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2. Kapitel

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In der übernächsten Nacht gab es ein Gewitter, das an die Sintflut denken ließ.

Ängstliche Kinder krochen wimmernd zu ihren Müttern ins Bett, fürsorgliche Väter kontrollierten noch einmal, ob auch alle Fenster und Türen verschlossen und die Stecker von Fernseher und Videorekorder rausgezogen waren. Manche Großmutter wachte, den spöttischen Bemerkungen ihres Ehemannes zum Trotz, im Sonntagskleid, mit gepacktem Koffer neben sich und Portemonnee und Sparbuch in der Hand, die Nacht auf dem Küchenstuhl sitzend.

Billy kuschelte sich seufzend in Adelias Bett, die es irgendwann aufgab, ihn immer wieder rauszustupsen. »In Gottes Namen, du Baby, bleib halt hier.« So verbrachten sie gemeinsam im alten Bett von Adelias Urgroßmutter einen Teil der Nacht.

Die Sirenen der Feuerwehr durchschnitten mehrmals die aufleuchtende Dunkelheit. Aber man konnte sogar mit dem Klang der Sirenen und dem Donnergrollen für eine Weile einschlafen, wenn man nur müde genug war.

Martha liebte es, den Naturgewalten vom Fenster aus zuzuschauen. Sie schob den breiten Ohrensessel, der sich in einer Art Rumpelkammer der Fabrik befunden hatte und den Adelia auf gar keinen Fall hatte behalten wollen, weil er so riesig war, vor das Fenster. Mit Kissen und einem Plaid machte Martha es sich in ihm gemütlich und beobachtete den Tanz der Blitze. Bei so einem Gewitter wusste man Schutz und Bequemlichkeit zu schätzen. Das Rauschen des Regens erinnerte sie an den Monsun und sie träumte sich in eine frühere Zeit.

In den letzten Wochen holte sie die Vergangenheit immer öfter ein. Sie träumte von Indien. Von ihrem Mann und ihrem Sohn. Letzterer hatte nach langem Schweigen einen Brief geschrieben, in dem er in beinahe geschäftlichem Ton mitteilte, dass er in die Schweiz käme und vielleicht einen Abstecher nach Deutschland machen wollte um sie zu besuchen. Es waren Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Sie konnte noch gar nicht recht glauben, dass sie ihren Sohn wieder sehen würde.

Der Regen prasselte auf die Fensterbank, die Blitze machten die Nacht für Sekunden taghell. Ein blauweißes Licht wie in einem Fotostudio. Und wie alte, vergilbte Fotografien tauchten Bilder vor Marthas Augen auf, die aus einem anderen Leben zu kommen schienen.

Der Name ihrer Tochter war Salina gewesen. Sie hatte schwarze Augen und dunkelrotes Haar gehabt, das sich nicht bändigen ließ und in der untergehenden Sonne glänzte, wenn Martha es bürstete. Salinas Haut hatte die Farbe hellen Milchkaffees und blieb in diesem Ton, auch wenn Salina viel zu oft in der Sonne spielte. Das Mädchen teilte sich auf ihre ganz besondere Art den Menschen, Tieren und Pflanzen mit. Schmetterlinge setzten sich auf ihre Hand und Schlangen rollten sich unter ihrem Bett zusammen um sie nötigenfalls zu beschützen. Obwohl es wilde Tiere waren, wusste Martha intuitiv, dass von den Schlangen keine Gefahr drohte. Es waren Salinas Schlangen.

Salina lebte in ihrer eigenen Welt und sprach nur wenig. Sie verstand, was man ihr sagte, und antwortete oft, indem sie tat, was man von ihr wünschte ohne Worte darüber zu verlieren.

Martha verbrachte viel Zeit damit, am Fenster zu stehen und ihrer Tochter beim Spielen zuzuschauen. Die Kleine tanzte durch den Garten, angefeuert vom begeisterten Kreischen ihres fünf Jahre jüngeren Bruders Harin, der mit seinem lackschwarzen Haar, seinen dunklen Augen und seiner korianderfarbener Haut seinem Vater glich. Auch sonst war er ganz anders als Salina, sodass Martha sich fragte, wie es nur möglich gewesen war, zwei so unterschiedliche Kinder zur Welt zu bringen.

Wenn ein Fremder die Kinder betrachtete, glaubte Martha damals, würde er Salina als ihre Tochter erkennen, aber Harin würde für das Baby der Kinderfrau gehalten werden.

An ihrem sechsten Geburtstag fiel Salina plötzlich in einen tiefen Schlaf.

Eben noch hatte sie glücklich auf dem Schoß des Vaters gesessen, eine Stoffpuppe in den Händen, da sank ihr Kopf auf seine Brust. Sie schlief mit lächelndem Gesicht, einem Engel gleichend. Ihr tiefer Schlaf dauerte viel zu lange und beunruhigte die Eltern. Beängstigend erschien es ihnen auch, dass sich die Tiere des Hauses vor Salinas Tür versammelten. Die drei Katzen und der magere beige Hund, der sich von niemandem streicheln ließ und nach zwei Jahren noch halb wild war, legten sich in stummer Eintracht vor die Tür. Martha musste über sie hinübersteigen, wenn sie nach ihrer Tochter sehen wollte.

Martha saß Stunde für Stunde am Bett, hielt die Hand der Tochter und vergaß nach einer Weile sogar die Schlangen zu ihren Füßen. Sie erinnerte sich an das Märchen vom Dornröschen, das von einer bösen Fee mit einem Zauber belegt wurde und in tiefen Schlaf fiel. Als Kind hatte sie die Märchen der Gebrüder Grimm geliebt. Ihr Märchenbuch war voller bunter Bilder gewesen und sie erinnerte sich noch ganz genau an das Bild vom Dornröschen, das in den Schlaf fiel, und um es herum lagen die Bediensteten des Schlosses, ein Hund und eine Katze, ebenfalls in Schlaf versunken, während die dornige Rosenhecke hundert Jahre lang das Schloss mit roten und weißen Rosen umschloss und immer höher wuchs.

Während sie auf das friedliche Gesicht ihrer Tochter blickte, fragte sie sich, ob auch Salina mit dem bösen Zauber einer Fee belegt worden war oder ob das Schicksal, das ihr einen guten Ehemann und zwei gesunde, fröhliche Kinder geschenkt hatte, es nun nicht mehr gut mit ihr meinte? Das Leben war oft so. Es wiegte einen in Sicherheit, gaukelte sogar Glück vor um dann unerwartet zuzuschlagen. Wie hatte sie so vermessen sein können zu glauben, dass ihr und ihrer Familie nichts geschehen würde? Wie hatte sie glauben können, dass die Götter ihr wohlgesinnt waren? Überall auf der Welt gab es Unfälle, unheilbare Krankheiten, Terroranschläge und Krieg. Der Mensch war niemals sicher. Schicksalsschläge hatten keinen Respekt vor kleinen, unschuldigen Kindern – ebenso wenig wie die Kinder vor ihnen.

Martha schämte sich für diese Gedanken. Sie forderte damit das Schicksal nur heraus. Ihre Tochter hatte irgendein Fieber. Vielleicht war sie auch nur erschöpft von der Geburtstagsfeier.

