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Was Sie beim Lesen dieser Abhandlung erwartet
ОглавлениеMein entscheidender Ansatz ist, dass der Mensch sich prinzipiell als Ich erfährt, d. h. er glaubt, als Ich mit seinem Verstand und seinem Willen sein Leben meistern zu können. Er fühlt sich frei und unabhängig und als Gestalter seines Lebens. Er erschafft sich seine Welt nach seinen Wünschen und Vorstellungen, wobei er oft zu wenig an die Auswirkungen und Folgen denkt. Er übersieht bzw. will es nicht wahrhaben, dass er von vielen Faktoren abhängig ist, sowohl äußeren als auch inneren. Die äußeren treten als Schicksal in sein Leben wie Naturkatastrophen, Unfall, Krankheit oder Tod. Deshalb ist es eines seiner Hauptziele, dies alles unter Kontrolle zu bringen und in den Griff zu bekommen, was ihm aber nur ansatzweise – z. B. bei Krankheiten - gelingt. Aber auch von inneren Faktoren ist er abhängig; seine Körperfunktionen, Schlaf und Triebe sind seinem Wollen nicht unterworfen. Dass sein Leben von Mächten gesteuert und abhängig ist, die er nicht in der Hand hat, beachtet er kaum. Bei genauerem Hinsehen ist er auch in seinem Denken und seinen Gefühlen unfrei und abhängig, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er wähnt sich frei und ist doch von vielen Faktoren abhängig.
Würde er sich eingestehen, wie sehr er den sein Leben bestimmenden Faktoren unterworfen ist, müsste er in seinem Denken und Handeln ganz andere Akzente setzen. Er würde nicht mehr glauben, Herr seines Lebens zu sein. Nur durch Leugnen dieser ihn bedingenden Faktoren kann er seine irrige Meinung aufrecht erhalten, über sein Leben verfügen und frei schalten und walten zu können, wobei sein gesamtes Denken und Streben auf sein persönliches Wohlergehen ausgerichtet ist, weitgehend ohne Rücksicht auf das Wohlergehen der anderen. Der Mensch im Ich denkt nur an seinen Vorteil, nur der Mensch in seiner Ganzheit sieht auch den anderen. Da aber das Ich eines anderen den gleichen Anspruch auf das eigene Wohlergehen mit dem gleichen Recht erhebt, muss es notwendigerweise zum Konflikt, letztlich zum Krieg, kommen. Der andere ist der Konkurrent, immer schon um Nahrung und Weibchen, auf höherem Niveau um Ansehen, Position, Geltung, Macht. So gilt es, den anderen zu überlisten, zu übervorteilen, auszustechen, zu bekämpfen. Deshalb kann es in der Ich-Haltung nicht zu Frieden und Harmonie kommen. Das gibt es nur, wenn das Ich transzendiert, überwunden wird. Und da türmt sich ein unermessliches Problem auf: Der Mensch kann sein Ich vom Ich her nicht überwinden!!! Er bleibt immer als Ich in all seinen Bemühungen erhalten. Alles was er denkt, tut und unternimmt, ist immer er als Ich. Der Weg zur Befreiung vom Ich führt über den Zusammenbruch – den Tod - des Ichs. Das ist die schmerzliche und für das Ich unannehmbare Wahrheit. Und diesen Weg kann niemand für einen gehen, niemand kann einem diesen Schmerz ersparen.
Da wir uns alle in der Ich-Haltung vorfinden, fällt es uns schwer, den geschilderten Ansatz nachzuvollziehen.
Wer ist meine Zielgruppe? Jeder, der auf der Suche ist, auf der Suche nach sich selbst und nach den Rätseln des Menschseins und nach Antworten auf Fragen, die das Leben an uns stellt. Jeder, der merkt, dass im Menschsein bei sich selbst und bei den anderen vieles schief läuft, dass wir Vorstellungen davon haben, wie schön das Leben sein könnte und keinen Weg sehen, wie Beglückung und Erfüllung zu erreichen wäre.