Читать книгу Besser hören - leichter leben - eBook - Anton Stucki - Страница 9

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1. Es ist ein guter Anfang, wenn man weiß, wo man hinwill

Jedem biologischen Lebewesen ist die Fähigkeit in die Wiege gelegt worden, sich selbst zu heilen. Wir alle erleben das Tag für Tag. Wir stoßen uns mit dem Fuß am Tischbein, schneiden uns in den Finger oder schürfen uns die Knöchel an der Wand auf. Es schmerzt, es blutet vielleicht, doch sofort fängt unser Körper an, sich zu heilen: Nach einer Verletzung beginnt sofort eine Regulation und Regeneration aus den naturgegebenen Fähigkeiten des Körpers heraus. Diese Fähigkeit gehört zu allem Lebendigen. Eine Maschine hat sie nicht. Manchmal erleben wir jedoch, dass dieser Heilungsprozess nicht oder nur sehr langsam in Gang kommt oder die Heilung nicht vollständig ist.

Wir merken dann, dass unser Körper nicht mehr so funktioniert wie vor der Verletzung.

Regulation, regulieren: regeln; ordnen; gleichmäßig machen; nach einer Norm, einem Maß einrichten (lat. regula [Maßstab, Regel]). – Ich verwende diesen Begriff im Zusammenhang mit der selbsttätigen Anpassung eines Lebewesens an eine natürliche Ordnung infolge eines Ordnungsimpulses. Die Regulation ist ein Prozess. Am Beginn steht die Stabilisierung der vorhandenen Symptome, in erster Linie die Herstellung eines Gleichgewichts, von der aus dann der weitere Aufbau der körperlichen und geistigen Fähigkeiten stattfindet.

Regeneration: Wiederherstellung, Erneuerung, (Biol.) natürliches Ersetzen verlorengegangener organischer Teile (lat. regeneratio [Wiedererzeugung]). – Regeneration ist die grundsätzliche Fähigkeit jedes lebendigen Organismus, organische Teile und Funktionen seines Körpers wiederherzustellen: sich selbst zu heilen.

In diesem Buch betrachten wir jenen Vorgang unter dem besonderen Blickwinkel des Hörens: warum wir schlechter hören, warum wir nicht mehr so hören wie früher. Was sind die Ursachen für Hörminderung? Wie können wir die Fähigkeit zur Regeneration und Regulation unseres gesamten Systems – dazu gehört unser Körper mit all seinen Funktionen, unsere Seele und unser Geist mit seinem Verstand – stärken und aktivieren, um Fähigkeiten wiederherzustellen oder neue zu gewinnen? Ein System reagiert und arbeitet immer als Ganzes. Werden Teile beeinflusst, wirkt sich das auf das Gesamte aus.

Auch wenn wir nicht sichtbare und unmittelbar berührbare Aspekte unseres Seins dabei einbeziehen wie zum Beispiel den »Geist«, ist es mir wichtig, dass wir immer auf der Ebene bleiben, auf der die dargestellten Gedanken, Zusammenhänge und Übungen für jeden überprüfbar sind – und damit meine ich auch die Menschen, für die eine geistige Welt oder Seele, Schwingungen und Energiequalitäten, Informationen und Informationsfelder nicht real oder reine Glaubenssache sind. Die tatsächliche Erfahrung in unserer realen Welt, in unserem Körper, reicht vollkommen aus und ist am Ende auch der Prüfstein, ob eine Idee oder ein Konzept funktioniert und die gewünschte Wirkung hat.

Wissen und Bewusstsein sind gefragt, um die Strukturen für das Hören aufzubauen und die uns innewohnenden Heilungskräfte fließen zu lassen, damit wir uns selbst und die Stimmen der Menschen um uns herum wieder entspannt hören können.

Die Fähigkeit zur Selbstheilung ist eine Grundfähigkeit des Lebendigen, und auf dieser bauen wir auf. Sie gilt für das Hören genauso wie alle anderen Funktionen unseres Körpers.

In diesem Buch zeichne ich die theoretischen Grundlagen für die Regeneration des Hörvermögens auf. Ich erläutere das »Basisverfahren zur Hörregeneration«, das seit 2009 praktisch angewendet wird. Ergänzt werden Theorie und Basisverfahren durch praktische Übungen, die Sie – genau wie das Basisverfahren – allein oder mit Unterstützung eines Begleiters zu Hause problemlos umsetzen können.

Basisverfahren zur Hörregeneration: Bezeichnung für den definierten Prozess des Trainings in einzelnen aufeinander aufbauenden Schritten für die Verbesserung der Hörfähigkeiten. Die Bezeichnung »MUNDUS Basisverfahren zur Hörregeneration« ist als Wortmarke in Deutschland geschützt beim Deutschen Patent- und Markenamt. Kurzbezeichnung: »Basisverfahren«.

Der praktische Ansatz, den dieses Buch vorstellt, ist neu, unkonventionell und verbindet verschiedene Wissensgebiete aus den Bereichen von Physiologie, Biologie, Anatomie, Physik, Psychologie, Traumatherapie, Feldtheorie und Gehirnforschung. Der Ansatz geht über die rein mechanische Vorstellung hinaus, dass Schädigungen der Mechanik im Ohr, zum Beispiel geknickte Härchen im Innenohr, verantwortlich für den Hörverlust sind und diese Schädigung eine Hörverbesserung unmöglich macht.

Feldtheorie: Modell zur Beschreibung der physikalischen Realität mittels Feldern, wodurch die Wechselwirkung der Teilchen durch Nahwirkung erklärt werden kann. – Die klassische Feldtheorie arbeitet insbesondere mit Mathematik, um die physikalischen Kräfte und ihre Wechselwirkungen zu beschreiben. Der englische Forscher Rupert Sheldrake hat einen neuen wissenschaftlichen Ansatz der sogenannten morphogenetischen (gestaltgebenden) Felder entwickelt, wobei überlebensbezogene Informationen von Lebewesen in nichtmaterielle sogenannte »Informationsfelder« eingespeist werden und dadurch für alle Wesen, insbesondere derselben Spezies, verfügbar sind und abgerufen werden können.5

Ich bitte Sie zu prüfen, ob dieser Ansatz eine reale Wirkung hat, ob er Ihre Welt und Ihr Hören am Ende verbessert. Ob das hier vorgestellte Denkmodell die Erklärung für die Resultate ist, wird nicht entscheidend sein. Am Ende geht es nur darum: Hören wir einander wieder besser? Wenn Sie nur Inspirationen in diesem Buch finden – ist auch das wunderbar!

Sollten Sie an einen Punkt kommen, an dem Sie aufhören, weiter an der Verbesserung Ihres Hörvermögens zu arbeiten, dann finden Sie heraus, ob und wo genau es Verständnisschwierigkeiten gab. Gern können Sie mir dann auch Ihre Fragen schreiben.

Jeder Mensch hört

»Nicht sehen können trennt uns von den Dingen,

nicht hören können trennt uns von den Menschen.«

Helen Keller

Wir sind nicht schwerhörig – wir hören nur nicht, wo der andere ist.

Kennen Sie diese Situation? Sie sprechen mit jemandem allein in einem ruhigen Raum. Sie unterhalten sich in normaler Lautstärke, vielleicht sogar leise, und Sie verstehen gut, was Ihr Gesprächspartner sagt. Ganz anders wird es jedoch, wenn Sie sich mit jemandem unterhalten und es um Sie herum etwas lauter ist, zum Beispiel im Restaurant. Von überall her kommen Geräusche, allenthalben wird geredet, vielleicht tönt noch Musik aus kleinen Lautsprecherboxen oben an der Decke und an der Wand. Jetzt haben Sie ein Problem: Sie können dem Gespräch an Ihrem Tisch kaum mehr folgen, und die Unterhaltung wird sehr schwierig.

Sitzen wir an einem großen Tisch, vielleicht bei einem Konferenzgespräch, einem Meeting, an dem mehrere Leute teilnehmen und das Gespräch hin und her geht, ist es natürlich besonders wichtig zu hören, wer gerade spricht. Ansonsten können wir nicht miteinander kommunizieren, können nicht mitreden, sind viel zu langsam. Bevor Sie realisiert haben, was die eine gesagt hat, hat schon der nächste begonnen zu sprechen, und Sie verlieren immer mehr den Faden. Und den Anschluss.

Fazit: Im Einzelgespräch kann ich mein Gegenüber verstehen. Kommen weitere Geräuschquellen hinzu, verstehe ich sie oder ihn nicht mehr.

Das zeigt uns zweierlei:

• Im Grunde können wir hören, denn sonst könnten wir den anderen ja auch im Einzelgespräch nicht verstehen.

• Wir haben Schwierigkeiten, uns dort, wo mehrere Geräuschquellen gleichzeitig vorhanden sind, auf eine Quelle auszurichten, uns im sogenannten »Störgeräusch« zu fokussieren. (Warum das so ist und wie wir wieder lernen, unsere Mitmenschen besser zu hören, erkläre ich in diesem Buch.)

Indem wir hören, wollen wir verstehen – was hören wir da? Wir hören einander zu, wir hören uns selbst zu. Wir wollen in uns nachvollziehen, was die Welt »da draußen« uns mitteilt. Das ist ein sehr komplexer Vorgang, in dem viele Aspekte unserer Sinne zusammenwirken und -arbeiten. Stellen wir den Hörvorgang im Folgenden kurz zusammengefasst dar.

Aspekt: Blickrichtung, Ansicht, Gesichtspunkt (lat. aspectus [eigtl. »das Hinsehen«]). – Wesentliche Elemente einer Sache, eines Themas, die sich immer auf dasselbe Subjekt beziehen, es jedoch von verschiedenen Seiten beleuchten. Damit können auch verschiedene Ebenen der Beschreibung gemeint sein, zum Beispiel ein Mensch mit seinen Emotionen, seinem körperlichen Zustand, seinen erworbenen Fähigkeiten.


Anatomische Übersicht des menschlichen Ohrs.

Informationen (Schallwellen und Schwingungen) von außen treffen auf unseren anatomischen Hörsinn. Die Ohren wirken wie eine Schale, die Schallwellen empfängt und diese nach innen in den Gehörgang leitet. Dort treffen sie auf das Trommelfell und bringen es in Bewegung. Direkt mit dem Trommelfell verbunden sind die 3 kleinsten und härtesten Knöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel genannt – in unserem Körper, die, angeregt durch das Trommelfell, die Bewegung durch das Innenohr hindurch an die Gehörschnecke weitergeben. Hier werden über Druckänderungen Wellen ausgelöst, die ihrerseits die Haarzellen in Bewegung versetzen, so wie der Wind die Wipfel der Bäume im Wald bewegt.