Am folgenden Tag fuhren Martha und Viran mit der noch immer schlafenden Salina in ein Krankenhaus in Bombay, in dem sich Ausländer behandeln ließen – Diplomaten und reiche Geschäftsleute. Doch die Ärzte konnten Martha und Viran nicht sagen, woran Salina erkrankt war. Vielleicht ein vorübergehendes Fieber, bestimmt nicht Malaria, meinten sie, aber genau wussten sie es nicht. Zwei Tage später, fast auf die Minute achtundvierzig Stunden nachdem Salina eingeschlafen war, erwachte sie wieder munter und frisch, als wäre nichts geschehen.

Doch die Schlafanfälle kamen wieder. Erst vereinzelt. Dann immer häufiger. Schließlich nahm Martha die Tochter und fuhr, ohne Wissen ihres Mannes, zu einem indischen Weisen und Heiler ...

Das Geräusch, das wie zähflüssiges Tropfen langsam in Marthas Bewusstsein drang und sie in die Gegenwart zurückholte, war das Klopfen an ihrer Wohnungstür. Nun hörte sie Adelia nach ihr rufen und Billy vor der Tür winseln.

»Ist alles in Ordnung? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Weißt du, wie lange ich hier stehe und klopfe?« Adelia stand im Nachthemd, einem weiten T-Shirt, vor Martha mit zwei Bechern dampfenden Tees in den Händen. »Ich hab mir gedacht, du sitzt am Fenster und schaust in den Regen. Stimmt doch, oder?«

»Ja. So ungefähr. Ich war nur gerade in Erinnerungen abgetaucht.« Sie ließ die beiden herein und schob einen zweiten Sessel vor das Fenster, in den Adelia sich sofort mit angezogenen Beinen hineinkuschelte.

»Na, dann warst du mindestens dreihundert Meter tief getaucht.«

»Mindestens.« Martha schmunzelte. Einen Moment war sie versucht Adelia von Salina zu erzählen, doch dann war der Augenblick auch schon wieder vorbei.

»Was waren das für Erinnerungen?«

»Ach, ich musste an Indien denken und an den Monsun.« Sie trank langsam ein paar Schlucke Tee und sah in den Regen hinaus. Adelia verstand und fragte nicht weiter.

Um auf ein anderes Thema zu kommen fragte Martha: »Was hat denn deine Mutter nun geschrieben? Du hast den Brief doch endlich gelesen? Etwa immer noch nicht?«

»Doch. Hab ich. Aber der ist ganz eigenartig. Gar nicht wie die übrigen Briefe. Zum ersten Mal schreibt sie, dass ich schon den richtigen Weg in meinem Leben gehen werde. Sie sei da ganz zuversichtlich. Verstehst du das? Ich frage mich wirklich, was diese Wandlung in ihrem Denken bewirkt hat.«

»Vielleicht hast du sie endlich überzeugen können, dass du hier ein gutes und erfülltes Leben lebst.« Martha lächelte. »Klingt, als wärst du eine Klosterfrau.«

»Ich habe gar nicht mehr versucht sie zu überzeugen. Mein Vater ist ein besserwisserischer Sturkopf und meine Mutter wagt es nur selten, eine eigene Meinung zu haben. Was hätte es also für einen Sinn, weiter auf sie einzureden. Nein. Da muss etwas passiert sein. Du sagtest doch, dass du mit ihr am Telefon gesprochen hast. Worüber habt ihr gesprochen?«

»Worüber, worüber. Das weiß ich nicht mehr so genau. Sie hat sich natürlich nach dir erkundigt. Wollte wissen, was du so machst. Eigentlich hat sie mir die Fragen gestellt, die sie dir sonst schreibt. Vielleicht habe ich sie einfach besser beantworten können als du?« Sie blickte Adelia neckend an. »Vielleicht wäre es überhaupt besser, wenn ich künftig mit deinen Eltern spräche. Du bist oft so aufbrausend am Telefon.«

Adelia schüttelte ungläubig den Kopf. Marthas letzte Bemerkung schien sie gar nicht gehört zu haben. »Ich verstehe auch nicht, warum sie mit dir gesprochen hat. Bislang hatte sie dir gegenüber nur Vorurteile, obwohl ihr euch noch nie getroffen habt.«

»Am besten wird es sein, du fragst sie, was den Sinneswandel bewirkt hat. Und jetzt sei mir nicht böse, Liebes, aber ich bin müde und möchte schlafen gehen.« Martha sah zum Fenster hinaus. Das Gewitter war weitergezogen. Aber es regnete noch immer Bindfäden.

Am Morgen schmatzten die Flusswiesen unter jedem Schritt und saugten sich an Adelias Gummistiefeln fest. Billy nahm keine Rücksicht. Er zog seine Herrin stürmisch vorwärts und freute sich, dass endlich jemand mit ihm Schritt hielt. Seine frühere Herrin kam immer nur langsam voran. Adelia bettelte um eine Verschnaufpause und lehnte sich an den knorrigen Stamm einer alten Weide. Zufrieden setzte sich Billy auf die Hinterläufe und beobachtete die Umgebung. Ein Hundeparadies! Hier gab es Maulwurf- und Wühlmausdüfte, Kaninchenfährten und sogar den eigenartigen Geruch, den Bisamratten hinterließen. Mit den scharfen Zähnen einer solchen Ratte hatte er bereits Bekanntschaft gemacht ...

Adelia betrachtete die graue Rinde der Silberweide. Weiden waren Hexenbäume. Aus Weidenzweigen, so hieß es, banden Hexen die Besen. Als die Tage des Weidenbaums bestimmten die Kelten die Zeit vom dritten bis zwölften September und vom ersten bis zehnten März. Die in dieser Zeit Geborenen sollten seelisch und geistig so biegsam und elastisch sein wie Weidenruten. Sie sollten sich teilnahmsvoll in die Gefühle anderer Menschen einfühlen können und ihre eigenen Gefühle sollten so lebendig sein wie das Wasser, das Weiden brauchten und liebten.

Die Rinde der Weide besaß Heilkräfte. Salicin wurde schon seit alter Zeit als Heilmittel gegen Schmerzen verordnet und heute künstlich hergestellt: Wer hatte kein Aspirin in der Hausapotheke? Billy hielt den Kopf schief und lauschte über die Wiese hinüber auf die andere Seite des Flusses. Obwohl Adelia sich anstrengte, konnte sie weder etwas sehen noch hören. Doch Billy ließ sich nicht beirren.

Am anderen Flussufer streifte ein schlanker Junge mit seinem schwarzen Hund über die Wiese. Sie blieben immer mal stehen um die Frau mit dem übermütigen Halbstarken an der Leine zu beobachten. Ihnen entging nichts. Aber sie selbst blieben unentdeckt. Es war ihnen in den vergangenen Wochen zur Gewohnheit geworden, die beiden dort drüben zu beobachten, zu verfolgen. Den Typen, der sich der Frau näherte, kannten sie nicht.

