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Vorwort

Ich nenne jetzt einfach alle Verfasser, die ich bisher gelesen habe, so dass sich der Leser ein Bild davon machen kann, worauf sich meine Kritik bezieht und was mich zu dieser Abhandlung veranlasst hat. Sie ist die gedankliche Auseinandersetzung mit diesen Schriften.

Beschäftigt habe ich mich bisher – mit mindestens je einer Schrift, bei manchen durchaus mehreren – mit Ramesh S. Balsekar, N. Gill, T. Golas, L. Hartong, S. S. Kathrein, J. McKenna, J. Kersschot, R. Linchitz, J. Krishnamurti, U. G. Krishnamurti, R. Lehner, Nisargadatta Maharaj, Ramana Maharshi, S. Nadeen, T. Parsons, P. Pfrommer, K. Renz, B. Roberts, J. B. Swartz, R. Sylvester, E. Tolle, S. Wolinsky. Es ist nicht viel angesichts dessen, was auf dem spirituellen Markt angeboten wird. Mein Urteil bezieht sich ja auch nur auf die angegebene Literatur, wobei ich schon glaube, dass ich mir ein angemessenes Bild von dem, was dort vertreten wird, machen konnte.

Agewaida

Der Titel enthält einen bayerischen Ausdruck, der ins Hochdeutsche übersetzt „Ach, geh weiter“ heißt. Das gibt aber längst nicht das wieder, was es im Bayerischen bedeutet. Es meint primär gar nicht „geh weiter“, obwohl das auch ganz gut passt: Nimm Advaita zur Kenntnis, aber bleib nicht dabei stehen, geh darüber hinaus. Es ist das „Weiter“ von McKenna. Es gibt keinen Stillstand, auch nicht in einer gültigen Idee. Advaita enthält interessante Theorien, die natürlich auf Erfahrung beruhen, aber es sind von der Erfahrung abgeleitete Theorien und als solche nicht verbindlich; es ist nichts, was man glauben müsste und nicht kritisch hinterfragen dürfte. Stehen bleiben würde bedeuten, Advaita zum Konzept zu machen, und das wäre genau das Gegenteil zu dem, was Leben ausmacht.

„Geh waida“ meint im Bayerischen ein Erstaunen, einen Zweifel, den man damit zum Ausdruck bringt. „A geh waida“ heißt soviel wie: „Das kann ich gar nicht glauben. Nein, gibt es das?“ Und genau darin findet mein Empfinden Ausdruck, wenn ich mich mit Advaita beschäftige. Es enthält die Frage, ob das wirklich so gesagt und zum Ausdruck gebracht werden muss, worum es geht. Natürlich muss man auch in der Advaita-Literatur unterscheiden und kann beileibe nicht alles über eine Kamm scheren. Z. B. finden sich bei U. G. Krishnamurti durchaus andere Gedanken als bei anderen Vertretern des Advaita Vedanta. Es ist gar nicht leicht, das, was als Advaita-Literatur bezeichnet werden kann, unter einen Hut zu bringen. Wenn ich U. G. Krishnamurti neben J. B. Swartz stelle, dann erlebe ich zwei Welten: Bei U. G. Krishnamurti jegliche Ablehnung einer auch nur irgendwie gearteten Methode, um zur Erleuchtung zu gelangen, während J. B. Swartz und andere, z. B. E. Tolle oder S. Wolinsky, durchaus von der Möglichkeit überzeugt sind, Erleuchtung durch eigenes Bemühen erreichen zu können. Ich werde darauf noch eingehen.

Warum ich mich mit Advaita so auseinandersetze hat den Grund, dass ich nach meinen Erlebnissen auf der Suche nach vergleichbaren Erfahrungen war und hier fündig geworden bin. Hier entspricht viel dem, was mir klar geworden ist, aber eben nicht alles. Da eine Unterscheidung zu treffen, was wesentlich für die Transzendierung des Ichs – das ist meine Bezeichnung für das, was andere mit den Begriffen Erleuchtung, Erwachen etc. benennen – und was eher hinderlich ist, halte ich möglicherweise für Suchende hilfreich, denn ich glaube, dass mancher in die Irre geführt wird, wenn er sich nach dem richtet, was von traditionsreichen und damit ehrwürdigen Schriften und deren Nachfolgern und Vertretern geäußert wird. Denn so lange man auf der Suche ist, ist man ja kaum fähig, das Richtige vom Falschen unterscheiden zu können. Gerade die hohe Autorität der Upanishaden beeindruckt so stark, dass man sie leicht für die absolute Wahrheit hält. Ein Suchender zweifelt dann eher an sich als an der Lehre. Es wird ja auch viel getan, um einen unnahbaren Nimbus aufzubauen und eine Ehrfurcht zu erzeugen, die scheinbar jedes kritische Denken im Keim ersticken soll. Ich möchte nur ein Beispiel dafür bringen: „Gaudapada: Der erste Meister in Menschengestalt, der die Advaita-Erkenntnis empfangen hat“ (MM 186) (die Weise des Zitierens wird aus dem Literaturverzeichnis ersichtlich). Also ein „Meister“ – es gibt keinen – in „Menschengestalt“ – in welcher sonst? Es klingt wie: Christus, in dem Gott in Menschengestalt erschienen ist – hat Advaita-Erkenntnis empfangen, offenbar wie Mohammed den Koran, der als Offenbarung angesehen wird, die nicht kritisch hinterfragt werden darf.