Jede einzelne dieser etwa 20 000 bis 30 000 Haarzellen (die Angaben schwanken sehr stark) in der Gehörschnecke (Cochlea) ist mit einer Nervenzelle verbunden, und diese Nervenzellen geben die erhaltene Anregung als elektrischen Impuls über den Hörnerv ans Gehirn weiter. Erste Station ist das Stammhirn, um notfalls blitzschnell reagieren zu können. Von dort geht es weiter in verschiedene Bereiche des Gehirns.6

Cochlea: Teil des Innenohrs (gr. kochlías [Schnecke, schneckenförmiges Gebilde]).

Ebenfalls beteiligt am Hören ist unser Gleichgewichtsorgan (die 3 Bogengänge), das auch im Ohr sitzt und feinste Steuerimpulse über den Gleichgewichtsnerv in unsere Muskulatur gibt. Zudem ist jedes Ohr mit beiden Gehirnhälften verbunden, technisch gesprochen kreuzverschaltet, und beeinflusst die elektrische Grundschwingung unseres Gehirns, die bei einem EEG sichtbar gemacht werden kann. Der Hörvorgang beeinflusst also, wie die beiden Gehirnhälften zusammenwirken und dadurch optimal miteinander arbeiten können.

EEG: Abkürzung für »Elektroenzephalogramm« oder »Elektroenzephalografie«. Ableitung und Aufzeichnung der durch die Tätigkeit der Hirnrinde entstehenden feinen Ströme und Auswertung der Unterschiede gegenüber den normalen Kurven zur Krankheitserkennung (gr. egképhalon [Gehirn]).


Weg des Schalls (der Information) vom Ohr bis zum Gehirn.7 Die Grafik zeigt uns den komplexen Weg der Signalweiterleitung aus dem Innenohr ins Gehirn. Die Kreise mit den Punkten stehen für Ansammlungen von Nervenzellen, eine Art Rechenzentren, wo die Informationen eine erste Bewertung und Verarbeitung erfahren. Die gelben Linien stehen für die Nervenfasern, die auf der rechten Seite zahlreicher sind. Dieser gesamte Weg wird »Hörbahn« genannt. Wir wissen einiges über die Anatomie, doch längst verstehen wir noch nicht, wie alles zusammenspielt und es offensichtlich möglich ist, diese Vielzahl von beteiligten Nerven und Nervenleitungen miteinander abzugleichen und dabei noch in Bruchteilen von Sekunden eine Information zu verarbeiten.

Zusätzlich hören wir auch über unsere Knochen, die sogenannte Knochenleitung, tiefe Frequenzen. Hohe Schwingungen, insbesondere Luftdruckschwankungen, nehmen wir mit unserem Körpergewebe, vor allem der Haut wahr. Auch taube Menschen, die den gesprochenen Schall nicht oder nicht mehr bewusst wahrnehmen, empfinden Schwingungen und verarbeiten sie.

Alle Lebewesen, von der kleinsten Mikrobe bis zum größten Wal, hören. Das heißt, sie nehmen Schwingungen wahr, verarbeiten diese, reagieren darauf und geben selbst ihre spezifische Schwingung, ihre Worte, ihr Singen, ihr Blubbern, ihr Bellen wieder in die Welt hinaus.

Hören ist untrennbar mit dem Sprechen verbunden, mit der Wahrnehmung unseres Umfelds und unserer Information, unserer Schwingung, unserer Mitteilung an die Welt. Höre ich das freudige Lachen meines Kindes, entspanne ich mich. Höre ich das durchdringende »Tatütata« des Feuerwehrautos, steigen meine Aufmerksamkeit und meine Spannung unmittelbar. In der einen Situation verlangsamt sich mein Herzschlag, und mein Blutdruck sinkt; in der anderen pocht mein Herz kräftiger, und mein Blutdruck steigt, um notfalls handeln zu können.

Geräusche beeinflussen und verändern ständig unser Leben. Sie bestimmen mit, wie wir uns fühlen, ob wir uns entspannen oder in Alarmbereitschaft gehen. Immer ist unser ganzes Wahrnehmungssystem einbezogen und beteiligt. Immer und zu jeder Zeit ist auch mein Hörsinn eingeschaltet. Auch wenn ich schlafe, reagiere ich auf Geräusche. Wir hören nicht auf zu hören. Sobald es ein ungewöhnliches Geräusch gibt, sind wir schon wach. Unser Bewusstsein scannt ständig über das Hören die Umgebung – das Hören schläft nie.

Ohne Unterlass verarbeitet unser Hörsinn also die Geräusche in der näheren und weiteren Umgebung und prüft dabei unter anderem immer: Ist alles in Ordnung? Deshalb ist unser Hören auch für unser Körpergefühl der Sicherheit zuständig, weil wir so Dinge wahrnehmen, die wir nicht sehen.

Unser Hören ist ein 360-Grad-, also ein Rundum-Sinn und geht in alle Richtungen. Wir können, wenn wir in einem Zimmer sind, durch die Fenster schauen. Das ist jedoch nur eine begrenzte Wahrnehmung unserer Umgebung. Hören können wir jedoch sogar durch Wände. Wir wissen dadurch, was um uns herum los ist. Ich kann hören, wenn im anderen Zimmer gesprochen wird, der Fernseher läuft oder vor der Tür jemand ruft: »Wo bist du?«, auch wenn ich das alles nicht sehe.

Wie schnell wir von Entspannung auf höchste Spannung und Wachheit umschalten, ist in vielen alten Western zu sehen. Die guten Indianer sitzen des Abends um das Lagerfeuer, die bösen Gauner schleichen sich an. Da knackt der dürre Ast, und alle Indianer springen auf … Oder etwas weniger dramatisch: Bei unserem Wecker ist der klassische Klingelton in der Tonhöhe so abgestimmt, dass unser Wahrnehmungssystem uns alarmiert und uns am Verstand vorbei direkt aus dem Schlaf in den Wachzustand holt.

Der Vorgang des Hörens

Ein gesunder Hörsinn führt also über die akustische Wahrnehmung zu einer umfassenden und korrekten eigenen Orientierung im Raum. Die Nähe und Distanz des eigenen Körpers zu statischen oder sich bewegenden anderen Körpern in der gesamten nahen und weiten Umgebung muss über den Hörsinn geortet und nahezu gleichzeitig im Gehirn berechnet und zugeortet, das heißt im Raum positioniert werden. Damit werden die eigene Position, der eigene Standpunkt im dreidmensionalen Raum und die zeitliche Zuordnung möglichst präzise definiert. Die zeitliche Abfolge – welches Geräusch folgt auf welches andere, welche Zeit braucht ein Objekt, um zu mir zu gelangen oder sich an mir vorbeizubewegen – ist eine wichtige Information, die ich auch über den Hörsinn erhalte.

Orientierung: die Feststellung eines Standorts nach der Himmelsrichtung, das Sichzurechtfinden, die Bestimmung der eigenen Lage (gleichbedeutend frz. [s’]orienter [eigtl. »sich gegen Osten wenden«]). – In Bezug auf das Hören: die exakte Positionierung einer Geräuschquelle und seiner selbst im Raum.

Raum: 1. Weite, Ausdehnung; Länge, Breite und Höhe; Platz, Möglichkeit etwas unterzubringen; Weltall, Weltraum. 2. Bedeutung nach Zusammenhang: Erlebnisraum; realer Raum; Zimmer, Wohnraum; Zeitraum; geistiger Raum und so weiter.

Eigene und fremde Bewegungen, Annäherungen, Stillstand, Geschwindigkeiten müssen über den Hörsinn aufgenommen, über das zentrale Nervensystem an das Hörzentrum im Gehirn weitergeleitet, dort bewertet, eingeschätzt und berechnet werden.

Wir haben gesehen, dass jedes Innenohr mit beiden Gehirnhälften verbunden ist. So können zum Beispiel akustische Signale, die von beiden Ohren kommen, im Gehirn miteinander verglichen werden. Zeitliche Unterschiede der Ankunft des gleichen Signals auf dem linken und dem rechten Ohr werden analysiert, und daraus berechnet unser Gehirn die Bewegung des Objekts, welches das Geräusch erzeugt. Gleichzeitig wird auch der Inhalt des Lauts bewertet: Was erzeugt das Signal, ist es zum Beispiel ein Feuerwehrauto?

Ortung, Orientierung und Ordnung sind also aufs Engste miteinander verknüpft. Die akustische Ortung erfolgt über ein dreidimensionales Achsenkreuz, das unterscheidet zwischen:

vornehinten=horizontale Achse
obenunten=vertikale Achse
rechtslinks=seitliche Achse

Damit das Gehirn die Position und die Bewegung eines Objekts richtig berechnen kann, benötigt es solche physikalisch korrekten und akustisch eindeutigen Informationen über den Hörsinn. Ist der Hörsinn gestört oder liefert er verwirrende Informationen an das Gehirn, wird eine korrekte und eindeutige Berechnung des akustischen Geschehens der Umgebung beeinträchtigt und eine klare Orientierung und damit Verarbeitung der Hörinformationen behindert. Dies erleben wir subjektiv als »schlechter hören«.

Schlechter zu hören ist aber nicht normal – auch nicht, wenn man älter wird. Für viele Menschen ist dies jedoch zuerst einmal Realität. Es geht dabei nicht um ganz feine oder sehr leise Geräusche, zum Beispiel das Summen einer Fliege im Zimmer oder das sanfte Blätterrauschen im Wind. Es ist zwar nicht schön, wenn ich das nicht mehr höre, für unsere Hauptkommunikation von Mensch zu Mensch jedoch ist es nicht entscheidend, denn physikalisch bleibt die Kommunikation zwischen Menschen angesichts der enormen Empfindlichkeit unseres Gehörs relativ laut.

Hierzu folgen jetzt einige vertiefende Hintergrundinformationen für Fachleute und besonders interessierte Laien. Ich stelle Ihnen eine Tabelle mit verschiedenen Messwerten und Erklärungen zur Messtechnik vor. Diese Werte und ihre Ermittlung sind für das grundlegende Verständnis des hier Gesagten jedoch nicht erforderlich.

Die Tabelle verdeutlicht mit einer Übersicht von Geräuschen und ihrer Lautstärke, gemessen in Dezibel (dB), über welches große Spektrum unser Hörsinn verfügt. Diese Maßeinheit erhielt ihren Namen »Bel« zu Ehren von Alexander Graham Bell (1847–1922), der Ideen für das Telefon zur Marktreife weiterentwickelte.8 Bei dieser Maßeinheit geht es nicht um absolute Werte, sondern um das Verhältnis zweier gemessener Werte zueinander, zum Beispiel des auf Zimmerlautstärke (= 60 dB) eingestellten Fernsehers im Vergleich zum Lärm von starkem Straßenverkehr (= 70 dB). Selbstverständlich ist dabei immer auch der Abstand zur Geräuschquelle wesentlich. Deshalb sind gemessene Werte stets in Abhängigkeit davon zu betrachten.