Der dunkelhaarige Mann, der langsam auf Adelia und Billy zukam, schreckte sie auf. Adelia war so in Gedanken versunken, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Merkwürdigerweise hatte auch Billy nicht zu dem Mann hingezogen um sein Begrüßungstänzchen aufzuführen, wie es sonst seine ungestüme Art war.

»Guten Morgen. Es geht sich nicht besonders in den nassen Wiesen. Ich hätte mir besser auch Gummistiefel angezogen.« Er zeigte auf Adelias blaurot gestreifte Gummistiefel, deren Farbe kaum noch zu erkennen war, und blickte auf seine verschmierten Wanderschuhe. »Allerdings weiß ich nicht einmal, ob ich welche besitze. Wahrscheinlich nicht.« Der Mann, den Adelia ohne Zweifel als ihren neuen Nachbarn erkannte, blickte sie freundlich an.

»Bei der Gartenarbeit oder beim Hundespaziergang nach einem Unwetter leisten sie gute Dienste.« Adelia lächelte. Sie kannte den Mann, obwohl sie wusste, dass sie ihn bis gestern Abend vor der Villa noch niemals gesehen hatte, außer in ihren Träumen, und da sah er anders aus. Er war ihr jedoch vertraut. Sie fühlte ihn in jeder Zelle ihres Körpers. Gestammelte Gefühle, nächtliches Flüstern, Gurren, Stöhnen, Leib an Leib – das war er. Erinnerung an alte Liebe aus anderen Leben – neu und uraltvertraut.

Gut, dass er nicht ihre Gedanken lesen konnte.

»Unwetter«, wiederholte er, »was für ein unpassendes Wort. Es gibt kein Unwetter, kein Nichtwerter.« Er sprach leise, wie zu sich selbst, sah dabei zum grauen Horizont. Dann ein kurzes Kopfnicken seinerseits, er wünschte ihr noch einen schönen Tag und ging weiter.

Carl Nagl widerstand dem Drang sich noch einmal nach der Frau umzusehen. Er hatte sich ihr nicht einmal vorgestellt, aber vielleicht war das sogar überflüssig ... Sie hatte ihn aufgewühlt und verwirrt. Irgendetwas war mit ihm in ihrer Nähe geschehen. Er wusste, dass ihm so etwas nicht zum ersten Mal passierte. Die Verwirrtheit war ihm sonderbar vertraut. Eine vage Erinnerung an erste Liebe. Das Gefühl auf schwankenden Planken zu stehen.

Während er sich mit jedem Schritt langsam weiter entfernte, er war schon fast an dem kleinen Feldweg angekommen, der zur Hauptstraße führte, nahm der Schmerz in seiner Brust immer mehr zu. Auch den kannte er ...

Manchmal fand der blaue Vogel zu einem Mann zurück und pickte weiter blutige Stückchen aus dessen Herzen. Da erst merkte der Mann, wie sehr er den Schmerz vermisst hatte.

Carl Nagl sah zum Himmel hinauf. Doch dort kreiste nur ein Bussard, dem er seine hohen, majestätischen Kreise neidete.

Adelia kam vom Morgenspaziergang zurück. Philip wartete bereits, hinter der Mauer versteckt, auf ihre Rückkehr. Sie würde sich gleich im Schlafzimmer umziehen. Das tat sie jeden Morgen. Sie würde Leggins und einen Body anziehen, sich Tücher um die Hüften binden und im großen Raum erst Gymnastik machen und dann zu arabischer Musik tanzen. Sie trainierte jeden Tag. Philip wusste das. Er beobachtete sie dabei, so oft es ging. Wenn er über die Mauer kletterte, die den rückwärtigen Garten umgab, und sich hinter den Rosenstämmchen und zwischen dem Pampasgras versteckte, konnte er ihr beim Tanzen zuschauen. Es war noch zu gefährlich, sich dichter heranzuwagen. Er schien zwar die Fähigkeit zu besitzen sich unsichtbar zu machen, aber er konnte diese Eigenschaft nicht immer kontrolliert einsetzen. Besonders dann nicht, wenn er es sich sehnlichst wünschte. Dann wieder schien ihn niemand zu bemerken, wenn er das gar nicht plante.

Es war eine verdammt verzwickte Sache. Er hatte mit Cyrus darüber gerätselt, denn dem gelang es offenbar viel leichter zu verschwinden, sich unsichtbar zu machen. Philip übte wohl noch nicht lange genug. Es war wahnsinnig schwierig, unsichtbar zu sein, wenn man in ein Schlafzimmer sehen oder ein paar Flaschen Bier im Supermarkt klauen wollte. Dagegen war es ein Kinderspiel beim Spaziergang über die Flusswiesen unsichtbar zu bleiben. Er konnte sich an Adelias Küchenfenster die Nase platt drücken, sie sah ihn nicht, nicht einmal wenn sie direkt am Fenster stand. Sie schien sich zwar unbehaglich zu fühlen, drehte sich mehrfach nach hinten um oder lugte vom Fenster aus nach allen Ecken hinaus. Er hielt sein Gesicht mit dem ihren auf gleicher Höhe, blickte in ihre Augen, drückte die Lippen auf die kühle Glasscheibe zwischen ihnen, bis sie von seinem Atem beschlug – sie sah ihn nie! Zuckte mit keiner Wimper! Eines Tages würde er den Mut finden gegen die Scheibe zu klopfen. Er war gespannt, was geschehen würde. Ob der Zauber brach? Eines Tages. Bald.

Während Adelia zur Musik von Hossam Ramzy durch das Studio tanzte, waren ihre Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Sie sah noch einmal die Szene vom vergangenen Abend, die sie beobachtet hatte. Sie sah, wie der dunkelhaarige Mann mit dem Vogelprofil die ebenfalls schwarzhaarige zierliche Frau im Arm hielt, die ihren Kopf an seiner Schulter rieb. Die beiden standen schweigend vor der Naglvilla und blickten dem fortfahrenden Möbelwagen nach. Dann schmiegten sie sich noch dichter aneinander, sodass ihr Schatten wie der Schatten eines dreibeinigen Vogels mit langem Gefieder wirkte. Sie sahen zum Himmel hinauf, der seine Sterne nicht preisgeben wollte. Die Nachtluft roch nach verbranntem Holz und dem Duft exotischer Blumen. Vom Fluss zog ein Nebelstreif heran – ungewöhnlich an einem Sommerabend. Er umschloss die Schattengestalt. Und als er weiterzog, blieb nur der Mann auf der Straße zurück, der sich durch das Haar fuhr, zu Adelias Fenster hinaufsah und dann in der Villa verschwand. Carl Nagl. Kein Zweifel. Aber wer war die Frau und wohin war sie verschwunden?

Als es Adelia endlich gelang, sich auf die Musik zu konzentrieren und zur Tabla abwechselnd Bauch und Brust zu bewegen, fühlte sie sich wie so oft in letzter Zeit beobachtet. Nie war jemand zu entdecken. Vielleicht sollte sie Marthas Rat folgen, die schon vor Wochen vorschlug die Fenster mit langen Vorhängen zu dekorieren. Sie hatten noch ausreichend Stoff von der Festdekoration übrig behalten.

