecht. Sie brauchen mich nicht wirklich. Es ist schön, wenn ich zur Verfügung stehe, aber brauchen - nee, nicht wirklich.

Natürlich freut es mich, wenn ich gebraucht werde. Das ist ein gutes Gefühl. Ich werde mit Dankbarkeit belohnt. Ich helfe gerne.

Tina bedankt sich oft, weil ich auch für sie das Mittagessen koche. Ich bin auch aktiv in der Kirche. In der Frauengemeinschaft übernehme ich Arbeit. Aber in Wirklichkeit braucht mich keiner. Es würde auch ohne mich gehen.

Mich stört auch der Begriff «gebraucht werden». Der Kontakt zu anderen Menschen ist mir wichtig. Ich freue mich über eine Einladung zum Kaffee oder zu einem Ausflug. Genauso gern lade ich auch Bekannte und Freunde ein. Ich habe gerne Menschen um mich. Brauchen, das ist bei mir nicht der Ansatz. Zurzeit mache ich häufige Krankenbesuche bei einer Bekannten. Es ist mir ein Bedürfnis, ihr ihre Lage zu erleichtern. Nicht, weil sie mich wirklich braucht. Ich brauche den Kontakt zu ihr. Die menschliche Nähe.

Könnten Sie sich vorstellen, nach Augsburg zu ziehen?

Darüber haben wir gesprochen, als ich vor kurzem in Augsburg war. Nein, dazu bin ich nicht bereit. Wenn Mia krank würde und die Kinder nicht versorgen könnte, dann könnte ich mir vorstellen, für längere Zeit nach Augsburg zu gehen, aber nicht, weil es für sie bequemer ist, falls sie arbeiten will. Ich sehe es nicht als meine Lebensaufgabe an, die Enkel zu erziehen. Das ist Sache der Eltern.

Omas und ihre Enkel

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