Dezibel: auf dem dekadischen Logarithmus beruhendes Maß für die Dämpfung von Schwingungen (keine Maßeinheit, sondern nur ein Hinweiswort für die Verwendung des dekadischen Logarithmus). »Dezi-« bezeichnet dabei den zehnten Teil eines Bels (lat. decem [zehn]).

Diese Werteskala ist eine logarithmische Funktion, das bedeutet, dass sich alle 10 dB der Wert verdoppelt. Ein Wert von 40 dB ist also gegenüber dem Ausgangswert von 10 dB nicht 4-mal, sondern 8-mal lauter.

Logarithmische Funktion, Logarithmus: diejenige Zahl b, mit der man in der Gleichung ab = c die Zahl a potenzieren muss, um die Zahl c zu erhalten (gr. lógos [Vernunft, Verhältnis] und árithmos [Zahl]).

Noch einmal anders ist es bei der Intensität, man könnte auch »empfundene Lautstärke« sagen. Dabei gilt für eine Kugelwelle (natürliche Welle), dass bei einer Verdopplung des Abstands der Schallintensitätspegel um –6 dB abnimmt. Die Intensität fällt also auf das 1/4-Fache (25 Prozent) des Vergleichswerts (Anfangswert). Die Schallintensität nimmt dabei im Verhältnis von 1/r2 zum Abstand ab.9

Diese Ausführungen zeigen, dass Schall zu messen ganz schön kompliziert ist, und die Werte sind nicht so objektiv, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. Ein Akustikmeister sagte mir einmal: »Mit unseren ganzen Programmen und den daraus hervorgehenden Kurven und Messwerten stellen wir hauptsächlich fest, ob jemand gut oder schlecht hört. Alles andere ist so veränderlich und im Fluss, dass wir oft schon bei der nächsten Messung ganz andere Werte erhalten.«

Beispiele für Geräusche und ihre Lautstärke in dB (Dezibel) 10


*Der Messwert für den Schalldruckpegel dB mit der Ergänzung (A) stellt eine Frequenzbewertung dar.11 Das ist ein Verfahren zur frequenzabhängigen Anpassung von Schalldruckpegeln in der Akustik. Hierbei werden die Messgrößen durch einen bewertenden Filter gewichtet, der den Frequenzgang des menschlichen Gehörs berücksichtigt und somit die Messwerte dem menschlichen Hörempfinden anpasst. Die Frequenzbewertung ist ein frequenzabhängiger Abzug beziehungsweise Zuschlag von ermittelten Pegeln und wird »bewerteter Schalldruckpegel« genannt, welcher als dB(X) oder dBX angegeben wird. Das Symbol X steht dabei für den im jeweiligen Fall konkret eingesetzten Bewertungsfilter. In praktischen Anwendungen üblich sind die A-Bewertung, ausgedrückt in dB(A), und bei hohen Schalldruckpegeln eine C-Bewertung in dB(C).

Näherungen über den Zusammenhang der Empfindung der Lautstärke und der technisch erzeugten, vorwiegend gemessenen Werte 12

+10 dB ist der Pegel der zweifach wahrgenommenen Lautstärke in der Psychoakustik (die die menschlichen Empfindungen bei Schallereignissen und deren Beziehung zu tatsächlich gemessenen Werten – ungefähr empfunden – beschreibt). Je geringer die Lautstärke, desto feiner nehmen wir Unterschiede wahr.

+6 dB entspricht der Verdopplung beim Schalldruck (Spannung) bei der gemessenen Pegeländerung von +6 dB.

+3 dB Pegelerhöhung bedarf der zweifachen Energie, also der Verstärkerleistung, überwiegend berechnet.

Die Tabelle zeigt, dass wir auch trotz einer Schwächung des Gehörs (Hörschwelle bei 30 dB) ein in normaler Lautstärke geführtes Gespräch eigentlich hören müssten, da dieses immer noch 8-mal lauter ist als unser Atemgeräusch. Selbst bei einer schon fortgeschrittenen Hörschwäche, wenn wir erst ab 40 dB eine Hörwahrnehmung haben, wäre ein Gespräch immer noch 4-mal lauter als die Geräusche, die wir gerade noch hören können.

Was ich damit noch einmal deutlich machen möchte: Wenn ich meinen Gesprächspartner nicht verstehe, weil ich ihn nicht mehr richtig höre – das heißt, wenn selbst ein in normaler Lautstärke geführtes Gespräch für meinen Hörsinn nicht mehr laut genug ist –, dann hat das nur sehr selten mit »Schwerhörigkeit« zu tun. Und doch geschieht es oft, dass ich »schwer höre«. Wir verlernen durch Belastungen, durch bestimmte Ereignisse des Lebens, richtig zu hören.

Unsere Aufgabe ist also, wieder hören zu lernen. Wir können den Hörsinn wieder aufbauen, indem wir die akustische Ortung und Verarbeitung der Hörinformationen im Gehirn trainieren. Hierfür müssen wir nichts nachwachsen lassen oder ersetzen. Die Hardware beziehungsweise die physischen Komponenten unseres Hörsinns sind, wie sie eben gerade sind. Unsere Aufgabe ist, diese vorhandene Hardware wieder vollständig und korrekt zu nutzen. Wie und warum das geht, ist mit seinen verschiedenen Aspekten in diesem Buch erklärt, eine genaue Anleitung für das Training finden Sie in Kapitel I.5 (Das MUNDUS-Basisverfahren zur Hörregeneration®), weitere ergänzende und stärkende Übungen in den folgenden Kapiteln.

Auf Altbewährtes setzen – Unsere Steuerung

Die gesamte Wahrnehmung unserer individuellen Welt, sowohl der Welt »da draußen« als auch der in unserem Inneren, ist immer geprägt von unserem Bewusstsein. Das ist die Instanz in uns, die wahrnimmt, vergleicht und unterscheidet. Immer lernen wir dabei oder greifen auf bereits Erlerntes zurück. Dabei ist die Verarbeitung von bereits bekannten und sich wiederholenden Informationen automatisiert und bedarf kaum unserer Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel das Schalten der Gänge beim Autofahren. Haben wir es einmal erlernt und oft genug wiederholt, können wir es nebenbei ausführen, ohne darüber nachzudenken.

Im Vorgang des Lernens werden überlastende Informationen und Schwierigkeiten ganz oder teilweise ausgeklammert, zum Beispiel wenn wir als kleine Kinder gerade dabei sind, lesen zu lernen und dabei unter enormen Druck gesetzt oder sogar abgewertet werden (Du bist aber langsam! Du lernst das nie!). Das, was für unser Erleben zu viel ist, wird in einen Bereich unseres Bewusstseins eingeordnet, der nicht mehr unmittelbar zugänglich ist, das sogenannte Unterbewusstsein.

Grundsätzlich sind wir für den Lernprozess bestens ausgestattet. Wir tragen dafür ausgereifte Strukturen in uns, die sich im Laufe der Evolution über Millionen von Jahren entwickelt und bewährt haben. Diese Fähigkeit zu lernen ist wunderbar geeignet, sich auf Veränderungen einzustellen, sich anzupassen und sich selbst zu regulieren.

Alles, was wir heute beherrschen – sowohl als Menschheit insgesamt wie auch als individuelle Wesen –, konnten wir nicht auf Anhieb. Schauen wir ein Kind an, das gerade die ersten Schritte gehen möchte. Wie viele Stufen müssen gemeistert werden, wie oft fällt es hin und steht immer wieder auf? So lange, bis es die feine Regulation und Ausrichtung und gezielte Steuerung der einzelnen Muskeln gelernt hat, um gehen zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Hören.

Wir kommen in der Regel mit einem sehr feinen Gehör zur Welt, müssen jedoch die Verarbeitung und Zuordnung der Geräusche erst erlernen. Das machen Kinder ganz automatisch. Und wie? Mit einem ihrer Lieblingsspiele zum Beispiel: Verstecken! Dies ist nebenbei bemerkt schon eine sehr gute Übung auch für Erwachsene …

ÜBUNG: VERSTECKEN SPIELEN

Diese Übung macht richtig Spaß und kann bei jedem Wetter drinnen oder draußen gespielt werden: »Wo bist du? Ich höre dich – ich komme!« So lernt man spielerisch, Geräusche im Raum zu orten. Eine Auflistung aller Übungen mit einigen Hinweisen finden Sie im Anhang.

Haben wir eine Fähigkeit »verloren« oder haben wir etwas bisher überhaupt noch nicht gelernt, können wir uns das wieder aneignen, Schritt für Schritt. Wir können trainieren. Entscheidend ist hier ein folgerichtiges Vorgehen, das in aufeinanderfolgenden und aufeinander aufbauenden Schritten die gewünschte Fähigkeit entwickelt.

Das Training ist einer der Schlüssel für die Arbeit an der Regeneration unseres Hörsinns. Sie denken jetzt vielleicht: »Ich höre doch ständig, dann bin ich doch auch immer im Training?« Nein. Wenn wir nicht mehr gut hören, sind wir nicht im Training, sondern in der Belastung.

Ein Beispiel: Wenn ich mir meinen Rücken verrenkt habe oder mit der Zeit aus meiner Mitte gekommen bin, entsteht Schmerz. Es tut weh – dem versuche ich auszuweichen und stehe durch diese Schonhaltung oft noch schiefer in der Welt. Nun sage ich mir: »Ich muss trotzdem etwas tun und meinen Körper trainieren, laufen gehen, joggen, rennen.« Schreite ich vom Vorsatz zur Tat, dann ist das in Wirklichkeit eine Belastung, weil mein System das Training gar nicht umsetzen kann. Erst wenn mein Rücken wieder eingerenkt ist, wenn ich wieder in meine Mitte, in meine Balance gefunden habe, ist es sinnvoll, spazieren zu gehen oder zu joggen. Dann tut es meinem Körper gut und stärkt ihn.


Beispiel für die Folgen einer Schonhaltung. Vertikale Achse: Der Kopf ist nach rechts verschoben. Die rechte Schulter hängt, dadurch ist der Oberkörper insgesamt verschoben und in Spannung (Schulterblätter und Arme sind nicht auf gleicher Höhe). Die 34-jährige Mutter von 3 Kindern hat oft Rückenschmerzen und Verspannungen. Wahrscheinlich erfolgte dadurch eine Verstärkung des beidseitigen Tinnitus und der Hörschwäche.

Tinnitus: allgemeine Bezeichnung für subjektiv wahrgenommenes Rauschen, Klingeln und Pfeifen aller Art in den Ohren (lat. tinnitus [Klingeln, Geklirr]).

Genauso ist es mit dem Hören. Bin ich aus der Mitte (der Zusammenhang wird am Ende dieses Kapitels erläutert), dann ist Hören eine Belastung und kein Training. Ich merke es daran, dass Hören für mich anstrengend ist und längeres Zuhören mich ermüdet – auch wenn das, was ich höre, mich interessiert.