Adelia tanzte zu einem der Fenster und blickte in den Garten hinaus. Zu sehen war niemand. Aber sie spürte ihn, Mann? Junge?, seine Neugier mit ein wenig Angst vermischt. Jemand war im Garten. Doch die Rosenbäumchen wiegten sich bloß mit dem hohen Gras im Wind, zwei Amselmännchen beschimpften sich wütend, die Missourinachtkerzen öffneten ein paar Blüten – alles schien so normal wie immer, kein Grund zur Beunruhigung und dennoch ...

Adelia ging zur Musikanlage um eine neue CD einzulegen. Philip hörte auf das Bellen seines Hundes vor der Mauer und verließ den Beobachtungsposten.

Mittags machten sich Adelia und Martha in der Küche zu schaffen.

Martha hatte reife türkische Aprikosen und vom Bauern hessische Erdbeeren und Johannisbeeren gekauft. Sie wollte Marmelade kochen, wie sie es auch im vergangenen Jahr getan hatte. Es standen noch ein paar Gläser Apfelgelee mit Rosenblättern, Zucchini- und Kürbismarmelade im hölzernen Kellerregal. Da gab es auch süßsauer eingelegten Kürbis, Tomaten-Chili-Chutney, Ingwerbirnen und Rotweinpflaumen mit Nelken. Der Duft der Gewürze und Früchte ließ sich nicht in Gläser einsperren, sondern bildete um die Regale eine exotische Aura in herbstlichen Farben. Es machte Spaß, ein, zwei Gläser aus dem Regel zu nehmen und abzuwarten, was geschah, zu beobachten, wie sich die Aura veränderte.

Von Martha eingekochte Früchte lebten weiter. Sie entfalteten sich im Magen, drangen über die Nadis in den feinstofflichen Körper derer, die sie aßen, um zu beleben. Martha suchte alle Lebensmittel sorgfältig aus. Sie stimmte sich auf das ein, was sie tat. Sie kochte nicht nur Aprikosenmarmelade, sondern spürte die pelzig weiche Frucht, das faserige Innenleben. Zu all dem kamen Gewürze, Zucker, Wasser und die »Marthaenergie«, die mit nichts zu vergleichen war.

Adelia sah der Freundin gern beim Kochen zu und war unter ihrem Einfluss ebenfalls zur Vegetarierin geworden. Sie begegnete Nahrung mit Dankbarkeit und Ehrfurcht, verspürte keinen Appetit mehr auf Fleisch oder Fisch. Sie fühlte sich fit wie nie.

»Rituale helfen den Menschen. Sie sind notwendig und es ist sehr schade, dass sie in der westlichen Kultur in Vergessenheit geraten sind.« Beim Kochen sprach Martha gern über ein bestimmtes Thema. Heute waren es Rituale und Regelmäßigkeiten, wie Martha sie nannte. Einmal hatte Adelia die Freundin darauf angesprochen, dass sie doch nicht mit vollem Bewusstsein beim Kochen und nur beim Kochen war, wenn sie währenddessen über andere Dinge sprach. Aber Martha hatte sie nur unwirsch zurechtgewiesen. »Sei nicht päpstlicher als der Papst.«

»Und das sagst jetzt du, die du den Papst besonders ins Herz geschlossen hast«, flötete Adelia zuckersüß und ließ es dabei. Jetzt war Martha also mit Ritualen beschäftigt, die, so wusste Adelia beizusteuern, in vielen psychotherapeutischen Richtungen immer mehr an Bedeutung gewannen.

»Klassische Rituale sind zum Beispiel Übergangsrituale, wie sie bei Naturvölkern noch immer stattfinden, wenn ein Jugendlicher in der Pubertät die Schwelle zum Erwachsenwerden überschreitet. Bei diesen Völkern werden künstlich Krisen, Mutproben, Kasteiungen herbeigeführt, die der Jugendliche durchleben muss. Danach ist er in die Welt der Erwachsenen aufgenommen. Er hat die Dämonen besiegt. Bei manchen Völkern bekommt er sogar einen neuen Namen. Der alte gilt nicht mehr. Er wird ein neuer Mensch.« Martha hantierte beinahe wütend, wie es Adelia schien, mit den Marmeladengläsern, die sie mit heißem Wasser ausspülte. »Genau das fehlt den Jugendlichen heute. Vom S-Bahn-Surfen, Bungee-Jumping über Autoraserei, Drogenkonsum bis hin zur Magersucht versuchen die Kids über Ersatzrituale und Ersatzmutproben ihr Erwachsenwerden zu erreichen. Aber so kann es nicht funktionieren. Denn Initiationsriten sind nicht spontan, sondern lange vorbereitet und über Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte gewachsen. Sie haben eine streng zu durchlaufende Abfolge. In ihnen wird der Initiand einer transpersonalen Krise ausgesetzt. Durch die bewusste Inszenierung entsteht ein Kraftfeld, das diese Rituale so wirksam macht.« Martha begann die heiße Aprikosenmarmelade langsam, Löffel für Löffel, in die vorbereiteten Gläser zu füllen. »Natürlich ist man in unserer Gesellschaft froh solche Rituale, wie sie bei den Naturvölkern üblich sind, nicht machen zu müssen. Aber das ist ein trügerisches Glück. Denn durch das Fehlen dieser Rituale haben wir uns zu einer Kindergesellschaft entwickelt. Manager machen Survivaltraining und Geländespielchen. In England gibt es eine Pension, in der sie sich wie Babys wickeln und päppeln lassen können. Junge Frauen stopfen ihre Autos mit Stofftieren voll und tragen auch mit dreißig noch Kosenamen wie Susi, Heli, Babsi. Namen für Kinder und bestenfalls noch für Teenager. Das ist alles Ausdruck von nicht gelebter Pubertät. Und solche Menschen haben Machtpositionen inne! Das raubt einem doch den Schlaf!« Martha leckte einen Löffel Aprikosenmarmelade ab und schob Adelia einen weiteren Löffel voll klebriger Frucht hinüber. »Was hältst du davon, wenn wir einen Abend zu dem Thema Ritual und seine Bedeutung veranstalten?«

»Eine gute Idee. Ich habe auch schon mal in diese Richtung gedacht. Danach sollten wir auch über die Bedeutung der Regelmäßigkeiten im Leben des Menschen sprechen. Das eine ist wichtig für den Alltag, das andere für Feiertage. Wenn man so will.« Martha und Adelia wischten die Gläser noch einmal mit feuchten Tüchern ab. Wenn sie abgekühlt waren, würden sie die Energie im Vorratsregal um einiges erhöhen.

Regelmäßigkeit im Alltag hatte für Martha große Bedeutung. Sie stand vor Morgengrauen auf um zu meditieren und anschließend im Garten Tai Chi zu üben. Nachdem Sie ein paar Früchte, leichten Tee und manchmal noch einige Nüsse gefrühstückt hatte, war sie wieder im Garten zu finden. Dort hackte sie im neu angelegten Gemüsegarten, sprach den Kartoffeln und den Himbeeren zu, damit sie besser wuchsen, brachte die Ameisen dazu, die Terrasse zu verschonen und in einem Teil des Gartens ihrer Wege zu gehen, in dem sie niemanden störten und arbeiten durften. Martha sprach mit den Vögeln, sang mit den Grillen an späten Sommerabenden grüne Grillenliedchen, wisperte morgens mit den Eichkätzchen und brachte Billy mit dem rotweißen Kater aus der Nachbarschaft zusammen, dessen Name Solferino war und der sich nach einigen Tagen sogar mit dem Labrador anfreundete, obwohl er sonst allen Hunden aus dem Weg ging.

