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Der natürliche Lebensraum
ОглавлениеAlle Steatocranus-Arten im eigentlichen Sinn – nochmals: ohne „Steatocranus“ irvinei – kommen nur im System des Kongo vor, der mit mehr als 1.100 Fischarten das artenreichste Flusssystem in Afrika bildet. Die meisten Steatocranus -Arten sind im Hauptstrom selbst zu finden, wobei eine Artenkonzentration im unteren Bereich des Flusses zu bestehen scheint, im Bereich der sogenannten „Cuvette Central“ bzw. dem Pool Malebo (ehemals Stanley Pool) um die Städte Brazzaville und Kinshasa bis etwa 150 km flussabwärts davon. Einige Arten wurden aber auch in abgelegeneren Bereichen des Systems gefunden.
Im Hauptstrom selbst ist das Wasser trübe, die Sicht beträgt meistens deutlich weniger als einen Meter, oft nur 20–30 cm. Hierfür ist sicherlich das durch die starke Strömung aufgewirbelte Sediment ursächlich, aber auch viele Schwebstoffe, Mikropartikel und sonstige Inhaltsstoffe, so wie es bei den meisten der ganz großen Flüsse der Welt der Fall ist. In den kleineren Nebenflüssen, wo einige wenige Arten zu finden sind, ist das Wasser meistens deutlich klarer. Unabhängig davon aber ist die Fließgeschwindigkeit immer hoch. Steatocranus -Arten sind nicht in den Stillwasserbereichen zu finden, sondern sie leben in Stromschnellenzonen oder anderen Bereichen starker, turbulenter Strömung.
Ich konnte einige der Stromschnellengebiete des Kongo bei und unterhalb von Brazzaville in der Republik Kongo untersuchen. Durch die vielen eingebetteten Steine im Fluss gibt es sehr starke Verwirbelungen, die Strömung ist stellenweise so stark, dass es schon in knietiefem Wasser fast nicht mehr möglich ist zu stehen. An einigen Stellen kommt es auch zu Verengungen des Flussbettes, was die Strömungsgeschwindigkeit in diesen Bereichen noch weiter erhöht.
Ich konnte beobachten, dass Exemplare verschiedener Steatocranus-Arten gerne und häufig gemeinsam an Abrisskanten hinter großen Steinen bzw. Felsbrocken standen, wobei sie mit dem Kopf gegen die Strömung ausgerichtet waren und offensichtlich warteten, ob vielleicht Nahrung vorbeigetrieben wird. Aber auch der Aufwuchs auf den Steinen wurde fleißig abgesucht. Bei Störungen verschwanden die Steatocranus sofort zwischen den Steinspalten bzw. im Lückensystem des schottrigen Bodens.
Blick auf den Beginn der Stromschnellenregion des Kongo bei Kinshasa/Brazzaville. Hier ist der Fluss zwar ziemlich breit und seicht, weist jedoch eine hohe Fließgeschwindigkeit auf.
Unmittelbar nach den Städten Kinshasa und Brazzaville beginnt der Kongo, sich wieder zu verengen. Dadurch erhöht sich die Fließgeschwindigkeit. Im Zusammenspiel mit vielen Felsbrocken im Flussbett entstand hier ein Flussabschnitt mit größten Turbulenzen – der Lebensraum für eine Reihe stark angepasster, rheophiler Arten, nicht nur unter den Cichliden
Höhere Wasserpflanzen konnte ich im Fluss nicht entdecken, nur an einige Stellen wuchsen kurze Algen. Der Bodengrund zwischen den Steinen war aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit überwiegend aus grobem Sand bzw. Schotter gebildet, nur im Strömungsschatten von großen Steinen oder Felsen gab es manchmal feineres Sediment, ebenso in einigen flacheren Ausbuchtungen der Uferregion, wo sich allerdings keine Steatocranus mehr aufhielten. Hier gab es andere Buntbarsche, wie z. B. Ctenochromis oder Nanochromis.
Das Wasser im Kongo ist weich, mit einer maximalen Härte bis etwa 7° GH und 1–2° KH, einer Leitfähigkeit von weniger als 150 Microsiemens, der pH-Wert liegt etwas über 7 bis 7,5 und die Wassertemperatur bei 24,5–26,5 °C.
In den Nebenflüssen ist das Wasser ebenfalls weich, meist sogar weicher als im Hauptfluss (unter 100 Microsiemens). Wasserpflanzen sind auch dort selten, und wenn sie doch vorkommen, so normalerweise nicht in den Bereichen größerer Strömung.