Unsere Aufgabe ist also, wieder eine natürliche Ordnung aufzubauen, das heißt, einen gesunden Impuls in ein vorhandenes Ungleichgewicht einzubringen mit dem Ziel, unsere natürliche Wahrnehmung wiederherzustellen.

Die übergeordnete Steuerung für unseren Körper – Die 3 Säulen

Unsere Wahrnehmungsfähigkeit ist verbunden mit einer zentralen Steuerung, die alle Vorgänge der Wahrnehmung, der Verarbeitung und Ausführung der körperlichen Funktionen koordiniert. Diese zentrale Steuerung ist unser bewusstes Sein.

Auf der körperlichen Ebene ist dieses Bewusstsein in unserem Gehirn und Nervensystem repräsentiert, die aus einzelnen Zellen aufgebaut sind. Das Körperbewusstsein arbeitet zum Beispiel auch dann, wenn wir schlafen. Der körperliche Aspekt unseres Gesamtbewusstseins funktioniert weitgehend autonom und instinktiv mit Informationen, die in unseren Genen verankert sind und in erster Linie das Überleben des Organismus sichern sollen.

Unser Bewusstsein besteht auch aus einem weiteren Aspekt, den wir mit Begriffen wie »Seele«, »Geist« und »Verstand« beschreiben. Er ist nicht an den Körper gebunden und kann auch unabhängig vom Körper Erfahrungen machen, wie das zum Beispiel geschieht, wenn wir uns etwas gedanklich vorstellen und ausmalen.

Beide Aspekte des Bewusstseins stehen immer im Austausch und lernen voneinander. Dabei arbeitet unser Bewusstsein ähnlich wie ein Computer mit Programmen (dem Vorgang des Gehens zum Beispiel), um Prozesse zu automatisieren und Informationen zu verarbeiten. Diese Programme können von unserem Bewusstsein neu geschrieben (Neues lernen), umgeschrieben (bestehende Fähigkeiten verändern) oder auch gelöscht werden (eine Fähigkeit nicht mehr beherrschen oder vergessen).

Um unser Bewusstsein als Steuerungsinstanz wieder zu verbessern – und damit die Basis für die Verarbeitung des Hörvorgangs –, müssen wir 3 zentrale Säulen einbeziehen:

Körpergeometrie: Sie definiert die Balance und Symmetrie unseres Körpers in der vertikalen und horizontalen Struktur. In ihr sind unsere Erfahrungen und Belastungen gespeichert und abgebildet.

Räumliche Ortung: Wie finden wir uns in der Welt zurecht, wo ist überhaupt alles? Können wir uns orientieren, oder sind wir verwirrt, weil die Dinge nicht dort sind, wo wir sie erwarten? Nehmen wir die Geräusche da wahr, wo sie entstehen, oder sind wir immer wieder überrascht: »Oh, daher kommt es, ich habe es von ganz woanders her gehört!«

Verarbeitung der Wahrnehmung: Was macht unser Gehirn mit den Informationen, die es bekommt? Warum scheint die Verarbeitung manchmal nicht mehr so gut zu funktionieren?

Diese 3 Säulen sind unmittelbar an allen Prozessen des Hörens beteiligt. Sie beeinflussen und unterstützen sich gegenseitig. Sie schwächen unseren Hörvorgang, wenn eine von ihnen nicht optimal funktioniert.

Das sind die 3 Säulen, mit denen wir arbeiten. Sie hängen auf sehr präzise und feine Weise miteinander zusammen und erzeugen auf der Basis unserer körperlichen Realität gemeinsam unser individuelles Hören. Sie wirken in viele weitere Vorgänge unserer Wahrnehmung und der Funktionen unseres Körpers hinein.

Wird die Steuerung (das Bewusstsein) auf der Basis dieser 3 Säulen wieder auf natürliche Weise ausgerichtet, erreichen wir beachtliche Selbstregulationen, wie der folgende Erfahrungsbericht deutlich macht (die genaue Funktionsweise ist beschrieben in Kapitel II.1 [Die 3 zentralen Säulen]).

ERFAHRUNGSBERICHT GLEICHGEWICHT

Wie bereits im Vorwort erwähnt, sagte ein 86-jähriger Herr »der alten Schule« nach 3 vorausgehenden Trainings beim letzten am Ende zu mir: »Also, Herr Stucki, ich muss Ihnen mal was sagen! Seit ich das Training mache, vergesse ich immer öfter meinen Stock, weil ich mich viel sicherer auf den Beinen fühle!« Er lächelte mich dabei an.

Sein Sohn, der Therapeuten in der Auflösung von Traumata ausbildet, ergänzte: »Mein Vater kann sich viel besser bewegen und hat nicht mehr so starke Gleichgewichtsprobleme.« Außerdem könne er sich mit ihm wieder viel besser unterhalten. Wenn er das nicht selbst so miterlebt hätte, könnte er es kaum glauben.

Das von mir entwickelte therapeutische Basisverfahren, das ich Ihnen in Kapitel I.5 vorstellen werde, bezieht diese 3 Säulen mit ein. Damit können Verbesserungen bei Hörschwächen aller Art erreicht werden, da dieses Verfahren auf physikalischen Grundlagen basiert, die für alle Menschen gelten. Doch zuerst widmen wir uns im nächsten Kapitel einmal den faszinierenden physikalischen Grundlagen des Schalls.

Physik und Akustik – Der Laie wundert sich, der Fachmann staunt

»Wir können nicht fehlgehen,

wenn wir der Natur folgen.«

Michel de Montaigne

Der Lehrmeister für die Naturakustik ist die Natur selbst. Die Naturakustik definiert den physikalischen Vorgang bei der Entstehung und Ausbreitung von Klängen, wie sie ohne jedwede Manipulation durch den Menschen geschehen. Die Akustik der Natur basiert auf elementaren Gesetzmäßigkeiten, die im nächsten Abschnitt erklärt werden.

Das Wort »Akustik« stammt ursprünglich von dem griechischen Wort akoustikós (das Gehör betreffend) ab.13 Die Akustik ist, ganz allgemein, die Lehre vom Schall. Sie ist eine Wissenschaft, die sich ursprünglich mit allen Erscheinungen befasst, die über das Ohr wahrnehmbar sind. Akustik setzt sich mit den Zusammenhängen der Entstehung und Erzeugung sowie der Ausbreitung, der Beeinflussung und Analyse von Schall auseinander. Weitere Bestandteile der akustischen Lehre sind die Wechselwirkungen von Schall mit Materialien sowie die Wahrnehmung durch das Gehör und seine Auswirkungen auf Menschen und Tiere. Die Akustik ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das eng mit anderen Fachgebieten verknüpft ist, unter anderem mit Physik, Psychologie, Physiologie und der Materialwissenschaft.

Materialwissenschaft: Materialwissenschaft und Werkstofftechnik (auch Werkstoffwissenschaft) ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit dem strukturellen Aufbau von Materialien und Werkstoffen und ihren mechanischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften befasst.

Kommen wir nun zu den grundlegenden physikalisch akustischen Gesetzen. Natürlich erzeugte Klänge und Geräusche – dazu gehören auch die Klänge von Musikinstrumenten und die menschliche Stimme – breiten sich physikalisch gesehen in kugelförmigen Schallfeldern aus. Von einem Punkt ausgehend, bewegen sich alle Frequenzen des Klangbilds gleichzeitig in alle Richtungen des Raums. Ein Geräusch in der Natur – das sanfte Plätschern eines Bachlaufs, der Gesang eines Vogels im Wald oder das Spiel einer Geige – hören wir klar und präzise in der gesamten Umgebung.


Sich gegenseitig durchdringende Wasserkreise.


Singt uns der Vogel sein Lied, erfreut sich unser Herz, und es passiert noch viel mehr: Die Spaltöffnungen an Pflanzen öffnen sich, und der Gasaustausch wird verstärkt, was sich auf das Wachstum und die Gesundheit aus wirkt.14

Wenn ich einen Stein ins Wasser werfe, bilden sich von dem Stein ausgehend Wellen, die sich in der Fläche kreisförmig ausbreiten. Da der Schall sich immer räumlich ausbreitet, ist diese Welle stets dreidimensional – eine sogenannte »Kugelschallwelle«.

Wenn wir uns jetzt den kleinen Vogel im Wald vorstellen, der uns ein Lied singt, dann hören wir ihn nahezu aus allen Richtungen gleich gut. Der sogenannte Direktschallanteil, das heißt der Schall, der über den Mund beziehungsweise über den Schnabel fast nur in eine Richtung abgestrahlt wird, macht lediglich einen kleinen Prozentsatz des Gesamtschallanteils aus, man spricht von 10 bis 15 Prozent. Die Form des schallerzeugenden Körpers erhöht (wie zum Beispiel bei einer Trompete) oder vermindert (wie zum Beispiel bei einer Klangschale oder Geige) den Direktschallanteil.

Das Lied des kleinen Vogels wird, wenn ich mich von ihm entferne, zwar leiser, bleibt jedoch auch dann vollständig erhalten. Technisch gesprochen, gehen kaum Frequenzen verloren. Eine klassische Lautsprecherbox (also Kiste) arbeitet nicht nach diesem natürlichen Ausbreitungsprinzip. Dort gehen nämlich, je weiter ich mich von ihr entferne, umso mehr Frequenzen verloren, auch wenn ich mich nur in der Ausrichtung dieser Box fortbewege.

Wir merken das zum Beispiel daran, dass wir aus größerer Entfernung von einem Open-Air-Konzert keine klaren Klanginformationen, sondern nur noch ein mehr oder minder diffuses Wummern vernehmen, vor allem der Bässe, also der tiefen Frequenzen. Wenn wir uns jetzt in Erinnerung rufen, dass der kleine Vogel physikalisch gesehen nur mit wenigen Watt singt, dann stehen wir eigentlich vor einem Rätsel, weil die Lautsprecherbox, die mit viel mehr Energie arbeitet, diese weitreichende Wirkung offensichtlich nicht erzeugt. Dieses Phänomen hat nichts mit der Qualität der Box zu tun. Die Natur folgt bei ihrer Art, Klang in die Welt zu bringen, und bei den Kräften, die sie dafür aufwendet, ihren eigenen Prinzipien.

Das Prinzip der Ausbreitung in alle Richtungen ist grundlegend. Wir sehen eine »Allgerichtetheit« in der Ausbreitung – keine Richtung wird bevorzugt. Gravitation wirkt in dieser Weise, Licht strahlt in alle Richtungen, und jedes Atom hat eine Art von Zentrum, das die Elektronen in einer definierten Ordnung um sich versammelt.


Beispiele aus der Natur für die Ausbreitung von Energie und Ordnung von einem Punkt (= 1 Zentrum) aus: Planetensystem, Kerze (Licht), Atom (Modell).

