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Auf dem Weg nach Norden

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Chiarina, die kleine Winterfee, saß vergnügt auf dem Rücken ihres Silberschimmels und knabberte an den Leckereien in ihrer Tüte. Nach einer Weile strich sie sich über den Bauch, der von den vielen guten Sachen ein wenig rund geworden war.

Mit einem zufriedenen Lächeln guckte sie links und rechts auf Wimmebimmels Flanken, wo die beiden Satteltaschen aus solidem Leder baumelten. Obwohl sie funkelnagelneu waren, platzten sie beinahe, weil die Händler und Besucher vom Weihnachtsmarkt so viele Gaben für sie hineingestopft hatten.

»Was haben wir für ein Glück, dass wir alle diese Geschenke mitbringen können. Davon kriegt die Oberfee und jede unserer Grazien etwas ab! Die werden sich riesig darüber freuen«, jauchzte die kleine Winterfee ihrem Wimmebimmel ins Ohr. »Selbst für dich bleibt noch was übrig, obwohl du alle deine Äpfel und Möhren schon geknabbert hast, du kleiner Vielfraß Nimmersatt!«

Wimmebimmel wieherte laut in die Nachtluft, es klang wie ein protestierender Ruf:

»Hey-yhyhy, das hab ich mir auch verdie-hihient!«

Chiarina musste lachen und rief übermütig:

»Stimmt, schließlich hast du das wild gewordene Gespann gestoppt, als du so mutig vor die Pferde gesprungen bist! Sonst wären sie noch mitten in die Kinder hinein galoppiert.«

»E-he-heben!«, wieherte Wimmebimmel und nickte dazu mit dem Kopf. Dabei schüttelte er seine Mähne so energisch auf und ab, dass Chiarina sich daran festhalten musste.

Denn soeben flogen sie über ein prächtig beleuchtetes Dorf hinweg, dessen Häuser auf dicken Holzpfählen im Wasser standen. Goldgelbe Sterne glitzerten am nachtdunklen Himmel, der Mond guckte ein wenig hinter einem Wölkchen hervor. Helle Lichter spiegelten sich in den sanften Wellen, die der Nordwind über den See trieb.

»Du, ich habe keine Lust auf ein eiskaltes Bad!«, rief die kleine Winterfee ihrem Wimmebimmel zu. »Also sei schön brav, ist das klar?«


Zum Spaß setzte Wimmebimmel zum Sinkflug an und flog nun so tief, dass sein Bauch und seine Hufen fast das Wasser berührten.

Chiarina kreischte auf. Ihre Waden umklammerten die Flanken des Silberschimmels.

»Hör auf, Wimmebimmel, sonst werden die Satteltaschen nass. Wir können doch nicht feuchtes Gebäck nach Hause bringen!«, kicherte sie nun halb erschreckt, halb belustigt. Sie kuschelte sich an sein warmes, silbern schimmerndes Fell und legte die Hände um seinen Hals.

Weil sie die Menschen so gern singen hörten, schwebten sie eine Weile nah über den Hausdächern dahin. Chiarina summte die Weihnachtslieder mit, die sie schon fast auswendig kannte.

Danach flogen sie weiter, über den verschneiten Winterwald, und sahen sich auf der Erde gründlich um. Noch hatten sie die Melodien im Ohr, die hell erklangen im Tal zuvor. Auch Christbäume in ihrer glitzernden Pracht sahen sie leuchten durch die klare Nacht.

Ihre Reise dauerte ein paar Tage, denn sie freuten sich über die schöne Landschaft und die weihnachtlich geschmückten Häuser auf der Erde. Was gäbe es hier alles zu entdecken, wenn sie nur mehr Zeit dafür hätten!

Ach, wenn sie doch länger hier unten bleiben könnten! Doch genau in diesem Moment fiel Chiarina ein voller Schrecken, dass es knapp wurde, wenn sie noch rechtzeitig zum Feenfest heimkommen wollten.


Was würde die Oberfee sagen, wenn sie sich verspäteten? Die kleine Winterfee wurde auf einmal ganz kribbelig und nagte an ihrer Unterlippe. Sie drückte Wimmebimmel sanft die Fersen in die Flanken.

»Komm, spute dich lieber, wir haben noch einen langen Weg bis nach Hause!«, rief sie.

Das ließ Wimmebimmel sich nicht zweimal sagen. Er schoss hoch und wie ein Pfeil davon in Richtung Feenreich. Unterwegs winkten sie den Tierfreunden unter ihnen nochmal fröhlich zu.

»Die haben’s aber eilig, he!«, sagte der Hase zum Reh.

Chiarina rief mit heller Stimme: »Tschühüss, macht's gut, bis später mal!«, da waren sie auch schon vorbeigeflogen.

Sie bemerkten nicht, dass seit einer Weile jemand sie beobachtete und ihnen heimlich folgte. Das war Ruppi, der junge Rabe, der ihnen was Wichtiges sagen wollte.


Winterfee Chiarina und Ruppi der Rabe

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