Читать книгу Schwarze Perlen - Ein Fall für Klara und Ernst - Annette-Josefine Fischer - Страница 7
Die Golden Suleika
Оглавление„Aua, Sie tun mir weh!“ Empört drehte sich Klara Wellinghaus um und betrachtete den jungen Mann, der sie fortwährend von hinten schubste.
„Ich wäre beinahe gestürzt“, fuhr sie mit scharfem Ton fort und blickte hilfesuchend zu ihrem Freund Ernst, der neben ihr in der Warteschlange stand.
Toni Hustert verdrehte die Augen und wandte seinen Blick demonstrativ ab. Seine Lippen verzogen sich zu einem arroganten Grinsen und er hielt es nicht für nötig, Klara zu antworten.
Verärgert betrachtete Ernst den großen, kernigen Mann mit dem kantigen Gesicht und sagte: „Ich denke, wir sind ja wohl alle disziplinierte und gebildete Menschen. Ihre Reservierung ist Ihnen doch sicher! Warten Sie bitte, bis Sie an der Reihe sind!“
„Komm, es geht weiter“, lenkte Klara ein und bemerkte, dass ihre Füße inzwischen anfingen zu schmerzen, immerhin war sie schon seit vier Uhr morgens auf den Beinen und ein Streit, bevor die Reise überhaupt erst begonnen hatte, war nun wirklich nicht in ihrem Sinne. Besorgt blickte sie auf die Menschenmenge, die sich auf die Gangway drängelte.
„Weißt du, wenn ich mir diese Schlange so anschaue, habe ich wirklich Bedenken. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass so viele Menschen auf diesem Schiff Platz finden. Hoffentlich ist es nicht überbucht!“
Sie seufzte, während sie – wie immer, wenn sie sich Sorgen machte – Ernsts Arm suchte, um sich einzuhaken.
„Aber nein, Klara, das machen die doch nicht zum ersten Mal“, sagte Ernst und lächelte nachsichtig.
„Huch, jetzt wird’s aber wackelig!“ Klara betrat die Gangway und hatte das Gefühl, von der mächtigen Silhouette des Ozeanriesen erschlagen zu werden. Die Golden Suleika hatte etwas Beeindruckendes an sich: wie ein riesiger Wolkenkratzer ragte sie in den azurblauen Himmel, schneeweiß und mit goldenen Lettern auf dem Bug. Die Respekt einflößende Galionsfigur, die an die Katzengöttin Bastet erinnerte, blickte mit anmutig schönen Zügen in die wartende Menge.
„Tja, so eine Kreuzfahrt hat schon ihre Vorteile. Nur einmal Koffer packen und dann immer wieder ein neues, tolles Reiseziel ansteuern, nicht wahr?“
„Stimmt“, antwortete Klara und lachte. „Da hast du recht. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht!“
„Ich bin schon so aufgeregt. Hoffentlich habe ich nichts vergessen. Du weißt ja, das kann ich gut“, sagte Ernst besorgt und ging mit Klara wieder einige Schritte vorwärts.
Während sie der Reling ein gutes Stück näher kamen, ließ Klara ihren Gedanken freien Lauf und lauschte den Klängen der Bordkapelle. Die Golden Suleika war ein großes, schwimmendes Hotel, das jeglichen Komfort bot, den man sich nur wünschen konnte. Ein Erlebnisurlaub pur, ein Vergnügen besonderer Art.
„Herzlich willkommen an Bord, Frau Wellinghaus, Herr Ostenhof!“
Ein großer, smarter Mann, mit grau meliertem Haar und sonnengebräuntem Gesicht, stand in einer weißen Uniform und mit weißen Handschuhen an der Reling und begrüßte sie.
„Mein Name ist Kapitän Helge Brunswiek und ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Reise auf der Golden Suleika.“
In diesem Augenblick blitzte es von der Seite. Ein kleiner Mann mit einer riesigen Sonnenbrille und einem Pferdeschwanz aus strähnigen, dünnen Haaren tänzelte um Klara und Ernst herum.
„Schauen Sie zu mir, jetzt, toll, toll, toll! Schauen Sie in die Kamera, genau, gut!“
Mit einem verwegenen Grinsen lugte er hinter seiner Kamera hervor und reichte ihnen einen Zettel.
„Fragen Sie nach Larry, äh, Sie können die Fotos morgen in der Lobby abholen!“
Klara nickte verwirrt, während Ernst diesen seltsamen Typen mit dem englischen Akzent komplett ignorierte.
„Besten Dank, Kapitän Brunswiek, wir freuen uns sehr auf unseren Urlaub!“ Ernst lächelte und Klara nahm dem eigenwilligen Fotografen die Gutscheine ab. Nachdem sie ein Glas Sekt im Foyer getrunken hatten, wurde zunächst Ernst und dann Klara von einem Steward in ihre Kabinen geführt.