Schall ist eine Naturkraft und verhält sich in vielen Aspekten ähnlich wie die 4 Grundkräfte unseres Universums:

• schwache Wechselwirkung,

• starke Wechselwirkung,

• elektromagnetische Wechselwirkung und

• Gravitation,

die zwar beschrieben, jedoch bis heute nicht ursächlich erklärt werden können und verstanden sind:

»Wenn wir einen Ton auf einer Violinensaite anstreichen, beginnt die Saite zu schwingen, und der Ton wird von der Luft zu unserem Ohr übertragen. Dabei passiert etwas Eigenartiges. Die Gasmoleküle stoßen sich gegenseitig an, ähnlich wie Billardkugeln. Die Anzahl der Moleküle in einem Liter Gas ist unvorstellbar groß (ungefähr 1022). Wenn ein ganzes Orchester in einem Saal spielt, ist das ›Gewusel‹, das dann in den Luftmolekülen herrscht, so ungeheuerlich, dass bisher jegliches Erklärungsmodell für Tonübertragung versagen musste. Die Musik, die dort von der Bühne her schallt und tausendfach an Wänden, Decken, Stuhlreihen usw. reflektiert wird, dürfte unser Ohr eigentlich nur als entsetzliches ›Gejaule‹ treffen.«15

Und nun stellen Sie sich vor, dass, egal, an welchem Punkt man sich im Raum mit einem singenden Vogel befindet (über, unter, seitlich von ihm), sein Lied, seine Ausgangsinformation, in alle Richtungen gesendet wird. Aus Sicht der aufgewendeten Energie betrachtet heißt das, diese Energie, diese Kraft verteilt sich im Raum. Ähnlich wie die Energie der Sonne, die ihr Licht in alle Richtungen verströmt, bleibt für jeden Punkt im Raum, je weiter dieser Punkt von der Quelle entfernt ist, eine immer geringere Menge an Energie übrig. Trotzdem hören wir den Vogel über sehr weite Strecken klar und deutlich.

Wenn wir nun unser Beispiel des Steins, der ins Wasser fällt, weiterführen und gleichzeitig zwei Steine nebeneinander ins Wasser werfen, dann sehen wir, wie sich jede Welle frei entfaltet, obwohl sie die andere gleichzeitig durchdringt. Anstatt sich zu verdrängen, bewegen sich die Wellen gegenseitig in die Kreise der jeweils anderen Welle hinein. Dies gilt auch, wenn die Steine nacheinander oder mit unterschiedlicher Kraft ins Wasser geworfen werden, wodurch verschieden hohe Wellenberge entstehen.

Damit kommen wir zum nächsten Prinzip: Natürliche Wellen durchdringen sich gegenseitig, ohne sich zu löschen oder zu deformieren. Dies ist auch dadurch begründet, dass in der Natur ein Ereignis mit dem anderen niemals vollständig identisch ist. Sie können sich sehr ähnlich sein, sind jedoch niemals gleich. Jede natürliche Welle, die zur selben Zeit mit anderen Wellen denselben Raum durchwandert, ist etwas unterschiedlich in Bezug auf Stärke (Wellenhöhe = Amplitude), Frequenz (Abstand von Wellenberg zu Wellenberg) und ihrer Ausbreitungsgeschwindigkeit im Raum. Eine einzelne Frequenz kann gelöscht werden, jedoch nicht die Welle, die aus unterschiedlichen Einzelfrequenzen besteht. Hier erkennen wir das Prinzip der »Drucklosigkeit«.

Amplitude: größter Ausschlag eines Schwingungsvorgangs (lat. amplitudo [Größe, Weite, Umfang]).

Frequenz: Häufigkeit, Besucherzahl; Verkehrsdichte; (Physik) Anzahl der Schwingungen pro Zeiteinheit (lat. frequentia [zahlreiches Vorhandensein, Häufigkeit]).

Diese Tatsachen haben für alle Arten von natürlichen Wellen Gültigkeit und treffen auch auf Schallwellen zu. Schallwellen können unterschiedlichste Frequenzen haben, von sehr tiefen (Infraschall) über den vom menschlichen Gehör wahrnehmbaren Bereich (circa 15 bis 20 000 Hertz) bis hin zu extrem hohen Frequenzen (Ultraschall).

Dabei wird Schall wie gesagt nicht nur vom Ohr wahrgenommen, sondern auch über die Knochen und sogar über die Haut. Der Mensch nimmt mit seinem gesamten Organismus Frequenzen wahr, die auch außerhalb des vom Ohr hörbaren Bereichs liegen.

Eine weitere wichtige und grundlegende Qualität von natürlichem Schall ist also die Eigenschaft, in Materie einzudringen, sie zu durchströmen und dort eine Wirkung zu hinterlassen. Sätze wie »Diese Stimme geht mir durch Mark und Bein …« oder »Das Musikstück berührt mich im Innersten« beschreiben Empfindungen, die wohl jeder bereits einmal erlebt hat und nicht nur metaphorisch zu verstehen sind, sondern eine physikalische Tatsache wiedergeben.

Metaphorisch: bildlich, im übertragenen Sinne (gleichbedeutend gr. metaphorikós).

Zusammengefasst haben wir bisher 3 Prinzipien der natürlichen Schallausbreitung festgestellt:

• Allgerichtetheit von einem Punkt ausgehend,

• nahezu drucklose Ausbreitung,

• Durchdringung von Materie.

Ein weiterer Aspekt der natürlichen Schallentstehung ist die Trennung von Erregerpunkt und Abstrahlkörper. Am Beispiel einer Geige lässt sich das gut verdeutlichen.


Klangerzeugung: Der Abstrahlkörper ist getrennt vom Erregerpunkt.

Es gibt hier stets einen Punkt, an dem die Klangerzeugung verursacht wird (Erregerpunkt), und eine Fläche oder einen Körper, der den erzeugten Klang in die Umgebung abstrahlt (Abstrahlfläche). Der Erregerpunkt ist dabei vom Abstrahlkörper räumlich getrennt wie bei der Geige oder nur ein Punkt direkt auf dem Abstrahlkörper, von wo aus die Energie direkt auf den gesamten Körper übertragen wird, wie bei einem Gong oder einer Klangschale.

Die Saiten der Geige werden mit dem Bogenstrich in Schwingung versetzt und erzeugen eine Schallwelle. Diese nur durch die Saiten erzeugte Schallwelle ist relativ leise, wie an jeder Harfe ohne Resonanzkörper wahrgenommen werden kann.

Resonanzkörper: bei Musikinstrumenten die Schwingungen verstärkender Körper (spätlat. resonantia [Widerhall]). Resonanz: Mitschwingen, Mittönen eines Körpers durch auf ihn einwirkende Schwingungen gleicher Wellenlänge (das kann beim ungebremsten Anwachsen zur Resonanzkatastrophe führen); das Hin-und-her-Schwingen von Elektronen innerhalb von ungesättigten Molekülen; Widerhall, Anklang. – Die Fähigkeit des Lebens und der Materie, mit ähnlichen Qualitäten in Übereinstimmung zu gehen, ist Grundvoraussetzung für die Selbstorganisation und Entwicklung. Phänomene der Resonanz betreffen alle Bereiche unserer Welt. In der Physik zum Beispiel ist Resonanz der Vorgang, bei dem ein schwingungsfähiges System mit seiner Eigenfrequenz durch Energiezufuhr angeregt wird. In der Akustik ist eine Resonanz eine Reaktion von zwei gleichen oder in einem Verhältnis zueinander stehenden Frequenzen, woraus sich dann eine Resonanzfrequenz ergibt. Sie beginnen sich gemeinsam zu unterstützen.

An der Stelle, wo der Bogenstrich die Saiten berührt, befindet sich der Erregerpunkt des Klangs. Sobald die Saite zum Schwingen gebracht wird, durchströmen die Schallwellen den Korpus der Geige. Innerhalb dieses Vorgangs löschen oder verstärken sich bestimmte Frequenzen im Resonanzkörper des Instruments, da sie – bestimmt durch die Form des Körpers (Abstrahlkörper) – miteinander resonieren oder dissonieren. Passen der Geigenkörper und das Anstreichen der Geige gut zusammen, entsteht ein relativ lauter und reiner Klang, der deutlich intensiver ist als die reine Ausgangsenergie (Lautstärke) der Saiten. Dieser Vorgang kann bis heute nicht restlos erklärt werden.

Zum Thema Klangentstehung gehört auch die Tatsache, dass es in der Natur keine einzelnen Töne gibt. Sobald ein Ton beim Klavier zum Beispiel angeschlagen wird, angestrichen bei der Geige oder angeblasen wird bei der Trompete, entstehen mit diesem einzelnen Ton sofort auch seine sämtlichen Obertöne. Was wir von natürlichen Schallquellen hören, ist immer ein Klang, der aus vielen verschiedenen einzelnen Tönen gebildet wird, die wieder ihre Obertöne entstehen lassen und sich gemeinsam in die Welt ausbreiten.

Im Geigenkörper können wie in allen anderen Resonanzräumen auch einzelne Frequenzen gelöscht werden, bevor sich diese Töne – nun wissen wir, dass es ein Klang ist – in den Raum abstrahlen. Die hohe Kunst des Instrumentenbauers war schon seit urdenklichen Zeiten, das Instrument mit seinem Resonanzraum mit aller Präzision so zu bauen, dass dieser gezielt bestimmte Frequenzen löscht und die gewünschte harmonische und charakteristische Welle abstrahlt. Dabei besteht die Herausforderung, dass der Klang als lebendig empfunden wird und nicht nur präzise erzeugt wird. Rein technisch generierte Klänge lassen oft diese Lebendigkeit und Vielschichtigkeit von natürlichen Tönen vermissen.

Genauso verhält es sich mit dem Brust- und Rachenraum einer Sängerin, der als Resonanzraum für die Schwingungserregung der Stimmbänder wirkt. Hat die Sängerin eine geübte Stimme, kann ihr Klang so gewaltig werden, dass sie einen ganzen Konzertraum zu füllen vermag – oder sie erzeugt einen Klang, der ein Glas zum Zerspringen bringen kann.

Auch ein Wasserplätschern folgt diesem Prinzip. Der Tropfen trifft auf die Oberfläche (den Erregerpunkt), und die Wasseroberfläche wirkt als Abstrahlfläche. Ein Wasserfall oder Meeresrauschen ist davon ein Vielfaches.

Auf diese natürliche Weise erzeugte Klänge und Geräusche werden vom menschlichen Nervensystem und Gehirn vollständig verarbeitet. Das ist bedeutsam für die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen! Ein konventioneller Lautsprecher funktioniert – unabhängig von seiner Qualität – bauartbedingt auch deshalb auf andere Weise, weil in ihm Erregerpunkt und Abstrahlfläche (Membran) identisch sind. Deshalb erzeugt ein Lautsprecher einen flächigen und gerichteten Direktschall, der auch wesentlich stärker reflektiert wird und dem eine natürliche und vollständige Räumlichkeit fehlt.