»Wenn du eines Tages aus Billy, dem Kater und deinem Papagei die Martha’schen Stadtmusikanten machst, lasse ich jemanden von der Zeitung kommen. Das wär doch der Sommerhit im Sommerloch«, spöttelte Adelia, die durchaus für möglich hielt, dass Martha das schaffte, wenn sie nur wollte.

Martha überlegte versonnen, ob und wie sie den Stadtmusikanten noch den großen schwarzen Hund hinzufügen könnte, der sich oft in der Nähe des Tanzstudios herumtrieb. Sie hatte den Jungen mit dem schwarzen Hund schon einige Male um das Grundstück schleichen sehen. Herr und Hund spielten Versteck mit ihnen. Vorerst wollte sie nichts unternehmen. Er konnte sich nicht vor ihr verbergen. Das gelang ihm vielleicht teilweise bei Adelia und auch bei anderen. Aber es gelang ihm nicht bei ihr. Martha kannte einen Jungen und ein kleines Mädchen, die schon viele Jahre tot und für sie noch immer sichtbar waren. Es bestand eine schwache Ähnlichkeit zwischen diesem Jungen hier und dem von damals. Beide waren aufmüpfig, eckig und unbequem. Beide waren stur. Auf den Jungen mit dem Hund wollte sie ein Auge haben, damit ihn nicht ein ähnliches Schicksal ereilte.

Schon bald war das erste Wochenende im September erreicht und es galt besonders aufmerksam und vorsichtig zu sein. Sie hatte einen Plan. Fast alle Beteiligten waren beisammen, aber sie wusste aus leidvoller Erfahrung, dass gerade die Kinder unberechenbar waren. Starke Persönlichkeiten, die oft nicht den Wünschen der Erwachsenen folgten.

Ende Juli begann eine Hitzeperiode, wie es sie seit Mitte der Siebzigerjahre nicht mehr gegeben hatte.

Mensch und Tier waren nicht vorbereitet. Apathische Käfer lagen neben Amseln, die ihre Schnäbel aufrissen, aber dabei nicht an Futter dachten. Die Milch bekam einen Stich, sobald die Milchflaschen geöffnet wurden, und der Mozzarella flockte in Sekunden wenn er neben den Tomatenscheiben zu liegen kam. Die Margeriten in Adelias und Marthas Garten ließen schon vormittags um elf die Köpfe hängen. Nur der Lavendel wiegte sich glücklich mit dem heißen Wind in der Sonne. Die Kinder aßen nur Cornflakes, Erdbeeren und Eis und gingen erst spät am Abend ins Bett, weil die Kinderzimmer zu warm waren um in ihnen erholsamen Schlaf zu finden. Das Schwimmbad öffnete bereits morgens um fünf und schloss erst um dreiundzwanzig Uhr. Die Jugendlichen stürzten sich kurz vor der abendlichen Schließung noch einmal in die Fluten um danach, wenigstens etwas abgekühlt, unter freiem Himmel auf Terrassen, Loggien und Wiesen zu nächtigen. Der Unterricht in den Schulen fand nur von sieben bis elf Uhr statt und wurde auch während dieser Zeit nicht sehr ernsthaft betrieben.

Das Gras in den Gärten verdorrte. Die Stadtwerke verboten die Rasensprenger anzustellen, weil das Wasser knapp wurde. Trockener Sand wehte über die Felder und panierte den weichen Asphalt der Straßen, die aus Eichweiler hinausführten. Streichhölzer entzündeten sich von allein in ihren Schachteln und aus den Gärten stiegen unaufhörlich weiße Grillwolken. Es herrschte ein fast maritimes Flair in der Stadt. Keiner schien das Leben noch so ernst zu nehmen, alle waren mehr damit beschäftigt, sich vor der Hitze zu schützen und die nötigsten alltäglichen Dinge bis zum Mittag zu erledigen. Danach schlossen sich Fensterläden, Rollläden senkten sich. Man gab sich bis zum späten Nachmittag zugeknöpft.

Zoe und Adelia saßen im Schatten der Hauswand. Eigentlich war Zoe ja gekommen um ihre ersten Tanzschritte zu erlernen, aber im Studio war es zu heiß. Die Mauern hielten die Hitze nicht länger ab. So saßen die beiden Frauen bei Eistee und selbst gebackener Erdbeertorte und ließen es sich gut gehen.

Sie hatten in den vergangenen Wochen viele Gespräche miteinander geführt. Zoe war so zu einer Expertin für orientalische Tanzkunst geworden. Eine Expertin der Theorie. Von der Praxis wusste sie wenig.

»Woher kennt Martha eigentlich Edda Salinger?«, fragte Zoe und riss Adelia aus ihren Träumereien. Sie hatte ihr Gesicht dem Himmel zugewandt, als säße sie im Urlaub am Strand und müsste jeden Sonnenstrahl aufsaugen um ihn mit nach Hause nehmen zu können.

»Wen?«

»Edda Salinger. Die alte Frau, die in dem Knusperhäuschen nahe der Mühle wohnt. Kennst du die nicht?« Zoe musste sich beim »Du« noch konzentrieren. Adelia duzte alle ihre Schülerinnen und da Zoe auch bald dazu gehören würde, waren sie eben beim Eistee zum Du übergegangen.

»Kenn ich nicht. Und was hat Martha mit ihr zu tun?«

»Ich dachte, dass du das wüsstest. Ich habe die beiden schon zweimal auf dem Friedhof gesehen, als ich das Grab meiner Mutter besuchte.«

»Ich wusste gar nicht, dass Martha auf den Friedhof geht. Sie kennt dort doch niemanden.« Adelia goss Zoe und sich noch etwas Eistee ein. Die Eiswürfel klickten in der Thermoskanne, waren zu Adelias Erstaunen noch nicht geschmolzen. »Aber Martha muss mir ja nicht alles erzählen. Was ist das für eine Frau. Ich meine, ist sie bekannt? Gibt es Geschichten über sie?«

Zoe lachte. »So fragst auch nur du – ob es Geschichten über jemanden gibt – und meinst damit Mythen oder so was oder vielleicht persönliche Entwicklungsgeschichten. Wenn ich als Journalistin nach einer Geschichte, einer Story frage, meine ich was ganz anderes.«

»Also, gibt es sie nun oder nicht?«

»Ja. Es gibt sie. Es gibt über einige Leute in Eichweiler die Art von Geschichten zu erzählen, die du meinst, wenn du fragst. Und Edda Salinger ist schon eine ziemlich verrückte »wandelnde Geschichte«. Sie stammt aus einem guten Elternhaus, hat auch ein bisschen Geld, glaube ich wenigstens. Aber sie ist ein bisschen gaga. Sie züchtet Katzen. Früher hatte sie einen alten Kater, der sie wie ein Hund begleitete.«