Ich erlaube mir die Freiheit, das, was da gesagt wird, an dem zu messen, was ich erlebt habe. Wenn es dann dem nach kritischer Prüfung nicht entspricht, hat es für mich keine Gültigkeit und keine Bedeutung.

Glücklicherweise ist es so, dass heute fast jeder das finden kann, was ihm entspricht. Da möchte ich ein kleines Mosaiksteinchen hinzufügen. Vielleicht verstehen es manche Sucher besser so, wie es der eine sagt, und andere verstehen es besser, wie es ein anderer sagt. Im Übrigen bringt Verstehen sowieso nichts für das, worum es geht. Deshalb ist auch ein Streit um das richtige Verständnis sinnlos.

Ich möchte in dieser Darlegung zeigen, dass man viele Aussagen der Advaita-Literatur nicht so machen muss, wie sie gemacht werden. Mir geht es darum, aus meiner Erfahrung heraus die Dinge, die im Advaita übereinstimmende oder von vielen vertretene Aussagen darstellen, auf ihre Tragfähigkeit zu überprüfen.

Trotz aller Kritik bin ich aber überzeugt, dass die Ideen des Advaita dem am nächsten kommen, was meine Erfahrungen sind.

Ich betrachte das, was ich sage, nicht als die Wahrheit. Es ist meine Wahrheit, ein kleiner bunter Stein in dem großen Mosaik des Lebens. Und jeder trägt mit seiner Wahrheit dazu bei, dass dieses Leben, diese vergängliche Wirklichkeit bunt wird. Deshalb gibt es nur Austausch. Es gibt kein Lehrer-Schüler-Verhältnis.

Ich möchte betonen, dass ich voll respektiere, wenn andere ihre Sicht darstellen, auch wenn sie ganz anders ist als die meine. Wenn ich das hier schreibe dann nur, um meine Sicht einzubringen. Das tut den anderen Sichtweisen in keiner Weise Abbruch, auch wenn durch meine Ausdrucksweise vielleicht manchmal ein anderer Eindruck erweckt wird. Jeder hat das Recht, die Dinge so darzustellen, wie er sie sieht – aber ich eben auch. Was ich aufzeige, ist meine Sicht der Dinge, aufgrund meines Lebens, meinen Erfahrungen und Erkenntnissen. Das heißt nicht, dass sie für jeden Geltung haben müssten, selbst wenn ich davon überzeugt wäre!

Eigentlich greife ich niemanden an, auch wenn es manchmal so ausschaut. Wenn ich sage, dass ich das für Unsinn halte, dann heißt es nur, dass ich es ganz anders sehe, dass ich dieses Denken nicht nachvollziehen kann. Es darf jeder so sagen, wie er es für richtig hält; ich möchte nur meins einbringen.

„Spiritualität ist eine Erfindung des Verstandes. … Denken (und ich möchte hinzufügen: Erkennen) kann das Leid nicht beenden“ sagt U. G. Krishnamurti (MM 50). Das muss sich jeder bei allem, was er liest, vor Augen halten.

Der Puls des Lebens schlägt nicht in Denksystemen, und die Probleme des Lebens, die durch das Ich entstehen, sind nicht von Denksystemen her zu lösen.

Wenn jetzt einer sagt: „Ja, was soll ich nun glauben? Der eine sagt so, der andere so“, dann möchte ich entgegnen: Dann sind Sie genau am richtigen Punkt: Es kann Ihnen nämlich niemand sagen, was für Sie gilt, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Durch Studium von Schriften welcher Art auch immer, und wenn sie von noch so vielen Menschen für außerordentlich bedeutend gehalten werden, werden Sie nie zu dem finden, was Sie suchen. Denn es ist immer Ihr Ich, das sich durch sein Bemühen, die Wahrheit zu finden, auf diese Weise heraushält und alles tut, nur um nicht kapitulieren zu müssen. Und nur darum geht es, das ist das torlose Tor, durch das der Mensch hindurchgehen muss, sich im Ich aber weigert, hindurchzugehen, und es auch gar nicht kann.

Dass sich das Ich begeistern kann für große Ideen, ohne auch nur im Geringsten daran zu denken, diese für sich umzusetzen, zeigt eine kleine Geschichte:

Ein Akrobat fährt auf dem Hochseil eine Schubkarre über einen Abgrund. Begeistert klatschen die Zuschauer. Da fragt der Akrobat: „Trauen Sie es mir zu, das nochmals zu machen?“ Und ein tosendes „Ja“ schallt ihm entgegen. Da fragt er gezielt jemanden aus dem Publikum: „Und Sie, trauen Sie es mir zu?“ „Ja, natürlich“ ruft der Angesprochene. „Dann kommen Sie herauf und setzen sich in die Schubkarre!“ – Da taucht der Angesprochene ganz schnell in der Menge unter. So war es nicht gemeint.

Advaita- Agewaida

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