Von einem Punkt ausgehend – Technische Umsetzung in ein Lautsprechersystem: Der Naturschallwandler

Ebenso wie der Schall in der Natur von einem Punkt abgestrahlt wird, braucht auch die Verarbeitung unserer Wahrnehmung einen Anfangspunkt, von dem aus unser gesamtes System den Hörraum aufbauen und berechnen kann. Ohne klaren Bezugspunkt kann ich mich nicht orientieren. Es ist, als ob ich auf eine Landkarte schaue: Wenn ich nicht weiß, wo ich bin, nutzt mir die beste Karte nichts. Die Natur und unser Wahrnehmungssystem folgen dem gleichen Prinzip: Ausgehend von einem Punkt, wird der Hörraum aufgebaut. Wo dieser wichtige Referenzpunkt beim Menschen ist und wieso er gerade »dort« ist, verrate ich Ihnen allerdings erst im nächsten Kapitel. Zuerst geht es nämlich um das Konzept einer naturgemäßen Technik für Lautsprecher, denn in unserer modernen Zeit ist die Schallabstrahlung mittels Lautsprechern allgegenwärtig geworden.


Ist mein Standort klar, kann ich mich orientieren.


Schema:

a) Antriebssystem

b) Membran

c) Schallabstrahler

d) Eingesetzter Trichter


Außenansicht: Pilzlautsprecher der Firma Telefunken aus den 1930er-Jahren.16

Im Jahr 2003 bin ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit im Bereich der Gewässersanierung auf dieses Konzept der Schallererzeugung mittels Lautsprechern gestoßen. Vorausgegangen waren erfolgreiche Pilotprojekte mit dem Senat der Stadt Berlin zur Erforschung von alternativen Formen der Verbesserung der Wasserqualität von Seen und Teichen auf dem Stadtgebiet. Unser Sanierungsansatz basierte auf Informations- und Energieübertragung zur biophysikalischen Restrukturierung der Gewässerbiotope. Wichtige Grundlage für die Wirkung und den Erfolg waren präzise und mit den aktuellen Gegebenheiten resonanzfähige Informationen, die auf das Wasser übertragen wurden, um die Eigenregulationsfähigkeit der Gewässer-Biotope zu stärken und vorhandene Belastungen, inklusive Schwermetallen, zu vermindern.

Im Zuge der weiteren Beschäftigung mit Möglichkeiten der Informationsübertragung habe ich im Jahr 2005 begonnen, mich intensiv mit dem Konzept der natürlichen Schallabstrahlung zu beschäftigen – ursprünglich mit der Absicht, die Möglichkeit einer die Materie durchdringenden Schallausbreitung für die Regeneration von belasteten Böden und Gewässern zu nutzen. Schnell wurde jedoch klar, welch enorme Wirkung der kugelförmig abgestrahlte Schall auf jede Art von biologischem Organismus ausübt, beim Menschen insbesondere im Bereich der Verbesserung von Hörproblemen.


Naturschallwandler (System Sunray: 2 Satelliten auf Ständern und Tieftonmodul).

Mit der Zeit konnte ich die Zusammenhänge immer besser verstehen, auch dank vieler Jahre Ausbildung und Zusammenarbeit mit Forschern und Entwicklern aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. Insbesondere die Bereiche Physik, Mathematik, Medizin, alternative Energieerzeugungskonzepte und Informationstechnologie haben zu den bis heute entwickelten therapeutischen Anwendungen beigetragen.

Die eigene technische Entwicklung der Naturschallwandler (NSW) folgt dem Grundsatz, die Natur in ihrer Vollkommenheit möglichst realitätsnah zu reproduzieren und eine authentische Klangqualität, ein akustisches Hologramm zu schaffen. Die bereits genannten Hauptprinzipien der natürlichen Wellenausbreitung müssen dabei Beachtung finden, damit dies gegeben ist:

Hologramm, Holografie (akustische[s]): 3-dimensional wiedergegebener Klang, der die Unzulänglichkeiten der Mono- und Stereofonie beseitigt, die 1-beziehungsweise 2-dimensional geblieben sind. Selbst im kleinsten Teil eines Hologramms ist die Information des Ganzen enthalten (gr. hólos [ganz, vollständig] und grámma [Gewicht, Buchstabe, Geschriebenes]).

Prinzip der Allgerichtetheit: Von einem Punkt ausgehend, erfolgt eine gleichzeitige und gleichmäßige, kugelförmige Wellenausbreitung.

Prinzip der Drucklosigkeit: Die Schallwellen breiten sich wie in der Natur nahezu drucklos und gleichmäßig im dreidimensionalen Raum aus, überlagern sich harmonisch und fließen ineinander, ohne sich gegenseitig zu verdrängen – wie bei einem Chor, der zusammen singt und bei dem jede einzelne Stimme trotzdem für sich allein bestehen bleibt.

Prinzip des Resonanzraums: Ohne Resonanzraum und Resonanzkörper kann Schall nicht so erzeugt werden, dass er auf natürliche Weise Materie zu durchdringen vermag. Jeder Lautsprecher erzeugt unabhängig von seiner technischen Qualität einen Schalldruck, da er zweidimensional als Fläche abstrahlt. Der in üblichen Lautsprechern entstehende Schalldruck wird beim NSW über die Schaffung eines präzise aufgebauten dreidimensionalen geometrischen Raums neutralisiert. Dies erfolgt durch die gegenüberliegende und horizontale Anordnung eines Hoch- und eines Mittenton-Lautsprechers auf der vertikalen Achse und die korrekte Platzierung des Campanoiden, des Herzstücks des NSW, im geometrischen Zentrum dazwischen. Der aus Holz geformte Campanoid-Doppelkegel ist ein spezieller geometrischer Resonanzkörper für die Erzeugung des Kugelschalls. Durch ihn wird die entscheidende punktförmige Abstrahlung geschaffen.

Campanoid: speziell konstruierter hyperbolischer Doppelkegel, der zwischen Hoch- und Mittentöner platziert wird (spätlat. campana [Glocke], der Kurvenverlauf des Campanoiden entspricht der sogenannten Gauß’schen Glockenkurve).


Vom Zentrum des Campanoiden aus bewegen sich alle Frequenzen des Klangbilds gleichzeitig in alle Richtungen des Raums.


Resonanzfähige räumliche Anordnung der beiden Lautsprecherinformationen (Hochton-Mittenton) im NSW-Satelliten.

Anders ausgedrückt: Die natürliche Wellenabstrahlung ist immer die Verbindung von Punkt (Ursache- oder Ausgangspunkt) und Raum. Dabei sind Bauteile (zum Beispiel Kondensatoren, Spulen), Informationsebenen (Abstände der verschiedenen Lautsprecher zueinander mit ihren Charakteristika) und Räume (unter anderem die geometrische Anordnung, die Volumina der einzelnen Körper und Abstände) zu synchronisieren (die Aufgaben der einzelnen Bauteile zeitlich aufeinander abzustimmen) und zu harmonisieren (zum Beispiel die mit der Lautstärke verbundene Intensität und Wirkung der Lautsprecher in den Raum hinein), um die natürliche Schallabstrahlung technisch zu realisieren für eine Gesamtschwingung, die wir als rein und klar empfinden.

Wie höre ich eigentlich? Ein einfacher Test auf 3 Ebenen

Wir haben bis hierher zentrale Grundlagen für die Funktion behandelt und erörtert, weshalb eine Stärkung unseres Hörsinns überhaupt möglich ist. Nun wollen wir testen, wie unsere aktuelle Hörsituation ist und zu dem bereits angekündigten Referenzpunkt kommen. Dazu verwenden wir eine natürliche Schallquelle. Mit ihr können wir diesen Test und das Training durchführen, direkt danach folgt die Beschreibung des Tests mit den Naturschallwandlern. Wie bereits im Vorwort angesprochen, können wir auch das soeben beschriebene holografische Lautsprechersystem einsetzen, falls die natürliche Schallquelle bei schwerwiegenden Hörthematiken nicht ausreicht.

Hören hat mit Lautstärke, Balance und Orientierung zu tun. Diese 3 Ebenen, die aufeinander aufbauen, testen wir nun. Wir können uns selbst und jede andere Person testen.

Hörtest mit einer natürlichen Schallquelle

Für den Test arbeiten wir am besten mit einem fließenden Wasserhahn. Damit können wir über die Stärke des Wasserstrahls auch die Lautstärke etwas variieren. Ein Zimmerspringbrunnen ist ebenfalls geeignet, weil er eine natürliche, ortsfeste Quelle ist. Doch können wir hier die Lautstärke nicht variieren. Das ist ein Nachteil, vor allem dann, wenn wir eine höhere Lautstärke brauchen.

Beim Test mit einem Wasserhahn wird Wasser verbraucht. Dies ist mir bewusst, doch das Ergebnis rechtfertigt aus meiner Sicht die Nutzung dieser Ressource. Auch die Kosten dafür sind zumindest in den Industrieländern in der Regel überschaubar.

Vorbereitung: Installation eines Hörplatzes (Trainingsplatzes)


Therapeutischer Sitzplatz. Hörplatz vor dem Wasserhahn: Die Person sitzt im Hörplatz mit dem Rücken zum Wasserhahn.

Um einen Hörplatz mit natürlicher Schallquelle einzurichten, gehen Sie wie folgt vor:

• Stellen Sie einen Stuhl oder Hocker vor dem Wasserhahn auf (Trainingsplatz). Die Person sitzt so, dass sich der Wasserhahn genau hinter ihrem Rücken befindet.

• Stellen Sie einen zweiten Stuhl gegenüber dem Trainingsplatz der Testperson im Abstand von 2 bis 3 Metern auf.

Wenn Sie sich selbst testen wollen, benötigen Sie eine zweite Person, die Ihnen einige Fragen zu Ihrer Hörwahrnehmung stellt und die Antworten und die Beobachtungen notiert. Der Mensch, dessen Hörfeld wir prüfen, heißt im Text »Person«, der begleitende Mensch »Begleiter«. Lassen Sie sich gemeinsam Zeit für den gesamten Test. – Nun kann der Test beginnen.

Anmerkung für Hörgeräteträger

Grundsätzlich ist die Feststellung der Hörfähigkeit immer ohne Hörgeräte durchzuführen. Je nach Grad der Schwerhörigkeit muss die Übung der Person vor dem Abnehmen der Hörgeräte jedoch genau erklärt und eventuell müssen Zeichen für die Regulierung der Lautstärke vereinbart werden.

Sollte der Hörgeräteträger ohne die Apparate auch bei sehr lautem Sprechen nichts verstehen, wird der gesamte Test mit den Hörgeräten durchgeführt. Das Training hat dann gemäß den Anleitungen in diesem Buch über einen längeren Zeitraum zu erfolgen, bevor wir ohne Hörhilfe weiterarbeiten können.