Jetzt war es an Adelia zu lachen. »Na, da frage ich mich, warum die Leute Martha so ansehen, wenn sie mit Chris auf den Markt geht. Ob man nun mit Katz oder Vogel spazieren geht, sollte doch egal sein.«

»Ja, schon. Aber das mit dem Kater ist lange her. Damals war ich ungefähr zwölf. Ist immerhin so zwanzig Jahre her.«

Zoe erinnerte sich noch an jenen Tag, an dem Edda Salinger plötzlich vor der Tür ihrer Eltern stand, eine kleine schwarze Katze in den Händen, die sie Zoe schenken wollte. Woher die Frau wusste, dass Zoes Kater ein paar Tage zuvor überfahren worden war, hatte Zoe nie gefragt. Sie freute sich über die Katze, sah mit ängstlichem Blick zur Mutter, die neben ihr in der Haustür stand, ob sie etwas dagegen hatte, dass sie die Katze behielt. Aber die Mutter lächelte. Damit war für Zoe alles klar. Sie verschwand schleunigst mit dem Kätzchen auf dem Arm in ihrem Zimmer.

Paulinchen wurde eine große Katze, die sogar Ratten fing und stolz vor die Haustür legte. Zoe und Bodo waren gerade nach München gezogen und kampierten noch zwischen Umzugskartons und Kleiderständern, als Zoes Mutter anrief und sagte, dass Paulinchen gestorben sei. Sie hatte morgens tot in ihrem Körbchen gelegen. War eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Zoe hatte geweint und sich schuldig gefühlt, weil sie in den letzten Jahren wenig an ihre Katze gedacht hatte. Sie hatte einfach angenommen, dass Paulinchen bei den Eltern ein gutes Leben führte.

»Ich glaube, ich werde mir wieder eine Katze zulegen. Eine schwarze Katze. Vielleicht schau ich mal bei der Salinger vorbei. Ich hab schon einmal eine Katze von Edda Salinger bekommen.«

»Gute Idee. Manchmal ist ein Hund oder eine Katze das Bindeglied zur längst vergangenen Kindheit. Das habe ich mit Billy erkannt.« Adelia sah sich im Garten um. »Wo steckt der überhaupt?«

Während Adelia den Garten nach ihrem Hund durchstreifte, ging Zoe weiter in Erinnerungen spazieren. Seit sie zurück in Eichweiler war, kamen auch die Erinnerungen zurück. Die guten und die schlechten. Schöne Erinnerungen wurden nicht eingesperrt. Sie durften sich frei bewegen. Schmerzhafte, peinliche, böse Erinnerungen jedoch hielt Zoe in einer großen, schweren Holztruhe unter Verschluss. Die Truhe hatte einen gewölbten Deckel. Sie stand früher einmal im Flur der kleinen Wohnung ihrer Großmutter und später auf dem Dachboden im Elternhaus. Doch Zoe, die von der großen Truhe schon als kleines Mädchen magisch angezogen wurde, stellte sich später als Erwachsene vor, dass sie die schlechten Erinnerungen, die, die sie lieber vergessen wollte, in die Truhe steckte, den schweren Deckel darüber schloss und sogar noch den großen eisernen Schlüssel im Schloss herumdrehte um sie auch ganz sicher verwahrt zu wissen. Zoes Verwahranstalt für ungeliebte Erinnerungen.

In letzter Zeit hatten die aber einen Fluchtweg gefunden. Vielleicht wurde das Holz der Truhe ja mit den Jahren morsch, sodass es eine Schlupfmöglichkeit gab. Und da tauchten sie plötzlich vor Zoe auf und hatten nichts von ihrer negativen Ausstrahlung, ihrer schmerzenden Intensität eingebüßt.

Vor einigen Tagen war ihr Marion Hildebrand begegnet. Die schöne Marion, die einen Kult mit ihrer schulterlangen brünetten Lockenpracht getrieben hatte. Marion Hildebrand war die jüngste Tochter von Ruth Hildebrand. Und die war eine Freundin von Zoes Mutter. Zoe mochte Marion nicht. Trotzdem beschlossen die Mütter an einem Novembernachmittag, dass man sich zum gemeinsamen adventlichen Backen treffen könne. Wahrscheinlich hatten sie dabei mehlbestäubte Kinder, klebrige, eigelbverschmierte Schürzchen und leuchtende Kinderaugen über Backblechen voller Zimtsterne und Vanillekipferl vor Augen. Doch es kam anders. Zoe stellte sich nicht besonders geschickt an, was Marion die Gelegenheit gab ihre Backerfahrung zu beweisen. Sie dekorierte die Lebkuchenmänner mit Zuckerguss und bunten Liebesperlen, stach exakt Sterne, Nikoläuse und feiste Schneemänner aus dem ausgerollten Teig. Dabei sparte sie nicht mit Spott über Zoes verunglückte Werke, die alle schief wurden oder gleich auseinander brachen, weil Marion Zoe meist gerade im kritischen Moment anrempelte oder ihr etwas aus der Hand fiel, was wundersamerweise stets auf dem Gebäck der anderen landete. Die Mütter merkten davon nichts. Als Zoe dann aber ein volles Backblech fallen ließ, schimpfte ihre Mutter sie für diese Ungeschicklichkeit und meinte, sie würde sie blamieren. »Sieh nur, wie schön Marions Weihnachtsgebäck wird. Warum bist du nur immer so ungeschickt? Das liegt nur daran, weil du nie bei der Sache bist!«

Marion, die eigentlich für den Sturz des Backblechs verantwortlich war, hatte Zoe hinter den Rücken der Mütter eine Nase gedreht und ihr die Zunge rausgestreckt. Doch Zoe sagte nichts, nahm stumm die Ungerechtigkeiten hin, damals noch in der stillen Hoffnung, dass sich einmal die Möglichkeit zur Rache bieten würde. Eines Tages würde dann Marions Mutter die Tochter beiseite nehmen und sagen: »Siehst du, nun weißt du, dass man anderen nicht so übel mitspielen darf. Das rächt sich immer. Das nächste Mal denk lieber daran und sei nett zu anderen Mädchen.« Und Marion würde die Mutter ansehen und etwas sagen wie: »Ja, Mutti. Das hab ich jetzt verstanden.« Jedenfalls würde eine Folge von Lassie, Flipper oder Black Beauty so enden.

Auf dem Heimweg war Zoe noch einmal von der Mutter gerügt worden. Zoe hatte gar nicht mehr hingehört. Ihre Mutter war selten zufrieden mit dem, was die Tochter tat.

Das war eine Erinnerung, die in der Truhe landete. Bis Marion Hildebrandt oder wie immer sie heute hieß, noch immer mit langem Haar, Zoe, die einen pfiffigen Kurzhaarschnitt trug, vor einigen Tagen auf dem Zebrastreifen vor der neuen Kreissparkasse entgegenkam. Sie hatte Zoe nicht gesehen, hätte sie vielleicht auch gar nicht wieder erkannt. Aber die Erinnerung an jene schreckliche Weihnachtsbäckerei hatte die Chance genutzt und war, wie eine dieser kleinen Spinnen, die plötzlich blitzschnell auf ihre zappelnde Beute springen, aus der Truhe geschnellt.

