Читать книгу Wenn die Seele weint - Antje Hauter - Страница 7
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ОглавлениеEs wird wieder ein wunderschöner warmer Tag und Hanna beschließt, sich den Ort anzusehen. Sie läuft ziellos durch hohe, enge Gassen. Nimmt den Duft der Blumen auf, die in unzähligen Keramiktöpfen an den Hauseingängen und auf den Fenstersimsen stehen.
„Buon giorno“, erwidert man freundlich ihren Gruß. Von der Stadtmauer aus kann man am Ende der Straße ihr Hotel sehen.„Albergo Il Terrazzino“ steht in schnörkeligen Buchstaben an der Front des Hauses.
In der Auslage einer Immobilienagentur studiert sie aufmerksam die Hausangebote. Nur wenige sind mit Preisen ausgezeichnet.
Du kannst es Dir nicht leisten, ein Haus zu kaufen mit dem bisschen Geld, schimpft sie innerlich mit sich selbst.
Jahrelang hat sie mit Henning bei jedem Urlaub in der Toskana Häuser besichtigt. Stunden hatte sie damit verbracht, Grundrisse zu zeichnen und zu verändern. Den Traum, in der Toskana ein Haus zu kaufen, hatte sie nie ganz begraben und gehofft, dass er doch noch zu realisieren sei. Bis zum letzten Jahr da kam die Frau und das Aus.
Jetzt ist sie in einem Teil von Italien, der ihr vollkommen fremd ist
„ le Marche“. Von dieser Region hat sie noch nie gehört.
Ich muss mir unbedingt eine Karte von der Adriaküste kaufen. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich mich jetzt befinde.
Als sie in das Hotel zurückkehrt, hat sie eine Landkarte unterm Arm und geht durch das Restaurant auf die Terrasse. Die Terrasse, was für ein Ausblick! Von hier aus sieht man über die gesamte mit Hügeln durchzogene Landschaft. Diese Vielfalt der Farben! Mit Büschen und Bäumen gesäumte dunkelgrüne Flure und korngelbe Felder, unterbrochen vom silbrig glänzendem Grün wogender Wipfel der Olivenhaine und den symmetrisch ausgerichteten Weinstöcken. An den Hügeln kleben vereinzelte Häuser und kleine Dörfer mit ihren herausragenden Kirchtürmen. Die Dächer gleichen bunten Patchwork Kappen, die über die Häuser gestülpt wurden. Das Hochgebirge im Westen zeichnet sich als Grenze zum fast streifenlosen blauen Himmel ab. Die felsigen Gipfel und Steilhänge glitzern weiß in der Sonne. Fast könnte man es für Schnee halten. Die Ebene durchzieht ein ausgetrocknetes Flussbett. Hier erkennt man zu beiden Seiten flache Industriebauten. Die Luft flimmert und glitzert, als wäre sie mit Diamantenstaub gepudert. Es scheint als würden diese kleinen Partikel Töne hervorbringen. Töne wie ein helles Zirpen und klirrendes Summen. Es ist windstill. Nicht ein Hauch, lässt die Blätter der knorrigen alten Espen, die das untere Grundstück säumen, erzittern.
Überwältigt nimmt Hanna sich einen Platz am äußersten Rand der Terrasse. Franco kommt und spannt den Sonnenschirm auf.
„Es wird sonst zu heiß“, meint er. „Möchten Sie etwas bestellen?“
„Einen Prosecco“ sie sieht verstohlen auf ihre Armbanduhr, halb eins, da darf man einen Prosecco trinken ohne aufzufallen.
Als das Glas und vier kleine Schüsseln mit Erdnüssen, Oliven und kleinen Snacks auf ihrem Tisch stehen, fühlt sie sich zum ersten Mal wie in Italien. Wenn jetzt noch Henning..... schnell verwirft sie den Gedanken.
„Salute, auf einen Neubeginn“ ihre Hand zittert ein wenig.
Sie breitet die Landkarte aus und fährt mit dem Zeigefinger ihre Route nach bis sie an ihrem jetzigen Ziel angekommen ist. Mit einem roten Kreis markiert sie den Punkt auf der Karte.