1. Ebene: Feststellung der allgemeinen Hörfähigkeit

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Die Person setzt sich entspannt und bequem auf den Trainingsplatz. Der Begleiter setzt sich auf den Stuhl gegenüber. Er hat Zettel und Stift bereitgelegt, um wichtige Beobachtungen und Antworten zu notieren. Der Wasserhahn ist noch zu.

• Der Begleiter bittet die Person, die Augen zu schließen. Dann geht er leise zum Wasserhahn und dreht ihn langsam auf.

• Der Begleiter geht wieder zurück zum Stuhl gegenüber der Person, die getestet wird, und fragt von vorne: »Können Sie das Wasserrauschen deutlich hören?«

• Solange die Person das Wasserrauschen noch nicht deutlich hört, wird der Wasserhahn in Schritten weiter aufgedreht. Dazu geht der Begleiter zum Wasserhahn, um ihn weiter aufzudrehen, und dann wieder zum Stuhl gegenüber der Person zurück. Erst dann wird erneut die Frage gestellt. Dieser Ablauf wird so lange wiederholt, bis die Person das Wasserrauschen klar hört.

• Die Lautstärke kann erhöht werden, indem wir zum Beispiel einen Topf richtig oder verkehrt herum unter den Wasserhahn stellen oder etwas anderes »Blechernes«, was das Geräusch verstärkt. Stellen Sie bitte geeignete Utensilien bereit, bei denen Sie bereits geprüft haben, dass das Geräusch dadurch verstärkt wird.

• Haben Sie in diesem Prozess eine Lautstärke erreicht, die von der Person gut gehört wird, vergleichen Sie diese Lautstärke mit der eines normal geführten Gesprächs. Ist das Wasserrauschen lauter, deutet dies auf eine Schwäche unseres Hörsinns hin.


Die Person auf dem Hörplatz mit laufendem Wasserhahn im Hintergrund.

2. Ebene: Prüfung der Balance des Hörfelds rechts/links

Das ist der Test, ob wir mit beiden Ohren gleich gut hören.

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Der Wasserhahn läuft weiter, die Person bleibt entspannt mit geschlossenen Augen sitzen. Der Begleiter schaut die Person an und prüft:

– Wie ist die Kopfhaltung?

– Ist der Kopf gerade?

– Wird der Kopf gedreht und/oder schräg gehalten?

– Sind die Schultern etwa auf gleicher Höhe?


Person balanciert und symmetrisch.


Person aus der Mitte (Hinweis auf Dysbalance im Hörfeld).

Diese Skizzen können Sie kopieren und dann verwenden, um die aktuelle Lage der Achsen einzuzeichnen.


Die Person mit leichter Verschiebung: Die linke Schulter ist etwas tiefer als die rechte, der Kopf leicht nach rechts gekippt.


Übertragung der wahrgenommenen Achsen in die Skizze.

Bemerkungen und Hinweise

Eine unterschiedliche Stärke der Hörwahrnehmung links und rechts beziehungsweise eine einseitige Hörschwäche spiegelt sich praktisch immer in einer mehr oder weniger dysbalancierten Körperhaltung und Körpergeometrie wider. Vor allem wird dann normalerweise ein Ohr nach vorne gedreht, meist ist dies das »stärkere«. Ist insbesondere der Kopf nicht gerade nach vorne gerichtet, gilt dies als ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass ein Hörfeld – eine Seite – stärker als das andere ist. Dieser Zusammenhang von Dysbalance und Hören wird im Test auf der 3. Ebene weiter untersucht.

Körpergeometrie: Sie definiert die Balance und Symmetrie unseres Körpers in der vertikalen und horizontalen Struktur. In ihr sind unsere Erfahrungen und Belastungen gespeichert und abgebildet.

3. Ebene: Orientierung/Ortung der Geräuschquelle

Hier geht es um die Fähigkeit, ohne optischen Bezug eine Klangquelle im Raum korrekt zu orten.

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Der Begleiter fragt die Person, nachdem diese noch eine Weile entspannt dem Plätschern zugehört hat: »Wo hören Sie das Wasserrauschen? Zeigen Sie bitte mit der Hand dorthin.« Wichtig ist, dass die Person mit der Hand dorthin zeigt und nicht nur beschreibt, wo sie das Wasserrauschen hört. Die Beteiligung des Körpers macht die Wahrnehmung der gerade jetzt vorhandenen Hörsituation viel deutlicher.

• Auch diese Frage sollte der Begleiter 1- bis 2-mal mit zeitlichem Abstand wiederholen, bis das Rauschen von der Wahrnehmung der Person her eine klare Position hat, falls zu Beginn die Ortung noch nicht klar war. Entscheidend bei dieser Frage ist: Wo höre ich das Rauschen tatsächlich? Es ist nicht wichtig, es an der »richtigen« Stelle zu hören, es geht nicht darum, zu »wissen«, wo es ist, sondern zuerst einmal darum, das Wasserrauschen überhaupt an einer eindeutigen Position zu hören – egal wo. Wir brauchen diesen Wahrnehmungs-Anfangspunkt für das weitere Training. Es kann auch sein, dass sich das Wasserrauschen von der eigenen Wahrnehmung her »bewegt«, das heißt im zeitlichen Verlauf des Hörens an verschiedenen Positionen im Raum wahrgenommen wird. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass das System der hörenden Person arbeitet und die Ordnung sucht. Lassen Sie der Person in diesem Fall etwas Zeit. Sollte jedoch an dieser Stelle des Tests für die Person keine eindeutige Zuortung des Wasserrauschens nach 1 bis 2 Minuten des Hörens möglich sein, belassen wir es dabei und schließen den Test ab.

• Wird das Wasserrauschen an einer anderen Position im Raum gehört als hinter sich in der korrekten Höhe, die davon abhängt, wo der Wasserstrahl auftrifft – zum Beispiel oben, vorne oder schräg hinten –, ist die akustische Zuortung noch nicht justiert. Das ist kein Problem, dafür haben wir das Training und die genaue Anleitung in Kapitel I.5.

Für die Aufnahme, wo die Person das Wasserrauschen hört, folgt nun zuerst eine Skizze mit verschiedenen Möglichkeiten, wo dieses wahrgenommen werden kann. Gleich danach finden Sie eine Vorlage ohne Eintragungen zum Kopieren, die Sie verwenden können, um die Position des Wasserrauschens zu vermerken. (Bei einer korrekten akustischen Zuortung hört die Person das Wasserrauschen hinter sich genau in der Mitte in der korrekten Höhe [Referenzpunkt].)


Bestimmung der Position des Wasserrauschens im Raum.


Die Person zeigt an, wo sie das Geräusch hört (hier hört sie die Geräuschquelle nach links verschoben und zu hoch).


Bestimmung der Position des Wasserrauschens im Raum (Vorlage für die Erfassung).

Beenden des Hörtests

Sind Sie am Ende des Tests angekommen, stellen Sie das Wasser langsam ab, wobei es leiser wird, bis es nicht mehr zu hören ist. Sagen Sie der Person, dass Sie die Augen jetzt wieder langsam öffnen kann. Geben Sie ihr etwas Zeit, bis Sie mit der Besprechung der Ergebnisse beginnen.

Fazit unseres einfachen Hörtests und Nachbesprechung

Der hier vorgestellte Test hat zwar bereits eine Trainingswirkung, ist jedoch in erster Linie eine Bestandsaufnahme. Wir wollen uns damit gemeinsam einen Überblick verschaffen, wie die Hörsituation sich in den einzelnen Ebenen zeigt, indem wir gemeinsam das Wasserrauschen gehört haben.

Besprechen Sie die Ergebnisse und Beobachtungen einfühlsam miteinander. Tauschen Sie als Begleiter und getestete Person Ihre Wahrnehmungen aus, was Sie bei den einzelnen Ebenen festgestellt und wie Sie die einzelnen Ebenen erlebt haben. Es geht dabei nicht darum, sich auf die Ergebnisse zu fixieren. Wir haben einen momentanen Status festgestellt. Das sind keine unverrückbaren Tatsachen. (Achtung: Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie ein Hördefizit haben beziehungsweise wie groß es ist.)

Wie geht es weiter? Das erfahren Sie in Kapitel 2 (Zurück zur Mitte …). Nun beschreibe ich erst einmal die Variante dieses Hörtests mit dem Naturschallwandler.

Hörtest mit dem Naturschallwandler

Technische Voraussetzungen

Sie brauchen einen Verstärker mit Fernbedienung, einen CD-Spieler oder eine andere Klangquelle sowie ein Naturschallwandler-System (der Test funktioniert nicht mit herkömmlichen Lautsprecherboxen). Günstig, aber nicht unbedingt notwendig, ist eine Dezibel-Anzeige an der Musikanlage.

Vorbereitung: Installation eines therapeutischen Hörplatzes (Trainingsplatzes)

Um einen Hörplatz mit dem Naturschallwandler-(NSW-)System einzurichten, gehen Sie wie folgt vor:

• Stellen Sie das NSW-System vor einer geraden Wand auf, und schließen Sie es gemäß der Aufbauanleitung an. Achten Sie darauf, dass die Satelliten den gleichen Abstand vom Sitzplatz haben.

• Stellen Sie die 2 Satelliten auf Ständern auf geringster Höhe ein, sodass der Campanoid sich etwa auf Herzhöhe befindet, wenn die Person auf dem Stuhl sitzt.

• Stellen Sie einen Stuhl oder Hocker (idealerweise einen stabilen Korbstuhl) genau in der Mitte zwischen beiden Satelliten auf (therapeutischer Sitzplatz).

• Platzieren Sie das Tiefton-Modul rechts oder links zwischen Stuhl und Satelliten oder direkt hinter dem Sitzplatz (das ist optimal).

• Stellen Sie die Stuhllehne möglichst direkt an die Wand oder, wenn das Tiefton-Modul hinter dem Stuhl steht, mit ein paar Zentimetern Abstand an das Modul. Dieser Aufbau des therapeutischen Sitzplatzes kann auch mitten in einem Raum erfolgen. Es ist jedoch für den Hörenden leichter, direkt an einer Wand zu sitzen, da dies die Orientierung nach hinten (die Wand gibt Sicherheit: »Da ist niemand«) und nach vorne erleichtert.

• Satelliten und Oberkörper sollen sich auf einer Linie befinden, oder platzieren Sie die Satelliten etwas vor dem Körper.

• Stellen Sie einen zweiten Stuhl gegenüber dem therapeutischen Sitzplatz im Abstand von 2 bis 3 Metern für die Begleitung auf.


Therapeutischer Hörplatz mit dem Naturschallwandler-System.


Anordnung des therapeutischen Hörplatzes in der Draufsicht.