Noch einer Erinnerung war die Flucht gelungen. Die Erinnerung an ihre ersten »Days«. Was gab es doch für Namen dafür: Regel, Periode, Mens, meine Tage, meine Fröhlichen, Besuch haben. Das meiste war Schwachsinn – aber in Gebrauch – zumindest damals. Zoe bekam ihre Days mit dreizehn. In der großen Pause ging sie auf die Toilette und entdeckte den Blutfleck in ihrem Slip. Bereits am Tag zuvor hatte sie so ein merkwürdiges Ziehen im Bauch und im Rücken gespürt, sich aber nichts dabei gedacht. Und nun das. Nicht, dass sie nicht gewusst hätte, was es war. Aber gleich würde der Sportunterricht beginnen. Sie war in den Sportlehrer verknallt und wollte nicht das erste Mädchen aus der Klasse sein, die wegen ihrer Days nicht am Sport teilnehmen konnte. Es war ihr peinlich, darüber mit einem Mann zu sprechen. Noch dazu mit ihm. Also stopfte sie den Slip mit Toilettenpapier aus, stark blutete es ja nicht, und hoffte das Beste. Doch dann fiel sie während des Bodenturnens in Ohnmacht und erwachte auf der Liege im Vorraum des Sekretariats. Der heiß geliebte Sportlehrer, sein Name war Klaus Wächter, hatte sie dorthin getragen. Man hatte bei ihr zu Hause angerufen, jedoch niemanden erreicht. Als sie wieder zu sich kam, sah sie Klaus Wächter neben der Liege sitzen. Er besprach mit der Sekretärin, ob man einen Arzt rufen sollte. »Sie ist auf die Gymnastikmatte gefallen. Kann sich nicht weiter verletzt haben, weil eine Mitschülerin sie am Arm hielt. Wahrscheinlich ist es eine Kreislauf schwäche. Das kommt ja in der Pubertät vor.« Die Sekretärin stimmte dem zu. Als Zoe dann sagte, dass es ihr wieder besser ging, musste sie versprechen den Hausarzt aufzusuchen und durfte dann mit dem Bus nach Hause fahren. Man wollte später noch einmal bei ihren Eltern anrufen.

Den ganzen Heimweg lang stellte Zoe Mutmaßungen darüber an, was der Wächter jetzt von ihr dachte. Ob er einen Verdacht hatte? Gott, wie peinlich! Was sollte sie denn morgen sagen? Man würde doch bestimmt fragen, was der Hausarzt festgestellt hatte.

Zu Hause hatte die Mutter ihr ein heißes Bad eingelassen, ihr später einen starken Kaffee mit viel Milch und Zucker und eine Wärmflasche gebracht. So gerüstet verbrachte sie den Nachmittag im Bett. Am Abend kam Dr. Wagner vorbei, der aber nichts feststellte und es auf eine Kreislaufschwäche durch die erste Regelblutung schob.

»Ich bin als junges Mädchen immer ganz blau im Gesicht geworden und auch öfter umgefallen, wenn ich meine Mens bekam. Das ist gar nicht so ungewöhnlich«, tröstete die Mutter. Aber die war bestimmt nie dem Sportlehrer vor die Füße gefallen. Peinlich!

Auch so eine schreckliche Erinnerung, die den Weg aus der Truhe gefunden hatte.

Adelia kam mit Billy im Gefolge zur Terrasse zurück. »Warst du eingeschlafen? Hab ich dich geweckt?«

»Nein, nein. Das sah wohl nur so aus. Ich habe gedöst und alten Erinnerungen nachgehangen.«

»Hört sich gemütlich an«, meinte Adelia.

»Ganz im Gegenteil.«

»Waren es keine schönen Erinnerungen?«

»Nein. Und manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt schöne Erinnerungen an Eichweiler habe. Seit ich wieder hier bin, springen mich genau die Erinnerungen aus meiner Kindheit an, die ich sorgfältig verdrängt hatte. Die feiern hier scheinbar ihre Auferstehung. Das nervt!«

»Mmh, ich frage mich oft, warum Erwachsene so häufig von der goldenen Kinder- und Jugendzeit reden. Es ist viel öfter hart als golden, Kind zu sein. Die wenigsten Eltern sind sich darüber im Klaren, dass es eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist, ihren Kindern schöne Erinnerungen zu geben. Aber sie handeln meist danach, wie es ihnen ergangen ist. Früher waren Gehorsam, Pflichtbewusstsein, Strebsamkeit wichtig. Sätze wie: »Du musst es im Leben zu etwas bringen« oder »nur so kannst du es im Leben schaffen«, sind Parolen, die fast alle kennen. Dabei ist es viel wichtiger, fröhlich zu sein, Spaß zu haben. Dann ist man gesund. Man lernt gern und spielerisch fürs Leben.« Adelia kraulte Billy hinter dem Ohr. »Du hast Spaß am Leben, Dicker, was?«

Zoe dachte, dass Adelia manchmal ziemlich therapeutisch daherredete. Es war, als gebe es zwei Adelias. Die eine war die geschmeidige Tänzerin, die weibliche Sinnlichkeit ausstrahlte, die sich im Tanz verlor und der Welt entrückt zu sein schien. Die andere war die analytische, die therapeutische Adelia. Wie war das möglich? Hatte jemand wie Adelia auch Angst? Zoe konnte sich das kaum vorstellen. Zumal sie erst kürzlich gehört hatte, dass Adelia auch in die Zukunft sah und Kräuterhexe spielte. Wovor sollte sie Angst haben? Warum Gefühle verstecken wollen? Aber es schien eine mögliche Erklärung zu sein für den Zwiespalt, den sie manchmal bei Adelia zu sehen glaubte. »Hattest du damals Spaß? Ich meine als Mädchen. Hattest du Freundinnen, mit denen du so richtig rumalbern konntest, über Jungen quatschen, über die neusten Bands, über doofe Lehrer?« Zoe glaubte, dass Adelia das alles bestimmt als Teenager gehabt hatte. Adelia war in Zoes Augen der Typ der bewunderten Klassensprecherin, Kumpel, Vertraute und Unterhändler zu den Lehrern in einer Person.

»Auf jeden Fall macht mir mein Leben heute viel Spaß. Ich liebe meine Arbeit und mein Leben. Besonders seit ich das hier habe.« Mit einer Geste schloss sie Haus und Garten ein. An die Schulzeit, daran, wie einsam sie damals oft war, wollte sie heute wirklich nicht erinnert werden. Das lag weit zurück. Leider nicht weit genug um ganz vergessen zu werden. »Es gab auch Zeiten, die nicht lustig waren. Ich bin geschieden. Wusstest du das?«

»Wer ist das nicht? Ich gehöre ja auch bald dazu.« Zoe grinste schief. Über Adelias Ehe und Scheidung würde sie gern mehr erfahren. Zumal sie vom Thema ja irgendwie selbst betroffen war.

