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3 | Miteinander leben
ОглавлениеLaozis Lehre befasst sich mit dem gelingenden Leben – im Hier und Jetzt – auf dieser Erde. Was später kommt, mag später kommen. Doch erst einmal gilt es das jetzige Leben gut zu leben! Er benennt konkret, was wir tun können, um ein sinnerfülltes Leben zu führen. In einer Welt der Äußerlichkeiten gerät unser Wertvollstes, unser So-sein-wie-ich-bin, häufig in den Hintergrund. Anstatt unserer liebenswerten Individualität, werden Kriterien wie der berufliche und wirtschaftliche Erfolg zum Maßstab für ein gelungenes Leben gemacht. Den wahren Wert eines Menschenlebens bestimmen jedoch keineswegs äußere Kriterien wie Ruhm, Macht und Geld. Für Meister Laozi ist es wichtig, dass soziale und innere Werte positiv wahrgenommen und diese gesellschaftlich anerkannt werden.
Um Irrtümern vorzubeugen: Für Laozi sind Personen mit wirtschaftlichem Erfolg oder großer politischer Verantwortung nicht zwangsläufig unedle Menschen. Der Meister weist an dieser Stelle nur darauf hin, dass wir uns nicht über Konkurrenzdenken und Unterschiede definieren sollen. Er empfiehlt uns daher, Äußerlichkeiten nicht so wichtig zu nehmen. Erfolgreichen Menschen rät er zur Bescheidenheit. Weniger erfolgreichen Menschen rät er dazu, niemanden für Äußerlichkeiten zu bewundern.
Statusunterschiede sind nach Laozis Auffassung im Umgang untereinander wenig hilfreich. Warum ermutigt er uns dazu, dass wir sie ignorieren sollen? Seine Antwort lautet: »Heben wir einen anderen Menschen auf ein Podest, so weisen wir uns selbst einen niedrigen Platz zu. Nach kurzer Zeit möchten wir ebenfalls nicht mehr unten stehen und auch einen der begehrten Podestplätze erhalten. Glücklich fühlen wir uns nur dann noch, wenn uns fremde Menschen anerkennen und bewundern.« Diese Art des Vorgehens, ein Sich-Messen an anderen Menschen, ist völlig widersinnig und nutzlos, erklärt uns Meister Laozi. Wie sollen wir unsere ureigenen Wünsche noch erkennen, wenn wir unsere Kräfte für Wettkämpfe verbrauchen? Unsere Lebenszeit füllen wir dann nur mit unwichtigen Lebenszielen an! Legen wir jedoch negative Eigenschaften wie Neid, Konkurrenzdenken, Eitelkeit und Prahlerei ab, ist kein Wettkampf mehr möglich. Laozi sagt, solange du dein Leben noch unter Wettkampfbedingungen führst, kannst du nicht spüren, wer du wirklich bist und wonach dein Herz sich sehnt!
Der Meister zeigt uns gleichzeitig auf, welche Dinge und Lebenseinstellungen unser Leben gelingen lassen. Um ein gutes Leben zu führen benötigt der Mensch innere Zufriedenheit, Essen und Trinken, keine Sorgen, weniger Wünsche und gute Gesundheit. Einfache Werte, die durchaus erreichbar sind. In den nachfolgenden Kapiteln wird Laozi noch genauer davon berichten, wie wir diese Werte finden können. Meister Laozi versteht seine Philosophie vom Daoismus nicht als eine theoretische Abhandlung, über die ausschließlich Gelehrte diskutieren sollen. Vielmehr möchte er seine Ansichten als praktische Empfehlungen und Lebensstrategien verstanden wissen. Er fordert uns daher dazu auf, unsere Passivität abzulegen und rät uns: »Unterstützt euch und redet miteinander! Es ist nicht wichtig einer bestimmten Theorie zu folgen. Seid frei und tauscht eure Ansichten miteinander aus. Die Natürlichkeit des Lebens, ein Austausch von Meinungen ohne Manipulation und ohne Beeinflussung führt dazu, dass sich die Welt ordnet. In dem Moment, wo wir ehrlich miteinander umgehen, haben wir eine echte Chance, die Welt zu einem guten Ort werden zu lassen.«
Das Leben ist kein Wettkampf.