Musikalische Voraussetzungen: Ein Lied von einer einzelnen weiblichen Gesangsstimme mit einfacher musikalischer Begleitung, das folgende Qualitäten aufweist:

• Die Stimme der Sängerin muss zentriert sein, das heißt, bei gleichem Abstand zu den Satelliten der Naturschallwandler und der Mittenstellung der Balanceregelung des Verstärkers ist die Sängerin genau in der Mitte zu hören.

• Das Lied hat Dynamik (unterschiedliche Lautstärken) und ist in mehreren Tonlagen gesungen.

• Das Lied hat einen schönen Inhalt (ich weiß, darüber könnten wir jetzt viele unterschiedliche Ansichten teilen – nehmen Sie einfach eins, das Ihnen gefällt und guttut).

• Diese Voraussetzungen sind beispielsweise erfüllt in dem Lied »Over the Rainbow« von Eva Cassidy aus ihrer CD »Songbird«, mit dem wir schon seit vielen Jahren mit sehr gutem Erfolg arbeiten.

Wenn Sie sich selbst testen wollen, benötigen Sie eine zweite Person, die Ihnen einige Fragen zu Ihrer Hörwahrnehmung stellt und die Antworten und die Beobachtungen notiert.

Der Mensch, dessen Hörfeld wir prüfen, heißt im Text »Person«, der begleitende Mensch »Begleiter«.

Lassen Sie sich gemeinsam Zeit für diesen Ablauf. Das Testlied kann gern 1- bis 2-mal wiederholt werden, bis alle Testfragen eindeutig beantwortet sind. Besonders die Person, mit der wir das Hörfeld prüfen, soll die Möglichkeit haben, sich auf die Musik und das holografische Hören einzustimmen.

Nun kann der Test mit den Naturschallwandlern beginnen.

Anmerkung für Hörgeräteträger

Grundsätzlich ist die Feststellung der Hörfähigkeit auch hier immer ohne Hörgeräte durchzuführen. Je nach Grad der Schwerhörigkeit muss die Übung der Person vor dem Abnehmen der Hörgeräte jedoch genau erklärt und eventuell müssen Zeichen für die Regulierung der Lautstärke vereinbart werden.

Wie beim Test mit natürlicher Schallquelle gilt: Sollte der Hörgeräteträger ohne die Apparate auch bei sehr lautem Sprechen nichts verstehen, wird der gesamte Test mit den Hörgeräten durchgeführt. Das Training hat dann gemäß den Anleitungen in diesem Buch über einen längeren Zeitraum zu erfolgen, bevor wir ohne Hörhilfe weiterarbeiten können.

1. Ebene: Feststellung der allgemeinen Hörfähigkeit in Verbindung mit Lautstärke

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Die Person setzt sich entspannt und bequem auf den Trainingsplatz. Der Begleiter setzt sich auf den Stuhl gegenüber und hält die Fernbedienung. Er hat Zettel und Stift bereitgelegt, um wichtige Beobachtungen und Antworten zu notieren. Die Musik ist noch aus.

• Der Begleiter bittet die Person, die Augen zu schließen.

• Er spielt das ausgewählte Lied leise an. Er stellt die Lautstärke langsam und behutsam lauter, bis diese für die Person angenehm ist, das heißt die Sängerin von der Person klar und deutlich gehört wird. Dies findet der Begleiter heraus, indem er die Person fragt:

– »Ist die Lautstärke so angenehm?«

– »Können Sie die Sängerin gut hören?«

• Diese Fragen werden so oft gestellt, und die Lautstärke wird entsprechend angepasst, bis die Person die Frage klar bejaht. (Beachten Sie bitte, dass die Sängerin Eva Cassidy singt, während die Fragen gestellt werden; bei dem Lied »Over the Rainbow« kommt im Mittelteil eine Passage vor, während der die Sängerin nicht singt.)

Bemerkungen und Hinweise

Der Vergleich der Lautstärke des gesungenen Lieds zur Lautstärke einer normalen Unterhaltung gibt uns einen Hinweis darauf, wie der Stand unserer allgemeinen Hörfähigkeit gerade ist. Muss die Sängerin lauter eingestellt werden, bevor wir ihr Lied als angenehm empfinden, deutet dies auf eine Schwäche unseres Hörsinns hin.

2. Ebene: Prüfung der Balance des Hörfelds rechts/links

Das ist der Test, ob wir mit beiden Ohren gleich gut hören.

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Die Musik läuft weiter, die Person bleibt entspannt mit geschlossenen Augen sitzen. Der Begleiter schaut die Person an und prüft:

– Wie ist die Kopfhaltung?

– Ist der Kopf gerade?

– Wird der Kopf gedreht und/oder schräg gehalten?

– Sind die Schultern etwa auf gleicher Höhe?


Person balanciert und symmetrisch.


Person aus der Mitte (Hinweis auf Dysbalance im Hörfeld).

Diese Skizzen können Sie kopieren und dann verwenden, um die aktuelle Lage der Achsen einzuzeichnen.


Person auf dem Hörplatz mit dem Naturschallwandler-System: obere Körperachsen mit leichter Verschiebung, die rechte Schulter etwas tiefer als die linke, der Kopf leicht nach rechts gekippt.


Übertragung der wahrgenommenen Achsen in die Skizze.

Bemerkungen und Hinweise

Eine unterschiedliche Stärke der Hörwahrnehmung links und rechts beziehungsweise eine einseitige Hörschwäche spiegelt sich praktisch immer in einer mehr oder weniger dysbalancierten Körperhaltung und Körpergeometrie wider. Insbesondere wird dann normalerweise ein Ohr nach vorne gedreht, meist ist dies das »stärkere«. Ist insbesondere der Kopf nicht gerade nach vorne gerichtet, gilt dies als ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass ein Hörfeld – eine Seite – stärker als das andere ist. Dieser Zusammenhang von Dysbalance und Hören wird im Test auf der 3. Ebene weiter untersucht.

3. Ebene: Orientierung/Ortung der Geräuschquelle

Hier geht es um die Fähigkeit, ohne optischen Bezug eine Klangquelle im Raum korrekt zu orten.

Vorgehen für diese Ebene Schritt für Schritt

• Der Begleiter fragt die Person, nachdem diese noch eine Weile entspannt dem Lied zugehört hat: »Wo hören Sie die Sängerin? Zeigen Sie bitte mit der Hand dorthin.« Wichtig ist, dass die Person mit der Hand dorthin zeigt und nicht nur beschreibt, wo sie die Sängerin hört. Die Beteiligung des Körpers macht die Wahrnehmung der gerade jetzt vorhandenen Hörsituation viel deutlicher.

• Auch diese Frage sollte der Begleiter 1- bis 2-mal mit zeitlichem Abstand wiederholen, bis die Sängerin von der Wahrnehmung der Person her eine klare Position hat, falls zu Beginn die Ortung noch nicht klar war. Entscheidend bei dieser Frage ist: Wo höre ich die Sängerin tatsächlich? Es ist nicht wichtig, sie an der »richtigen« Stelle zu hören, es geht nicht darum, zu »wissen«, wo sie ist, sondern zuerst einmal darum, die Sängerin überhaupt an einer eindeutigen Position zu hören – egal, wo. Wir brauchen diesen Wahrnehmungs-Anfangspunkt für das weitere Training. Es kann auch sein, dass die Sängerin sich von der eigenen Wahrnehmung her »bewegt«, das heißt im zeitlichen Verlauf des Hörens an verschiedenen Positionen im Raum wahrgenommen wird. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass das System der hörenden Person arbeitet und die Ordnung sucht. Lassen Sie der Person in diesem Fall etwas Zeit. Wie bereits am Beginn der Testbeschreibung erläutert, kann das Lied wiederholt werden. Sollte jedoch an dieser Stelle des Tests auch nach 2 bis 3 Minuten keine eindeutige Lokalisierung möglich sein, belassen wir es dabei und schließen den Test ab.

• Wird die Sängerin an einer anderen Position im Raum gehört als im Bereich des Hinterkopfs (es kommt da nicht auf eine absolute Exaktheit der Position an), zum Beispiel oben, vorne oder schräg hinten, ist die akustische Zuortung noch nicht justiert. Das ist kein Problem, dafür haben wir das Training und die genaue Anleitung in Kapitel I.5.

Für die Aufnahme, wo die Person die Sängerin hört, folgt nun zuerst eine Skizze mit verschiedenen Möglichkeiten, wo die Stimme der Sängerin wahrgenommen werden kann. Gleich danach finden Sie wieder eine Vorlage ohne Eintragungen zum Kopieren, die Sie verwenden können, um die Position der Sängerin zu vermerken. (Bei einer korrekten akustischen Zuordnung hört die Person im Hologramm die Sängerin im hinteren Bereich des Kopfes, idealerweise genau in der Mitte. Im akustischen Hologramm der Naturschallwandler können sich Dysbalancen manchmal auch innerhalb weniger Minuten regulieren, das heißt, die Sängerin »wandert zur Mitte«, hinter den Kopf der Person.)


Bestimmung der Position der Sängerin im Raum.


Die Person zeigt an, wo sie das Geräusch hört (hier hört sie die Sängerin nach rechts verschoben und zu hoch).


Bestimmung der Position der Sängerin im Raum (Vorlage für die Erfassung).

Beenden des Hörtests

Sind Sie am Ende des Lieds angekommen, schalten Sie das Wiedergabegerät aus. Während des Lieds regeln Sie die Lautstärke langsam so, dass die Stimme immer leiser wird, bis sie nicht mehr zu hören ist, und machen dann das Gerät aus. Sagen Sie der Person, dass Sie die Augen jetzt wieder langsam öffnen kann. Geben Sie ihr etwas Zeit, bis Sie mit der Besprechung der Ergebnisse beginnen.

Fazit unseres einfachen Hörtests und Nachbesprechung

Der hier vorgestellte Test hat zwar bereits eine Trainingswirkung, ist jedoch in erster Linie eine Bestandsaufnahme. Wir wollen uns damit gemeinsam einen Überblick verschaffen, wie die Hörsituation sich in den einzelnen Ebenen zeigt, indem wir gemeinsam Musik gehört haben.

Besprechen Sie die Ergebnisse und Beobachtungen einfühlsam miteinander. Tauschen Sie als Begleiter und getestete Person Ihre Wahrnehmungen aus, was Sie bei den einzelnen Ebenen festgestellt und wie Sie die einzelnen Ebenen erlebt haben. Es geht nicht darum, sich auf die Ergebnisse zu fixieren. Wir haben einen momentanen Status festgestellt. Das sind keine unverrückbaren Tatsachen. (Achtung: Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie ein Hördefizit haben beziehungsweise wie groß es ist.)

Wie geht es weiter? In diesem Kapitel haben wir zwei Tests auf 3 Ebenen der Hörfähigkeit durchlaufen. In der 2. und 3. Ebene ging es insbesondere um die Wahrnehmung der Mitte und die damit verbundene Fähigkeit, Balance und Symmetrie aufzubauen. Das wollen wir im Folgenden vertiefen.

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