Aber sie spürte eine unsichtbare Sperre. Ganz sicher war heute nicht der richtige Moment um mehr über Adelias Scheidung zu erfahren. Sie wirkte jetzt so verschlossen.

»Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist. Du trägst keinen Ring.« Wie zur Sicherheit sah Adelia auf Zoes Hände.

»Nein. Tu ich nicht. Bodo hatte nie Zeit Ringe zu kaufen. Das war wohl nicht wichtig genug.« Zoe fuhr sich durchs Haar und stöhnte. »Was gäbe ich jetzt dafür, in einen kühlen Pool zu springen. Diese Hitze macht mich ganz fertig. Das ist unfair, findest du nicht auch?«

»Was?«

»Na, das Wetter. Wenn man sich in Deutschland auch nicht mehr auf das Wetter verlassen kann, auf was denn dann? Der Sommer hat hier kühl und verregnet zu sein. Damit komme ich klar. Daran habe ich mich gewöhnt. Aber das hier ... ehrlich! Da kann ich ja gleich in die Wüste ziehen.«

»Ich versteh dich nicht. So schlimm ist es doch gar nicht.«

Aber Zoe ließ sich nicht beirren. »Ich mag die Hitze einfach nicht. Wenn es zum Heimatfest noch so heiß ist, haue ich ab. Das schwör ich. Ich mache das nicht noch einmal mit. Auf keinen Fall!«

Eine Amsel flog schimpfend im Tiefflug über die beiden Frauen hinweg und landete auf der Pergola, wo sie ihr wütendes Tschilpen fortsetzte, als würde ihr das in der heißen Luft besonderen Spaß bereiten. Gleichzeitig fing Marthas Papagei an zu kreischen, dass die Fensterscheiben klirrten.

»Wahrscheinlich ist der Nachbarskater in der Nähe«, vermutete Adelia und vergaß zu fragen, was Zoe mit ihrer Bemerkung meinte, sie wolle das auf keinen Fall noch einmal mitmachen.

Zu allem Überfluss schlug auch noch Billy an, als wolle er bei einem Höllenspektakel nicht fehlen. Im gleichen Moment meldete sich die Hausglocke, die mehr nach einem chinesischen Gong klang, und kurz darauf traten Martha und Carl Nagl auf die Terrasse. Ein bühnenreifer Auftritt.

Mist! Noch eine Erinnerung aus der Truhe entwischt, dachte Zoe, die Carl Nagl sofort erkannte. Er sah noch so aus wie damals, nur älter eben. Über sein Aussehen hatte sie sich nie Gedanken gemacht. Das hatte sie den anderen Mädchen überlassen, die für ihn schwärmten und Zoe darum beneideten, dass sie eine Zeit lang in der Villa Nagl ein und aus ging. Carl war eben Carl. Punkt. Zoe fand Thomas Waldmann viel interessanter. Aber Thomas schien in Doris verliebt zu sein. Manchmal glaubte Zoe das jedenfalls. Dann wieder nicht. Dann schien sich Thomas nur für Carls gelben Käfer zu interessieren, verschwand mit dem Kopf unter der Motorhaube und gönnte weder Doris noch Zoe auch nur einen Blick. In wen war eigentlich Doris verliebt? Zoe konnte sich nicht mehr erinnern. Wenn sie die Augen schloss und sich konzentrierte, konnte sie Doris hören, wie sie von ihrem Bruder schwärmte, den sie rückhaltlos bewunderte. Doris verstand nicht, dass Zoe ihn nicht auch phänomenal fand wie die anderen. »Was findest du nur an Thomas? Der ist doch ’ne echte Pfeife.«

»Finde ich überhaupt nicht. Er hat was Geheimnisvolles an sich.«

»Ja. Bestimmt. Ganz sicher ist er ein verwunschener Frosch. Küss ihn und du wirst sehen, wie er sich in eine Kröte verwandelt. Igitt!«

»... und das ist Zoe ...«, Martha sah Zoe entschuldigend an, »ich habe deinen Nachnamen vergessen. Wir sind hier so an Vornamen gewöhnt, dass ich, das muss ich zugeben, manchmal bei den Nachnamen gar nicht mehr hinhöre.«

»Zoe Pfeifer?« Carl Nagl umarmte die völlig Überraschte, was Martha mit einem fragenden Schulterzucken in Adelias Richtung kommentierte.

»Hallo, Carl. Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen.« Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Zoe wusste noch immer nicht, ob sie sich über das Wiedersehen freute oder nicht. Sie hatte in der Redaktion gehört, dass Carl Nagl zurückgekommen war, und damit gerechnet, ihm irgendwann über den Weg zu laufen. Es wäre ihr nur lieber gewesen, wenn das Schicksal sich damit noch Zeit gelassen hätte.

»Wenn man aus einer Kleinstadt kommt, kennt man sich wohl. Das hätte ich mir denken können.« Adelia hatte das Gefühl endlich auch etwas sagen zu müssen. Sie spürte, wie sich ihre Schultern verkrampften. Kein gutes Zeichen.

»Wir kennen uns seit der Teenagerzeit.« Carl entließ Zoe endlich aus seiner Umarmung. »Zoe war die beste Freundin meiner Schwester.«

»Sie haben eine Schwester?«

»Ich hatte eine Schwester. Sie ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«

Adelia rieb sich abwechselnd die Schultern. Die Schmerzen nahmen noch zu. Hinter all dem steckte mehr als ein Autounfall. Vielleicht ein Selbstmord? Merkwürdig, dass Zoe nichts davon erzählt hatte, dass sie die Familie Nagl kannte. Daraus musste sie doch kein Geheimnis machen. Adelia hatte ein paar Mal davon gesprochen, dass sie gespannt war ihren Vermieter näher kennen zu lernen, weil man in der Stadt viel über ihn sprach. Zoe hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt und zu erkennen gegeben, dass sie vielleicht mehr wusste als alle Klatschweiber zusammen.

»Wie wäre es mit Namkin Lassi?« Martha sah in die Runde.

»Was ist das?«, fragte Zoe.

»Ein eisgekühltes Joghurtgetränk aus Indien«, erklärte Carl. »Nehmen Sie Kreuzkümmel oder Pfefferminze?«

»Pfefferminze. Das erfrischt mehr bei der Hitze. Aber woher kennen Sie Namkin Lassi?«

»Als Reiseschriftsteller lernt man auch viel über die Küche der jeweiligen Länder. Und außerdem bin ich begeisterter Hobbykoch. Wie wär es, wenn Sie mich alle übermorgen besuchen? Ich koche uns etwas, das sie noch nie gegessen haben? Ein Geheimrezept!«

Und schon waren sie für Freitagabend verabredet. Martha freute sich, nachdem Carl versprach auch etwas Vegetarisches zu kochen. Adelia sah dem Abend mit gemischten Gefühlen entgegen. Das ging ihr alles zu schnell! Einerseits wollte sie gern einen Abend mit dem Mann verbringen, andererseits lag etwas in der Luft, dem man besser auswich, oder ...

Zoe hoffte, dass ihr bis dahin noch eine glaubwürdige Ausrede einfallen würde. Um nichts in der Welt wollte sie noch einmal im Leben die Naglvilla betreten.

Adelias Traum

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